Zum Inhalt der Seite

Umwege einer Liebe

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Geburtstagsplanung

Montag, 25.06.
 

Gerade zeigte Iwaizumi einem Pärchen Torus Bild, als sein Smartphone anfing zu klingeln. Schnell entschuldigte er sich bei den Zwei und nahm das Gespräch an.

„Ja!?“

„Hier Akaashi. Wir haben ihn gefunden und bringen ihn nach Hause. Das sollte ungefähr eine halbe Stunde dauern. Er ist komplett durchnässt, aber sonst scheint es ihm soweit gut zu gehen.“

„Alles klar, ich mach mich auf den Weg!“

Erleichtert legte er auf und spürte, wie seine Beine einfach aufgaben. Unsanft knallte er mit den Knien auf den Boden und stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab. Sie hatten ihn gefunden. Es ging ihm soweit gut. Gott sei Dank, sie hatten ihn endlich gefunden. Die Erleichterung breitete sich wie ein warmer Sonnenstrahl in ihm aus und die Anspannung löste sich. Tränen der Erleichterung schossen ihm in die Augen und er ließ ihnen freien Lauf. Das war gerade zu viel für ihn. All die Sorgen, all die Ängste, Verzweiflung und Panik verließen ihn, als wären sie nur böse Geister gewesen, die sich in ihm festgesetzt hatten und er konnte endlich wieder frei atmen. Sie hatten ihn gefunden.

Den Rest würden sie auch irgendwie auf die Reihe kriegen. Er strich sich mit zitternder Hand durch die tropfenden Haare und hörte erst die Stimmen des Pärchens gar nicht, bis der Mann ihn vorsichtig an der Schulter berührte.

„Hey Mann, alles in Ordnung?“

„Ja, mein Freund wurde gefunden. Ich muss sofort nach Hause.“

Mit Hilfe des Fremden richtete er sich wieder auf und stolperte einige Meter, weil seine Beine sich wie Wackelpudding anfühlten. Er hielt ein Taxi an und stieg ein. Der Fahrer wirkte nicht begeistert, als er sah, wie durchnässt Hajime war, sagte aber nichts, sondern fuhr los, als er die Adresse gehört hatte.

Fertig legte er sein Gesicht in seine Hände und versuchte sich wieder zu beruhigen. Seit wann war sein Leben so aufregend? Bisher war doch alles in geordneten Bahnen verlaufen, aber seit dem die vier Karasuno da waren, ging bei ihm alles durcheinander. Dabei konnten sie noch nicht einmal etwas dafür!

Bevor er es vergaß, schrieb er noch schnell seiner Mutter, dass Toru gefunden worden war, damit sie sich keine Sorgen mehr machen musste.
 

Eine halbe Stunde später schloss er die Wohnungstür auf und hörte mehrere Stimmen. Neben den zu erwartenden von Makki und Mattsun nahm er auch die von Bokuto und Akaashi wahr. Anscheinend waren sie auch gerade erst angekommen.

Zielstrebig marschierte er zum Wohnzimmer, wo alle waren, blieb aber einen Moment unschlüssig im Türrahmen stehen und die Stimmung kippte deutlich, als sie ihn bemerkten.

Unsicher schauten ihn alle an – besonders Toru, der mit dem Handtuch auf dem Kopf wie ein begossener Pudel dastand – und mit einem Mal war da diese Wut in seinem Bauch. Er konnte doch nicht einfach wegrennen und ihm eine solche Angst einjagen, dass er beinahe durchgedreht wäre! Mal einen ganz kurzen Moment ruhig bleiben, damit er diese Flut an Informationen wenigstens soweit verarbeiten konnte, dass er irgendeinen halbwegs sinnvollen Satz zustande bringen konnte, war doch wohl nicht zu viel verlangt! Nein, die Diva hatte gleich die Flucht angetreten und ihm den Schock seines Lebens verpasst!

Entschlossen schritt er auf seinen besten Freund zu und noch bevor er wusste, was er tun oder sagen wollte, scheuerte er ihm eine mit der flachen Hand.

„Was fällt dir eigentlich ein, einfach so abzuhauen, bevor ich was dazu sagen konnte!?“

„Hey Iwaizumi … Beruhige dich …“, murmelte Hanamaki, doch nach einem bösen Blick verstummte sein Kumpel. Auch der Rest traute sich nicht weiter, das Wort an ihn zu richten. Er spürte das Kribbeln in seiner Handfläche nicht, war nur auf den Mann vor sich fixiert, der ihm so wichtig war.

Wie ein verschrecktes Reh stand Toru mit gesenktem Kopf da und ließ alles widerstandslos über sich ergehen. Wütend setzte er nach, denn noch war er noch nicht mit ihm fertig: „Du hast mir eine scheiß Angst eingejagt! Was, wenn dir etwas passiert wäre!? Ich hatte verdammt nochmal Schiss um dich! Nimm gefälligst dein verdammtes Handy mit, wenn du schon abhauen willst! Dann kann man dich wenigstens erreichen! So eine Scheiße! Und wenn ich wegen dir krank werde, werde ich dir die Hölle heiß machen! Du verdammter Idiot!“

Frustriert seufzte er, merkte, wie nicht nur er, sondern auch sein Gegenüber zitterte. Er raufte sich verzweifelt die Haare und atmete tief durch. Es ging dem Setter den Umständen entsprechend gut.

Die Wut und die Angst verließen ihn allmählich wieder und die Information setzte sich Stück für Stück in seinem Kopf durch. Er war hier, unverletzt. Zum Glück.

„Du bist ein Trottel, Shittykawa“, murmelte er und legte Daumen und Zeigefinger an sein Kinn und zwang ihn so, ihn anzusehen. Er spürte, dass Toru mit sich haderte und ihn nicht unbedingt anschauen wollte, aber es war wichtig, was er ihm jetzt sagte, also musste sein bester Freund ihn ansehen. Das Braun seiner Augen so dunkel vor Traurigkeit, dass es Hajime beinahe das Herz zerriss. Wie hatte Toru nur all die Jahre damit leben können? Was war er für ein bester Freund gewesen, dass er nie etwas gemerkt hatte? Er hatte ihn unbeabsichtigt leiden lassen, weil er blind gewesen war. Rühmten sie sich nicht damit, wie gut ihre Kommunikation auch ohne Worte funktionierte? Er kam sich in diesem Augenblick wie ein Versager vor.

Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, doch er schluckte ihn runter. Niemals würde er diese Freundschaft einfach aufgeben. Es gab für alles eine Lösung.

Die dunklen Augen musterten ihn abwartend und er sagte leise: „Wie soll ich denn herausfinden, ob ich vielleicht Gefühle für dich haben kann, wenn du vor mir wegrennst?“

„Iwa?“, schniefte der Violetthaarige und seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er versuchte leicht zu lächeln und zog ihn schließlich in eine enge Umarmung. Leise sprach er zu ihm: „Ich habe keine Ahnung, ob ich mich in dich verlieben werde. Aber ich möchte es ausprobieren. Neben meinen Eltern bist du der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich will dich nicht verlieren. Scheiße, es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Ich hatte solche Angst, dass dir etwas passiert ist. Das wollte ich nicht. Mach mir nie wieder so eine Angst. Versprich es mir, Toru. Nie wieder.“

„Versprochen“, hörte er die leise Stimme des Setters und beruhigt atmete er kaum hörbar aus.

Das herzzerreißende Schluchzen Torus erfüllte den Raum und er strich ihm beruhigend über den Rücken und Hinterkopf.

Iwa wusste nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Ob sie als Paar eine Zukunft hatten, aber vielleicht war es bei ihm wie bei Hanamaki und die Gefühle kamen mit der Zeit. Oikawa zuliebe wollte er es zumindest versuchen. Sollte das scheitern, mussten sie schauen, wie es weitergehen konnte, aber bis dahin wollte er der Sache offen gegenüberstehen.

Zwar war es ungewohnt, weil er bisher – bis auf den Kuss – keine Erfahrungen mit Männern gesammelt hatte, aber im Notfall würde er Makki ausfragen, auch wenn er die peinlichen Gespräche schon deutlich vor seinem inneren Auge sah. Egal, das würde schon irgendwie werden.

Hauptsache, Oikawa war wieder zu Hause und in Sicherheit.

„Ich bin da. Als ob ich dich nach all den Jahren einfach hängen lassen würde. Wir werden das schon hinkriegen. Zusammen. Wie wir alles seit der Grundschule gemeinsam geschafft haben.“

Toru nickte leicht und ganz langsam beruhigte sich der Setter in seinen Armen.
 

