Zum Inhalt der Seite

Das Manuskript, das ich aus dem Fenster schmiss

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Manuskript, das ich aus dem Fenster schmiss

Eigentlich wollte ich ja immer Schriftstellerin werden. Ich schrieb bereits Geschichten als noch Schülerin war, tat es während des Studiums und, auch wenn ich hauptberuflich als Lehrerin arbeitete, ließ ich dieses Hobby nie links liegen. Ich veröffentlichte meine Kurzgeschichten auf Webseiten und die Kommentare waren so gut wie immer positiv, was aber irgendwie nicht zufriedenstellend war. Mein großer Traum war es immer, ein von mir geschriebenes Buch von einem großen Verlag gedruckt in den Händen zu halten.

Vor vier Jahren habe ich meinen bisher einzigen Roman abgeschlossen. Er spielt in einem postapokalyptischen Setting nach einem Atomkrieg, die Welt wird von Zombies bewohnt. Ich weiß, unkreativ. Deswegen habe ich den Clou eingebaut, dass ein Prophet berichtet, wie es vermeintlich zum Untergang der Zivilisation und zur Herrschaft der Zombies kam, und auch schildert, wie die Menschheit überleben können wird. Am Anfang steht die unrechtliche Hinrichtung eines jungen Wissenschaftlers, dessen Warnungen überhört werden und so wird die Zombieapokalypse ausgelöst. Die tote Welt sieht der Prophet als eine Strafe Gottes und Folge eines zu schnellen Wandels, wobei schnelle Veränderung in seinen Augen Sünde ist. Die Zombies sind die mutierten Sünder. Das südlichste Land ist ein gelobtes Land, in welches man laut dem Propheten aufbrechen muss, da dort die Erde frei von Zombies ist und dort die Menschen wieder in Sicherheit leben können. Der Ton des Propheten imitiert die Bibel… und nein, es ist keine religiöse Propaganda, sondern eine Parodie.

Meinem Mann und meinen Geschwistern gefiel der Roman sehr gut. Auszüge, die ich im Internet veröffentlich habe, stießen auf tolles Feedback. Sogar meinen Schülern gefiel das Kapitel, das ich ihnen, um ihre Neugier zu befriedigen, vorgelesen hatte. Verlage waren da aber anderer Meinung.

Vier Jahre lang schickte ich das Manuskript nun an Verlagshäuser, nur um eine Abfuhr nach der anderen zu bekommen.

Heute fand ich die dreißigste Absage in meinem Briefkasten. Mir war zum Heulen zu Mute, schließlich hatte ich so gut wie alle Verlage bereits angeschrieben, die Romane wie meinen publizierten. Ich dachte an diesem Nachmittag viel nach. Ich bin zweiundvierzig, habe einen guten Job, einen tollen Mann, zwei süße Kinder… brauchte ich wirklich die Bestätigung, von einem großen Verlag veröffentlicht zu werden? Nein… ich sollte meinen Kindheitstraum endlich aufgeben und mich damit zufriedengeben, was ich habe.

Um mit dem Kapitel „Schriftstellerin werden“ abzuschließen, löschte ich, zugegebenermaßen mit Tränen in den Augen, den Roman von meinem Computer, meinen USB-Sticks und auch die Auszüge auf Internetplattformen. Mir sollte mein Roman nie wieder unter die Augen kommen.

Schließlich hatte ich nur mehr ein gedrucktes Manuskript, das ich mir zur Feier des Abschlusses sehr schön in einen gotisch anmutenden Umschlag hatte binden lassen. Es einfach in den Mistkübel zu werfen, schien mir zu einfach. Ich überlegte, es zu verbrennen, aber mein Respekt vor Feuer brachte mich schnell von der Idee ab.

Ich grübelte hin und her, wie es am besten vernichtete. Und in einer vollkommen spontanen Reaktion schmiss ich das Manuskript einfach aus dem Fenster.
 

Meine Wohnung befindet sich im neunten Stock eines Gemeindebaus mit Blick zur Straße. Vor der Eingangstür des Gemeindebaus hatte sich vor Jahren, bevor ich mit meiner Familie überhaupt eingezogen war, ein Obdachloser seinen „Arbeitsplatz“ eingerichtet. Sein Name war Willi. Er saß dort von sechs Uhr früh bis zwölf Uhr Mitternacht, ich begegnete ihm immer, sowohl wenn ich zur Arbeit aufbrach, als auch wenn ich heimkam. Ich brauchte etwas, um mich an ihn zu gewöhnen, akzeptierte ihn aber, wie alle Bewohner des Hauses. Willi war harmlos, auch wenn er an Schizophrenie litt.

Als ich am Tag, nachdem ich mein Manuskript aus dem Fenster geschmissen hatte, Willi wie immer begegnete, staunte ich nicht schlecht, als der Kerl tatsächlich in meinem Manuskript las. Ich schnaufte – so viel zum Thema „den Roman nie wieder unter den Augen bekommen.“ Wenn man Willi allerdings etwas wegnahm, konnte er durchaus aggressiv werden, deswegen ließ ich ihm die Freude.

Ich begrüßte Willi, ging in die Wohnung und freute mich auf ein entspanntes Wochenende mit meiner Familie.
 

Als ich am Montag wieder in die Arbeit aufbrach, saß Willi schon vor der Eingangstür. Er las immer noch mein Manuskript. Der Text hatte nur 200 Seiten, gemessen an der Freizeit, die der Obdachlose hat, müsste er schon längst damit durch sein. Las er so langsam? Oder las er es mehrmals?

Ich zuckte mit den Schultern und eilte in die Schule.

Als ich nach Hause kam, las Willi noch immer.
 

Nach etwa einer Woche klang ich wie eine Krähe und beschloss in Krankenstand zu gehen. Da ich allerdings einen Berg an Aufsätzen zu korrigieren hatte, verbrachte ich den Tag nicht untätig. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich bin den Straßenlärm gewöhnt, konnte ihn daher gut ausblenden und mit geöffnetem Fenster arbeiten. Das Geschrei von Willi aber konnte ich nicht ignorieren.

Ich hatte Willi noch nie mehr sagen hören als „Guten Tag“, „Auf Wiedersehen“ oder „Danke“, wenn ihm mal ein paar Euro in die Hand drückte. Er klang dann heiser und schüchtern. Nie hätte ich vermutet, dass er so ein Organ hatte, dass man ihn bis in den zehnten Stock hinaufhörte.

Es war kein willkürliches Geschrei, er sagte etwas. Dank hupender Autos konnte ich aber nicht ausmachen, was.

Zahlreiche Nachbarn beschwerten sich, schrien „Halt die Klappe, du Penner“ oder ähnliches aus den Fenstern, doch Willi ignorierte sie. Obdachlose sind wahrscheinlich Beschimpfungen gewöhnt und lassen sich nicht so leicht davon irritierend. Ich schloss einfach das Fenster, schaltete Musik an und hatte so von Willis Geschrei meine Ruhe.

Er hörte allerdings den ganzen Tag nicht auf, Sätze vor sich her zu brüllen. Wir hörten ihn beim Essen, wir hörten ihn, wenn wir die Kinder ins Bett brachten, wir hörten ihn, als mein Mann und ich uns ins Bett legten. Erst um Mitternacht, pünktlich, wenn wie üblich er seinen „Arbeitsplatz“ verließ, hörte das Gebrüll auf.

Mein Mann seufzte erleichtert. Er murmelte, dass wahrscheinlich niemand die Polizei geholt hatte, weil alle Hausbewohner Willi irgendwie mochten und er keinen Ärger haben sollte. Wenn er morgen aber wieder so viel schreien würde, würde er die Polizei rufen.

Ich nickte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Man könnte nämlich sagen, dass ich schuld an Willis Verhalten war. Ich hatte nämlich inzwischen genau erkannt, was er sagte.

Willi las laut aus meinem Roman vor.
 

Am nächsten Tag las Willi wieder schreiend aus meinem Buch, von sechs Uhr in der Früh bis zwölf Uhr Mitternacht. Wieder hatte niemand die Polizei gerufen, auch mein Mann nicht.
 

Als ich am folgenden Tag – wieder genesen dank einem Medikamentencocktail – von der Arbeit heimkam, traf ich Willi, der schon wieder schreiend aus meinem Roman vorlas. Es war ja irgendwie meine Schuld, dass er die ganze Nachbarschaft verärgerte, deswegen wollte ich die Sache klären, ehe er wirklich noch ins Gefängnis oder in die Irrenanstalt gesteckt wurde.

„Schönen Nachmittag, Willi“, begrüßte ich ihn.

„Schönen Nachmittag, mein Kind.“

Ich verzog das Gesicht. „Mein Kind“ – das war neu. Ich sprach ihn aber nicht darauf an.

„Ich wollte dich auf das Buch ansprechen, aus dem du immer vorliest.“

„Haben dich die heiligen Worte berührt, mein Kind, und verlangst nun mehr Informationen?“

Heilige Worte? Hatte ich mich verhört? Ich beschloss das zu ignorieren. „Ich fühle mich wirklich geschmeichelt, dass dir mein Buch so gut gefällt…“

„Dein Buch?“

„Ja, mein Buch. Ich habe es vor einigen Tagen aus dem Fenster geworfen. Siehst du, auf dem Cover, A.I.H., das sind meine Initialen, wie du weißt, und…“

„A.I.H. stehen für Anton Ioshua Hohemann, den Wissenschaftler, den man in fünfzehn Jahren ermorden wird…“

„Neeeein…“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, da mir zum ersten Mal auffiel, dass die Messiasfigur meines Romans dieselben Initialen wie ich trug. Außerdem fragte ich mich, welche Anhaltspunkte es im Roman gab, dass Willi auf fünfzehn Jahre kam…

„Den Roman habe jedenfalls ich geschrieben und …“

„LÜGNERIN!“, schrie Willi. „SÜNDERIN! BLASPHEMIN!“ Ich machte einen Schritt zurück, Willi wurde aggressiv. „Wie kannst du es wagen! Dieses Buch ist ein von Gott gesandtes Testament aus der Zukunft, ein Protokoll, wie wir die Apokalypse abwenden können.“

Ich erinnerte mich daran, dass ich meinem gedruckten und gebundenen Exemplar ein futuristisches Spaßimpressum angefügt hatte, weswegen Willi wohl glaubte, das Buch käme aus der Zukunft. Und ich dachte daran, dass Willie schizophren war. Wahrscheinlich hatte er gerade eine seiner Phasen und hielt das Buch daher für bare Münze. Deswegen wurde er auch gerade so aggressiv und es war besser ihn zu beruhigen.

„Okay Willi. Tut mir leid. Du hast mich ertappt. Ich wollte nur gerade deinen Glauben testen. Ich bin ein Lakai des satanische Zombiekönig, der alle noch lebenden Menschen zum Zombietum verführen möchte.“

Etwas Besseres war mir nicht eingefallen? Gott, die Situation machte es wirklich schwer, nicht sarkastisch zu werden. Ich rannte ins Haus, ehe Willi mich attackieren konnte.

Sollte sich die Polizei um ihn kümmern.
 

Die Polizei kümmerte sich zwei Tage später um ihn. Willi wurde abgeführt, kam am nächsten Tag wieder zurück begleitet von Reportern der Regionalklatschpresse, die den Obdachlosen, der aus einem Horror-Science-Fiction-Roman vorlas und das für die das neue Wort Gottes hielt, wohl einer Story wert sahen.

Meinem Mann hatte ich die Geschichte um Willi verschwiegen, da es mir irgendwie peinlich war, und wollte erst recht nicht, dass er es über das Fernsehen erfuhr. Dass mein älterer Sohn gestern nicht die Hausaufgaben gemacht hatte, nahm ich als Anlass, ihm Fernseh- und Internetverbot zu geben. Und da wir ja gute Vorbilder sein wollten, mussten wir Eltern auch darauf verzichten.
 

Ich sah mir am nächsten Tag in der Arbeit den Bericht an. Willi trat äußerst überzeugt und selbstsicher auf, was ich der Gestalt, die sonst nur in gekrümmter Haltung vor meinem Haus saß, nicht zugetraut hatte. Er hatte außerdem schon so oft mein Buch gelesen, dass er es schon auswendig wusste. Er konnte Passagen besser rezitieren, als ich es jemals gekonnt hatte, aber ich erkannte jedes Wort wieder. Besonders verstörten mich die Bezüge, die er zwischen den einzelnen Ereignissen zog, die Interpretationen, auf die ich nie gekommen wäre (die Kinder der Überlebenden der Apokalypse sind wie Kain und Abel – was?) und die Bezüge, die er zu unserer Kultur herstellte (die Zombies sind Jugendliche, die auf ihre Computer starren – hä?).

Mich beunruhigte das Ganze so sehr, dass ich mich für den Rest des Schultages kaum konzentrieren konnte und ziemlich viel Blödsinn in der Klasse redete.

Als ich heimkam, warf mir Willi außerdem einen finsteren Blick zu. Wahrscheinlich hatte er meine Behauptung, ich sei Lakai des satanischen Zombiekönigs – dem Antagonisten des Romans und eine offensichtliche Satansfigur – nicht vergessen.
 

Am nächsten Tag war Willi nicht mehr allein. Er hatte zwei Freunde gefunden, die ihm zuhörten, wie er aus dem Roman vorlas und mit „oh“, „uhs“ und „ahs“ reagierten. Weitere zwei Tage später kamen noch mal zwei dazu, wieder ein paar Tage darauf noch mal vier, bis nach wenigen Wochen eine Schar sich um ihn versammelt hatte, deren Zahl schon im zweistelligen Bereich lag – darunter war auch unser Hausmeister. Die Medien interessierten sich noch immer für ihn, seine Popularität stieg und irgendwann war der ganze Gehsteig von Willi und seinen Jüngern versperrt.

Mir wurde immer unwohler, denn sobald ich in die Nähe des Gemeindebaus kaum, schrien mich die Leute mit „Satanslakai“ an und buhten mich aus, einmal spukte mich einer an. Sie versuchten mir den Weg zu versperren, da man „die Kinder vom Bösen fernhalten sollte“, hielten aber mich nicht fest, sodass ich doch meinen Weg durchkämpfen konnte. Ich fragte mich trotzdem, wie lange es dauern würde, bis sie gewalttätig wurden.

Ich erzählte meinem Mann davon (verschwieg aber noch immer, dass Willi seine wirren Ideen aus meinem Roman hatte), der darauf bestand, mich immer vorbei an der Menge zu begleiten.
 

Die Polizei verhaftete die Menge, die täglich wuchs, immer wieder, konnte sie aber nicht festhalten, da sie an sich nichts Illegales gemacht hatten, weswegen sie am nächsten Tag sich wieder versammelten. Auch die Anfeindungen mir gegenüber wurden als nicht schwerwiegend genug wahrgenommen. Irgendwann verlor sie das Interesse an diesen sinnlosen Verhaftungen.

Ein Nachbar wollte eine einstweilige Verfügung erwirken, da es sich aber um so viele Menschen handelte, würde es Monate dauern, bis sie in Kraft träte.
 

Wie schon in der letzten Woche begleitete mich mein Mann aus dem Haus. Es stellten sich mir alle Haare zu Berge, als Willi plötzlich schrie: „DER SATANISCHE ZOMBIEKÖNIG UND SEIN LAKAI!“

Toll, jetzt war ich nur nicht mehr ein Lakai, mein Mann wurde mit dem Hauptantagonisten meiner Geschichte identifiziert. Es wurde immer schwerer die Menschenmasse bei Seite zu schieben, obwohl sie noch immer nicht handgreiflich wurde.
 

Am selben Abend begannen Willi und seine Jünger einen Gospel aus meinem Roman zu singen:

„Halleluja – Rette uns, oh Anton, selig!

Halleluja – vor dem satanischen Zombiekönig

Halleluja – Anton, führte uns in den Garten

Wir warten, wir warten, wir warten!“

Ich weiß, kein literarisches Highlight. Doch ich bekam eine Gänsehaut, wenn der Chor unter unserem Fenster das Gospel sang. Zumal ich mir einen Gedanken über Melodie und Rhythmus gemacht hatte und diese Menge es geschafft hatte ein Lied daraus zu formen.

Er recht ließ mich der Kontext bangen, in welchem das Gospel laut meinem Romanpropheten gesungen werden sollte – und zwar, um die Zombies zu bezwingen, sollte man sich in einer ausweglosen Situation fühlen.

Sie sangen die ganze Nacht – Willi hatte also nicht mehr „Dienstschluss“ um Mitternacht, wie er es früher getan hatte. Mein Mann, meine Kinder, ich und auch meine Nachbarn mussten mit einer schlaflosen Nacht kämpfen.

Zum Glück erkannte mein Mann weder das Gospel noch den satanischen Zombiekönig wieder und wusste noch immer nicht, woher diese Leute diese verrückte Ideen hatte.
 

Zwei Tage ging es noch so weiter, dann hörte es plötzlich auf. Die Menge war verschwunden. Auch Willi saß nicht mehr vor unserer Eingangstür. Hatte die Polizei sie endgültig inhaftiert? War eine einstweilige Verfügung gültig geworden, die unser Nachbarn schon länger angedroht hatte? Niemand, den ich fragte, wusste etwas. Ich durchforstete die Nachrichten nach einer Antwort, doch die lokalen Medien berichteten nicht darüber und größere Zeitungen und Fernsehsender interessierten sich nicht dafür.

