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Fern der Heimat

von

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Scherben und "Pyjama-Party"

Das dürfte noch schwerer werden als gedacht, doch die Dame war nicht gerade dafür bekannt schnell aufzugeben – wenn überhaupt nur temporär, wenn es so produktiver war voranzukommen. Sie hatte im Laufe der Zeit gelernt, dass Starrköpfigkeit gepaart mit Ehrgeiz nicht immer der richtige Weg war, eine gesunde Mischung machte vieles viel einfacher, zumindest wenn man daran interessiert war etwas länger zu leben als der durchschnittliche Dickschädel, der um jeden Preis seinen Kopf durchsetzen musste.

Doch geschah das meiste davon eher unbewusst, reflexartig... Wie auch immer. Es brachte nichts großartig über die eigenen Beweggründe und dergleichen anderes nachzudenken, das kostete auch nur Zeit und brachte niemanden weiter. Sich langsam erhebend, schnappte Arishi die beiden Teebecher und die inzwischen leere, kalte Kanne, um damit nach unten zu gehen und zu sehen was Yukiko-sama und Kurenai trieben. Denn es war das Geräusch von brechendem Glas zu hören gewesen.
 

Glücklicherweise jedoch war das betreffende Stück Geschirr im Spülbecken gelandet und verteilte sich somit nicht lustig-bunt irgendwo gleichmäßig im Raum. Das war jedes Mal eine mühselige Arbeit die Scherben aufzusammeln und zu kehren...nur wegen Glas... Aber das Risiko für Verletzungen war dadurch nur unnötigerweise hoch...also machte man es trotzdem weg...vielleicht um ein wenig sein eigenes Gewissen zu beruhigen.

 

Aber darum ging es jetzt nicht. Kurenai stand wie versteinert da und hatte den Kopf eingezogen, verbeugte sich nun mit gefühlt einem tausend Entschuldigungen auf den Lippen und dass es nie wieder vorkäme. Die Hausherrin wiederum verstand den Aufruhr den die Jüngste im Raum veranstaltete nicht so recht, es war nur ein simples Glas, kein Familienschatz.

Hatte der Karottenkopf mit dem wachen Verstand etwa solche Angst etwas falsch zu machen, dass selbst solche Kleinigkeiten reichten um sie in ihre Schale zurück zu treiben?

Das wäre äußerst ungünstig falls ja, aber andererseits konnte man sich das auch schwerlich abgewöhnen, es erforderte Zeit, Geduld und viel Arbeit an einem selbst.

 

Langsam und vorsichtig stellte die Ex-Konoha Teebecher und Kanne ab.

"Es ist alles in Ordnung Kurenai-chan...niemand wurde verletzt und Yukiko-sama ist noch nicht einmal böse, schau." Dabei deutete die Schwarzhaarige in Richtung der Hausherrin, die nur etwas irritiert, aber bestätigend nickte und sich dann daran machte, die Scherben aus dem Becken zu fischen.

"Es war nur eins der Gläser, das stimmt. Wir haben genügend davon im Haus, es macht absolut nichts wenn dann und wann etwas kaputtgeht." erklärte die ältere Dame nur, während sie aufräumte und dabei hin und wieder einen Blick auf die junge Ame warf, die immer noch gleich einer Salzsäule da herumstand, inzwischen aber zumindest aufgehört hatte mit Entschuldigungsfloskeln geradezu um sich zu werfen. Anders hatte man das wirklich nicht mehr nennen können.

"Na siehst du... Die Welt steht noch und der Kopf ist auch noch dran, Kleines. Gibt es denn irgendetwas das wir tun können, Yukiko-sama? Sollen wir bei den Vorbereitungen für das Abendessen helfen?" wollte Arishi daraufhin noch wissen...eine fatale Frage wenn man so wollte, denn diese Frau kam ihr, kaum hatte sie zu ende gesprochen, viel zu nahe, legte ihr die Hände auf die Schultern und schüttelte den Kopf.

"Sie kann mir gern helfen, aber du schonst dich ein wenig. Es ist besser so..."

"Aber Yukiko-sama...ich drehe durch wenn ich mich nicht irgendwie nützlich machen kann..." Und das stimmte sogar, denn die Ex-Konoha wider Willen wollte alles, aber niemandem unnötige Arbeit bereiten oder gar ein Klotz an jemandes Bein sein...da nichts machen zu können, oder vielmehr zu dürfen, war schon ziemlich ärgerlich für jemanden, der sich zum Teil über seinen Ehrgeiz definierte.

 

Doch die Uchiha seufzte ergeben und schüttelte den Kopf.