„Zunächst einmal danke, dass ihr alle hergekommen seid. Ich weiß, das war sehr spontan, aber ich möchte mich unbedingt bei euch allen bedanken. Dass ihr alle nach mir gesucht habt, nachdem ich Hals über Kopf weggerannt war, bedeutet mir sehr viel. Es zeigt mir, dass ich hier viele gute Freunde gefunden habe, die mir auch außerhalb des Spielfelds zur Seite stehen und seid versichert, dass ich genauso für euch da sein werde“, sagte Toru mit einem Lächeln und Iwaizumi war froh, dass es nicht dieses übertriebene Grinsen war, das er sonst so gern zeigte. Dieses hier war deutlich kleiner, aber dafür umso ehrlicher. Es erreichte seine Augen, die nicht mehr so dunkel wie vorhin waren.

Oikawa erhob sein Glas und die anderen taten es ihm gleich.

„Auf die Freundschaft!“

Die anderen stimmten mit ein und sie prosteten sich alle zu.

„Hauptsache, dir geht es wieder gut!“, meldete sich Akaashi zu Wort und Bokuto nickte zustimmend.

„Genau, dir ist nichts passiert! Das ist, was zählt!“, meinte Mako und sogar Kageyama sagte: „Das zeichnet doch ein sehr gutes Team aus. Dass man immer aufeinander zählen kann.“

„Das hast du schön gesagt, Tobio-chan!“

Iwa verdrehte die Augen und genau in dem Moment kam die Bedienung zu ihnen an den Tisch.
 

Nacheinander bestellten die 14 Jungs und Mako ihr Essen und Iwa lächelte leicht vor sich hin.

Auch er musste zugeben, dass es schön war, dass man sich im Notfall so aufeinander verlassen konnte. Sie waren zusammengewachsen und selbst die vier Krähen fügten sich gut in dieses Team ein. Es war, als wäre zusammengekommen, was zusammengehörte.

Sie unterhielten sich eine Weile über die Uni, über Volleyball und andere Themen, die ihnen einfielen, als Yamaguchi plötzlich fragte: „Sag mal, Iwaizumi, weißt du eigentlich, was du am Sonntag machen willst?“

„Ich dachte daran, mit euch ans Meer zu fahren.“

„Hä? Was ist denn Sonntag?“, wollte Kuro wissen und Bokuto und Hinata zuckten mit den Achseln.

„Da hat er Geburtstag“, erwiderte Tsukishima mit leicht genervter Stimme und Getuschel beherrschte den Tisch, was Iwa brummen ließ. Er mochte es nicht, wenn so viel über ihn gesprochen wurde. Oikawa war der Typ, der gern im Mittelpunkt stand. Er hielt sich lieber mehr im Hintergrund.

Toru lächelte ihn liebevoll von der Seite an und sich räuspernd wandte er sich zur anderen Seite, damit der Violetthaarige seinen Rotschimmer nicht sehen konnte. Er fühlte sich so komisch, dass er deswegen leicht rot wurde, aber vielleicht war das ja ein gutes Zeichen?

„Ich war schon ewig nicht mehr am Meer“, murmelte Akaashi und Bokuto sah ihn mit diesen begeisterten Augen an, die einen förmlich anstrahlten und schwärmte vom Wasser, dem Strand und Sonne satt.

„Einen machst du mit dem Ausflug auf jeden Fall glücklich“, wisperte Oikawa grinsend neben ihm und er nickte zustimmend.

„Ja, sieht ganz danach aus. Aber wir waren auch schon länger nicht mehr dort …“

„Das stimmt und das, wo du es so sehr liebst und Tokyo schon direkt am Meer liegt. Wo genau möchtest du denn hinfahren? Ich nehme an, du willst außerhalb von Tokyo feiern, oder?“

„Ich dachte an Izu, also morgens früh los.“

„Wollen wir nicht eine Nacht im Hotel verbringen und am Strand reinfeiern? Wir müssen uns ja nicht zulaufen lassen …“, erwiderte Hayato glucksend und Yamaguchi grinste.

„Strandpartys sind die besten. Egal ob nüchtern oder betrunken.“

„Das klingt nach Erfahrung“, stellte Iwaizumi belustigt fest.

„Ja. Ich kenne einen ruhigen Strandabschnitt, wo nichts ist und dementsprechend auch niemand, der sich beschweren könnte. Da habe ich schon einige Male mit ein paar Kumpels aufgelegt und Party gemacht. Das waren immer megacoole Nächte.“

„Au ja! Das möchte ich auch, Iwa-chan! Machen wir das?“

Eigentlich wollte er seinen Geburtstag ruhig feiern, da er von Partys gerade so ziemlich die Schnauze voll hatte, aber wenn er in diese leuchtenden Augen seines besten Freundes schaute, konnte er ihm nie etwas abschlagen. War sich der Setter dessen eigentlich bewusst? Machte er das in solchen Situationen extra?

Seufzend griff er sein Glas und murmelte: „Meinetwegen.“

„Hurra, Strandwochenende!“

Die Begeisterung erfasste die ganze Gruppe, selbst Tsukishima lächelte, als ihm ein Arm von Kuro umgelegt wurde und dennoch schwor sich Iwaizumi, höchstens einen Drink zu sich zu nehmen, bevor das alles wieder furchtbar schief ging. Die letzte Party hing ihm noch schwer genug im Magen, allein vom Alkoholgehalt her.
 

Yamaguchi warf einen Blick auf Inoukas Handydisplay – erklärte, wo der Strand lag – und auch Komi schaute interessiert drüber und nur ein kurzes Tippen später rief Inouka: „Nur zwanzig Gehminuten entfernt von diesem Strand gibt es ein Hotel! Und es ist sogar recht günstig. Soll ich da mal nach Zimmern fragen? Irgendjemand, der am Wochenende nicht dabei sein kann?“

„Ja, Hinata und ich können leider nicht dabei sein. Wir fahren nach Miyagi und da ist bereits alles gebucht …“, erklärte Kageyama und auch Komi musste leider absagen. Ansonsten waren alle dabei.

„Okay, dann sind wir …“ Inouka zeigte auf jeden und zählte durch „12 Leute.“

Irritiert mischte sich Mako ein: „Du hast mich mitgezählt?“

„Na klar, oder kannst du nicht?“

„Ähm doch, können schon … Wenn das denn für euch in Ordnung ist …“

„Wenn wir damit ein Problem hätten, hätte dich Oikawa doch nicht mal zum Essen hierher eingeladen. Also selbstverständlich kannst du dabei sein, wenn du es mit uns allen aushältst“, versicherte Iwaizumi und die anderen nickten zustimmend.

„Dann bin ich gern dabei!“, erwiderte Mako glücklich und die Jungs grinsten und prosteten ihr zu, was sie knallrot anlaufen ließ, ehe sie die Geste schüchtern erwiderte.

„Also dann kommen 12 Leute mit. Alles Doppelzimmer? Also bis auf Mako natürlich …“

„Ich denke, für eine Nacht würde ich das auch mit einem von euch aushalten“, sagte sie mit einem Lächeln und Iwaizumi beobachtete grinsend, wie Yamaguchi, Inouka und Hayato anfingen zu diskutieren, wer sich mit wem das Zimmer teilen würde. Am Ende hieß es Yamaguchi und Inouka und Hayato und Mako, was Iwaizumi nicht im Geringsten wunderte. Genau genommen war er sogar davon überzeugt, dass da zwischen dem Libero und ihrer Managerin was ging oder bald gehen würde. Die Zimmer wurden schnell von Inouka reserviert, damit sie später nicht weg waren.

Iwaizumi, Hanamaki, Kuro und Hayato würden mit Autos fahren und die anderen mitnehmen. Wobei er nur Oikawa mitnahm und Hanamaki nur Matsukawa. Die anderen teilten sich auf die anderen beiden Wagen auf und so nahm seine Geburtstagsparty schneller Gestalt an, als er erwartet hatte. Eine einfache Party würde es mit der Gruppe wohl nie geben können. Aber irgendwo freute er sich auf das Strandwochenende.
 

Mehrere Bedienungen brachten ihnen das Essen und sie organisierten weiter ihr Strandwochenende. Von Sonnenschirmen, Sonnencremes bis hin zu Yamaguchis Equipment, damit er auflegen konnte, wurde alles durchgeplant und nach dem Essen waren die Vorbereitungen abgeschlossen und alles geklärt.

Entspannt lehnte sich Iwaizumi zurück und legte die Arme auf den Rückenteil der Bank. Er bemerkte Oikawas irritierten Blick und spontan begann er ihm über den Rücken zu streicheln, was dem Setter ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.

„Für einen absolut perfekten Abend fehlen eigentlich nur –“, begann Toru gut gelaunt an ihn gewandt und alle riefen: „Milchbrötchen!“ und grinsend hielt Kuro eine Tüte nach oben.

