Zum Inhalt der Seite

Umwege einer Liebe

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

It's Partytime!

Donnerstag, 21.06. / Samstag, 23.06.
 

Flashback
 

Iwaizumi wollte Donnerstagmorgen als erstes mit Kaori reden und war deswegen schon früher als sonst an der Uni erschienen, da er wusste, dass sie auch immer eher da war, um sich in Ruhe noch ein paar Dinge durchlesen zu können. Gestern Abend hatte er Ruhe gebraucht, aber heute wollte er unbedingt noch einmal mit ihr sprechen. So konnte das doch nicht zu Ende gehen.

Zielstrebig marschierte er zu dem Saal, wo ihre erste Vorlesung stattfand und fand sie relativ weit vorn sitzend, den Kopf über ein Buch gebeugt. Etwas unschlüssig blieb er neben ihr stehen und räusperte sich, damit sie aufsah.

„Oh Hajime … Hallo“, sagte sie nur und ein Kloß bildete sich in seinem Hals.

„Können wir reden?“, fragte er mit leicht kratziger Stimme und sie schloss das Buch.

Ohne ein Wort zu sagen, erhob sie sich und schob sich an ihm vorbei, ohne ihn dabei zu berühren und verließ den Saal.

Er folgte ihr und wusste, worauf das Gespräch hinauslaufen würde. Ihre Haltung und ihr Auftreten ihm gegenüber verrieten es. Wie sie ihm nicht in die Augen schauen konnte und jede Berührung vermied. Alles schrie nach endgültiger Trennung und das schmeckte ihm nicht. Er wollte sie nicht verlieren, nicht wo er sie gerade erst wiedergewonnen hatte. Irgendwie musste das doch wieder gutzumachen sein.

Sie blieb in einem ruhigen Seitenarm des Gebäudes stehen und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust.

„Ich liebe dich nur dich, Kaori. Bitte begreife doch, dass mich all die anderen Frauen nicht interessieren. Wenn du möchtest, können wir Samstag gemeinsam zu Chiyo und du kannst dabei sein, wenn ich ihr sage, dass ich nichts für sie empfinde, weil ich eine Freundin habe. Ich wollte dich am Samstag mit dem Strandausflug überraschen und deswegen habe ich es dir verheimlicht, sonst wäre es doch keine Überraschung mehr gewesen.“

„Ich kann dir nicht vertrauen, Hajime. Versteh das doch. Es ist nicht nur der Liebesbrief, sondern auch, dass du dich nach dem Unfall nicht bei mir gemeldet hast. Das ist der eine Punkt zu viel. Ich muss meinem Partner vertrauen können, das ist nun mal das Wichtigste für mich.“

„Aber Kaori, ich –“

„Es ist vorbei! Akzeptier es!“

„Nein, das kann ich nicht! Lass mich doch wenigstens beweisen, dass du mir vertrauen kannst! Ich weiß, dass das Zeit braucht, aber bitte gib mir die!“

„Nein.“

Sie schritt an ihm vorbei und blitzschnell griff er nach ihrem Unterarm und hielt sie fest. Er suchte ihren Blick, doch sie gewährte ihm diesen nicht und schaute stur geradeaus.

Mit einem kräftigen Ruck riss sie sich los und sagte entschieden: „Ich will dich nicht mehr sehen und jetzt lass mich in Ruhe.“

„Jetzt warte doch mal! Lass mich –“, rief Iwaizumi, doch sie verschwand im Strom der eintreffenden Studenten, die auf dem Weg in ihre Hörsäle waren und er schloss den Mund wieder. Sie hatte ihn abserviert.
 

Flashback Ende
 

Die Erinnerung daran tat noch immer weh. Niemals hatte er damit gerechnet, dass es so schnell vorbei sein würde und dann auch noch wegen eines solchen Grundes. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass er verlassen wurde, weil man ihm nicht vertrauen konnte. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass das wirklich alles war, aber es war sinnlos, das jetzt herauszufinden. Sie würde ihn nicht eines Blickes würdigen und ignorieren und darauf konnte er verzichten. Er hatte bereits jetzt seinen Stolz heruntergeschluckt, weil sie ihm so wichtig war und das hatte nichts gebracht. Das musste er einsehen, auch wenn es ihm schwerfiel.