"Sumimasen...Ihr habt ja Recht... auch wenn ich kein Klotz am Bein sein will." Ein wenig mürrisch wirkte die Schwarzhaarige schon auf den Betrachter, das konnte sie nicht wirklich verstecken. Aber es war irgendwo auch berechtigt, fand sie...jawoll!

Das wäre so als würde man einem Lehrer seine Schüler nehmen, die er so liebte zu unterrichten, oder einem Shinobi verbieten seinen Beruf auszuüben...zumindest fühlte es sich so ein wenig so an wie 'Berufsverbot'.

 

Der restliche Abend verlief relativ unspektakulär, es konnte ja nicht immer irgendetwas geben wegen dem man sich gleich aufregen musste oder sonstiges. Ein relativ normaler Abend in einer nicht so normalen 'Familie', von denen ein Drittel keine rechte Ahnung hatte ob sie wirklich dazugehören wollte oder nicht. Und eigentlich auch nicht weiter darüber nachdenken wollte, doch nach dem gemeinsamen Abendessen, das zumindest für Arishi die ein oder andere schmerzliche Erinnerung an Konoha und die gemeinsamen Abende mit ihren beiden Kindsköpfen mitbrachte, hatte sie sich wie sie es sonst eigentlich den ganzen Tag praktizierte, in ihr Kabuff mit Fenster zurückgezogen, auch um alles für die Nacht vorzubereiten...vorrangig weil Kurenai heute hier übernachten sollte.

Da konnte man das arme Mädchen schlecht auf dem Boden schlafen lassen, nicht?

Jedenfalls war die Uchihadame gerade dabei das Ersatz-Futon neben ihrem eigenen auf dem Boden auszurollen, da entdeckte sie eher 'zufällig' die bemalte Schatulle wieder, die sie gestern in irgendeine Ecke gestellt hatte um sie nicht sehen zu müssen...und schob diese erneut außer Sichtweite. Nein, sie wollte das nicht sehen, wollte nichts mit diesen Leuten zu tun haben, nicht Teil einer Familie sein, wenn sie doch schon eine hatte die zuhause auf sie wartete...und allem voran nicht darüber nachdenken wie es war wieder irgendwo hin zu gehören. Das waren Dinge über die ein wahrer Nuke-Nin eventuell nachdenken könnte...aber sie doch nicht! Nein, sie fühlte sich immer noch Konohagakure zugehörig und das würde auch immer so bleiben – wenn man nicht mit unlauteren Mitteln dagegen anging.

 

~Hah...egal... Nicht darüber nachdenken, ich hoffe nur es geht ihnen allen gut...Jirou, Kimiko, Izuzu... Ihr alle...bleibt gefälligst gesund und am Leben.~

Sich einmal energisch mit dem Handrücken übers Gesicht wischend verdrängte die Konoha-Nin die Tatsache dass sie hier gerade selbst schwach wurde – und das wo sie der jüngeren Kurenai vor einigen Stunden noch genau das Gegenteil gepredigt hatte. Dass es in Ordnung war Gefühle zu zeigen und sie nicht wegzusperren. Dass man lernen musste auch einmal schwache Momente zuzulassen. Aber das konnte sich Yuko, pardon, Arishi nicht erlauben, das ging doch gar nicht! Sie war hier, auch wenn es nicht danach aussah, immer noch auf einer Mission und da war alles andere doch unwichtig, nicht?

Wobei, wieso gab sie sich dann überhaupt mit einem dieser Leute ab, oder versuchte eine Ame-Nin aufzubauen? Vielleicht weil sie diese an ihre eigene Tochter erinnerte? Das war doch schon fortgeschrittene Schwäche und damit eigentlich nicht förderlich für weiteres Vorankommen im Rahmen ihrer so genannten Mission...oder vielleicht doch? Wer konnte das schon genau sagen? Richtig, niemand. Obwohl, könnte es die Konoha? Nein eigentlich nicht, auch wenn sie glaubte es zu können, so war sie in diesem Fall einer Illusion erlegen.

Auch wenn sie es vielleicht nicht einmal so wahrnahm, aber dieses selbstbestimmte Leben war doch nur eine einzige große Illusion, richtig? Wieso versuchte sie es dann immer noch, ihrem Schicksal zu entkommen, das ein Leben hier für sie vorsah, bis sie alt und grau wurde?

~Komm schon...du bist besser als das...hör auf so zu denken, hör auf. Das kannst du besser... Oder soll das was du bis jetzt getan hast umsonst gewesen sein? Soll es das?~

 

Die Dame hielt einen Moment inne, schüttelte entschieden den Kopf und machte dann das Futon für Kurenai endgültig fertig.

~Ich kann es besser... Auch wenn es im Moment nicht leicht ist. Aber wann ist es das je? So ist nunmal das Leben, voller Hürden...und verflucht sei ich, dass ich mich überhaupt von so einer Denke mitreißen lasse von wegen es wäre Schicksal hier zu bleiben bis ich alt und grau bin. Das wäre doch gelacht wenn ich nicht eines Tages wieder zuhause sein und Kimiko auf den Arm nehmen könnte...hach...~

Seufzend blickte Arishi umher, nachdem sie ihre 'Arbeit' beendet hatte und wirkte prompt ein wenig überrascht, da sie Kurenai gar nicht wahrgenommen hatte. War sie etwa so mit sich und ihren Gedanken beschäftigt gewesen?

"Uhm...vi-vielen Dank, Arishi. N-N-Nicht nur dass ich hier über Nacht bleiben darf u-u-und so..."

Doch die Angesprochene schüttelte nur den Kopf.
 

"Nichts zu danken Kurenai-chan, du kannst dich bedanken, wenn wir am Ende des Weges noch leben."

Autsch...das war ungeplant ernst, und doch so wahr, dass es eigentlich keine Alternative gab, mit der Arishi ihren Gedanken hätte Ausdruck verleihen können. Die Jüngere im Raum blinzelte wie ein Reh wenn es blitzte, und sagte nichts, nickte nur etwas beklommen und lief dann rot an wie eine Tomate.

"K-Könntest du bitte...kurz wegschauen? Ich..."

"Heh...schon verstanden. Du würdest dich gerne umziehen, mh? Hast du überhaupt Wechselklamotten dabei, junges Fräulein, oder muss ich dir etwas leihen?" Nicht dass die Ex-Konoha wider Willen geizig wäre oder dergleichen, nein, das war eine simple Frage mit einer simplen Ja- oder Nein-Antwort.

Dass daraufhin ein Nicken folgte, überraschte die Frau dann doch ein wenig, immerhin hatte Kurenai nur ihre Waffentasche dabei und nebst ihrem zerkratzten Ame-Stirnband sonst nichts Nennenswertes. Doch um weitere Diskussionen oder dergleichen zu verhindern, drehte sich die Uchiha einfach um und begann ihrerseits ebenfalls damit sich 'bettfertig' zu machen wie man so schön sagte.

Im Anschluss konnte man zumindest Arishi dabei beobachten, wie sie ihre Ausrüstung mit unter die Decke des Futons zog und komplett darunter verschwand.

Was genau sie dort trieb wusste wohl nur sie selbst, aber es war bei den nicht existenten Göttern nichts Unanständiges! Und der Karottenkopf war nicht unbedingt besser als ihre Sensei, sie schlüpfte nach Schließen des Fensters unter 'ihr' Futon und zog dieses bis zur Nase hoch, die hölzerne Decke des Raumes in der Dunkelheit anstarrend.

"A-Alles...in Ordnung, Arishi?" fiepte es schließlich nach etlichen schweigsamen Momenten, in denen kein einziger Pieps zu hören gewesen war. Man hörte es bald darauf jedoch klirren, klimpern und schlussendlich rascheln, ehe der Kopf der Älteren auftauchte.

"Alles bestens, Kleines. Nur ein wenig Heimweh...das ist normal. Denke ich jedenfalls."

Mehr gab es nicht als Antwort...wobei, doch, die Schwarzhaarige hob erneut die Stimme, wenn auch eher bedingt durch eine Frage die sie stellen wollte.

 

"Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn wir morgen trainieren und du dann erst einmal wieder in deinen Alltag zurückkehrst. So gerne ich dich am Liebsten die ganze Zeit um mich haben würde, aber es fällt auf wenn das zu oft und zu lange der Fall ist... Aber mach dir keine Sorgen, ich werde dich weiterhin beschützen und auf dich aufpassen so gut ich kann."

Man konnte die Jüngere schlucken hören, doch sie wisperte nur ein leicht enttäuscht klingendes 'Hai, ist i-in Ordnung...' und rückte der Uchiha dann ein wenig auf die Pelle. Man könnte meinen sie wollte wie ein kleines Kind mit seiner Mutter knuddeln, doch Arishi ihrerseits hatte sich abgewandt und schien es entweder zu ignorieren oder aber sie war bereits eingeschlafen.
 

So verging dieser doch recht ungewöhnliche, kuriose, aber auch lehrreiche Tag für die Ame-Nin – auch mehr als nur eine Art und Weise wenn man so wollte. Und morgen ging es weiter, das konnte ja nur gut werden – auch wenn es danach bedeutete erst einmal eine Weile lang wieder getrennte Wege zu gehen. Das machte dem Mädchen anscheinend nicht allzu viel aus, solange sie wohl einen Strohhalm Hoffnung hatte an den sie sich klammern konnte.



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