Herzlich fing Iwaizumi an zu lachen, als er den vollkommen überraschten Blick des Violetthaarigen sah. Damit hatte er definitiv nicht gerechnet und auch Iwa hatte nicht gewusst, dass die anderen offenbar noch einkaufen gewesen waren. Es war ja schon bei der Hausparty klar gewesen, dass sie ein paar der Macken des Setters mittlerweile ganz gut kannten.

„Das meinte ich zwar nicht, gilt aber auch! Ihr seid alle so süß! Womit habe ich das denn verdient?“

„Naja, da du so fertig aussahst, als du weggerannt bist, dachten Tsukki und ich, dass du bestimmt etwas Nervennahrung gebrauchen könntest und wollten sie eigentlich noch bei Mattsun und Makki abgeben, aber dann kam schon deine Nachricht, dass du noch essen gehen wolltest.“

Oikawa nahm die Tüte entgegen und wie jedes Mal öffnete er sie etwas und sog den Duft der Brötchen in sich auf und ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Die riechen so wunderbar frisch. Vielen, lieben Dank! Die werde ich nachher noch genießen!“

„Und wie sollte dein Satz dann eigentlich weitergehen?“, bohrte Hanamaki grinsend nach und Toru beugte sich über Iwa, damit er Makki besser anschauen konnte, der auf seiner anderen Seite saß und sagte: „Für einen absolut perfekten Abend fehlen nur noch ein Tiramisu, zwei Löffel und ein Küsschen von Iwa-chan!“

„Küsschen, huh?“, hakte das Ass nach und schaute seinen besten Freund mit einer hochgezogenen Augenbraue an, der ihm von der Seite frech die Zunge herausstreckte. Ausnahmsweise verzichtete er darauf, ihm für den Kinderkram auf den Hinterkopf zu hauen und schüttelte nur leicht lächelnd den Kopf. Manchmal konnte er echt kindisch sein.

Dennoch hob Iwaizumi den Arm und winkte eine Bedienung zu sich und bestellte zu aller Verwunderung ein Tiramisu mit zwei Löffeln, was Oikawas Augen groß werden ließ.

„Iwa-chan?“, fragte er etwas verwirrt und er musste die vergnügten Blicke von Hanamaki, Matsukawa und Bokuto ignorieren, damit er nicht doch noch an die Decke ging. Warum waren sie vorhin auch dabei gewesen? Das war doch alles so peinlich!

Aber wenn ihm die Dinge einen perfekten Abend bescherten, dann wollte er es ihm erfüllen. Schließlich hatte er zweieinhalb Jahre lang stumm vor sich hin gelitten, ohne dass er es gewusst oder gemerkt hatte. Vielleicht würden diese Gesten ja helfen, dass er Gefühle für ihn entwickelte. Wer wusste das schon?
 

Das Dessert wurde serviert – auch Bokuto, Kuro, Mako, Matsukawa, Hanamaki und Inouka hatten sich welches bestellt – und in Ruhe fingen sie an, sich über die Süßspeisen herzumachen.

Iwaizumi kannte Toru lang genug, um zu wissen, auf was für romantische Dinge er stand und so hielt er ihm seinen Löffel hin und begeistert ließ sich der Setter von ihm füttern und Iwa akzeptierte, dass dazu gehörte, dass auch er sich füttern lassen musste.

Vor all den anderen passte ihm das zwar gar nicht, aber sie waren wenigstens nicht die einzigen, die das so hielten, wenn er sich die anderen Pärchen so anschaute. Nur Makki und Mattsun saßen kuschelnd nebeneinander und unterhielten sich mit Yamaguchi und Hayato über Musik, während sie ihre Desserts getrennt voneinander aßen.

Die Stimmung war ruhiger geworden, kleinere Grüppchen waren in Gespräche vertieft und Iwaizumi genoss die angenehme Atmosphäre, die sich über sie gelegt hatte. Jeder war zufrieden, entspannte nach dem leckeren Essen und tauschte sich mit anderen aus. Sie diskutierten, schwärmten, scherzten und lachten und das Ass lächelte, als sie ihr Dessert aufgegessen hatten. Nach dem ganzen Stress des Tages war das hier eine willkommene Abwechslung.

Oikawa lehnte sich etwas gegen ihn, da er den Arm wieder auf der Rückenlehne abgelegt hatte und er streichelte ihm über den Rücken.

„Ich bin froh, dass dir auf deiner Flucht nichts passiert ist …“, murmelte er leise, damit die anderen ihn nicht hören konnten und Oikawa sah zu ihm auf.

„Es tut mir leid, ich war einfach –“

Den Rest des Satzes erstickte er in einem Kuss, den Toru sofort erwiderte und Iwaizumi wusste nicht, wie ihm geschah. Sein Herz hämmerte gegen den Brustkorb, sein Kopf schaltete sich aus. Es fühlte sich seltsam an, ihn zu küssen. Noch immer sah er mehr den Bruder, den besten Freund in ihm, als einen möglichen Partner, aber eins musste er ihm lassen. Er war ein ausgezeichneter Küsser und seine angespannten Muskeln entspannten sich sichtlich, je länger der Kuss dauerte. An den weichen Lippen war noch der Geschmack des Tiramisus und nur federleicht berührten sie sich. Seine freie Hand legte er auf Oikawas Wange und strich über die weiche, gepflegte Haut, was dem Violetthaarigen ein zufriedenes Seufzen entlockte. Eigentlich hatte er nur Torus Entschuldigung beenden wollen, denn er war es doch, der sich für seine jahrelange Blindheit entschuldigen musste.

„Renn nie wieder weg. Du kannst immer mit mir reden, hörst du?“, wisperte Iwa in den Kuss und bekam ein „Versprochen.“ Gegen die Lippen gehaucht.

Dann lösten sie sich wieder voneinander und schauten sich einen Moment lang in die Augen. Ihre Freunde, die Stimmen, das Restaurant verblassten, als er in das intensive Braun sah, dass ihn so voller Wärme und Glück anschaute. So hatte er diese Augen noch nie gesehen und er war wie gebannt von ihnen, war unfähig, den Blickkontakt zu lösen.

Unvermittelt wurde er von Hanamaki leicht in die Seite gestoßen und genervt schaute er zu dem breit grinsenden Rosahaarigen rüber.

„Hey, was soll denn die scheiße?“, zischte er schlecht gelaunt.

„Naja, ich dachte mir, wenn man dir eine Frage stellt, solltest du vielleicht auch antworten“, gluckste er noch immer vergnügt und Iwaizumi schnaufte.

„Welche Frage?“, brummte er in die Runde und spürte, wie sich Oikawa an ihn kuschelte und er legte ihm den Arm um die Schultern. Sein Herz schlug noch immer viel zu schnell und er fühlte sich so komisch ertappt. Aber warum? Sie hatten sich geküsst und nichts Verbotenes getan!

„Die Frage war, was du dir zum Geburtstag wünschst!“, wiederholte Komi und Iwa stöhnte genervt auf.

„Gute Laune und gute Musik! Den Rest müsst ihr euch selbst ausdenken!“

„Oha, da ist aber jemand angepisst.“

„Seine Mutter quält ihn schon seit Wochen mit der Frage“, entgegnete Mattsun grinsend und vereinzeltes Kichern war zu hören.
 

„Ich bin ja ungern der Buhmann, aber wir sollten uns langsam auf den Weg nach Hause machen. Morgen früh steht wieder Uni auf dem Plan …“, meinte Tsukishima und die anderen nickten zustimmend.

So bezahlte Oikawa wie versprochen das Essen und relativ schnell löste sich die Gruppe auf und mit Hanamaki und Matsukawa traten sie den Heimweg an. Der Setter verzichtete dabei auf Körperkontakt und unterhielt sich vor ihm angeregt mit Matsukawa über irgendeine Alien Dokumentation, die anscheinend beide geschaut hatten.

Makki musterte ihn von der Seite her, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sagte: „Du hältst es also wie ich damals, was?“

„Ja. Er musste schon zweieinhalb Jahre mit dem Geheimnis leben, ohne dass ich es gemerkt habe. Keine Ahnung, ob es was wird, aber ich will es versuchen. Ich will, dass er glücklich wird.“

„Ihr Zwei werdet das schon hinbekommen. Da bin ich mir sicher.“

Lächelnd schlenderten sie hinter den anderen beiden her und zum ersten Mal seit Langem sah er Oikawa mit ehrlich leuchtenden Augen, während er Matsukawa von irgendeiner Forschung vorschwärmte und wie cool das wäre, wenn sie Erfolg hätte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück