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Shadow of Darkness

Buch 01: Lunar Eclipse
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Aufgrund des Feedbacks eines Freundes und Arbeitskollegens von mir, der Fantasybücher sehr gerne liest und in der Materie deshalb eher bewandert ist, habe ich den Prolog umgeändert. Ich hoffe er ist eine deutliche Verbesserung zum ersten, weniger zäh zu lesen und gibt einen guten ersten Eindruck.

Ich würde mich sehr über euer Feedback freuen, um mich stetig zu verbessern und meinen Herzenswunsch, diese Geschichte endlich öffentlich zu machen, in Erfüllung gehen zu lassen. Komplett anzeigen

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Eran Kaim

Bech. Wie an jedem frühen Morgen herrschte in der Stadt bereits ein reges Treiben. Nicht nur war sie das größte Handelszentrum des Landes Fraeun – der Heimat der Menschen –, sondern mit dem imposanten Schloss im Vordergrund eines gewaltigen Gebirgsmassivs, welches zur entsprechenden Tageszeit einen noch gewaltigeren Schatten auf die Stadt warf, auch noch eine der am liebsten besuchten Orte für Fremdländer. Man erfreute sich zu Hauf an dem prächtigen Symbol der neuen Zeit, welches das Königshaus repräsentierte. Dieses monumentale Objekt, das für die architektonische Hochleistung der Menschen sprach. Vielleicht war es nicht der schönste Palast der Welt, mit den schönsten Gärten und den beeindruckendsten Fluren und Hallen. Doch mit seiner strammen kantigen Front, welche die ovale Form des Restgebäudes unvermutet ließ, außer man besah es von oben, und den sechs Türmen, die an der Außenfassade in perfekter Symmetrie anlehnten, zudem alles in einem Weiß erstrahlte und ein großes Kunstfenster oberhalb der riesigen Eisentür dem Ganzen noch einen kirchlichen Eindruck vermittelte, war es das ein Kunstwerk, dass es für die Welt zu erhalten galt. Dieser Palast besaß eine breite Fläche, der einen großen Vorhof für etwaige Festlichkeiten unter freiem Himmel bot, zwei kleine Höfe zu den Seiten, die vom Schlosspersonal ganz nach Belieben genutzt wurde und einen Garten, ganz am hinteren Ende. Alle vier Höfe waren von einer hohen Mauer eingegrenzt, aber nur der Vorhof war noch zur zusätzlichen Sicherheit von einem Torbogen mit Fallgitter versehen. Man musste, um in den Königspalast zu gelangen, durch dieses Tor passieren, das ganztägig von einem vierköpfigen Trupp aus guten Männern streng bewacht und unzugänglich für die gehalten wurde, die keine Vorladung oder ein Gesuch vorzuweisen hatten. Und weil Palast und Stadt von einem breiten Graben getrennt waren, an dessen tiefem Fußende der Fluss entlangverlief, der der Hauptstadt seinen Namen gab, führte nur einzig eine Brücke zu besagtem Tor. Ungehindert ein- und ausgehen konnte nur, wer dienstlich gekleidet oder dazu zertifiziert war.

Einer dieser besonders zertifizierten Menschen war Eran Kaim, Sohn von Kumo und Nova Kaim. Er war ein Mann, groß und mit den definierten Muskeln eines Kämpfers. Sein Mund war schmal und die Lippen dünn, die Augen grau und eng, immer von einer steten Ruhe und bitterer Ernsthaftigkeit gezeichnet. Die Nase war spitz mit schmalen Flügeln und seine Haare schneeweiß und nach hinten abstehend, wie von einem Sturm gekämmt. Die Haut stand im starken Kontrast zu seinen Haaren und Augen, denn sie war dunkel. Kein dunkles Braun, mehr eine natürliche Sonnenbräune, die aber niemals zu verschwinden schien. Außer der Kleidung am Leib, die nicht nur komplett in Schwarz und eng anliegend daherkam, war das Leder seiner Schuhe von Metallbeschlägen an der Ferse und entlang seiner Zehen versehen, während um seinen Hals ein einfacher grauer Mantel lag, dessen eine offenen Hälfte über seine Schulter geworfen war, während die andere einen Teil von ihm bedeckt hielt. Seine ganze Haltung strahlte etwas Ruhiges und zu gleichen Teilen auch etwas Provokantes aus. Nicht zuletzt lag dies an den schmalen Augen, die etwas Finsteres und seltsam Gleichmütiges hatten. Als würde man einem Mann in die Augen sehen, der, trotz seiner jungen Jahre, den Weg durch den finstersten Schlund des Totenreiches beschritten und überstanden hatte und wusste, dass ihm nichts vergleichbar Schreckliches unter dem Dach der Welt zu erwarten hatte.

Eine der vier Wachen beäugte ihn mit dem Unmut eines erfahrenen Mannes, der es lieber sah, wenn junge Gesellen demütig das Haupt in seiner Gegenwart senkten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Erans stierer Blick die Menschen entweder abschreckte oder anlockte. Doch dieses Mal war es das unwiderrufliche Gefühl, dass ihm zuflüsterte, der Verdruss ginge nicht von seinem Aussehen, sondern von seinem Namen aus. Der Name Kaim war nämlich in Fraeun mit einer zwiespältigen Zunge in den Mund genommen. Die einen riefen ihn als Helden, die anderen flüsterten ihn als Feigling und Staatsverräter. Mit einem solchen Namen hatte Eran früh gelernt, immer auf der Hut zu bleiben. Denn nicht jeder beließ es allein beim Geflüster. Manche waren auch tollkühn, verschmähten den Namen seiner Eltern und einer wagte sogar einen Angriff mit einem Messer auf ihn. Natürlich im Schutze der Nacht und aus einer Gasse, die vom flimmernden Laternenschein unberührt geblieben war, denn man wollte sich ja nicht erwischen lassen. Wie wenig er doch wusste, dass ein geübter Kämpfer wie Eran nicht mit einem Dolch, der von zittrigen Händen des panischen Unvermögens geführt, zu überrumpeln, geschweige denn, zu verletzen war. Manche Wache, die das Alter seiner jungen Jahre um das Doppelte, manchmal sogar das Dreifache überstiegen, schien jedoch ein ähnliches Verlangen in den Augen aufzublitzen. Wahrscheinlich würde er sich längst auf einer der Lanzen aufgespießt vorfinden, wenn es nicht als Verbrechen gelte. Vielleicht aber war es auch einfach zu solch früher Stunde am Tag zu viel verlangt, einem angehenden Mitglied des Ordens der Prinzessin, mit einem Lächeln zu begegnen. Er wusste es nicht, schließlich konnte er in den Gesichtern der Menschen nur die aktuelle Gemütsverfassung, nicht aber die Absichten dahinter lesen. Jedenfalls hielten sie gemeinschaftlich den Pfad blockiert. Ob sie ihn nun kannten oder nicht, Befehl war Befehl und ohne schriftliche Befähigung, das Tor nach Belieben zu passieren, wurde er auch nicht durchgelassen. Eran hielt einen Augenblick inne, stemmte dann resigniert seufzend eine Hand gegen die schmale Hüfte, während eine andere nach dem gefalteten Papier in seiner Gürteltasche kramte, es dem ältesten Wachposten zur Inspizierung übergab, dieses ihm dann, nachdem die Echtheit mit einem stummen Nicken bestätigt war, wieder aushändigte und ihm der Weg freigemacht wurde.

Die stieren Augen des Mannes, der ihn schon von Anfang an so finster gemustert hatte, verfolgten Eran noch lange über den Hof, bevor sich die Reihen vor dem Tor wieder schlossen und er beruhigt nach vorne blicken konnte. „Immer derselbe Blödsinn“, verlautbarte sein Gemurmel, dass gleich auf zweifache Weise an Bedeutsamkeit erhielt. Das man ihn kannte und ihn trotzdem jedes Mal das Papier vorzeigen ließ, nahm er schlicht als Schikane wahr. Und dass man ihn, aufgrund seines Namens, überhaupt zu schikanieren versuchte, war eine noch größere Lächerlichkeit. Nur weil sie ein Problem mit seinem Vater hatten, hatten sie auch direkt ein Problem mit ihm? Wer konnte sich nur so einen Blödsinn ausmalen und diesen auch noch für rechtskräftig befinden? Nur weil sein Vater …

„G-Guten Morgen.“

Eran riss es plötzlich aus den Gedanken. Er wandte sich zur scheuen Stimme um und erblickte eine kleine schwarzhaarige Schlossmagd. Die einzige, die er beim Namen kannte, denn sie war auch die einzige, die sich immer in einem Gespräch mit ihm verlor. „Guten Morgen, Leonie“, grüßte er brav zurück. Seine ernsten Züge heiterten rapide auf, als er ihr hocherfreutes Lächeln erblickte.

Leonie, mit ihrem schmalen Lächeln, scheinbar glücklich darüber, dass er sie bemerkt hatte, trotz dass sie ihn so leise und zurückhaltend gegrüßt hatte, war ein junges Mädchen von nicht mehr als sechzehn oder siebzehn Jahren. Sie hatte sich als Waise einmal auf den Stufen des neuen Palastes verirrt. Niemand wusste, wie sie überhaupt hineingekommen war. Allein, dass sie von der damalig noch zwölf Jahre alten Prinzessin unverzüglich ins Schloss gebracht und um Hilfe für das verlorene Kind bei ihrer Mutter gesucht hatte. Jetzt war sie eine Schlossmagd, die allein im Dienste ihrer Hoheit, Prinzessin Eriqua, stand. Sie hatte ein schmales Gesicht, das von einer kränklichen Blässe gepinselt war. Die Augen groß und rund und von der Farbe zweier moosbefleckter Steine. Die Nase klein und zierlich wie die knochigen Finger, die Lippen in einem hellen rosa und das struppige Haar schulterlang und immer denselben Anschein erweckend, dass sie verschlafen und sich lieber eilig, statt sorgfältig gebürstet hatte. Außerdem reichte sie ihm gerade einmal bis unterhalb seines Brustkorbs und war somit die kleinste Dienerin des Schlosses.

Ihr Erscheinungsbild sollte alles andere als herzerwärmend sein. Oft hatte sich Eran vorstellen müssen, wann immer sie direkt vor ihm stand, dass, wenn die Uniform nicht wäre, auf was er dann blicken würde. Welche Knochen sichtbar unter der Haut hervortraten oder welche entblößenden Merkmale ihr Körper sonst noch herzugeben beanstandete. Sie war die einzige Magd am ganzen Hofe, welche noch etwas unter ihrer Kleidung trug, damit sich feminine Kurven bildeten. Das wusste er, weil sie es ihm selbst anvertraut hatte. Und immer fühlte er sich schrecklich, wenn er auch nur für einen Moment versuchte, ihre kränklichen Merkmale zu ermitteln, als würde er sie allein auf das reduzieren. Keine junge Frau, die so viel Lebensfreude versprühte und niemandem ein Leid wünschte, hatte eine solche Tragödie verdient. Darum lächelte er immer. Selbst dann, wenn ihm nicht nach Lächeln zumute war. Ein visuelles Zeichen, dass sie in seiner Gegenwart immer Willkommen war.

„Du … du bist heute ganz besonders früh dran“, bemerkte sie und schaukelte, wie man es von Frauen her kannte, die ein verspieltes Wohlempfinden verspürten, von einer Seite zur anderen.

„Ja, das stimmt wohl“, sagte er und kratzte sich, als fühle er sich ertappt, verlegen am Hinterkopf. „Ich wollte zur Prinzessin.“

„Oh. Prinzessin Eriqua, mhm?“ In ihrer Stimme schwang ein Hauch von Enttäuschung mit und ihre Augen wichen zur Seite.

„Ja. Wir haben einen Auftrag und ich will diesen mit ihr durchgehen und alle Vorbereitungen treffen, bevor wir aufbrechen.“

„Ist das … der einzige Grund?“, fragte sie mit schüchterner Eifersucht.

Eine lange Zeit der Stille hielt Einzug, bevor in ihre fahlen Wangen das Rot der Scham aufleuchtete und sie ganz erschrocken die Hände anhob.

„Oh je, nein Verzeihung, das kam jetzt ganz blöd rüber. Ich meinte natürlich … also was ich sagen wollte, war …“ Die Stimme verendete ihr mit einem leisen Quietschen der Reue und sie ließ das Haupt auf ihre kleine Brust sinken.

„Du meinst“, rettete er die Lage für sie, „ob wir neben dem Taktieren auch noch das Fechten üben?“

Schlagartig hob sie den Kopf und strahlte ihn an, als hätte er ihr den ganzen restlichen Tag versüßt. „Ja, genau“, rief sie sogleich aus und hob einen Finger als bejahendes Zeichen.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und schloss andächtig die Augen. „Das entscheide ich, nachdem ich sie gesehen habe. Zur Morgenstunde ist das Fräulein manchmal so biestig, dass ich lieber nicht mit ihr die Klingen kreuzen möchte.“

„Biestig?“ Leonie legte den Kopf fragend in die Schräge. „Prinzessin Eriqua war noch nie biestig.“

„Nur in Gegenwart ihrer zuverlässigen Magd nicht. Aber wehe mir, du bist nicht da, dann darf ich mir ihr Gezeter anhören.“

Leonie wollte etwas sagen, doch hielt ein verlegenes Schmunzeln, das dem Kompliment geschuldet war, ihre Lippen fest versiegelt.

„Doch genug von mir“, sagte Eran und verschränkte grinsend die Arme vor sich. „Was hast du zu solch früher Stunde bereits auf dem Hof verloren?“

Die kleine Magd fuhr mit einer ihrer dürren Hände in die kleine Tasche ihres langen Rocks, holte einen Zettel hervor und präsentierte ihm diesen. „Ich mache einige Besorgungen für Prinzessin Eriqua.“

„Besorgungen?“, verwunderte Eran. „Was denn für Besorgungen?“

„Ach, nur Kleinigkeiten“, antwortete sie und winkte seine Sorgen mit einer einfachen Handgeste ab. „Hauptsächlich drei Dinge. Zwei Flaschen Wein, eine Stange Brot und zehn Seiten Papier.“

Diese alte Saufnase, dachte er sich grimmig und hielt Leonie zur gleichen Zeit die Hand hin. „Ich kann das schnell für dich erledigen.“

Die kleine Schlossmagd stopfte eilig den Zettel wieder zurück in ihre Tasche und schüttelte wild mit dem Kopf. „Oh nein, nein, nein, nein, das würde ich niemals annehmen können.“

„Ach Unsinn“, hielt er gegen ihre Bedenken an. „Das würde mir nichts ausmachen.“

„Das ist es auch nicht“, erklärte sie ihm und hielt sich beide Hände vor die Brust. „Aber das ist eine Aufgabe für die treue Dienstmagd Leonie. Prinzessin Eriqua bräuchte mich ja nicht, wenn ich meine Aufgaben auf dich abwälzen würde.“

„Das ist wohl wahr“, gab er zu. „Aber dann lass mich dich begleiten.“

Wieder schüttelte sie den Kopf, dankte ihm aber mit einem Lächeln für das Angebot. „Das ist sehr lieb gemeint und nichts würde mich mehr freuen. Aber so wie ich meine Aufgaben habe, hast du deine Aufgaben. Wir erfüllen alle unseren Zweck in dieser Welt.“

„Aber …“, versuchte er einzuwenden.

„Mach dir keine Sorgen“, warf sie seine Einwände mit einem Selbstbewusstsein, dass er so nicht von ihr kannte, zur Seite. „Es sind kleine Besorgungen, der Markt ist nicht weit und ich bin bei weitem nicht so schwach, wie ich aussehe.“

Eran sah Leonie mit einem Ausdruck, der Bewunderung und Besorgnis in sich vereinte, an und gab sich den Argumenten, mit erkennbarem Widerwillen, geschlagen. „Na gut“, sagte er und die weichen Züge der Heiterkeit bügelten die besorgten Falten aus seiner Stirn. „Du hast wohl recht. Ich mach mir zu viele Gedanken um eine Frau, die sehr gut auf sich selbst aufpassen kann.“

Leonie lachte erheitert auf. Es war ein so süßes, kindliches Lachen, das auf ihrer weichen Stimme ritt. Das einzig Schöne, dass sie tatsächlich ihr Eigen nennen konnte. Sie verabschiedete ihn mit einer leichten Verbeugung und beide blickten noch einander solange nach, bis sie zum Tor gelangte und die Wachen ihr den Weg über die Brücke freimachten.

Sofort verebbte Erans Lächeln wieder und er sah mit finsterer Miene zum Eingang des Schlosses empor, dass oberhalb einer fünfstufigen Treppe lag. Schickt das Mädchen zu einer Stunde, in der die Wachen noch zu Wenigen durch die Straßen patrouillieren, um Wein, Brot und Papiere zu besorgen, erboste er sich in Gedanken und marschierte in eiligen Schritten direkt auf den Palasteingang zu. Als gäbe es im Schloss nichts davon vorrätig. Warte Eriqua, dir erzähl ich was.

Kia Kaim

Am selben Morgen, nur etwas früher, drangen aus dem Dickicht des Waldes der ewigen Ruhe, fürchterliche Laute. Ein Kreischen, so schrill und laut, dass es bis in die Zähne zog. Ein Schrei, wie er nur ein von einem Tier wiedergegeben werden konnte, das am Ende einer intensiven Hetzjagd, dem Jäger durch Erschöpfung oder Kampf, letztlich unterlegen war. Man hörte es noch bis ans letzte Haus des Dorfes dringen, das sehr nahe dem Walde gelegen war. Gut eine Stunde darauf hatten sich alle Dorfbewohner, dreißig Köpfe insgesamt, am Eingang versammelt und hielten die Blicke gespannt in Richtung der dünnen Bäume. Bis dann endlich die erste Regung den Büschen entsprungen und die Silhouetten von zwei Menschengestalten aus dem Schatten der Kronen traten, war eine unangenehme Unruhe über den Häuptern dieser Traube gelegen. Ähnlich einer finsteren Wolke, die sich aber mit den ersten Sonnenstrahlen schnell aufklärte, entspannten sich auch die Gemüter der Unruhigen. Die Helden waren wohlauf. Sie stampften selig und ohne Hast über das taufrische Gras.

„Sira sei Dank“, brummte das Oberhaupt der kleinen Gemeinde, Learon, ein Mann mittleren Alters mit kohlschwarzem Haar und buschiger Gesichtbehaarung, als die beiden Ankömmlinge in Hörreichweite waren. Er verknotete die Arme vor dem dicken Wanst. In den Augen war ein Hauch von Sorge, ansonsten aber nur blanker Unmut herauszulesen, als sie die Schwelle des Dorfes erreichten. „Ihr wart fast die halbe Nacht da drin. Als wir den Schrei hörten, euch aber nicht herauskommen sahen, befürchteten wir schon das Schlimmste. Das ganze Dorf fürchtete schon, wir müssen zwei weitere Gräber ohne Leichen schaufeln. Nun? Ihr steht da, als wärt ihr zu Stein erstarrt. Erklärt euch!“

Die zwei Jäger, ein Mann aus dem Volke der Düsterelfen und eine junge Frau, die dem Geschlecht der Menschen abstammte, zuckten ganz unbekümmert mit den Schultern. Die Frau, eine Tochter der Kaims, die auf den Namen Kia hörte, schulterte ein erlegtes Tier, dass sie dem Dorfvorsteher respektlos vor die Füße warf.

„Verzeiht die unnötigen Sorgen“, sprach Trost, der hochgewachsene Düsterelf, und erhob entschuldigend seine Hand empor, während die ernsten Züge seines strammen, blauvioletten Gesichtes wenig Empathie gegenüber der sorgenden Äußerungen Learons vermittelten. Ein alter Gelehrter, im ewigjungen Körper eines Elfen. Mit den Armen eines starken Fechters und dem schmalen Becken eines Athleten, war er der attraktive Krieger, den sich eine jede Frau als Mann wünschte. Das silberne Haar war lang und offen, mit einem schwarzen Band, das einen schmalen Streifen dieses Haars nach hinten hin zusammenband. Die Kleidung war schlicht. Ein dunkles blau-grünes Gewand, das eng an ihm lag und von der speziellen Machart der Elfenseide war. Das bedeutete, dass sie sich zu denen vermochte, ohne zu reißen und dabei die charmanten Vorzüge des Körpers offenlegte, ohne ihn entkleidet zu lassen. Auf dem Rücken trug er die Waffen, mit denen er zumeist in Gefechten operierte: Einen Köcher voll Pfeile und einen silbrigen Bogen, dessen zwei gebogenen Enden so scharf wie geschliffene Klingen waren und auch so glänzten, als wären sie aus reinem Schmiedestahl.

Kia Kaim massierte indes die freigemachte Schulter und ließ den Kopf ein paar Male sanft kreisen, wodurch das rote Haar wie Feuer in der sanften Morgenbrise tanzte. Sie war deutlich kleiner, wirkte auch sehr viel jünger, als ihr elfischer Partner. Fast noch wie ein Kind, dass auf der Schwelle zum Erwachsenwerden stand. Sie hatte das schmale Gesicht einer zierlichen Dame und den Körperbau einer feinen Kriegerin. Die Muskeln, wenn auch nicht groß, waren wohl definiert und stark den Bauch und die Arme betonend. Ähnlich wie ihr älterer Bruder Eran, trug auch sie einen weißen Umhang, unter dem ein Schwert hervorlugte, dass mit einer kurzen aber breiten Klinge aufwartete. Ihre Kleidung war schlicht. Ein einfaches grünes Wams und eine ebenso einfache braune Stoffhose, die an den Schenkeln breit auflag und zu den Knöcheln hin eng zusammenlief.

„Das Tier war leider schwer aufzulesen“, erklärte Trost weiter.

„Und dann ist er gerannt. Ziemlich schnell sogar“, legte Kia weiter aus. „War wirklich alles andere als einfach. Wie ein verdammter Hase mit Zähnen.“

„Na ja, zumindest geht es euch gut. Und ihr habt den Auftrag ausgeführt“, meinte Learon in einer Stimmung, die jede Trauerfeier wie ein Fest erscheinen ließ. Er beäugte das ihm zu Füßen liegende Tier. Das schwarze Fell, in dem sich ein gelber Streifen der Länge nach über den ganzen Körper erstreckte und ihm gleich als erstes ins Auge gestoßen war, verriet ihm direkt, dass es sich hier um ein exotisches Wesen handelte. Stechend gelbe Augen blickten leblos zurück in die grünen seiner eigenen. Mit der langen Schnauze, den Hinterläufen und dem buschigen Schwanz, mutete das Tier einem Wildhund an. Doch im Land der Menschen war eine solche Art, wie er sie nun vor sich sah, nie gesehen. Da stellte sich dem Mann unweigerlich die Frage: „Auf was starre ich hier eigentlich?“

Die beiden Jäger warfen einander einen kurz anhaltenden, jedoch intensiven Blick zu, als würden sie eine Entscheidung abwägen, ob sie es ihm sagen sollten oder nicht. Das bemerkte der Griesgrämige natürlich, denn er war ja kein Narr. Auch als Oberhaupt einer kleinen Dorfgemeinde war man darauf bedacht, die Menschen zu durchschauen, um nicht getäuscht zu werden.

„Keine Ahnung, was dieser Blicktausch soll“, murrte er und erhob drohend den Zeigefinger, „aber ich will kein Märchen aufgetischt bekommen. Die Königin wird über meinen Unmut berichtet, solltet ihr mich doch anlügen.“

Der Düsterelf wandte als erster das Haupt wieder dem Mann zu, als würde ihn diese Drohung sofort einknicken lassen. Beide machten sie ein ahnungsloses Gesicht und schüttelten unwissend den Kopf. „Wir wissen es selbst nicht. So ein Tier habe ich noch nie gesehen.“

„Meine erste Vermutung war ein Rigar“, sprach die Rothaarige.

„Meine auch“, der Silberhaarige. „Allerdings ist er für einen Rigar etwas zu groß, die Schnauze zu länglich und das Fellmuster zu dunkel. Und dann dieser gelbe Streifen. Wirklich, wir haben keine Ahnung.“

„Zusätzlich, dass ein Rigar, trotz das er eine Unterart des Wildhundes ist, keinen buschigen Schwanz besitzt. Vielleicht eine neue Art von Wildhund, also? Wirklich, es ist unmöglich zu sagen.“

„Zwei Jäger, die keine Ahnung haben, so, so.“

„Mit Verlaub“, sprach Kia, „aber wir sind keine Jäger. Wir sind mit dem Auftrag hierher gekommen, eine unbekannte Bestie zu erlegen. Es hätte sich ebenso gut um einen Troll handeln können, deshalb hat man uns gesandt. Es war ein bisschen enttäuschend zu sehen, für was wir letztendlich ausgesandt wurden. Ein Jäger hätte das Tier ebenso gut erlegen können.“

„Deswegen“, setzte Trost nach, „sind wir auch erst so spät aus dem Wald gekommen. Wir haben lange darüber sinniert, auf was wir starren. Vom Aussehen her ähnelt es einem Wolf oder zumindest einem Hund. Und das sind für gewöhnlich Rudeltiere. Dieses Exemplar hier war aber alleine.“

„Wirklich?“, fragte Learon sichtlich erstaunt.

„Ja. Wir haben nach dem Bau gesucht und ihn gefunden. Keine Jungen, kein Pack. Entweder ein Einzelgänger oder ein Verirrter. Auf jeden Fall sehr fremdartig.“

„Sehr fremdartig“, sagte Kia und deutete auf das tote Tier. „Das da kenn ich jedenfalls nicht aus dem Bestiarium oder dem Almanach der Tierwelt. Vielleicht werdet Ihr eher fündig, jetzt wo Euch dieses Geschöpf nicht länger plagt.“

Der Mann sagte nichts. Allein das seine Finger sinnierend an den einzelnen Haaren seines borstigen Bartes zupften, während er konzentriert auf das ihm zu Boden liegende Geschöpf starrte und die Stirn dabei in die Falten der Sorgen und des Argwohns tunkte, standen Rede und Antwort genug. Als würde er den beiden die getätigte Aussage nicht abkaufen, wüsste aber auch nicht, ihnen die Lüge nachzuweisen.

Eine lange Pause machte Raum für Unmut zwischen Kia und dem Dorfvorsteher Learon. Je länger die Ruhe den Genuss des friedlichen Zusammenseins versauerte, desto eher machte sich in Trost die Gewissheit breit, dass sich eine Auseinandersetzung zwischen den beiden nicht vermeiden ließ. Kia, die stets, wenn auch nicht von Natur aus streitlustig, so doch von heißblütigem Gemüt war und für ihre Mühen zumindest einen aufrichtigen Dank forderte, wich immer mehr das Weiß der Gelassenheit aus dem Gesicht. Und Learon, der sich anmaßte zu glauben, die beiden würden ihn nicht in ihre wahren Gedanken mit einbinden, gleich das ihm jedwede Beweiskraft dafür fehlte, sah sich in einer verzwickten Lage. Denn was sollte er nun der kleinen Gemeinde hinter sich erzählen? Die Gemeinde, die so schweigsam hinter ihm stand. Die Kinder, die sich fragend an dem Rockzipfel der Mütter oder den rauen Händen ihrer Väter hielten.

„Sofern Ihr also mit unseren Diensten soweit zufrieden seid …“, stieß Kia, mit der letzten verbleibenden Kraft ihrer Geduld, das Ende des Gespräches an.

Eine Antwort blieb aus. Kia wuchsen schon Reißzähne. Gleich würde sie selbst zur verhassten Bestie werden, wenn denn nicht Trost sich mit dem Einwand eingemischt hätte:

„Wir könnten das Tier mitnehmen.“

Alles sah den Düsterelfen mit verwunderter Miene an. Merklich gespannt auf die Erklärung, die seiner Idee Worte verlieh.

„Ich weiß, eigentlich ist es bei euch Menschen brauch, dass der Auftraggeber das erlegte Tier behalten und entscheiden darf, was er damit anzustellen gedenkt. Aber wenn wir es mitnehmen, könnten wir es den Bestiatoren zur Analyse präsentieren. Vielleicht können sie das Rätsel um dieses seltsam anmutende Tier entziffern. Damit wäre uns allen mehr geholfen, als wenn es hierbliebe.“

„Bestiatoren?“, raunte es von einem kleinen Jungen, der fragend in das ebenso ratlose Gesicht seiner Eltern blickte.

„Bestiatoren“, erklärte Kia, „sind staatlich anerkannte Tierforscher. Mit einem Fokus auf unbekannte und höchst suspekte Arten. Welche, die sich anormal ihrer natürlichen Instinkte verhalten. Zum Beispiel als scheinbares Hundetier trotzdem ohne Rudel und nahe einer Menschensiedlung zu jagen.“

„Ach, so etwas gibt es?“, fragte Learon.

„Ja“, sagte Trost. „Wenn es denn auch im Interesse von euch allen läge, versteht sich. Wenn wir ihn hierlassen, erfahren wir vielleicht nie, ob das Tier das einzige seiner Art ist oder ob es noch mehr gibt. Wir könnten damit vielleicht Fälle, wie sie euch wiederfahren sind, somit verhindern. Und aktive Aufklärung betreiben. Das wäre der Weg, der für alle einen Vorteil birgt.“

Der dicke Dorfvorsteher schien dem Vorschlag wenig abgeneigt zu sein. Doch …

„Das lassen wir jene entscheiden, die von diesem Tier am meisten geschädigt wurden.“ Er drehte sich seiner Gemeinde zu rief die Namen: „Lera und Gyn. Und Vera und Hort.“

Aus der kleinen Traube traten zwei Paare, deren Gesichter von einer seelischen Pein schrecklich deformiert waren. Blässlich und traurig, wie ein trüber Regentag über grauem Wasser. Die Augen rot und glasig von den vielen Tränen, die vergossen wurden. Das Haupt der einen Frau – Lera oder Vera – lag verbittert auf der Brust des Gatten an ihrer Seite. Allein die Bestie zu sehen, die ihr das Kind raubte, machte sie schluchzen und jammern.

„Ihr vier seid von dem Tier am meisten geschädigt worden“, erklärte Learon, in dessen rauer Stimme der weiche Klang von Mitgefühl mitschwang. „Ihr dürft entscheiden, wie mit dem Vieh verfahren werden soll.“

Die vier sahen weder einander, noch den Dorfvorsteher Learon oder die zwei Helden an, die das Tier erlegt hatten. Allein dieser regungslose schwarze Hund war es, der ihre Aufmerksamkeit festhielt.

„Ich persönlich“, sagte einer der Männer, Gyn oder Hort, „wünsche mir nichts sehnlicher, in Gedenken meines kleinen Jungen Reo, diese Bestie zu verbrennen und seine Asche in einer Urne aufzubewahren. Denn mehr hat uns dieses Tier nicht von unserem geliebten Kind gelassen.“

„Ja“, pflichtete ihm seine Gattin bei. „Wie sollen wir unserem Reo ohne Gebeine ein anständiges Begräbnis geben können?“

„Leider vermögen wir nicht über die heilenden Kräfte, um die Leiden eurer schwermütigen Herzen zu lindern.“ So sagte Kia, als sie ihren Gram zu verstecken und den rationalen Pfad einschlug.

„Ich weiß“, suchte Trost ihr eine Stütze in dieser Verhandlung zu sein, „dass ihr gerne eure Kinder in der Nähe wisst und sei es auch nur in der Asche der Bestie, die sie gerissen hat. Aber eitler Egoismus ist hier fehl am Platze, wenn wir andere Leben retten können.“

Kia warf ihm plötzlich einen finsteren Blick zu. Einer, der in ihrer Sprache „Schweig, du Narr“, bedeutete und der Trost, obgleich ihm diese Geste missfiel, gleich nachkam. Denn der Düsterelf war niemand, von dem man sich gerne trösten lassen wollte. Dafür war er zu steif und seine Wortwahl zu direkt. Und wie er sprach, so sprach er ohne Mitgefühl. Denn als Düsterelf glaubte man nicht an den Tod und die Ewigkeit. Allein das Nichts bestimmte ihre Religion. Keine Seele, die zum Himmel emporstieg, keine Nachwelt, zu der sich alle kehren können, wenn sie einst das Leben verließen. Nur die lange Dunkelheit. Daher verstand er auch das Konzept der Menschen nicht, die sich die Nähe zu jenen wünschten, die schon unerreichbar weit fort waren. Und dementsprechend waren auch die Gesichter Bände sprechend für das, was sie in jenem Augenblick für Trost empfanden. Die Kinder, noch von völliger Unwissenheit am wenigsten Vorbehalten, wussten nicht länger zu deuten, ob es nun Helden oder Schurken waren, die vor dem Dorfvorsteher standen. Denn keiner der Erwachsenen machte mehr das Gesicht eines Dankbaren.

„Es kam etwas falsch raus, verzeiht ihm“, versuchte Kia noch zu vermitteln. Und der einzige Grund, warum man ihr gestattete es überhaupt zu versuchen, war, dass alle im Tiefsten ihrer Herzen wussten, dass die beiden Gesandten der Königin eigentlich im Recht waren. Selbst, wenn es sich denn niemand eingestehen wollte. Am wenigsten die Elternpaare, die das meiste Leid erfahren und, laut Gesetz, das höchste Anrecht hatten zu bestimmen, was mit dem Leib des erlegten Tieres passierte.

„Wir wissen, wie er es meint“, beteuerte Learon. „Düsterelfen sind eben kaltgeborene Geschöpfe. Selbst, wenn sie unter dergleichen Sonne, wie wir Menschen leben.“ Sein Blick war voll Verachtung und Ignoranz. Und auf einmal war es Trost, der sich im Konflikt mit dem Dorfvorsteher sah. Und umso erstaunlicher war es dann, dass Kia als die Vernünftige auftrat, wo es doch hätte umgekehrt sein sollen.

„Wir streiten jetzt nicht über kulturelle Differenzen. Wir lassen den betroffenen die Entscheidung, was aus dem Geschöpf nun werden soll. Nur kann ich Trost in einer Sache zustimmen: Den Kadaver einzuäschern bringt nicht die geforderte Genugtuung. Das hier ist ein exotisches Tier, das in der Nähe von Menschen und völlig isoliert von Artgenossen gejagt hat. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es mehr gibt. Vielleicht ist es auch ein verlorenes Geschöpf und nur durch widrige Umstände allein gewesen. Vielleicht waren – es tut mir sehr leid, dass ich das sage – die zwei Kinder nur eine Verzweiflungstat. Der Instinkt, der die Furcht vor den Menschen unterdrückt, um den Hunger zu bekämpfen.“

„Denkt Ihr das wirklich?“, fragte Learon.

„Ich kann es mir nur so erklären“, entgegnete Kia mit einem ahnungslosen Schulterzucken.

„Glaubt Ihr denn“, sagte eine der zwei Frauen, die nicht ihren Kopf an die Brust ihres Mannes geschmiegt hatte, „dass damit geholfen werden kann, dass sich ein solches Unglück nicht wiederholt?“

„Ob ich es glaube?“ Kia verschränkte die Arme und senkte den Kopf nachdenklich. Und ohne aus dieser Pose wieder aufzugehen, antwortete sie: „Ich kann es nicht garantieren, aber ja; ich glaube, damit können wir ein solches Unglück verhindern.“

Wieder trat ein langer Augenblick der Stille ein, in der sich die zwei Elternpaare in stummer Andacht und mit stetig wechselnden Blicken beratschlagten. Kein Wort fiel in diesem anhaltenden Moment. Auch Kia, die für ihren Mangel an Geduld und Respekt bekannt war, blieb ruhig und drauf bedacht, sich die Arbeit nicht weiter zu erschweren und auf eine Entscheidung zu drängen. Trost war dahingegen weder Verdruss noch der Wunsch, endlich weiterzuziehen, anzumerken. Die schwarzen Augen, auf denen sich das Sonnenlicht wie auf einer glasigen Oberfläche schimmernd spiegelte, machten nur schwer deutlich, was er gerade empfand, wenn er nicht dazu die passende Miene versetzte. Er zeigte jedenfalls keinerlei Empfänglichkeit für die missgünstigen Blicke, die man ihm zuwarf. Er stand einfach da, sagte nichts und regte sich auch nicht. Eine Säule, die dem Ärger trotzte.

Irgendwann war es dann vorbei mit der Ruhe. Während alles noch immer starr auf demselben Platze verharrte, war es allein die Sonne, die sich nicht an die stillgestandene Zeit gehalten hatte. Die zwei Elternteile traten weit hervor, weiter als der Dorfvorsteher. Nebst dem Ungetüm, das leblos vor ihnen lag und dass sie mit Verachtung und Abscheu begafften, als wäre es das teuflischste Wesen in Gestalt, waren sie den beiden Helden nun am nächsten.

„Kia Kaim?“, fragte einer der zwei Männer und erhielt darauf ein Nicken. „Ihr seid die ehrenwerte Tochter Kumo Kaims. Nur deshalb und alleine deshalb wollen wir Euren Worten glauben und dazu beitragen, dass sich ein solches Unglück nicht noch einmal wiederholt.“

Als das Wort „Ehrenwert“ gefallen war, musste Kia an sich halten, nicht ironisch aufzulachen.

„Als eine der höchsten Familien des Landes“, sprach eine der zwei Frauen, „steht unser Vertrauen in Eure Weisheit.“

„Ja, wir vertrauen Eurem Urteil“, die andere Frau.

„Wir werden uns unserer Kinder erinnern. Sie sollen nicht umsonst gestorben sein“, der andere Mann. „Und das sind sie auch nicht, wenn eine solch traurige Katastrophe verhindert werden kann.“

Kia hörte zu und erwehrte sich derweil gegen das unseriöse Grinsen, dass sich ihren Lippen aufzuzwingen versuchte. Sie atmete tief durch, zeigte das vom Ärmel verhüllte Gesicht wieder allen Anwesenden und schaute, als sei dieser beinahe zustande gekommene Ausrutscher nie passiert.

„Ich danke“, sagte Kia und neigte das Haupt in Demut. „Ich danke euch für das entgegengebrachte Verständnis. Trotz dieser schrecklichen Zeit, diese Größe zu beweisen. In Ehre meines Namens will ich euch versichern, dass sich eine solche Tragödie nicht wiederholen soll.“

Und damit schien auch alles gesagt und jedes weitere Wort ohne Belang. Man sattelte die Koribis, nahm sie an den Zügeln bis vor den Eingang des Dorfes und wuchtete auf den einen, der Kia gehörte, das erlegte und in einen Leinenstoff eingewickelte Tier.

Koribis waren hochgewachsene Reitvögel. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Tauben war da, nur das ihr Federkleid bunt, ihre Beine dick und kräftig und die Flügel zu schmal und dünn zum Fliegen waren. Kias Koribi, der auf den Namen Mu-Mu hörte, war eine Seltenheit unter diesen Vögeln. Mu-Mus Federn waren durch und durch weiß und die Augen so rotglühend, wie die ihrer Herrin. Der Koribi Gou’s, der allein auf Trosts Rufe hörte, war dahingegen die schönste Variante, die man unter den Vögeln fand. Jede Feder war von einer anderen Farbe und der Schnabel und die Augen so golden, wie die Sonne.

