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Sein Blick traf mich wie eine Kugel

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben Leser,

die momentane Krise hat natürlich auch mich hart getroffen. Meine geplanten Prüfungen sind auf unbestimmt verschoben, dafür habe ich wieder etwas Luft zum Schreiben. Wenn ich jetzt noch Muse habe, dann geht es hier immer mal wieder weiter. Ich hoffe für alle, die das hier lesen, dass ihr und eure liebsten gesund seid und es auch bleibt. Passt auf euch auf und vielleicht erfreut sich ja irgendjemand an den neuen Kapiteln <3

Liebe Grüße, Kid <3 Komplett anzeigen

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No.1

Dieser Auftrag sollte für ihn eine Absicherung für die nächsten Jahre bedeuten. Eigentlich mischte sich Eustass Sullivan, alias „Kid“ nicht in irgendwelche Streitereien zwischen zweier Yakuza-Clans ein. Doch die Summe, die man ihm versprochen hatte, war so enorm hoch, dass er nicht hatte ablehne können. Es war nur dieser eine Kerl, den er aus dem Weg räumen sollte, und von den 2 Millionen würde er gut leben können, selbst wenn er dafür für eine Weile würde untertauchen müssen.

Die Nacht war klar und er lag schon seit gut einer Stunde auf der Lauer unter dem sternenklaren Himmel. Er saß gegen die niedrige Brüstung eines Flachdachs gegenüber einer beliebten, aber nicht sonderlich gut gesicherten Sushi-Bar. Die letzten Wochen hatte er damit verbracht, sein Opfer auf jedem Gang zu beobachten, jeden seiner Schritte nachzuvollziehen und ihm schließlich möglichst einen Voraus zu sein. Und das war er heute. Er drückte die unzähligste Zigarette neben sich auf dem Boden aus, ehe er sich geduckt umdrehte und erneut über die Brüstung sah. Er konnte weiter unten in gut 300 Metern Entfernung sein Opfer sehen. Gut gelaunt saß er dort mit deinen Freunden und trank Sake. Sein Name war Trafalgar Law, ein junger aufstrebender Arzt, der irgendwie in den Fängen der schlimmsten Yakuza-Bande Tokyos war. Mehr wusste Kid nicht, aber eigentlich war es ihm auch egal. Er tötete für Geld, und hier wurde er unfassbar gut bezahlt. Wer oder was Law war, interessierte ihn nicht, außer einem: Dass er endlich Ungeschützt und ohne Deckung war. Kid griff sein Präzisionsgewehr, eine 308 Winchester mit 7,62mm Kaliber, die sonst vor allem das amerikanische Militär einsetzte. Er liebte diese Waffe, sie hatte ihm bisher immer gute Dienste erwiesen. Und bisher hatte der Auftragskiller eines niemals, und zwar danebengeschossen. Genau deswegen war er so gefragt… Und wurde vor allem so gut bezahlt.

Kid legte an und sah mit dem rechten Auge durch das Zielrohr. Es schien plötzlich alles ein Kinderspiel, doch in der Sekunde, als sein Finger den Abzug betätigte, sah der Mann mit den verstrubelten, schwarzen Haaren plötzlich nach oben. Ihre Blicke trafen sich, so glaube es jedenfalls Kid. Diese durchdringenden, stahlblauen Augen sahen ihn an, als wüssten sie genau: Er war da! Er wollte ihn gerade töten. Und es passierte zum ersten Mal das, was noch nie passiert war. Kid schoss daneben. Sein Projektil schlug durch die Glasscheibe, streifte sein eigentliches Ziel nur an der Wange, schlug aber hinter ihm in die Shoji-Wand. Ob dahinter jemand saß, oder nicht, konnte Kid nicht mehr sehen. Er hatte den Kopf bereits gehoben, völlig perplex und irritiert von seinem eigenen Versagen. Wie hatte er ihn verfehlen können?

Doch allzu lange blieb dem Rothaarigen nicht, um darüber nachzudenken, denn in dem Restaurant brach Getümmel aus und die Wachen, die Law beschützen sollten setzten sich in Bewegung. Sie würden wissen, woher der Schuss kam, es war kaum zu verkennen. Also musste Kid unbedingt ganz schnell von hier Verschwinden. Er sprang auf, schulterte sein Gewehr und rannte über das Dach bis zu der Feuerleiter am anderen Ende, über die er auch gekommen war. Doch noch bevor er ganz unten war, hörte er schon laute und aufgeregte Stimmen. Es war eigentlich unklug, sich weiter runter zu wagen. Doch am Ende der Seitengasse stand sein Wagen. Und hier oben würde er noch mehr in der Falle sitzen. Also sprang er möglichst leise die letzten Meter von der Leiter und landete hinter einer der unzähligen Mülltonnen. Er hörte Schritte und Stimmen, die langsam leiser und langsamer wurden. Sie lauschten nach ihm, wie er nach ihnen.

Vorsichtig schaute Kid um die Ecke. Er sah den jungen Mann, der direkt neben Law gesessen hatte mit einer Handfeuerwaffe in der Hand. Plötzlich klapperte etwas neben ihm und eine schwarze Katze rannte über die Gasse. Dummerweise zog das die Aufmerksamkeit in seine Richtung und der Mann kam langsam, die Waffe im Anschlag in seine Richtung. Kid wusste, er musste handeln und den Überraschungsmoment für sich nutzen. Also griff er an, kurz bevor der Mann um die Ecke sah. Sein Gewehr konnte er auf die Entfernung nicht nutzen, zumindest nicht zum Schießen. Also benutzte er es mit beiden Händen als Schlagwaffe. Der erste Hieb von oben wurde abgewehrt, doch Kid war stark und schnell, also holte er mit der Schulterstütze des Gewehrs aus und traf seinen Gegner am Kopf. Dieser strauchelte nach hinten und mit einem gekonnten Schlag auf die Hände entwaffnete er ihn, bevor er auf den Boden fiel. Kid sah auf ihn hinab, zu lange, denn natürlich war sein Gegner nicht allein. Und der zweite Mann wartete nicht, sondern zielte und schoss. Kids schnellte zur Seite, wurde so nicht getroffen und rannte über die Gasse zur Seite um hinter einer weiteren Mülltonne Feuerschutz zu suchen. Doch noch bevor er sie erreichte ein erneuter Schuss und ein plötzlicher, stechender Schmerz im Bein. Er strauchelte, fiel aber erst, als er die Mülltonne erreicht hatte. Schnell robbte er in Deckung. „Fuck…!“ fluchet er leise, doch in Sekunden lud er sein Gewehr, und dieses Mal ohne richtig zu zielen schoss er an der Mülltonne vorbei in die Richtung der beiden Männer. Ein Warnschuss der Wirkung zeigte, denn auch sie gingen hinter der Hausecke in Deckung.

„Verpisst euch, oder ich knall euch alle ab!“ schrie er, obwohl er wusste: Er war der, der hier in der Klemme steckte. Er sah seinen Wagen am Ende der Gasse im Dämmerlicht einer Laterne. Ihn zu erreichen schien war unmöglich… nicht ohne nochmal getroffen zu werden. Er besah sich sein Bein, es blutete stark, die Kugel hatte ihn in die linke Wade getroffen, aber er konnte sich darum gerade nicht kümmern. Vorsichtig versuchte er um die Ecke zu spähen. Er sah, dass seine Gegner inzwischen mehr geworden waren… mindestens fünf, und in deren Mitte: Trafalgar Law. Wieder hatte Kid das Gefühl, ihm direkt in die Augen zu schauen, Sekunden, bevor erneut geschossen wurde und Kid zurück in Deckung wich.

„Du hast gerade auch nicht getroffen, und wie ich das sehe, bist du der, der hier in der Falle sitzt… Also schiebst du lieber deine Waffe auf die Straße und kommst mit erhobenen Händen raus. Ich denke wir wissen beide, dass du keine andere Wahl hast!“ Die Stimme klang kühl, etwas überheblich, und obwohl Kid nicht sah, wer sprach, wusste er es ganz genau. Es war der Mann, der eigentlich schon tot auf dem Boden des Restaurants liegen sollte.

„Man hat immer eine Wahl…!“ antwortete Kid spöttisch und klammerte sich an sein Gewehr. Nur welche hatte er? Sterben?

„Dann willst du sterben? Kannst du gerne haben… wir sind deutlich in der Überzahl und du kannst nicht laufen, also welche Wahl hast du?“ Er hatte Recht. Welche Wahl hatte er hier eigentlich? Andererseits… was wenn er sich ergab? Sie würden ihn kaum laufen lassen, wer wusste schon ob sie nicht etwas Schlimmeres mit ihm vorhatten als den Tod. Kid fluchte innerlich, er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal in so einer Situation gesteckt hatte.

„Und dann? Trinken wir Tee zusammen und halten ein Schwätzchen?“ fragte Kid bissig.

„Wenn du willst!“ kam es schmunzelnd von Law. „Und dann erzählst du mir, wer mich so unbedingt aus dem Weg haben will!“ Kid gab ein schnippisches Geräusch von sich, glaubte der Andere wirklich, dass er ihm das abkaufte? Oder dass er ihm das einfach so verraten würde? Weder das eine, noch das andere würde passieren. Doch über das Gespräch merkte Kid nicht, wie sich jemand von hinten an die andere Seite er Mülltonne an ihn heran schlich. Eigentlich hätte er damit rechnen können, dass der Plausch nur eine Ablenkung war, doch das tat er nicht, bis die Rauchbombe unter der Mülltonne hindurch direkt neben ihn rollte. Kid konnte gar nicht so schnell reagieren, wie das betäubende Gas um ihn strömte und direkt in seine Lungen. Kid sprang auf, hustete, doch es war zu spät. Augenblicklich wurde ihm schwindelig, er stützte sich an der Wand, war längst aus seiner Deckung raus. Doch kein Schuss fiel mehr. Es war nicht nötig, denn dem rothaarigen wurde langsam, aber sicher schwarz vor Augen. Er versuchte, sich dagegen zu wehren, aber es war unmöglich. Mit dem verletzten Bein zuerst knickte er ein und brach dann zusammen, schlug mit dem Kopf auf den Asphalt und blieb liegen. Sein Gewehr lag neben ihm, doch von Kid kam keine Reaktion mehr.
 

Aus dem sich langsam verziehenden Nebel tauchten die drei Männer auf und sahen auf Kid herab. Es war Law mit seinen beiden besten Freunden. Der eine nannte sich selbst Penguin, der andere wurde Shachi genannt. Beide wichen niemals von Laws Seite und beschützten ihren Freund und Boss. Alle drei hielten sich ein Tuch vor den Mund, bis der Nebel der Rauchbombe sich verzogen hatte.

„Fesselt ihn und nehmt ihn mit… ich würde wirklich gerne einen Tee mit ihm trinken.“ Law grinste kurz, seine Freunde verstanden. Einen Moment kniete der schwarzhaarige neben den Mann, der ihn hatte töten wollen. Er schob das Gewehr beiseite und griff nach dem Schlüsselanhänger der aus der Lederjacke heraus schaute. Ein Autoschlüssel. Kurz drückte Law auf den Türöffner und der Wagen am Ende der Gasse blinkte auf.

Law erhob sich wieder, gab Shachi den Schlüssel. „Und den Wagen nehmen wir auch mit…“

„Alles klar, Boss!“ Shachi griff den Schlüssel und die anderen Männer begannen den Rotschopf zu fesseln, während Law sich langsam entfernte. Er würde schon rausfinden, wer den besten Auftragsmörder in ganz Japan auf ihn angesetzt hatte. Denn von dem hatte er schon einiges gehört, er war berühmt, berüchtigt und gefürchtet.

„Ich bin gespannt, was du mir zu erzählen hast, Kid!“

No.2

Als Kid langsam wieder zu sich kam, blickte er in einen dunklen Raum. Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war, doch alles auf das er sich gerade konzentrieren konnte war Schmerz. Sein Kopf dröhnte wie verrückte und als er sich bewegte, zuckte ein stechender Schmerz durch sein Bein. Kid versuchte sich aufzurichten, doch er merkte, dass seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, noch dazu drehte sich alles. Ihm blieb keine Wahl, als vorerst liegen zu bleiben.

Er versuchte sich etwas zu orientieren. Er lag auf einer unbequemen, kleinen Liege, deren Federn sich in seine Seite bohrten. Neben ihm war eine Lichtquelle, eine kleine Lampe auf dem Nachttisch, aber sonst war hier nicht viel mehr. Ein kaputter Stuhl und ein kleiner Tisch. Es ähnelte einer Gefängniszelle, die Kid durchaus auch schon von innen gesehen hatte. Doch langsam kehrten seine Erinnerungen zurück und er wusste: Das hier war kein Gefängnis. Zumindest kein staatliches. Er war ein Gefangener von dieser Trafalgar Law, den er eigentlich hatte töten sollen.

Kid schaffte es, sich aufzurichten und sah runter auf sein verletztes Bein. Es pulsierte und schmerzte, allerdings sah er durch das Loch in der Hose einen Verband. Hatte man ihn verarztet? Es schien so, aber Kid verstand nicht wieso. Und ihm blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn die Tür ging plötzlich auf und Trafalgar Law betrat den Raum. Alleine. Er schloss die Tür hinter sich, lehnte sich dann mit dem Rücken dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust. Kid saß immer noch auf dem Bett und sah zu dem Schwarzhaarigen hoch. Diese durchdringenden Augen starrten ihn an. Die Augen, die ihn so sehr abgelenkt hatten, dass er danebengeschossen hatte.

Kid begann zu grinsen. „Was? Willst du dich zu mir legen? Oder wieso kommst du alleine zu mir… wo ist dein Backup? Ganz schön mutig…“ Die Überheblichkeit des Rothaarigen war unübersehbar, von Law kam nur ein leichtes lächeln.

„Das hättest du wohl gerne.“ Antwortete der Schwarzhaarige ruhig und blieb an der Tür gelehnt. „Ich bin nicht alleine… vor der Tür warten zwei Wachen und der Rest des Hauses ist auch voll!“

„Die würden nicht mal merken, wenn ich dich hier drin abmurkse, ich bin schnell, weißt du?!“ Kid grinste breit, doch Law ließ sich nicht irritieren.

„Schnell ja, aber nicht dumm… selbst wenn du mich hier drin umbringst, hättest du davon nichts… egal wie viel man dir für meinen Tod versprochen hast, du würdest es niemals hier raus schaffen… du bist im Haus von Doflamingo… genau genommen in seinem Keller. Zwischen dir und der Freiheit warten mindestens zwei Stockwerke und 200 Männer. Noch dazu bist du gefesselt. Also egal wie gut du bist, du solltest dir deine weiteren Schritte gut überlegen!“

Kid biss die Zähne zusammen, gab ein schnippisches Geräusch von sich und sah kurz weg. Law hatte recht… was hatte er davon, wenn er ihn jetzt tötete, wenn er kurz darauf selbst tot war? Er hing nicht sonderlich am Leben, aber doch genug um das nicht zu riskieren. Also sah er wieder in Laws Augen.

„Dann hast du sicherlich einen Gegenvorschlag? Wieso bin ich hier und nicht schon längst tot?“

„Kannst du dir das nicht denken? Ich will natürlich wissen, wer dich beauftragt hat. Und was ich dir bieten muss, um deinen Auftraggeber nicht nur zu verraten, sondern am besten direkt für mich zu arbeiten! Ich könnte dein Talent gut gebrauchen und würde gut bezahlen…“

Kids gereizter Blick wich einem erstaunten. Er wollte ihn kaufen? Er hatte damit gerechnet, dass Law nach dem Auftraggeber fragen würde, aber nicht damit, dass er wollte, dass er für ihn arbeitete.

„Du würdest jemanden einstellen, der dich töten wollte? Ganz schön makaber, wieso glaubst du, du könntest mir vertrauen?“

Laws lächeln blieb weiterhin, er wich auch Kids durchdringendem Blick nicht aus. Diese bernsteinfarbenen Augen faszinierten ihn, er hatte noch nie so eine Farbe gesehen.

„Ich habe gehört, du tust nahezu alles für Geld! Außerdem… ist dein Ruf angeknackst… wer auch immer es war, der dich beauftragt hat, ich hab da schon meine Vermutung, wird schon wissen, dass du versagt hast! Und noch dazu gefangen genommen wurdest. Gar nicht gut für einen Profikiller, der bisher so schön im Schatten gearbeitet hat!“

Erneut biss Kid die Zähne zusammen und knurrte. Law reizte ihn, er war verdammt stolz auf seinen Ruf und offenbar wusste der andere das genau. Und dennoch hatte er auch hier Recht. Und Kid hasste das!

„Was machst du mit mir, wenn ich ablehne?“ knurrte er, doch Law grinste nur.

„Ganz sicher nicht laufen lassen! Also überleg es dir!“ Er stieß sich von der Tür ab und öffnete diese. „Ich komm später wieder, bis dahin will ich eine Antwort!“

„Hey, Warte! Lös mir wenigstens die Fesseln!“ verlangte Kid knurrend, doch Law lachte nur und schloss die Tür hinter sich. Kid fluchte leise, die Fesseln schnitten ihm ins Fleisch und er hatte unfassbaren Durst. Es stand zwar eine kleine Flasche Wasser auf dem Nachttisch, doch er konnte sie weder öffnen, noch daraus trinken. War das die Folter? Kid fluchte erneut, er hasste diesen Kerl jetzt schon, doch hatte er eine andere Wahl, als sich auf das Angebot einzulassen? Er ließ sich zurück aufs Bett sinken und schloss einen Moment die Augen. Er hatte immer noch Schmerzen und er musste sich seine gesamt Situation nochmal durch den Kopf gehen lassen. Eigentlich war er ein Einzelkämpfer, er wollte nicht in eine Mafia einsteigen. Aber er wollte noch weniger hier drin versauern. Man würde ihn nicht freilassen, das hatte Law deutlich gemacht. Also war seine einzige Möglichkeit, sich erstmal darauf einzulassen und dann zu entscheiden, wie er aus dem ganzen wieder raus kam.

Erneut versuchte er seine Hände aus den Fesseln zu befreien, doch sie waren zu fest, er hatte das Gefühl, seine Haut war schon wund gerieben. Am liebsten würde er schlafen, doch er konnte nicht… schon gar nicht hier. Also vergingen die Stunden, in denen Kid sich alle möglichen Szenarien durch den Kopf gehen ließ, wie er hier wieder raus käme. Das Licht, das durch die schmalen Fenster an der hohen Decke des Raumes fiel, wurde fahler, die Sonne schien unterzugehen. Wie lange war Kid bewusstlos gewesen? Er war maximal seit fünf Stunden wieder wach. Es war Herbst, die Tage wurden immer kürzer, also musste er bis zum Mittag bewusstlos gewesen sein. Er seufzte, sein Schädel dröhnte. Er muss mit dem Kopf aufgeschlagen sein beim Sturz, das Betäubungsgas allein hätte ihn nicht so lange außer Gefecht gesetzt. Die ebenso versorgte Wunde an seiner Augenbraue hatte er noch nicht bemerkt. Sie war direkt zwischen den langen, tiefen Narben, die über sein linkes Auge bis auf die Wange und über seine Schläfe bis hin zu seinem Hals ging. Sie war ein düsterer Zeuge seiner Vergangenheit, doch Kid versuchte immer so viel es ging davon unter einem Haarband zu verstecken. Sein Auge tränte seit jeher, er sah auch nur noch schlecht damit. Doch es gab ohnehin keinen Arzt der Welt, der diese Wunden würde heilen können.

Der Chirurg des Todes, wie man Law auch nannte, betrat allerdings kurz nachdem der letzte Lichtstrahl durch das Fenster gefallen war, erneut den Raum und schloss die Tür hinter sich. Kid setzte sich in dem Moment auf und erneut blickten die beiden sich in die Augen. Bis Law sich aus seiner Starre löste und zu Kid kam. Dieser beobachtete etwas irritiert, wie der andere sich neben ihn setzte und direkt etwas hinter ihn rutschte, um seine Fesseln zu lösen.

„Hast du es dir überlegt?“ fragte er ruhig und begann das Seil mit einem Klappmesser durchzuschneiden. Als sie sich endlich lösten, keuchte er kurz, zog dann aber seine verkrampften Arme nach vorne.

„Ich hab ja kaum eine Wahl...!“ antwortete er und rieb sich die wunden Handgelenke. Es tat weh und war an manchen Stellen tatsächlich offen. Law legte das Messer aufs Bett und griff in die Tasche seines Hoodies. Die andere Hand griff nahezu sanft nach einer von Kid, wollte sie nehmen.

„Das finde ich…“ Doch er konnte nicht aussprechen, denn Kid hatte die Hand von Law weggeschlagen, mit links das Messer ergriffen, seine rechte Hand legte sich an Laws Kehle und er drückte zu und seinen gegenüber auf das Bett. Law keuchte erschrocken auf, sah im Augenwinkel das Messer an seiner Kehle aufblitzen. Er ließ fallen, was er gerade aus der Tasche geholt hatte, um seine Hände an die von Kid zu legen. Die kleine Dose fiel auf den Boden und Kid sah darauf. Es war eine Wundsalbe, das sah er sofort. Hatte Law ihn etwa wieder verarzten wollen?

Erstaunt blickte er erneut in die Augen des schwarzhaarigen, die ihn direkt ansahen. „D-du… kommst doch… eh nicht weit…!“ keuchte er und Kid seufzte. Sein Griff lockerte sich und er ließ das Messer sinken. Law befreite sich und setzte sich wieder auf, rutschte aber etwas von Kid weg, die Hand an seinen etwas gequetschten Hals.

„Hast du mein Bein verarztet?“ fragte er und hob die Salbe auf.

„Wer sonst?“ fauchte Law, der nun wohl etwas gereizt war. Klar, Kid hatte sein Vertrauen erstmal direkt missbraucht. „Wieso?“ fragte der Rothaarige. „Hast du das immer noch nicht gerafft? Ich will, dass du für mich arbeitest! MIT mir arbeitest… da kann ich es nicht gebrauchen, wenn du vorher an einer Blutvergiftung verreckst!“ Kid sah immer noch auf die Salbe, dann hoch zu Law. „Aber an den paar Schürfwunden wäre ich sicher nicht verreckt. Also wieso die Salbe?“ Law sah noch einen Moment in Kids fragende Augen, dann auf die Salbe und griff sie einfach.

„Weil ich Arzt bin! Und ich mag es einfach nicht, wenn Wunden nicht versorgt werden, so einfach ist das!“ Er öffnete die Dose, griff erneut Kids Hand und begann vorsichtig die wunden Stellen einzureiben. Kid ließ es geschehen, Laws Hände waren weich und vorsichtig, irgendwie… gefiel ihm das. Er war seit Jahren nicht mehr je von jemandem versorgt worden, geschweige denn auf eine nahezu zärtliche Art und Weise berührt worden. „Du bist also wirklich Arzt? Ich dachte du hättest deinen Beinamen nur aus Jux! Was tust du in einem Clan wie diesem, wenn du eigentlich Menschen helfen willst?“ fragte er nun auch deutlich ruhiger. „Wüsste nicht, was dich das angeht… außerdem habe ich nie behauptet, ich wolle den Menschen helfen… ich mag einfach nur keine schlecht versorgten Wunden, das ist alles!“ Kid hätte eigentlich mit genauso einer Antwort rechnen müssen und er schmunzelte deswegen nur. „Na gut, dann behalt es für dich! Aber ich wüsste schon gerne, wie viel du mir jetzt zu bieten hast!“ Law versorgte gerade noch das zweite Handgelenk. Ihm fielen die vielen kleinen und großen Narben auf, die überall auf Kids Händen und Armen verteilt waren. Er hatte wohl schon so einiges abbekommen und miterlebt. Und er fragte sich, wie ein Mann dazu kam, andere Menschen für Geld zu töten. Aber vermutlich hatte er genauso eine Geschichte, die er nicht gerne erzählte, wie er selbst. Er sah wieder hoch in das ebenso narbengeprägte Gesicht des anderen.

„Eine Million!“ „Eine Million? Pro was, pro Auftrag? Für dich hat man mir zwei geboten!“ Er grinste frech, offenbar war es ihm zu wenig, obwohl er so viel sonst nie raus bekam. „Pro Monat! Und pro erledigtem Auftrag bekommst du was extra! Noch dazu will ich dich in meiner Nähe! Du bekommst ein Zimmer, hier im Haus… und ich will sowohl dass du Aufträge ausführst, ebenso wie dass du mir bei meinen hilfst und mir den Rücken stärkst!“ Kid sah in die entschlossenen Augen des anderen, sie fesselten ihn jedes Mal aufs Neue. „Du willst aber hoffentlich nicht, dass ich sowas wie einen Bodyguard spiele, dafür hast du doch schon deine lustigen Jungs mit den Mützen!“ kam es grinsend von ihm, Law begann auch wieder zu lächeln. „Oh nein, Bodyguards habe ich wahrlich genug. Ich will einen Partner, der mir meinen Job erleichtert und mir zur Hand geht! Du wärst mir unterstellt! NUR mir…!“ Kid wusste nicht genau, was das heißen sollte. Nur ihm? Hieß das, er tat Dinge hinter dem Rücken des Clans? Kid war skeptisch, ob er sich darauf einlassen sollte, aber andererseits wurde er auch neugierig. Irgendwas hatte dieser Mann an sich, das ihn fesselt und er wollte mehr über ihn wissen. „Und was ist deine Arbeit?“ fragte er weiter nach, Law ließ inzwischen von Kids Händen ab. „Das erfährst du, wenn es soweit ist… und wenn du endlich zusagst! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, auf deine Entscheidung zu warten… also?“ Kid sah auf die Hand, die Law ihm hinhielt, um ihren Deal zu besiegeln. Und ohne noch groß nachzudenken, sah er seine Hand die des Anderen ergreifen. Law hatte einen festen Händedruck, das mochte er, und zeitgleich waren seine Hände so weich. Seine eigenen dagegen waren rau und schorfig. „Okay, ich bin dabei… Boss!“ Kid grinste und bekam von Law ein zufriedenes Lächeln zurück. „Gut! Dann komm!“

No.3

Mit schmerzendem Bein humpelte Kid hinter Law durch die Gänge der großen Villa. Er hatte sich noch niemals in so einem großen und prachtvollen Haus befunden. Zumindest nicht als Gast. Wenn dann nur um jemanden darin befindlichen zu töten und danach die Belohnung zu kassieren. Kid sah sich immer wieder um, aber sein Blick huschte jedes Mal zurück auf die schlanke Figur des Mannes vor ihm. Es war zum ersten Mal, dass er ihn richtig betrachtete. Law war groß für einen gebürtigen Japaner, immerhin war er fast so groß wie er selbst. Kid sah man sofort an, dass er kein Japaner war. Er hatte blasse Haut, markante Gesichtszüge und eine breite Statur. Man würde nicht vermuten, dass auch nur ein Hauch Asiate in ihm steckte, aber die Sprache beherrschte er absolut akzentfrei.

Sie bogen in einen Gang, wenn Kid sich richtig orientiert hatte, musste sie im westlichen Teil des Hauses sein. Bisher war ihnen noch kaum jemand begegnet, und wenn hatten sie weder gegrüßt, noch vor allem Kid eines Blickes gewürdigt. Kid fühlte sich nicht wirklich wohl hier, doch am Ende des Gangs blieb Law stehen. Vor ihnen war eine große Flügeltür, rechts daneben eine kleinere, die Law zuerst öffnete.

„Das hier ist dein Zimmer!“ Law trat ein, Kid folgte ihm. Das „Zimmer“ war für seine Verhältnisse riesig. Es war eigentlich eine komplette Wohnung. Es gab eine kleine Kochnische, die aber aussah als wäre sie noch nie benutzt worden, ein riesiges Boxspringbett, gerade aus durch erkannte Kid auch ein eigenes Bad.

„Mein Wohnbereich ist direkt nebenan.“ Law deutete auf eine Tür, die verschlossen war neben dem riesigen Kleiderschrank. „Eigentlich ist das hier wirklich das Zimmer für einen Leibwächter, aber da ich keinen habe, bekommst du es. Ich will nicht durchs ganze Haus renne müssen, um mich mit dir zu besprechen. Die Tür geht von dieser Seite nur mit Zahlencode auf. Den verrate ich dir aber erst, wenn ich weiß, dass ich dir vertrauen kann.“ Kid sah das kleine Zahlenschloss an der Tür, dann wieder zu Law.

„Okay…!“ gerade kam er sich etwas verloren in diesem Raum vor. Doch dann entdeckte er seine Tasche. Die Reisetasche, in der nahezu alles war, was Kid besaß. Sie stand normal immer hinten in seinem Wagen. „Wo ist mein Auto? Ich hoffe wirklich für dich, dass ihr nichts passiert ist und mein Zeug noch genau da, wo ich es zurückgelassen habe, sonst können wir die Zusammenarbeit sofort wieder beenden.“ Law lachte kurz, es klang überheblich. „Keine Sorge, dein Auto ist noch genau so, wie du es zurück gelassen hast. Abgesehen von deiner Tasche, ich dachte du willst dich vielleicht umziehen, deine Hose ist… etwas dreckig.“ Er sah spöttisch auf die blutverschmierte und kaputte Hose, die Kid noch immer trug. Kid sah an sich runter und sah zu dem gepflegten Mann vor sich. Er roch wahrscheinlich auch, seine Haare waren fettig und mit einem Mal fühlte er sich furchtbar unwohl in seiner Haut. „Ja, ich… werde dann denke ich erstmal duschen.“ „Tu das! Du kannst den Verband dafür abmachen, ich komme später wieder und verbinde dir das Bein neu. Ruh dich etwas aus, du wirst heute Abend noch den Don treffen!“ Kid sah doch etwas überrascht wieder zu Law. „Den Don? Ich dachte ich unterstehe dir, und keinem anderen?“ Laws Blick wurde wieder ernster. „Tust du auch! Aber es ist sein Haus, er will wissen, wer hier arbeitet, wer ein und aus geht und vor allem, wer an meiner Seite ist. Er wird dich nicht ablehnen, er vertraut mir. Aber er will dich dennoch kennenlernen.“ Nun grinste er wieder. „Den berühmten Todesschützen Eustass Kid! Dein Ruf ist auch bei ihm angekommen!“ Auch Kid begann wieder zu grinsen, das pinselte sein Ego doch wieder etwas. „Na gut, wann?“ „In zwei Stunden, ich komme vorher wegen deinem Bein!“ Damit ging Law schon zur Tür und sah nur kurz lächelnd zurück. „Bis später.“

Law verließ das Zimmer und lehnte sich draußen mit dem Rücken gegen die Wand. Er hoffte so sehr, dass er diesem Rotschopf wirklich vertrauen konnte. Als er ihn vorhin bedroht hatte, hatte er einen Moment geglaubt, der andere würde es tun. Ihm die Kehle durchschneiden und das alles einfach beenden. Doch Law hatte geglaubt in diesen Augen irgendwas zu sehen… Vielleicht konnte er ihm wirklich helfen? Law wollte noch nicht zu viel hoffen, aber ein kleiner Funke war da in ihm. Er stieß sich von der Tür ab und ging in sein deutlich größeres Apartment nach nebenan.
 

Kid war noch immer dabei, sich in seinem neuen Reich umzusehen. Nachdem Law ihn verlassen hatte, hatte er zunächst in seine Tasche gesehen. Sie war noch genauso unordentlich gepackt wie vorher auch, Law war wohl wirklich nicht dran gewesen. Doch als er sie zu dem großen Kleiderschrank brachte, wurde ihm wieder bewusst, wie wenig er besaß. Es war eigentlich nicht mal nötig, die Tasche auszuräumen. Natürlich hatte er viel Geld, aber er hatte kein Zuhause. Also besaß er nur das nötigste, das meiste Geld gab er für neue Waffen oder kurzlebige Partys und Liebschaften aus. Kid seufzte etwas, schob einfach die gesamte Tasche in den Schrank und nahm sich nur ein paar frische Sachen raus. Ob Law wusste, dass er keine Wohnung hatte? Oder verlangte es der Codex des Clans, dass man hier wohnte? Er wusste absolut nicht, worauf er sich hier genau eingelassen hatte. Aber für den Moment zog auch etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Er zog auf dem Bett sitzend, es war ein Wasserbett, seine kaputte und vom Blut schon steife Hose aus. Darunter kam der perfekt gewickelte Verband zum Vorscheinen. Es war etwas durchgeblutet und vorsichtig begann Kid, die Bandage abzuwickeln. Er warf sie direkt in den Müll neben dem Bett und besah sich die Wunde. Es war ein kein guter Treffer gewesen, die Kugel hatte ihn nur gestreift. Die dadurch entstandene Fleischwunde war perfekt genäht, auch wenn er das Gefühl hatte, es hätte sich ein wenig entzündet. Aber das würde Law später sicher selbst feststellen. Fürs erste ging Kid unter die Dusche. Als er vorher am Spiegel vorbei lief, fiel ihm auch die Wunde an der Augenbraue auf. Kein Wunder, dass er immer noch Kopfweh und Schwindel hatte. Aber umso besser tat ihm die heiße Dusche. Es war eine Regendusche, ein Luxus, den er noch nie wirkliche gehabt hatte. Und die genoss er in vollen Zügen. Er rasierte sich danach auch endlich wieder, stylte seine Haare ein wenig und putze sich ordentlich die Zähne. Danach fühlte er sich um so vieles besser. Die alte Hose warf er ebenso weg, es war wohl eh Zeit ein paar neue Kleider zu kaufen.

Etwas fertig legte er sich nur in Shorts auf sein neues Bett und sah auf den riesigen Fernseher vor sich. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal ferngesehen hatte. Es musste Monate her sein, in einem Motel auf einem dieser alten, furchtbaren Geräte. Doch gerade war er zu müde, um ihn einzuschalten. Er fühlte noch immer den Schwindel und schloss etwas die Augen. Gut eine Stunde döste er etwas vor sich hin, wirklich schlafen konnte er nicht. Und als plötzlich die Zwischentür zu Laws Wohnung sich öffnete, schreckte Kid hoch. Er hatte automatisch unter sein Kopfkissen gegriffen, doch da war keine Waffe wie sonst, er war schutzlos. Doch als der Schwarzhaarige das Zimmer betrat und ihn irritiert ansah, atmete Kid erleichtert aus.

„Ach du bist es nur…!“ Law schmunzelte etwas. „Wer sollte es sonst sein, ich hatte dir gesagt dass die Tür nur zu mir führt.“ „Macht der Gewohnheit!“ antwortete Kid nur und richtet sich etwas auf, setzte sich auf den Bettrand. Law kam zu ihm und sah ihm seine immer noch herrschende Anspannung an. Kid hatte wohl bisher in der ständigen Angst gelebt, im Schlaf umgebracht zu werden. Oder verhaftetet. Oder schlimmeres… Das konnte Law hingegen nicht behaupten. Er war hier behütet und beschützt und bis auf Kid hatte es nie auch jemand nur ansatzweise geschafft, ihn zu bedrohen.

„Hier brauchst du keine Waffe griffbereit!“ kam es fast sanft von Law, als er sich vor ihn kniete und sein Bein besah. Dabei wanderte sein Blick auch weiter, von seinen Waden auf seine Oberschenkel bis zu seiner Brust. Die Narbe im Gesicht zog sich bis auf seine Schulte weiter. Und sie war bei weitem nicht die einzige. Trotzdem hatte Kids Körper etwas unglaublich anziehendes. Er war breit gebaut, muskulös und Law fragte sich, wie es sich anfühlte, von diesen starken Armen beschützt zu werden. Doch schnell wandte er sich wieder dem zu, wofür er gekommen war: Dem verletzten Bein.

Kid fiel Laws musternder Blick auf, doch er glaubte, Law fände es abstoßend. Er selbst hasste seine vielen Narben, vor allem die große an seinem Hals und Schulter. Sie und die am rechten Arm waren kaum zu übersehen, selbst wenn man nicht hinschauen wollte.

„Wie gesagt, Macht der Gewohnheit… außerdem weiß ich immer noch nicht so genau, worauf ich mich hier eigentlich eingelassen habe. Und ob ich hier wirklich willkommen bin.“ Law sah nochmal zu ihm hoch. „Du wirst dich erst beweisen müssen, aber… solange du mein Vertrauen nicht missbrauchst, werde ich dafür sorgen, dass du hier in diesem Haus nichts zu befürchten hast!“ Kid sah erneut in die stahlblauen Augen und legte den Kopf etwas schief.

„Ich…“ Klar konnte man ihm Vertrauen, aber ob Law das wirklich tat? Er glaubte eigentlich, dass man sich das erst verdienen müsste. Vielleicht traute er ihm bisher auch nur so weit, dass Kid ihn nicht umbringen würde, sobald der andere sich umdrehte. Aber Kid vertraute bei allem anderen, was nicht seinen Job betraf, nicht mal sich selbst. Er war zwischenmenschlich ein völliges Wrack und hatte bisher jeden Menschen, der ihm etwas bedeute hatte, weh getan. Und das ohne es zu wollen.

„Ich werde mein Bestes geben… aber ich kann dir zumindest versprechen, dass ich dir nichts mehr tun werde. Du bist jetzt der Boss!“ Kid grinste etwas, Law erwiderte es mit einem Lächeln. „Dann ist ja gut, und jetzt halt still. Dein Bein hat sich etwas entzündet, ich hoffe es wird nicht schlimmer!“ Kid sah zu wie Law die Wunde begann zu behandeln und neu zu verbinden. „Ach, ich hatte schon schlimmere Wunden, das wird heilen! Und bisher hat die niemals ein Arzt zu Gesicht bekommen, also ist das ein Update!“ Law ging weiter akribisch seiner Arbeit nach, während er Kid zuhörte. „Hast du bisher immer alleine gearbeitet?“ Dass Law anfangen würde, ihn nun zu befragen hätte Kid nicht erwartet, aber irgendwie gefiel es ihm, dass sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten jemand für mehr als seinen letzten Preis interessierte. „Fast… mein bester Freund geht sozusagen demselben Business nach, wir haben auch schon ab und zu zusammen gearbeitet, aber das war eher die Ausnahme. Er ist auch eher selten in Japan!“ Kid erzählte eigentlich nie von sich, aber bei Law fiel es ihm leicht. „Und du? Wie lange bist du schon hier?“ Law stockte bei Kids Frage in seiner Bewegung, nahm sie aber kurz darauf wieder auf und wickelte den Verband zu Ende. Eigentlich erwartete der Rothaarige wieder eine Abfuhr, es ging ihn schließlich nichts an. Doch Law erhob sich, legte die restlichen Utensilien auf Kids Nachttisch.

„Mein ganzes Leben…!“ antwortet er leise. Es klang bitter und einsame, wie Law das sagte. Aber danach fragen konnte er nicht mehr, Law ging bereits zur Tür. „Zieh dich an, wenn du ihm in Unterwäsche gegenüber tritts, wirft er dich direkt raus.“ Kid sah Law noch nach, die Worte hallten in seinem Kopf wieder. Sein ganzes Leben? Er war also in diesen Yakuza-Clan hinein geboren worden? Doch stolz darauf war er nicht, das hatte Kid deutlich gesehen. Law hasste es, hier zu sein, anders könnte er sich die Bitterkeit in der Stimme des anderen nicht erklären. Kid wollte mehr wissen… über Laws leben, seine Geschichte und wieso er hier war.
 

Es verging nochmal gut eine halbe Stunde, in der Kid sich anzog und fertig machte. Sein Bein fühlte sich besser an, Law hatte ihm sogar Schmerzmittel dagelassen, von denen er etwas genommen hatte. Doch der andere war noch nicht wieder gekommen, um ihn zu holen, als plötzlich Kids Handy vibrierte. Er hatte es vorhin an die Ladestation gehängt und auch gesehen, dass er einige verpasste Anrufe hatte. Vor allem von seinem besten Freund, dessen Namen er auch jetzt auf seinem Display las. Kid wusste, der andere hatte sich sicherlich Sorgen gemacht, also ging er ran. „Hey Killer!“ „My god, finally! I thought you were dead, men… I was worried as hell!“ fuhr ihn sein bester Freund direkt an. Sie sprachen in ihrer Muttersprache miteinander. „I’m sorry Killer, I couldn’t pick up the phone, I just got it back a few hours ago!“ „Where the hell are you? Are you okay?“ Im selben Moment ging die Tür wieder auf. Dieses Mal erschrak Kid nicht, er sah zu Law und bedeutete ihm, dass er nur noch kurz brauchte. „I’m okay, don’t worry… They cought me, I missed the target… but I made a deal and now I’m… well, you could say I’m in the rabbits whole.“ Es war kein Akzent zu hören und Law sah etwas erstaunt zu Kid. Er hatte schon vermutete, dass seine Heimat woanders lag, aber er sprach sowohl Japanisch, als auch Englisch perfekt. Wobei sein Englisch einen starken, amerikanischen Akzent hatte. So stark, dass Law, der zwar englisch konnte, aber maximal genauso gut wie jeder andere Japaner auch, ihn schwer verstand. „You’re what? Please don’t tell me you made deal with the Yakuza! I told you, not to mess around with them…!“ Kid seufzte. „Yeah, I know what you told me, but I made a deal with only one of them and I’m sure, it’ll be okay! So please, Killer, don’t worry about me, I’m good and I’ll explain everything to you later. For now I have to go… I call you back, okay?“ Durch das Telefon hörte Kid, dass es seinem besten Freund so gar nicht passte, was er da sagte. „Okay… I trust you, but if you get in danger, call me, okay?“ „I promise.“ „Okay, I’m glad you’re okay!“ „I know… bye!“ Damit legte Kid auch auf und sah zu Law.

„Sorry, I had to… ähm, ich musste da ran gehen!“ Beinahe hätte er auf Englisch weiter gesprochen, Law musste grinsen. „Du bist ein Ami! Ich wusste, irgendwas stimmt mit dir nicht!“ kam es neckisch von dem gebürtigen Japaner. „Hey, nicht alle Amis haben eins an der Waffel, aber ich schon!“ sagte er ebenso grinsend. Law stieß sich von der Wand ab, an die er sich gelehnt hatte. „Mich interessiert brennend, wie es dich nach Japan verschlagen hat, aber das kannst du mir später erzählen. Wir müssen jetzt los!“ Kid lächelte und nickte, er würde es ihm erzählen, wenn er später nochmal danach fragte. Wenn auch vermutlich nicht die ganze Wahrheit.

No.4

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

No.5

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

No.6

Kid bekam in den kommenden drei Tagen so etwas wie Bettruhe von Law verordnet. Sie bekamen ohnehin keine Aufträge und sein Bein sollte erst etwas abheilen, bevor er es wieder voll belastete. Eigentlich war er kein Freund vom Nichtstun, gewöhnte sich aber doch recht schnell daran. Denn die meiste Zeit verbrachten sie damit zu reden und einige von Laws Filmen zu gucken, die er noch nicht kannte. Seine Würgemale und die Kratzer versteckte Law hinter einem schicken Rollkragenpulli. Kid erfuhr, in dieser Zeit einiges mehr über die Organisation und ihre Machenschaften. Zumindest über den Bereich, in den Law auch eingeweiht war. Kid war sich nicht ganz sicher, ob Law nicht mehr wusste, oder einfach noch nicht mehr verriet, aber das würde sich im Laufe der Zeit zeigen. Was er ihm allerdings verriet war, dass seine beiden besten Freunde tatsächlich nicht zum Clan gehörten. Er kannte sie aus Studienzeiten. Penguin, dessen richtigen Namen Law nicht verriet, arbeitete wohl in der Pathologie in einem der von Donquixote im Schatten kontrollierten Krankenhäusern. Er half Law auch deswegen immer wieder aus, wusste in welcher Lage er sich befand und hatte durchaus mit einigen Mafia-Geschäften zu tun, wenn auch nur bedingt. Shachi hingegen war kein Arzt, er war nur Assistent und arbeitete in einer kleinen Arztpraxis. Er und Penguin lebten zusammen in einem Haus nicht weit von der Villa entfernt. Ob sie vielleicht sogar in einer Beziehung waren, verschwieg Law allerdings und Kid fragte nicht nach. Beide konnten etwas kämpfen und mit Waffen umgehen, Law versuchte allerdings sie so gut es ging aus den Dingen rauszuhalten, die ihn bedrohten. Er wollte niemals riskieren, dass ihnen etwas geschah.

Die Sache mit dem Organhandel hatte Kid noch nicht so ganz durchstiegen. Law wohl vor allem derjenige, der in Krankenhäuser geschleust wurde, um dort als „Aushilfsarzt“ die Organe von dem Tode nahen oder bereits kürzlich verstorbenen Patienten zu entnehmen. Mit dem Transport und dem Verkauf hatte er dann eher wenig zu tun, das übernahmen andere Mitglieder der Familie. Dass diese allerdings auch oft ihre Finger im Spiel hatten, um Law entsprechende Patienten zu liefern, war ganz klar. Was genau Kids Aufgabe werden würde, müsste sich noch herausstellen. Gerade saß er auf dem angrenzenden Balkon von Laws Terrasse und rauchte eine Zigarette. Er hatte keinen Balkon und Law hatte ihn davor gewarnt, im Haus zu rauchen. Da war der Herr des Hauses wohl recht empfindlich und Kid wollte es sich ja nicht gleich verscherzen. Außerdem war er ohnehin viel mehr bei Law, als bei sich. Die paar Tage Auszeit hatten ihm gut getan, sein Bein schmerzte kaum noch und er genoss die letzten warmen Herbstsonnenstrahlen in seinem Gesicht. Leider hatte er hier bisher genauso schlecht schlafen können, wie anderswo. Wenn er ehrlich war sogar noch schlechter, weil ihn so unendlich viel beschäftigte. Daher hatte er, nachdem die Kippe aufgeraucht war, für einen Moment die Augen geschlossen. Er hörte Law trotzdem, als dieser auf die Terrasse kam und sich auf den Stuhl neben ihn setzte. „Du siehst müde aus…!“ kam es ruhig von Law, der ihm eine Cola auf den Tisch zwischen ihnen stellte. Kid sah ihn kurz an, lächelte dann etwas und nahm sie. „Danke!“ In den letzten Tagen hatten sie sich doch besser kennengelernt und Kid genoss die Gesellschaft des Anderen inzwischen sehr. „Ja, ich kann einfach nicht richtig schlafen… kann ich seit Jahren nicht, aber seit ich hier bin ist es noch schlimmer!“ gestand er dann und trank eine Schluck, sah dabei wieder über die Brüstung auf den Prachtvollen Garten. „Wieso hast du nichts gesagt? Ich kann dir was geben, dass du besser einschlafen kannst.“, antwortete Law ruhig und sah zu dem Rothaarigen. Seine Haare waren wie Kupferfäden im abendlichen Licht der Sonne und seine Augen strahlten, als wären sie die Sonne selbst. Law erwischte sich bei dem Gedanken, wie attraktiv der Andere war. Er sah nur sein Profil von der rechten Seite, von den Narben der linken Seite keine Spur. Doch schnell wandte er den Blick ab, als Kid ihn wieder ansah. Er durfte diese Gedanken nicht zulassen. Donquixote würde es merken. „Ich weiß, aber… dasselbe wie beim Alkohol. Sie machen einen benommen. Was wenn nachts doch etwas ist? Wenn ich…“ Doch Kid brach ab, sah wieder weg. Er hatte nicht vergessen, wie er Law nachts hatte schreien hören. Und Law wusste genau, dass er daran dachte. „Hier passiert aber normal nichts in der Nacht… ich werde dir etwas geben, was deine Sinne nicht beeinflusst. Aber du brauchst genügend Schlaf, sonst bist du genauso wenig Herr deines Körper!“ Law klang streng, es war klar, dass das keine Bitte war und eigentlich hatte er ja auch Recht. Kid schmunzelte etwas, es gefiel ihm, wie der andere sich kümmerte. „Okay… Danke, Law!“ Kid lächelte zu ihm und wurde in Laws Augen dadurch noch schöner. Schnell wandte er den Blick wieder ab und sah auch in den Garten. Das Licht wurde langsam weniger. „Er hat einen Auftrag für dich!“ sagte er dann ruhig. Wer ER war, war ganz klar. „Oh, okay? Heute?“ Law nickte und reichte Kid einen Zettel mit Informationen, ohne ihn anzusehen. „Es ist einer von Blackbeards Leuten… Wir haben rausgefunden, dass er heute Abend wohl auf einem geheimen Geschäftstreffen ist. Er ist ihm ein Dorn im Auge, schon lange und ich glaube er will dich damit testen!“ Kid las den Zettel durch, es waren nur spärlich Infos, wenn er ehrlich war. Normal erledigte er die Vorarbeit, wo sein Opfer wann sein würde, selbst. Alles so serviert zu bekommen, ohne sicher zu sein ob die Infos stimmten, gefiel ihm eigentlich nicht, aber er hatte ja eh keine Wahl als darauf zu vertrauen. „Den kenn ich, der war da, als ich den Auftrag für dich bekam!“ sagte Kid und besah sich das beigefügte Foto. „Okay, dann muss ich wohl bald ran…!“ Kid erhob sich von seinem Stuhl, er würde sich noch umziehen müssen. „Ich komme mit!“ Auch Law stand auf, Kid sah ihn erstaunt an. „Okay? Sollst du mit, oder willst du mit?“ Law grinste. „Ich will! Dem berühmt, berüchtigten Kid mal bei der Arbeit zuschauen, was gäbe es besseres? Das lass ich mir nicht nehmen.“ Kid musste nun auch grinsen. „Na gut, dann darfst du zusehen! Aber nur weil du es bist!“ Law schmunzelte. „Wie gnädig!“ „So bin ich!“ Wenn Kid ehrlich war, freute es ihn, dass Law mitkam. Jede Minute, die er mit dem anderen verbrachte, machte ihn zufrieden. Wie es sein konnte, dass er den Anderen innerhalb so kurzer Zeit gerne bei sich haben wollte, wo Kid doch normal der totale Einzelgänger war, begriff er nicht so ganz. Er fühlte sich zu ihm hingezogen, auch körperlich. Und das obwohl er wusste, wem er eigentlich ‚gehörte‘. Es war nicht, dass es Kid anekelte, dass der Mafia-Boss ihn für sich missbrauchte. Wie könnte er auch? Aber auch wenn Law es nicht ausgesprochen hatte, konnte er sich denken, dass es für sie beide nicht gerade förderlich wäre, wenn Kid ihn anfasste. Menschen wie Donquixote teilte nicht… mit niemandem. Kid versuchte sich das klar zu machen, sich keine Hoffnungen zu machen, denn auch wenn sie beide hier raus wollten, ob und wie ihnen das gelang war fraglich, vor allem wenn sie den Don gegen sie aufbrachten, in dem sie flirteten. Aber irgendetwas war zwischen den beiden, das wusste sowohl Kid, als auch Law. Kid war nicht hetero, aber auch nicht schwul. Er hatte gerne Sex, egal mit wem, ob Mann oder Frau war ihm dabei egal, beide Geschlechter hatten ihn in seinem Leben bisher gleichermaßen begehrt und Kid hatte ihnen gegeben, was sie wollten. So etwas wie Liebe allerdings kannte er nicht. Er wusste nicht, wie es sich anfühlte, jemanden auch seelisch zu brauchen, zu begehren, zu lieben. Die einzige Liebe, die er je erfahren hatte, war die seiner Mutter, und Großmutter. Beide wurden ihm genommen. Deswegen gab Kid auch nichts auf die Gefühle, die er hatte, wenn er bei Law war. Er mochte ihn, er würde auch mit ihm schlafen, wenn es nicht solche Gefahren mit sich brächte. Aber so war es nun mal, mehr war da nicht… oder?

Kid zog sich um, dachte dabei darüber nach und kam zu dem Schluss, dass es Schwachsinn war. Law war vermutlich ohnehin nicht schwul, völlig egal was er meinte zwischen ihnen zu spüren… Er wurde misshandelt von einem Mann, er würde kaum zulassen, von einem anderen freiwillig genommen zu werden. Er würde gemeinsam mit ihm hier verschwinden und Law so das normale Leben ermöglichen, dass der sich wünschte. Ein ehrlicher Job, eine Frau und Kinder, wenn er das denn wollte. Und Kid würde aus seinem Leben danach verschwinden, und tun was er immer tat: Töten! Dass in Law etwas völlig anderes vorging, ahnte er nicht, als dieser auch angezogen in einer dunkelblauen Jeans und einem schwarzen Hoodie ins Zimmer kam. Kid band sich gerade die Springerstiefel zu, er war komplett Schwarz angezogen, hatte sich auch eine schwarze Mütze über die rote Mähne gezogen. „Dann lass uns gehen!“ sagte der Rothaarige und schnappte sich seine Autoschlüssel und Handy. Er hatte sein Auto vorgestern begutachtete, es war kein Kratzer dran, glücklicherweise, und seine im Kofferraum gelagerten Waffen waren alle noch drin. Auch das Scharfschützengewehr, das sie achtlos auf die Rückbank geworfen hatte, hatte Kid gereinigt und auseinander genommen, bis zum nächsten Einsatz. Und der würde heute sein. Sie fuhren von dem luxuriösen Außenbezirk, in dem die Villa lag mit dem schwarzen Mustang Richtung Innenstadt. Sein Auto war nicht gerade unauffällig, das wusste Kid. Und trotzdem war er bisher immer schnell und schlau genug gewesen, dass niemand wusste, dass dieser protzige Sportwagen zu ihm gehörte. Die Scheiben waren getönt und von außen konnte man nicht hinein blicken. Kid fuhr zu der Adresse, an der das geheime Treffen stattfinden sollte. Es war ein edler Club der superreichen und der Yakuza. Vorne trank und feierte die High-society, in den Hinterzimmern wickelten die Yakuza ihre Geschäfte ab. Kid kannte Clubs wie diese zur Genüge, doch er vermied es, sie zu betreten. Natürlich hatte er Tarnung dafür, sein Wagen passte hier hin und ein schwarzer Anzug machte ihn schnell zu einem reichen Amerikaner. Aber war man erstmal drin, war es schwer, wieder raus zu kommen, wenn darin ein Mord geschah. Deswegen gab er immer alles, seine Opfer davor, oder danach zu erwischen. Sie waren früh genug, als dass davor eine Option war, deswegen fuhr Kid daran vorbei.

„Wir suchen uns lieber ein lauschiges Plätzchen, wir sind hier wohl eher nicht willkommen!“ sagte Kid grinsend und Law nickte. Kids Gesicht war, anders als sein Name, nicht allen geläufig in der Unterwelt Japans. Laws allerdings schon. Man würde ihn sicherlich nicht einfach reinspazieren lassen, wenn Blackbeards Bande, die ihn töten wollte, ein geheimes Treffen im Hinterzimmer vereinbarte. „Bin ich mit einverstanden!“ antwortete Law. Er war gespannt auf die Arbeit des Anderen. Er fragte sich durchaus, wie Kid ihn hatte verfehlen können, wo über ihn doch genau das bekannt war: Dass er nie daneben schoss! Er würde ihn danach fragen, aber nicht jetzt. Kid parkte den Wagen in einer etwas entfernten, schmalen Seitengasse. Sie war der sehr ähnlich, in der er vor gut einer Woche geparkt hatte, um Law zu erschießen. Von dort aus folgte Law Kid über eine Feuerleiter auf die Dächer der Stadt. Kid sah sich prüfend um, er war schon jetzt hochkonzentriert und irgendwie gefiel Law das. Der große Amerikaner hatte sein Scharfschützengewehr wieder geschultert und vorsichtig näherten sie sich der Kante, die zur Straße hin zeigte. Die Geräusche des nächtlichen Tokyos drangen zu ihnen hoch. Kid sah in geduckter Haltung über die Brüstung, der Eingang des Clubs war gut 500 Meter entfernt. Von hier würde er schießen können. „Welchen Wagen fährt der Mann? Oder in welchem wird er gefahren?“ fragte Kid seine Partner, während er sein Gewehr lud und entsicherte. Law sah ihm dabei zu, er hatte sich ebenso hinter der Brüstung geduckt. „Das wissen wir nicht! Schwarz, vermutlich, allerdings wechselt er die Autos immer. Aber er wird nicht alleine kommen, er hat immer mindestens zwei Begleitfahrzeuge, es sollte auffällig sein!“ antwortete Law, Kid nickte. Normal machte er dieser Art der Vorbereitung immer sehr akribisch. Nicht alle Details zu kennen gefiel ihm nicht, aber Law würde dann eben helfen müssen. Aus der schwarzen Umhängetasche, die Kid mit sich trug, zog er ein schmales, schwarzes Militärfernglas und reichte es Law. „Dann darfst du helfen, mitzugucken!“ sagte er grinsend. Law sah kurz skeptisch auf das Fernglas, seufzte dann aber und nahm es an. „Na gut!“ Kid schmunzelte und gemeinsam legten sie sich auf die Lauer. Kid sah immer wieder durch das Zielfernrohr seines Gewehrs, Law durch das Fernglas. Sie warteten gut eine Stunde, bis ein Konvoi aus drei Fahrzeugen anrückte.

Kids Herz begann sofort schneller zu schlagen. Er liebte den Nervenkitzel, wenn es endlich los ging und er veränderte seine Position. „Das sind sie!“ sagte Law leise, als die erste Person ausstieg, er schien sie zu erkennen. „Mittlerer Wagen!“ Kid nickte, antwortete allerdings nicht, er war hochkonzentriert. Die Zielperson stieg aus, allerdings wusste seine Bodyguards ihren Job zu machen, denn Kid bekam keine freie Schussbahn. Immer stand einer der großen, breiten Männer vor dem Ziel. „Scheiße!“ fluchte Kid leise, als sie den Eingang fast erreicht hatten. Er zielte, aber der perfekte Moment kam einfach nicht und der Mann verschwand im Club. „Fuck!“ fluchte Kid als er das Gewehr sinken ließ. Law sah zu ihm. „Warum hast du nicht geschossen?“ Kid knurrte etwas. „Weil er nicht frei war! Wenn ich einen von seinen Leibwachen erwische, dann können wir gleich einpacken, dann ist er schneller weg als wir gucken können!“ Kid war hörbar genervt, dass er so viele Wachen dabei hatte, hätte man ihm ruhig sagen können. „Und jetzt? Warten bis er wieder raus kommt? Ich dachte du wärst der Beste!“ Law schien ebenso etwas angefressen, wenn diese Aktion heute nicht erfolgreich sein würde, würde das bei dem Don äußerst schlecht ankommen. Kid sah zu Law, zum ersten Mal tauschten sie keine warmen, freundlichen Blicke aus. „Ich BIN der Beste! Aber normal mache ich meine Vorbereitungen selbst und deutlich besser als die Leute bei deinem Don!“ fauchte Kid und stand auf. „Komm mit, wird ja kaum ein Hinterzimmer ohne Fenster sein.“ Law seufzte, er wollte Kid ja eigentlich keine Vorwürfe machen, aber auch ihn machte das alles nervös. Er wollte nicht, dass Donquixote einen Grund bekäme, an Kid zu zweifeln. Also folgte er ihm. Kid überquerte das Dach, sprang sogar über einen schmalen Abgrund zum nächsten und suchte das Gebäude es Clubs ab. Es gab kaum Fenster, und wenn waren sie dunkel oder sie waren aus ihrer Entfernung nicht einsehbar. Kid bekam einen Tropfen ab und er sah hinauf in den schwarzen Himmel. Nicht mal das Wetter hatte er abgecheckt, er war wirklich schlecht vorbereitet. Denn mit einem Mal begann es zu regnen. Seine Laune sank sichtbar in den Keller, bis plötzlich doch in einem der Räume Licht anging. Kid ging sofort in Deckung, Law ebenso. Er beobachtete durch das Zielfernrohr das Geschehen. Erst betrat nur ein Angestellter des Clubs den Raum und Kid wollte schon genervt den Blick sinken lassen. Doch dann betrat tatsächlich das Ziel das Zimmer, gefolgt von nur zwei Bodyguards. Dafür folgte noch eine Reihe anderer Männer mit Aktenkoffern in den Raum, das Treffen fand wohl genau dort statt. Einer der breit gebauten Männer trat ans Fenster heran. „In Deckung!“ kam es gezischt von Kid und beide versteckten sich hinter der Brüstung. Man durfte sie hier nicht sehen. Nach einer Minute linste Kid vorsichtig über die Brüstung. Durch den Regen war die Sicht ohnehin nicht gut gewesen und der Sicherheitsmann hatte die Vorhänge zugezogen, als rechneten sie mit einem Angriff. Sonderlich sogfältig war er dabei allerdings nicht gewesen, denn ein schmaler Spalt war offen geblieben. „Kannst du ihn dadurch noch sehen?“ fragte Law leise, der offenbar auch wieder geguckt hatte. Kid richtet erneut sein Gewehr aus und er begann zu grinsen. „Klar und deutlich!“ antwortete er, wobei das übertrieben war. Durch die vom Regen verschwommene Scheibe war es nahezu unmöglich, auf die Entfernung etwas zu erkennen. Nicht aber für Kid. „Ist das Panzerglas?“ fragte er den anderen. Law schüttelte den Kopf. „Nein!“ Er war selbst in dem Club mal zu Gast gewesen, er wusste es daher. „Gut!“ Mehr antwortete Kid nicht, bis er schoss. Ein lauter Knall durchbrach die Stille, fast im selben Moment klirrte eine Scheibe und Kid schulterte sein Gewehr. „Getroffen, lass uns abhauen!“ Law hatte es gesehen. Kid hatte direkt in den Kopf getroffen, trotz schlechter Sicht und Regen. Er hatte nicht untertrieben. Er WAR der Beste. Law konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Kid seine Hand griff und ihn wegzog von der Kante. Sie blieben noch kurz geduckt, bis sie außer Sichtweite waren, ehe Kid seine Hand losließ und über das Dach rannte. Law hatte kaum Mühe Schritt zu halten, obwohl der Boden vom Regen rutschig war. Sie sprangen erneut über den Spalt zwischen den Dächer zurück zur zu der Feuerleiter, die Kid zuerst runter kletterte. Er hatte offenbar wieder bessere Laune. „Ich hoffe, du bist jetzt zufrie….“ Offenbar hoffte Kid auf ein Lob, allerdings konnte er nicht zu Ende sprechen, denn die nächste Sprosse der rostigen Feuerleiter gab unter Kids Bein nach. Durch den Regen und das verletzte Bein verlor er den Halt. Seine kalten Hände rutschte von dem nassen Metall ab und Kid fiel rückwärst gut eineinhalb Meter auf den Boden. Ein dumpfes keuchen kam beim Aufschlag von ihm.

„KID“, rief Law besorgt, der nur von oben hatte zusehen können. So schnell und so vorsichtig er konnte kletterte er den Rest runter und landete neben dem anderen auf den Füßen. „Kid, alles okay?“ Er war sofort bei ihm, der rothaarige verzog schmerzlich das Gesicht, setzte sich aber mit Laws Hilfe auf. „J-Ja…!“ keuchte er, klang aber nicht überzeugt und hielt sich den Rücken. Er war auf sein Gewehr gefallen. „Komm, wir müssen weg, ich schau mir das Zuhause an!“ Law half Kid auf die Füße, der nickte nur. „Ist halb so wild, aber… kannst du fahren?“ Offenbar hatte er doch mehr Schmerzen, als er bereit war zuzugeben. Warum hatte er sich schon das zweite Mal verletzt, seit er in Laws Nähe war? „Ja, klar!“ Law nahm von Kid den Schlüssel entgegen und setzte ihn auf dem Beifahrersitz ab, ehe er einstieg. Besorgt sah er zu ihm, als er den Motor startete, ein Sturz auf den Rücken konnte gefährlich werden. „Wie schlimm ist es?“ Kid verzog noch immer das Gesicht, konnte sich auf nicht richtig anlehnen. Das Gewehr hatte er einfach auf die Rückbank geworfen, es war sicherlich jetzt eh hinüber. „Es geht… schau lieber auf die Straße, wenn du auch nur einen Kratzer in mein Baby fährst, demolier ich dir deinen Rücken!“ knurrte Kid. Wie der Andere mit ihm sprach passte Law allerdings kein Stück. „Red weiter so mit mir und ich werf dich raus und klau dir dein ‚Baby‘!“ Law sprach den Namen des Autos abfällig aus! „Dann kannst du gucken, wie du klar kommst. Dein Kopfgeld wird sicherlich nicht weniger nach heute!“ Law startete den Motor und fuhr los. Kid merkte wohl, dass er unfair zu Law gewesen war. Der andere sorgte sich ja nur, aber er war über seine eigene Ungeschicktheit so furchtbar genervt und ihm lag eine bissige Antwort auf der Zunge. Doch er schluckt sie herunter. „Sorry…!“ keuchte er stattdessen. Law fuhr aus der Gasse und wollte nach rechts abbiegen wollte, statt nach links, wo der Club lag. „Nein, fahr links!“ gab Kid ihm Anweisungen, Law sie ihn skeptisch an. „Dass sie uns direkt sehen?“ „Keiner kennt mein Auto! Glaub mir, ein Wagen, der sich rasend schnell vom Tatort entfernt ist wesentlich auffälliger, als wenn man einfach vorbei fährt! Vertrau mir!“ Law sah Kid einen Moment in die Augen. Vertrauen fiel ihm schwer… aber irgendwie nicht ganz so sehr, wenn Kid ihn darum bat. Also bog er nach links ab. Und Kid behielt recht… Vor dem Club war furchtbare Unruhe, schwarz gekleidete Männer stürmten heraus, die Security des erschossenen, und rannten in die Richtung, aus der sie eben gekommen waren. Doch niemand beachtete ihr Auto und sie entkamen absolut unentdeckt. Law schlug direkt den Weg zurück zu Villa ein, immer wieder dabei besorgt zu Kid blickend. Der saß gekrümmt da, immer noch nicht angelehnt und die Hand an einer Seite vorbei an seine Rippen. Kid hatte das Gewehr auf dieser Seite getragen, Law hoffte sehr, dass der andere sich nur etwas geprellt hatte. Eine Weile schwieg er, bis ein bei einer Bodenwelle ein erneutes keuchen von Kid kam. „Ich hab eine kleine Praxis auf dem Gelände der Villa… wir fahren direkt dorthin, dann schau ich mir deine Verletzung an.“ Sie waren fast da, aber Kids Laune war immer noch nicht besser. „Ich hab gesagt es geht schon… ich will einfach nur schlafen!“ gab er zurück, ohne den Anderen anzusehen. „Was genau ist gerade dein Problem, Kid? Ich will dir helfen, also pamp mich nicht die ganze Zeit an!“ Kid wusste natürlich, dass er unfair war, aber er war auch einfach ein furchtbar schwieriger Mensch. „Dieser ganze Auftrag ist mein Problem! Mit ein bisschen mehr Vorbereitung hätte das alles schneller und einfacher funktionieren können. Wenn dein Don es nicht schafft, mir in Zukunft ausreichend Informationen zu liefern oder wenigstens früh genug damit zu kommen, dass ich mich selbst noch umgucken kann, dann können wir’s auch gleich lassen!“ Law verstand natürlich Kids Argumente, trotzdem nervte ihn sein Tonfall. „Darüber können wir ja reden, du hast den Job trotzdem absolut professionell erledigt!“ Da war das erhoffte Lob von Law, auch wenn Kid es gerade nicht annehmen konnte. „Aber das hatte ja nichts mit deinem Sturz zu tun! Sowas passiert nun mal, auch wenn es dein Ego ankratzt…! “ Law traf genau ins Schwarze, der Sturz kratzte an Kids Stolz, wo er doch erst vor kurzem versagt hatte und auch verletzt wurde. „Fuck you! Mein Ego geht dich nen feuchten Dreck an!“ Law fuhr gerade auf den Hof und stellte Kids Wagen auf dem Parkplatz ab. „Kannst du jetzt mal aufhören, so mit mir zu reden?“ fauchte Law zurück, Kids Verhalten ging ihm gehörig auf die Nerven und er fragte sich, wo der nette Mann, den er die letzten Tage kennengelernt hatte, hin war. Kid sah kurz zu dem Schwarzhaarigen. „Ach, leck mich!“ knurrte er allerdings nur und stieg aus dem Wagen. Er hasste es selbst, so zu sein… vor allem zu Menschen, die er eigentlich mochte. Aber er konnte manchmal nicht anders, er stand sich selbst ihm Weg und hatte dadurch bisher jede Freundschaft und jede angehende Beziehung zerstört. Bis auf die zu Killer, seinem besten Freund, aber das funktionierte wohl nur, weil der alles über ihn wusste, weil sie sich aus Kindheitstagen kannten und er wusste, was Kid hatte durchmachen müssen. Denn das hatte aus ihm dieses emotionale Wrack gemacht, das er heute war und Killer akzeptierte seine Launen.

Law hingegen verstand gerade gar nichts. Er stieg nach Kid aus dem Wagen. „Kid, warte…!“ Doch der hörte nicht, sondern ging schnellen Schrittes zurück zum Haus und verschwand darin. Law seufzte leise und schloss noch den Wagen ab. Es war spät, im Haus brannte kaum noch ein Licht und plötzlich fühlte sich Law wieder furchtbar alleine. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, seine Hoffnungen in den aufbrausenden Rotschopf zu stecken. Vielleicht war es eben doch wie jeder andere Halunke, der Law nur so lange benutze, wie er es brauchte und ihn dann wegwarf.

Im Haus wollte er sich seinen emotionalen Zustand nicht anmerken lassen, obwohl ihm eh fast niemand mehr begegnete. Er würde auch keinen Bericht mehr heute Nacht erstatten, also ging er zurück zu seinem Wohnbereich. Kid holte er nicht mehr ein, und er fragte sich, wie man so stur sein konnte. Er musste furchtbare Schmerzen haben, vielleicht hatte er sich sogar eine Rippe angebrochen? Vor der Tür des Rothaarigen blieb Law stehen. Er sorgte sich, aber dieses Mal war es sein eigener Stolz, der ihn einfach weitergehen ließ, ohne zu klopfen „Idiot...!“ murmelte Law leise. Kid hatte sich über die Maßen daneben benommen, ihn beleidigt und seine Hilfe abgelehnt. Also wieso sollte er nun hinterher laufen. Wenn der andere seine Hilfe noch wollte, sollte er gefälligst zu ihm kommen. Den Autoschlüssel des schwarzen Mustangs nahm er einfach mit, er würde ihn ihm am nächsten Tag wiedergeben. Müde und immer noch in Gedanken bei Kid lag Law gut eine halbe Stunde später im Bett. Einschlafen fiel ihm schwer, doch irgendwann dämmerte er weg.

No.7

Kid hingegen lag wach… wie immer eigentlich. Nachdem er am Auto einfach abgerauscht war, hatte er sich in sein Zimmer verkrochen. Er wusste: Der Fehler lag bei ihm. Er war unfair zu Law gewesen, wo der weder für den etwas schwierigen Auftrag, noch für seinen Sturz etwas konnte. Er brauchte deswegen einen Moment für sich, um wieder runter zu kommen. Insgeheim hatte er gehofft, Law würde nochmal kommen… dass sie nochmal reden konnte, aber was erwartete er eigentlich? Dass er sich scheiße benahm, und der Andere angekrochen kam? Es wunderte ihn kein Stück, dass es dazu nicht kam. Er wäre an Laws Stelle auch nicht zu ihm gekommen.

Nach einer kalten Dusche, die nur kurzzeitig Linderung gebracht hatte, lag Kid auf seiner rechten Seite im Bett. Die linke war blau angelaufen, man konnte den Abdruck vom Gewehr richtig sehen, wie er im Spiegel festgestellt hatte. Und natürlich konnte er nicht schlafen. Zum einen waren da wieder die Gedanken an Law, an sein eigenes Fehlverhalten und die Angst, dass der Andere seine Drohung, ihn doch rauszuwerfen, wahr machte. Zum anderen die unsägliche Schmerzen, die immer schlimmer wurden. Der Streifschuss am Bein war dagegen ein Witz gewesen. Kids Atem ging schneller und flacher als sonst, immer wieder stach es ihm in die Seite. Nach gut zwei Stunden hielt es Kid nicht mehr aus. Er wusste, er hatte es nicht verdient, dass Law nun mitten in der Nacht wieder für ihn aufstand, aber der konnte ihm helfen. Zum ersten Mal in seinem Leben war da jemand, den er um Hilfe bitten konnte. Und bei dem er sich entschuldigen wollte für sein Verhalten. Also stand er auf, gekrümmt, und kam zur Tür von Laws Zimmer. Er kannte den Code noch immer nicht, so viel Vertrauen hatte der andere dann wohl doch noch nicht zu ihm. Also blieb ihm keine Wahl, als zu klopfen. „Law?“ fragte er etwas gequält durch die Tür.
 

Als die Stimme langsam zu ihm durchdrang, blinzelte Law. Er fühlte sich immer noch müde und es war stockdunkel, allzu lange konnte er nicht geschlafen haben. Erneut klopfte es und er hörte diese Stimme, die seinen Namen rief. Law drückte sich langsam hoch und sah zu der Tür, von der die Stimme kam. Hatte Kid ihn gerufen? Es konnte nur er sein und sofort fiel ihm wieder seine Verletzung ein. Schnell stand Law aus dem Bett auf und öffnete die Tür. Dieses Mal war es der Rothaarige, der nachts wie ein Häufchen Elend hinter der Tür stand und offensichtlich seine Hilfe brauchte. Kid sah ihn mit schuldbewusster Miene an. „Hey… tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken… und ich weiß, ich hab mich scheiße benommen vorhin, auch das tut mir Leid… und ich hab es eigentlich nicht verdient, aber… „ „Du brauchst Hilfe…!“ Law nahm Kid die Worte aus dem Mund. Der wiederum nickte, sah ihn bittend an, die Hand immer noch an seinen Rippen. Der Arzt sah auch den etwas beschleunigten Atem, ein eindeutiges Zeichen, wie Kids Körper gerade mit den Schmerzen zu kämpfen hatte.

Kid glaubte bei der langen Pause nicht daran, dass Law ihm helfen würde. Eher daran, dass der andere einfach die Tür schloss und ihn sich selbst überließ, aber das tat er nicht. „Komm rein… zieh dein Shirt aus und setz dich aufs Bett!“ Kid fiel ein Stein vom Herzen und er betrat den Raum. Law eilte bereits ins Bad, wo er einen großen Medizinschrank hatte, wie Kid inzwischen wusste. Langsam ging er zu dem großen Bett. Das Ausziehen des Shirts fiel ihm schwer, jede Bewegung schmerzte, doch letztlich schaffte er es und setzte sich. Laws Bett war ein Wasserbett, wie Kid feststellte als er darauf saß und er sah auf die Stelle, an der Law gerade noch gelegen hatte. Vorsichtig legte er eine Hand auf die Matratze, die Stelle war noch warm. Kid erwischte sich bei dem Gedanken, wie gerne er doch bei ihm bleiben würde, gerade als Law wieder kam. Schnell zog er seine Hand zurück. Der hatte es offenbar nicht bemerkt. „Dreh dich etwas zur Seite.“

Law sah schon von weitem die blauen, inzwischen fast schwarzen Stellen. Als er sich halb hinter Kid setzte, wurde ihm das ganze Ausmaß bewusst. Es war kein Wunder, dass der andere nur flach und schwerfällig atmete. „Ich muss dich abtasten… das wird schmerzhaft, aber ich muss wissen, wie stark die Prellungen sind…!“ Kid nickte etwas und Law begann. Schon bei der ersten Berührung zuckte Kid zusammen, es tat höllisch weh. „Versuch stillzuhalten…!“ „Du hast leicht reden!“ Wieder giftete Kid ihn an, besann sich aber gleich wieder. „T-Tut mir Leid… ich neige dazu, über zu reagieren, wenn ich unter Stress stehe…!“ Law legte wieder vorsichtig seine Hände an Kids Rippen, dieses Mal zuckte er andere nicht zusammen, doch er verzog das Gesicht schmerzlich, als Law begann etwas zu drücken. „Hab ich schon gemerkt… Ich mache dir keinen Vorwurf, ich hatte vorhin nur nicht damit gerechnet. Ich dachte, du brauchst sicher deine Zeit um runterzukommen.“ Kid nickte leicht. „Ja, das war auch…. Ah… gut so.“ Immer wieder kam ein schmerzliches Stöhnen von ihm. „Ich weiß, dass ich unfair zu dir war… es tut mir Leid, Law… du hattest das nicht verdient.“ Damit dass Kid sich bei ihm entschuldigte, hätte Law nicht gerechnet. Er musste etwas lächeln. „Ist schon okay, ich bin nicht nachtragend. Aber ich hätte deine Wunden gerne früher versorgt… deine Rippen sind stark geprellt, ich hätte sie gerne direkt gekühlt! Wir müssen dich morgen früh röntgen, ich will nicht riskieren, dass sie vielleicht sogar angebrochen sind.“ Law stand vom Bett auf, griff auch die Sachen, die er mitgebracht hatte. „Leg dich auf den Bauch!“ Kid sah erstaunt zu Law, als dieser ihn bat, sich auf SEIN Bett zu legen. Das war doch etwas sehr privates, so glaubte Kid. „Was ist?“ fragte Law, der wohl darauf wartete, dass Kid seine Anweisung befolgte. „Äh, nichts…“ Kid würde da jetzt nicht zu viel reininterpretieren und tat einfach, was der andere wollte. Er legte sich relativ mittig auf das riesige Bett, mit dem Gesicht in Laws Kissen. Kaum dass er es berührte, sog er eine kurze Nase seines Dufts ein. Es roch herrlich, aber allzu tief konnte Kid den wohligen Duft nicht einatmen. Denn auch das tat weh. Allgemein fiel ihm atmen so auf dem Bauch noch schwerer, Law bemerkte das wohl.

„Versuch ruhiger zu atmen… ich weiß, das schmerzt, aber sonst bekommst du am Ende noch zusätzlich eine Lungenentzündung!“ sagte Law sanft und drehte die kühlende und Schmerzstillende Salbe auf. „Achtung, kalt!“ Die sanfte Vorwarnung ließ Kid etwas lächeln und als Law begann, ihn vorsichtig, regelrecht liebevoll einzucremen, schloss er eine Moment die Augen. „Das tut gut…!“ kam es leise von ihm. „Sie kühlt und lindert etwas den Schmerz… aber ich hole dir gleich noch zwei Kühlpacks, die ich dir auf den Rücken lege…“

Kid schien es einfach zu akzeptieren, er antwortete jedenfalls nur mit einem leichten. „Hmm…“ Law besah beim eincremen auch den Rest von Kids Rücken. Auch hier waren Narben… diese allerdings waren anders… anders als die, die er an Armen und Beinen hatte. Sie waren nicht klein, keine Schnitte oder Schusslöcher, die man auf seinen Job zurückführen könnte. Sie waren lang… lange Striemen, wie von einem Stock oder einer Gerte. Law fragte sich, was Kid passiert war… Die große Narbe im Gesicht und an seiner Schulter, die tiefen an seinem rechten Arm und dann diese hier. Wie in Trance wanderte die Hand weg von seinen Prellungen und fuhren über die langen Striemen. Und wieder zuckte Kid zusammen. Er riss die Augen auf, er wusste sofort, worüber Law fuhr. Er hatte die Narben fast vergessen, doch sofort kamen ihm wieder die Bilder vor Augen. „N-Nicht…!“ schoss es aus ihm und er drehte sich auf die unverletzte Seite, um Laws Hand zu entkommen. Law blickte verwirrt über sich selbst und Kids Reaktion in dessen Augen. Und er glaubte einen alten Schmerz zu sehen, der nichts mit den Prellungen zu tun hatte. Doch Kid wandte den Kopf ab, sah ins Kissen.

„Entschuldige!“ kam es leise von Law. Dass Law nicht wissen konnte, was die Berührung dort in Kid auslöste, war ihm klar. Und Kid war ihm nicht böse, doch sein Herz schlug plötzlich wieder schneller, sein Atem war unruhig. „I-Ich kann es da nicht haben…!“ Law sah, wie Kid der Gedanke an die Narben quälte… „Wer hat dir das alles angetan, Kid?“ fragte Law vorsichtig nach, auch wenn er nicht glaubte, eine Antwort zu bekommen. Und diese blieb auch aus, Kid sah ihn auch nicht an. „Tut mir Leid, das geht mich nichts an… ich hole die Kühlpacks… leg dich wieder auf den Bauch!“ Soweit waren sie wohl noch nicht, wie hatte Law auch Fragen können?

Als der andere aufstand sah Kid ihm nach… unglücklich. Er wollte ihm antworten, aber es fiel ihm unendlich schwer. Er hatte es noch nie jemandem gesagt. Aber eigentlich… hatte auch nie jemand wirklich gefragt. Ab und an mal eine Frau, die fand, dass sie ihn sexy machten. Die Narben am Rücken hatte aber nie eine zu Gesicht bekommen… zumindest nicht lange genug, um danach zu fragen. Aber bei Law war es anders, oder? Er wollte sich ihm irgendwie anvertrauen… Als Law wieder kam, lag Kid noch immer auf der Seite. „Dreh dich bitte auf den Bauch… und schau nicht mehr so, es tut mir Leid!“ Noch nie hatte ihm jemand so viel Verständnis entgegen gebracht, wie Law in dieser einen Woche in der sie sich kannten. Vielleicht sollte es genau so sein… vielleicht war es so etwas wie Schicksal gewesen, dass er danebengeschossen hatte. Kid drehte sich wieder auf den Bauch, wieder dieser angenehme Geruch. „Mein Vater...!“ antwortete Kid leise.

Law hatte gerade das erste Kühlpack sanft auf Kids Wunden gelegt, als der ihm doch antwortete. Und seine Antwort schockierte ihn. „Dein… Vater?“ wiederholte er leise. „Auch.. die im Gesicht?“ Kid nickte kaum merklich. Da er seine linke Gesichtshälfte im Kissen hatte, konnte man die tiefen Narben gerade nicht sehen. „Ja, die auch… und die am Arm… das war alles er…!“ Kid schloss für einen Moment die Augen, die Schatten der Vergangenheit schienen ihn zu umhüllen. „Ich habe dir ja gesagt, er war Alkoholiker… und ein brutaler Mann… Er hat mich regelmäßig verprügelt, wenn ich nicht getan habe, was er wollte… oder wenn ich geweint habe… oder einfach nur, weil ich existiert habe…!“ Kid fiel es offensichtlich schwer, das alles zu erzählen, aber Law wollte es wissen. Er wollte Kid verstehen und ihm vielleicht ein wenig helfen. Seine Hand lag neben einem der Kühlpacks auf seine Rücken. An einer der wenigen Stellen die nicht vernarbt waren, als wollte er ihm so Halt geben. „Er hat dafür immer eine alte Lederpeitsche benutzt, vor allem wenn er…!“ Doch Kid stockte… er konnte ihm einfach nicht erzählen, wobei er die vor allem benutzt hatte. Das war zu viel. „…wenn er hacke dicht war.“, beendete er den Satz, dass Law nicht nachfragte. „Die Narbe an meinem Arm ist von einem offenen Bruch… Er hat mich die Treppe runter gestoßen, ich bin blöd gefallen. Da war ich zehn. Hab zwei Schrauben drin, meine Mum musste mich ins Krankenhaus bringen.“ Law konnte nicht begreifen, wie ein Vater seinem Kind sowas antun konnte. Und warum hatte seine Mutter nie eingegriffen? Doch er wollte Kid erst ausreden lassen, bevor er danach fragen würde. „Die in meinem Gesicht ist von einem glühenden Schürhaken… diese doppelzinkigen, die aussehen wie Pommesgabeln…“ Kid lachte kurz, aber es klang bitter. „Er hat ihn mir übergezogen, weil ich gefragt habe, ob ich bei einem Schulausflug mit darf, der 50$ kostete… Er war auch da besoffen und ist von meinem Kopf abgerutscht bis auf meine Schulte und über die Brust… ich wurde sofort ohnmächtig, aber anders als du vielleicht glaubst, bin ich nicht in einem Krankenhaus aufgewacht, sondern in meinem Bett. Mein Vater hatte meiner Mutter verboten, mich in eines zu bringen, weil er die Kohle nicht dafür raushauen wollte. Da der Haken so heiß war, hat es kaum geblutete, aber mein Auge ist nie richtig verheilt, es tränt bis heute und ich sehe schlecht damit. Und die Narbe tut bis heute weh…! Damals war ich dreizehn…“ Kid sah mit leerem Blick ins Zimmer. Die Schmerzen am Rücken waren für den Moment vergessen.

Law wusste nicht, was er sagen sollte, Kid tat ihm unendlich leid. Was ihm widerfahren war, war schrecklich, vor allem weil er sah, wie es ihn bis heute quälte. Seine Mutter war ein Jahr darauf verstorben, das wusste Law ja inzwischen. „Warum hat deine Mutter das zugelassen? Wieso hat sie sich nie getrennt?“ fragte er dennoch. „Sie konnte nicht…!“ Kid zögerte dieses Mal nicht zu Antworten. „Sie hatte Angst vor ihm, aber zeitgleich hat sie glaube ich krampfhaft an dem Mann festgehalten, der er mal war. Er hat sie auch geschlagen, aber nicht so häufig, zumindest nicht am Anfang. Und ganz lange musste ich vor ihr behaupten, es wäre nicht er gewesen. Dass ich mich geprügelt hätte, was auch irgendwie in gewisser Weise zutraf. Wie du dir denken kannst war ich nicht gerade ein Sonnenschein. Aber es wurde über die Jahre schlimmer, auch für sie. Er fing an mich auch vor ihren Augen zu verprügeln... Und irgendwann war die Angst größer als die Liebe... so groß, dass sie sie lähmte. Sie hatte Angst, er bringt uns beide um, wenn wir versuchen zu fliehen und...“ Kid schloss die Augen, seine Hände krallten sich in Laws Kissen und er begann leicht zu zittern. „Die Angst war berechtigt... I-Ich... konnte sie nicht retten, Law... E-Er hat sie mir am Ende genommen...!“ Law konnte nicht glauben, was er hörte. „Dein Vater hat... sie tatsächlich umgebracht?“ Kid nickte, doch scheinbar konnte er nicht mehr antworten. Dass Kid ihm das alles gerade anvertraute, war ein enormer Schritt, das wusste Law. Vorsichtig rutschte er näher zu ihm. Kid lag recht weit weg vom Rand, also ließ der schwarzhaarige sich neben ihn auf die Matratze sinken und legte seinen Kopf neben den von Kid aufs Kissen. Vorsichtig hob er seine Hand und begann Kid ein wenig durch das rote Haar zu kraulen. „Das tut mir so unendlich leid, Kid... Schhht, beruhige dich!“ Er würde zu gerne wissen, was mit seinem Vater danach passiert war, doch der Rothaarig war auch so schon völlig aufgewühlt.

Laws Stimme klang so sanft in Kids Ohren, die Hand in seinem Haar fühlte sich himmlisch an, und er war ihm plötzlich so nah. Als Kid die Augen wieder öffnete hatte Law sich neben ihn gelegt... in seinen Augen, die Law verletzt ansahen, hatten sich Tränen gesammelt. Eigentlich hatte er seit Jahren nicht geweint... aber der Gedanke an die Unfähigkeit, seine Mutter zu beschützen, machte ihn fertig. „Es war nicht deine Schuld, was passiert ist...!“ Kid wusste, das Law Recht hatte. „So fühlt es sich aber nicht an...!“ kam es bitter von ihm und aus dem linken, verletzen Auge kullerte eine Träne. „Ich hätte sie beschützen müssen...!“ Law kraulte Kid weiter. „Glaub mir, ich kenne das Gefühl... aber manche Dinge lassen sich einfach nicht mehr ändern. Sie hätte nicht gewollt, dass du dich damit für immer quälst... sie hat dich bis zum Ende geliebt.“ Noch eine Träne lief über Kids Wange, doch erneut schloss er die Augen und nickte. „Du hast recht, ich... kann es nicht mehr ändern.“ Laws Worte und sein Verständnis taten ihm gut, langsam lockerte sich seine Hand wieder aus dem Kissen und er öffnete wieder die Augen. Law sah ihn immer noch an, seine Hand in seinem Haar hatte nicht aufgehört ihn zu kraulen. Und wieder war in ihm dieses warme Gefühl... Kid hob die Hand aus dem Kissen und legte sie auf Laws Wange. Sanft strich er mit dem Daumen über die weiche Haut. Warum zog er ihn so enorm an?

In Law breitete sich plötzlich eine ähnliche Wärme aus, kaum dass Kids große, kräftige Hand seine Wange berührte. Seine eigene Hand stoppte in der Bewegung. Laws Herz begann zu pochen. Wieso? Wieso wünschte er sich gerade, dass Kid sich zu ihm beugte, und ihn küsste?

Kid glaubte etwas in Laws Blick lesen zu können. Es schien ein endloser Moment, in dem die beiden sich einfach nur ansahen. Und irgendwann war sich Kid absolut sicher, dass sie beide das gleiche wollten. Also tat er es einfach... seine Hand fuhr von Laws Wange in dessen Nacken und sanft, aber bestimmt zog er ihn sich etwas entgegen. Kid stemmte sich dabei ein wenig hoch, das Kühlpack rutschte von seinem Körper, aber es war völlig egal. Denn im selben Moment berührten Kids Lippen die von Law. Sie waren weich und warm, sein Herz schlug plötzlich wie wild. Als wäre er noch ein Teenager, der gerade seinen ersten Kuss bekam. Und Law... erwiderte ihn. Nur zaghaft, aber Kid spürte es trotzdem deutlich. Bis vor wenigen Augenblicken hatte er geglaubt, der andere würde ihn zwar nett, aber kein Stück anziehend finden und Kid glaubte, so etwas wie Glück zu spüren. Es machte ihn glücklich, Law zu küssen, und von ihm geküsst zu werden.

Doch plötzlich war alles anders. Kids Hand wanderte wieder an seine Wange, streichelte ihn zärtlich, aber Laws Lippen hörten auf, den Kuss zu erwidern. Sie begannen zu zittern und Kid löste irritiert seine Lippen von denen des anderen. Er sah kurz in die unsicheren Augen von Law, der nun halb unter ihm lag und dann doch den Kopf wegdrehte. „Was ist los...? Ich dachte, du... willst das auch?“ fragte Kid deutlich verunsichert. Er hatte ihn doch erwidert, oder hatte Kid sich das eingebildet?

„I-Ich will auch, aber... ich kann nicht, Kid!“ kam es mit bedrückter Stimme von Law und Kid dämmerte es. „Wegen ihm, oder?“

Law nickte. In ihm rasten gerade die Gefühle. Der Kuss war so zärtlich gewesen, so liebevoll, so sinnlich. Law hatte ihn erwidert. Am liebsten hätte er sich Kid einfach hingegeben, seine Arme um ihn geschlungen und ihn nicht mehr losgelassen. Aber im selben Moment war ihm die Drohung von Donquixote wieder in den Sinn gekommen. Die Drohung, Kid zu töten, sollte er ihn zu nah an sich ran lassen. „Er... würde es nie akzeptieren... dich niemals akzeptieren, wenn er es rausfindet!“

„Du gehörst aber nicht ihm!“ kam es plötzlich energisch von Kid, der wohl keine Angst vor dem Don hatte. „Außerdem... muss er es nicht rausfinden, oder? Wenn du mich küssen willst, dann tu es! Ich habe keine Angst vor ihm. Und ich werde schon noch dafür sorgen, dass er dich irgendwann nie wieder haben wird! Deswegen bin ich schließlich hier...!“ Law sah Kid immer noch nicht an, also legte der eine Hand an seine Wange, zwang Law so, ihn anzusehen. „Ich werde dich von ihm befreien... und bis dahin... würde ich dich zu gerne nochmal küssen!“ Kid lächelte nun etwas.

Law sah wieder hinauf in diese warmen, bernsteinfarbenen Augen, wie sie ihm versprachen, sein Leid zu beenden und Law musste unweigerlich auch wieder lächeln. Er glaubte ihm. Er glaubte Kid, dass er ihm hier raus helfen würde. Und er wollte nicht daran glauben, ihn je durch die Hand von Donquixote zu verlieren. Doch vor allem wollte er ihn auch unbedingt nochmal küssen. „Dann tu es...!“ hauchte er deswegen. Auf Kids Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, ehe er sich zu Law beugte und ihn erneut sanft küsste. Es war genauso wie beim ersten Mal das reinste Feuerwerk. Law hätte nicht geglaubt, dass Kids Lippen so weich sein könnten, wo seine Hände so rau waren. Zärtlich umschlossen sie seine eignen, Law konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so intensiv geküsst worden war. Ob er es überhaupt schon mal war. Das letzte Mal war zu Studienzeiten gewesen, lange bevor Donquixote ihn körperlich an sich gerissen hatte. Doch alle samt waren von Frauen gewesen, die sich eher küssen ließen, als selber zu küssen. Kids Kuss war ganz anders. Er forderte. Und das gefiel Law, machte ihn gar an. Seine Hand fand den Weg an Kids Wange und fuhr bis in seinen Nacken, kraulte dort durch sein Haar. Eigentlich hatte er selbst bisher nicht geglaubt, Bi zu sein. Der Sex mit seinem Peiniger hatte nichts mit Liebe zu tun, es war rein körperlich und hatte ihm noch nie Befriedigung verleiht. Der Kuss mit Kid hingegen gab ihm schon mehr Befriedigung, als je etwas zuvor und er musste aufpassen, dass man ihm das nicht ansah. Doch dazu endete auch dieser viel zu früh. Kid keuchte, als sich ihre Lippen trennten und wieder hörte er seinen schnellen und schweren Atem.

„Tut mir leid, ich... ich kann grad nicht mehr.“ Kid ließ sich wieder auf die Seite sinken, das Gesicht schmerzverzerrt. „Idiot, du hättest einfach liegen bleiben sollen!“ kam es streng von Law, der sich wieder aufsetzte und das Kühlpack auf Kids Prellungen legte. Der musste etwas schmunzeln und sah zu Law hoch. „Naja... das war’s Wert!“ Auch Law musste etwas schmunzeln. „Ja, irgendwie schon...!“ Sanft strich er Kid eine Strähne aus dem Haar und sah zu ihm runter. „Danke, dass du mir so viel anvertraut hast... das bedeutet mir eine Menge. Wir kennen uns noch nicht sonderlich lange, aber... ich habe zum ersten Mal das Gefühl, jemanden wirklich an meiner Seite zu haben“, kam es nun doch wieder etwas ernster von Law. „Ich verspreche dir, dein Vertrauen nie zu missbrauchen!“ Kid musste etwas lächeln. „Mir geht es ähnlich, Law... Vielleicht ist es leichtsinnig von uns beiden, so schnell zu vertrauen, aber... was haben wir zu verlieren? Wir stecken hier beide fest, also lass uns das Beste daraus machen. Außerdem... küsst du gut!“ Kid grinste nun wieder, Law ebenso. „Kann ich nur zurückgeben!“ Und mit einem Mal beschloss Law, dass Kid heute nicht mehr gehen sollte. „Bleib liegen!“ sagte er sanft und lächelte, ehe er aufstand und zu der Tür zu Kids Zimmer ging. Sie stand noch immer offen, aber Law schloss sie. Kid beobachtete ihn überrascht dabei, blieb aber wie von Law verlangt liegen. Auch im Bad machte der Schwarzhaarige noch das Licht aus, ehe er zurück zum Bett kam und einfach die zweite Decke über Kid legte. Der sah ihn nun völlig irritiert an. „Ich.. darf hier bleiben?“ fragte er irritiert, Law saß noch immer neben ihm. „Wenn du willst... keine Sorge, mich besucht hier eh niemand... Wie du sagtest... es muss niemand wissen.“ Kid schmunzelte etwas, zog die Decke dann noch etwas mehr über sich. „Weißt du... vorhin habe ich mich bei dem Gedanken erwischt, dass ich gerne bei dir bleiben würde... also werde ich das jetzt ganz sicher nicht ablehnen.“ Law grinste bei Kids Worten etwas neckisch. „Ach, hast du das? Ich dachte echt am Anfang, du stehst nicht auf Kerle.“ Kid musste etwas lachen. „Oh, ich steh auf fast alles! Aber von dir dachte ich das gleiche!“ Laws grinsen wurde wieder zu einem Lächeln, ehe er sich neben ihn sinken ließ und Kid nochmal einen kurzen Kuss gab. „Ich dachte das von mir auch...!“ sagte er sanft, griff dann aber noch nach einer Schachtel Schmerzmittel auf dem Nachttisch. „Hier, nimm noch eine gegen die Schmerzen!“ Er reichte Kid die Tablette, der richtete sich nochmal kurz auf und nahm sie ohne zu fragen mit einem Schluck Wasser. „Danke!“ er ließ sich wieder ins Kissen sinken. Law sah lächelnd zu ihm. „Schlaf nun etwas, Anordnung von deinem Arzt!“

Kid sah Law noch einmal in die Augen, ehe der sich umdrehte und das Licht löschte. „Okay, Doktor!“ sagte er sanft, dachte aber noch immer über seine Worte nach. Law hatte es also selbst nicht gewusst? Es war kaum verwunderlich, immerhin war er seit Jahren ein gefangener, dem nicht erlaubt wurde, eine Beziehung zu führen, oder sich wenigsten auszuprobieren. Woher sollte er es also wissen? Law kuschelte sich in seine Decke ein, aber er war zu weit weg, als dass Kid seine Wärme spüren konnte. Er hörte allerdings seinen immer ruhiger werdenden Atem und Kid versuchte auch endlich einzuschlafen. Aber nun da er nicht mehr abgelenkt war, begannen die Schmerzen erneut. Die Kühlpacks wurden ihm irgendwann zu kalt, er begann zu zittern, also ließ er sie neben das Bett fallen. Doch das Atmen fiel ihm immer noch schwer, die Schmerztablette wirkte nur langsam. Einige Stunden fand Kid einfach keinen Schlaf, er dachte wieder an so unendlich viel. Die Vergangenheit, die er heute wieder aufgewühlt hatte, aber auch an die Zukunft. Und an Law und ihren Kuss.

No.8

Irgendwann in den frühen Morgenstunden fand Kid doch noch etwas Schlaf, wenn auch sehr unruhig. Er träumte, und das nicht sonderlich schön. Es war alles wirr, doch immer wieder sah er seinen Vater, wie er ihn misshandelte... und auch Law, wie dieser geschlagen und gepeinigt wurde. Kid versuchte ihn zu retten, doch kam er zu spät. Law starb in seinen Armen, wie Kids Mutter damals. Und plötzlich schreckte Kid aus dem Traum hoch. Er rang nach Luft, sein Atem ging panisch. Kid begann unter Schmerzen zu husten, er hatte das Gefühl zu ersticken. Doch dann spürte er sanfte Hände an seinen Schultern, die ihn ins Kissen drückte und Laws verschwommenes Gesicht tauchte vor ihm auf.

„Schhht, Kid.. Kid, es ist alles gut... versuch Ruhig zu atmen... ganz ruhig...!“ Die Stimme drang an sein Ohr, doch nur langsam kam er wieder zu Atem. Die Schmerzen waren so zehrend, dass er darunter zitterte. „So ist es gut... hey, es ist alles in Ordnung... entspann dich, ich bin hier!“ Kid sah noch immer panisch in Laws Augen, keuchte unter ihm. „L-Law...!“ kam es krächzend von ihm, er schien langsam zumindest wieder genügend Luft zu bekommen. „Ich bin hier... du hast nur geträumt.“ Kid kam langsam wieder zu verstand. Die Schmerzen kamen von den Prellungen vom Vortag. Im Raum war es bereits hell, der Morgen war angebrochen. „H-Hab ich... nach dir gerufen?“ fragte Kid unsicher, Law nickte. „Ja, ich bin davon aufgewacht, ich dachte du bist schon wach und hast einfach nur Schmerzen. Aber dann bist du hochgeschreckt... was hast du geträumt?“ Kid richtet sich langsam und etwas schwerfällig auf. „Nichts Schönes!“ gab er zu und seufzte, fuhr sich durch das rote Haar. „Von früher... aber du warst auch da... und er hat...!“ Kid sprach es nicht aus, aber Law war klar, was er meinte. „Ich kenn diese Träume nur zu gut... die Schmerzen haben das sicher noch verstärkt... willst du nochmal eine Tablette und versuchen, noch etwas zu schlafen?“ Kid schüttelte den Kopf, sah dann aber auf den Wecker auf Laws Nachttisch. Es war gerade mal halb sieben, er hatte maximal zwei Stunden geschlafen. „Ich kann jetzt nicht nochmal schlafen... aber das Schmerzmittel nehme ich trotzdem.“ Law reichte es ihm auch direkt. „Hier, das hilft...!“ Kid nahm es ohne zu zögern, sah dann aber zu Law und lächelte. „Weißt du was auch helfen würde?“ Etwas irritiert sah Law ihn an. „Ein Kuss... dass ich weiß, dass es dir wirklich gut geht!“ Law musste nun grinsen, Kid war ganz schön frech. Er kam ihm näher, schmunzelte etwas. „Ich dachte, du nimmst dir einfach, was du gerne willst!“ Kid musste grinsen, griff dann an Laws Kinn und strich über sein Bärtchen. „Ja, das tue ich!“ hauchte er, ehe er die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwand und Law sanft küsste. Er könnte sich daran gewöhnen, jeden Morgen in dieses Vergnügen zu kommen.

Auch Law gab sich dem hin. Er hatte keine Ahnung, was das zwischen ihnen jetzt war, oder wo es sie hinführen würde. Aber fest stand für ihn, dass er es mochte. Er mochte es, Kid zu küssen, er mochte den Anblick von ihm in seinem Bett und er mochte es, wie der andere ihm das Gefühl gab, gewollt zu werden.

Als Kid den Kuss wieder löste, lächelte er Law an. „Wie wäre es mit einem netten Frühstück zusammen?“ Law schmunzelte, küsste Kid nochmals kurz, ehe er sich vom Bett erhob. „Mach ich uns! Ich bin zwar kein Spitzenkoch, aber Frühstück bekomme ich hin!“ Dass Law eigentlich nie mit der „Familie“ aß, wusste Kid inzwischen. Dementsprechend war auch er selbst nur das eine Mal dort gewesen und aß seither entweder alleine oder mit Law. „Ich bin leicht zufrieden zu stellen, keine Sorge!“ Kid gab Law nochmal einen sanften Kuss, ehe er sich löste und langsam erstmal auf die Bettkante setzte. Law sah ihm dabei zu, seine Prellungen sahen schlimm aus. „Bleib kurz noch sitzen, ich creme dich nochmal ein!“ Kid sah über die Schulter kurz zu Law, musste dann ein wenig lächeln. „Okay...!“ Law griff die Creme vom Nachttisch und rutschte von hinten an Kid heran. Behutsam und vorsichtig begann er seine Prellungen zu behandeln, dieses Mal darauf achtend, nicht an seine Narben zu kommen. „Du hast wieder nicht gut geschlafen, oder? Seit wann hast du schon so Schlafprobleme?“ Law hatte selbst auch Augenringe, er schlief meist dann nicht gut, wenn er sich dem Don hatte hingeben müssen. Doch selbst wenn ihn die Träume quälten, er konnte wenigstens immer irgendwie ein paar Stunden schlafen. Kid hingegen kam ihm, seit er da war vor, als wäre er dauerhaft müde. Wie der Andere so präzise Leistung bringen konnte, wenn er nicht genug Schlaf bekam, war ihm ein Rätsel.

Von Kid kam ein leises seufzen. „Ich schlafe eigentlich nie viel... nie mehr als 2-3 Stunden in der Nacht. Ich komme einfach nicht zur Ruhe, seit Jahren!“ Laws Hand fuhr noch immer über seine schmerzenden Stellen, und trotzdem fühlte es sich gut an. Seine Berührung war so zärtlich und er fragte sich, wie es wäre, wenn er ihn woanders so berührte. Doch schnell verdrängte er den Gedanken. Nur weil Law die Küsse zuließ, hieß es nicht, dass er mehr zulassen würde. Schon gar nicht, wenn er solche Angst vorm Don hatte.

Law wunderte sich nicht über Kids Worte. „Lass mich dir heute Abend etwas geben... es ist rein pflanzlich und macht nicht benommen. Dein Körper wird irgendwann nachgeben, wenn du nicht genügend Schlaf bekommst...!“ Law sprach ruhig und sanft mit ihm. Kid ließ den Kopf sinken. „Ich weiß... mir ist schon passiert, dass ich völlig zusammen gebrochen bin, aber ich will keine Schlafmittel nehmen.“ „Das sind keine Schlafmittel im eigentlichen Sinn. Es ist nur etwas, das deine Gedanken zur Ruhe bringt... denn das ist es doch, was dich wach hält, oder? Gefahr droht dir hier nicht...!“ Law legte beim Sprechen seine Hände auf Kids Schultern und sah über seine Schultern zu ihm.

Kid bekam eine Gänsehaut, als sich die warmen Hände an seine Schultern legten. Er drehte den Kopf zu Law und irgendwie konnte er ihm die Bitte nicht abschlagen. Diese Sorge in seinen Augen war ehrlich, das spürte Kid. Er musste lächeln und nickte. „Na gut, ich probiere es heute Abend mal...!“ Auf Laws Lippen bildete sich ein zufriedenes Lächeln und er beugte sich zu einem Kuss etwas vor. „Danke! Es wird helfen, versprochen!“ Kid war über den Kuss kurz erstaunt. Dass der Andere ihn von sich aus küssen würde, hätte er nicht gedacht. „Danke... dass du dich so kümmerst!“ Kid lächelte, Law ebenso und stand dann vom Bett auf. „Gerne! Ich bin schließlich dein Arzt! Und jetzt komm, frühstück... auch eine Anordnung!“ Kid grinste und stand dann auch vom Bett auf und folgte Law nach nebenan.

Kid half Law dabei, ihr Frühstück vorzubereiten und sie sprachen über angenehmere Themen. Als sich Law irgendwann satt zurück lehnte, sah er zu Kid, der noch am Essen war. „Ich will dich nach dem Frühstück noch röntgen... aber danach müssen wir leider noch Bericht erstatten.“ Kid sah auf und schluckte runter. Gegen das Röntgen hatte er nichts... aber das andere? „Bei ihm?“ Law nickte. „Nimmt er die Berichte immer persönlich entgegen?“ Law sah zum Fenster. „Nein, normal nicht. Nur bei den wirklich wichtigen Aufträgen... in dem Fall aber wahrscheinlich eher, weil er dich noch auf dem Schirm hat und wissen will, ob du zu deinem Wort stehst. Da du das aber getan hast und alles glatt lief, wird er nichts zu bemängeln haben. Von deinen Verletzungen erwähne wir lieber nichts...!“ Kid nickte und aß noch auf, ehe auch er sich zurück lehnte. Diese Bewegung bereute er allerdings sofort, verzog kurz schmerzvoll das Gesicht und lehnte sich wieder vor. „Ich werde ihm das sicher nicht auf die Nase binden. Ich beiß dann einfach die Zähne zusammen.“ Law schmunzelte. „Mach das... ich gebe dir vorher noch ein Schmerzmittel!“

Gut zwei Stunden später hatten sie das Röntgen erledigt, es war nichts gebrochen, und standen vor der Tür von Donquixote. Kid hatte den Wohnbereich durch sein Zimmer verlassen, es sollte niemand auch nur Verdacht schöpfen, dass zwischen den beiden mehr war, als nur Arbeit, auch wenn beide noch nicht wussten, was genau da eigentlich war. Dieses Mal wurden sie nicht im Speisesaal vorgeführt, sondern standen vor dem Büro von Don. Das Zimmer erinnerte Kid beim Betreten ein bisschen an den Raum im Weißen Haus, in dem der Präsident immer seine Ansprachen hielt. Und genauso selbstgefällig saß der blonde Riese auch auf seinem Stuhl. Sie waren nicht allein mit ich, zwei aus seiner Familie waren mit im Raum. Vergo, den Kid zwar nicht kannte, aber schon nicht leiden konnte und vom dem Law ihm erzählt hatte, dass er bei der Polizei spionierte, saß in einem Sessel links. Violett, eine bildschöne Frau, von der Kid sich fragte, welche Aufgabe sie hier hatte, saß mit dem Hintern halb auf dem Tisch des Paten.

„Ah, mein Chirurg und mein neuer Killer! Wie ich hörte, ging gestern alles glatt. Gut gemacht, Kid!“ Kid hätte eigentlich kein direktes Lob erwartet, trotzdem grinste er zufrieden, auch wenn er diesen Mann hasste. „Das ist mein Job, und den erledige ich immer!“ Ihm lag auf der Zunge, zu sagen wie schlecht die Vorarbeit von Dons Leute war, biss sich aber auf die Zunge. Law hatte ihm davon dringend abgeraten. „Immer? Mindestens einmal hast du ja zu meinem Glück versagt!“ Dass der Don das wieder erwähnt, ließ Kid das Gesicht verziehen. Einerseits war er froh, Law nicht erschossen zu haben. Immerhin begann er ihn langsam aber sicher wirklich zu mögen. Aber andererseits hasste er sich für sein Versagen. „Wohl eher zu meinem Glück! Aber das ist ja wohl jetzt nicht Thema!“ knurrte Law den Blonden an, der sah lachend zu Law. „Aber aber, ich darf mich ja wohl noch unterhalten! Und du weißt Law, du bist für mich unersetzlich!“ Kid sah zu Law, wie dieser knurrte. Er sah ihm an, dass ihm etwas auf der Zunge brannte. Denn sie beide wussten: Law war zwar ein Ass in seinem Fach, aber dennoch war er ersetzbar. Und er würde es nur so lange nicht sein, wie er die Füße still hielt und seinen Job machte. „Aber apropos...“ sprach Donquixote weiter, als Law nichts erwiderte. „...heute Abend hast du die Chance, mir das wieder zu beweisen. Du wirst heute Abend wieder in das Mitsui Memorial eingeschleust und bekommst drei Patienten, die tragischer Weise in eine üble Prügelei geraten sind und diese leider nicht überleben werden... Herzversagen!“ kam es mit einem fiesen Grinsen von dem Don. „Der Transport danach verläuft wie immer. Kid...!“ Kid hörte zu, eigentlich hatte er nicht erwartete, bei diesem Auftrag beteiligt zu sein, doch da täuschte er sich. „Du wirst Law dort schützen... vor allem beim Reinkommen und wieder beim Rausgehen. Law wird die Organe zum Liefereingang bringen, du wirst dafür sorgen, dass dort sonst niemand ist und alles reibungslos passiert!“ Kid mochte es nicht, Befehle zu bekommen, schon gar nicht in diesem Tonfall, aber er schluckte alles, was er diesem Monster gerne sagen wollte, runter. Vor allem weil ihm wieder in den Sinn kam, wie dieser Mann Law misshandelte. Also nickte er nur, nahm auf diese Art und Weise an. Law sah kurz zu dem Don, nickte dann ebenso. „Alles klar...!“ „Und Law... ich erwarte dich danach...!“ Law wandte sich ab zum Gehen, er schien genau zu wissen, was dieser Auftrag mit sich brachte, aber vor allem, was ihn danach erwartete. Kid musste seine Wut zügeln, er würde sonst direkt auf Donquixote losgehen, doch er schaffte es, sich abzuwenden und folgte Law nach draußen. Der lief recht zügig den Gang entlang. Kid sah, wie er seine Hände zu Fäusten geballt hatte und er wusste: Der andere hasste diese Aufträge, und vor allem das, was danach kam. Aber er tat es, weil man ihm keine Wahl ließ. Kid folgte auf schnellen Schritt und legte eine Hand auf seine Schulter. „Hey, alles okay?!“, fragte er sanft. Natürlich war es das nicht, das wusste Kid. Doch der andere wehrte ohnehin ab, entzog seine Schulter und fauchte ihn an: „Nicht hier!“ Kid zog die Hand sofort zurück, die Zärtlichkeit, die sie noch vor wenigen Stunden geteilt hatten, war verschwunden. „Ich hol dich gegen acht ab, ruh dich solange aus und schon deinen Rücken!“ Law schien sein Verhalten Leid zu tun, dennoch ließ er ihn nicht wieder an sich ran und verschwand einfach in seinem Zimmer, ohne Kid auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Der blieb auf dem Gang vor seinem Zimmer stehen und starrte auf die Tür des anderen. Es verletzte ihn, aber es war ohnehin besser so. Kid seufzte, er hätte in der letzten Nacht gar nicht erst anfangen sollen. Er war selbst Schuld, er wusste, dass man nur verletzt werden konnte, wenn man jemanden an sich ran ließ... und das bereute er schon wieder zutiefst.

Er ging in sein Zimmer und legte sich aufs Bett, schaltete den Fernseher an. Natürlich dachte er dabei an Law... Auch wenn er das gar nicht wollte. Er sollte sich auf nicht noch mehr mit ihm einlassen, nur weil sie sich drei Mal geküsst hatten. Und schon gar nicht auf Gefühle... die schwächten und schmerzten nur.

Ähnlichen Gedanken hing Law nach und als er wieder allein in dem luxuriösen Wohnraum war seufzte er leise. Wieso hatte er Kid überhaupt so nah ran gelassen? Es hatte doch ohnehin keinen Sinn, er würde sich ihm nicht hingeben können. Nicht wenn er jedes Mal aufs Neue von jemand genommen wurde, der ihn schändete und gänzlich für sich beanspruchte. Und der keine Nebenbuhler duldete. Noch dazu wusste er nicht, ob Kid ihn vielleicht doch nur verarschte. Er konnte den Kid, den er bisher kennengelernt hatte nicht mit dem in Verbindung bringen, was er über ihn gehört hatte. Nur weil der Rothaarige wusste, wie der Don mit ihm umging, hieß das nicht, dass er ihn nicht trotzdem nur ins Bett bekommen wollte, weil er hier sonst niemanden hatte. Und würde er das überhaupt wollen, selbst wenn Kid es ernst meinte? Er hatte noch nie mit einem anderen Mann geschlafen. Zumindest nicht so, wie sich das gehörte, aus Liebe und mit Zärtlichkeit und Einfühlungsvermögen. Jedes Mal, bevor Donquixote in ihn eindrang, bekam er Panik und Angst. Er kannte dabei nur Schmerz. Keine Lust, keine Leidenschaft, keine Liebe. Wie sollte er da überhaupt Kid je näher an sich ran lassen? Also beschloss Law, die Mauern wieder zu schließen und ihm nicht mehr nachzugeben, völlig egal, wie schön sich seine Küsse angefühlt hatten.

No.9

Kid bekam Laws Mauer in den kommenden zwei Wochen deutlich zu spüren. Der erste Auftrag, bei dem er Law unterstützt hatte, war reibungslos gelaufen, genau wie die darauf folgenden. Vier Mal hatte er seinen Bodyguard gespielt, drei Aufträge hatte er alleine bekommen, bei denen Law ihn auch nicht begleitet hatte. Und auch sonst hatte er den Schwarzhaarigen kaum zu Gesicht bekommen. Die anfängliche Nähe zu ihm war wie weggeblasen, und auch wenn Kid ein, zwei Mal versucht hatte, dass sie vielleicht noch einen Film zusammen schauten oder einen Abend zusammen verbrachten, ließ der das nicht zu. Immer hatte er angeblich zu tun oder war zu müde. Kid wusste nicht, was er getan hatte, dass der andere so mit ihm umging, doch er bereute, sich auch nur eine Sekunde Hoffnungen gemacht und sich geöffnet zu haben. Er bekam mehr und mehr das Gefühl, doch nur Mittel zum Zweck zu sein und er begann, es zu hassen. Er hatte Law ja eigentlich helfen wollen... helfen, hier raus zu kommen, gemeinsam. Aber für ihn wurde der Verlust seiner Freiheit immer schlimmer und er zog sogar schon in Erwägung, einfach abzuhauen. Er wusste, die Konsequenz wäre, dass er sich innerhalb Japans vermutlich nicht mehr frei würde bewegen können, weil dann gleich zwei namhafte Banden ein riesen Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hätten. Aber war das hier besser? Auch den ersehnten, ruhigen Schlaf fand Kid hier einfach nicht, die Medizin, die Law ihm versprochen hatte, hatte ihn nie erreicht. Kid wollte mit Law reden, er wollte wissen, was er getan hatte. Oder was sonst der Grund war, wenn nicht er selbst.

Law litt wohl ähnlich unter der Situation. Er hielt die Mauer Kid gegenüber aufrecht, aber nur so lange sie sich sahen. Jedes Mal, wenn sich ihre Wege wieder trennten, wollte er ihm nach... er wollte ihm alles erklären, mit ihm sprechen, ihn danach küssen und von seinen starken Armen gehalten werden. Wieso empfand er so, einem Mann gegenüber, der ihn hatte töten wollen? Wie hatte Kid es geschafft, in der einen Woche, in der sie sich kennengelernt hatten, Law so sehr den Kopf zu verdrehen, dass es für ihn eine Qual war, nicht offen Kid gegenüber sein zu können, obwohl er genau das nie gewollt hatte: Jemandem zu vertrauen, jemandem offen gegenüber zu sein... das kannte er doch gar nicht. Bisher hatte man ihn nur verletzt, aber ging es Kid vielleicht sogar ähnlich? Die Gedanken quälten ihn, doch dafür blieb an diesem Abend wieder keine Zeit. Law hatte einen weiteren Auftrag, etwas anderes, als die letzten, aber auch hier sollte Kid ihn begleiten. Er schrieb ihm eine Nachricht, wann er bereit sein sollte. Kid antwortete nur mit einem O.k.
 

Als Law an seiner Tür klopfte, um ihn abzuholen, war Kid schon fertig. Er stand vom Bett auf, schnappte sich noch seine Jacke und kam zur Tür. „Bereit?“ fragte der schwarzhaarige, Kid nickte. „Bereit.“ Law fiel erneut auf, wie extrem müde Kid heute wirkte. Er hatte ihm eigentlich versprochen, sich um seine Schlafprobleme zu kümmern. Wie war ihm das die letzten Tage entfallen? Er beschloss, wenn sie zurück waren, ihm heute endlich das Medikament zu geben.

Den Weg zum Auto schwiegen sie. Kid rauchte noch eine Zigarette, bevor sie am Wagen ankamen, schnippte sie dann weg und stieg ein. Er hasste diese Stimmung zwischen ihnen, die er nicht erklären konnte. „Wir werden heute nicht in einem Krankenhaus erwartet... Donquixote hat eine kleine Hinterhof-Praxis, in der er für illegale Operationen Geld nimmt... nicht oft, aber da müssen wir heute hin. Der Eingriff dauert nicht lange, maximal eine Stunde. Du musst nur draußen warten, das wird kein großes Ding.“, erklärte Law ruhig und nannte Kid die Adresse, als dieser losfuhr. „Okay...!“ antwortet Kid wieder knapp. Es war das erste Mal seit langem, dass sie überhaupt nur zu zweit losfuhren. Bei den meisten Aufträgen waren mindestens noch zwei Schützen zur Absicherung mitgekommen. Sollte Kid vielleicht endlich die Möglichkeit nutzen, und mit Law darüber reden? Es fiel ihm schwer, doch wenn nicht jetzt, wann dann? Später verschwand er wieder in seiner Wohnung und die Chance war vorüber.

„Tut mir Leid, dass ich dich geküsst habe...!“, kam es plötzlich und eher ungewollte von Kid. Law sah irritiert zu ihm. „Was?“ Es tat ihm Leid? Bereute er ihre Küsse etwa? Und wieso tat das Law plötzlich weh? Kid sah ihn nicht an, sondern stur auf die Straße. „Ich hätte dich nie küssen sollen... ich weiß nicht, was ich sonst getan haben könnte, dass du inzwischen so ganz anders zu mir bist, also war es wohl das. Du gehörst ihm, das weiß ich... irgendetwas anderes zu glauben, war wohl dumm!“ Kid hasste sich für seine Worte, denn Law gehörte eigentlich niemandem. Nur sich selbst, und niemand hatte das Recht ihn zu missbrauchen.

Law neben ihm ließ den Kopf sinken, sah auf seine Hände in seinem Schoß. Er wusste, dass er Kid verletzte mit seinem Verhalten, aber was sollte er anderes tun? „Du hast nichts getan. Aber du hast Recht, ich gehöre ihm! Ich kann dir nicht geben, was du gerne hättest. Ich wüsste nicht mal, ob ich das wollte, wenn ich ihm nicht gehören würde, aber er nimmt mir die Möglichkeit, es auch nur zu probieren.“ Law hob nun doch wieder den Kopf und sah ihn an. „Das ändert aber nichts daran, dass ich dich mag und weiterhin will, dass wir zusammen hier irgendwann verschwinden. Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber... ohne dich habe ich wohl keine Chance.“

Kid hörte Law zu, doch seine Worte taten ihm weh. Er wusste nicht mal, ober er wollen würde, würde er Don nicht gehören? Also waren die Küsse nur ein Spiel gewesen, ein ausprobieren. Es bedeutete nichts und Law fand sich mit seiner Rolle als Missbrauchsobjekt des großen Paten ab. Kids Hände umgriffen fest das Lenkrad, er kochte innerlich. Wieso traf ihn das so? Und wieso genau... wollte er ihm trotzdem weiterhin helfen? Kid verstand sich selbst nicht, doch bei der Bitte um Hilfe, lockerten sich seine Hände langsam wieder. Er konnte es ihm nicht abschlagen. „ Du gehörst eigentlich niemanden, Law...“ Kurz schwiegen beide. Law wusste wohl dazu nichts zu sagen, er hatte Kid immerhin erklärt, dass der Don ihn in der Hand hatte. Aber Kid konnte das nicht akzeptieren und er würde ihn davon befreien. „Wir werden zusammen verschwinden, aber... nur wenn du mit mir endlich mal wieder einen Film zusammen schaust!“ Kids Bedingung war lächerlich, doch sie brachte Law wieder ein wenig zu lächeln, das sah Kid aus dem Augenwinkel. Und auch er musste nun doch wieder etwas lächeln. „Na gut... wir gucken heute Abend mal wieder einen Film zusammen, versprochen!“ Kid war zufrieden, zumindest für den Moment. Es war sicherlich besser so, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass in ihm eine Hoffnung auf etwas war, was er eigentlich gar nicht wollte.

Sie kamen kurz darauf an ihrem Ziel an.

No 10

Kid gefiel die Gegend nicht, in der sie sich aufhielten. Es war ein sehr heruntergekommener Stadtteil, umstritten von verschiedenen Mafia-Parteien und sicherlich kein sonderlich ungefährlicher Ort für die beiden. Das Gebäude, vor dem sie standen, sah von außen nicht mal bewohnt aus, geschweige denn bewohnbar. „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“ fragte Kid skeptisch, Law nickte. „Sind wir, ich war schon öfter hier. Lass und schnell rein und das erledigen, ich will mich hier nicht länger aufhalten, als nötig!“ Law stieg vor Kid aus, der stimmte ihm auf jeden Fall zu. Er folgte Law und ging noch an den Kofferraum, holte aus dem versteckten Fach seine zwei Magnum raus. Law trug sein Schwert meist am Gürtel, so wie auch heute. Genauso wie er fast immer seinen Arztkoffer dabei hatte. Kid folgte dem schwarzhaarigen Chirurgen in das Gebäude. Drinnen sah es tatsächlich nicht ganz so schlimm aus, wie man von außen vermuten könnte. Es war zwar alles herunter gewohnt, aber trotzdem sauber. Sie gingen in den zweiten Stock, wo am Ende des Ganges eine Tür mit Glasfenster auf Augenhöhe war. „Klinik“ stand auf dem Glas, mehr nicht, und Law trat ein. Sie kamen in eine Art Wartezimmer, in dem aber niemand wartete. Eine junge Frau im OP-Kittel, die aber eher aussah wie eine Drogensüchtige, räumte gerade ein paar Zeitschriften beiseite. Sie war tätowiert und gepierct, europäischer Herkunft und hatte schwarzes, gefärbtes Haar. Sie sah auf, als die beiden rein kamen. „Hallo Lucy, ist alles vorbereitet?“, fragte Law, Lucy nickte. Doch Kid hatte das Gefühl, sie war nervös. Er war sich nicht sicher, vielleicht war das hier immer so, aber irgendetwas kam ihm komisch vor. „Ich komme gleich, geh schon mal rein!“ Wieder nickte Lucy, ohne ein Wort zu sagen, und verschwand in der einzigen Tür, die der Raum noch bot. „Ich brauche wie gesagt ca. eine Stunde, die Aufwachphase überwacht Lucy und wir können dann wieder gehen. Warte hier!“ Als Law gerade gehen wollte, griff Kid plötzlich nach seiner Hand, hielt ihn fest. Law sah ihn irritiert an. „Was ist?“ Kid sah Law unsicher an, ließ dann aber los. „Nichts, schon gut... sei vorsichtig!“ Law irritierte die Warnung, hier konnte ihm eigentlich nichts passieren. „Bin ich immer!“ Er lächelte kurz, ging dann aber durch die Tür. Kid wusste nicht, woher das mulmige Gefühl in ihm kam, aber er ging trotzdem zu einem der durchgesessenen Sessel und ließ sich darauf sinken. Doch er wagte es nicht, eine Zeitschrift zu nehmen, er war zu sehr unter Strom. Und plötzlich hörte er laute Stimmen, einen Streit und dann: Ein Schuss! Kid sprang auf, die Geräusche kamen von hinter der Tür, durch die Law gegangen war. Er rannte zu ihr, öffnete sie und sah in einen langen Gang. Noch ein Schuss und eine weibliche Stimme schrie hysterisch. Kid rannte den Gang entlang, die Geräusche kamen aus dem letzten Zimmer. Und dann: noch ein Schuss und das Geschrei verstummte. Kid blieb stehen, plötzlich war es totenstill. Sein Herz schlug wie wild, war Law etwa...? Kid musste nun vorsichtig sein, er hörte plötzlich zwei Männer sprechen und schlich langsam zu dem Zimmer. Er verstand langsam, was gesprochen wurde. „...er will dich nicht lebend, weißt du? Tot bist du ihm lieber, also...!“ Law lebte noch! Und Kid zögerte nicht. Er trat die Tür auf, die Waffen geladen und schussbereit. Und er schoss. Zwei Mal, und die beiden Männer, die selbst mit ihren Waffen auf jemanden links der Tür, für Kid nicht einsehbar, gezielt hatten, fielen um. Sie hatten beide einen Schuss direkt in den Kopf bekommen und Kid eilte in den Raum. Er sah nach links uns sah dort Law. Neben ihm lag Lucy, tot. Sein Schwert lag nicht bei ihm, aber er hielt sich die Schulter. Sein Kittel, den er zu den OP’s anzog, war am der linken Schulter vollgeblutet, genauso wie sein Gesicht. Über seiner linken Schläfe prangte eine Platzwunde und schmerzverzerrt sah er Kid an. Sofort rannte der zu ihm, griff im Vorbeilaufen von einem der Schränke eine Mullbinde und kniete sich vor Law. „Das wird schon wieder!“ kam es von ihm, als er die Binde fest auf seine Schusswunde drückte. Kid kannte diese Wunden nur zu gut von sich selbst und wusste in etwa, damit umzugehen. Law gab einen schmerzlichen Laut von sich. „Fuck!“ fluchte er, sah aber Kid an. „D-Danke... aber wir müssen hier weg! Hilf mir hoch, ich drück das selbst drauf!“ Law griff die Mullbinde, drückte sie auf die Wunde. Kid nickte, er packte ihn am anderen, gesunden Arm und zog Law auf die Füße. „M-Mein Schwert!“ Kid sah auf die Waffe, die am anderen Ende des Raums lag und nickte. „Halt dich kurz am Tresen fest!“ Law tat es, denn er war durch den Schlag auf den Kopf nicht unbedingt sicher auf den Beinen. Kid schnappte sich das Schwert, schob es zurück in die Scheide und kam wieder zu Law. Um ihn zu stützen legte er einfach einen Arm um seine Taille und verließ das Zimmer. Er ging denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, doch Kid lauschte jedem Geräusch, um auszuschließen, dass nochmal jemand auftauchte. Dem war zum Glück nicht so, sie schafften es bis zum Auto und Kid half dem schwächelnden Law hinein. Sofort stieg er auch ein und startete den Motor. „Ich bring dich ins Krankenhaus!“ Kid konnte zwar erste Hilfe, aber er wollte nichts riskieren. Law allerdings widersprach: „Nein... fahr zurück zum Anwesen in meine Praxis!“ „Ich kann dich aber nicht versorgen, Law und du bist da nun Mal der Arzt!“ „Penguin kann das aber! Ich rufe ihn an, er ist sicher sogar schneller da, als wir und bekommt für sowas Zutritt zum Haus...!“ Law kramte in seiner Tasche, stöhnte dabei immer wieder vor Schmerz. Kid sah beim Fahren immer wieder zu ihm, er hatte das Gefühl, der andere würde gleich ohnmächtig werden. Das Blut floss noch immer seine Schläfe entlang. Er hielt sich das Handy ans andere Ohr. „P-Peng...? Ein Notfall, kannst du... zum Anwesen kommen?!“ Kid verstand zwar die Antwort am anderen Ende nicht, aber Law klang absolut furchtbar und der Rothaarige sorgte sich mit jeder Minute mehr um den anderen. „S-Schussverletzung und... Platzwunde... ... ... ja, bei mir.. kannst du bitte einfach.... Danke...!“ Law legte auf, ließ dann den Kopf gegen die Scheibe sinken. „E-Er kommt...!“ Kid sah wieder zu Law, biss die Zähne zusammen. „Halt durch, ich fahr so schnell ich kann!“ Und das tat Kid. Er überfuhr mehr als nur eine rote Ampel, doch Kid konnte eines so gut, wie schießen und das war Auto fahren. Sie brauchten kaum 20 Minuten, bis er vor dem kleinen separaten Haus auf dem Grundstück hielt. Am Tor hatte man sie durchgelassen, doch Kid war sich sicher, dass sich schnell rumsprechen würde, in welchem Zustand Law angekommen war.

Das kleinere Gebäude war mit dem Haupthaus nur durch einen unterirdischen Tunnel verbunden. Law hatte Kid dorthin gebracht, nachdem er die Rippen geprellt hatte, um ihn zu Röntgen. Es war so etwas wie eine kleine Klinik, die nur für die Mitglieder des Hauses bestimmt war und natürlich war Law dort der behandelnde Arzt. Normalerweise jedenfalls. Heute Abend waren es Penguin und Shachi, die schon vor dem Eingang auf sie warteten. Kid stieg sofort aus dem Auto, Law war über die Fahrt immer benommener geworden. „Was ist denn passiert!?“ rief Laws bester Freund, als er schon mit einer Trage auf die beiden zu gerannt kam. „Eine Falle, ich war nicht bei ihm, als die Schüsse fielen!“ Kid klang gereizt, was allerdings nicht den Freunden von Law galt. Er öffnete die Beifahrertür. „Sind... wir da?“ fragte Law müde, Kid nickte. „Wir sind da... komm, du musst aussteigen!“ Kid hob Law aus dem Wagen, der konnte nur noch wenig selbst mithelfen und vorsichtig half er ihm zusammen mit den Anderen auf die Trage. „Okay, wir kriegen das hin, es ist gerade sonst niemand hier, aber Shachi assistiert!“ Penguin schien sich hier auszukennen, obwohl er nicht offiziell zur Familie gehörte, schien er nicht das erste Mal da zu sein. Kid war gerade alles recht, Hauptsache Law bekam Hilfe. Und die bekam er. Sein bester Freund war immerhin ebenfalls Arzt und drinnen begann er gleich, die Wunden zu versorgen. Er betäubte Law nur lokal, um die Kugel zu entfernen und die Wunde zu nähen. Auch die am Kopf säuberte und nähte er. Dabei sah Kid zum ersten Mal Laws Oberkörper ohne Shirt. Und die Tattoos, die er trug, beeindruckten ihn. Er hatte schon die an seinen Armen bewundert und sie als äußerst attraktiv eingestuft, aber dass sie noch weiter gingen, hatte er nicht erwartete. Er fragte sich, was sie zu bedeuten hatten. Es waren keine typischen Mafia-Tattoos wie die der Triaden oder ähnlicher Organisationen. Kid glaubte, sie waren etwas Besonderes für den anderen, er trug sie mit Stolz. Aber er hatte wohl kaum das Recht, danach zu fragen und selbst wenn, hätte er keine Zeit gehabt. Kid war noch mit im Behandlungsraum gewesen, als er durch die große Scheibe sah, wie Violet und Dellinger kamen. Penguin schien sie zu bemerken. „Na toll, ausgerechnet die...!“ Aber er konnte seine Arbeit gerade nicht unterbrechen. „Ganz ruhig, ich mach das... kümmert euch um Law!“ sagte Kid zu den beiden, ehe er das Zimmer verließ und den beiden Ankömmlingen den Weg in den Raum versperrte.

„Was ist passiert?“ fragte Violett direkt, als sie Kid sah. „Wir wurden angegriffen... besser gesagt Law! Die haben da schon auf uns gewartet, als wir ankamen...!“ antwortete er ruhig, die Arme verschrenkt. Er würde die beiden jetzt sicherlich nicht zu dem verletzten Law lassen. Vor allem weil er Dellinger nicht ausstehen konnte. „Wie schlimm ist es? Und wieso warst du nicht bei ihm, genau das ist doch deine Aufgabe!“ kam es Vorwurfsvoll von dem deutlich kleineren, jungen, blonden Mann. „Weil es EURE beschissene Hinterhofklinik war und ich Law nicht bis in den OP-Raum alles an den Arsch tragen muss!“ knurrte Kid direkt aggressiv und baute sich auf, obwohl er wusste, dass sein Gegenüber zwar kleiner und schmächtiger, aber trotzdem enorm stark war. Violett ging dazwischen „Männer, ganz ruhig! Kid, Er wollen nur wissen, was passiert ist! Und wie es um Law steht!“ Die ruhige Stimme der Frau brachte ihn tatsächlich etwas runter. „Er hat ne Platzwunde am Kopf und nen Schuss in die Schulter, aber die Jungs versorgen ihn. Es ist nicht allzu schlimm, er wird schon wieder! Aber das hätte in die Hose gehen können. ER...“ Kid betonte die Anrede für den Don etwas abfällig. „...sollte sich dringend Gedanken machen, ob er nicht einen Maulwurf in seiner ach so tollen Familie hat. Das waren nämlich Blackbeards Männer! Kleine Fische, vermutlich sogar ohne das Wissen ihres Bosses, aber da ist es nur ein Frage der Zeit, bis weitere Informationen durchsickern. Euer Don schien sich ja sicher, dass niemand von der Praxis wusste, sonst hätte er uns kaum alleine losgeschickt.“ Kid knurrte noch immer, er war sauer und das merkte man. Diese Geschichte hätte Law das Leben kosten können. Violett blieb weiterhin ruhig, im Gegensatz zu Dellinger. „Rede nicht so abfällig über den Mann, der dich hier trotz Mordversuch an Law aufgenommen hat! Du schuldest ihm Respekt! Ich hätte dich längst umgebracht!“ Kids Wut stieg wieder bei den Worten des Blonden. „Ich rede über ihn wie ich will... und wenn du das so unbedingt willst, dann versuchs doch!“ Dellinger wäre der Aufforderung sicherlich nachgekommen, wäre Violett nicht erneut dazwischen gegangen. „Schluss jetzt, ihr beiden. Es ist heute schon genug Blut geflossen!“ Kid wich zwar nicht zurück, machte aber auch keine Anstalten, auf den Blonden loszugehen, auch wenn er es gerne würde. „Wir berichten Donquixote, er ist im Moment in Kyoto und kommt erst morgen wieder. Können wir Law dir überlassen? Dass er ins Bett kommt, sobald er versorgt ist?“ Kid nickte. „Ich lasse ihn nicht allein...!“ Violett nickte, lächelte sogar ein wenig und zog Dellinger mit sich. „Komm, wir gehen!“ sagte sie zu ihm, der funkelte weiterhin Kid an, wandte sich dann aber ab. Kid seufzte, als die beide um die Ecke verschwanden und fuhr sich durchs Haar. Die Begegnung mit dem verrückten Blonden hatte Kid deutlich gezeigt, dass er hier kein Stück willkommen war.

Law hörte im Zimmer, was draußen gesprochen wurde. Auch wenn der dumpfe Kopfschmerz von dem Schlag ihn noch immer etwas betäubte. Er hatte die Augen geschlossen, während sein bester Freund ihn versorgte. So ganz konnte Law dem Gespräch nicht folgen, doch er hörte den Teil über den Maulwurf ganz genau. Der Gedanke war ihm auch gekommen. Irgendwer hatte verraten, dass sie an diesem Abend und zu dieser Uhrzeit in der Klinik sein würden.

Als Kid das Zimmer kurz darauf wieder betrat, sah Shachi auf. „Wow, du hast sie abwimmeln können... du bist gut!“ Kid seufzte und lehnte sich wieder gegen die Wand. „Ja, aber dieser Dellinger...!“ „Der war schon immer verrückt...!“ kam es leise von Law auf der Liege, Penguin war noch an seiner Wunde an der Stirn. „Ich würde ihn als psychisch gestört bezeichnen...!“ antwortete Kid, aber er war froh: Law kam wohl langsam wieder mehr zu sich und das beruhigte ihn. „Au... man... du hättest ruhig mehr Betäubung benutzen können!“ murrte Law plötzlich, als Penguin den letzten Stich setzte. „Das letzte Mal zu viel, jetzt zu wenig... wie wär’s mit ‚Danke, dass ihr nachts um halb eins nochmal für mich aufstehst!‘? Und am besten aufhören zu quatschen, während ich gerade Stiche setze!“ murrte der andere, Shachi lachte etwas. „Hey, immerhin ein gutes Zeichen, dass er langsam wieder er selbst ist!“ Kid schwieg und blieb an der Wand schräg hinter Law gelehnt. Ihm war leider nicht zum Lachen, die Situation hätte auch ganz anders ausgehen können. Und auf die Begegnung mit Dellinger hätte er verzichten können. „Entschuldige...! Danke, dass ihr gekommen seid.“ Law lächelte zu seinem besten Freund hoch. Peng klebte ihm gerade noch ein Wundpflaster auf die Kopfverletzung. „Schon gut... für dich doch immer. Du bist fertig versorgt!“ Law richtet sich ganz langsam auf, Kid kam dabei zum ersten Mal seit sie im Krankenzimmer waren, zu ihm, half ihm etwas. „Geht es denn?“ fragte er immer noch besorgt, Law nickte. „Geht schon... Mir ist noch etwas schwindelig, aber bis rüber schaff ich‘s schon!“ Penguin räumte die Untensilien und Werkzeuge weg, säuberte noch alles und sah dann zu Kid und Law. „Du weißt, viel liegen und viel Schlafen, nicht mal eben aufstehen und...!“ Doch Law unterbrach ihn. „Jajaja, ich weiß Bescheid, ich bin auch Arzt!“ murrte Law und machte Anstalten, aufzustehen. „Mag sein, aber du hältst dich nie dran!“ Er wandte sich an Kid. „Kannst du das überprüfen? Wir dürfen nicht über Nacht bleiben, wir konnten froh sein, dass uns die Wache am Tor überhaupt um die Uhrzeit reingelassen hat.“ Kid war verwundert über diese Bitte. Wenn er das tun sollte, musste er bei Law bleiben. Wussten die beiden, dass sie sich zu Anfang näher gekommen waren? Oder hatte Law einfach nur erzählt, dass ihre Zimmer nebeneinander lagen. „Ich sorge dafür!“ bestätigte Kid allerdings und half Law von der Liege aufzustehen. „Gut! Wir verabschieden uns dann, Law... passt auf euch auf, im Moment ist Tokyo nicht sicher... nirgendwo!“ Es war dieses Mal Shachi der sprach und Kid fragte sich, was das heißen sollte. „Machen wir... und danke nochmal! Ich melde mich morgen!“ Law verabschiedete die beiden an dem Tunnel, der sie rüber führen sollte. Und kurz darauf waren sie wieder alleine.

Kid hatte erneut seinen Arm um Laws Taille gelegt. Er spürte die Wärme, die von ihm ausging und roch seinen angenehmen Duft. Zum ersten Mal seit Tagen erinnerte er sich der Anziehungskraft, die Law auf ihn hatte. Wie sollte er seine Empfindungen nur endlich unter Kontrolle bringe? „Lässt du mich denn bei dir sein, dass ich die Aufgabe der beiden erfüllen kann?“ fragte er leise, es war völlig still in dem Gang und auch noch als sie das Haus betraten. „Hab ich eine Wahl?“ Kid musste lächeln. „Eigentlich nicht... ich will nur sicher sein, dass es dir gut geht, das ist alles... ich bleib auch im Wohnzimmer!“ Law wurde fast ein wenig verlegen. Als würde der Gentleman der Jungfrau versprechen, dass er keine bösen Absichten hatte. Dass er sie nur beschützen wollte, ohne ihre Ehre zu beschmutzen. „Das... musst du nicht...!“ sagte er leise, bereute es aber gleich wieder. Was tat er hier? Er hatte die Mauern wieder geschlossen... er wollte Kid keine Hoffnungen machen, ihm nicht zu viel von sich geben. Wieso bot er ihm dann wieder an, bei ihm im Bett zu schlafen?

Doch Kid schüttelte den Kopf. „Doch, muss ich... und das wissen wir beide!“ sagte er sanft und langsam gingen sie die Treppe zu ihren Wohnbereichen hoch. Law sagte nichts mehr. Er fühlte sich benommen durch den Schlag, den Blutverlust und die Schmerzmittel. Er freute sich, wenn er gleich endlich in seinem Bett lag. Und genau da hin brachte Kid ihn auch. Er half ihm, die blutigen und ohnehin zerschnittenen Sachen loszuwerden und seine Schlafsachen wieder anzuziehen. Als Law lag setzte er sich nochmal zu ihm an den Bettrand und deckte ihn zu. Die müden, grauen Augen sahen ihn an. „Danke...!“ kam es leise von Law. „Wofür?“ „Du hast mir das Leben gerettet... als ich dort saß, die Pistole auf mich gerichtet, da... hab ich die ganze Zeit zur Tür gesehen... in der Hoffnung, dass du rein kommst... und dann kamst du!“ Law lächelte etwas, schloss dann aber müde die Augen. Kid berührten seine Worte und ohne es wirklich unter Kontrolle zu haben, hob er eine Hand und strich ihm sanft über die Wange. „Dafür war ich doch da... ich hab‘s versprochen! Ich.. halte immer meine Versprechen!“ sagte er sanft. Law öffnete nochmal kurz die Augen, lächelte, ehe er wegdriftete und erschöpft einschlief.

No.11

Kid blieb noch eine ganze Weile neben Law am Bettrand sitzen, beobachtete ihn beim Schlafen und dachte nach. Wie hatte man sie dort heute erwischen können? Donquixote würde Law niemals einer Gefahr aussetzen, er würde ihn mit nur einem „Bewacher“ nur an einen absolut sicheren Ort für einen Auftrag senden. Also musste irgendjemand innerhalb der Familie entweder untreu sein, oder einfach nur unbedacht etwas verraten haben. Ein Maulwurf bei Donquixote? Einer, der Blackbeard berichtete? Kid grübelte noch lange, doch er blieb bei Law im Zimmer. Irgendwann zog er auf einen der gemütlichen Sessel um, noch immer in seiner Arbeitskleidung. Er konnte nicht mal eben rüber gehen... wenn die Tür zufiel, konnte er nicht mehr zu Law und das wollte er nicht riskieren. Eigentlich war auch Kid furchtbar müde, aber er konnte und wollte Law nicht alleine lassen. Als es langsam draußen begann zu dämmern, döste Kid doch irgendwann auf dem Sessel etwas ein, den Blick stetig auf Law gerichtet.

Law begann nur langsam aufzuwachen, begleitet von einem dumpfen Kopfschmerz. Im Zimmer war es furchtbar hell und er kniff die Augen nochmal zusammen. Seine Schulter brannte und im ersten Moment musste er darüber nachdenken, was überhaupt passiert war. Er sah nochmal den Behandlunsgraum vor sich, wie es plötzlich für einen Moment schwarz wurde. Man hatte ihm auf den Kopf geschlagen, in dem Moment, als er das Zimmer betreten hatte. Er hatte Lucy schreien hören, als er sein Schwert zog. Doch Law hatte nichts gesehen, man hatte es ihm aus der Hand getreten, bevor er auch nur hätte Anstalten machen können, es zu benutzen. Der Schuss in die Schulter folgte direkt darauf, Law war an die Wand gekrochen. Wieder hatte Lucy geschrien, doch ihre Schreie waren nach einem weiteren Schuss verstummt. Und plötzlich hatte er in den Lauf der Pistole gesehen. Sie war direkt in sein Gesicht gerichtet gewesen, ein Schuss und alles hätte geendet.

Law öffnete die Augen wieder und sah direkt auf seinen Retter. Kid saß noch immer in dem Sessel neben dem Bett und schlief. Ein sanftes Lächeln zog sich auf seine Lippen, trotz der Schmerzen. War er die ganze Nacht bei ihm geblieben? Offensichtlich. „Idiot...!“ murmelte er leise. Kid schlief doch ohnehin so schlecht, vermutlich hatte er diese Nacht fast gar nicht geschlafen... und wenn, dann sicherlich nicht sonderlich bequem. Etwas mühselig versuchte Law sich aufzurichten. Dabei überkam ihn ein unangenehmes Schwindelgefühl und er ließ sich doch wieder zurück in die Kissen sinken. Es würde einige Tage dauern, bis er sich von seinen Verletzungen erholen würde, aber gerade quälte Law vor allem eins: Durst! Das Glas auf seinem Nachttisch war leer, aber er wollte Kid nicht wecken, also versuchte er nochmal, hochzukommen und sich wenigstens aufzusetzen. Unglücklicherweise stützte er sich mit dem verletzten Arm auf und keuchte vor Schmerz. Laut genug wohl, um Kid zu wecken.

Der schmerzliche Laut war zu ihm durchgedrungen und müde öffnete Kid die rot unterlaufenen Augen. Er blickte direkt auf das Bett und war sofort hellwach, als er sah, wie Law sich aufrichten wollte. „Hey, langsam, du sollst liegen bleiben!“ Kid sprang regelrecht von dem Sessel auf und kam zum Bett, drückte Law vorsichtig an der gesunden Schulter zurück.

Law hingegen sah Kid unglücklich an, als dieser sich über ihn beugte. „Ich wollte dich nicht wecken...!“ Die Augen des anderen zeigten deutlich den Schlafmangel und es tat Law furchtbar Leid. Sein eigener Schmerz war für den Moment vergessen und ohne groß darüber nachzudenken hob er die Hand und legte sie an Kids Wange. „Du siehst so müde aus, Kid... wieso hast du dich nicht ins Bett gelegt... oder wenigstens auf die Couch?“

Kids Augen weiteten sich etwas, als er plötzlich Laws Hand an seiner Wange spürte. Wieder diese Wärme... diese sanfte Geste, die ihm zeigte, dass Law sich sorgte, um IHN, obwohl er hier der verletzte war. „Ich... wollte dich nicht alleine lassen, falls du mich brauchst...!“ Kids Hand hatte sich ebenso gehoben und legte sie vorsichtig auf die von Law. Er schmiegte sich an die sanfte Berührung und wieder war in ihm dieser Drang, den anderen zu küssen. Doch Kid wagte es dieses Mal nicht. „Hast du Durst?“ Law nickte nur. Daraufhin löste sich Kid, obwohl er die Berührung so sehr genoss. Eine seltsame Kälte breitete sich auf seiner Wange aus, wo eben noch Laws warme Hand gelegen hatte. „Ich hol dir etwas...!“ Damit ließ er den anderen für einen Augenblick allein und ging nach nebenan, um ihm Wasser zu holen.

Law sah Kid nach, ließ die Hand dabei langsam wieder auf die Decke sinken. Er hatte im Blick des Anderen gelesen, dass er ihn hatte küssen wollen. Und Law wünschte tief in sich drin, Kid hätte diesem Wunsch nachgegeben. Aber er selbst hatte es doch deutlich gemacht: Sein eigener Körper gehörte ihm nicht. Und jeden Schritt, den sie weiter gingen, würde ihnen beiden, oder mindestens Kid, das Leben kosten. Also sollte er sich so etwas nicht wünschen. Er wollte, das Kid lebte. Und dass sie hier zusammen raus kamen. Also versuchte er den Gedanken zu verdrängen und sich stattdessen langsam aufzusetzen. Er konnte nicht mehr liegen.

Als Kid mit dem Wasser zurückkam, hatte Law sich wieder hingesetzt. „Deine Freunde hatten Recht, du bist zwar Arzt, aber folgst deinen eigenen Anweisungen nicht!“ seufzte Kid und kam zum Bett. Law verzog etwas das Gesicht. „Ja, ich weiß... aber ich kann einfach nicht mehr liegen, mir tut alles weh!“ Kid setzte sich neben Law auf die Bettkante, stellte das Wasser aber zunächst ab und richtete ihm die Kissen hinter ihm so, dass er sich eingermaßen aufrecht anlehnen konnte. „Lehn dich zurück, du kannst doch unmöglich gerade sitzen ohne Stütze, wie willst du da trinken?“ Law seufzte erneut, tat aber was Kid sagte und ließ sich dann das Wasserglas reichen. Er leerte es in einem Zug und gab es dann zurück. „Danke!“ Kid nickte nur und stellte es weg. „Brauchst du nochmal Schmerzmittel? Sag mir nur, welche, dann hole ich dir etwas.“ Es war rührend, wie Kid sich kümmerte und lächelnd sah er ihn an. „Ja, ich hab noch was drüben im Schrank. Hol mir einfach die Ibuprofen 1000, das sollte im Moment reichen. Die Schmerzen sind ertragbar.“ Kid tat auch das. Im Badezimmer sah er im Spiegel, wie müde er tatsächlich aussah. Kein Wunder... es war gerade mal neun Uhr durch und er hatte frühestens um sieben geschlafen. Also wieder nur gerade mal zwei Stunden... wie lange sein Körper das noch aushalten würde? Kid wandte den Blick ab und holte Law die Medikamente, brachte es ihm auch ans Bett und drückte ihm eine aus dem Blister. „Hier!“ Er füllte auch das Glas nochmal, dass Law die Tablette nehmen konnte. „Brauchst du sonst noch was?“ Law schüttelte leicht den Kopf und reichte Kid das Glas zurück. „Nur, dass du dich nochmal hinlegst... du siehst schlimm aus, Kid. Tut mir Leid, dass das gestern so schief gelaufen ist und...“ Law senkte den Kopf etwas. „...und dass ich dir etwas versprochen, aber nicht gehalten habe.“ Kid legte fragend den Kopf schief. „Ich wollte dir etwas gegen deine Schlafprobleme geben, aber stattdessen habe ich dich ferngehalten, geradezu ignoriert. Das war nicht fair... ich wollte es dir gestern geben, aber dann ist das hier passiert und...!“ Kid hätte mit einer Entschuldigung deswegen nicht gerechnet. Er musste zum ersten seit langem Mal wieder lächeln und legte eine Hand auf die von Law. „Hey, ist schon okay... mach dir um mich mal keinen Kopf, ich komm schon klar.“ Law sah kurz auf ihre Hände. Kid’s war so warm... doch dann hob er den Kopf und sah ihn streng an. „Tust du nicht! Du siehst aus, als würdest du jeden Augenblick umkippen! Du siehst sogar schlimmer aus als ich, und ich hab mich nicht Mal gesehen. Also geh jetzt ins Bett und schlaf, wenigstens ein paar Stunden, so lange komme ICH dann klar...“ Kid sah Law an, aber es behagte ihm nicht. „Und wenn nicht? Ich kann nicht mal eben rüber kommen... ganz ehrlich, Law, nach gestern Abend glaube ich nicht Mal, dass du hier im Haus hundert Prozent sicher bist.“ Warum es Kid so wichtig war, dass dem anderen nicht noch mehr geschah, war ihm wohl selbst nicht ganz klar. „Du meinst die Sache mit dem Maulwurf... ich hab euch gestern reden gehört vor der Tür. Aber ich glaube auch, dass du Recht hast... Wenn es einen gibt, ist es keiner der Hochgestellten... eher ein kleiner Fisch, der anderen kleinen Fischen zwitschert.“ Kid nickte etwas. „Ja, das denke ich auch, aber trotzdem... ich bin hier, um deine Sicherheit zu garantieren, und das werde ich... also...“ „Gib mir einen Stift!“ Law unterbrach Kid mitten im Satz, weswegen er den Schwarzhaarigen irritiert ansah. „Was?“ „Einen Stift! Auf der Kommode liegt einer!“ Kid sah zu der Kommode... er wusste zwar nicht, wozu Law nun einen Stift wollte, aber er holte ihn, reichte ihn ihm, aber blieb neben dem Bett stehen. Law griff aber nicht nur nach dem Stift, sondern nach Kids ganzer Hand und zog ihn wieder aufs Bett. Kid sah irritiert auf seine Hand, als Law den Kugelschreiber schon ansetzte und auf seine Handinnnenfläche schrieb. „Hey...!“ „Halt still!“ Als Law fertig war, bekam Kid seine Hand zurück und sah auf die 8-stellige Zahlenkombination. Es war der Code für die Tür zwischen ihren Wohnungen. Sozusagen Laws Zimmerschlüssel. Überrascht sah er ihn wieder an. „Du.. vertraust mir das jetzt also an?“ Law war es nun, der etwas lächelte. „Du hast mir gestern das Leben gerettet... du hast mich zurück gebracht und sogar bis ins Bett. Wenn du mich noch immer töten wolltest, hättest du schon mehr als eine Gelegenheit gehabt, also... ja, ich vertraue dir!“ sagte er sanft. Kids Herz machte im selben Moment einen seltsamen Hüpfer. Noch nie hatte ihm jemand so direkt gesagt, dass man ihm vertraute. Außer vielleicht Killer. Bei Law war es aber anders. Es erwärmte Kids Herz und auch er musste lächeln. „Außer dir hat niemand Zutritt... naja... außer IHM!“ Law sah dabei kurz wieder weg. Besuchte er Don Law etwa auch in seinem Zimmer? Oder hatte er einfach nur Zutritt? Kid wollte nicht fragen, er wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen, der Gedanke schmerzte zu sehr. „Na gut, dann... werde ich mich gleich etwas hinlegen, aber ich mach dir zumindest noch was Kleines zum Frühstück.“ „Hm, ich hab keinen großen Hunger, aber du bestehst sicher darauf?“ Kid nickte. „Das tue ich!“ Und so bekam Law auch kurz darauf das Frühstück. Kid aß nichts, er hatte weder Hunger, noch Appetit. Er wollte einfach nur schlafen und hoffte, dass er es konnte. Law hatte ihn das Schlafmittel noch holen lassen und sogar darauf bestanden, dass Kid es direkt nahm. Vermutlich hatte er Sorge, der Rothaarige würde es sonst einfach nicht nehmen. Die Sorge war wohl nicht ganz unberechtigt. „So, zufrieden?“ Kid hatte die Tabletten gerade geschluckt, Law nickte. „Das wirst du auch sein, wenn du wieder aufwachst, versprochen!“ Ein wenig musste Kid wieder lächeln und strich nochmal über Laws Hand. „Okay, dann.. geh ich mal rüber! Wenn aber was ist, ruf mich... Mein Handy ist auch laut!“ Law nickte. „Werde ich, versprochen. Schlaf du etwas.“ Nochmal sah Kid in Laws stahlblaue Augen und beugte sich zu ihm vor. Er wollte ihn wieder küssen, das merkte er auf halbem Weg, doch Kid wandte den Kuss ab und er landete auf Laws Stirn. Zärtlich legte er dabei die Hand an seinen Hinterkopf, darauf bedacht ganz sanft zu sein, um ihm keine Schmerzen zu bereiten.

„Schlaf auch noch etwas...!“ sagte Kid leise, ehe er aufstand und durch die Tür in sein Zimmer verschwand.

No.12

Law blieb zurück, den Kuss immer noch spürend. Langsam hob er eine Hand, berührte die Stelle an seiner Stirn, an der Kid’s Lippen einen warmen Abdruck hinterlassen hatten. Wieso zogen sie einander so an? Law hatte sie wieder gespürt, diese Verbindung zwischen ihnen, die irgendwie von Anfang an da gewesen war. Laws Finger strichen darüber, bis er seinen Kopf hängen ließ und traurig auf die Bettdecke sah. Er hasste, dass ihm nicht erlaubt war, sich einfach darauf einzulassen. Er wollte sich dem Abenteuer mit Kid so gerne hingeben, er wollte wissen, wie es sein könnte, sich zu verlieben. Körperlich, wie seelisch. Aber das war unmöglich... zumindest hier und in diesem Haus. Frustriert und traurig ließ sich Law wieder ins Bett sinken. Sein Kopf dröhnte, und seine Schulter schmerzte. Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn auch er sich noch etwas zum Schlafen hinlegte.

Als Kid drüben kurz darauf endlich im Bett lag, spürte er die unfassbare Müdigkeit in seinem ganzen Körper. Er hatte die Vorhänge zugezogen und sich auch endlich der noch etwas blutigen Kleidung entledigt. Und trotzdem fiel es ihm unendlich schwer, Schlaf zu finden. Er lauschte auf jedes kleinste Geräusch von nebenan. Die Sorge um Law wurde ihm, als er dort mit geschlossenen Augen lag, erst richtig bewusst. Er erinnerte sich auch ganz genau an die Angst am Tag zuvor, Law doch tot hinter der Tür in dem heruntergekommenen Gebäude zu finden. „Scheiße...!“ fluchte er flüsternd und rollte sich ein. Ihm wurde langsam bewusst, dass er Gefühle für den anderen entwickelte. Die Art von Gefühlen, die er zwar nie wirklich bei jemandem gespürt hatte, aber durchaus wusste, wie sie genannt wurden. „Hör auf, dich in ihn zu verknallen und penn endlich...!“ Wieder sprach Kid flüsternd mit sich selbst, auch wenn Kid keinerlei Hoffnungen hatte, dass er auf sich selbst hörte. Zumindest nicht bei dem Part des Verliebens. Schlaf allerdings fand Kid irgendwann. Er war zwar nicht sonderlich tief, aber tief genug, um ihm zwei Stunden Ruhe zu gönnen.

Als er wieder hochschreckte, hörte er eine tiefe Stimme von nebenan. Kid blinzelte müde und setzte sich langsam auf. Er sah zu der Verbindungstür. Kamen die Stimmen wirklich von nebenan? Langsam erhob er sich vom Bett und schlich durch den Raum. Die Stimme wurde lauter, je näher er der Tür kam und als er sie erreichte, legte er neugierig sein Ohr daran. Und erkannte dabei auch sofort, WER da bei Law war. Es war kein anderer als Donquixote.
 

Law fiel es ebenso schwer, nochmal schlaf zu finden. Aber dass der Andere nicht wieder rüber kam, gab ihm wenigsten die Hoffnung, dass Kid es tat. Irgendwann allerdings musste auch er eingedöst sein. Er hatte jedenfalls nicht bemerkt, wie jemand seine Wohnung betreten hatte. Erst als die Schritte fast am Bett waren, öffnete er müde die Augen. „Konntest du wieder nicht Schla...!“ Law blieb der Satz im Hals stecken, als er sah, welch massive Gestalt sich da vor seinem Bett aufgebaut hatte. Er zuckte zurück, setzte sich dabei ungeschickt auf und zischte vor Schmerz. „D-Du bist es...!“ „Wen genau hast du denn erwartet?“ knurrte er Blonde, der offensichtlich furchtbar gereizt war. „Ich... nichts, niemanden, aber auch nicht dich! Du hast hier nichts zu suchen!“ fauchte Law, dessen Kopfschmerz minütlich schlimmer wurde. „Das hier ist MEIN Haus!“ giftete der Don zurück. „Und du gehörst auch mir! Wer hat dich so zugerichtet und wie war das möglich?“ Law hielt sich den schmerzenden Arm und sah feindseelig zu Donquixote. „Erklär du mir das, die scheiß Bruchbude gehört auch dir, ich dachte das wäre ein Safe-Place! Wohl doch nicht so safe, es ist deine Schuld, wenn die Geheimhaltung Lücken hat, das ist nicht meine Aufgabe!“ Law sah in den Augen des Dons, dass er darauf keine Antwort hatte, stattdessen machte ihn wohl Laws trotziges Verhalten nur noch wütender. „Pass auf, wie du mit mir redest!“ knurrte er blonde Riese und beugte sich über das Law, stützte eine Hand neben ihm auf die Matratze. Law wich zurück, doch zu langsam, der Stärkere packte ihn am Kinn, hielt ihn schmerzlich fest. „Ich mag es nicht, wenn man mein Spielzeug kaputt macht, aber noch weniger mag ich aufmüpfiges Spielzeug!“ Die Hand ließ sein Kinn los, allerdings nur um kurz darauf durch die Decke in Laws Schritt zu greifen, und fest zuzudrücken. Law keuchte schmerzlich auf und schloss die Augen, drehte den Kopf weg. Er hasste es so sehr, wenn er ihn dort berührte. Seine Hand quetschte Penis und Hoden zusammen und er spürte plötzlich Don‘s heißen Atem an seinem Ohr. Law überkam, wie jedes Mal, eine furchtbare Gänsehaut und er wollte am liebsten einfach nur weg. „Du bleibst im Bett! Keine Aufträge so schnell mehr für dich, du verlässt nicht das Haus... und in zwei Tagen erwarte ich dich abends wieder bei mir!“ Die kalte Stimme ging ihm durch Mark und Bein und allein der Gedanke, dass er sich noch nicht ganz auskuriert ihm wieder würde hingeben müssen, ließ ihm schlecht werden.

Der einzige Trost war, dass der Don danach sofort von ihm abließ und das Zimmer verließ. Law blieb zitternd zurück und rollte sich wieder ein, griff zwischen seine Beine. Es schmerzte noch immer... wieso konnte er nicht wenigstens da vorsichtig sein? Law dachte sofort an Kid... ob er auch so brutal wäre? Nein... sicher nicht. Wieso dachte er daran? Er wollte dort am liebsten überhaupt nicht berührt werden.

Im selben Moment entriegelte sich die Verbindungstür und Kid steckte vorsichtig den Kopf hinein. Law riss erschrocken die Augen auf, löste seine Hände aus seinem Schritt und sah zu dem Rothaarigen. Sein Blick schien so mitleidig. „D-Du sollst schlafen...!“ knurrte Law und drehte den Kopf wieder weg.

Kid ließ sich nicht abschütteln. Law ging es nicht gut, das sah man sofort. Kid hatte nahezu alles verstanden, was der Don zu ihm gesagt hatte, und es machte ihn wütend. Wie konnte dieser Mann sich so viel rausnehmen? Er wusste zwar nicht, was er ihm gerade schon wieder angetan hatte, aber er wusste, was er ihm in zwei Tagen antun würde. Ihm nahezu alle zwei bis vier Tage antat. Er hatte auch in den zwei Wochen, in denen Law Kid auf Abstand gehalten hatte, mitbekommen, wenn der andere nachts gewimmert hatte. Doch da hatte er nicht zu ihm gekonnt. Jetzt konnte Kid.

Langsam kam er zum Bett. „Ich hab geschlafen... mir geht es besser!“ sagte er ruhig. Als er bei ihm ankam, setzte er sich zu ihm, legte vorsichtig eine Hand auf Laws Arm, obwohl der sich von ihm weggedreht hatte. „Schht, beruhig dich wieder, er ist weg.“ Im ersten Moment war Law nicht klar, was Kid meinte, doch als seine Hand sich fester auf seinen Arm legte, merkte er, wie sehr er zitterte. Er hatte einfach so unfassbare Angst vor dem blonden Monster, obwohl er immer versuchte, sie ihm nicht zu zeigen. „E-es geht schon... du solltest nicht hier sein, wenn er...“ „Zurück kommt? Das höre ich früh genug, keine Sorge!“ Kid sprach sanft und Law merkte, wie er sich hinter ihm mehr aufs Bett setzte... oder legte? Plötzlich spürte er einen Arm um seine Taille, der ihn zu sich zog. Als Law sich umdrehte, sah er gegen Kids Brust. Vorsichtig hob er den Blick und sah in die warmen, bernsteinfarbenen Augen, die ihn jedes Mal fesselten.

„Ich weiß, dass du... eigentlich ihm gehörst. Aber ich kann das einfach nicht akzeptieren... ich will auch nicht. Ich will... dich zumindest halten dürfen, wenn du zitterst... und bei dir sein, wenn du mich brauchst!“ Diese warmen Worte... woher kam diese Wärme? Und wieso gab Kid sie ihm? Laws Körper und Geist wollten sich einfach an ihn schmiegen, die Augen schließen und alles vergessen. Doch sein Kopf spielte mit und versuchte, Kid wegzudrücken. „I-Ich... wer sagt, ich brauch dich...? D-Du musst gehen, ich...“ Doch Kid hielt ihn fest... zu fest, als dass er weg käme. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er auch nicht einen Bruchteil seiner Kraft überhaupt versucht, aufzuwenden. „Du sagst mir das, wenn auch nicht mit Worten...!“ drang es warm an sein Ohr. „Du hast mir heute Nacht gesagt, ich soll bei dir schlafen... ich habe abgelehnt, weil ich es für richtig hielt... aber wir wissen beide, dass das nicht richtig ist, also... lass mich bei dir schlafen. Ich halte dich nur, versprochen, aber ich will bei dir sein!“

Wieso Kid plötzlich so offen sprach, wusste er nicht. Er hatte für einen Augenblick den Kopf einfach ausgeschaltet, er konnte sich den Gefühlen gerade nicht mehr verwehren, völlig egal, ob sie ihn später verletzten würden. Und scheinbar ging es Law genauso. Denn er hörte auf, sich zu wehren. Er begann sogar, sich an ihn zu drücken, und nur zu nicken. „B-Bleib... bei mir...!“ murmelte er leise gegen seine Brust und Kid meinte, wieder eine Träne in seinem Augenwinkel zu sehen. Die psychische Belastung war förmlich greifbar, und wenn Kid sie noch nicht beenden konnte, so wollte er zumindest versuchen, sie zu vermindern. Vorsichtig, aber bestimmt schloss er beide Arme um ihn, sodass Law seinen Kopf auf seine Brust ablegen konnte. Law ließ es zu. Kid zog die Decke über die beiden und schloss nochmal die Augen. Schlafen konnte er nicht mehr, doch irgendwann hörte er wieder den ruhigen Atem von Law und wusste: Der andere war eingeschlafen.

No.13

Die Zärtlichkeiten in den kommenden zwei Tagen zwischen Law und Kid wurden wieder häufiger. Der Rothaarige war eigentlich ständig bei Law, half ihm so gut er konnte und kümmerte sich um seine Verletzungen. Wobei der gelernte Arzt sich wunderte, wie Kid noch lebte, bei der Art wie er Wunden versorgte. Immerhin war er lernwillig und ließ sich von ihm anleiten.

Kid wagte es zwar, Law immer mal wieder körperlich nah zu kommen, ihn zu umarmen oder dicht neben ihm zu sitzen oder zu liegen, allerdings nicht mehr. Ihn zu küssen traute er sich nicht. Und das obwohl er genau das ständig wollte. Das Verlangen wurde von Tag zu Tag größer. Laws Schulter war zwar auf dem Weg der Besserung, aber noch lange nicht verheilt. Sie saßen am Abend, als Don angekündigt hatte nach Law zu verlangen, zusammen auf der Couch. Sie hatten zusammen zu Abend gegessen und dann einen Film eingelegt. Kid hatte eigentlich schon wieder vergessen, was der Don vor zwei Tagen in Laws Schlafzimmer zu diesem gesagt hatte. Der Schwarzhaarige hatte es wohl nur verdrängt. Es saß an Kid gelehnt entspannt neben ihm, als sein Handy auf dem Tisch vibrierte. Law griff danach, entsperrte es und Kid merkte, wie der andere plötzlich neben ihm erstarrte. Er sah zu ihm, aber im selben Moment sperrte Law wieder das Display und setzte sich auf. „Du solltest gehen!“ sagte Law und wirkte plötzlich wieder eiskalt. Kid sah ihn irritiert an, als Law aufstand. „Was? Wieso, der Film...“ „Bitte, Kid! Du musst wirklich gehen...“ Law stockte, senkte den Blick. „Ich... muss gehen...!“ In dem Moment fiel es Kid sofort wieder ein. „Er ruft nach dir? Ernsthaft? Du bist noch verletzt, Law, du kannst unmöglich...“ Kid griff nach Laws Hand, stand auf, doch der entriss sie ihm. „Ich MUSS! Wann verstehst du das endlich?“ Law sah ihn aufgebracht an. „Was er mir antut, wenn ich mich weigere, ist schlimmer, glaub mir... tut mir leid, ich... wir gucken den Film wann anders zu Ende, okay?“ Law sah Kid unglücklich an. „Es geht doch nicht um den Film...!“ Kid klang nun ebenso traurig, der Schwarzhaarige nickte. „Ich weiß... bis morgen, oder so.“ Damit wandte sich Law ab und ging zur Tür, verschwand durch diese.

Unglücklich blieb Kid zurück in Laws gigantischer Wohnung und wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er gehen? Zurück in sein Zimmer, weil Law später alleine sein wollte? Vermutlich, immerhin hatte er „bis morgen“ gesagt. Aber Kid wusste auch, in welchem seelischen und körperlichen Zustand der andere zurückkommen würde. Und es brach Kid allein bei dem Gedanken das Herz, Law könnte damit heute Nacht wieder alleine sein. Also blieb er. Er blieb auf dem Sofa, aber den Film alleine zu Ende schauen wollte er auch nicht. Stattdessen saß er dort einfach im Dunkeln und starrte durch die großen Panorama-Fenster nach draußen in die finstere Nacht. Er versuchte einmal mehr seine Gefühle für den Anderen zu verstehen. Er war sich inzwischen sicher, dass er drauf und dran war, sich in ihn zu verlieben. Doch je stärker seine Gefühle für ihn wurden, umso größer wurde der Hass auf Donquixote und das war gefährlich, wo er doch genau wusste, dass er sich manchmal nicht unter Kontrolle hatte. Aber Kid wusste, wie es sich anfühlte, missbraucht zu werden. Ob er mit Law mal darüber reden sollte? Nein. Das konnte er nicht... er würde es nicht aussprechen können, auch wenn es vielleicht beiden helfen würde, darüber zu reden.

Er saß sicherlich zwei Stunden dort allein, ehe er den Schlüssel im Schloss hörte. Kid sah auf, als Licht vom Gang rein kam und der deutlich gekrümmte Law die Wohnung betrat. Kid wollte aufstehen, doch Law rührte sich nicht mehr. Er sah nur schemenhaft, wie der Schwarzhaarige an der Tür gelehnt auf den Boden sank, und die Knie anzog. Kurz darauf hörte er ein leises, schluchzendes Wimmern. Kid erhob sich von der Couch und ging auf ihn zu. Im Vorbeigehen machte er eine Stehlampe an. Erschrocken hob Law den Kopf und sah ihn direkt an. Doch er sagte nichts, die Tränen standen wieder in seinen Augen. Als Kid ihn erreichte, ging er vor ihm in die Knie und legte sanft eine Hand an seine Wange.

„Ich konnte nicht gehen... ich musste warten!“ Law hörte die sanften Worte von Kid und die Tränen in seinen Augen wurden stärker. Wieder war er so unfassbar sanft zu ihm und dieses Mal zögerte Law nicht. Seine Arme lösten sich von seinen Knie und zumindest der eine, gesunde legte sich dafür um Kids Hals, zog ihn an sich und er vergrub sein Gesicht in Kids Halsbeuge. Er konnte sein Schluchzen nicht kontrollieren, doch das musste er auch gar nicht. Nicht bei Kid. Law spürte, wie dessen starke Arme sich um seine zitternden Körper legten. Der eine an seinen Rücken, der andere schob sich unter seine Beine in seine Kniebeugen und Sekunden später spürte er zum ersten Mal Kids enorme Kraft. Mit Leichtigkeit hob der Rothaarige ihn auf seine Arme. Law keuchte kurz erschrocken auf, vor Schmerz und Überraschung. Doch schnell merkte er, wie sicher der Andere ihn hatte. Dieses Gefühl von Sicherheit... nur drei Menschen hatten es ihm bisher in seinem Leben geben können. Seine Eltern, und Cora-san, der Bruder des Mannes, der ihm all das hier antat. Wieso spürte er es plötzlich bei Kid, der ihn nach drüben in sein Bett trug und dort vorsichtig absetzte? Law wusste es nicht, aber als Kid ihn langsam losließ, wollte Law sich am liebsten an ihn klammern. Als Law ihm wieder in diese warmen Augen sah, griff er nach seiner Hand. „B-Bleibst du... bitte über Nacht?“

Kid hatte den Weg vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer über gespürt, wie der andere gezittert hatte. Deswegen konnte er ihm diese Bitte, die Law mit gebrochener, ebenso zitternder Stimme aussprach, auch unmöglich abschlagen. Bisher hatte der andere ihn abends immer zurück in sein Zimmer geschickt und das war für Kid okay gewesen. Aber heute wäre es ihm wohl enorm schwer gefallen, einfach zu gehen. Sanft nickte er deshalb. „Natürlich... Ich schließe drüben nur noch ab und lösche das Licht, dann komme ich zu dir!“ sagte er sanft. Law nickte, auch wenn Kid in seinen Augen sah, dass er nicht wollte, dass Kid nochmal ging. Also beeilte er sich.

Es dauerte kaum eine Minute, ehe Kid wieder das Schlafzimmer betrat, doch Law war es ewig vorgekommen. Er hatte sich zur Mitte hin auf seiner Seite eingerollt. Als Kid zu ihm ins Bett kam, sah er zu ihm hoch. „D-Danke...!“ sagte er leise.

Kid ließ sich in das weiche Wasserbett sinken und sah in die immer noch traumatisierten Augen von Law. Wie konnte man diesem wunderbaren Menschen nur sowas antun? „Dafür nicht...!“ sagte er sanft und strich ihm noch einmal über die Wange. „Versuch zu schlafen... ich bin direkt neben dir!“ Kid beugte sich nochmal zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe er das Nachtlicht löschte und sich ebenso auf den Rücken ins Bett sinken ließ.

Law schloss die Augen nicht, als es plötzlich um sie herum stockdunkel war. Er konnte nicht. Er spürte SEINE Hände noch überall auf sich. Heute war er wieder besonders brutal gewesen. Zwar hatte er ihn nicht gewürgt, dafür aber wieder angefasst, wo er ihn nicht spüren wollte. Laws Genitalien schmerzten noch immer, sein Anus sowieso. Vorbereitung war für den Don ein Fremdwort, Gleitgel meistens auch und mehr als einmal hatte er ihn blutig gefickt. Wenn Law die Augen schloss, sah er vor seinem inneren Auge wieder, wie er ihn misshandelte. Doch als er sie schnell wieder öffnete, sah er Kids Gestalt neben sich. Doch der andere hatte auch noch die Augen offen und sah an die Decke. Law wollte näher zu ihm... er wollte noch immer von ihm gehalten werden. Aber würde Kid das wollen? Der andere konnte auch ohne ein Klammeräffchen an ihm schon nicht wirklich viel und gut schlafen. Und Law wollte nicht nur nehmen... Kid gab ihm so viel, und was hatte er ihm bisher zurückgegeben? Abweisung und Ignoranz. Aber vielleicht bestand eine winzige Chance, dass Kid es sogar wollte? Dass er bei ihm blieb, weil er ihm nah sein wollte, aber sich nicht traute, weil Law ihn so oft abgewiesen hatte? Immerhin war er vor zwei Tagen auch auf einen Mittagsschlaf bei ihm geblieben... und da hatte es ihn nicht gestört, dass Law auf seiner Brust gedöst hatte. Die Hoffnung in ihm ließ Law seine Hand unter der Decke vorsichtig wandern. Er wollte zu der von Kid, die auf der Decke auf seinem Bauch lag. Vorsichtig berührte er zunächst seinen Arm, wanderte mit den Finger darüber bis an Kids Hand. Und zum Erstaunen von Law, legten sich die großen, rauen, und doch so sanften Finger sofort um die von Law. Als der Schwarzhaarige den Kopf hob, sah er im fahlen Licht wieder in diese warmen, durchdringenden Augen. Sie sagten ihm: Gib nach! Komm zu mir! Und genau das tat Law. Er rutschte näher, an Kid heran und sofort öffnete der seine Arme für ihn. Vorsichtig legte er seinen Kopf auf Kids Brust ab und hörte seinen Herzschlag. Der war gleichmäßig und ruhig, ganz anders als sein eigener. Sein eigenes Herz raste vor Aufgewühltheit. Es war keine halbe Stunde her, da hatte er noch im Bett seines Peinigers gelegen. Gefesselt und gedemütigt. Und plötzlich lag er in diesen starken, sanften Armen, die ihm Sicherheit gaben. Und langsam beruhigte sich sein Herz... und seine Seele. Müde schloss Law die Augen und kuschelte sich an. Dieses Mal sah er nicht IHN. Er spürte nur Kid, roch seinen angenehmen Duft, hörte sein Herz und kurz darauf schlief er ein.

Kid hatte schon in der Sekunde, in der er sich hingelegt hatte, den Drang verspürte, Law in den Arm zu nehmen. Als er plötzlich seine vorsichtige, weiche Hand an seinem Arm gespürt hatte, war klar gewesen, dass der andere genau das brauchte, und wollte. Und Kid gab es ihm. Er zog ihn fest zu sich, die Decke über den beiden und Laws Kopf auf seiner Brust. Er roch ihn, spürte seine Wärme, seine Dankbarkeit und Kid wusste in diesem Moment, dass es sinnlos war, sich gegen seine Gefühle zu wehren. Er wollte bei Law sein. Am liebsten jede Nacht, völlig egal, ob der andere ihn auch würde lieben können. Oder vorher von diesem Monster missbraucht wurde. Kid hatte das noch nie gespürt. Und zum ersten Mal seit seiner Kindheit, schloss er die Augen und plötzlich war da kein Grübeln mehr. Keine Angst mehr, keine Gedanken, die ihn wach hielten. Mit Law im Arm schlief Kid einfach ein. Ruhig und entspannt.

No.14

Am kommenden Morgen, war es die Sonne, die Kid weckte. Es war noch früh, vermutlich gerade mal kurz nach sieben, aber trotzdem: Kid fühlte sich ausgeschlafen. Er hatte gar nicht mehr gewusst, wie sich das anfühlte. Ebenso wenig, wie es sich anfühlte, wenn man mit jemandem im Arm aufwachte, den man gern hatte. Genau genommen hatte er das ohnehin noch nie gespürt. Law lag noch immer halb auf seiner Brust, ihre Position hatte sich in der Nacht kaum geändert, und das, wo Kid doch normal einmal quer durch das Bett rollte, bevor er irgendwann in einen flachen Schlaf abdriftete. Ein sanftes und zufriedenes Lächeln zog sich auf sein Gesicht, während er den noch immer schlafenden Law eine Weile beobachtete. Er würde ihn nicht wecken, schloss stattdessen selbst noch etwas die Augen und vergrub seine Nase in Laws weichem Haar.

Es dauerte noch gut eine Stunde, ehe von Law eine Reaktion kam. Er wachte langsam aus seinem traumlosen Schlaf auf und spürte sofort die Wärme, die ihn umgab und der wohlige Duft, in den er gehüllt war. Müde blinzelte er und sah, dass er noch immer im Arm von Kid lag. Es war bereits hell im Zimmer und ihm wurde bewusst, dass er keinen Albtraum gehabt hatte. Normal erlebte er jede Nacht, nachdem er bei Donquixote gewesen war, alles, was der ihm angetan hatte, nochmal. Doch dieses Mal nicht. Lag das an Kid? Er hob langsam den Kopf und sah in die schon etwas wacheren Augen des anderen. „Morgen...!“ murmelte er leise und bekam von Kid ein sanftes Lächeln geschenkt. „Guten Morgen... hast du gut geschlafen?“ Law nickte etwas und rollte sich nur ein wenig zur Seite, um Kid besser ansehen zu können. „Hab ich... und du? Konntest du wieder nicht schlafen...?“ Kid lächelte noch immer, strich Law sanft ein wenig die verwuschelten Haare aus dem Gesicht. „Doch... ich konnte schlafen... sogar ziemlich lang und gut!“ sagte er sanft. Law erstaunten Kids Worte etwas, doch auch er musste lächeln, auch über seine sanfte Hand. „Das freut mich... Ich... auch!“ Law senkte nun wieder etwas den Blick. „Ich hatte keinen Albtraum... Ich glaube, weil...“ Law wagte es nicht auszusprechen, doch Kid schien zu verstehen. Er gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

„Ja, bei mir auch...!“ sagte er sanft, löste sich dann aber langsam und setzte sich hin. „ Ich muss aufs Klo... und ich hab Hunger. Wie wär‘s mit Frühstück?“ Law ließ sich etwas wegdrücken und setzte sich auch auf. Sein Körper schmerzte noch immer. „Klingt gut... ich hab auch Hunger!“ Kid grinste etwas, stand dann auf. „Gut! Bin gleich zurück...!“ Damit verschwand der rothaarige im Bad. Hatte Law das eben richtig verstanden? Glaubte Kid, gut geschlafen zu haben, nur weil er, Law, bei ihm gewesen war? Das klang für ihn so... seltsam. Gab er Kid etwa doch etwas zurück? Bisher hatte er das Gefühl gehabt, nur zu nehmen.

Lange darüber grübeln konnte Law nicht. Er spürte beim Aufsetzen jeden Muskeln, vor allem sein Hintern und seine Schulter taten weh. Er zog sein Shirt aus, es musste ohnehin in die Wäsche und er wollte vor dem Frühstück dringend duschen. „Soll ich... dich eincremen?“ fragte Kid plötzlich hinter ihm, der wohl aus dem Bad gekommen war. „Was?“ Law drehte sich zu ihm, Kid stand auf der anderen Seite des Bettes und zeigte auf Laws Rücken. Er erinnerte sich wieder daran, dass der Don ihn gestern mit der Brust aufs Bett gedrückt und seine Hände in seine Rippen gebohrt hatte. Offenbar sah man das, Kids trauriger Blick ließ keinen anderen Schluss zu. „Ich... es geht schon... nach dem Duschen vielleicht... ich will mich erst waschen!“ Law stand auf, noch immer etwas gekrümmt. „Kannst du mich danach auch nochmal verbinden? Tut mir leid, ich würde gerne erst mit dir frühstücken, aber ich... fühle mich dreckig...!“ Law ließ den Kopf dabei etwas hängen.

Kid sah, wie sehr Law das ganze mitnahm und kam auf ihn zu. Sanft griff er seine Hand, legte eine Hand an sein Kinn und zwang ihn so, ihn wieder anzusehen. „Ist schon gut, Law... geh in Ruhe duschen, ich bereite unser Frühstück vor... und wenn ich dich verarztet habe, dann essen wir zusammen, ja?“

Wieder sprach er so sanft mit ihm... so liebevoll und dieses Mal war es Law, der den Drang hatte, ihn zu küssen. Doch er wagte es nicht, lächelte nur leicht und nickte. „Okay... danke!“ Er löste sich wieder von Kid und verschwand erstmal im Bad. Eine heiße Dusche später fühlte er sich schon deutlich besser. Beim Blick in den Spiegel sah er schließlich auch, was Kid vorhin gesehen hatte. Man konnte regelrecht die Handabdrücke sehen, begleitet von weiteren Blauen flecken an seinem Becken und dem Rest vom Rücken. Law seufzte leise und fragte sich, wie lange er das noch würde ertragen müssen. Dabei musste er wieder an Kid denken, der draußen mit dem Frühstück wohl auf ihn wartete und musste lächeln. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass der Rothaarige auf ihn wartete. Und das nicht, um ihn zu misshandeln, sondern einfach um bei ihm zu sein. Also beeilte sich Law, zog sich im noch was Frisches an. Das Shirt jedoch ließ er aus, er hatte Verbandszeug und die Creme dabei, und betrat das Wohnzimmer, wo Kid im großen Essebereich bereits den Tisch gedeckt und Kaffee gekocht hatte. Law meinte sogar Rührei zu riechen. Kid bestand beim Frühstück auf die amerikanische Art und Weise und Law hatte es bisher immer geschmeckt. „Das riecht schon super!“ sagte Law, Kid sah vom Herd auf und lächelte.

„Das wird auch so schmecken!“ Kid schob die Pfanne vom Herd und kam auf Law zu. „Aber erst verarzte ich dich...!“ Kid versorgte Laws Schulter mit einem großen Wundpflaster, die Schusswunde war inzwischen gut zugewachsen, trotz der Tortur in der vergangenen Nacht. Auf die Blessuren von Donquixote rieb er sanft und vorsichtig die Creme. Er fragte sich dabei, wie man dieser makellosen Haut etwas Derartiges antun konnte. Law zu berühren war für Kid wie ein Feuerwerk. Er wünschte sich in diesem Moment, er könnte einfach weiter machen, Law verwöhnen, ihn streicheln und ihm das geben, was er verdiente. Aber auch das ging nicht, wegen eben jenem, der ihm das hier antat. „So, fertig!“ sagte er sanft und strich ihm nochmal sanft über die Schulte, gab ihm einen Kuss in den Nacken. „Lass uns essen, bevor es kalt wird!“ Kid klang bedrückt, und Law wusste auch ganz genau, wieso. Er spürte regelrecht den Schmerz des anderen, wenn er seine Blessuren sah. Aber wieso fühlte Kid so mit? Law hätte geglaubt, ein Mensch wie Kid, der nur fürs Töten lebte, kannte kein Mitleid.

Law stand auf, zog sein Shirt über und kam zum Tisch, auf dem ein leckeres Frühstück auf sie wartete. „Danke!“ sagte Law und meinte damit sowohl das versorgen, als auch das Frühstück. „Tut mir Leid, dass du dir das immer wieder ansehen musst... Ich kann das auch alleine versorgen, wenn es dich zu sehr bedrückt!“

Kid sah von seinem Teller auf, auf den er gerade etwas von dem Ei getan hatte, das er noch vom Herd geholt hatte. Sein Blick war noch immer traurig. „Nein, ich mach das gerne... also... eigentlich natürlich nicht gerne...!“ er erhob sich nochmal, um Law sein Ei auf den Teller zu machen. „Aber solange er dir das antut, werde ich danach für dich da sein und dich versorgen!“ Es klang entschlossen, keinen Zweifel duldend. „Wieso?“ Law kam diese Frage einfach über die Lippen, ohne dass er groß nachdachte. Kid sah ihn erstaunt an, so eine direkte Frage hatte er nicht erwartet. Und wenn er ehrlich war wusste er auch nicht, wie er sie beantworten sollte. „Weil...“ Er begann, brach dann jedoch ab, um erneut anzufangen. Sollte er es ihm sagen? „Weil... ich... also...“ Doch bevor er zu Ende sprechen konnte, vibrierte Laws Handy auf dem Tisch, ein Anruf. Er ging ran. Es war Donquixote. „Ja? ... Was? Wieso schon... ja... okay... ja, wir kommen gleich! Gib uns 15 Minuten... ja, okay!“ Law legte auf, sah zu Kid. „War er das? Er zitiert dich doch nicht schon wieder zu sich, oder?“ Law seufzte. „Doch, aber dieses Mal uns beide... ich denke es geht um was anderes... lass uns schnell frühstücken, er klang genervt und ich hab keine Lust auf noch mehr Ärger!“ Kid passte das absolut gar nicht, aber er nickte. „Okay...!“ Law sah auf sein Ei. Hätte Kid ihm geantwortet? Law wusste nicht, ob der andere ihm die Wahrheit nicht verraten wollte, oder ob Kid sie schlicht und ergreifend selbst nicht wusste. Er machte jedenfalls keine Anstalten, noch zu antworten und Law fragte nicht nochmal nach.

No.15

Fünfzehn Minuten später standen die beiden erneut in Don’s Büro. Dieses Mal war nur Violett anwesend. Er fragte sich, ob sie auch mit dem Paten was am Laufen hatte, vielleicht sogar freiwillig? Er wüsste zu gerne, wer überhaupt wusste, was der Blonde Law antat, und wie sie es finden würden. Doch diese Frage würde ihm sicher niemand so schnell beantworten.

„Würdest du uns jetzt bitte erklären, warum wir so früh morgens plötzlich antanzen müssen?“ fragte Law sichtbar und hörbar genervt. Kid fand es beeindruckend, wie stark Law trotz allem vor dem Don wirkte und wie wenig er sich einschüchtern ließ, im Gegensatz zu den meisten anderen in diesem Haus. „Ich lass euch antanzen, wann ich es für nötig halte!“ gab der Pate leicht fauchend zurück, seufzte dann aber tief. „Auch wenn es mir kein Stück passt, muss ich zugeben, dass es eine Lücke in unseren Reihen gibt, die ich nicht finde und die wir nicht schließen können im Moment. Ich weiß nicht, wer deinen Aufenthaltsort verraten hat... Und solange ich das nicht weiß, bist du in Tokyo nicht sicher!“ Kid erstaunte es, dass der Don dieses Eingeständnis machte. „Kid... wo hattest du deine Information her, dass Law in dem Restaurant sein wird?“ Sofort spannte sich in Kid alles an, als der Don ihn direkt ansprach. Und er wusste: Lügen oder Informationen vorenthalten war gefährlich, also ließ er es dieses Mal bleiben Außerdem wollte er ja sein Vertrauen.

„Von einem Typ der sich selbst Pandaman nennt... ich habe keine Ahnung, wer genau er ist oder ob er eine direkte Verbindung hier her hat. Aber da er mir schon öfter Infos geliefert hat über alle möglichen Klienten, glaube ich eher, dass er jemand ist, der mit Informationen handelt, als dass er selbst irgendwo involviert ist. Er ist nur der Mittelsmann, nicht die Lücke!“

Das Gesicht des Paten über diese Information war einmal mehr nicht zu deuten. Man erkannte keine Gefühlsregung hinter seiner Brille. Kurz herrschte schweigen, dann stand der Don von seinem Stuhl auf.

„Du wirst die Stadt verlassen, Law!“ kam es abrupt von Donquixote.

„WAS? Wieso sollte ich?“ fauchte Law.

„Weil ICH es sage! Du fährst nach Kyoto, du wirst in unserem Onsen so lange Unterschlupf suchen, bis wir die Lücke gefunden und geschlossen haben und du wieder ohne Gefahr das Haus verlassen kannst!“

Ins Onsen? Law war starr für einen Moment, er war dort seit Jahren nicht gewesen. Eigentlich seit... „Kid bleibt hier!“ Law konnte den Gedanken nicht zu Ende denken. Der Don wollte offenbar wieder alles an sich reißen, was Law wichtig war.

„BITTE?“ Kid sah zu Law, der gerade völlig aus der Haut fuhr. Er wollte nicht hier bleiben, doch gerade kam er nicht dazu, sich einzuschalten. Laws Wut nahm Fahrt auf.

„Erst schickst du mich weg, weil es hier zu gefährlich ist, und dann willst du denjenigen hier behalten, den ICH angeheuert habe, um meine Sicherheit zu garantieren? Kid kommt mit! Ohne ihn wäre ich schon tot, und Kyoto ist nun nicht gerade ein Provinzkaff, wo mich niemand erkennen könnte. Entweder er kommt mit, oder ich bleibe hier!“

Der Don kam bei Laws Wutausbruch um seinen Schreibtisch herum, lehnte sich dann mit dem Hintern dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Zügle deinen Ton!“ kam es scharf von dem Paten. „Er ist Auftragskiller... kein Bodyguard! Ich habe hier noch genug zu tun für ihn!“

Law knurrte noch immer.

„In Kyoto etwa nicht?“ fragte Kid dann plötzlich und alle beide sahen plötzlich ihn an. „Bei allem Respekt, aber gibt es in Kyoto für mich nichts zu arbeiten? Ich kann Law beschützen und gleichzeitig meiner Arbeit nachgehen... solange er in dem Onsen sicher ist?“

Donquixote bewegte sich erneut nicht, starrte Kid durch die Brille einfach nur an und für einen Moment glaubte er, sich zu viel rausgenommen zu haben, doch dann wandte er den Blick ab und sah zu Violett.

"Violett... Raus!" Die junge Frau sah auf, in das Gesicht des Paten.

"Was? Aber...!"

"RAUS hab ich gesagt!" knurrte der Mann und sie wagte es nicht, noch mal zu widersprechen. Sie verließ das Zimmer und plötzlich waren Kid und Law alleine mit dem Mann.

Er sah wieder zu Kid, dann zu Law.

„Hm, nun gut... ich habe durchaus auch in Kyoto etwas für dich zu tun... Aber ich warne dich...“

Der blonde Riese stieß sich vom Tisch ab und kam auf Kid zu. Der wich zwar nicht zurück, hatte aber das Gefühl, bei jedem Schritt, den er auf ihn zukam, kleiner zu werden. Donquixote packte ihn am Shirt, zog ihn an sich ran und kam ihm so nah, wie noch nie. Kid konnte seinen Atem auf seiner Wange spüren.

„Wenn du ihn anfasst... dann bringe ich dich um! Law gehört MIR! MIR ALLEIN!“ Der Mann schrie ihm regelrecht ins Gesicht und Kids Herz rutschte ihm in die Hose. Wusste er es etwa? War es so offensichtlich? Oder war er nur so ein furchtbarere Platzhirsch, dass er in allem und jedem eine Bedrohung sah? Kid wusste es nicht, aber nach außen hin ließ er sich nichts anmerken. Im Gegenteil, er bluffte aufs Feinste und verzog das Gesicht.

„Bitte? Wofür hältst du mich, ne Schwuchtel? Jedem das seine, aber du kannst ihn ruhig behalten, ich bin nur hier für die Kohle!“ knurrte Kid. Es war wohl einen Hauch zu viel, denn der Don schubste ihn brutal nach hinten, sodass Kid unsanft auf dem Arsch landete. Kid sah hoch, doch bevor er reagieren konnte, spürte er den Fuß des Paten in seinem Schritt. Er verlagerte sein Gewicht nach vorn, Kid keuchte auf vor Schmerz.

„Sag NIE wieder Schwuchtel in meiner Gegenwart!“ Kid wand sich unter ihm, nickte aber direkt.

„J-ja... ist ja gut!“

Law konnte nur zusehen, wie nun auch Kid am eigenen Leib erfuhr, was passierte, wenn man aus dem Rahmen fiel. Der Don ließ endlich wieder von Kid ab, der rappelte sich auf. Doch Law hallten noch immer die Worte des rothaarigen nach. Hatte Kid das gerade ernst gemeint? War DAS vielleicht die Wahrheit und er spielte nur mit ihm? ‚Ich bin nur für die Kohle hier!‘ Plötzlich plagten ihn wieder Zweifel und er fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, alleine nach Kyoto zu fahren. Aber vielleicht war das auch quatsch? Kid hatte das nur gesagt, um keinen Verdacht zu schöpfen oder? Weil auf Männer stand er, das stand außer Zweifel.

Viel Nachdenken konnte Law in dem Moment nicht mehr, denn als Kid wieder stand, setzte sich der Don wieder hin.

„Ihr fahrt noch heute, packt eure Sachen und verlasst so schnell es geht die Stadt. In Kyoto werde ich Bescheid sagen, dass du nicht alleine kommst. Das war alles!“

Mit den letzten Worten wandte Law sich auch ab und ging zur Tür. Kid folgte ihm, das hörte er an den großen Schritten, aber auch weil noch immer ein schmerzliches Keuchen von ihm kam.

Wieder war Law unfassbar schnell, als sie das Büro verlassen hatten. Kid folgte Law, doch auch er wagte es inzwischen nicht mehr, auf dem Gang etwas anzusprechen, was sie verraten könnte. Er glaubte auch noch nicht, dass Laws „Flucht“ etwas mit dem zu tun haben könnte, was er eben gesagt hatte. Für ihn war völlig klar, dass das nur ein Bluff gewesen war, um keinen Verdacht zu schöpfen. „Wie lange brauchst du zum Packen? Und... ist das ein echtes Onsen? So mit heißen Quellen und so?“ Ein breites Grinsen lag auf Kids Lippen, der Schmerz war vergessen. Law allerdings sah ihn nicht an. „Ist es! Ich brauch eine Stunde, sei dann bereit, ich hole dich ab!“ Law klang kalt, abweisend, so wie eigentlich immer, wenn er vom Don kam. Und bevor Kid noch etwas zu Law sagen konnte, verschwand der durch seine Tür und schloss sie laut hinter sich. Seufzend blieb Kid im Gang stehen. Jedes Mal war Law so zu ihm, doch Kid wollte ihm deswegen nicht böse sein. Er wusste, wie sehr ihn jedes Treffen mit dem Don aus der Bahn warf.

Er ging in sein Zimmer und begann zu packen, doch langsam begann er zu realisieren, was hier passierte: Er würde mit Law zusammen dieses Haus verlassen. Er würde gut 500 Kilometer weit weg vom Don sein, in einem Onsen. Für ihn klang das momentan wie Urlaub und vielleicht konnten sie sich dort endlich näher kommen? Ohne die Angst, sofort erwischt zu werden? Kid hatte die Drohung des Paten schon vergessen, als Law gut eine Stunde später an seine Tür klopfte.

No.16

Dass Kid sich mehr von dem Aufenthalt in Kyoto versprach, ahnte Law nicht. Ihm waren immer noch seine Worte von vorhin im Kopf. Tat er das alles wirklich nur fürs Geld? Verarschte er Law vielleicht sogar von vorne bis hinten, spielte die Homosexualität nur, um ihm noch zusätzlich eins auszuwischen? Law wusste überhaupt nicht mehr, was er glauben sollte. Und auf Kyoto freute er sich auch nicht wirklich. Er war so unfassbar lange nicht dort gewesen und er wusste: Es war ein Ort voller Erinnerungen. Aber ihm blieb keine Wahl. Er war pünktlich bei Kid und klopfte an seiner Tür. Als der Rothaarige öffnete, grinste der ihn an. „Da bist du ja... lass uns los!“ Kid schien dem ganzen positiv entgegen zu sehen... dieses Gefühl konnte er nicht teilen, auch noch nicht, als sie kurz darauf im Auto saßen, Kid fuhr, und Richtung Kyoto aufbrachen.

Eigentlich hatte der rothaarige erwartet, dass Law etwas entspannen würde, sobald sie auf dem Weg waren, aber die Stimmung zwischen ihnen war noch immer seltsamen angespannt. Sie waren bereits eine halbe Stunde unterwegs. Kid sah immer mal wieder über zu Law, der sah allerdings aus dem Fenster, in Gedanken und betrübt. „Was ist los? Du wirkst wieder völlig abwesend... Ich dachte, je weiter weg von ihm, desto besser!“

Law war völlig in Gedanken versunken. Kids Worte rissen ihn raus und er sah zu ihm. Sollte er ihm sagen, was ihn beschäftigte? „Ist es auch... aber kann dir doch egal sein!“ Law wollte gar nicht so schnippisch antworten. Aber irgendwie brannten Kids Worte noch in seinem Verstand.

Kid sah wieder kurz zu ihm, sein Blick war irritiert. War Law sauer auf ihn? „Ist es mir aber nicht? Ich dachte du freust dich, wenn wir endlich mal etwas weg von ihm kommen... immerhin bist du ganz schön ausgerastet, als er mich da behalten wollte.“ Kid verstand gerade nicht, was in Law vorging. „Ja, weil ich dich dafür bezahle... darum geht es doch, um die Kohle, mehr nicht, oder?“ Wieder war Law bissig, doch in dem Moment verstand Kid sofort, wieso. Es waren seine Worte vorhin gewesen. „Du weißt aber schon, dass ich das nur gesagt habe, dass er nicht glaubt, wir könnten was haben?“ Kid sprach noch immer ruhig, Law allerdings nicht. Er sah nun endlich zu ihm, aber abwehrend und verletzt. „Ach, hast du das? Oder bin ich auch nur eine Schwuchtel für dich, weil ich mich von ihm ficken lasse?“ Law wurde nun sogar laut und seine Worte trafen Kid. Er sah nicht zu ihm, stattdessen fuhr er an dem Parkplatz, der gerade kam, raus und hielt den Wagen an.

Als Kid auf den Parkplatz fuhr und den Wagen stoppte, bekam Law plötzlich Angst. Was wenn er ihn mit dieser Art vertrieb? Es wäre ein leichtes für den rothaarigen, ihn jetzt einfach rauszuwerfen und davon zu fahren. Bis das einer merkte, wäre er längst über alle Berge. Doch das geschah nicht, stattdessen spürte er, kaum hatte der Wagen gestoppt, Kids warme Hand auf seine Oberschenkel.

„Denkst du wirklich, ich würde so von dir denken?“ Kid klang trotz der starken Hand auf seinem Bein, enttäuscht. Enttäuscht von Law, weil er ihm sowas zutraute. „Und dass ich für dich da war, die letzten Wochen, stempelst du ab, als hätte ich nur mit dir gespielt?“

Law sah in dem Moment wieder zu Kid, wütend und enttäuscht.

„Hast du nicht? Ich hab dich nie gebeten, für mich da zu sein! Du hättest ruhig weg bleiben können, wenn es dir lästig war... wenn ich dich anwidere, weil ich‘s mit nem Mann treibe, dann...“

„Bitte?!“ Nun wurde auch Kid langsam sauer, drehte sich mehr zu ihm. „ICH hab DICH geküsst, Law! Hörst du eigentlich, was du da redest? Ich habe das zu ihm gesagt, weil ich nicht wollte, dass er merkt, dass ich dich am liebsten jede Sekunde küssen würde! Was denkst du denn, was passiert wäre, wenn ich nicht was abfällig gesagt hätte? Dann hätte er mich da behalten, und vielleicht sogar auf der Stelle kalt gemacht! Außerdem ist das kein Treiben, was du mit ihm tust, das ist Vergewaltigung! Das hat damit NICHTS zu tun!“

Kids Stimme war laut und aufgebracht, doch seine Worte trafen Law direkt. Seine Augen weiteten sich einen Moment, ehe er beschämt runter sah.

Kid wollte ihn jede Sekunde küssen? Wieso? Law fühlte sich selbst so abstoßend wegen dem, was der Don mit ihm tat. Er konnte einfach nicht glauben, dass ihn jemand trotzdem wollen könnte.

„I-Ich weiß das doch...!“ murmelte er leise, Kid hörte, dass er den Tränen nah war.

„Wieso sagst du dann so einen Schwachsinn? Ich dachte, du würdest das sofort verstehen... ich wollt dich doch nie verletzten, aber ich wollte dich auch nicht alleine nach Kyoto gehen lassen...!“

Law sah immer noch nicht hoch.

„Tut... mir Leid. Ich... es fällt mir einfach so schwer zu vertrauen, Kid... und dann ausgerechnet Kyoto...!“

Kid schien langsam zu verstehen, sein Daumen strich sanft über seinen Oberschenkel.

„Mir fällt auch nichts schwerer, als zu vertrauen, aber bei dir... da glaube ich, könnte ich es lernen!“ sagte Kid sanft und lächelte ihn nun wieder an. „Was ist in Kyoto denn? Schlimme Erinnerungen?“ fragte Kid nach und plötzlich war seine Stimme wieder so sanft. Seine Worte hörten sich so gut an. Vertrauen lernen... vielleicht konnten sie das ja endlich, miteinander und voneinander. Law sah wieder hoch.

„Nein, das Gegenteil... schöne Erinnerungen...“

Kid erstaunte die Antwort. Law sah wieder weg, doch seine Stimmlage verriet ihm, dass diese Erinnerungen trotzdem traurig waren.

„Erzähl es mir... sobald wir da sind! Ich will dir dabei in die Augen sehen können...!“ Kid startete den Motor wieder, Law sah wieder aus dem Fenster.

„Ich weiß nicht, ob du das wirklich willst...!“ Denn ob Laws Augen dabei trocken bleiben würden, wusste er nicht.

„Ich denke, das will ich schon!“ Law antwortete nicht mehr und Kid fuhr weiter.
 

Die Fahrt dauerte inzwischen gut vier Stunden und die meiste Zeit davon hatten Kid und Law geschwiegen. Allerdings war es dieses Mal keines dieser unangenehmen Schweigen. Zumindest nicht mehr, nachdem sie auf dem Parkplatz gehalten hatten. Law sah die meiste Zeit aus dem Fenster... er dachte an früher. Er verband so unendlich viele Dinge mit dem Ort, an den sie jetzt fuhren. Er war völlig gefangen in seiner eigenen Welt, bis irgendwann Kids Stimme an seine Ohren drang. Law drehte sich zu ihm, doch Kid sprach nicht mit ihm. Er sang... leise, aber wunderschön. Es war ein englisches Lied im Radio, das der andere mitsang und noch nie hatte er etwas Schöneres gehört. Völlig fasziniert sah er ihn an. Kid hatte durchaus eine wohlklingende Stimme, sie hatte Law sogar schon das ein oder andere Mal eine Gänsehaut bereitet. Aber dass er so schön singen konnte, hätte Law nie erwartet. Doch plötzlich hörte er auf und sah ihn kurz an.

„Was? Tut mir Leid, stört es dich, wenn ich mitsinge? Das passiert automatisch wenn ich lange Auto fahre...!“ Kid fühlte sich wohl ertappt, doch Law musste lächeln.

„Nein, überhaupt nicht... du singst wunderschön! Sing ruhig weiter, es... gefällt mir irgendwie! Ich hätte nicht erwartet, dass du so gut singen kannst!“

Kid wurde bei Laws Kompliment tatsächlich etwas verlegen. Trotzdem lächelte er, dass Law sein Gesang gefallen könnte, hätte er nicht gedacht.

„Naja, ich... glaube du bist auch der erste, der mich seit Jahren dabei erwischt...!“ Kid sah wieder auf die Straße, sein Lächeln wurde traurig. „Weißt du, früher wollte ich immer Rockstar werden. Meine Mum hat mir ihre Gitarre geschenkt, als ich gerade sechs wurde. Ich hatte große Ziele... hab‘s mir selbst beigebracht, für Unterricht hatten wir kein Geld. Ich war sogar mal kurzzeitig als Teenie in einer Band, als Sänger und Gitarrist, aber... ist leider nichts draus geworden...!“

Kid klang so unfassbar traurig, als er darüber sprach und Law fühlte mit ihm. Auch seine Träume waren geplatzt wie eine Seifenblase, als seine Kindheit von einem auf den nächsten Tag plötzlich vorbei gewesen war. Kid schien es nicht anders gegangen zu sein.

„Du... wärst sicher ein unfassbar guter Künstler geworden!“ Law sah wieder nach vorne. „Deine Stimme klingt wunderschön... du... darfst gerne jederzeit für mich singen!“ Es rutschte Law einfach so raus, doch sofort wurde ihm klar, was er da gesagt hatte. „Also... wenn ich da bin... nicht für mich, ich meine...!“ Was bildete er sich ein? Kid, für IHN singen? Darauf hatte Law doch gar kein Recht, sie waren ja nicht zusammen oder so.

Doch von Kid kam nur ein sanftes Lachen, als Law sich so verhaspelte. Er konnte im ersten Moment kaum glauben, was Law da sagte. Aber offensichtlich hatte er selbst darüber kaum nachgedacht. Sanft sah Kid einen kurzen Moment zu ihm. „Ich würde... liebend gerne für dich mal singen... vielleicht finden wir ja irgendwo sogar mal eine Gitarre, dann spiel ich dir was vor!“ Er glaubte, es noch zu können, und wenn nicht für Law, für wen sollte er dieses Talent sonst wieder ausgraben?

Law war es nun, der verlegen wegschaute, aber auch ihm huschte ein Lächeln auf die Lippen. Kid wollte also doch gerne für IHN spielen? Irgendwie machte ihn das glücklich.

„Ich glaube, in dem Onsen gibt es sogar eine, wenn sie die nicht weggeschmissen haben!“ Kid sah inzwischen wieder auf die Straße, sein Lächeln verging dabei nicht.

„Dann kann ich das ja schon ganz bald hoffentlich. Es... würde mir wirklich viel bedeuten, wenn mir jemand dabei zuhört. Vor allem, wenn du es bist!“ Kids Worte trugen nicht gerade dazu bei, dass Laws Verlegenheit verging.

„Ich werde dir zuhören!“ kam es leise, aber glücklich von ihm. Law sah ebenso wieder aus dem Fenster. Er wüsste zu gerne, was nach dem Tod von Kids Mutter passiert war. Wieso Kid diesen Weg eingeschlagen hatte. Er war nach Japan gekommen, das wusste er... aber nicht, was dazwischen passiert war. Irgendwann würde er ihn danach fragen, aber im Auto war wohl wirklich der falsch Zeitpunkt.

No. 17

Nach weiteren zwei Stunden erreichten sie endlich ihr Ziel. Das Onsen lag in den Bergen im Westen Kyotos und war etwas abgelegen. Der perfekte Ort, um nicht aufzufallen, aber die Stadt trotzdem im Blick zu haben. Es war bereits dunkel, als Kid vor dem großen Holztor anhielt. Zu seinem Erstaunen ging es kurz darauf von alleine auf.

„Sie erwarten uns bereits... los, fahr rein!“ sagte Law lächelnd, Kid erwachte dabei aus seinem Erstaunen und grinste.

„Das Tor sah einfach nicht so aus, als hätte es nen automatischen Türöffner!“ Doch beim reinfahren bemerkte Kid auch die Überwachungskameras, die gut versteckt über dem traditionellen, alten Holztor versteckt waren.

„Es ist Doflamingos Haus... hier kommt genauso wenig jemand unbefugt rein, wie in Tokyo! Mit dem Vorteil, dass es hier heiße Quellen gibt!“ Das war tatsächlich etwas, auf das auch Law sich freute. Kid wohl ebenso.

„Oh, du kannst aber sowas von damit rechnen, dass ich da heute noch reinsteige!“ Law musste etwas lachen.

„Das darfst du... ich werde mir das heute auch nicht nehmen lassen!“ Kid sah kurz zu Law, grinste dabei zweideutig. In die heißen Quellen ging man nackt... Doch bevor er etwas dazu sagen konnte, hatte er auf dem großen Hof geparkt und aus dem Haus kamen eine ältere Dame, um die 70 und eine Frau mittleren Alters, gefolgt von einem jungen Mann, der maximal 18 war. Alle waren traditionell gekleidet und lächelten freundlich. Law stieg zuerst aus und die ältere Dame kam auf ihn zu.

„Law, wie schön dass du mal wieder hier bist! Wir haben dich alle so vermisst.“ Kid war inzwischen ebenso ausgestiegen und sah erstaunt zu, wie Law alle umarmte. Kid vermutete, dass es die Familie war, die das Onsen schon seit Generationen führte. Und fast kam es Kid vor, als würde Law zu dieser Familie gehören, so herzlich wie die Begrüßung war. Wie lange hatte Law hier gelebt?

Kid kam zu der Familie, Law sah in dem Moment auf und lächelte.

„Darf ich euch Kid vorstellen? Er ist mein neuer Partner. Er passt auf mich auf und hilft mir bei meiner Arbeit! Kid, das ist die Familie Onshu, ihnen gehört das Onsen. Das sind Hikari...“ Er deutete zuerst auf die jüngere Frau, dan auf die alte Dame und den jungen Mann. „...Yuma und Yuki!“

Kid verbeugte sich Ordnungsgemäß. „Freut mich, sie kennenzulernen!“

„Es freut uns ebenso.“ sagte Yuma lächelnd und die Familie verbeugte sich.

„Wo ist Akira?“ Law schien jemanden aus der Familie zu vermissen, doch die alte Dame lächelte nur.

„Er ist noch am Kochen, das Essen ist bald fertig, ihr müsst hungrig sein. Hikari wird Kid-san sein Zimmer zeigen, Law, du kennst dich ja aus. Wir haben dir dein Zimmer wieder hergerichtet. Das von Kid-San ist direkt daneben.“

Kid musste über den Japanischen Namens-Zusatz lächeln, eigentlich mochte er das bei sich selbst nicht, aber der alten Dame wollte er nicht ins Wort fallen, das wäre unhöflich. Also beließ er es dabei.

„Ich hole unsere Taschen!“ sagte Kid, doch Law folgte ihm.

„Ich komm mit, das schaff ich schon noch!“

Kid wollt eigentlich, dass Law seine Schulter schonte, aber das ließ der andere nicht zu. Also folgte er ihm kurz nach der Familie ins Haus. Es gefiel ihm hier. Das Haus war alt, doch alles war perfekt gepflegt und der alte Holzfußboden knarzte etwas unter ihren Füßen.

„Da wären wir...!“ Hikari schob die Shoji-Tür, vor der sie standen, für Kid auf. Er sah in das Zimmer. Es war traditionell eingerichtet, aber sehr gemütlich. Ein Futon-Bett stand für ihn bereit. Die Möbel waren schlicht und hölzern, aber liebevoll zusammen gestellt. Das einzige, das etwas rausstach, war der kleine Flachbildfernseher an der Wand.

„Ich hoffe, das ist für sie in Ordnung, Kid-san. Wenn sie etwas brauchen, können sie jederzeit Bescheid sagen!“ Kid lächelte und nickte.

„Vielen Dank, das reicht vollkommen!“ Er betrat das Zimmer und stellte seine Reisetasche ab.

Law stand direkt daneben auf dem Gang und fand es irgendwie süß, wie verlegen Kid jedes Mal bei der Anrede wurde. Noch dazu sah er ihm an, wie sehr es ihm hier gefiel... deutlich besser, als die Villa, so schien es ihm.

„Mein Zimmer ist direkt daneben, Kid... du kannst ja erstmal ankommen und wir gehen gleich zusammen zum Essen, ja?“ Kid sah kurz über die Schulter zu Law.

„Achso, ja... Danke!“ Law wandte sich an Hikari.

„Wir kommen klar, vielen Dank... wir sehen uns gleich beim Essen.“

Sie nickte. „Okay, dann bis gleich. Schön, dass du wieder da bist, Law!“

Damit wandte sie sich ab, Law schob die Tür bei Kid zu und ging erstmal weiter. Ein seltsam mulmiges Gefühl überkam ihn, als er vor seinem Zimmer stand. Er schob die Tür auf uns sah sozusagen in sein altes Jugendzimmer. Es war noch fast alles so, wie er es in Erinnerung hatte. Sein Futon-Bett, sein Schreibtisch, ein Fernseher mit einer Spielekonsole, ein paar alte Lehrbücher... und der Schrein. Law schloss die Tür hinter sich, stellte seine Tasche ab und ging auf den kleinen Schrein zu. Er kniete sich davor und sah auf das Bild... es zeigte Cora-san, wie er lachte und glücklich war. Eine längst vergangene Zeit und Law musste sich zusammen reißen, nicht zu weinen. Er vermisste ihn so sehr... sein dämliches Lachen, seine Tollpatschigkeit... einfach alles. Doch das alles war fort, für immer und so rann eine einzelne Träne über seine Wange. Im selben Moment wurde die Tür aufgeschoben.

Kid hatte nicht drüben bleiben können. Kaum war Law weg gewesen, war ihm wieder eingefallen, wie sehr ihn allein der Gedanke daran bedrückt hatte, herzukommen. Was, wenn Law etwas Beistand brauchte? Also hatte er sich nur ein frisches Shirt angezogen, und war dann nach nebenan gegangen. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, bereute Kid es keine Sekunde. Law sah ihn mit Tränen in den Augen erschrocken an.

„Ich... hab mir Sorgen um dich gemacht... Darf ich reinkommen?“ Law wandte den Blick wieder ab, aber nickte. Kid betrat das Zimmer, doch er sah sich nur kurz um. Es sah wie ein Jugendzimmer aus. Laws Jugendzimmer. Doch was viel mehr seinen Blick anzog, war der kleine Schrein, vor dem Law saß. Kid kam auf ihn zu, kniete sich hinter ihn und sah auf das Bild.

„Ist das... dieser Cora-san?“ fragte Kid. Von Law kam ein leichtes nicken, während er ein Räucherstäbchen anzündete und kurz die Hände zum Gebet schloss. Also lebte er tatsächlich nicht mehr, wie Kid es vermutete hatte. Er gab Law den Moment, doch er musste ohnehin nicht nachfragen, Law erzählte es ihm von ganz allein.

„Er war mein Patenonkel...!“ kam es leise von Law. Kid war von den Worten verwirrt.

„Dein Patenonkel? Aber... ich dachte, er war der Bruder von Donquixote...!“

„Er war beides... Er war mit meinen Eltern befreundet... schon seit dem Studium. Sie wussten nicht, dass sein Bruder... seine ganze Familie, ein Yakuza-Clan war. Sie haben ihm vertraut wie keinem anderen, er war ein guter Mensch. Er wollte nie, dass ihnen etwas passiert. Doch kaum war der Don an der Macht, hat er auch seinen Bruder hintergangen und meine Eltern zu seinen Sklaven gemacht. Cora-san hatte keine Chance, sie zu schützen. Oder sie am Ende zu retten. Anfangs habe ich ihn dafür gehasst, aber... nach ihrem Tod war er der einzige, der nett zu mir war. Er hat mich groß gezogen, als wäre ich sein eigener Sohn, bis er...!“

Doch Law brach ab, Kid merkte an seiner Stimme, wie sehr ihn das belastete. Sanft legte er ihm eine Hand auf die Schulter und strich darüber.

„Du hast mit ihm hier gelebt, oder? Deswegen die schönen Erinnerungen, die dich so traurig machen?“

Law nickte etwas, wischte sich über die Augen. Er wandte Kid noch immer den Rücken zu.

„Ich... ich will darüber nicht mehr reden... nicht jetzt, nicht vor dem Essen. Sie sollen nicht sehen, dass ich...“

„Ist schon gut, Law... du musst es mir auch gar nicht erzählen, wenn du nicht kannst... lass uns essen gehen!“ sagte er sanft. Endlich drehte sich Law wieder zu ihm und lächelte sanft, wenn auch traurig.

„Wieso... bist du nur immer so nett zu mir? Ich dachte, du wärst voll der Arsch, aber... irgendwie bist du das gar nicht!“ Kid musste bei Laws Worten etwas grinsen.

„Ich bin nur zu dir kein Arsch, zu anderen schon!“ sagte er und stand auf, gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

„Ich weiß zwar nicht, womit ich das verdient habe, aber... ich freue mich einfach darüber!“ Auch Law erhob sich, strich sich nochmal über die Wangen, ehe er Kid ansah. „Sehe ich verheult aus?“

Kid lachte etwas, kam Law aber näher und strich ihm nochmal sanft mit dem Daumen unter den Augen entlang, obwohl da gar keine Tränen mehr waren.

„Nein, du siehst toll aus... keine Sorge!“ sagte er sanft. Plötzlich war in ihm wieder der Drang, ihn zu küssen, doch Kid wandte sich ab, bevor die Versuchung zu groß wurde.

Law wünschte sich erneut, Kid hätte dem Drang einfach nachgegeben, doch es geschah nicht. Er fragte sich, ob er nie mehr in den Genuss eines Kusses von ihm kommen würde. Vermutlich nicht, immerhin hatte er es ihm ganz deutlich gemacht. Law war also selbst schuld. Er seufzte kaum hörbar und folgte Kid. An der Tür sah er nochmal kurz zurück auf den Schrein, ehe er die Tür zuschob. Kid wartete vor der Tür und Law ging vor zum Essen.

„Wir essen heute mit der Familie, wenn das für dich okay ist, aber wir können auch die kommenden Tage abends alleine essen, wenn dir das lieber ist!“

Kid musste etwas lächeln. „Ich habe in Tokyo nur nicht mit der ‚Familie‘ gegessen, weil du sie nicht leiden kannst. Und ich auch nicht... aber das hier ist eine richtige Familie... und ich denke du kannst sie sehr wohl leiden, also... wir könne gerne jeden Abend mit ihnen essen, wenn du es möchtest! Mir macht das nichts, und sie behandeln dich ja fast wie einen Sohn!“

Law sah einen Moment erstaunt über die Schulter lächelte dann aber und sah wieder nach vorne. „Irgendwie dachte ich immer, ich sei wie ein Buch mit sieben Siegeln für die meisten, aber du... weißt ständig, was ich denke...!“ stellte er leise fest. Dieses Gefühl kannte er einfach nicht, doch plötzlich verstummten die Schritte hinter ihm.

Bei Laws Worten, war Kid stehen geblieben, den Kopf gesenkt.

„Ich... weiß nicht, wieso das bei dir so ist. Glaub mir, ich habe bisher nie die Menschen um mich herum verstanden... selbst Killer ist mir in vielen Punkten ein Rätsel, und ihn kenne ich seit meiner Kindheit... Deswegen war ich immer ein Einzelgänger... Aber.. bei dir ist das einfach anders.“ Law sah ihn nun an, verwirrt, aber auch mit einem leichten lächeln.

„Anders... muss nicht immer schlecht sein, was? Du bist auch... anders. Anders, als ich es je gedacht hätte und ich... mag das... sehr sogar!“ Kid musste nun auch lächeln, doch zu einer Antwort kam er nicht mehr. Weiter vorne im Gang ging eine Tür auf und Yuki lugte aus der Tür. „Da seid ihr ja, das Essen ist bereit!“ sagte er lächelnd. Kid lief weiter.

„Wir sind auf dem Weg!“ sagte er, noch immer lächelnd. Bei Law blieb er nochmal kurz stehen. „Ich mag dich auch... sehr sogar!“ flüsterte er leise, ehe er weiter ging und Law dort mit schlagendem Herzen stehen ließ.

Diese geflüsterten Worte... Kids tiefe, sanfte Stimme. Law hatte Gänsehaut, sein Herz schlug wie wild. Er mochte ihn? SEHR sogar? Was sollte das heißen... wie sehr? In Law war noch immer die Angst, Kid würde nur eines sehr mögen, und das war, ihn irgendwie rum zu bekommen. Aber was wenn nicht? Was wenn er hier die Chance, auf etwas Ernstes so lange von sich stieß, bis sie endgültig weg war und nicht mehr wieder kam?

Law war noch völlig irritiert, als der das Esszimmer betrat, doch er musste die Gedanken einen Moment abschalten. Zumindest während dem Essen. Kid saß bereits auf einem der Sitzkissen an dem großen, niedrigen Esstisch. Law setzte sich neben ihn und sah auf die große, duftende, heiße Schale in der Mitte des Tisches mit allen möglichen Köstlichkeiten.

„Fangt an, bedient euch, ich hoffe es schmeckt!“ sagte die Mutter des Hauses. Auch Akira, den Law vorhin vermisst hat, kam in den Raum mit einer großen Schüssel duftendem Jasmin Reis.

„Hallo Law, schön dass du wieder da bist!“ sagte er lächelnd, ehe er zu Kid sah. „Guten Abend, Kid-san, ich bin Akira, freut mich, dass sie uns beehren!“

Wieder schien Kid etwas verlegen, lächelte aber zu Akira. „Danke, es freut mich auch...!“

Der junge Mann war etwa in Law und Kids Alter, hatte muskulöse Arme und schien auch sonst sehr gut in Form. Kid fragte sich, in wie weit die Familie hier in die Geschäfte von Donquixote verwickelt war. Doch das würde er sicherlich beim Essen nicht fragen und so begannen sie. Yuma, die Großmutter der beiden jüngsten, erkundigte sich vor allem über Laws befinden und klang dabei, als wäre auch er ihr Enkel. Sie war fürsorglich und liebevoll und die Gespräche am Tisch irgendwie herzlich. Kid fühlte sich fast ein wenig als Fremder.

„Kid-san, wie lange sind sie denn schon im Clan? Ich war erstaunt, als der Don sie noch ankündigte... er lässt normal nur langjährige Mitglieder hier übernachten.“ fragte Yuma irgendwann Kid direkt, der hatte glücklicherweise gerade geschluckt.

„Oh, ähm... noch nicht lange, erst knapp einen Monat... Law hat mich sozusagen für sich angeheuert, ich denke sonst wäre ich nicht hier.“

Sie lächelte etwas, nahm es wohl so hin. „Ich verstehe, dann scheint er ihnen ja schon sehr zu vertrauen. Ich bin froh, dass Law jemanden an seiner Seite hat. Wenn ihm etwas zustieße...!“

Kid lächelte etwas. „Das wird nicht passieren, dafür bin ich hier... und er hat ja auch einiges drauf. Zusammen schaffen wir das schon!“

„Daran habe ich keine Zweifel. Was haben sie vorher gemacht?“

Plötzlich fühlte sich Kid gar nicht mehr wohl, es kam ihm vor, wie das Verhör bei den Schwiegereltern. Und ihm wurde bewusst, wie wenig das, was er bisher im Leben getan hatte, vorzeigbar war. Er war ein Mörder, ein krimineller und niemand, den man gerne in sein Haus ließ. Oder den man an der Seite seines Enkels sehen wollte. Zumindest in keiner normalen Familie.

„Ich, ähm...!“

„Er war im Tötungsgeschäft!“ Law sprach es einfach aus und plötzlich war es für einen Moment still im Raum.

„Ich wusste, dass mir ihr Name und Gesicht, bekannt vorkamen. Sie sind also DER Kid?“ Kid nickte. Es war dieses Mal Akira, der sprach, doch das machte es für Kid nicht besser. Er fühlte sich unwohl. Eigentlich liebte er seinen Job... er liebte das töten, das konnte er leider nicht abstreiten. Es gab ihm einen Kick wie keine Droge der Welt es konnte. Er brauchte das Adrenalin, die Gefahr, den Nervenkitzel, das Blut, die Macht über Leben und Tod! Aber hier und jetzt fühlte er sich plötzlich wie das, was er nun Mal war: Ein Mörder. Doch zu seinem Erstaunen lächelte Yuma ihn wieder an, glücklich und erleichtert.

„Dann haben wir für Law ja nicht mehr das Geringste zu Befürchten. Es beruhigt mich, zu wissen, dass er hier nun sicher ist!“

Kid versuchte auch wieder zu lächeln. „Ich... gebe mein Bestes!“ sagte er nach außen hin ruhig, doch innerlich war er aufgewühlt. Kurz sah er zu Law, doch der sah nur auf seinen Teller und die Gespräche über ganz andere Dinge kamen wieder in Gang. Wieso hatte Law das einfach so ausgesprochen? Hatte er ihm helfen wollen? Hatte er gewusst, dass die Menschen hier selbst ihn als Mörder akzeptieren würden? Oder hatte Law ihn bloßstellen wollen? Kid war unsicher. So sehr er gerade noch in ihm hatte lesen können, so wenig verstand er ihn jetzt.

No. 18

Kid war ganz froh, als das Essen irgendwann vorüber war. Er hoffte, dass so ein unangenehmes Thema nicht nochmal zur Sprache kommen würde. Law ging mit ihm zurück in Richtung ihrer Zimmer.

„Wollen wir dann gleich noch in die heißen Quellen hüpfen? Du warst doch so scharf drauf?“ fragte er lächelnd, Kid sah auf. Er nickte etwas und erwiderte das lächeln.

„Ja, gerne...!“ Kid hatte über sein Grübeln schon fast wieder vergessen gehabt, dass sie ja noch zusammen Baden wollten.

„Dann komm, lass uns direkt hin, oder willst du erst mal verdauen?“ Kid musste nun grinsen, schüttelte aber sofort den Kopf.

„Nein, sicher nicht... ich geh auch mit vollem Bauch nen Marathon laufen, also wird ein heißes Bad drin sein!“ Vielleicht könnte er Law ja dann darauf ansprechen, was das eben beim Essen sollte. So ganz hatte er es immer noch nicht durchblickt.
 

Als sie den Bade-Bereich betraten, war es genau so, wie Kid es sich immer vorgestellt hatte. Und dabei waren sie erst im Umkleidebereich.

„Hikari hat uns Hauskimonos bereitgelegt, die wir nach dem Bad anziehen können! Hast du schon mal eine Kimono getragen?“ fragte Law lächelnd und begann, sich zu entkleiden und seine Sachen ordentlich zusammen zu legen. Er legte sie in eines der großen Fächer im hölzernen Regal. So ordentlich würde Kid sein Shirt nicht mal gefaltet bekommen, wenn er sich anstrengte.

„Als Kind, ja.. da hatte meine Oma mir sogar einen geschenkt, aber das ist Jahre her. Ich denke, das binden musst du mir dann nochmal erklären!“ sagte er und begann auch, sich auszuziehen.

„Das bekomme ich hin.“ Law schmunzelte etwas, während er sich völlig ungeniert langsam auszog. Kid kam nicht drum rum, immer wieder zu ihm zu sehen. Die Blessuren vom Don waren immer noch deutlich zu sehen, doch der Rest von Laws Körper war makellos. Kid stockte in seiner Bewegung, als Law seine Shorts über seinen Hintern zog. Sein Po war perfekt und Kid wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als sich mit ihm zu vereinen. Er wollte ihm nah sein, ihm etwas geben, mit ihm schlafen und ihn dabei glücklich machen. Und am nächsten Morgen wollte er neben ihm aufwachen. Doch all das war völlig unmöglich, oder? Als Law sich halb umdrehte, um sich ein Handtuch zu greifen, sah Kid schnell weg und zog sich selbst auch weiter aus. Er sah an sich runter... an ihm war überhaupt nichts perfekt. Sein ganzer Körper war vernarbt und hässlich. Zumindest sah Kid es so. Wie konnte er auch nur glauben, Law könnte überhaupt etwas an ihm attraktiv finden? Oder ihn an sich ranlassen? Kid wusste doch ganz genau, wie es sich anfühlte... er schlief zwar auch mit Männern, aber dabei lag er niemals unten. Nie! Nicht seitdem sein Vater ihn... Er konnte es einfach nicht, also wieso sollte Law es können?

Law hingegen hatte Kids Blick förmlich gespürt. Nur deswegen hatte er ihm beim Ausziehen den Rücken zugewandt. Er hatte geahnt, dass er ihn ansehen würde, aber irgendwie... war ihm das viel weniger unangenehm, als er es erwartet hätte. Doch als Law sich umdrehte und das Handtuch um die Hüfte wickelte, sah Kid nicht mehr hin. Hatte er sich den Blick nur eingebildet, oder hatte der Rothaarige ganz schnell weggesehen? Statt ihm betrachtete er sich selbst. Und er wirkte dabei nicht glücklich. Dabei fand er ihn durchaus ebenso attraktiv, trotz der Narben. Law kannte schon nahezu jeden Teil von Kids Körper ohne Bekleidung, hatte er doch sowohl sein Bein, als auch schon seinen Oberkörper verarztet. Doch auch er konnte nicht verhindern, einen Blick auf seinen Hintern zu werfen, als Kid seine Shorts auszog... und auch auf seinen vorderen Bereich. Kid stand seitlich zu ihm, und er konnte DORT genau hinsehen. Auf sein Glied, das beachtlich war. Irgendwie... fand er sogar das attraktiv, dabei hatte er sich nie etwas aus Männern gemacht. Und er hatte schon viele nackt gesehen. Doch allzu lang sah auch Law nicht hin, obwohl er so neugierig war. Wieso? Wieso wollte er den anderen ansehen und von ihm angesehen werden?

„Komm, lass uns ins Wasser!“ Der schwarzhaarige hatte gesehen, wie Kid sich ein Handtuch genommen und es ebenso um seine Hüften gewickelt hatte.

„Bin direkt hinter dir!“ Kid folgte Law in den Außenbereich. Die kalte, nächtliche Herbstluft kam ihnen entgegen, doch Kid war viel zu gebannt von dem beeindruckenden Anblick, der sich ihnen offenbarte, um sich an der Kälte zu stören. Das große Becken, halb überdacht, halb unter freiem Himmel, lag drei Stufen unter ihnen und war mit natürlichen Steinen umrandet. Das heiße Wasser dampfte in der kalten Luft und der Nebel verlieh dem Ort etwas Magisches.

„Wow... genau so hab ich es mir immer vorgestellt!“ Law ging bereits die Stufen runter und grinste zu ihm hoch.

„Und es fühlt sich auch genauso gut an, versprochen! Komm, vom hin schauen wird dir nur kalt!“

Kid musste etwas grinsen, folgte dann aber Law, der schon im gehen sein Handtuch löste und ihm erneut seine perfekten Po präsentierte. Machte er das mit Absicht? Oder war das nur das ungenierte Verhalten von Japanern in heißen Quellen? Kid wusste es nicht, doch seine Vorderseite bekam er wieder nicht zu Gesicht, denn Law stieg schon in das heiße Becken. Kid folgte ihm kurz darauf, löste ebenso sein Handtuch und stieg mit den Füßen auf die Stufen ins Becken. Das heiße Wasser fühlte sich himmlisch an, und als er ganz drin war, schloss er eine Moment die Augen.

„Hmmm, es ist... perfekt!“

Law saß bereits auf einer der eingebaut Sitzgelegenheiten am Rand des Beckens und legte entspannt die Arme auf den Rand. Er beobachtete Kid, wie er ins Becken stieg. Erneut blickte er auf seinen Penis. Als dieser im Wasser verschwand allerdings sah er in Kids Gesicht, wie er sich genießend ins Wasser sinken ließ. So entspannt hatte er ihn noch nie gesehen und irgendwie machte es ihn glücklich, dass er ihm das ermöglichen konnte. Einfach zu entspannen, etwas Luxus zu genießen und sich um nichts zu Sorgen.

„Hab ich zu viel versprochen?“ fragte er lächelnd, Kid sah ihn wieder an.

„Oh nein, es ist der Hammer!“ antwortete er schmunzelnd und setzte sich ebenso an den Rand, nicht weit von Law und schloss nochmal die Augen. Eine Weile saßen sie nur da und schwiegen, doch Law hatte vorhin beim Essen Kids Unwohlsein bemerkt.

„Tut mir Leid, dass ich das vorhin einfach so rausgehauen habe beim Essen. Ich wollte dich nicht bloßstellen oder so... aber glaub mir, es war das einzig richtige!“ sagte er ruhig.

Als Law das Thema ansprach, öffnete Kid wieder die Augen und sah ihn an. Er hätte nicht geglaubt, dass der andere es von sich aus ansprechen würde.

„Ja, ich.. hab mich etwas wie beim Verhör bei den zukünftigen Schwiegereltern gefühlt...!“ Er lachte etwas, senkte dabei aber den Kopf. „Wirklich vorzeigbar ist mein Lebenslauf nicht!“

Law sah weiterhin zu Kid, musste über den Vergleich etwas lachen, ehe er wieder ernster wurde. „Glaub mir, ihrer auch nicht. Yuma sieht wie eine nette alte Dame aus, aber glaube mir... sie war früher genauso gefürchtet, wie du oder ich! Sie hat wohl mehr Menschen auf dem Gewissen, als wir beide zusammen! Und es gibt nichts, was sie mehr hasst als Unehrlichkeit... das hat sie mit dem Don gemeinsam.“

Kid hob bei Laws Worten den Blick wieder, sah Law doch etwas schockiert an. „Die nette alte Dame?“ fragte er irritiert. Dieses Mal sah Law weg, nach oben in den sternenklaren Himmel.

„Ja, genau die... ihre Familie führt dieses Onsen seit Generationen. Aber genauso lange dient sie auch schon dem Yakuza-Clan der Doflamingo-Familie. Es ist schon immer ein Ort des Rückzugs gewesen, ein sicheres Versteck für die wichtigsten Familienmitglieder. Sie sind dem Clan treu... nicht jeder aus der Familie ist ein Mörder, aber doch die meisten. Akira auch, Yuki wird gerade eingeführt. Hikari war glaube ich nie wirklich aktiv, aber unterstützt den Clan, wo sie nur kann. Sie behandeln mich wie einen Sohn, weil ich lange hier gelebt habe und Cora-san sehr schätzten. Ich mag sie wirklich gerne, aber sie wissen auch, dass ich eigentlich nicht freiwillig dem Clan angehöre. Und ich glaube, sie mögen Donquixote auch nicht sonderlich. Er ist ein grausamer Clan-führer, aber es wird ihm auch wieder ein anderer folgen. Und sie werden auch diesem treu sein!“

Kid hörte zu und verstand... sie waren hier zwar sicher, aber nur solange, wie sie dem Clan ebenso treu waren. Diese Familie würde Law niemals aufnehmen, wenn er für den Tod des Clan-Führers verantwortlich, oder auch nur darin verstrickt wäre.

„Sind sie sicher, dass ein anderer folgen wird? Ich meine... er hat keine Frau, oder? Nur...“ Beinahe hätte Kid „dich“ gesagt, doch Law ging nicht darauf ein.

„Er ist noch nicht verheiratet, aber das wird er bald sein. Violett wird ihn heiraten. Sie schläft seit Jahren mit ihm, sie kommt aus einer extrem reichen Familie, die krumme Geschäfte mit dem Clan dreht und sie wird ihm Nachfolger schenken.“

Also doch. Kid hatte es sich fast gedacht, dass diese Frau eine große Rolle spielte. Er sah kurz zum Haus, ob auch niemand in der Nähe war, und senkte seien Stimme für die nächste Frage.

„Weiß sie... was er mit dir macht? Wissen die Leute hier es?“ Laws Blick senkte sich wieder, er sah auf das Wasser.

„Niemand weiß das... und wenn sie es wüssten, dann... ich weiß nicht, was dann wäre. Aber wie du sicher weißt ist Homosexualität noch immer schwer verpönt... vor allem in einer Familie wie dieser, die so viel auf Tradition und Nachfahren gibt. Er hat mir vor Jahren gedroht, mir die Zunge rauszuschneiden, sollte ich auch nur ein Wort darüber verlieren.“, antwortete Law leise.

Kid rutschte etwas näher, um nicht so laut sprechen zu müssen.

„Aber dann hast du doch etwas gegen ihn in der Hand... etwas, das man sich zu Nutze machen kann.“ Law sah nun doch wieder auf, doch das Thema wühlte ihn auf, das sah Kid sofort in seinen Augen.

„Und was? Niemand würde mir glauben, Kid... ich würde schlimmeres durchleiden, wenn ich je etwas gesagt hätte, als wenn ich es einfach ertrage. Auf mein Wort allein gibt doch niemand etwas! Mein hoher Status ist doch nur ein Schein, jeder weiß, wie sehr ich hin hasse.“

Kid verstand seine Argumente, dennoch lächelte er sanft und legte eine Hand an seine Wange.

„Du bist aber nicht mehr allein... Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir das zu verwenden wissen, versprochen! Und dann musst du das alles nicht länger ertragen!“ Kid flüsterte nun nur noch, ihm war klar, dass es hier gefährlich war, auch nur zu erwähnen, dass sie etwas im Schilde führten.

Law berührten die Worte von Kid erneut tief und er schmiegte sich an die warme, große Hand. Er hoffte einfach nur, dass er diesen Worten trauen konnte. Und dass er ihm hier raus helfen würde.

„Danke, Kid... aber.. wir sollten nicht...“ In dem Moment löste sich Kid auch schon von ihm und setzte sich wieder normal hin.

„Ich weiß...!“ Er lächelte, lehnte sich dann nochmal zurück und sah nun ebenso hinauf in den Sternenhimmel. „Irgendwie... ist das hier trotzdem ein bisschen wie Urlaub für mich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so entspannen konnte!“

Kid klang glücklich und Law musste wieder lächeln.

„Ich bin froh, dass es dir so gefällt... du hast dir das auch verdient!“

Kid schloss nochmal die Augen. „Das haben wir beide!“

Law sah noch immer zu Kid bei dessen Worte, doch sagte er darauf nichts mehr. Er genoss einfach den Anblick des rothaarigen in dieser traumhaften Umgebung, bis beiden irgendwann zu warm wurde.

No. 19

Natürlich huschte Kids Blick beim Aussteigen wieder auf Laws Po, doch den hüllte er schnell wieder ein. Erst in ein Handtuch, dann geschickt in den Hauskimono. Er band ihn routiniert und half dann Kid auch in seinen. Er glaubte sogar gesehen zu haben, wie Law in seine Körpermitte geschielt hatte? Konnte das sein, oder hatte er es sich nur eingebildet? Kid würde jedenfalls nicht danach fragen und zusammen gingen sie zurück zu ihren Zimmer. Law blieb an seinem Zimmer stehen, doch er wagte es nicht Kid zu bitten noch mit zu ihm zu kommen. Dabei wünschte er es sich... er hatte die letzte Nacht, als er in seinem Arm gelegen hatte, so unfassbar gut geschlafen. Er wollte ihn gerne bei sich haben.

Kid ging es genauso, doch einfach selbstverständlich mit zu ihm kommen wollte er nicht. Er wollte sich ihm nicht aufdrängen, also ging er weiter an seine Tür und sah zurück zu Law.

„Dann... gute Nacht?“ Kid klang hoffungsvoll, das hörte Law. Doch er wagte es trotzdem nicht.

„Ja, gute Nacht...!“ Law lächelte kurz, ehe er in seinem Zimmer verschwand.

Kid seufzte leise, ehe er seines betrat und sich auf das Futon-Bett setzte. Es war weich, wenn auch nicht so weich wie das in der Villa. Eigentlich war Kid gar nicht müde. Er ärgerte sich, sich Law nicht doch aufgedrängt zu haben, aber vielleicht wollte der das ja auch gar nicht. Also legte er sich hin und machte den Fernseher an.

Law nebenan war genauso wenig müde und als er auf seinem Bett saß, wünschte er sich nur eines: Das Kid bei ihm war. Gar nicht mal, weil er über etwas reden wollte. Er wollte einfach nur bei ihm sein. Aber jetzt einfach so rüber zu gehen fand er albern. Da kam ihm eine Idee und kurz darauf verließ er das Zimmer, um Hikari zu suchen.
 

Kid lag gut eine Dreiviertelstunde auf dem Bett, doch müde war er immer noch nicht. Plötzlich klopfte es. Er sah auf, als die Tür einen Spalt aufgeschoben wurde. Er hoffte natürlich auf Law, und es war genau der, der reinschaute.

„Darf ich reinkommen?“ Kid setzte sich sofort auf, der Kimono war ihm etwas verrutscht und gab etwas von seiner Brust frei.

„Ja, natürlich!“ sagte er sofort und innerlich machte sein Herz einen Hüpfer. Law kam zu IHM... er suchte seine Gesellschaft und das machte ihn glücklich. Als der andere eintrat, sah er sofort, was er in der Hand hielt. Es war die alte Gitarre. Law hob sie hoch, lächelte zu ihm.

„Ich.. bin noch nicht müde, also dachte ich, naja... vielleicht magst du... etwas spielen? Ich hab Hikari danach gefragt und...!“

Kid fand es süß, wie Law etwas verlegen rumdruckste und er musste grinsen.

„Ich würde liebend gerne spielen... ich bin auch noch kein Stück müde.“ Er machte den Fernseher aus, streckte die Hand nach der Gitarre aus und Law reichte sie ihm. Allerdings blieb er wie angewurzelt vor dem Bett stehen, als würde er es nicht wagen, sich darauf zu setzen.

„Setz dich zu mir... aber erwarte nicht, dass ich gleich fehlerfrei spiele, ich habe das seit Jahren nicht gemacht!“

Law wagte es, nun da Kid ihn gebeten hatte, sich auf das Bett neben ihn zu setzen. Er lächelte etwas und nickte. „Das erwarte ich nicht, keine Sorge!“

Kid setzte sich im Schneidersitz hin und legte sich die Gitarre aufs Bein. Er spielt einen Ton, doch sie war völlig verstimmt. Also begann er sie zu stimmen. Nur nach Gehör... Law beobachtete ihn dabei und er wusste, dass das nicht jeder konnte. Die meisten brauchten Stimmgeräte, oder zumindest länger, wenn sie es nur nach Gehört machten. Doch für Kid schien es das leichteste auf der Welt. Er war völlig konzentriert, und irgendwann fuhr er über alle Saiten und machte ein zufriedenes Gesicht.

„So können wir arbeiten!“ sagte er schmunzelnd, sah dann zu Law und lächelte. „Ich kann natürlich nur die alten, amerikanischen Schinken, aber ich denke, das hier kennst du!“

Kid begann zu spielen, die ersten Töne eines Liedes, das Law durchaus kannte. Cora-San hatte viel amerikanische Musik gehört. Es war „Hotel California“ von den Eagles. Kid spielt die Töne klar und gefühlvoll, allein die Anfangspassage verlieh Law eine Gänsehaut. Er lehnte sich zurück gegen das Kopfende des Bettes und genoss Kids spiel. Bisher hatte er keinen einzigen falschen Ton gehört, es war als hätte Kid niemals aufgehört. Und dann begann er zu singen:
 

„On a dark desert highway, cool wind in my hair

Warm smell of colitas, rising up through the air

Up ahead in the distance, I saw a shimmering light“
 

Seine Stimme klang so klar, so voller Gefühl, als wäre er genau dafür geboren worden. Er gab sich dem Lied voll hin, schloss sogar kurzweilig die Augen. Law hätte niemals gedacht, dass so ein Talent in ihm steckte.
 

„Welcome to the Hotel California

Such a lovely place

Such a lovely face.“
 

Bei diesen Zeilen schaute Kid ihn plötzlich an. Seine warmen, bernsteinfarbenen Augen schienen ihm direkt in die Seele zu blicken und ihm zu sagen:
 

„Ich singe nur für dich. Ich bin dein!“
 

Doch dann senkte er wieder den Kopf, sang weiter. Erst bei dem Gitarrensolo am Ende schienen sich seine Finger an einer Stelle zu verhaspeln, doch schnell war er wieder drin und beendete das Lied ebenso gefühlvoll, wie er es begonnen hatte.

Kid ließ die Gitarre sinken und sah wieder zu Law, lächelte etwas. Der andere sah ihn noch immer fasziniert an, sagte jedoch kein Wort und Kid verunsicherte das.

„Was, war das so schrecklich?“ fragte er scherzend. Law schien aus seiner Trance zu erwachen und ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Ja.... furchtbar... so furchtbar, dass ich dir die ganze Nacht zuhören könnte. Kid, das... war wunderschön!“ So ein ehrliches Kompliment hatte Kid in seinem ganzen Leben wohl noch nicht erhalten. Etwas verlegen senkte er den Kopf und sah auf die Gitarre.

„Also hätte das mit dem Rockstar was werden können?“ Law schmunzelte etwas.

„Und wie...!“ Er löste sich von der Rückwand und kam auf allen vieren etwas näher zu Kid.

„Du wärst ein...!“

„Sie gehörte deinem Onkel...!“

Kid fiel Law einfach ins Wort, doch in dem Moment hatte er die Gravur am Hals der Gitarre gesehen. „Rocinante ‚Corazon‘ Dolfamingo“ stand dort.

Law hielt bei Kids Worten in seiner Bewegung inne, war ihm aber schon so nah, dass er ebenso auf die Gravur schauen konnte.

„Ja, er... hat früher oft darauf gespielt... Er konnte gut spielen, aber nicht so gut wie du... er hat es mir immer beibringen wollen, aber ich bin einfach kein Musiker, ich habe dafür kein Talent.“

Law lächelte traurig, Kid hob wieder den Kopf, sah Law an, doch der blickte noch immer auf die Gitarre.

„Er hätte gewollt, dass sie endlich wieder benutzt wird... vor allem, um... naja, mir eine Freude zu machen! Und das hast du gerade getan.“ Law hob nun wieder den Kopf und sah Kid an. „Ich will, dass du sie behältst! Und mir ab und zu etwas vorspielst...!“

Kid konnte nicht glauben, was er da hörte. Law wollte ihm die Gitarre seines geliebten Patenonkels schenken?

„Law, das... kann ich unmöglich annehmen... er hat dir doch so viel bedeutet!“

Law lächelte noch immer, und zum ersten Mal hatte Kid das Gefühl, es war kein trauriges Lächeln mehr, wenn er an seinen Onkel zurück dachte.

„Und du bedeutest mir auch viel... du hast in der kurzen Zeit mehr für mich getan, als jeder andere in den letzten 10 Jahren. Der letzte, der so gut zu mir war, war er... und er hat auf dieser Gitarre gespielt, um mir eine Freude zu machen. Es würde ihn glücklich machen, wenn du das ab jetzt tust, also... bitte behalte sie... und spiel ab und zu für mich, ja?“

Kid wusste nicht, was er sagen sollte. Er bedeutete Law also etwas... er war ihm wichtig. Und dass er ihm dieses Geschenk machte bedeutete Kid so unendlich viel. Also nickte er, legte die Gitarre behutsam auf das Bett neben sie.

„Das werde ich, versprochen... ich übe wieder, nur für dich!“ sagte Kid sanft und legte dann seine Hand an Laws Wange. Sie waren sich so nah und er strich mit dem Daumen über seine weiche Haut. „Du.. machst mich verrückt, weißt du das...?“

Der Drang Law zu küssen war wieder stärker denn je. Und es war eine Qual, diesem nicht nachzugeben.

„Ich... versuche, es zu unterdrücken, Law... aber ich kann nicht mehr. Es... es tut mir Leid!“

Law verstand nicht, was Kid sagte... er spürte nur die sanfte Wärme auf seiner Hand, gepaart mit seinen seltsamen Worten und seiner Entschuldigung. Wofür? Doch eine Sekunde später wusste er es, denn er spürte endlich wieder Kids Lippen auf seinen eigenen. Und wieder war es wie ein Feuerwerk. Sofort wurde Law warm, sein Herz begann zu rasen und ganz automatisch erwiderte er es. Er hatte doch genau darauf eigentlich schon lange gehofft.

Kid hatte erwartet, weggestoßen zu werden. Dass Law ihm erneut sagte, dass es keinen Sinn zwischen ihnen hatte... dass er IHM gehörte. Doch Law tat es nicht. Im Gegenteil... er erwiderte den Kuss zärtlich und Kid war in diesem Moment unfassbar glücklich. Er spürte die Lippen des anderen wieder auf seinen, seine weiche Haut an seiner Hand und das Herzklopfen eines Teenagers in seiner Brust. Zärtlich bewegte er seine Lippen, umschmeichelte und küsste die des anderen. Doch plötzlich begannen Laws Lippen wieder zu zittern, so wie schon beim letzten Mal und Kid beendete traurig den Kuss. Er konnte Law nicht ansehen, ließ stattdessen seine Stirn gegen die seine sinken und schloss die Augen.

„Ich weiß, dass du ihm gehörst. Ich weiß auch, dass du Angst hast, aber... ich... ich will das so sehr. Ich kann dem Drang, dir nah zu sein, einfach nicht länger widerstehen...“

Law schwieg, zumindest für einen Moment. Der Kuss hatte ihn so glücklich, und so traurig zugleich gemacht.

„Kid...!“ kam es leise von ihm, bevor Law einfach seine arme um Kids Körper auf seinen Rücken schob und sich dort in seinen Kimono krallte. Sein ganzer Körper drückte sich an ihn und Law legte seinen Kopf auf Kids Schulter. Etwas perplex legte Kid die Arme um ihn.

„I-Ich will das doch auch... ich will bei dir sein, in jeder Sekunde! Ich will dich küssen, obwohl ich nicht mal weiß, ob ich je...“

Law sprach es nicht aus, aber Kid wusste, was er meinte.

„Aber ich habe Angst... Angst dich durch ihn zu verlieren... und Angst, dich zu verletzten, weil ich niemals dir allein gehören würde...! Dass du leidest, wenn ich zu ihm muss... Dass es uns quälen würde...“

Law klang aufgewühlt und durcheinander, Kid spürte, wie er in seinem Arm zitterte und fest drückte er ihn an sich.

„Aber es quält uns doch auch so...!“ antwortete er leise und traurig.

„Dir ständig nah zu sein, aber dich nicht zu spüren. Dich im Arm zu halten, aber dich nicht zu küssen... neben dir zu schlafen, aber... nie mit dir...! Und dich stattdessen zu ihm gehen zu lassen...“

Kid sprach es aus, schloss die Augen. „Es quält uns auch so schon genug, also... was haben wir zu verlieren?“

Law krallte sich bei Kids Worte nur noch fester an ihn, schloss ebenso die Augen.

„Unser Leben...!“ murmelte er leise.

Kid seufzte leise. „Mein Leben war nie lebenswert... aber das scheint es langsam wieder zu werden... dank dir! Ich kann wieder lachen, ich kann neben dir wieder schlafen, ich... mache Dinge, die ich seit Jahren nicht getan habe... Ich habe eine Aufgabe... nämlich für dich da zu sein! Und ich verspreche dir, ich... werde niemals gehen, und dich dort lassen! Vorher... nehme ich dich mit... egal auf welchen Weg!“ Und das hieß für Kid auch bis in den Tod. Denn er wusste, wenn Law noch einen Menschen verlor, den er ins Herz geschlossen hatte, dann würde ihn das völlig zerstören.

Bei Kids Worten löste Law sich langsam ein wenig, um ihn anzusehen. Seine Augen waren verwirrt und unsicher.

„Das... würdest du tun...? Ich.. ich würde es nicht ertragen, wenn er dich...!“ Kid legte sanft seinen Daumen auf Laws Lippen.

„Das weiß ich... Ich werde dich nicht mehr verlassen, Law... ich will bei dir sein.“

Laws Unsicherheit verschwand leider noch immer nicht.

„Aber... ich weiß nicht mal, ob ich es könnte, Kid...!“ Law sah weg, beschämt. „Ob ich... dir geben könnte, was du willst... ob ich dir MICH geben könnte. Ich habe Angst davor, ich... kenn dabei nur Schmerz und... Leid und... ich will dich nicht enttäuschen!“

Laws Worte machten Kid traurig, sehr traurig sogar. Er konnte die Wahrheit nicht länger für sich behalten.

„Ich.. weiß, wie du dich fühlst!“ sagte Kid dann leise.

„Was..?“

Law hob nun wieder den Kopf, wie meinte Kid das?

„Ich weiß, wie es sich anfühlt, Law...“

„Du weißt es...? Wurdest du etwa auch...?“

Kid nickte, nun war er es, der weg sah.

„Es ist Jahre her, ich... ich kann und will nicht darüber reden, aber ich kann verstehen, wie du dich fühlst!“

Law schockierten Kids Worte. War er deswegen von Anfang an so gut zu ihm gewesen? Weil er genau wusste, wie schrecklich es sich anfühlte?

„Das tut... mir so unendlich leid!“ Law hätte nicht geglaubt, dass einem starken Menschen wie Kid sowas passieren konnte. Am liebsten würde er nachfragen... wann es war... wo es war... Aber er verstand auch, dass Kid darüber nicht reden wollte oder konnte. Er selbst konnte es ja auch kaum. Aber plötzlich fühlte er sich dem anderen noch so viel näher. Wenn er das alles verstand, dann würde er Law doch niemals dabei verletzen, oder?

„Aber... was, wenn ich es nie kann? Wenn ich dir DAS nie geben kann?“ Law hatte Angst vor der Antwort, denn auch wenn er nicht wusste, ob er mit Kid je Sex haben könnte, so wollte er ihm bei allem anderen so nah wie möglich sein.

Bei Laws Frage sah Kid ihn doch wieder an, im selben Moment als Law wieder traurig weg sah. Doch er wollte nicht aufgeben. Sanft griff er an sein Kinn und zwang ihn, ihn wieder anzusehen.

„Also erstmal... will ich DIR geben, Law... ich verlange gar nichts, schon gar nicht dass du dich mir einfach hingibst... ich bin nicht wie Er... also kannst du mich auch nicht enttäuschen... ich setze dich nicht unter Druck, bei gar nichts. Ich will im Moment einfach nur bei dir sein. Dich küssen, dich im Arm halten... für dich singen. Nicht mehr, und nicht weniger... nur so viel, wie wir beide wollen, versprochen!“ Ihm seine Vergangenheit zu gestehen, hatte Kid Überwindung gekostet, doch er hoffte so sehr, dass Law ihm dadurch endlich vertrauen konnte.

In Laws Ohren klangen Kids Worte so gut... so richtig! Law wollte das auch. Er wollte bei ihm sein und all das tun, was Kid ihm gerade versprochen hatte. Seine Unsicherheit wich langsam und seine verkrampften Hände lösten sich. Eine fuhr sogar langsam in Kids Nacken und in sein rotes Haar. Er wollte nicht mehr aus Angst etwas verpassen, was ihn vielleicht glücklich machen konnte.

„Dann... küss mich bitte endlich! Halt mich dabei im Arm, und lass mich heute Nacht nicht mehr los!“ flüsterte Law und machte Kid damit unendlich glücklich. Es bedurfte keiner weiteren Worte mehr... außer der Sprache seines Herzens, also legte er erneut seine Lippen auf die von Law, schloss die Augen und genoss zum ersten Mal ohne Angst, wie sich ihre Lippen vereinten. Denn Law erwiderte es ohne noch zu zögern, fuhr mit der Hand sogar tiefer in Kids Haar und hielt sich dort fest. Langsam dirigierte er Law zurück aufs Bett, bis er seinen Kopf in das weiche Kissen sinken ließ und halb auf ihm lag. Sein Herz schlug wie wild und Kid wagte es, seinen Mund einen Spalt zu öffnen und vorsichtig mit der Zunge über Laws Lippen zu streichen.

Als Law die Zunge spürte, war er für einen Moment überrascht, doch genau das hatte er doch gewollt, oder? Das Kid ihn endlich küsste, mit allem was dazu gehörte. Und das hier gehörte dazu. Also öffnete er seinen Mund und kam ihm mit seiner Zunge ein Stück entgegne. Als sie sich das erste Mal berührten, begann Laws Herz regelrecht zu rasen. Kids Geschmack war so süß, und doch herb, aber in jedem Fall gefiel es Law. Er hatte noch nie einen Mann so geschmeckt. Der Don küsste nicht, glücklicherweise. Das hier gehört nur Kid, und nur ihm wollte er es geben.

Kid spürte, wie Law ihm mit seiner Zunge entgegen kam und begann ein sanftes Zungenspiel mit ihm. Dieser Kuss war für ihn wohl genauso besonders, wie für Law. Natürlich hatte er mit seinen Liebschaften schon geknutscht, aber nur als Vorspiel. Das hier hatte keine Hintergedanken. Er wollte einfach nur den Mann spüren, für den er so viel empfand und ihm Sicherheit geben. Wegen ihm hätte dieser Kuss auch ewig andauern können, doch irgendwann löste Kid ihn sanft wieder und hob den Kopf etwas. Er sah Law in die stahlblauen Augen und lächelte, strich ihm etwas durch die wuscheligen Haare.

„Du... küsst mit Zunge sogar noch besser!“ hauchte er grinsend und Law musste lachen.

„Du auch... und du schmeckst gut!“

Auch Kid musste nun lachen und er ließ sich glücklich neben ihn ins Bett sinken, zog ihn dabei etwas mit sich.

„Du machst mich glücklich... so glücklich, wie seit Jahren niemand mehr!“ Kid wollte ehrlich zu ihm sein, und das war nun mal die Wahrheit. Law lächelte noch immer.

„Was soll ich sagen...? Du bist... schon jetzt der beste Küsser, den ich je hatte!“ Er grinste, küsste ihn dann nochmal kurz, ehe er ihn wieder ernster ansah. Sanft strich Law ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht, dabei auch kurz über seine Narbe. Kid kniff dabei das Auge zu, doch er wich nicht mehr zurück. Vertraute er ihm nun schon so sehr? Hatten seine Narben etwas damit zu tun? Die auf seinem Rücken? War es vielleicht sogar Kids Vater gewesen, der ihn misshandelt hatte? Law wurde allein bei dem Gedanken schlecht.

„Danke, dass du mir das anvertraut hast... ich weiß, wie furchtbar das für dich sein muss, aber ich habe jetzt umso mehr das Gefühl, dass niemand mich besser versteht als du... ich werde nicht nachfragen, wann und wie es geschehen ist, aber... wenn du je darüber reden willst, bin ich für dich da...!“ sagte er sanft.

Kids Blick bei Laws Worten war traurig, und trotzdem dankbar.

„Das weiß ich... Danke, Law. Aber sei mir nicht böse, wenn ich es nie kann... ich habe das all die Jahre verdrängt und... will es auch weiterhin!“ antwortete Kid leise. Law lächelte, gab Kid nochmal einen sanften Kuss.

„Wie könnte ich dir deswegen je böse sein... Ich will nur für dich da sein, wie du es für mich bist!“ Der rothaarige lächelte über Laws Worte, legte eine Hand an seine Taille und zog ihn etwas näher zu sich.

„Das bist du schon!“ sagte er sanft und legte wie eben seine Stirn gegen die von Law.

Auch Law schloss dabei einen Moment die Augen. Waren sie jetzt zusammen? Irgendwie schon, oder? Es war seltsam, Law hatte nie wirklich eine Beziehung geführt, er wusste überhaupt nicht, wie das ging, noch dazu unter so schwierigen Umständen. Aber mit Kid wollte er es probieren. Er wollte ihnen beiden diese Chance geben, selbst wenn sie ihnen das Leben kosten könnte. Denn eigentlich hatte Kid Recht, was hatten sie sonst zu verlieren?

„Wie wär’s, wenn du die Gitarre weglegst und wir uns hinlegen?“ fragte Law irgendwann sanft und öffnete wieder die Augen. Kid sah ihn einen Moment an, schmunzelte aber.

„Bleibst du etwa heute Nacht dann bei mir?“ Law lächelte ihn an.

„Ich hab doch gesagt, du sollst mich heute Nacht nicht mehr loslassen. Das meinte ich ernst!“

Kid grinste etwas, küsste Law nochmal kurz, ehe er sich aufsetzte.

„Dann werde ich mich nicht zweimal bitten lassen!“ Kid griff die Gitarre und legte sie behutsam neben dem Bett ab, ehe er die Decke für beide zurück schlug. Law zog kurz die Beine an, schob sie unter die Decke und sah zu Kid hoch.

„An den Anblick darf ich mich hoffentlich gewöhnen!“ sagte er verliebt, ehe er das Nachtlicht löschte und sich zu ihm sinken ließ. Er deckte beide zu und schob dann einen Arm um Laws Taille, rutschte wieder näher zu ihm.

„Ich hoffe es auch... wir sollten nur trotzdem aufpassen, dass es hier niemand mitbekommt. Die Schlafzimmer der Familie liegen am anderen Ende vom Haus und eigentlich wissen sie, dass sie mich nicht wecken dürfen... wir sollten trotzdem vorsichtig sein!“

Kid nickte bei Laws Worten und sah ihn in dem fahlen Licht an.

„Werden wir... ich höre auch im Schlaf jedes Geräusch, ich denke da passen wir schon auf!“ Law grinste etwas.

„Ja, Mr.Superkiller hört alles, wie eine Katze! Du sollst endlich mal schlafen, ohne alles zu hören!“ Law zwickte Kid unter der Decke bei den Worten etwas in die Seite. Kid musste daraufhin lachen.

„Hey, ich kann nichts dafür... aber wer weiß, wenn du neben mir liegst, schlaf ich vielleicht wirklich mal wieder so tief!“

„Na hoffentlich!“

Erneut gaben sie sich einen zärtlichen Kuss, ehe Law sich dicht an Kid einrollte und die Augen schloss. „Ich... bin froh, dass du dem Drang nicht mehr widerstehen konntest...!“ sagte er leise. Kid musste lächeln, nahm Law fest in den Arm und schloss ebenso die Augen.

„Ich auch...! Gute Nacht!“

„Gute Nacht!“

No.20

Kid schlief tatsächlich kurz nach Law ein. Eine kurze Weile hatte er ihn noch beim Schlafen beobachtet und sich bewusst gemacht, was eben geschehen war. Sie waren jetzt irgendwie ein Paar. Auch Kid hatte nie eine wirkliche Beziehung geführt, dafür war sein Lebensstil einfach zu gefährlich und zu chaotisch gewesen. Aber er war auch noch nie von jemandem so sehr angezogen worden, wie von Law. Glücklich über diese Fügung hatte er irgendwann die Augen geschlossen, seine Nase in Laws gut duftenden Haaren vergraben und war mit dem Gedanken eingeschlafen, dass sich so also Liebe anfühlte.

Am kommenden Morgen wachte Kid wieder recht früh auf. Trotzdem hatte er mehr geschlafen, und besser, als für ihn üblich. Law lag noch immer in seinem Arm und glücklich kuschelte er sich näher an ihn. Es war recht kühl im Zimmer geworden, doch unter der Decke war es mollig warm und er lauschte den Geräuschen im unbekannten Haus. Er hörte draußen die Vögel zwitschern, das Wasser etwas entfernt plätschern und den Wind rauschen. Es war für ihn wie im Paradies und nach etwa einer Stunde, in der Law noch seelenruhig geschlafen hatte, holte er sich, was ihm zum Paradies fehlte, indem er Law einen zärtlichen Guten-Morgen-Kuss gab. Von dem schwarzhaarigen kam dabei tatsächlich sogar eine Reaktion. Einen Hauch von Erwiderung spürte Kid, und als er ihn ein zweites Mal küsste, wurde diese sogar stärker. Law schien langsam aus seinem tiefen Schlaf aufzuwachen, und so küsste ihn Kid erneut. „Hmm...!“ kam es leise dabei von Law, seine Hand fuhr über Kids Seite und zog ihn näher zu sich. Dieses Mal war die Erwiderung deutlicher und zärtlich begannen sie einander zu küssen. Kid konnte sich in seinem Leben an keinen schöneren Morgen erinnern, und als er den Kuss beendete, sah er in die müden, aber zufrieden Augen eines wunderschönen Mannes.

„Good morning, beautiful!“ hauchte Kid zärtlich, Law musste daraufhin glücklich grinsen.

„Morning!“ hauchte er, fuhr mit seiner Hand von Kids Seite in seinen Nacken und zog ihn nochmal zu sich. Dieses Mal war es Law, der einen intensiven, zärtlich Kuss aufnahm und sogar seinen Mund dafür öffnete. Kid grinste ebenso glücklich in den Kuss und zögerte nicht, mit seiner Zunge aus seiner Mundhöhle zu wandern und Laws Zunge zu begrüßen. Selbst direkt nach dem Aufstehen schmeckte Law so unheimlich gut. Kid begann ein zärtliches, liebevolles Spiel mit ihm, fuhr dabei mit seiner Hand um seine Taille bis an seinen Rücken und drückte ihn näher zu sich. Ihre Hüften berührten sich, und dieses Mal konnte Kid nicht abstreiten, dass es ihn irgendwie anmachte. Aber beenden wollte er es deswegen nicht so einfach. Viel zu intensiv und leidenschaftlich wurde dieser guten-morgen-Kuss.

Das merkte auch Law. So geweckt zu werden hatte er in seinem Leben noch nicht erfahren. So liebevoll und zärtlich, so leidenschaftlich. Auch bei Doflamingo hatte er schon übernachten müssen, aber nur um am Morgen nochmal rangenommen zu werden. Das hier hatte damit nichts zu tun. Hier waren Gefühle im Spiel... tiefe Gefühle füreinander und auch er merkte, wie es auch ihn anmachte. Konnte Kid ihn so leicht erregen? Er spürte seine Hüfte an seiner eigenen und meinte sogar, seinen Penis an seinem Bein zu spüren. Aber er hatte nach wie vor Angst... Angst vor ihrem „ersten Mal“, auch wenn er gerne wüsste, wie es sich „richtig“ anfühlte. Also beendete er langsam den Kuss, kraulte Kid dabei im Nacken und lächelte ihn sanft an, hoffend, dass Kid nicht böse war, wenn sie jetzt noch nicht weiter gingen. Doch der Blick in die bernsteinfarbenen, glücklichen Augen zeigte ihm sofort, dass dem nicht so war.

„So würde ich jetzt gerne jeden Tag geweckt werden!“ hauchte Law spielerisch und küsste Kid nochmal kurz.

„Hmm, liebend gerne! Das heißt aber, dass du jede Nacht bei mir schlafen musst... oder ich bei dir!“ Law schmunzelte und kraulte Kid weiter im Nacken.

„Das heißt es dann wohl...!“ hauchte er, ehe er sich nochmal ankuschelte. Kid drehte sich dabei auf den Rücken, sodass Law seinen Kopf wieder auf seine Brust legen konnte. Der Hauskimono war inzwischen völlig verrutscht und Kids stake Brust lag frei. Er betrachtete die helle Haut, die auch hier überall mit kleinen und großen Narben versehen war.

„Hast du denn gut geschlafen?“ fragte Law leise, während er eine Hand hob, um sie auf Kids Haut zu legen. Er streichelte sanft darüber, plötzlich hatte er keine Angst mehr, ihm nah zu sein. Ganz im Gegenteil... er wollte ihn berühren... jederzeit und überall.

Kid überkam eine leichte Gänsehaut, als Law begann, ihm über die Brust zu streicheln. Er hatte nicht erwartete, dass der andere ihm so schnell, so viel näher kommen würde. Es fühlte sich unendlich gut an, von ihm berührt zu werden und lächelnd beobachtete er die Hand des anderen.

„Hab ich... ich glaube, ich hab das beste Schlafmittel für mich gefunden...! Wenn du bei mir liegst, dann... sind alle schlechten Gedanken, die mich all die Jahre wachgehalten haben, wie weggeblasen!“ hauchte er sanft und küsste Law auf den Kopf.

Law musste sanft bei Kids Worten lächeln, schmiegte sich noch etwas näher.

„Ich weiß nicht, wie ich das mache, aber... ich bin glücklich, dass ich es kann!“ Seine Hand ging weiter auf Wanderschaft, fuhr über seine starken Brustmuskeln weiter nach außen. Seine Nippel waren noch vom Kimono verdeckt, und eigentlich wollte er da auch gar nicht hin. Er wollte ihn einfach nur liebkosen.

„Das... fühlt sich fantastisch an, Law...!“ hauchte Kid leise. Law hob wieder etwas den Kopf, lächelte Kid an, ehe er sich zu einem Kuss zu ihm beugte.

„Alles fühlt sich seit gestern Abend fantastisch an!“ hauchte Law gegen Kids Lippen. Und dem konnte Kid nur zustimmen, indem er ihn erneut küsste. Wie hatten sie es überhaupt geschafft, sich so lange zu beherrschen, wo dieses Verlangen doch schon so lange in der Luft lag? Nahezu von Anfang an.

Als sich der Kuss wieder löste, schloss Kid nochmal die Augen, während Law ihn weiter kraulte. Er fühlte sich so sicher in seinen Armen, wie noch nirgends zuvor. Er genoss die Ruhe und Zweisamkeit, bis plötzlich Kids Magen laut knurrte.

„Oh, sorry...!“ kam es verlegen lachend von Kid. Auch Law musste lachen und sah wieder zu ihm hoch.

„Da hat aber jemand Hunger. Vielleicht sollten wir bald frühstücken gehen!“

Kid hatte Hunger, aber eigentlich...: „Es ist aber gerade so gemütlich... ich will am liebsten ewig mit dir im Bett lungern!“

Law musste schmunzeln, setzte sich dann aber auf, die Hand immer noch auf Kids Brust gestützt.

„Du darfst gerne ab jetzt jeden Morgen mit mir im Bett lungern... aber ich muss aus Klo und du hast Hunger... also lass uns aufstehen!“ sagte er sanft und beuget sich nochmal zu einem Kuss zu ihm. Dabei fuhr Kid mit seiner Hand in Laws Nacken, hielt ihn etwas länger in dem Kuss. Als er ihn wieder losließ, lächelte er ihn an.

„Ich freu mich ab jetzt auf jeden kommenden Morgen!“

„Ich auch!“ hauchte Law als Antwort, ehe er Aufstand. Auch Kid erhob sich endlich aus den Federn, zog etwas den Kimono zu.

„Brrr, es ist ganz schön kalt hier drin!“ Law ging zu der Shoji-Tür die raus in den Garten führte und schob sie einen Spalt auf. Es lag noch Raureif auf dem Gras und ein leichter Morgennebel in der Luft.

„Ja, wir sind hier recht hoch in den Bergen, da ist es morgens noch kalt!“ sagte er ruhig und genoss die frische Luft, ihm war nicht kalt. Doch als er zurück sah, hatte Kid sich, noch auf dem Bett sitzen, die Decke hochgezogen.

„Brrrrr, mach doch nicht auf noch auf! Oh Gott, ich hasse Kälte!“

Law musste etwas lachen über Kid, schob die Tür auch wieder zu.

„Dann musst du über Nacht die Heizung etwas aufdrehen! Ich hätte dich eher als jemand eingeschätzt, dem Kälte nichts ausmacht, du hast dich die ganze Zeit nicht beschwert!“

Law kam zurück zum Bett und setzte sich nochmal auf den Rand.

„Ja, weil es in Tokyo nicht SO kalt war. Und beim Arbeiten geht das, da bin ich so unter Strom, dass ich das nicht merke. Aber ich bin ein Südstaatler... ich liebe es warm und sonnig!“

Law schmunzelte etwas. „Achso? Wo genau kommst du denn her? Wo in Amerika bist du aufgewachsen?“

Kid ließ die Decke wieder etwas sinken, nun da Law die Tür wieder geschlossen hatte.

„Aus Greenville, Texas. Das liegt etwas nordwestlich von Dallas. Furchtbares Dorf, kann ich als Touristenspot wirklich nicht empfehlen!“

Erneut musste Law etwas lachen, Kid grinste ebenso.

„Aber schön warm ist es da!“

„Willst du eigentlich je wieder zurück? Also nach Amerika?“ Kid war über diese Frage überrascht, aber kurz verzog er das Gesicht.

„Naaa, eher nicht. Also nicht, um dort zu leben. Erstens bin ich da noch gesuchter als hier, zweitens gefällt mir die Mentalität der Japaner einfach besser. Besonders Texaner sind einfach oft Schweine. Hier zollst du selbst deinem Feind noch irgendwie Respekt, da bespucken sie sogar die Toten. Ich weiß wahrlich nicht, warum meine Mutter nicht zurück nach Japan ist, als sie alt genug war.“

Law lächelte und sah auf die Bettdecke. „Naja, sie hatte vermutlich dort auch etwas, das sie geliebt hat... Ihr Vater, oder ihre Freunde...“ sagte er ruhig, Kid hingegen zuckte nur mit den Schulter.

„Ja, vermutlich... ich weiß es nicht, aber ich will nicht mehr dort leben. Und wenn, ganz sicher nicht in Greenville!“ Law sah wieder zu Kid.

„Hm, ich bin ganz froh, wenn du hier bleibst... Denn wenn du nach Amerika zurück wolltest, würde ich wohl oder übel mit wollen müssen!“

Kid sah Law auch wieder an, etwas erstaunt.

„Du würdest mitkommen?“

„Ja... wenn ich je frei bin, dann... will ich überall hin mitkommen, wo du hingehst!“ Laws Worte klangen in Kids Ohren schon beinahe, wie ein Liebesgeständnis. Bedeutete er Law schon so viel? Und empfand Kid schon genauso? Er musste lächeln, packte Law am Kragen seines Kimonos und zog ihn nochmal zu sich.

