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Call from the Void

C.F.T.V.
von

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-1-

"Die wievielte ist das jetzt schon diese Woche?", ein über zwei Meter großer, gut gebauter Mann, nicht älter als Mitte Dreißig, beugte sich nach vorne um seinen neuen Fall in Augenschein zu nehmen.
 

[.…Jeff Colonel.]

[.…33 Jahre.]

[.…2,03 m]

[.…Steinbock.]

[.…Blonde Haare, an den Seiten kurz rasiert.]

[.…Drei-Tage-Bart.]

[.…Narbe über dem linken Auge.]
 

Zu seinen Füßen lag ein Mann mittleren Alters, mit weit aufgerissenen Augen. Etwas Blut klebte noch im Mundwinkel und unter der Nase des Toten.

"Nummer vier", gab sein Kollege Schmidt zurück während er sein kleines Notizbuch wieder weg steckte.
 

[.…Billy Schmidt. Für alle nur Schmidt. Keiner kann sich seinen Vornamen merken. Nicht mal seine Eltern.]

[.…30 Jahre.]

[.…1,95 m]

[.…Löwe.]

[.…Schwarze Haare, kurz.]

[.…Brillenträger]
 

"und dabei ist erst Dienstag", seufzte Jeff.

"Naja genau genommen ist die alte Maiers am Samstag gestorben… wir haben sie nur erst am Montag gefunden."

"Macht die Sache auch nicht besser Schmidt…hmm…?", Jeff legte den Kopf leicht schief und ging in die Knie.

"Was ist denn…?", er streckte seine Finger gerade nach dem Toten aus als ihm ein Kugelschreiber zwischen die Finger geschoben und die Hand augenblicklich gestoppt wurde.

"Nicht anfassen!", kam es scharf von der Seite.

Jeff blickte über seine Schulter und sah direkt in das Gesicht des Gerichtsmediziners, der so nah bei ihm stand das er den Geruch nach Minze-Öl noch deutlicher riechen konnte als den Verwesungsgeruch der von der Leiche ausging.
 

[.…Lian.]

[.…25 Jahre.]

[.…1,70 m.]

[.…Wassermann.]

[.…Graue Haare, gefärbt, lang.]
 

"Hat man Dir auf der Polizeischule keine Manieren bei gebracht?"

"Eh…?", irritiert sah Jeff den Grauhaarigen an, "doch… was machst Du denn schon hier? Du wurdest doch gerade erst gerufen."

"Um Dich davon abzuhalten hier irgendwelche Dinge an zu fassen die Du nicht an zu fassen hast. Außerdem hatte ich was persönliches in der Gegend zu erledigen. Lässt Du mich jetzt an meine Leiche und suchst irgendwo anders irgendwelche Spuren?... Die nicht an dem Toten kleben?"

Jeff zuckte mit den Schultern, "sah nicht so aus das Du bei Zeiten da bist."

"Jetzt bin ich´s. Also husch! Weg!", der Gerichtsmediziner schob Jeff mit einer scheuchenden Bewegung beiseite und machte sich an seine Arbeit.

Lian genoss recht hohes Ansehen bei seinen Kollegen. Obwohl er erst 25 geworden war hatte er sich bereits in jungen Jahren viel Über sein Fach selbst bei gebracht und verließ sich nicht ausschließlich auf die modernen Geräte, die vielen anderen Leichenbeschauern die Arbeit erheblich erleichterten.

Die Drei kannten sich bereits seid einigen Jahren, da Lian meist als Leichenbeschauer für die Fälle von Jeff und Schmidt eingeteilt wurde.

Lian zog ein Gerät aus seiner Tasche. Es war nicht größer als ein Smartphone und gerade mal halb so dünn wie eines. Dazu bestand es nur aus einer Art bläulichem Plexiglas auf dessen Oberfläche Tabellen und zahlen erscheinen. Mit dem Gerät scannte er den Körper des Toten.

Zwar gab das Gerät Daten wie: Körpertemperatur, geschätzter Todeszeitpunkt, Alter, Herkunft, Daten über die inneren Organe und andere wichtige Details über den Toten aus, allerdings musste Lian die Leiche nachher immer noch gründlich auf seinem Tisch untersuchen.

Beim Durchlesen stutzte der grauhaarige Mann. Er schob mit seinem Zeigefinger Tabellen nach oben und wieder runter. Blickte immer wieder kurz auf den Toten, dann wieder auf das Gerät.

Schließlich nahm er den Kopf des Toten zwischen seine Hände, über streckte ihn nach hinten, nahm sich eine kleine, schlanke Stifttaschenlampe und leuchte in die Nase des Mannes. Viel zu sehen gab es da nicht außer getrocknetes Blut und ebenfalls getrocknete, gelbliche Überreste, die Lian nicht zuordnen konnte.

"Eh Jungs…?", Lian sah zu Jeff und Schmidt, die einige Schritte von ihm entfernt die Wohnung in Augenschein nahmen.

Beide drehten sich zeitgleich um.

"Wir haben da glaube ich ein… klitzekleines Problem…"
 

Scheinbar hatte nicht nur Lian ein Problem, sondern auch einer der Spurensicherung.

Aufgeregt kam er die Treppe runter gestolpert und unterbrach mit wild fuchtelnden Armen und ein wenig zu lauter Stimme das Gespräch, "Detectiv! Sie müssen sofort mit kommen! Wir… Wir haben noch eine Leiche!"

Jeff sah kurz zu Schmidt rüber. Der nickte nur und nahm den Herrn von der Spusi beiseite.

"Neuling?", fragte Lian leise während er Jeff nach oben folgte.

"Jo. Seid zwei Wochen dabei wenn ich mich nicht irre."

"Na in deiner Abteilung wird er seinen Spaß haben."

"Komm Du mir mal in mein Büro", meinte Jeff grinsend. Mit einem leichten Schupps beförderte Jeff Lian ins Schlafzimmer der Wohnung wo die zwei anderen der Spurensicherung zu Gange waren.

Eine ältere Frau und ein gleichalteriger Mann hockten vor einer geöffneten Tür, die zu einem in die Wand eingelassenen Kleiderschrank führte, und suchten nach Fingerabdrücken.

"Sie liegt da drin. Scheint die Ehefrau zu sein", meinte die Frau und zeigte in den Schrank, "bisher kein Anzeichen von Gewalteinwirkung gegen die Tür. Sie war von innen verriegelt. Verschließen kann man den Schrank von außen nicht. Die Türen werden nur von Magneten oben und unten zu gehalten. Die sind nicht sonderlich stark."

Sie hielt eine Seidenkrawatte hoch, "damit war der Schrank von innen versperrt. Wenn wir nicht alles abgesucht hätten…"

".. Dann hätten wir sie übersehen . Aber wir gucken ja immer gründlich", beendete ihr Partner den Satz.

Lian schlängelte sich bereits an den Beiden vorbei und scannte die Leiche.

Anders wie der Tote im Flur hatte sie im Tot krampfhaft die Augen zusammen gekniffen.

"hmm…", Lian runzelte die Stirn, leuchtete der Frau ebenfalls in die Nase, dann blickte er sich zu Jeff um, " Jeff.. Hast du schon mal von der Ägyptischen-Methode gehört?"

Jeff zuckte mit den Schultern, "weiß nicht."

"Meinst du das einbalsamieren?", Schmidt tauchte in der Tür zum Schlafzimmer auf, "euer Kollege hat sich unten auf den Bürgersteig ordentlich ausgekotzt. Vielleicht solltet ihr ihn besser auf seinen Job vorbereiten. Die hier sind ja nicht mal entstellt."

Der Mann von der Spurensicherung stand auf, nickte und begab sich nach draußen zu seinen Schützling.

"Hat mit dem einbalsamieren zu tun. Ich hab ne Theorie zur Todesursache… und vielleicht auch zum Täter. Aber dafür brauche ich die Zwei auf meinem Tisch."

Lian stand auf, "kommt doch nachher zu mir runter, dann erklär ich euch alles. Sehr anschaulich."

"…Na ob ich das wirklich sehen will…", Jeff schluckte leise.
 

[….Pathologie.]

[….Lian´s Arbeitsplatz.]

"Und was genau wolltest Du uns zeigen?", Jeff betrachtete die aufgebarten Leichen des Ehepaars Nesken. Inzwischen hatte man alle Daten bezüglich der Beiden heraus gefunden. Schmidt hatte sich durch die Akten gelesen und wusste jetzt alles was auch der Staat über die Beiden gewusst hatte.

Die Beiden lagen auf den einzigen zwei Metalltischen in dem kühlen Beschauungsraum der Pathologie.

An den Wänden standen mehrere Arbeitstische die mit Equipment für Schnelltests ausgestattet waren. Ansonsten war der Raum ziemlich kahl, kalt beleuchtet und so steril wie man sich eine Pathologie im allgemeinen vorstellte.

Lian hockte auf einem rollbaren Hocker, der so hoch eingestellt war das lediglich seine Fußspitzen den Boden berührten. In der rechten Hand hielt er ein täuschend echte Abbildung eines menschlichen Schädels, in der Linken schwenkte er einen länglichen Metallstab mit 3mm Durchmesser.

Den Metallstab hielt er den beiden Polizisten zum Betrachten vor die Nase.

"Ich demonstriere euch jetzt was ich vorhin mit der Ägyptischen-Methode gemeint habe. Die Knopfsonde hat den richtigen Durchmesser dafür", meinte Lian, dann hielt er den Schädel hoch.

"Es hat mit der Art und Weise zu tun wie die Ägypter früher ihre Toten einbalsamiert haben. Sie haben einen langen und spitzen Gegenstand, entweder eine robuste Nadel oder auch ein scharfes Messer in das Nasenloch eingeführt und dieses vergrößert", zur Anschauung führte Lian die Knopfsonde durch die Nase in den Schädel in seiner Hand ein, "anschließend stießen die den Gegenstand durch das Siebbein." Mit der Sonde kratzte er über besagtes Siebbein was die anderen durch die Nasenhöhle gut sehen konnten. "Das Siebbein ist die Grenze zwischen Nasen- und Schädelhöhle. Durch das Durchbrechen des Siebbeins konnte man einen Hacken in die Schädelhöhle führen", mit etwas Kraft durchbrach Lian das Siebbein und schob die Sonde noch ein Stück weiter in den Schädel rein. Er nahm die lose aufliegende Schädeldecke des Modells ab um den Beiden das Innere zu zeigen. "Durch verquirlen des Hirns", Lian machte rührende Bewegungen mit der Sonde, "wurde das Gehirn so flüssig und konnte durch die Nase herauslaufen."

"Schon n bisschen Ekelhaft", brummte Jeff, "Aber was hat das mit den Leichen zu tun?"

"Kannst Du Dir das nicht denken?", Lian zog eine Augenbraue hoch, "ich sag euch das ja nicht nur weil ich euch ne Unterrichtsstunde geben will. Die beiden Toten sind Hirnlos."

Jeff und Schmidt sahen sich kurz an, dann wieder Lian, "Du meinst… der Täter hat ihnen das Gehirn heraus genommen…. Durch die Nase?"

"Jupp.…allerdings nicht so wie ich es euch gerade gezeigt hab. Hier…", Lian rollte mit seinem Stuhl hinter den toten Herrn Nesken, "seht es euch selbst an."

Er hatte vorher die Schädeldecke sowohl vom Toten als auch von dessen Ehefrau, aufgesägt um sich sicher zu sein.

Jetzt leuchtete er mit einer Lampe in die Leere Schädelhöhle des Mannes.

"Da unten", Lian zeigte mit der Knopfsonde, die er zuvor schon genutzt hatte, auf eine Stelle am Siebbein, "da ist ein Loch. Ungefähr 3 Millimeter Durchmesser."

"Ist das nicht n bisschen zu klein um das Gehirn heraus laufen zu lassen? Ich meine auch wenn es flüssig ist müssten doch noch ein zwei größere Stücke drin sein… so wie bei nem Smoothie ", meinte Schmidt.

"Exakt", Lian zeigte mit der Sonde auf Schmidt.

Jeff runzelte die Stirn," Aber da ist kein bisschen Gehirn mehr drin… oder hast Du ihn so sauber ausgeputzt?"

"Nein ich hab alles genau so gelassen wie es war. Der Tätet hat ihn so sauber geleckt. Ich hab nur die Schädeldecke aufgemacht."

".…? Ich bin verwirrt….."

"Wann bist Du das mal nicht?"

Jeff zuckte mit den Schultern, "was haben wir denn jetzt an Fakten? Sonst werd ich hier wirklich nicht mehr schlau draus…"

Schmidt holte sein Notizbuch aus seiner Jackentasche und las vor,

"Nachbarn wurden durch einen extrem lauten Knall geweckt. Danach herrschte wohl 2 - 5 Minuten ruhe. Dann ein Schrei worauf hin die Polizei verständigt wurde. Erstes Opfer Tray Nesken, 50 Jahre alt, verheiratet. Lian hat ermittelt das er das erste Opfer war. Gefunden im Flur. Keine Einbruchsspuren an der Tür. Licht an. Keine äußeren Verletzungen…"

"da muss ich kurz zwischen reden", Lian hob einen Finger, dann deutete er damit auf die Handgelenke von Mr. Nesken, "da sind Abdrücke. Er scheint festgehalten worden zu sein. Seine Frau hat die Abdrücke am Hinterkopf."

"okay.…aber ansonsten keine anderen Verletzungen oder?"

Lian schüttelte leicht den Kopf, "eine ältere Narbe am Schienenbein, aber ich denke die hat nichts mit seinem Tot zu tun. Sieht aus als wäre er dort mal operiert worden."

"okay.…wo war ich…. Hmm.. Also Abdrücke am Handgelenk. kein Gehirn mehr vorhanden…. Die Ehefrau. Fundort ein verschlossener Kleiderschrank, der allerdings von innen mit eine Krawatte verschlossen wurde, was von Außen nicht möglich war. Lediglich Abdrücke am Hinterkopf. Keine weiteren äußeren Verletzungen und sie hat ebenfalls kein Gehirn mehr."

Jeff rieb sich nachdenklich die Nasenwurzel, "Die Frage ist, wie ist der Täter in die Wohnung gekommen… und wie ist er in den Schrank gelangt ohne die Verriegelung zu entfernen."

"Und das mit dem Gehirn…", warf Lian ein. Er drehte sich einmal auf seinem Stuhl um die eigene Achse, "wenn ihr mich fragt würde ich auf Geister tippen."

Jeff runzelte die Stirn, "bitte?"

"Na Geister. Die brauchen keinen Schlüssel um in ne Wohnung einzudringen und auch keinen um in den verschlossenen Schrank zu gelangen…. Außerdem sind die Sozialen Medien voll mi-"

"Die sozialen Medien!", seufzte Jeff laut, "wenn wir danach gehen war es Big Food!"

"Naja…", Schmidt steckte sein Notizbuch weg, "Big Food vielleicht nicht. Vielleicht hat der Täter ja auch n Schlüssel gehabt oder war so gut beim Einbrechen das er keine Spuren hinterlassen hat. Und das mit der Krawatte kann auch n Trick gewesen sein… Außerdem der laute Knall wurde durch das Sofa im angrenzenden Wohnbereich ausgelöst. Viel zu schwer für die Ehefrau und ich glaub Geister können so ein großes Sofa nicht umstoßen."

"Aber ein Mörder?", Lian sah Schmidt skeptisch an.

Schmidt zuckte die Schultern, "ist näher dran als n Geist würde ich mal behaupten."

Lian stand seufzend auf, "na schön… ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass es da etwas gibt das wir uns nicht erklären können und das obwohl ich eigentlich ein Wissenschaftler bin."
 

[…. Büro von Jeff und Schmidt.]

"Was hältst du von der ganzen Sache?", Schmidt schob seinen halb aufgegessenen Salat von sich weg.

"hm? Was?", Jeff blickte von seinem Kaffee auf, "Meinst Du die Art und Weise wie die Opfer getötet wurden oder das Lian an Geister glaubt?"

"...Ich glaub Lian versucht nur irgend ne Erklärung zu finden für etwas das nicht da ist", Jeff zuckte mit den Schultern, "Von mir aus soll er das ruhig glauben. Wir sind ja diejenigen, die den Täter finden müssen."

Schmidt legte seinen Mittelfinger gegen den unteren Rand seines rechten Brillenglases um seine Brille wieder nach oben zu schieben. Sie rutschte ihm ständig fast von der Nase herunter, weshalb er wie ein Uhrwerk alle paar Minuten die Brille wieder nach oben schieben musste.

"Die Spusi hat, bis auf die Fingerabdrücke der Opfer, keine weiteren fremden Spuren gefunden… naja bis auf irgendeine Flüssigkeit, die sie nicht bestimmen konnten. Es war wohl zu wenig Material um eine vernünftige Analyse zu machen."

"Meinst Du das es relevant ist?"

"Nicht wirklich, wie gesagt es ist zu wenig gefunden worden."

"Was…? Ach quatsch das mein ich gar nicht… Ich meine ob es relevant ist was Lian meint was der Täter sein könnte."

Schmidt hob eine Augenbraue an, "Würdest Du Dich mal eben konzentrieren und nicht weiter über ein Thema nachdenken wo wir Beide schon gesagt haben das es völliger Blödsinn ist?"

"… ja sorry… was hast du gesagt?"

"Das es keine verwertbaren Spuren gibt. Weder Fingerabdrücke, noch Einbruchsspuren, noch irgendwas anderes."

"Okay.…Lass mal nachdenken. Der Täter ist entweder schon in der Wohnung, ohne von der Ehefrau bemerkt zu werden oder er hat den Ehemann überrascht als dieser in die Wohnung wollte."

"Ich glaub letzteres ist naheliegender. Wie gesagt es gab einerlei Spuren das eingebrochen worden ist."

"Und wenn seine Frau den Täter rein gelassen hat?"

"An sich möglich… ich glaube aber ehrlich gesagt das sie dann schon vorher getötet worden wäre…. "

"Mr. Nesken lag mit dem Kopf auf der Türschwelle und dem Körper in der Wohnung. Dann wäre es eigentlich normal das der Täter schon drin war. Oder er ist zusammen mit ihm rein, ist vor gegangen, hat dann den Ehemann erledigt, dann die Frau und dann ist er verschwunden."

"hmm okay folgende Theorie. Der Täter kommt mit Mr. Nesken rein und bringt ihn um. Seine Frau kommt gerade die Treppe herunter um ihren Mann zu begrüßen und sieht den Mord. Sie schreit, was die Nachbarn mitbekommen, und rennt die Treppe wieder nach oben. Der Täter vom Schrei aufgeschreckt versucht nicht zu türmen, sondern Steigt ihr nach um den Zeugen zum Schweigen zu bringen, weil sie ihn vielleicht identifizieren kann. Bei der Verfolgung stößt er das Sofa um. Durch den Schrei und den darauf folgenden Knall des Sofas aufgeschreckt alarmieren die Nachbarn die Polizei. Mrs. Nesken verstreckt sich im Wandschrank. Der Täter spürt sie auf, bringt sie auch um und verschließt den Schrank mit einem Trick von innen und verkrümelt sich bevor die Streife eintrifft und den toten Ehemann findet."

"Soweit nachvollziehbar", meint Schmidt nickend, legt aber die Stirn in Falten und schiebt sich erneut die Brille wieder nach oben, "aber…"

"Aber wie die Gehirne verschwunden sind keine Ahnung. Und wie der Täter es in dem kurzen Zeitfenster, ungefähr 5 Minuten bis die Streifenpolizisten eingetroffen sind, geschafft hat das Gehirn zu entnehmen, die Kleiderschranktür so zu verschließen und abzuhauen, ist mir ein Rätsel…"

"Wenn er es eingeübt hat könnte er es geschafft haben."

"Schon… nur woher hätte er wissen sollen das die Ehefrau da ist oder das sie so reagiert. Das mit dem Schrank wird ne spontane Entscheidung gewesen sein. Ist ja schließlich eine Ausnahmesituation gewesen. Wer reagiert da schon bewusst, außer einer der darauf Trainiert ist?"

Schmidt zuckte mit den Schultern, "keine Ahnung. Irgendwas fehlt uns."