Es war einerseits eine Erleichterung, nun wieder alleine nach Hause gehen zu können. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie bevormundet ich mich gefühlt hatte, nur von meinem Mann begleitet vor die Tür treten zu können, oder wie schwach, wenn diese passiv-aggressive Menge mir den Weg versperren wollte.

Andererseits hatte ich das ungute Gefühl, dass es nicht vorbei war.
 

War es auch nicht.

Wie ich Monate später herausfand, hatte sich ein reicher Mann Willis Gruppe angeschlossen und ihnen sein Haus für ihre Versammlung zur Verfügung gestellt. Willi predigte dort weiter aus meinem Roman, bis die Frage kam, ob man das Schicksal der Menschheit nicht irgendwie ändern könnte. Es gab eine Lösung:

Anton Ioshua Hohemann würde in fünfzehn Jahren hingerichtet werden, hatte Willi errechnet. Man konnte diejenigen, die ihn verurteilten werden, jetzt noch aufhalten. Die Zombieapokalypse würde in fünfundzwanzig Jahren eintreten, hatte er ausgerechnet. Alldiejenigen, die zu Zombies werden, das sind die Sünder, die an ihren Computern, Smartphones und dem Rest kleben, musste man stoppen, noch bevor sie zu diesen kaum bezwingbaren Monstern würden.
 

Um zehn Uhr vormittags griffen acht Männer in einer braunen Kutte – wie es die Überlebenden meines Romans zu tun pflegen – mehrere Richter im Gerichtsgebäude mit Messern an. Drei erlagen ihren Wunden. Davon wusste ich noch nichts, als ich die Schule verließ.

Als ich dank Konferenz nach einem langen Tag nach Hause kam, standen zehn Polizeiwagen und Rettungsfahrzeuge vor dem Gemeindebau. Noch bevor ich etwas erkennen konnte, rannte ich zu einem Polizisten.

„Sagen Sie mir, was passiert ist!“, fauchte ich.

„Wohnen Sie hier?“

„Ja, neunter Stock, Türnummer 4. Was ist passiert?“

Der Polizist zögerte und schaute zu einem seiner Kollegen. Dieser nickte und mein Ansprechpartner begann zu erzählen: „Wir dürften eigentlich noch nichts sagen, aber besser Sie erfahren es jetzt gleich als durch die Medien. Gute Frau, es hat einen… nun ja… nennen wir es Anschlag auf diesen Gemeindebau gegeben. Wir wissen nicht, wie viele Täter, aber es waren geschätzt siebzig, Männer und Frauen jeden Alters, sogar zwei zehnjährige waren darunter. Alle waren in braune Kutten gekleidet und mit Fleischmessern bewaffnet. Als ein älterer Herr das Gebäude verließ haben sie sich Zutritt verschafft, indem sie ihn niederstachen. Sie brachen in jede Wohnung ein, da sie aus irgendeinem Grund nachgemachte Schlüssel hatten. Und sie attackierten oft zu dritt oder zu viert die Bewohner. Aber nur die, die vorm Fernseher, Computer oder Smartphone saßen, erdrosselten sie. Das waren sogar ziemlich viele. Ein paar konnten von den Wohnungsinhabern überwältigt werden, aber die Mehrheit… sie können es sich denken. Viele waren bereits an ihren Stichwunden erlegen, als wir ankamen.“

Ich konnte mit jedem Wort schwerer atmen, versuchte mir aber nicht anmerken zu lassen.

„Daher die Frage: Wohnen Sie alleine oder haben Sie Familie?“

Ich antwortete nicht.

Willi wurde gerade in Handschellen aus dem Haus gezerrt. Als er mich sah, beruhigte er sich allerdings und grinste unheimlich.

Mit seiner lauten Stimme begann er zu singen:

„Halleluja – der satanische Zombiekönig ist tot.

Halleluja, Anton, du hast uns befreit aus der Not

Halleluja, es hat sich gelohnt zu warten

Wir kommen in den Garten, in den Garten.“

Dahinter kamen zwei Sanitäter mit drei Baren. Ich erkannte die Schuhe meines Mannes.
 

Ich hätte meinen verdammten Roman nicht aus dem Fenster schmeißen sollen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück