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Sintflut

von

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hr Männer seid immer Schuld, auch wenn ihr nichts dafür könnt.

"Ihr Männer seid immer Schuld, auch wenn ihr nichts dafür könnt."
 

Sicht Óskar
 

Óskar muss schon zugeben, dass er ganz schön unruhig wurde, als er den Vorschlag mit dem Kino an Annabell geschickt hat, sie aber Ewigkeiten nicht auf seine Nachricht reagierte. Da half es auch nicht, dass er dauernd geschaut hat, ob sie nicht in der Zwischenzeit online gewesen ist. Aber nach wie vor stand ein und dieselbe Uhrzeit am oberen Rand. Selbst die ausgedehnte Gassirunde mit Max hat nicht gerade geholfen, dass er runter kam. So nervös kannte er sich selbst nicht und Óskar muss von ganz alleine grinsen, während er einen Zug von seiner Zigarette nimmt, während er mit dem Hintern an seiner Maschine gelehnt dasteht und darauf wartet, das die zierliche junge Frau ihren Hintern zu sich nach Hause bewegt.
 

Kaum, als er die Nachricht erhalten hat, dass sie an seinem Abendprogramm teil nehmen mag, hat er sich in seine Klamotten geworfen und seine Maschine angeschmissen und ist zu ihr gefahren. Ihm ist klar, dass er immens zu früh ist, aber zu Hause hat er es nicht mehr ausgehalten, zudem Max auch schon ganz unruhig wurde, weil er eben keine Ruhe gefunden hat. Bevor er sie beide also noch in den Wahnsinn trieb, hat er sich lieber auf die Socken gemacht.
 

Sein Motorrad hat er in der Einfahrt geparkt und er hofft, dass seine Begleitung heute Abend keine Scheu vor solch einer Maschine hat. Heute wird er die letzte Fahrt mit ihr absolvieren können, danach wird das gute Stück einen ordentlichen Winterschlaf halten. Und auch, wenn es von den Temperaturen vielleicht schon ein bisschen zu kalt sein könnte, Óskar wollte sich den letzten Ritt nicht nehmen lassen.
 

Einen letzten langen Zug nimmt er von seiner Zigarette, bevor er sie in einem kleinen versteckten Aschenbecher ausdrückt, welcher unter einer kleinen Holzbank ein bisschen verborgen ist. Die Bank steht rechts neben dem Hauseingang und dient wohl für einen kleinen Plausch unter Nachbarn an der frischen Luft, wenn das Wetter dazu einlädt.
 

Óskar quält sich unter der Bank hervor und dreht sich gerade wieder herum, als eine kleine Gestalt um die Kurve angerast kommt und direkt Kurs auf ihn nimmt. Gerade so kann er die Arme packen und versucht es irgendwie so zu koordinieren, dass weder er, noch die junge Frau sich auf die Nase legen. Kurz entschlossen dreht er sie beide, bis sich die Bank in seinem Blickfeld stielt und er sie einfach beherzt darauf fallen lässt. Óskar muss zugeben, es war recht schwungvoll, aber es knarzt nur die Bank, was dann doch recht beruhigend ist.
 

„Óskar“, er erkennt Annabell wahrscheinlich gerade im gleichen Augenblick wie sie ihn, aber sie ist schneller und er kann nicht anders, als darüber amüsiert zu sein, wie sie schon wieder in ihn hinein gerauscht ist. „Du bist ja schon da.“, benennt sie das unübersehbare.

„Und du bist ganz schön stürmisch. Mal wieder“, kann er sich daraufhin nicht verkneifen. Ihre Wangen werden noch dunkler, obwohl man sich das kaum vorstellen kann. Allgemein hat sie schon eine sehr gesunde Gesichtsfarbe und ihr Gesicht ist von einer dünnen Schweißschicht bedeckt und entgegen seiner Worte ist sie wohl schneller unterwegs gewesen als er es ihr vorgeschlagen hat. Unter dem schützenden Helm stehen ab und an ein paar zerzauste und leicht verschwitze, blonde Haarsträhnen hervor und lassen sie ein bisschen wild aussehen.
 

„Ich kann doch nichts dafür, dass du immer dort stehst, wo ich gerade lang will“, plustert sie die Wangen auf und Óskar kann nur breiter grinsen.

„Jetzt bin ich also wieder Schuld“, amüsiert er sich und lässt sich langsam neben Annabell auf die schmale Bank nieder, nachdem er ihre Oberarme los gelassen hat, da sie ja nun sicher auf der Bank sitzt.

„Ihr Männer seid immer Schuld, auch wenn ihr nichts dafür könnt“, antwortet sie frech und Óskar kann nur schnauben. Dummerweise hat sie aber recht, egal was ist, die Männerwelt ist daran schuld. Er empfindet es jetzt allerdings besser seine Klappe zu halten und er beobachtet lieber, wie Annabell den Rucksack von ihrem Rücken zieht und darin so lange herum kramt, bis sie ein paar Schuhe findet und diese vor sich auf den Boden fallen lässt. Die haben ihre besten Tage definitiv schon hinter sich, aber das scheint die junge Frau nicht zu stören, da sie ohne Worte beginnt ihre Inlineskates aufzuschnüren und sich mit einem Schnaufen nacheinander aus den schweren Schuhen quält.
 

„Oh Gott, ich brauche dringend eine Dusche“, stöhnt sie und verzieht gleichzeitig ihr Gesicht.

„Wieso? Käsefüße?“, muss Óskar sich einfach danach erkundigen und kann sich das Grinsen mal wieder nicht verkneifen. Himmel, wenn das so weiter geht hat er am Ende ihres Treffens noch Muskelkater in den Wangen, weil er die ganze Zeit grenzdebil vor sich hin grinst.

„Das ist noch untertrieben“, murmelt sie, bevor sie ihn mit einem entschuldigenden Blick anschaut. „Habe ich noch Zeit für eine Dusche? Ich kann so unmöglich unter Leute gehen, die rennen ja alle weg.“

„Umso mehr Platz und Ruhe hätten wir“, rutscht es Óskar prompt heraus, bevor er aber nickt. „Klar, eine Stunde später kommt der gleiche Film noch einmal“, nickt er dann aber „Falls dir eine Stunde reicht?“, das sollte er vielleicht noch klar stellen, schließlich handelt es sich hier um eine Frau. Kaum ausgesprochen, kann Óskar zusehen, wie Annabells Augen sich verengen und sie ihn ganz kurz böse anschaut, was auf ihn aber eher eine entzückende Wirkung hat, denn bedrohlich sieht sie damit keinesfalls aus, doch er versucht seine Kontenance zu wahren und hält ihren Blick stand, der sich dann recht bald wieder verändert und nun schaut sie ihn aus spöttischen Augen an.

„Nur, weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich zwei Stunden im Bad brauche. Wenn du jetzt eine aufgetakelte, bis ins unkenntlich geschminkte Frau erwartest, dann muss ich dich enttäuschen“, gibt sie sogar recht patzig zurück, was Óskar erstaunt, aber auch imponiert.
 

Noch besser findet er aber, dass sie eben nicht so eine Dame ist, die mit Schwung in den Farbkasten gesprungen ist. Zwar kann er nicht abstreiten, dass er schon das eine oder andere Exemplar dieser Spezies im Bett hatte, aber für mehr hat es eben auch nicht gereicht und bei manchen war er am Ende sogar regelrecht erschrocken, als er sie ohne oder mit halb verlaufenem Makeup gesehen hat. Das muss er nicht auf Dauer haben. Er will seine Freundin oder Frau schließlich immer sehen können und bei Gott, die meisten Mädels haben es nicht mal nötig sich unter Tonnen von dem Kleister zu verstecken, nur so nebenbei. Ergeben hebt Óskar seine Hände und ergibt sich somit.
 

„Ist ja schon gut, ich wollte dich nicht angreifen“, schiebt er noch schnell hinterher und beobachtet nebenbei, wie sie den Rucksack wieder schließt, ihre Inlineskates sich schnappt und zur Tür läuft. „Warte, die nehme ich dir ab“, beeilt er sich hinter ihr her zu kommen und greift beherzt zu. Erst etwas unsicher, aber dann dankbar nickt sie ihm zu, bevor Annabell ihren Schlüssel aus der Hosentasche kramt und den dann doch recht schwungvoll in das Türschloss rammt. So viel energische Kraft hat er ihr gar nicht zugetraut, aber so schwerfällig wie der Schlüssel sich im Schloss drehen lässt, muss das wohl so sein.
 

Unter leisem Ächzen gibt die Tür auf und schwingt nach innen. Óskar lässt Annabell den Vortritt, da er eh nicht weiß, wohin sie müssen. So wirklich durchdacht hat er sich seinen Plan allerdings nicht, denn sein Blick fällt ganz automatisch auf den in einer recht engen Jogginghose verpackten Apfelpo, der sanft vor seinen Augen hin und her schwingt, als Annabell gemächlich die paar Stufen nach oben steigt, die sogleich zu ihrer Wohnungstür führen. Der Flur davor ist so schmal, dass er unweigerlich hinter ihr auf den Stufen stehen bleiben muss und seine Augen haben deswegen gar keine Chance woanders hin zu gucken. Das grenzt gerade ein bisschen an Folter, dass muss er schon zugeben. Óskar ist sogar ein wenig erleichtert, als die große, weiße Tür endlich nach innen aufschwingt und sie nicht mehr genau vor seiner Nase mit ihrem süßen Hintern herum tanzt. Dadurch aus seinen Gedanken gerissen, schüttelt er innerlich seinen Kopf und eilt ihr hinterher.
 

„Wo kann ich die Teile ablegen?“, fragt er und bekommt mit einer Handbewegung eine Stelle zugewiesen, die gleich rechts neben der Tür ist. Vorsichtig stellt er die Inlineskates an der Wand ab. Das ratschen von Klettverschluss, wenn dieser geöffnet wird, lässt ihn sich umdrehen und Óskar beobachtet schweigend, wie Annabell sich einen Schützer nach dem anderen abzieht, bevor sie ihren Helm vom Kopf nimmt, worunter ein komplett verstrubbeltes blondes Haupt hervorkommt, was teilweise auch ziemlich verschwitzt ist. Wahrscheinlich sollte er bei diesem Anblick nicht so begeistert sein, wie er es gerade ist. Nach wie vor sind ihre Wangen leuchtend rot, was diesmal aber noch von ihrer körperlichen Betätigung kommt, und ihre blauen Augen glänzen wunderschön in dem Licht, welches sie mittlerweile an geschalten hat, da die Sonne langsam aber sicher schon den Rücktritt anstimmt. Wenn man nicht weiß, dass sie vor zehn Minuten noch mit ihren Inlineskates durch die Gegend gedüst ist und einen Helm auf dem Kopf hatte, da könnte man wirklich annehmen, dass Annabell ihre letzte Stunde mit was ganz anderem verbracht hat. Sie schaut einfach wunderbar aus und Óskar hat zu tun sich zurückzuhalten und sie einfach in seine Arme zu ziehen und von oben bis unten abzuknutschen.
 

„Willst du was trinken?“, wird er aus seinen Gedanken gerissen, worüber er auch recht froh ist, denn wer weiß, wohin das Ganze sich sonst noch entwickelt hätte.

„Ein Wasser, wenn du hast“, antwortet Óskar recht hastig und macht sich daran ihr zu folgen, nachdem er sich seine Boots von den Füßen gestreift hat. Im gehen öffnet er seine leicht gefütterte Lederjacke und schaut sich nebenbei um. Ihre Wohnung ist im Großen und Ganzen recht hell und macht einen wirklich einladenden Eindruck.
 

„Hier, mach es dir ruhig bequem, ich muss unbedingt unter die Dusche“, drückt Annabell Óskar ein volles Glas Wasser in die Hand und nach einem schüchternen Lächeln drückt sie sich an ihm vorbei und Óskar kann beobachten, wie sie sich in einem der Zimmer verdrückt. Nun ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht wendet er sich um und läuft weiter ins Wohnzimmer, welches ihn mit einer gigantischen Couch empfängt, die nach Gemütlichkeit regelreicht schreit. Bevor er sich aber auf dieser nieder lässt, schlendert er lieber zu dem riesigen Regal, welches beinahe aus allen Nähten platzt. Bücher, CDs und DVDs streiten sich darin beinahe schon um ihre Plätze und Óskar muss zugeben, dass er zwar mit vielen Büchern gerechnet hat, aber keinesfalls mit so vielen Musikplatten.
 

Neugierig wandern seine Augen über die einzelnen Reihen, die fein säuberlich nach Interpreten und deren Diskografie sortiert sind. Ein bisschen verrückt empfindet er es schon, aber wenn man mal was sucht, findet man es gleich. Das sollte er bei sich zu Hause vielleicht auch mal machen, damit würde er sich sicherlich die eine oder andere sinnlose Minute sparen. Viele von den Interpreten sagen ihm allerdings so gut wie nichts. Neugierig zieht Óskar eine CD heraus, die sich ‚Vulgar‘ nennt. Das ist nur ein Exemplar der unzähligen, die alle von einem oder einer gewissen ‚DIR EN GREY‘ sind. Er hat keine Ahnung, ob es sich um eine Band handelt oder um einen Sänger oder Sängerin.
 

„Hör einfach rein, wenn du neugierig bist“, ertönt plötzlich Annaballs Stimme hinter ihm und Óskar zuckt erschrocken zusammen.

„Himmel, schleich dich doch nicht so an. Mein Herz“, keucht er aufgeregt und fasst sich kurz an die Brust, wo sein Herz wie verrückt in seinem Brustkorb herum donnert.

„Sorry, das wollte ich nicht“, lächelt sie entschuldigend und dann kann Óskar ihr schon gar nicht mehr böse sein. Okay, das war er vorher auch schon nicht, aber der Schreck hat trotzdem gesessen.
 

„Ich bin dann mal im Bad. Wie gesagt, probier einfach aus, was die interessiert“, sagt sie noch, bevor sie sich umdrehen will.

„Ach, bevor du dich noch mal umziehen musst“, fällt ihm Gott sei Dank noch recht zeitig ein. „Zieh dir am besten was Warmes an, das wirst du brauchen“, zwinkert er und erntet von Annabell ein verwunderten Gesichtsausdruck.
 


 


 

Sicht Annabell
 

Annabell muss zugeben, dass sie die Blicke von Óskar sehr wohl bemerkt hat. Er hat ihr damit regelrecht das Gefühl gegeben begehrenswert zu sein, auch wenn sie total verschwitzt ist und ihre Haare alles andere als perfekt auf ihrem Kopf liegen. Irgendwie hat sie sogar das Gefühl, dass ihm genau das gefallen hat, was aber schon wieder total bekloppt ist, denn wer mag schon eine so derangierte Frau gerne anschauen?
 

Als sie nach ihrer Klamottensuche aus dem Schlafzimmer kommt, sieht sie amüsiert dabei zu, wie ihr Gast sich durch ihre CD-Sammlung wühlt und letzen Endes neugierig eine ihrer Lieblingsplatten aus dem Regal zieht. Dass der große Mann allerdings zusammen zuckt, als sie ihn anspricht, damit hat Annabell nicht gerechnet, aber irgendwie macht es ihn schon wieder sympathisch. Ihren Vorschlag, dass er ruhig in die Platte rein hören kann, über diesen scheint Óskar tatsächlich nachzudenken und auch wenn ihm die Musik vielleicht nicht gefallen mag, alleine dass er zumindest mal neugierig darauf ist, das findet sie toll.
 

Bevor Annabell wirklich ins Badezimmer verschwinden kann, wird sie noch mal stutzig. Warum in aller Welt soll sie denn bitte warme Klamotten anziehen? Heute ist es schließlich eher mild, auch wenn man abends tatsächlich eine Jacke mehr vertragen könnte.
 

„Was hast du denn vor?“, fragt sie neugierig, doch Óskar grinst nur und zwinkert ihr zu.

„Lass dich überraschen“, mehr bekommt sie nicht zu hören. Verwundert schüttelt Annabell ihren Kopf, bevor sie kehrt macht und endlich den Weg in ihre Nasshöhle findet. Sie hat noch nicht mal alle Klamotten ausgezogen, da ertönt die Anfangsmelodie von audience Killer Loop, welches das Openig von Vulgar ist. Annabell hält kurz inne, lauscht der Musik die doch dann recht rabiat leiser gedreht, aber nicht ausgeschalten wird. Schmunzelnd lässt sie ihre letzten Hüllen fallen und danach begibt sie sich endlich unter die Dusche. Sie kann durchaus verstehen, dass Óskar aus purer Überraschung spontan die Musik leiser gedreht hat. Es handelt sich schließlich um ein Hardrock-Album und diese Musikrichtung ist nicht jeder Manns Sache.
 

Annabell beeilt sich mit ihrer Körperhygiene und nach nicht mal zwanzig Minuten legt sie den großen Föhn zur Seite, der bis eben ihre blonde Mähne noch ordentlich durch die Gegend gepustet hat. Wie immer machen ihre Haare was sie wollen und nicht was sie sollen, aber daran hat sie sich schon längst gewöhnt. Kurz durchkämmt Annabell ihre Haare noch einmal, dann schlüpft sie schnell in ihre zurecht gelegten Klamotten. Bald darauf steckt sie in einer engen, dunkelroten Skinnyjeans und einem gemütlichen, Figur betonten Pullover. Wirklich dick ist der aber nicht, weswegen sie sich wohl noch eine Strickjacke aus dem Schlafzimmer holen muss, da das nicht ganz zur Definition warm anziehen passt. Ganz zuletzt tuscht sie nur noch ihre Wimpern, dann spaziert sie nach exakt zwanzig Minuten aus dem Badezimmer.
 

Im Wohnzimmer empfängt sie nach wie vor die Musik von ihrer absoluten Lieblingsband und Óskar steht ebenfalls noch beinahe genau an der Stelle wo sie ihn zurück gelassen hat. Allerdings hat er jetzt das Booklet in der Hand und scheint irgendwie zu versuchen bei den Texten mitzukommen. Annabell bleibt einen Moment in der Tür stehen und beobachtet ihn, wie er beinahe schon verzweifelt seine Stirn runzelt und dabei gleichzeitig seinen Kopf ungläubig schüttelt.
 

„Das versteht doch kein Mensch“, murmelt er vor sich hin, was Annabell nun zum Lachen bringt. Daraufhin schaut Óskar auf und schaut sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Du hast komische Chinesenmusik, weißt du das? Dabei dachte ich immer die machen nur so komisches Ching-Chang-Chung-Zeug“, wedelt er mit dem Booklet herum.

„Das ist ja auch Japanisch“, antwortet sie amüsiert. Da Óskar aber auch nicht fragt, wie sie denn auf diese Musik gestoßen ist, belässt sie es dabei. „Ich bin fertig, wir können los, wenn du dich losreißen kannst.“

„Darauf habe ich gewartet“, grinst der Mann dann schon wieder, was Annabell selbst zum Schmunzeln bringt. Óskar scheint steht’s gut gelaunt zu sein. Allgemein wirkt sein Gemüt sehr positiv und fröhlich.
 

Óskar legt die CD wieder weg, stellt die Musikanlage aus und gemeinsam laufen sie zurück in den Flur. Annabell huscht noch einmal kurz in ihr Schlafzimmer und sucht sich dort ihre Lieblingsstrickjacke raus, welche sie im Laufen gleich überzieht.

„Schuhe egal?“, fragt sie und deutete auf ihre ausgelatschten Turnschuhe, verschiedenen Stiefel und ein paar Highheels.

„Zieh die Boots an, die sehen am wärmsten aus und deinen Mantel, den wirst du ebenfalls brauchen“, zeigt ihr Gast auf all die Sachen „Mütze und Handschuhe solltest du auch mitnehmen.“ Sofort fragt sie sich wieder, was der Mann mit ihr eigentlich vor hat, dass sie sich so einpacken soll. Klar, es ist Oktober und die Temperaturen sind schon lange nicht mehr für ein T-Shirt geeignet, aber für das Zwiebelprinzip ist es eigentlich auch noch ein bisschen zu früh.

„Verrätst du mir endlich, was du vor hast?“, versucht sie es noch einmal, doch Óskar schüttelt nur den Kopf und öffnet anschließend die Wohnungstür, als Annabell fertig ‚verpackt‘ ist.
 

Umsichtig schließt sie ihre Wohnungstür ordentlich ab. Das gleiche macht sie mit der Haustür. Danach verstaut sie den Schlüssel in ihrer Jackentasche. Óskar geht wieder vor und biegt nur um die Ecke ab, bevor sie direkt in der Auffahrt und vor einem – für sie kleine Frau – gigantischen Motorrad stehen bleiben. Das Teil ist ihr vorhin gar nicht aufgefallen und mit großen Augen starrt Annabell das riesige Gefährt an, bevor sie ihren Blick wieder auf Óskar lenkt, der mit zwei Helmen da steht und sie neugierig anschaut.
 

„Bist du bereit mit mir die letzte Fahrt des Jahres zu absolvieren?“, fragt er und Annabell kann nicht anders als ihn mit offenem Munde anzustarren.

„I-ich soll auf das Ding da drauf steigen?“, fragt sie stotternd und mit einmal wird ihr klar, warum sie sich so warm anziehen sollte. Er hatte das die ganze Zeit schon geplant und wohl mit Absicht nichts gesagt, damit sie gar nicht sofort einen Rückzieher machen kann. „Damit falle ich doch um, wie ein nasser Sack“, rutscht es ihr heraus. Davon mal abgesehen, dass ihre Füße definitiv nicht bis auf dem Boden reichen, das Gewicht der Maschine könnte sie ebenfalls nie tragen. Óskars amüsiertes Lachen lenkt sie von dem Monstrum wieder ab und sie kommt nicht umhin zu denken, dass er einfach nur toll aussieht, wenn er mit glitzernden Augen vor ihr steht. Die kleinen Lachfältchen um seine Augen machen ihm dabei noch viel sympathischer und selbst wenn sie es wollte, sie könnte ihm dabei nicht mal eine Abfuhr erteilen.
 

„Du sollst das Ding ja auch nicht lenken, sondern einfach hinter mir sitzen und dich kutschieren lassen. Also was ist jetzt? Traust du dich, oder sollen wir laufen?“, umspielt ein Lächeln seine Lippen, was Annabell gleich noch schwächer werden lässt, was seine Anziehungskraft angeht.

„Okay, aber wehe du lässt mich fallen.“



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