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Der Wunsch eines Fans

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Der Wunsch eines Fans

"Guten Abend, Champ! Ich hoffe, du hattest eine schöne Zeit in der Naturzone", begrüßte die Rezeptionistin den hereinkommenden Gast, kaum hatte sie das Gebäude betreten. Mit flotten Schritten stieg Gloria die Treppen hinauf und blickte der Mitarbeiterin des Inns mit einem großen Lächeln entgegen.

"Guten Abend, Branka", grüßte Gloria zurück und begann in ihrer Tasche zu kramen.

"Ich muss sagen, die Ausbeute von heute ist ziemlich gut. Nicht nur habe ich ein paar spannende Kämpfe mit mehreren guten Trainern erleben können, ich habe sogar wieder mehr Stangenlauch fürs nächste Camping mit meinem Team finden können. Besonders Liberlo und Lauchzelot können nicht genug davon bekommen", kicherte sie vor sich hin. Schließlich wurde sie fündig und zog einen Netzball aus ihrem Rucksack heraus. Stolz hielt sie ihn Branka entgegen.

"Außerdem konnte ich heute ein ganz besonderes Pokémon finden. Ich bin gerade mit meinem Fahrrad über den Milotic-See gefahren, als vor mir ein ganz besonderes Milotic aufgetaucht ist. Der Kampf hat zwar gedauert, aber ich konnte es am Ende doch noch fangen. Allerdings sieht es ganz anders aus, als andere Milotic ... eventuell weiß Professor Sania, was es damit auf sich hat."

Kaum hatte sie das ausgesprochen, steckte sie den Netzball in ihre Tasche zurück. Branka begann ein wenig zu klatschen.

"Herzlichen Glückwunsch, Champ! Freut mich zu hören, dass du so erfolgreich gewesen bist. Jetzt möchtest du dir wohl wieder ein Zimmer nehmen, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen und dich für den nächsten erfolgreichen Tag erholen zu können, nicht wahr?"

Gloria begann zu nicken, bis sie das bekümmerte Seufzen ihres Gegenübers hören konnte.

"Nun, das ist mir etwas unangenehm", begann Branka und rieb sich an den Knöcheln ihrer rechten Hand.

"Bedauerlicherweise ist unser Haus komplett ausgebucht, wir haben kein einziges freies Zimmer mehr. Diese Woche findet in der Arena eine Art Ausstellung statt, größtenteils für Verkäufer diverser Pokémonartikel, auch aus anderen Regionen und auch von inländischen Start-ups, welche ihre neuen Produkte dort zeigen wollen. Daher sind auch nicht nur sehr viele Aufsteller, sondern auch viele Gäste nach Engine City gekommen und haben die Zimmer für die komplette Zeit bei uns gebucht. Vermutlich haben auch viele Bewohner das eine oder andere Zimmer an einen Gast vermieten können, bei dem Ansturm, den wir hatten, ist es auch kein Wunder ... tut mir Leid, dass wir dir kein Zimmer anbieten können. Es ist mir wirklich mehr als unangenehm", sagte Branka und konnte Gloria kaum in die Augen sehen. Doch diese reagierte nicht, zumindest nicht auf die Art, welche Branka von ihr befürchtet hatte. Stattdessen legte Gloria ihr eine Hand auf die Schulter und sah ihr in die Augen, kaum, dass der Blinkkontakt aufgebaut war.

"Ach, Branka", sagte sie und begann nun selbst zu seufzen.

"Ich bin euch doch nicht sauer, das Knospi Inn ist auch sehr beliebt unter den Gästen und ich kann es verstehen, dass ihr eine solche Ausstellung für euch nutzen wollt. Um ehrlich zu sein, ich habe zwar bereits von der Ausstellung gehört, aber mich zu sehr auf unser Training und die Zutatensuche konzentriert, als dass ich mich wirklich daran erinnert hätte. Dass ich nun kein Zimmer deswegen bekomme, ist nicht eure Schuld, sondern wenn, dann ist es meine. Ich hätte auch einfach daran denken müssen ... es macht wirklich nichts", fügte Gloria schnell hinzu, als Brankas Blick immer feuchter wurde.

"Ich werde mir einfach mit meinem Team eine ruhige Ecke in der Naturzone suchen und dort dann in dem Zelt übernachten. Das ist kein Problem, das haben wir bereits öfters gemacht", sagte sie und klopfte dabei auf ihren Rucksack, welcher alles enthielt, was sie für die heutige Nacht benötigen würde. Gleichzeitig lächelte sie die Rezeptionistin an, um ihr schlechtes Gewissen wegzuwaschen.

Branka erwiderte das Lächeln, wenn auch schwach und reichte Gloria eine Handvoll Bonbons, welche sie aus einem kleinen Glasbehälter gefischt hatte.

"Dann lass mich dir zumindest die hier geben, ein kleines Trostpflaster dafür, dass du heute nicht bei uns einchecken kannst. Vergiss bitte nicht, dass du bei uns jederzeit willkommen bist und ich hoffe, dass wir dir dann auch wie gewohnt ein angenehmes Zimmer bieten können", sagte sie und setzte zu einer Verbeugung an. Unsicher, wie sie darauf reagieren sollte, verbeugte sich Gloria nun ebenfalls.

"Danke, das ist sehr nett von dir", sagte sie und steckte die Bonbons in ihre Jackentasche.

"Das Angebot nehme ich gerne an, ich bin gerne hier im Inn. Und für heute, da sollte ich mich lieber auf den Weg machen, bevor all die guten Plätze weg sind. Bevor sie sich noch von anderen Trainern unter den Nagel gerissen wurden", erwiderte Gloria, zog ihren Rucksack zurecht und begann, sich in die Richtung der Treppe zu bewegen.

"Dann wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg und lass dich im Schlaf nicht von wilden Pokémon beißen",  verabschiedete Branka sich und verbeugte sich ein weiteres Mal, was Gloria allerdings bereits nicht mehr zu sehen bekam. Kaum hatte Branka sich wieder aufgerichtet, sah sie, wie ein kleines paar braune Ohren an ihrer Rezeption vorbeilief, in die Richtung der Treppen, auf welchen die Trainerin gerade verschwunden war.

"Moment, warte mal kurz, Champ", konnte Branka die Stimme des kleinen Mädchens hören. Auch Gloria konnte sie hören und so blieb sie im unteren Eingangsbereich des Inns stehen. Wenige Sekunden später stand das kleine Mädchen vor ihr und bemühte sich darum, hastig Luft zu holen.

"Lass dir ruhig Zeit, so eilig habe ich es nun auch nicht. Atme erst einmal langsam ein und aus", wies Gloria die Jüngere an und fasste nun ihr an die Schulter. Dem Rat folgend, so schien es, atmete das Mädchen im Evoli-Kostüm laut ein und aus, bis sich ihr Atem wieder einigermaßen beruhigt hatte. Dann blickte sie in das Gesicht der Älteren und begann, von einem Ohr zum anderen zu grinsen.

"Nun, was kann ich für dich tun?", begann Gloria sie zu fragen und sah sie neugierig an. Das Mädchen begann nun noch mehr zu grinsen.

"Ich ... ich hab dich vorhin gesehen, als ich aus dem Fenster gesehen habe. Und du bist mein allerliebster Lieblingschamp, also wollte ich dich unbedingt sehen!"

Gloria begann zu lächeln.

"Also bist du ein Fan von mir? Das ist ja süß von dir! Ich fühle mich geschmeichelt", sagte sie und klopfte dem kleinen Mädchen aufmunternd auf die Schulter. Das Mädchen begann wie wild zu kichern, bis ihr einfiel, weshalb sie der Trainerin nachgelaufen war und schüttelte mit dem Kopf, um sich wieder zu beruhigen.

"Ja, ich bin ein sehr großer Fan von dir! Ich hab deinen Kampf gegen Delion gesehen, der war sooooo aufregend! Richtig spannend! Wie du deine Pokémon einsetzt hast! Und am Ende, als ihr beide eure letzten Pokémon gegigamaxt habt, das war sooooo cool! Seitdem wir das gesehen haben, wollen meine Pokémon und ich noch viel besser werden, damit wir eines Tages so gut sein werden wie du!"

Gloria spürte, wie sich ihre Wangen erwärmten und ihr Lächeln sich vor Stolz vergrößerte.

Wieder schüttelte das Mädchen ihren Kopf, wieder versuchte sie sich zu fokussieren.

"Und, und ich habe gehört, dass du kein Zimmer mehr bekommen hast. Ich hab noch Platz in meinem Zimmer, eigentlich wollte ich hier mit einer Freundin übernachten, aber sie hat mich angerufen und gesagt, dass sie doch nicht kommt, weil sie mit dem Zug nach Claw City gefahren ist. Aber ich hab das Zimmer schon und es ist auch schon bezahlt ... also wenn du willst, können wir uns das Zimmer teilen! Ist mir jedenfalls so eingefallen, als ich runter bin, weil ich dich unbedingt wiedersehen wollte. Wir haben uns mal bekämpft, weißt du noch?"

Gloria nickte, ein so niedliches Kostüm wie es das kleine Mädchen trug, würde sie so schnell nicht wieder vergessen. Vor allem, da das Mädchen von Kopf bis Fuß in einem Evolibody steckte.

"Ja, ich erinnere mich, auch dieser Kampf war sehr schön", sagte Gloria und nickte dabei. Tatsächlich hatte sie den Kampf in positiver Erinnerung behalten, besonders nach den zickigen Trainerinnen, die sich zuvor mit ihr gemessen und dann lauthals verloren hatten. Dass es das Mädchen trotz ihres verlorenen Kampfes sportlich genommen hatte, das hatte Gloria sehr beeindruckt. Gleichzeitig begann sie über den Vorschlag des Mädchens nachzudenken.

"Und du bist dir sicher, dass deine Freundin nicht mehr kommen wird? Ganz sicher?", begann Gloria vorsichtig nachzufragen. Wieder nickte das kleine Mädchen vor ihr ganz eifrig.

"Ja, ich bin mir da sehr, sehr sicher. Einfach, weil ich sie bereits gefragt habe, bevor du gekommen bist. Aber alle anderen Zimmer waren schon weg, also bin ich einfach geblieben. Und ja, dann habe ich dich gesehen und bin schnell zum Aufzug gelaufen und hab dann gehört, dass du kein Zimmer hast ... keine Angst, ich bin auch ganz brav und lieb", sagte sie, bevor sie Gloria mit ihrem Hundeblick fixierte. Gloria konnte sich ein kleines Lachen nicht abringen.

"Nun, wenn du so darauf bestehst, dann kann ich ja nicht nein sagen. Abgesehen davon klingt der Vorschlag auch gar nicht so schlecht. Aber ich möchte dir trotzdem meinen Anteil vom Preis geben, das war bestimmt nicht sehr günstig für dich und deine Freundin, oder?"

Das Mädchen wippte von einem Fuß auf den anderen. "Glaub schon", sagte sie in einem Tonfall, der erkennen ließ, dass das Mädchen an finanziellen Themen im Moment kein Interesse zeigte. Gloria beschloss, das Thema an einem späteren Zeitpunkt erneut zur Sprache zu bringen. Die Vorstellung, dass sie nun doch ein warmes, weiches Bett haben würde, anstatt die Nacht im Zelt zu verbringen, gefiel ihr von Sekunde zu Sekunde immer besser.

Gloria wechselte einen kurzen Blick mit Branka, bevor sie sich wieder dem kleinen Mädchen zuwandte.

"Na wenn das so ist, dann nehme ich dein Angebot doch gerne an, danke dir, das ist wirklich sehr lieb von dir!"

Die Augen des kleinen Mädchens begannen zu leuchten, erfreut begann sie auf der Stelle zu hüpfen.

"Hurra, Hurra, der Champ und ich übernachten in einem gemeinsamen Zimmer! Hurra! begann sie durch die Eingangshalle zu rufen, dabei hüpfte sie noch schneller herum. Es brauchte ein paar Versuche, bis Gloria sie wieder beruhigen konnte.

"Du kleiner Wirbelwind, du. Jetzt gehen wir erst mal hoch ins Zimmer, dann kannst du dich immer noch freuen, so viel du möchtest. Und ich kann dir auch mein Team zeigen, was meinst du?"

Das Mädchen war nun einer Ohnmacht nahe, ihre Atmung hatte deutlich zugenommen und wieder brauchte es mehrere Versuche, bis Gloria sie einigermaßen wieder beruhigen konnte.

"Dann ist es also doch eine gute Idee. Also dann, geh vor und zeig mir, wo du dein Zimmer hast. Aber vorher", sagte sie und lächelte das Mädchen ein weiteres Mal an.

"Vorher würde ich gerne noch wissen, wie du heißt, kleiner Evoli-Fan", sagte sie und begann das Mädchen am Kopf zu streicheln. Diese kicherte ein weiteres Mal wild los.

"Ich heiße Paula", sagte das Mädchen voller Stolz.

"Paula", wiederholte Gloria. "Das ist wirklich ein schöner Name."

Ein weiteres Kichern, wieder schüttelte das Mädchen ihren Kopf, dieses Mal jedoch aus tiefster Freude.

"Gut, Paula, dann lass uns doch mal in unser Zimmer gehen, meinst du nicht?"

"Oh doch, doch", kam es sofort von Paula und sie begann, hüpfend die Stufen der Treppe hinaufzusteigen.

"Geh einfach mit mir und dann findest du unser Zimmer", sagte sie, während Gloria ihr über die Treppen in den Fahrstuhl folgte. Sie wünschte Branka noch einen schönen Abend, bevor sich die Türen des Aufzugs schlossen und sie zusammen mit Paula in den fünften Stock fuhr.



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