Das Treffen mit den anderen nach dem Training hatte ihm klar gemacht, dass es dieses Mal wirklich vorbei war und vielleicht war das auch nicht das schlechteste.
 

Der Pfiff des Schiedsrichters ertönte und er hielt den Volleyball fest in seinen Händen, zerquetschte ihn beinahe. Sie hatte ihn verlassen.

Wütend warf er den Ball hoch, rannte los und schmetterte ihn unhaltbar mit voller Wucht in das gegnerische Feld. Ein Raunen ging durch die Sporthalle und einige Zuschauer klatschten anerkennend, doch das war bedeutungslos. Sie hatte ihn abserviert.

Der nächste Pfiff. Der nächste unhaltbare Aufschlag.

Er ließ seinem Frust freien Lauf, um noch mehr Kraft in die Schläge zu legen und erst, als er den siebten Ball ins Aus schlug, war das gegnerische Team am Zug. Doch damit gab er sich nicht zufrieden. Gemeinsam mit Oikawa auf dem Spielfeld bekam er perfekte Bälle zugespielt, die er reihenweise in Punkte verwandeln konnte. Es war seine persönliche Machtdemonstration, dass man nicht einfach so mit ihm umspringen konnte und die Halle schien die Warnung zu verstehen.

Den ersten Satz gewannen sie 25:12, wobei der Trainer anerkennend feststellte, dass 14 Punkte von ihm waren.
 

Im zweiten Satz gab er weiterhin alles, allerdings spielte Oikawa auf Bitten des Trainers auch öfters zu Bokuto und Hinata. Das war in Ordnung für ihn, denn er konnte sich trotzdem auspowern und sein bester Freund überließ ihm mit einem verrückten Schnellangriff den letzten Punkt des Spiels. 25:14.

Zufrieden ballte er eine Hand zur Faust und Makki und Mattsun kamen angelaufen, um ihm durch die Haare zu wuscheln und Oikawa klatschte danach lächelnd mit ihm ab.

„Großartige Leistung, Männer! Damit kann uns niemand aufhalten! Der erste Schritt zum Titel ist gemacht!“, lobte Kuro sie und grinsend verließen sie das Spielfeld. Auch Iwaizumi merkte, wie seine Mundwinkel zuckten. Es tat gut, sich den ganzen Stress von der Seele spielen zu können und die Wut so in etwas Positives für das Team umzuwandeln.

Mittlerweile wussten auch alle, dass die Beziehung zwischen Kaori und ihm vorbei war, doch zum Glück ließen ihn alle damit in Ruhe. Er hatte keine Lust, darüber zu reden. Viel lieber ließ er sein Spiel sprechen, das war eindeutig genug.

Sie bedankten sich bei ihren Fans – Hodaka und seine Schwestern fielen ihm sofort ins Auge – für ihre Unterstützung und schritten danach in die Kabine, um sich umzuziehen. Bokuto und Hinata tanzten fröhlich über ihren Sieg herum und Kuro unterhielt sich grinsend mit Inouka, Hayato und Komi. Kageyama, Tsukishima und Akaashi schüttelten nur ihre Köpfe, während sie das Chaos beobachteten und Iwa lächelte leicht, als er sich umschaute. Sie waren schon ein verrückter Haufen, aber er fühlte sich mit ihnen wohl. Sollte das mit Kaori und ihm endgültig vorbei sein, würden sie ihn wieder aufbauen und er würde irgendwann nach jemand anderem Ausschau halten, wenn er sich bereit dafür fühlte.
 

Es war Samstagabend und Iwaizumi hatte es sich mit seinen drei Freunden im Wohnzimmer bequem gemacht und sie schauten Godzilla, als es plötzlich an der Tür klingelte.

„Och ne, wer ist das denn jetzt?“, stöhnte Iwa genervt auf und Hanamaki stand auf, um nachzuschauen.

Er hatte keine Lust auf Gesellschaft, abgesehen von seinen drei besten Freunden. Die Woche war schon beschissen genug gewesen.

Gestern hatte er einen zweiten Anlauf genommen, um mit ihr zu reden, um sie doch noch von einer zweiten Chance zu überzeugen, aber sie hatte ihn hocherhobenen Hauptes ignoriert. Also war das Thema durch. Noch einmal würde er es nicht versuchen. Es gab schließlich auch noch genug andere Leute da draußen.

Sämtliche Versuche von Freunden, sich zu treffen, hatte er gestern abgeblockt, weil er ein paar Tage Ruhe haben wollte. Nur Oikawa, Makki und Mattsun, mit denen er abhängen und sich bei Filmen ablenken konnte. Mehr wollte er gerade nicht.

„Ich fürchte, das war es mit der Ruhe …“, rief Hanamaki aus dem Flur und als er viele Schritte hörte, ahnte Iwa schlimmes. Und je mehr Leute hereinkamen, desto mehr wurde er bestätigt. Nicht nur, dass sich das komplette Volleyballteam – nein Yamaguchi fehlte – vor ihm aufstellte, nein, sie waren auch noch alle gestylt.

„Ich hatte euch aber schon deutlich gemacht, dass ich meine Ruhe haben will, oder?“, brummte er genervt und wollte wieder zum Fernseher schauen, als sich Kuro und Bokuto – wer auch sonst? – davor stellten. Sie wollten gerade etwas sagen, als Hinata vor sie sprang und rief: „Egal! Wir machen jetzt gemeinsam Party! Also kommt, zieht euch an!“

„Du kannst uns nicht immer unsere coolen Auftritte versauen, du Zwerg!“, brummte Kuro und Bokuto gab ihm eins auf den Hinterkopf.

„Ehrlich! Ewig ruinierst du uns das!“

„Tut mir leid! Ich wollte doch nur –!“

„Mensch Hinata, reiß dich zusammen!“, befahl Kageyama und zog ihn zur Seite, legte einen Arm um seine Hüfte und der Kurze nickte leicht beleidigt, während er sich über den Hinterkopf rieb.

„Aber egal. Er hat recht! Kommt jetzt! Filme schauen könnt ihr auch später noch!“

Bokuto verschränkte demonstrativ die Arme und seufzend stand Iwaizumi auf.

„Da wir so oder so überstimmt sind, gebt mir eine viertel Stunde.“

Seine drei Freunde schauten ihm verwirrt nach, weil sie wahrscheinlich mit mehr Gegenwehr gerechnet hatten, aber da er die anderen mittlerweile lange genug kannte, um zu wissen, dass sie notfalls auch eine Stunde dort stehen würden, um ihn davon zu überzeugen, beschleunigte er das lieber von sich aus und ergab sich seinem Schicksal.
 

Zwanzig Minuten später saßen sie in der U-Bahn auf dem Weg zu einem Club, den Inouka empfohlen hatte. Ein paar Mädels, die wahrscheinlich ebenfalls auf dem Weg zu einer Party waren, schauten immer wieder verstohlen zu ihnen rüber, trauten sich aber nicht, sie anzusprechen.

Kein Wunder, sie waren dreizehn junge Männer in Hemden, T-Shirts oder Tops und Anzughosen oder Jeans, die offenbar gemeinsam unterwegs waren und wenn er es nicht besser wüsste, könnte man sie auch für Mafiosi halten. Allein die Eule und die Katze in ihren Anzügen versprühten dieses Feeling. Es fehlten nur noch die Tattoos, die unter der Kleidung hervor blitzten.

Er selbst hatte sich für ein dunkelgrünes Hemd und eine schwarze, enganliegende Jeans entschieden, dazu noch eine silberne Kette mit einem Löwen als Anhänger und zwei Ringen, die er sich vor ein paar Jahren mal gekauft hatte, aber nur selten trug.

Je näher sie dem Club kamen, desto mehr verspürte er die Lust, sich diese Nacht fallen zu lassen. Einfach zu trinken und zu tanzen, bis die Sonne wieder aufging. Er war frei und konnte tun und lassen, was er wollte. Warum sollte er das nicht auch mal ausnutzen?
 

Der Club hieß Devil’s Heaven und lag etwas versteckt in einer Nebenstraße. Von außen sah es unscheinbar nach einem kleinen Bürogebäude aus und als er an dem Türsteher vorbei reinging, wusste er auch warum. Der komplette Club lag unter der Erde. Es gab drei verschiedene Floors, durch Treppen miteinander verbunden. EDM, Rock und Pop.

Da sie alle Lust auf Tanzen hatten, schritt Iwa bis zur untersten Etage, wo der EDM Bereich war. Die Decke war recht tief und Lichter in allen Farben blinkten immer wieder auf und suchten sich ihren Weg über die tanzende Masse. Es roch nach Schweiß, Parfum und süßen Cocktails, wie in gefühlt jedem Club, doch seine Nase gewöhnte sich bereits an die Gerüche. Rechts von ihnen war eine riesige Bar in U Form, während auf der linken Seite die Tanzfläche und abgetrennte Sitzecken waren.

Am Eingang hatte sich Iwaizumi noch gewundert, dass so eine große Männergruppe einfach rein gewunken wurde. Jetzt, wo er sah, dass auf dieser Etage gefühlt zweidrittel Frauen waren, erklärte es sich. Blöd nur für die Frauen, dass viele von ihnen schwul waren.

Auf der anderen Seite des Dancefloors war ein DJ Pult und ein junger Typ mit Cappi legte gerade auf und heizte die Tanzenden an. Stimmt, im Treppenhaus hing ein Poster, wer heute um wie viel Uhr auflegte, aber er hatte da nicht weiter drauf geachtet.

Die Gruppe verteilte sich ein wenig. Komi, Hayato, Bokuto, Akaashi, Hanamaki, Matsukawa und Inouka verschwanden in der Masse auf der Tanzfläche.

Kuro, Tsukishima, Hinata, Kageyama, Oikawa und er schlenderten zunächst zur Bar, wo sie sich Drinks orderten. Sie setzten sich auf die Hocker und drehten sich zur Tanzfläche, um den Leuten eine Weile zuzuschauen. Unterhalten war bei dem Lautstärkepegel eh kaum möglich, also prosteten sie sich zu, tranken und beobachteten, bis Kuro Tsukki mit sich zog und sie sich zwischen den anderen hindurch schlängelten, um ebenfalls zu tanzen.

Iwaizumi wippte mit dem Fuß mit und nickte im Takt der Musik, aber noch hatte er keine Lust aufzustehen. Stattdessen bestellte er sich einen zweiten Drink, um weiter in Stimmung zu kommen. Kurz kamen Erinnerungen an Kaoris Geburtstagsparty hoch, doch er schob sie sofort zur Seite. Die Sache war durch und er konnte hier ganz unbefangen Spaß haben. Er hatte zwar nicht vor, sich hier eine für eine Nacht zu angeln, denn so war er einfach nicht, aber er wollte tanzen und trinken und seine Gedanken für den Moment ausschalten.

Der DJ verabschiedete sich mit einem letzten Song und Oikawa stand auf und zog ihn an einer Hand mit sich, sodass er etwas überrumpelt hinterher stolperte.

„Na komm, wir sind zum Tanzen hier!“, brüllte er über die Musik hinweg und auch die letzten Beiden kamen mit auf die Tanzfläche. Etwas zögernd begann er sich im Takt zu bewegen, doch schnell wurde er ausgelassener, nahm den Rhythmus in sich auf und ließ sich treiben. Um ihn herum bewegten sich andere Menschen, immer wieder stieß er mit jemandem zusammen, doch das störte ihn nicht. Das gehörte dazu, wenn man solche Clubs betrat. Ein roter Scheinwerfer huschte über ihn hinweg, verharrte einen Augenblick auf Oikawa, der sich lächelnd der Musik hingab und Iwa schaute ihm interessiert zu. Dieser Kana hatte ihm auf jeden Fall ein paar neue Moves beigebracht und diese Erkenntnis wurmte ihn. Der Typ sollte die Hände von ihm lassen, schoss es ihm angetrunken durch den Kopf und wollte sich gerade Toru nähern, als sein Blick zum DJ wanderte.

Ein zweiter Mann tauchte springend hinter dem Pult auf und Iwaizumi wäre vor Überraschung beinahe hingefallen.

„Yamaguchi!?“

„Hey Leute, hier ist DJ Flying Beat! Seid ihr bereiiiiit?“, rief er ins Mikro und die Musik änderte sich, wurde fordernder, schneller und Iwaizumi verstand, warum er am Wochenende nie Zeit hatte und den Remix auf YouTube hochgeladen hatte. Er war in seiner Freizeit DJ und verdiente sich hier etwas Geld dazu. Da hätte er auch echt schon bei der Hausparty draufkommen können.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück