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Umwege einer Liebe

von

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Schmerz

Montag, 16.04.
 

Eine Woche war seit dem Aufeinandertreffen vergangen und irgendetwas hatte sich in Iwaizumi verändert. Er wusste einfach nicht, was es war, aber das Training war nicht mehr so leicht, so unbeschwert wie noch zuvor. Es war ihm ein Rätsel, woran genau das lag, aber es nervte ihn. Makki hatte ihn bereits darauf angesprochen, doch wie immer hatte er sämtliche Versuche seines Kumpels abgeblockt. Iwa war einfach niemand, der über seine Gefühle sprach und wenn, dann nur mit Oikawa. Auch wenn dieser ihm den letzten Nerv rauben konnte – und das tat er sehr oft! –, wusste er doch, dass er mit ihm über alles reden konnte und sämtliche Geheimnisse für sich behalten konnte. Selbst, wenn er betrunken war.

Jetzt musste er sich aber erst einmal um seine Hausarbeit kümmern, die noch unfertig auf seinem Laptop war und darauf wartete, beendet zu werden. So gemütlich das Bett auch war und so gern er weiter an seinem Smartphone gedaddelt hätte, konnte er sich nicht ewig darum drücken.

Mit neuem Elan setzte er sich auf und ließ sich auf seinem Schreibtischstuhl nieder. Er kramte die Bücher aus seiner Tasche, die er sich heute Vormittag aus der Bibliothek geliehen hatte und um sicher zu sein, dass er nicht gestört wurde, setzte er sich seine Kopfhörer auf.

Da er mit Matsukawa, Hanamaki und Oikawa in einer WG lebte, konnte immer etwas passieren. So konnte er wenigstens alle Störgeräusche ausblenden.

Ein Fuß wippte im Takt der Musik von Two Steps from Hell, während er sich durch die Bücher arbeitete, wichtige Passagen herausschrieb und sich Notizen machte. Es war eine Angewohnheit, dass er beim Lernen Instrumentalmusik lauschte, da ihn Stimmen und Texte nur ablenken würden.

So kam es auch, dass er nicht hörte, wie es an seiner Tür klopfte. Erst, als Toru neben ihm stand und vor seinem Gesicht wedelte, riss er sich hektisch die Kopfhörer von den Ohren.

„Fuck, Mann! Wie oft hab ich dir gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst, wenn ich Kopfhörer aufhabe, Shittykawa!?“, bellte er genervter als beabsichtigt und bemerkte nicht, dass Oikawa leicht zurückzuckte.

„Gut, dann kannst du dir in Zukunft dein Abendessen selbst zubereiten! Bei deinen Kochkünsten vergiftest du dich dann wahrscheinlich!“, fauchte er und schritt erhobenen Hauptes beleidigt wieder aus seinem Zimmer und knallte die Tür zu. Na toll.

Seufzend räumte Iwaizumi seinen Schreibtisch auf und machte die Musik aus. Was das Kochen anging, hatte sein Kumpel allerdings recht. Er war ein miserabler Koch, da konnte er sich mit Hanamaki zusammentun, daher war die goldene Regel, dass Oikawa und Matsukawa sich um das Essen kümmerten. Dafür hielten Makki und er die Küche sauber.

Sich den Nacken reibend betrat er die Küche, wo sein Sandkastenfreund an dem großen Esstisch bereits allein angefangen hatte zu essen.

Offenbar war er so beleidigt gewesen, dass er sein Geschirr wieder weggeräumt hatte. Anscheinend hatte er ihn auf einem ganz falschen Fuß erwischt. Was auch immer bei ihm los war. Immerhin gerieten sie ab und zu aneinander, weil sie so unterschiedlich waren, aber den Teller und die Stäbchen hatte er deswegen noch nie weggeräumt.

„Hey, entschuldige. Ich hätte dich nicht so anfahren sollen. Hab mich echt erschreckt, weil ich so vertieft war“, murmelte er, die Hand noch immer im Nacken und Oikawa musterte ihn kurz. In solchen Augenblicken wusste er nie, was in seinem Gegenüber vor ging, obwohl er ihn schon so viele Jahre kannte. Sein Blick hatte dann immer etwas Durchdringendes, Geheimnisvolles.

„Schon gut. Du musst bald deine Hausarbeit abgeben, oder?“, hakte Oikawa versöhnlich nach und Iwaizumi nickte, als er sich Teller und Stäbchen holte.

„Ja, übermorgen ist Abgabe und mir fehlt noch ein Drittel“, antwortete er und bekam eine Schüssel Reis hingestellt.

Eine Weile lang aßen sie in Ruhe, bis ihm etwas auffiel. „Wo sind Mattsun und Makki?“

„Bei einem Date. Kirschblütenspaziergang oder so.“

„Frühling ist bei den Beiden aber auch immer die kitschigste Zeit“, brummte Iwa und musste leicht grinsen. Die beiden waren schon seit fast drei Jahren ein Paar und er hatte sich gefreut, als die Zwei es ihnen im dritten Jahr der Oberschule erzählt hatten. Es passte einfach bei ihnen und das Zusammenleben funktionierte gut, weil sie nicht ständig aneinander klebten, sondern es auch mal schafften, ein paar Stunden ohne Berührungen auszukommen. Wahrscheinlich, weil sich nach so langer Zeit doch so etwas wie Alltag in die Beziehung eingeschlichen hatte.

„Ja, das stimmt. Wollen wir uns gleich noch einen Film anschauen oder willst du noch weiter an deiner Hausarbeit arbeiten?“

„Definitiv Film! Hausarbeit kann ich morgen weitermachen. Dafür werde ich dann wohl das Training sausen lassen müssen.“

„Waaas?“, entfuhr es seinem Gegenüber überrascht und fügte schmollend hinzu: „Du kannst mich doch nicht allein mit den anderen lassen, Iwa-chan! Du bist so herzlos!“

„Ach komm, du trainierst doch eh mit dem Zwerg, um Kageyama eins auszuwischen. Da wirst du das eine Mal auch auf mich verzichten können.“

„Iwa-chaaan?“, fragte Oikawa mit Unschuldsmiene und misstrauisch hob er eine Augenbraue. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass jetzt etwas Komisches kam und er sollte recht behalten, als sein Kumpel weitersprach: „Bist du eifersüchtig?“

Er hatte es doch gewusst! Und als die Frage wirklich zu ihm vordrang, verschluckte er sich an dem Reis, den er gerade noch kaute. Das war doch nicht sein Ernst, oder!? Sie waren beste Freunde, schon seit Kindertagen, und kein Liebespaar, also was sollte die Frage? Und wieso fühlte er sich so komisch?

„So ein Blödsinn, Shittykawa! Ich finde es nur absolut kindisch, dass du es nicht schaffst, dich ihm gegenüber normal zu verhalten“, erwiderte Iwaizumi genervt, nachdem er mit Husten aufgehört hatte und wieder das Gefühl hatte, normal reden zu können.

Oikawa lächelte ihn unschuldig an und er kam nicht gegen das Gefühl an, dass sein bester Freund das alles komplett falsch interpretierte. Naja, sollte er das doch tun. War ja nicht sein Problem. Das lag viel mehr da, dass er sich ab morgen ganz seiner Hausarbeit widmen müsste.

„Ne Idee, was du schauen willst?“

Iwaizumi nahm das dreckige Geschirr und begann es zu spülen, als sich der Violetthaarige neben ihn stellte und die Sachen abtrocknete. Die Spülmaschine war seit ein paar Tagen defekt und würde erst nächste Woche repariert werden. So lange mussten sie die Sachen selber spülen.

„Was hältst du von 21 Jump Street und 22 Jump Street hintereinander?“, wollte der Setter wissen und Iwa grinste.

„Ja, das ist jetzt genau das richtige für mich!“

Entspannt räumte er die Sachen in die verschiedenen Schränke und schaute zu Oikawa auf, der ihn anlächelte und als er seinen Blick bemerkte, leicht rosa um die Nase wurde.

„Ist alles okay?“

„Ja, ja, alles gut. Bereitest du den Fernseher vor? Ich hole die Snacks und Getränke.“

Kurz mit den Schultern zuckend schlenderte er ins Wohnzimmer zu der großen Couch und ließ sich drauf fallen. Er schaltete den Fernseher ein und öffnete Netflix.

Kaum, dass er 21 Jump Street gefunden hatte, kam Toru mit einem Tablett rüber, auf dem Chips und Cola standen. Es kam selten vor, dass sie sich das gönnten, da sie aufgrund des Sports auf ihre Ernährung achteten. Gerade sein bester Kumpel, der weiter exzessiv Volleyball spielte.

Es fehlten noch ein paar Schritte, da knickte der Setter mit einem Bein etwas ein und verzog das Gesicht. Sofort sprang Iwaizumi auf und stützte ihn.

„Hey, was ist los? Ist es das Knie?“

Oikawa biss sich leicht auf die Unterlippe und ließ sich – ohne zu antworten – zum Sofa bringen, wo er das Tablett abstellte. Dann drückte er ihn auf das Sofa runter und begab sich ins Badezimmer, um die Salbe und einen Verband zu holen. Das Schweigen war ihm Antwort genug.

„Hose aus!“, befahl der Braunhaarige und blieb stehen, falls sein Kumpel Hilfe brauchen sollte.

„Iwa-chan! Flirten kannst –“

„Assikawa, mach hinne.“

Schmollend schaute der Setter ihn für ein paar Sekunden an, dann stand er auf und zog die Hose etwas umständlich aus und setzte sich wieder auf das Sofa. Iwa nahm das Kleidungsstück, legte es zusammen und auf einen Stuhl, dann nahm er neben seinem besten Freund Platz.

Ohne etwas zu sagen, legte dieser die Beine auf seinen Schoß und Iwaizumi nahm die Tube mit dem Schmerzgel und verteilte etwas davon auf seiner Hand. Er wärmte die Salbe auf und fing dann vorsichtig an, sie in die Haut am Knie einzumassieren. Ein paar Minuten tat er das, während Oikawa den Film startete und sich ein paar Chips griff. Dann verband Iwaizumi das Knie sorgfältig und schmiss das Schmerzgel auf den Couchtisch.

Entspannt schauten sie sich den Film an, ohne ihre Positionen zu verändern.



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