"Kann man das mit den anderen Morden verbinden?"

"Jeff.…," Schmidt blickte über seine Brille hinweg in Jeffs Augen, "hast Du überhaupt mitbekommen wie die anderen Drei gestorben sind?"

"Ja….Warum?"

"Weil es kein Muster gibt. Die alte Maiers hatte einen Herzinfarkt. Der klein kriminelle Tankstellenräuber wurde in einer Seitengasse erschossen und die Angestellte ist im Fahrstuhl zusammengebrochen und an den Nachwirkungen einer Diättablette gestorben. Da gibt es keinen Zusammenhang."

Jeff hob seinen Kaffee zum Mund, stellte ihn aber gleich darauf wieder ab, "haben die noch alle ihr Hirn?"

"Da gehe ich von aus sonst hätte der Leichenbeschauer was gesagt."

"Hat Lian-"

"Nein. Waren unterschiedliche, weil die Toten eigentlich nicht in unseren Bereich fallen. Bis auf den Räuber waren es keine Gewaltverbrechen. Und dem wurde das Hirn regelrecht aus dem Schädel gesprengt."

"Kann Lian sich die noch mal angucken?"

Schmidt schüttelte den Kopf, nicht als Verneinung auf Jeff´s Frage, sondern als Geste das er Jeff´s Gedankengang einfach nicht verstand, "vielleicht. Wenn er nicht selbst zu viel zu tun hat."

Schmidt stand auf. Er wollte an die frische Luft und eine rauchen. Außerdem brauchte er ab und an einige Zeit für sich. Er hatte immer das Gefühl wenn man ohne Pausen mit Jeff zusammenhockte färbte seine Art auf einen Ab.

"Ich weiß ja das Du seine Arbeit schätzt und ihn selbst auch, aber meinst Du nicht Du tust den anderen Pathologen damit einen Gefallen wenn Du deren Untersuchungen immer von Lian gegenchecken lässt? Musst dich nicht wundern wenn Du immer n Spruch rein gedrückt bekommst wenn wir mal nen anderen Gerichtsmediziner dabei haben."

Jeff sah ihn nur kurz an, kommentierte das Gesagte aber nicht. Stattdessen drehte er sich auf seinem Schreibtischstuhl weg und tippte irgendwas in den Computer ein.

//Sturer Bock.…//, Gedanklich verfluchte Schmidt sich dafür das er selbst jedes Mal nachgab und das machte um das ihn Jeff bat.
 

[…]

In dunklen Seitengassen tummeln sich die merkwürdigsten Gestallten, und das nicht nur bei Nacht. Drogendealer, Auftragskiller, Schwarzhändler, Huren, deren Zuhälter, Käufer der dargebotenen Waren und einiges anderes menschliches Gesindel, was auf der Straße, in der breiten Öffentlichkeit, lieber unerkannt und anonym bleiben wollte.

Das war schon immer so und würde auch immer so bleiben.

Die Gesellschaft wusste es und sie duldete es stillschweigend. Lieber kein Wort darüber verlieren was dort alles vor sich ging und wenn es jemand wagte diesen Umstand zu ändern wurde auch das totgeschwiegen oder auf andere Art und Weise geklärt, wenn man es nicht mehr totschweigen konnte.

Ab und an wurden die Umstände in den Seitengassen und dunklen Hinterhöfen reguliert. Das gehörte sich so, dass musste so sein. Der Lauf der Natur. Damit es nicht doch überhand gewann, aus dem dunklen herausschwappte und das Leben im Licht, in der zivilisierten Welt, überschwemmte.

In jenen Gassen voller gesellschaftlichem Abschaum lauerte etwas. Etwas das sich nicht kontrollieren ließ. Sich nicht den Gesetzen unterwarf, geschweige denn dies jemals vorhätte.

Etwas das aus den Schatten brechen wollte. Die zivilisierte Welt unter sich begraben wollte.

Doch noch wartete es.

Auf den idealen Zeitpunkt.

Auf eine Chance zuzuschlagen und zu siegen.

Es war nicht alleine.

Es waren viele.

Und sie hatten Hunger.

Großen Hunger.
 

[It Lurks In The Dark]



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