„Na, hast du mich vermisst?“

Mu-Mu besah ihre Meisterin mit großen runden Augen und neigte ahnungslos das Haupt zur Seite. Der menschlichen Sprache nicht mächtig, war es doch immerhin möglich, diesen Vögeln Kommandos beizubringen. Und Kia hatte ihrer Mu-Mu viel beigebracht. Zum Beispiel, dass sich das Haupt senkte, wenn die Herrin beide Hände hob. Und kaum war das getan, ließ Kia ihre Finger sanft über den weißen Schnabel gleiten, hoch bis zu dem Kopf und wieder runter bis zur Schnabelspitze. Die andere Hand, derweil, fuhr mit ähnlicher Gemächlichkeit durch das Federkleid am Halse. Mu-Mu mochte das. Die Vogeldame hatte Kia bei solch zärtlichen Streicheleinheiten noch nie ein zufriedenes Krächzen abgeschlagen.

„Warst du auch schön artig?“ Die Koribidame krächzte erneut. „Das ist meine brave Mu-Mu.“

Auch, wenn der Vogel seine Herrin nicht verstand, so konnte sie doch zumindest anhand der Tonlage ausmachen, dass sich Kia freute. Und somit war auch Mu-Mu erfreut.

Trost pflegte ein solches Verhältnis mit seinem Reitvogel nicht. Sicher war auch diesem dann und wann Zuneigung seitens seines Herren zugefallen und sie waren aufeinander eingespielt. Doch wo Trost und Gou’s eher auf einer partnerschaftlichen Basis fungierten, waren Kia und Mu-Mu ein Herz und eine Seele. Beste Freundinnen, wenn man so wollte.

 „Und vergesst nicht“, sagte der Dorfvorsteher Learon, als die beiden gerade aufgesessen hatten. „Informationen. Wir haben auch ein Recht zu erfahren, was dieses Ding ist. Und …“

„Ja, ja“, unterbrach ihn Kia barsch. „Wir halten unser Wort. Alles, was wir über diese Kreatur herausfinden werden, wird auch mit Euch und Eurer Gemeinde geteilt. Ihr habt unser beider Wort.“

„Gut. Nun denn“, schnaubte der Mann und trat von den zwei Vögeln weg, „habt eine sichere Heimreise. Möge die Göttin Sira über euch wachen.“

„Und über euch“, entgegnete Trost.

Kia antwortete nur mit einem einfachen Nicken über ihre Schulter und einem stieren Blick, der leise Abneigung offenlegte. Dann gaben beide das Signal, dass den Koribis erlaubte loszulaufen.

„Lauf, Kleine“, sagte Kia.

„Riea“, sagte Trost.

Und so schnell wie die Vögel auf der Stelle lossprinteten, war sogleich eine Staubwolke vor den Augen der Dorfgemeinde aufgezogen, die, als sie sich wieder legte, die zwei nur noch als entfernte Punkte unter einer rasch aufsteigenden Sonne darstellte.

Die Sorgen und Nöte einer Prinzessin

Im Schloss Bech herrschte seit den frühen Morgenstunden bereits ein reges Treiben. Das Personal, aber auch die im Schloss wohnhafte Dienerschaft, fegte wie ein einziger Wirbel durch die große Halle des Thronsaals. Die Aufregung war groß, die Hektik unbeschreiblich. Denn es waren die Vorbereitungen für ein großes Fest getroffen. Fahnen, die verschiedene Wappen trugen und bunte Stoffe, die zur Verzierung der Wände und der hoch gelegenen Decken angedacht waren, wurden, wie von einer unwissenden Hand geleitet, durch den ganzen Saal verfrachtet. Kisten über Kisten stapelten sich in dem Raume und lagerten weit verstreut voneinander, was es den Männern, die sich der großen und schweren Tische angenommen hatten, dazu nötigte, den Vorraum des Thronsaals zu belagern, was dann irgendwann in einer Durchgangssperre mündete.

Inmitten dieses ganzen Chaos’ stand Fraeuns Kronjuwel Eriqua. Die Prinzessin, die von ihren Aufgaben, Ordnung in dem Chaos zu wahren, sichtlich überfordert war, fuhr sich mehrfach mit einem frustrierten Ausdruck auf ihren dicken roten Lippen, durchs dichte schwarze Haar. Die schönen grünen Augen, die vom Ärger und der schlaflosen Nacht leicht gerötet waren, gaben ihr im Zustand des Verdrusses, einen gar wahnsinnigen Anblick. Der Versuch, sich immer wieder neu zu sammeln und in die innere Ruhe einer Königin zu finden, misslang ihr aufs Neue, sobald sie von einem ihrer Bediensteten angesprochen wurde.

„Der Eingang ist komplett zugestellt“, schrie da der eine.

„Bitte werft einen Blick hier drauf“, forderte der andere und hielt ihr eine Liste vor die Augen.

„Junge Herrin, uns fehlt es an Material für die Herstellung weiterer Wappen auf Schilden und Fahnen“, rief da eine Frau.

„Prinzessin, was sollen wir mit dem Inhalt der Kisten machen?“, fragte da ein Mann.

Eriqua wirbelte auf jeden Aufruf von einer Seite zur anderen und suchte sich zu ordnen. Es war das erste Mal, dass ihre Mutter ihr eine solche Verantwortung at zukommen lassen. Die Organisation einer großen Feier für hohe Gäste war eine außerordentliche Ehre. Für jemanden, der sich diese Ehre auch wünschte. Eriqua hatte kein Händchen für die organisatorische Ausrichtung solcher Feiern, wie sich spätestens ab da herausstellte. Ihr fehlte die Vorstellung, die Kreativität, die Kraft eine Idee in etwas Wirkliches umzusetzen. Ein Künstler mochte unter hundert Versuchen einmal Glück haben, ein Kunstwerk durch einfaches drauf los malen zu erstellen. Doch wie ein Schmied nicht ohne eine klare Vision vor Augen ein Schwert oder eine Rüstung anfertigen konnte, konnte auch kein Maler ohne ein klares Bild vor Augen, ein farbliches Meisterwerk erschaffen. Und so verhielt es sich auch mit der Ausrichtung des Saals. Obwohl doch schon an vielen Banketts und Feierlichkeiten teilgenommen, gab es für sie keine Inspiration, nach der sie sich richten konnte. Und das machte sie rasch verzweifelnd.

„Sagt allen, sie sollen eine kurze Pause einlegen“, befahl sie der Dame, die als eigentliche Ratgeberin der Königin, an Eriquas Seite verpflichtet wurde.

Diese rückte sich die Brille zurecht und blickte mit großen Augen auf ihr Notizbrett, welches eine große Anzahl an beschrifteten Seiten trug. „Ja, aber Hoheit – junge Herrin –, wir haben gerade erst angefangen, und –“

„Ich muss mich erst mal sammeln und dafür brauche ich Ruhe“, wehrte Eriqua die Einwände ab und eilte in Richtung Ausgang. Sie stieg über die Tische, die vor dem großen Tor abgestellt wurden, stürmte an dem dort wartenden Schlosspersonal vorbei, die sich zur Seite drängten, um ihr Platz zu machen und fing sich dabei deren aufmerksamen Blicke ein, die entweder als Entrüstung oder Verdruss gedeutet werden konnte. Denn es war als eine anmaßende Geste gewertet, wenn auf solch feinen Tischen, auf denen Speisen und Getränke serviert wurden, ein jemand einfach mit Fuß oder Schuh kletterte. Ganz besonders galt dies für die Königsfamilie, die ein solches Benehmen nicht unterstützen sollte. Eriqua aber sah sich nicht in einer solch absurden Verantwortung. Die Tische wurden ohnehin vor dem großen Bankett penibel gesäubert. Und dann ließ man die gesäuberten Platten unter einem großen dicken Tischtuch verschwinden, ganz in Weiß und unberührt von Schmutz. Genauso wie die Tatsache, dass jeder am Hofe den Königsaal schon dutzende Male für diverse Festivitäten eingerichtet hatten, niemand aber ohne den Entscheid der Königin oder des ernannten Stellvertreters, sich aufführten, als wäre es ihr erster Dekorationseinsatz.

Ein lethargisches Seufzen hallte durch den leeren Korridor, durch den sie sich wie ein träges Häufchen Elend bewegte. Die Schultern schlaff, der Kopf in den Nacken und sie irgendwann gegen eine Wand gelehnt. „Ich hasse das …“, flüsterte sie und blickte aus dem Fenster, der einen direkten Einblick in den Garten des Schlosses ermöglichte. Die Strahlen der erwachenden Sonne trugen sich nur sehr langsam über das immergrüne Feld, durch den ein schmaler Weg entlangführte.

„Du wirkst niedergeschlagen.“

Eriqua wandte sich der Stimme zu. Sie blinzelte in Überraschung, als sie, am anderen Ende des Flures stehend, Eran erblickte. Er stand da, wie er immer und überall auch stand. Eine Hand gegen die Hüfte gestemmt, die andere unter seinem weißen Umhang versteckt und er selbst mit einem Ausdruck permanenter Unzufriedenheit. Ja, so und nicht anders kannte sie ihn. Und das ließ sie mit einem schwachen Lächeln wieder neue Kraft finden. Denn zu wissen, dass er sie nicht anders grüßte, als er jeden anderen auch grüßte, verschaffte ihr einen kurzen Moment tiefer Zufriedenheit. Keine tiefe Verbeugung, keine ehrenvollen Titel, keine förmliche Anrede, als wäre sie die Bessergestellte.

„Die Leiden einer Prinzessin“, gab sie mit einem spöttischen Ton wieder. Wie sie sich auf ihn zu bewegte, sprach und gestikulierte sie, als stünde sie auf der Bühne eines großen Theaterdramas: „Diese Verantwortung, diese Schufterei, der Undank meiner Untertanen. Ich schwöre dir, wärst du es nicht, der du mir jeden Tag eine Blume an mein Grabe trügest, täte ich keine Ruhe mehr finden. Denn alles in und um mir herum verwelkt im Zuge eines ganzen Tages. Du bringst mir Schönheit und Frieden, in dieses Leben, das mein Tod so ist, oh du mein Held, meine Sonne, mein ganzes Universum.“

Sogleich sie endete, warf sie sich in einer Drehung, wie von einer plötzlichen Erschöpfung überfallen, rücklings gegen ihn und tat, spielte die Ohnmächtige, dabei sie aber ihre Beine noch trugen, denn er hielt sie nicht fest. Damit rechnete sie auch nicht. Eher verwunderte sie, dass er nicht zurückgewichen ist, um sie auf den Boden schlagen zu lassen, wie einen faulen Apfel.

„Haben wir es denn jetzt?“, fragte Eran, allein am Klang der Stimme schon zu erkennen, dass ihn diese kleine Aufführung nicht erfreut hatte.

„Alter Spielverderber.“ Die Prinzessin stieß sich von seiner Brust los und grinste frech. „Deine Prinzessin hat dir gerade eine kostenlose Aufführung spendiert. Los, verbeuge dich und bekunde, wie sehr es dich erfreut hat oder ich lasse Mutter ausrichten, dass dein Kopf sich besser auf einem Spieß an der Stadtmauer machen würde.“ Sie klatschte zweimal in die Hände, um ihrem Befehl Nachdruck zu verleihen. Eran aber rührte sich nicht. Er lächelte auch nicht. Er stand einfach da, ruhig und mit verengten Augen, die bitter in ihre Richtung blitzten. Und langsam, aber allmählich, verging der jungen Prinzessin das feiste Grinsen und sie erkannte seine Verdrießlichkeit.

„Bist du also fertig mit deiner Vorführung?“, wiederholte er seine Frage. „Können wir also nun zum Anliegen meines Besuches kommen?“

„Ach, zeternde Götter“, seufzte sie und machte eine Geste mit der Hand, die ihm sagte, dass er fortfahren solle, „dann sprich schon. Wälze deinen Kummer auf mich ab und fühl dich erleichtert. Nur versuch dabei mal ein anderes Gesicht, sonst befürchte ich, muss ich mit meiner Hand nachhelfen.“ Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und hatte nun selbst ein gar giftiges Erscheinungsbild. „Also, gezanktes Kind, wer hat dich ohne Abendessen ins Bett gebracht?“

Eran machte keine Anstalten, sich auf ein Wortgefecht mit ihr einzulassen, das gar nichts zum Thema seiner Anliegen beitrug. Er blieb fokussiert und erzählte von der Begegnung mit Leonie, Prinzessin Eriquas höfische Magd. Viele Sätze waren es nicht, da die Begegnung auch nur recht kurz ausgefallen und der Inhalt auf das Wesentliche zusammengekürzt war. So stand Eriqua da, wartete und wartete, bis die Stille sie verwundernd begreifen machte, dass von seiner Seite aus nichts mehr kam.

„Und das war es?“, fragte sie; er nickte. „Und wo genau … Oh! Oh, ach ich verstehe, daher die Frustration gegen meine Person. Du blöder dummer Mistkerl!“

Hinter Eriqua traten zwei Mägde heran, die frisch gewaschenes Bettzeug und Kleidung in Körben trugen und diese Bemerkung mit einem schockierten Gesicht vernommen hatten und still und mit gesenktem Kopf, an den beiden vorbeischritten.

„Na toll“, fauchte sie den ältesten Sohn der Kaims an, „darüber zerreißen sie sich jetzt wieder die Mäuler. ‚Oh, Prinzessin Eriqua hat solch ein Schlimmes Wort benutzt, erzählen wir das der Königin, weil eine Prinzessin darf solche Worte nicht in den Mund nehmen‘, du Arsch!“

„Lass deine Frustration nicht an mir aus, nur weil du dich nicht zusammenreißen kannst“, entgegnete Eran. „Und vor allen Dingen nicht an Leonie.“

„Ach halt dein blödes Mundwerk, du Ochse, ich hab Leonie weder angeschrien, noch etwas Schlimmes getan. Ich behandle sie, wie meine eigene kleine Schwester, also …“

„Und deshalb schickst du sie Sachen holen, die ihr bereits vorrätig hier zur Verfügung habt? Brot, Wein und Papier? Und zu dieser Stunde auch noch? Du weißt, dass wenige Wachen zum Aufgang der Sonne durch die Straßen patrouillieren.“

„Ja, und?“, fuhr die Prinzessin auf und erwartete gespannt, welches Problem das für ihn darstellte.

„Was heißt denn hier ‚ja, und‘? In ihrer Uniform schickst du sie durch wenig bewachte Straßen für unnotwendiges Zeug.“

„Wenig bewacht, ja, richtig. Weißt du warum die Straßen wenig bewacht sind, mhm? Nichts? Oh Wonne, dann lass es mich dir mal erklären: Die größte Verbrechensrate findet zu einer Zeit statt, in der die Stadt nur von Laternen erhellt wird. Da werden Diebstähle und Morde gerne und häufig verübt. Der frühe Morgen ist die Zeit, wo sich dieses Gesindel nach getaner Arbeit wieder in die Löcher zurückzieht, aus denen sie gekrochen kommen. Die wenigen Wachen, die wir zu dieser Zeit auf Patrouillengänge schicken, werden auch nur die Problemviertel im Stadtwesten im Auge behalten. Und – oh weh, da schau mal einer – wir sind verdammt noch mal Zentral. Es hat hier noch kein einziges Verbrechen in den frühen Morgenstunden gegeben, es sei denn du zählst eine Keilerei zwischen zwei Vollgetrunkenen als solches.“

Eran schien einen Einwand zu haben, merkte jedoch, dass Prinzessin Eriqua noch lange nicht das Ende ihrer Schimpftirade gefunden hatte und war auch nicht gewillt, mehr Kohle in den brennenden Ofen zu schmeißen.

„Und außerdem“, fuhr Eriqua unbeirrt und mit einer höheren Stimme als vorher fort, „ist der Weg zum Markt nicht weit. Die Hauptstraße, auf der sie geht, ist groß und breit und überhaupt die Sicherste. Und, oh Wunder großer Stern, sie ist eine gerade Verbindung zwischen Palast, Marktplatz und Haupttor. Beinahe, als hätte ich mir was dabei gedacht, als ich sie von dem ganzen Irrsinn, der hier zurzeit sein neues Heim findet, befreit hatte. Ein Luxus, den ich mich nicht gönnen kann, weil du mieses Schwein dich noch hier hinstellst, und mir Vorhaltungen machst. Weißt du, warum sie mir diese drei Sachen bringen soll? Weißt du, wofür das Brot, der Wein und ein Bogen Papier sind? – Für mich! Ja, ich habe meine Hofmagd dazu beauftragt, mir etwas zu bringen, ich mieses Stück, nicht wahr? Soll ich dir noch was sagen? Ich hänge seit gestern Mittag bis gerade ununterbrochen an den Vorbereitungen für das Fest in einer Woche! Ich habe Hunger, denn ich hatte keine Zeit zu essen. Ich habe kein Papier mehr, weil alles binnen des gestrigen Tages für Namenslisten, Essensbestellungen und lauter Zahlen für alles, was du dir vorzustellen vermagst, aufgebraucht wurde. Die Zahl der Stühle, die der Festtische, die der Fenster und der Vorhänge. Dem folgt, was steht noch in der Besorgungsnot und wie schnell kann es geliefert werden? Wo muss was hin? Weißt du, ich hab heute so viele stupide Fragen von Menschen gehört, die den Saal dutzende um dutzende Male eingerichtet hatten, dass ich mich arg wundere, ob die überhaupt alleine auf den Abort finden oder sich doch lieber in die Hosen machen. Und den Wein!? Ja, ich sehe dir direkt an, was du dir dabei gedacht hast. Sei versichert, den brauche ich, weil ich sonst Gefahr laufe, mir mein Schwert zu greifen um damit in wilder Erregung durch das Schloss zu laufen. Soweit bin ich schon! Denn neben meinen ganzen anderen Pflichten als Prinzessin, den Saal für eine Feier herzurichten, die dann in nur einer Woche stattfindet, ist gerade wirklich ein enormer Druck auf meinen Schultern und dann möchte ich nicht hören, dass ich noch eine schlechte Freundin wäre, du dummer Hund!“

Stille. Nach dem langen Gezeter und Geschrei, der wilden Gestikulation und wüsten Beschimpfungen, endete sie endlich. Sie seufzte und atmete schwer. Die Kraft für ein weiteres Aufbegehren gegen Eran schien nicht mehr gegeben. Stattdessen eine vereinzelte Träne, die sich aus den Schluchten ihres Lids, die Wange hinabzustürzen versuchte, jedoch rechtzeitig von ihrem Finger aufgefangen und in einer raschen Bewegung an der schönen Seide ihres grünen Kleides abgewaschen wurde. Eriqua stand, den Blick des Stolzes einer Königin erhoben, aber der Rest des Körpers von einer erschlafften Haltung geformt.

„Ist gut“, sprach Eriqua in einem nun viel sanfterem Tone. Eine resignierte Handbewegung in Erans Richtung gab ihm zu verstehen, dass das Siegel des Schweigens nun nicht mehr auf ihn wirkte. „Du darfst nun sprechen. Ich habe geendigt.“

Eran wusste jedoch nichts zu sagen. Sein Gesicht blieb über die gesamte Zeit dieser eskalierten Unterhaltung gleich. Ein Außenstehender würde sagen: Unnachgiebig, unherzlich, oder dergleichen. Nur wer ihn schon so lange kannte, wie es die Prinzessin tat, wusste sein Schweigen zu deuten. Er schämte sich. Schämte sich, so vorschnell geurteilt zu haben. Schämte sich, sie direkt mit bösen Bezichtigungen konfrontiert zu haben. Er schämte sich in allen gängigen Regel der Kunst und das so sehr, dass es ihm die Worte im Halse staute.

 „Wie wäre es“, räumte Eriqua ein, während sie sich auf eine der schrägen Fensterbänke niederließ, „mal zur Abwechslung des Tages, dass du dich mal danach erkundigst, wie es mir geht, mhm?“ Sie blickte hoffnungsvoll in seine Richtung. „Ich könnte gerade mal einen echt guten Freund gebrauchen, der sich auch ein bisschen um mich kümmert.“

„Verzeih …“, räumte Eran reumütig ein. „Ich war zu voreilig und … du hast recht, Leonie ist kein kleines Kind und ich bin einfach nur zu …“

„Ja.“ Die Prinzessin nickte seine Worte ab. Mehr gab es dazu nicht weiter zu sagen. Sie verzieh ihm, denn wie konnte sie auch nicht? Leonie war ihr Herz und ihr Blut. Ein treues, liebes Mädchen, eine Schwester im Geiste. Wie könnte sie einen Mann hassen, der sie genauso sehr in sein Herz geschlossen hatte, wie Eriqua es getan hatte?

Eran näherte sich ihr an. Er lehnte gegen die Mauer, die zwischen einer leeren und der, von der Prinzessin besetzten, Fensterbank stand wandte seinen Blick nicht von ihr ab. „Wie geht es dir, Eriqua?“

„Danke das du fragst“, lächelte sie. Sie schlug die Hände über den Kopf und reckte und streckte sich, wie frisch aus einem Traum erwacht. „Ich muss sagen, so gerade, jetzt im Augenblick, fühle ich mich etwas besser. Dich anzuschreien hat mir wirklich geholfen“, witzelte sie und, immerhin, erhielt von ihm ein kurzes, sehr leises Lachen. So waren die Wogen zwischen den beiden wieder geglättet. Wie die vielen anderen Male zuvor auch.

„Sag, wieso darfst du dich denn nicht der Vorräte bedienen?“, fragte Eran.

„Wie?“, entgegnete die Prinzessin verwirrt.

„Na ja, ich dachte, da ihr doch hier alles vorrätig habt und du Leonie nun einmal ausgesendet hast, um …“

„Ach Eran“, stöhnte Eriqua und senkte erschöpft den Kopf. „Verzeih mir, mein guter Freund, du bist bei weitem kein Trottel aber manchmal fürchte ich, dass deine Intelligenz nur von der Masse deiner Muskeln bestimmt wird.“ Sie hob das Haupt wieder, strich sich einige der schwarzen Strähnen aus ihrem Gesicht und sah ihm direkt in das seine. „Was habe ich gerade eben noch gesagt? Ich habe Leonie diese Sachen holen geschickt, um sie von dem ganzen Unsinn hier zu entlasten. Sie war eben schon völlig überfordert und wusste nicht, wo sie hätte anpacken sollen oder was sie hätte noch bringen sollen. Du weißt ja, wie zerbrechlich sie unter Stress ist. Ich habe ihr eine einfache Aufgabe gegeben, damit sie sich nicht unwichtig fühlt. Die Sachen, die sie trägt, sind leicht in einen Korb unterzubringen und nicht schwer zu tragen.“

„Sie sollte also bei der Ausrichtung des Saals mithelfen?“

„Durchaus. Sie ist zwar meine Schlossmagd, das heißt aber nicht, dass nur ich alleine sie befehligen kann. Natürlich nimmt jeder hier im Schloss Rücksicht auf sie und versucht sie mit einfachen Aufgaben in den Alltag zu integrieren. Sie erfährt auch viel Verständnis und das belastet sie auch scheinbar. Sie weiß ja, dass sie keine besondere Hilfe in großen Planungen ist. Kleine Aufgaben, wie mir das Haar am Morgen zu bürsten oder meine Wäsche zu säubern oder mein Zimmer zu reinigen; das alles kriegt sie wunderbar hin. Sobald es aber um mehr als nur ein Anliegen geht, wird sie schnell chaotisch. Sie hat einmal die Kleider meiner Mutter und mir gewaschen und dann beide vertauscht. Das meiner Mutter hing schlaff an mir herab, während meine Mutter kurzzeitig dachte, sie hätte zugenommen, weil sie nicht in meins passte. Das war wirklich sehr komisch.“ Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und zwang sich gegen das Lachen, welches sich hier mit aller Macht aufdrängte. Doch sobald sich Eran nicht mehr zu halten wusste und in ein lautes Lachen verirrte, da war es auch um sie geschehen.

Die beiden lachten, lachten aus vollen Herzen und über diese wahrhaft komischen Bilder eine stolzen Frau, wie die Königin Mutter, die sich nicht in die Tracht ihrer kleineren und dünneren Tochter zu zwängen vermochte. Es war ein herrliches Bild in ihrer beider Köpfen.

„Na ja“, mäßigte sich die junge Frau allmählich und wusch sich die freudigen Tränen aus beiden Augen, „auf jeden Fall weißt du jetzt, dass ich keine schreckliche Tyrannin bin.“

„Ja“, klang auch bei Eran das Lachen ab. „Wie gesagt, ich bitte vielmals um Verzeihung.“

Sie winkte ab. „Sei’s geschehen. Dafür sind wir ja Freunde, nicht wahr? Wir reden, wir lachen, wir streiten und am Ende sind wir wieder, wo wir am Anfang standen.“

„So ist es.“

Diese Worte erfreuten sie. Ein ehrliches Lächeln, das voll Dankbarkeit und Zuneigung war, schmiegte sich an ihr rotes Lippenpaar. Doch dann die schlagartige Erkenntnis, die sie ereilte. Die Sonne hatte endlich den Berg passiert. Sie war schon eine ganze Weile weg und hatte immer noch eine Menge Arbeit vor sich.

„Entschuldige, Eran“, sagte sie und stützte sich von der angeschrägten Fensterbank ab. „Ich sollte wieder zurück in den Saal, und …“

„Ich begleite dich.“

„Wirklich? Warum?“

„Ich war ohnehin wegen dir hier.“

Eriqua erschrak. Auf den purpurnen Wangen wuchs mit einem Male ein rosiges Feld, dass sich auf der so weißen Haut sehr deutlich abzeichnete. „Du bist wegen mir hier?“, fragte sie ungläubig.

Eran nickte und schenkte der plötzlichen Unruhe und den erröteten Wangen keinerlei Beachtung. „Es geht um den Auftrag, den wir in Kürze beginnen werden. Ich wollte noch einige Einzelheiten mit dir durchgegangen sein.“

„Oh, ach so. Ach, darum geht es.“ Ein verlegenes Grinsen zeichnete ihr Gesicht. Die Wangen kühlten wieder rasch ab. Idiot, schimpfte sie sich in Gedanken. „Könnte dies nicht noch warten, bis ich, du weißt schon …“ Sie suchte die richtigen Worte in einer sagenhaften Kombination aus Handzeichen und Kopfbewegungen zu gestikulieren, da sie ihr tatsächlich gerade, durch den kurzen Zwischenfall der Verlegenheit, nicht einfallen wollten.

„Wegen den Vorbereitungen?“, half er ihr auf die Sprünge und Eriqua nickte hastig.

„Ja, genau. Wegen der Vorbereitungen für den Saal. Ich bin einfach mittendrin verschwunden und länger weggeblieben, als eigentlich vorgehabt. Wenn du willst, kannst du natürlich rasch mitkommen. Solange du nur niemandem im Wege stehst, versteht sich.“

„Sicher“, sagte sich Eran und hob unbekümmert die Schultern. „Die Zeit harre ich gerne aus, da es mir ohnehin an einem Gesprächspartner mangelt. Dann will ich mir einmal ein Urteil über deine Entweihungsversuche am Saal machen.“

„Sehr witzig, du alter Stinksack.“

Nun war es sein Gesicht, welches Grinsen einer feisten Grimasse glich. Und während sie sich gemeinsam auf dem Weg zurück in den noch gänzlich leeren Saal machten, arbeitete der schöne Kopf der Prinzessin bereits an einer Lösung für das terminliche Dekorierungsproblem. Zeitgleich auch, denn eine Frau vom Hofe konnte sich mit mehr als nur einer Sache beschäftigen, ruhten ihre Sorgen auf denen Erans. Der Auftrag, der von der Königin höchstselbst an Eriquas frisch gegründeten Kleintrupp vergeben wurde, war in der Sache ein einfacher. Doch …

„Du kamst also wegen unserer Mission?“, fragte sie ihm noch einer kurzen Zeit der Stille, die für beide zur Andacht genutzt wurde. Denn auch Eran führte, wenn er sich in Stille hüllte, einen geistigen Monolog.

„So ist es. Die Aufgabe scheint klar und einfach, aber …“

„Ich weiß, was du meinst. Mich plagt auch der gleiche Gedanke.“

„Rei und Graeyn“, brummte Eran und Eriqua nickte. „Also glaubst du es auch.“

„Nun, es ist nicht gerade so, als gäbe es Beweise. Die Zusammenhänge allerdings sind äußerst besorgniserregend.“

„Mein Gedanke. Zwei der fünf Helden der neuen Zeit verschwinden auf mysteriöse Weise.“

„Und nur drei Tage später“, führte die Prinzessin seine Überlegungen fort, „kappt die komplette Verbindung zur Ostbresche ab. Dieselbe Mauer, die dein Vater einst durchbrochen hat.“

„Und damit der Krieg gegen den alten König begann, ja. Die Verbindung ist nicht von der Hand zu weisen. Schön dass du genauso denkst.“

„Zerreiben tut mich allein die Frage, wieso du so früh schon zum Palast auf bist?“

„Ich wollte“, erklärte sich Eran, „erst mit dir und dann mit deiner Mutter darüber reden. Sie ist vom frühen Mittag bis in den späten Abenden ständig verhindert und ich erhoffte mir sie zu dieser Stunde abfangen zu können.“

„Verstehe.“ Die Prinzessin schaute bitterlich drein.

„Was hast du?“

„Nichts. Ich bin mit meinen Gedanken nur gerade bei Mutter. Der Frieden, weißt du, er zermürbt sie.“

„Ach, wirklich?“, sprach Eran mit echtem Erstaunen.

„Ja. Die Menschen haben, durch die Taten des alten Königs, einen schlechten Ruf, für den wir noch bis zum heutigen Tage getadelt werden. Der Kampf für Frieden und Ansehen ist zwar verhandelbar, aber auslaugend. Nach beinahe drei Jahrzenten ihres Amtes als Königin, sind die Ergebnisse ihrer Mühen wirklich sehr mickrig. Und die verstummten Wenigen, die sie damals noch eine Usurpatorin schimpften, scheinen langsam ihre Stimme wiederzufinden und Anklang zu finden. Die versprochene Veränderung, die besseren Zeiten, Eran, sie kommen nur sehr träge.“

„Mhm.“ Das brachte den jungen Mann ins Grübeln. „Ich ahnte nicht, dass es so schlimm um das Königshaus steht.“

„Tut es auch nicht“, seufzte Eriqua. „Noch nicht, zumindest. Aber es nimmt langsam Form an. Das sich schon Echsenmenschen und Harpyien unter uns befinden, macht den Leuten Angst. Nicht wirklich verwunderlich, bedenkt man, dass alles, was eine physische Überlegenheit ausstrahlt, einschüchternd wirkt.“

„Sieht man ja an Brouck.“

Eriqua lachte lautstark auf. „Ja, der ist wirklich einschüchternd, mit seinen weiß-glänzenden Schuppen und den dürren Ärmchen. Bei dem schreit der erste Anblick direkt ‚Gefahr!‘“

„Ja, wenn man nur von seiner Statur ausgehen würde … oh, was ist denn da los?“

Die beiden hatten den großen Eingang des Saals erreicht. Mit Verblüffung bestaunte die Prinzessin, dass sich die Tische, die noch vorher den Durchgang blockiert hatten, nun nicht länger unorganisiert vor den Saaltoren standen. Weiter noch werkelten die Bediensteten emsig an der Dekoration. Zwei pro Vorhänge, zwei pro Tische, einer stand auf einer Leiter und schlug einen Nagel in die Wand, ein anderer hielt eine Vase und huschte so rasant mit dieser an Eran und Eriqua vorbei, dass er sie, wären sie nicht zur Seite gewichen, in seiner Eile umgerannt hätte.

„Sieh an, anscheinend klappt es doch ganz gut“, meinte Eran, doch erhielt keinen Zuspruch von der Prinzessin. Denn die wusste ganz genau, wo der plötzliche Wandel her ruhte. Er folgte ihren gebannten Blick und verstand. Die Dame, die zur Beratung und zur Hilfe an Eriquas Seite gestellt war, beriet sich, mit hochgehaltenen Notizen, mit jemandem. Königin Justine.

 

 



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Regina_Regenbogen
2020-08-02T14:28:28+00:00 02.08.2020 16:28
Ich liebe Prinzessin Eriqua! 🤣
Ihr Charakter ist wirklich erfrischend und lockert alles wunderbar auf. Ich finde es schön, dass sie und Eran so gute Freunde sind. :)

Bin gespannt, mehr über die Geschichte zu erfahren, wie es dazu kam, dass die Königin nun herrscht.

Antwort von:  WrightGerman
02.08.2020 17:17
Ja, Eriqua hat schon sehr viel Spaß gemacht zu schreiben. Ich denke, sie und Eran werden noch einige hervorragende Dialoge haben. Warte mal ab wie herrlich ihre Interaktionen mit Kia sind. xD
Hach, ich hab noch so viel vor mit dem Trio. <3
Es freut mich auf jeden Fall, dass du Eriqua ebenso unterhaltsam findest, wie ich. Sie ist einfach wirklich Wahnsinn und Genialität in einem. <3

Wie immer danke ich dir für dein nettes Feedback. Würde mich sehr freuen, dich auch in Kapitel 4 begrüßen zu dürfen. :)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
02.08.2020 19:37
Ich habe deine Geschichte abonniert und werde informiert, wenn das nächste Kapitel kommt. :)
Ich freue mich auch schon, mehr von Eriqua, Eran und Kia zu lesen. :D
Von:  Regina_Regenbogen
2020-08-02T13:34:14+00:00 02.08.2020 15:34
Ah, das ist alles noch ziemlich undurchsichtig und macht es dadurch aber auch spannend.

Du hast ein paar Tippfehler drin, ansonsten kann ich hier keine großen Verbesserungsvorschläge liefern.

Mir gefällt der Name Trost. :D
Und ich fand es süß, wie die Charakterisierung von Kia und Trost durch ihr Verhältnis zu ihren Reittieren ausgebaut wurde.
Antwort von:  WrightGerman
02.08.2020 17:08
Ah, ja Tippfehler sind schwer zu vermeiden, wenn die Betaleser leider selbst nicht immer die Zeit finden, die Kapitel auf Fehler zu prüfen. Ich kann mich dazu nur insoweit verteidigen, dass ich, bevor ich die Geschichte hochlade, immer noch einmal drüberschaue und zumindest die Offensichtlichen korrigiere. Ich hoffe, sie stören den Lesefluss nicht. ;(

Ich finde es toll, dass dir die beiden gefallen, besonders wegen ihren Reittieren. Wie du dir vielleicht denken kannst, gibt es einen einfachen aber süßen Grund, warum Kia ihren "kleinen" Reitvogel richtig in ihr Herz geschlossen hat. Aber dazu später mehr. ;P
Von:  Regina_Regenbogen
2020-08-02T08:28:02+00:00 02.08.2020 10:28
Die Charaktere sind sympathisch. :)
Du hast das Schloss gut beschrieben. Durch die teils sehr langen Sätze wurde das Lesen allerdings erschwert, weil zu viel Information in einem Satz kam. Vielleicht könntest du ein paar dieser Sätze aufspalten.
Wie kommt es, dass du dieses Kapitel zum Prolog gemacht hast? Es liest sich eher wie ein erstes Kapitel.
Es macht auf jeden Fall Lust, mehr zu erfahren. :)
Antwort von:  WrightGerman
02.08.2020 15:10
Hi Regina und danke für den netten Kommentar. Alles in allem freue ich mich immer, wenn sich jemand auf mehr freut und ich kann nicht versprechen, dass sich die Story nach deinen Wünschen entwickelt, wohl aber, dass sie viel zu bieten hat, da ich Jahre damit zugebracht habe, diese zu verfeinern. Darum würde es mich serh freuen, wenn du auch weiterhin eine treue Leserin bliebest und mich mit deinen Kommentaren nicht nur unterstützen, sondern auch helfen könntest, mich zu verbessern. :)

Das die Sätze teilweise sehr lange und informationslastig sind, was das Lesen erschwert, ist ein Punkt, den schon viele bei mir gemeldet haben und ich bemühe mich auch derzeitig sehr, nicht noch einmal dieser Falle auf den Leim zu gehen. Sind irgendwie die Einflüsse von Alexandre Dumas, der es auch sehr geliebt hat, endlos lange Sätze zu schreiben. Aber ich merke auch, dass es einfach nicht nicht mehr zeitgemäß ist und vermeide es, so gut es geht.

Und die Tatsache, warum es ein Prolog und kein Kapitel ist, liegt daran, das ich keine endlose Exposition zu der Welt schreiben wollte, weil ich selbst kein Fan davon bin. Ich wollte, dass es direkt mit den Hauptfiguren los geht. Nicht zuletzt, weil ich wirklich schlecht darin bin, eine Geschichte zu beginnen. Ich wollte es mir halt irgendwie einfacher machen, in dem ich so beginne. Ich hoffe, das tut dem Ganzen kein Abbruch. ^^
Antwort von:  Regina_Regenbogen
02.08.2020 15:28
Bei Prolog denke ich automatisch an ein Kapitel, dass sich mehr einer Vorgeschichte widmet oder zumindest einer Handlung, die nicht direkt weitergeführt wird. Aber vielleicht ist das nur meine Vorstellung.
Der Einstieg ist dir auf jeden Fall schon gut gelungen.

Ja, da hast du wohl Recht. Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. Vielleicht könntest du durch den Einsatz von Gedankenstrichen das Lesen etwas erleichtern, ohne deine Sätze aufbrechen und deinen Stil groß ändern zu müssen.:)

Man merkt, dass du viel Liebe reingesteckt hast und so etwas finde ich immer schön, auch wenn ich nicht der typische High Fantasy Leser bin. Aber keine Sorge, ich erwarte sicher nicht, dass deine Geschichte sich nach meinen Wünschen entwickelt. ;)
Antwort von:  WrightGerman
02.08.2020 17:01
Da hast du auch grundprinzipiell recht. Normalerweise fangen solche Prologe immer an und die erste Version dieser geschichte hatte auch einen solchen Hintergrund als Vorlage. Allerdings habe ich diesen dann komplett gestrichen, weil es da auch direkt viel vorweg genommen hat und ich wollte gerade die wichtigen Infos über die Geschichte verteilen. Und da Eran das erste Buch quasi dominiert, dachte ich mir, dass ein Einstieg mit ihm die beste Art wäre zu zeigen, mit welchem Charakter der Leser seine Zeit verbringen wird.

Ich werde mir auf jeden Fall deine Kritik zu herzen nehmen und den Prolog irgendwann dann, wenn ich einen hellen Moment habe, auch soweit abändern, dass er zumindest keine langgezogenen Sätze hat. Aber das wird sich noch was hinziehen. Vielleicht, sobald dieses Buch beendet ist. :)

Danke noch mal für deine offenen Worte und das schöne Feedback. :D
Von:  -Violet-
2020-01-30T11:24:57+00:00 30.01.2020 12:24
Aha, da ist der Prolog also. :)
Du schaffst es gut den Leser in deine Story einzuführen.
Die Gedanken am Anfang wirken wie eigene Überlegungen des Protagonisten Eran und sind sehr nahbar.
Das shadowing macht Lust auf mehr. Mal sehen, welche Geheimnisse Eran so verbirgt, was mit seiner Familie war und wie die gute Eriqua sein wird.


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