„Na gut, dann nehme ich dich mit...!“ hauchte er, ehe er ihn nochmal küsste. Doch dann hörte er plötzlich Schritte im Gang und löste den Kuss.

„Da kommt jemand!“ flüsterte er leise und Law hörte es nun auch.

„Dann verschwinde ich lieber!“ Law stand vom Bett auf und schlich zur Tür zum Garten. Über den überdachten Holzsteg, der die Zimmer außen verband, konnte er in seines gelangen, ohne dass ihn jemand sah.

„Bis gleich beim Frühstück!“ hauchte er leise, grinste, ehe er verschwand und in sein Zimmer huschte. Kid schmunzelte noch und ließ sich zurück in sein Bett sinken. Die Schritte wurden lauter und kurz darauf hörte er, wie Laws Zimmertür aufging und er wohl dort wieder raus kam. Er hörte leise Stimmen auf dem Gang, wie Law jemandem einen guten Morgen wünschte, es war wohl Yuki, und dann auf die Toilette verschwand. Kid blieb noch einen kurzen Moment liegen, bevor er irgendwann auch aufstand.

No.21

Das Frühstück war genauso lecker wie das Abendessen und die kommenden drei Tage waren für Kid wie der Himmel auf Erden. Er und Law verbrachten nahezu jede Minute miteinander. Das Wetter draußen war herbstlich, kalt und regnerisch, weswegen Kid absolut auch keinen Drang verspürte, rauszugehen. Und Law sah es wohl ähnlich. Sie badeten in den heißen Quellen, aßen mit der Familie und verbrachten den Rest der Zeit damit zu reden, Serien zu schauen oder Law saß einfach nur da und hörte Kid zu, wie er wieder begann, mit der Gitarre zu üben oder ihm vorzuspielen. Und jeden Abend schlief Kid mit Law in seinem Arm ein und wachte genau so am nächsten Morgen wieder auf. Die Küsse, die sie immer öfter teilten waren leidenschaftlich und liebevoll. Doch weiter zu gehen hatte Kid noch nicht gewagt, er wollte Law Sicherheit geben. Sicherheit, dass er eben nicht nur auf die eine Sache aus war.

An ihrem vierten Tag in Kyoto lagen sie schon wieder seit dem Frühstück auf Kids Bett und schauten fern. Sie hatten eine neue Serie auf einem Streaming-Dienst angefangen. Law lag wie so oft in den letzten Tagen mit dem Kopf auf Kids Brust und lauschte seinem Herzschlag. Er liebte es, so bei ihm zu liegen. Noch nie hatte er sich so wohl und sicher bei jemandem gefühlt. Für ihn war es das erste Mal, seit dem Tod seines Onkels, dass er sich glücklich fühlte. Er konnte gerade der Handlung der Serie nicht folgen, er schaute verträumt durch das kleine Fenster nach draußen.

„Er ist heute aufgeklart, wie angekündigt!“ sagte er irgendwann leise. Kid sah weg vom Fernseher zu Law.

„Was?“

„Das Wetter... die Sonne scheint!“ sagte er und sah hoch zu Kid.

„Würdest du... mit mir einen Spaziergang machen?“ Kid sah nun auch durch das schmale Fenster nach draußen und zum ersten Mal seit Tagen wieder blauen Himmel.

„Hmm, das klingt romantisch!“ antwortete er schmunzelnd. Law lächelte, als Kid ihn wieder ansah und strich ihm über die Wange.

„Ein wenig... also? Ein bisschen Bewegung würde uns faulen Kartoffeln mal gut tun!“

Kid musste lachen, gab Law noch einen kurzen Kuss, ehe er sich langsam hochdrückte.

„Du hast vermutlich Recht! Sonst schimmeln wir irgendwann noch fest!“ Law musste sich dabei automatisch auch aufsetzen und streckte sich etwas.

„Völlig richtig! Ich geh mich eben drüben anziehen, und dann können wir los!“ Kid nickte, bekam aber von Law nochmal einen Kuss, bevor der in sein Zimmer verschwand.

Eine Viertelstunde später verließen die beiden das Haus, doch Law schlug nicht den Weg zum Tor ein, sondern einen schmalen Weg, der links am Haus entlang und in den angrenzenden, kleinen Wald führte. Kid folgte Law, war aber verwundert, er hätte gedacht, sie würden das Grundstück verlassen. Seine Magnum hatte er, wie immer wenn er irgendwo hin ging, in der Innentasche seiner geliebten Lederjacke. Law schien seine Gedanken zu lesen und drehte den Kopf beim Laufen zu ihm nach hinten.

„Das ist eine Abkürzung, dass wir nicht an der Straße entlang müssen...!“ sagte er lächelnd und Kid erwiderte es.

„Ich folge dir, egal wohin!“ Ein leises Lachen kam von Law, als er wieder nach vorne sah.

„Das klang jetzt gar nicht kitschig, oder so!“

Kid holte mit zwei großen Schritten auf, sodass er mit Law auf einer Höhe war.

„Tja, mit dir entdecke ich sogar noch meine kitschig-romantische Seite. Ich wusste gar nicht, dass ich sowas überhaupt habe!“

Law sah sanft lächelnd zu ihm, dann kurz zurück, aber das Haus war schon nicht mehr in Sicht. Also stahl er ihm im Laufen einen Kuss. Er merkte dabei, wie er auf die Zehenspitzen gehen musste. Bisher hatten sie bei allen Küssen gesessen oder gelegen, ihm fiel erstmals auf, wie groß Kid doch war.

„Ich bin froh, dass wir diese Seite an uns zusammen entdecken!“ hauchte er.

Kid war es nun, der lächelnd musste. „Ich auch...!“ sagte er sanft und tat dann etwas, was er bisher auch noch nie im Leben getan hatte. Er griff nach Laws Hand, umschlang seine Finger und ließ ihn nicht mehr los.

Sofort breitete sich diese Wärme wieder in Law aus, die nur Kid hervorrufen konnte. Was tat dieser Mann nur mit ihm? Er sah auf den lichtdurchfluteten Weg vor ihnen, die herbstliche Sonne ließ das Laub, das den Regen und den Wind bisher überstanden hatte, in allen Farben leuchten. Endlich konnte Law wieder etwas Schönes in der Welt sehen. Und wenn er neben sich sah, hoch zu Kid, dessen Haare einmal mehr wie Kupferfäden leuchteten, dann war auch er für ihn wunderschön. Kid bemerkte den Blick von Law wohl, sah ihn dann im Laufen an.

„Was?“

Law schmunzelte, streckte sich nochmal zu ihm hoch und gab ihm eine Kuss.

„Ach, nichts... ich wollte dich nur ansehen!“

Law war richtig süß, wie er Kid nach dem Kuss anlächelte. Sein Blick war so verliebt und auch Kid musste lächeln.

„Hm, na gut!“ Wenn Law ihn einfach ansehen wollte, dann durfte er das. Bei ihm wusste er, dass er ihn nicht mit Abscheu ansah, wie die meisten Menschen vor ihm. Auch wenn Kid sich selbst nicht schön finden konnte, Law tat es scheinbar.

Kid sah den Weg entlang und bemerkte, dass sie sich einem kleineren Tor näherten. Der hölzerne Zaun, der das Haus umgab, war einem Metallzaun gewichen, der von Maschendraht gekrönt war. Dahinter lag eine kleine, abgelegene Straße.

„Das ganze Gelände ist ringsum Videoüberwacht!“ Law zog eine Chipkarte aus seiner Hosentasche, als sie sich dem Tor näherten und sah, dass es wohl auch nur damit aufging. Kid wurde wieder einmal bewusst, wie unfassbar sicher sie hier waren.

„Wow, wie gut dass ich nicht versucht habe, dich hier abzuknallen!“ scherzte er etwas, Law verzog das Gesicht.

„Sag das nicht so... ich vergesse gerne, dass wir uns dadurch kennengelernt haben, ehrlich gesagt!“

Kid merkte, dass der Scherz wohl nicht sonderlich gut bei Law angekommen war, und als die durch das Tor das Grundstück verlassen hatten, griff er wieder seine Hand.

„Tut mir leid... ich bin froh, dass es dazu einfach nie gekommen ist!“

Law griff fest in die Hand des anderen.

„Ich auch!“ Wobei er sich immer noch wunderte, wieso er gerade ihn verfehlt hatte.

Sie liefen etwa fünf Minuten an der kleinen Straße entlang. Es war kein sonderlich dicht besiedeltes Gebiet, eher ein kleines Dorf am Rande der großen Stadt. Doch als die Menschen auf der Straße etwas mehr wurden, ließ Law Kids Hand doch wieder los. Es schien ihm unangenehm, aber Kid war ihm nicht böse. Er fragte sich nur, wo sie eigentlich hin gingen. Law schien ein Ziel zu haben, das er ihm noch nicht mitgeteilt hatte. An einem kleinen Blumenladen blieben sie stehen und Law suchte 4 weiße Lilien aus, die er bei der kleinen, alten Verkäuferin bezahlte. Kid blieb draußen stehen und sah auf ein Plakat, das an einem Pfosten hing.

„Lass uns weiter!“ Law stand bereits wieder hinter Kid, der wachte etwas aus seiner Trance auf.

„Sieh mal, Law... ein Herbstfest! Am 6. Oktober, das ist Ende nächste Woche!“

Law war schon im Begriff gewesen, weiter zu gehen.

„Am... zehnten?“ fragte er leise und sah auf das Plakat. „Das ist...“

Law murmelte so vor sich hin, das Kid es nicht verstand.

„Das ist was?“ Law wandte sich schlagartig ab und ging weiter.

„Nichts, schon gut!“ Kid war irritiert von seinem Verhalten, lief ihm hinterher und griff einfach wieder seine Hand.

„Das ist was, Law?“ Law drehte sich wieder zu ihm, sah ihm kurz in die Augen. Diese warmen Augen, denen er einfach keine Antwort schuldig bleiben konnte. Er sah wieder weg, seufzte leise.

„Mein Geburtstag...!“

„Dein...“ Kids Miene hellte sich auf, er musste etwas grinsen. „Dein Geburtstag? Wie, hättest du mir das dann einfach verschwiegen, oder was?“

Law seufzte, doch wie sie hier standen fingen die Menschen an, sie anzublicken, Kid war nun mal auch nicht gerade leise. Also zog er ihn weiter, antwortete im Gehen.

„Ja, hätte ich, ich mach mir nicht viel aus meinem Geburtstag... ich habe ihn seit Jahren nicht wirklich gefeiert!“

Law befreite seine Hand wieder, und Kid wurde klar, dass er wieder nicht sonderlich einfühlsam reagiert hatte. Immerhin hatte er seinen eigenen Geburtstag auch nicht mehr gefeiert, seit... diesem eine Tag. Und Law ging es vermutlich ähnlich.

„Tut mir leid, so meinte ich das nicht... ich würde mit dir gerne auf das Fest, völlig egal ob Geburtstag, oder nicht. Aber das wäre ein Grund mehr... lass uns zusammen hingehen, ja?“

Law blickte im Gehen wieder über seine Schulter zu Kid.

„Ich weiß nicht... Das ist ein traditionelles Fest, da geht man im Kimono hin. Ich hab keinen dabei!“

Kid verstand das Problem nicht.

„Und ich habe gar keinen... aber wir sind in Kyoto, wir würden es ja wohl schaffen, bis dahin welche für uns zu kaufen. Ich würde sowieso gerne noch etwas shoppen!“ Kid lächelte und als Law abbog, auf eine weniger belebte Straße, griff er einfach erneut seine Hand, brachte ihn so zum Anhalten und lächelte.

„Lass uns hingehen... wer weiß, ob wir so schnell die Chance dazu bekommen. Und.. ich würde liebend gerne mit dir den Tag feiern, an dem du geboren wurdest.“ Wieder blickten Law diese durchdringenden Augen an und er konnte es einfach nicht ablehnen.

„Hmm, na gut! Dann gehen wir hin... warst du schon mal auf so einem Fest?“ Die Freude über Laws Zustimmung sah er sofort in Kids strahlendem Gesicht.

„Nein, noch nie! Vielen Dank, Law!“ Am liebsten wollte Kid ihn küssen, doch das wagte er hier in der Öffentlichkeit nicht.

„Komm, lass uns weiter, dass wir heute noch ankommen!“

Kid nickte und folgte Law weiter die etwas ansteigende, schmale Straße entlang. „Wohin gehen wir eigentlich?“ Law blickte ihn dieses Mal nicht an.

„Zum Friedhof!“

No.22

Kid war sofort klar, zu welchem Grab Law wollte. Schweigend folgte er ihm auf den kleinen Friedhof, den sie am Ende der Straße erreicht hatten. Er konnte sich denken, dass dieser Gang für seinen Freund nicht gerade einfach war, aber vermutlich hatte Law ihn deswegen auch gebeten, ihn zu begleiten. Kid hatte das Gefühl, dass sie in den letzten drei Tagen unfassbar zusammen gewachsen waren und ihr Vertrauen zueinander immer stärker wurde.

Law blieb vor einem Grab irgendwann stehen und sah darauf. Der Grabstein war aus weißem Marmor, schlicht aber schön. Doch leider war das Grab nicht sonderlich gut gepflegt. Der Stein war dreckig und etwas zu gewuchert, frische Blumen waren hier seit Jahren nicht gestanden. Law kniete sich davor, wischte mit der Hand etwas über den Stein und legte die Blumen dort ab. Auch Räucherstäbchen hatte er mitgebracht und stellte sie auf. Kid trat hinter ihn und sah auf das lang vergessen Grab.

„Wieso... kümmern sie sich nicht darum?“ fragte Kid leise. Law hatte die Hände zum Beten gefaltet und die Augen geschlossen. Es dauerte einen Moment, ehe er Kid antwortete.

„Weil er ein Verräter war...!“ Kid konnte im ersten Moment nicht glauben, was er da hörte.

„Was?“ Law stand wieder auf und sah auf den Grabstein, in den ein längst verblichenes Bild eingefasst war.

„Cora-san hat undercover für die Polizei gearbeitet... und das jahrelang. Er hat seinen Bruder mehr gehasst, als jeder andere. Er wollte ihn ins Gefängnis bringen und die ganze Organisation vernichten...!“

Laws Stimme klang bitter, er wich einen Schritt zurück.

„Oh...okay...!“ Kid verstand langsam. „Aber wieso... akzeptieren sie dann seinen Schrein in deinem Zimmer?“

Law sah Kid noch immer nicht an.

„Hauptsächlich mir zu Liebe... Sie haben Cora-san trotzdem geschätzt, er ist dort auch aufgewachsen, er hat sie mehr geliebt als seine eigene Familie. Donquixote weiß nicht, dass es den Schrein gibt. Er würde es niemals akzeptieren. Er hätte ihm nicht mal ein richtiges Grab zuteilwerden lassen, wenn ich und die Familie Onshu nicht darauf bestanden hätten. Er war immerhin trotzdem sein Bruder...! Aber er verbietet, dass sie sich um das Grab kümmern...“

Kid trat näher an Law heran, er merkte, wie ihn das wieder aufwühlte.

„Hat... ER ihn umgebracht?“

Law spürte Kid hinter sich und augenblicklich lehnte er sich mit dem Rücken gegen ihn, nickte dabei. „Ja... das war vor 10 Jahren... ich... musst es mitansehen, er hat ihn direkt vor meinen Augen erschossen...“

Laws Stimme wurde immer dünner und Kid legte von hinten seine Arme um ihn.

„Es tut mir so Leid, Cora-san...!“ murmelte Law leise. Kid spürte, dass sein Freund erneut den Tränen nah war.

„Er ist meinetwegen aufgeflogen... Er hatte ihn fast... beinahe hätten sie die ganze Bande hochgehen lassen, aber... er wollte mich retten. Er wollte mich vorher da raus holen, mich in Sicherheit bringen... In die Freiheit... Und wurde dabei von IHM erwischt... Ich... bin Schuld, Kid...!“

Kid zog Law bei seinen Worten fester zu sich. Er wusste genau, wie der andere sich fühlte, auch er fühlte sich für den Tod seiner Mutter schuldig. Aber auch Law lag falsch.

„Es war nicht deine Schuld, Law...!“ sagte er sanft und hielt ihn fest bei sich.

„Du hast ihm so viel bedeutet, wie ein Sohn... und für dein Glück hätte er alles gegeben. Er würde nicht wollen, dass du dich schuldig fühlst!“

Nun liefen Law doch die Tränen über die Wange und er drehte den Kopf etwas zu Kid.

„Das tue ich aber trotzdem... ich vermisse ihn so sehr!“ Kid sah in die aufgelösten Augen.

„Ich weiß... ich weiß ganz genau, was du fühlst Law... es geht mir ähnlich. Ich kann dir dieses Gefühl niemals nehmen... aber ich verspreche dir, endlich zu beenden, was dein Onkel begonnen hat. Ich werde dir hier raus helfen... endgültig... und IHN dabei töten! Und dann wirst du frei sein, so wie Cora-san es gewollt hat!“

Kid sah zu dem Grabstein.

„Hast du gehört, Rocinante Corazon? Ich werde Law befreien, endgültig.“

Als Kid seinen Onkel direkt ansprach, konnte Law nicht mehr. Er drehte sich in Kids Armen um, krallte sich mit beiden Händen auf Brusthöhe in seine Lederjacke und verstecke den Kopf dazwischen. Er schluchzte leise, seine Tränen durchweichten Kids Hoodie, den er darunter trug, doch das war dem rothaarigen egal. Er hatte beide Arme um den anderen gelegt, hielt ihn fest bei sich und würde ihn nicht mehr loslassen, bis Law sich wieder beruhigen konnte.

Es dauerte einige Minuten, bis Law sich etwas gefasst hatte. Was Kid gesagt hatte, hatte ihn direkt ins Herz getroffen. Wie hatte er auch nur eine Sekunde glauben können, sich gegen das, was sich zwischen ihnen entwickelte, wehren zu können. Er brauchte Kid. Seine Stärke, seinen Halt, seine Nähe. Als er endlich wieder den Kopf hob, sah er verweint in die Augen des anderen.

„Danke Kid... Tut... mir Leid, dass ich ständig... heule wie ein Kleinkind. Ich schwöre, das ist allein deine Schuld. Ich hab seit Jahren nicht geheult!“

Er hörte Kid daraufhin etwas lachen, aber es war kein auslachen. Eher ein sanftes, verliebtes Lachen und kurz darauf spürte er wieder seinen Daumen an seiner Wange, wie er ihm behutsam die Tränen wegstrich.

„Ist schon okay... wein einfach... vielleicht brauchst du genau das! Und ich werde dich dann so lange im Arm halten, bis deine Tränen versiegt sind...!“ sagte er sanft. Law lächelte und schmiegte sich nochmal an Kids Brust, schloss einen Moment die Augen.

„Danke!“ hauchte er leise, als Kid begann seinen Kopf etwas zu kraulen.

„Dafür musst du mir nicht danken... außerdem habe ich vor dir auch schon geheult... daran bist du genauso schuld!“

„Wir sind wohl beide ein seelisches Wrack... aber... ich bin unendlich froh, dich jetzt zu haben!“

Kid lächelte sanft und gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

„Ich auch!“ hauchte er. Kid hätte Law gerne noch länger im Arm gehalten, doch er hörte von weitem Schritte und vorsichtig löste er sich ein wenig.

„Willst du noch bleiben?“ Law hob den Kopf, sah etwas entfernt eine ältere Dame und ließ Kid dann auch los. Er wischte sich nochmal über die Augen, ehe er zu dem Grab sah.

„Nein, lass uns gehen!“ Er lächelte etwas.

„Wenn ich das nächste Mal komme, bin ich frei, Cora-san!“

Law wollte daran glauben, und bevor er losging, griff er wieder Kids Hand.

„Lass uns gehen!“

Gemeinsam verließen die den Friedhof. Auf dem Weg zurück ließ Law Kids Hand nicht mehr los. Es war ihm egal, ob die Menschen sie anstarrten, er brauchte seine Wärme einfach, und Kid gab sie ihm.

No.23

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

No.24

Kid hatte sich nebenan auch bereits umgezogen. Allerdings ging er danach nicht unmittelbar zu Law zurück. Er saß auf dem Bett und sah auf die Hand, mit der er Law eben befriedigt hatte. Es war seine linke, in der auch eine tiefe Narbe prangte. Er strich geistesabwesend darüber und dachte an den Moment, als er sich diese zugezogen hatte. Damals hatte er geglaubt, nie wieder lieben zu können. Sich nie wieder irgendwo sicher und geborgen zu fühlen. Oder gar jemanden zu finden, den er für immer an seiner Seite haben wollte. All diese Gefühl hatten ihn bis vor gut zwei Monaten begleitet, und plötzlich waren sie wie weggeblasen. Er sah an die Wand, hinter der Laws Zimmer lag und musste lächeln, bis sein Handy seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es vibrierte neben ihm und er sah darauf. Er hatte eine Nachricht von Killer. Als sie nach Kyoto gekommen waren, hatte er ihm kurz geschrieben, wo er sich aufhielt. Das tat er eigentlich immer, genauso wie umgekehrt. Killer war zu dem Zeitpunkt außer Landes gewesen, doch jetzt schrieb er ihm, dass er Ende nächster Woche wieder nach Kyoto kam.

Kid wusste zwar nicht, ob er es durfte, aber er verriet ihm die Adresse des Onsen, und hoffte, dass sie sich treffen konnten. Er hatte seinen besten Freund seit einigen Monaten nicht gesehen. Und irgendwie... wollte er ihm gerne Law vorstellen. Killer war jahrelang für ihn die einzige Vertrauensperson gewesen und er wollte, dass sein bester Freund denjenigen kennenlernte, in den er sich mehr und mehr verliebte. Auch wenn er sich nicht ganz sicher war, ob ausgerechnet Killer das akzeptieren können würde. Wo Kid doch ganz genau wusste, wie sein bester Freund für ihn empfand.

Killer schrieb unmittelbar zurück. Es war eine knappe Antwort, aber er würde sich melden und vorbei kommen, sobald er in Kyoto war. Kid antworte nur noch kurz, ehe er das Smartphone sinken ließ und seufzte. Er hoffte einfach, dass das nicht im Streit enden würde, wenn Killer und Law sich begegneten.

Kid ging endlich wieder zurück zu Law. Er huschte über die kalte Terrasse wieder zurück in Laws warmes Zimmer.

Die Minuten, bis Kid zurückkam, kamen Law ewig vor. Man brauchte doch wohl keine 20 Minuten, um sich umzuziehen. Plötzlich kamen in ihm wieder Zweifel auf... Ließ Kid ihn nun einfach doch allein, nachdem er ihn auf diese Art und Weise berührt hatte. Hatte er doch schon genug, weil Law ihm nichts zurückgegeben hatte? Er versuchte, die Gedanken zu verdrängen. Das war doch Blödsinn, oder?

Als Kid endlich wieder reinkam, setzte sich Law auf und sah ihn unsicher an.

„Wo warst du so lange?“ Law wollte eigentlich nicht vorwurfsvoll klingen, tat es aber wohl.

„Ich hab mich umgezogen? Was, dachtest du ich bin abgehauen?“

„Nein, aber... es kam mir einfach nur lang vor, tut mir Leid!“ Law seufzte, sah weg. Er hasste sich selbst für diese Gedanken. Er wollte nicht mehr ständig zweifeln, er wollte wieder stark sein. Auch für Kid. Der schien ihm aber wenigstens nicht böse. Er kam zum Bett und setzte sich zu Law.

„Tut mir Leid... ich war kurz in Gedanken und dann hatte mir noch Killer geschrieben. Ich musste ihm eben antworten.“ Law sah wieder auf.

„Was wollte er?“

„Er kommt Ende nächster Woche nach Kyoto. Ich würde ihn gerne mal wieder sehen und dachte... vielleicht könnt ihr euch mal kennen lernen. Nur wenn du willst, aber er ist mein bester Freund und es würde mir echt viel bedeuten.“

Law überraschten Kids Worte etwas. Aber er musste lächeln.

„Ich würde ihn gerne kennenlernen. Auch wenn ich von ihm genauso wenig gutes bisher gehört habe, wie von dir! Dass ihr zwei auch noch befreundet seid, hätte ich nicht gedacht!“ Natürlich meinte er Killers Ruf in der Unterwelt. Dass die Beiden ganz andere Probleme miteinander bekommen würden, ahnte Law nicht. Kid musste lachen.

„Tja, du siehst, wie der Ruf einen täuschen kann. Er ist ein guter Kerl... und ich vertraue ihm vollkommen. Er ist immer zur Stelle, wenn ich ihn brauche, egal bei was.“ Kid wollte damit andeuten, dass sie sich auch bei der Sache, die sie zusammen planten, auf Killer würden zählen können.

„Dann.. will ich ihn erst recht kennenlernen. Wie lange kennt ihr euch schon... und woher?“

Kid rutschte richtig aufs Bett, ließ sich neben Law in die Kissen sinken.

„Schon ewig... wir haben uns in der Schule kennengelernt.“ Kid öffnete seinen Arm wieder für Law, der ließ sich wie so oft mit dem Kopf auf Kids Brust sinken und schmiegte sich an. „Wir mussten umziehen, als ich 8 war. Wir haben vorher direkt in Dallas in einer Vorstadtsiedlung gewohnt. Das Haus hatte meinem Opa gehört, mein Vater und meine Mutter haben es geerbt. Aber mein Vater hatte Schulden... jede Menge sogar und als er seinen Job verlor, mussten wir das Haus verkaufen. Wir sind dann zu meinem Onkel väterlicherseits aufs Land gezogen... nach Greenville. Ich bin dort auf die neue Schule gekommen und hab mich gleich am ersten Tag richtig übel mit Killer geprügelt.“

Kid musste etwas lachen.

„Es war Rowdy gegen Rowdy... ich bin in sein Revier eingedrungen und wir mussten das austragen. Wir waren beide gleich stark und haben uns gegenseitig ganz schön zugerichtet. Nachdem wir dann die Strafe auch zusammen verrichten mussten, wurden wir beste Freunde.“

Law musste schmunzeln und kraulte etwas über Kids Brust.

„Ihr müsst unerträglich gewesen sein...!“

Kid lachte.

„Oh ja, das waren wir... aber... wir hatten einander! Er hatte auch keine leichte Kindheit... Seine Eltern waren zwar recht wohlhabend, aber sie haben sich nie um ihn gekümmert... sie waren ständig arbeiten, auf Geschäftsreisen oder sonst wo... er hatte alles, was das Herz begehrt... zumindest hätte man das glauben können. Aber Materielle Dinge machen eben auch nicht glücklich...!“ Law schmiegte sich dichter an. Er wusste, wie das war. An materiellem hatte es ihm auch nie gemangelt. Weder bei seinen Eltern, noch beim Don, aber die konnten niemals über die Einsamkeit hinweg trösten.

„Ich kann das nachvollziehen...!“ sagte Law leise.

„Ja, Killian war...!“ doch Kid brach ab. Er hatte Law schon mehr verraten, als Killer vielleicht lieb war, und jetzt war ihm auch noch sein richtiger Name rausgerutscht.

Law hob den Kopf, setzte sich auch etwas auf. „Killian...?“ So hieß er also wirklich. Zum ersten Mal kam in Law die Frage auf, ob Kid eigentlich SEIN richtiger Name war. Kannte er den Mann, in den er sich verliebte, überhaupt richtig? Er kannte nicht mal seinen Nachnamen.

„Ist Kid... überhaupt dein richtiger Name?“ Law musste es einfach wissen. Dass ihm Killers Name rausgerutscht war, war ihm gerade egal.

Kid hatte es befürchtet. Als Law ihn nach seinem richtigen Namen fragte, war es ihm irgendwie unangenehm. Er verband mit seinem richtigen Namen nichts Gutes... Vor allem nicht mit seinem Nachnamen. „Nein... ist er nicht.“, gab er dann leise zu und sah wieder zu Law hoch.

„Tut mir leid, ich hätte das wohl früher von mir aus sagen sollen!“ Kid blickte Law entschuldigend an, hob dabei die Hand und strich ihm über die Wange. „Du bedeutest mir inzwischen so viel... und ich vertraue dir. Ich verrate ihn dir, aber... bitte nenn mich nicht so. Ich mag meinen richtigen Namen nicht. Und ich will nicht, dass ihn irgendwer außer dir weiß!“

Laws Herz schlug plötzlich wie wild. Kid würde ihm etwas anvertrauen, was sonst wohl niemand wusste. Niemand außer Killer...

„Ich verspreche es dir... verrat ihn mir!“

Kid seufzte leise, es fiel ihm wohl schwer.

„Eustass...!“

Law überraschte der Name, irgendwie hatte er mit etwas amerikanischerem gerechnet. Es war ein ungewöhnlicher Name. Aber irgendwie gefiel er Law.

„Eustass... und weiter?“ Law ließ sich wieder auf Kid sinken, sah ihm neugierig in die Augen.

Es war komisch für Kid, seine Namen wieder zu hören. Seit Jahren hatte ihn niemand so genannt, und jetzt tat es Law zum ersten Mal. Es fühlte sich seltsam, aber irgendwie auch gut an. Die letzte, die seine Namen liebevoll ausgesprochen hatte, war seine Oma gewesen.

„Eustass Sullivan... der Nachname meines Vaters! Meinen Vornamen hat meine Mutter mir gegeben...!“

„Eustass Sullivan...!“, wiederholte Law und lächelte. Er lag inzwischen halb auf ihm und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich werde dich nicht so nennen, wenn du es nicht willst, aber... ich finde du hast einen schönen Namen.“, hauchte er und küsste Kid einfach sanft auf die Lippen.

Kid erwiderte den Kuss, lächelte etwas.

„Danke... aber ich mag ihn einfach nicht. Zu viele schlechte Erinnerungen irgendwie... auch wenn es sich.. seltsam gut anfühlt, wenn DU ihn aussprichst!“

Law lächelte.

„Ich wünschte, ich dürfte derjenige sein, der ihn wieder mit etwas gutem in Verbindung bringt, aber... es ist wohl zu gefährlich... das sollte unser Geheimnis bleiben... vorerst!“

Law hatte wohl Recht, auch wenn Kid die Vorstellung gefiel, dass nur er ihn so nannte.

„Ja... es bleibt unser Geheimnis!“

„Wann hast du angefangen, dich Kid zu nennen? Und wieso ausgerechnet Kid?“

„Schon als ich in die neue Schule gewechselt bin. Ich hatte damals meine Piratenphase. Ich liebe die Geschichten über die alten Seeräuber und die Mythen, die sich um sie ranken. Käpt’n Kidd war einer meiner liebsten.“

Law hörte zu und irgendwie fand er es süß, wie begeistert Kid darüber sprach. Sie hatten schon die Fluch der Karibik-Reihe zusammen geguckt, Law hatte die Filme nicht gekannt. Und dabei war ihm durchaus aufgefallen, wie sehr Kid sich für Piraten begeistern konnte.

„Ich finde, du hast dir auch einen guten Namen rausgesucht!“ sagte er schmunzelnd. „Also hat Killer dich schon als Kid kennengelernt?“

Kid nickte.

„Ja... natürlich kennt er meinen richtigen Namen, aber er hat mich noch nie so genannt. Und sonst eigentlich auch niemand mehr seitdem, außer meiner Familie! Du warst der erste seit Jahren...!“

Law lächelte.

„Da fühle ich mich gleich besonders...!“

„Du BIST für mich besonders!“

„Hmm, das macht mich glücklich!“ hauchte der Schwarzhaarige, ehe er sich noch mehr auf Kid sinken ließ und seinen Kopf wieder auf seine Brust legte. „Du machst mich glücklich!“

Kid lächelte und legte beide Arme um ihm.

„Du mich auch...!“

Eine Weile schwiegen die beiden, doch Law merkte, wie er dabei langsam wegdriftete. Also rutschte er etwas mehr von Kid, dass dieser auch bequem liegen konnte, ehe er nochmal müde die Augen öffnete.

„Machst du das Licht aus?“ fragte er leise, da Kid meisten am Rand lag und somit am Schalter für das Nachtlicht.

„Mache ich...!“ hauchte Kid und löschte das Licht. Er zog noch die Decke über die beiden und schmiegte sich an, gab Law noch einen Kuss. „Gute Nacht.“

„Gute Nacht!“

No.25

Am nächsten Morgen schlief Kid ungewöhnlich lang. Er wachte nicht beim ersten Sonnenstrahl auf, wie sonst, es weckte ihn etwas ganz anderes... schlimmeres. Denn das Klopfen, direkt gefolgt von dem Aufschieben der Tür ließ ihn plötzlich aufschrecken, sodass er kerzengerade im Bett saß

„Law, Kid-san ist...“ Kid blickte direkt in das Gesicht von Hikari, die einfach reingekommen war und sie beide im Bett vorfand. Law lag noch neben ihm, wachte nur langsam aus seinem Schlaf auf. Als auch er realisierte, wer da im Zimmer stand, saß er kurz darauf neben Kid.

„Hikari, was soll das?“ fauchte er, doch die Frau war wohl zu irritiert über den Anblick.

„Entschuldigt... Kid-san war nicht in seinem Zimmer. Es kam ein Eilbote für ihn...!“ Sie hob einen schwarzen Umschlag hoch, legte ihn auf das Fußende des Bettes.

„Er hat einen Auftrag für dich...! Es ist dringend...“ Kid sah auf den Umschlag. Normal bekam er weiße... ein schwarzer hieß, es war wichtig. Er hatte sich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis man ihm wieder Arbeit gab.

„Ich... ich gucke es mir sofort an. Könntest du bitte...!“ Hikari nickte sofort, verbeugte sich und ging zur Tür.

„Entschuldigt die Störung... ich habe bereits das Frühstück angerichtet.“

„Wir kommen gleich!“ antwortete Law. Als die Tür zufiel, kam ein ärgerliches Fluchen von Kid.

„Fuck! Ich hab so tief geschlafen... so ne scheiße!“

Law seufzte ebenso ärgerlich, strich Kid aber über den Arm.

„Beruhige dich... sie wird nichts verraten!“

Kid sah zu Law.

„Woher weißt du das?“

„Ich rede mit ihr, noch vor dem Frühstück... sie wird es niemandem sagen, weil sie nicht weiß, wie wichtig das für ihn sein könnte... mach dir keine Sorgen, Kid. Ich kenne sie... ich werde sie gleich abfangen! Aber du solltest da rein schauen.“ Law deutete auf den Umschlag. „Wenn er es mit einem Kurier sendet, dann ist es wichtig.“

Kid seufzte. Genau das war der Grund, warum er all die Jahre schlecht geschlafen hatte. Er hasste nichts mehr, als im Schlaf überrascht zu werden. Trotzdem griff er nach dem Umschlag und öffnete ihn. Doch bevor er den Inhalt raus holte, drehte er den Kopf.

„Erstmal... guten Morgen trotzdem!“ sagte er nun wieder ruhiger und gab Law einen sanften Kuss.

Law erwiderte diesen lächelnd und sah ihn danach sanft an.

„Guten Morgen!“

Kid wandte sich wieder ab um endlich in den Umschlag zu schauen. Es war wie erwartet ein Auftrag. Allerdings war das Zielobjekt ihm dieses Mal durchaus bekannt. Es war jemand aus dem Stadtrat von Kyoto, ein hohes Tier in der regionalen und überregionalen Politik. Kid kannte den Namen und das Gesicht.

„Er will dass ich eine Politiker kalt mache... was hat er davon?“ Normal hinterfragte Kid seine Aufträge nicht, beim Don allerdings schon.

„Wäre das etwa der erste?“ Kid lachte, sah zu Law.

„Natürlich nicht... ich habe schon höhere Tiere erschossen. Zwar nicht in Japan unbedingt, aber in den USA!“

„Ich glaube, er meinte mal irgendwann, dass der Mann ein neues Polizeigesetz auf den Weg bringen will, das Bestechung und Korruption deutlich schwerer macht und dass diese auch schwerer bestraft wird... du kannst dir denken, wie viel in seiner Organisation von Bestechung abhängt.“

Kid nickte.

„Oh ja, das kann ich mir vorstellen... na gut. Dann muss ich wohl ran.“ Kid las sich den Rest durch.

„Ah, hier steht es... die Abstimmung über den neuen Gesetzentwurf ist kommende Woche, die wurde vorverlegt. Deswegen hat er wohl so Eile...“

Dummerweise stand nichts in dem Brief über den Aufenthaltsort des Politikers, keine Hinweise, wann der beste Zeitpunkt war. Kid sollte ihn nur so schnell es ging von den Bildfläche verschwinden lassen. Kein einfacher Job. Und vor allem ein zeitintensiver. Law wusste das auch.

„Du wirst das schaffen!“ sagte er trotzdem zuversichtlich und beugte sich zu ihm, um ihn auf die Wange zu küssen.

„Lass uns aufstehen und frühstücken... ich kläre das mit Hikari, du konzentriert dich nur auf den Job!“

Kid lächelte zu Law, küsste ihn nochmal.

„Okay... danke!“ hauchte er, ehe er aufstand und dieses Mal zur Zimmertür ging. Nun war es eh egal und er hörte draußen niemanden.

„Bis gleich!“

Damit war Kid verschwunden und zog sich in seinem Zimmer an.
 

Law zog sich an, nachdem Kid verschwunden war und ging dann auf die Suche nach Hikari. Er fand sie im Esszimmer, wo sie noch den Rest für Kid und Laws Frühstück vorbereitete. Die Familie aß meistens deutlich früher als die beiden.

„Hey...!“ Law begrüßte sie mit einem Lächeln. Hikari sah auf, es schien ihr aber unwohl zu sein. Sie schien zu ahnen, dass Law mit ihr über das eben gesehen reden wollte.

„Guten Morgen. Ich bin sofort fertig, ich geh noch eben schnell...“

„Können wir bitte darüber reden?“ Law unterbrach sie in ihrem Satz und ihrem tun. Sie hielt inne, sah Law aber nicht an.

„Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.“

„Ich aber... ich weiß, dass dir das unangenehm ist, aber... Kid und ich sind... naja, mehr als Freunde oder... Geschäftspartner.“

Nun sah sie doch auf, wenn auch noch unsicher.

„Das habe ich mir schon fast gedacht... aber Law, das... ist das wirklich, was du willst? Ist das was Ernstes?“ Law hatte sich diese Frage auch schon mehr als einmal gestellt. Aber er kannte inzwischen die Antwort.

„Ist es... aber gerade deswegen darf ER es nie erfahren...!“

„Ich hatte nicht vor, das irgendwem zu erzählen, Law... ich weiß genau, was über Leute... naja... wie euch, geredet wird. Und wie sie behandelt werden. Ich weiß selbst nicht, wie ich das finden soll. Ich habe mir für dich immer eine Familie gewünscht, trotz all der Umstände. Oder gerade deswegen...! Dass du glücklich wirst...“

Es war offensichtlich, dass sie keine Ahnung hatte, dass der Don auch keine Frau an Laws Seite akzeptieren würde.

„Ich weiß, aber... er gibt mir alles, was ich brauche. Er macht mich glücklich! Aber sollte das je rauskommen, wird es mir sicher ganz schnell genommen... bitte, erzähl es auch nicht deiner Familie!“

Hikari nickte leicht.

„Versprochen, ich erzähle es keinem...“

„Danke!“

Sie nickte und verließ dann das Esszimmer.

Kid kam kurz darauf in den Raum. Law hatte sich bereits gesetzt und Kid kam zu ihm an den Frühstückstisch.

„Und? Konntest du mit ihr reden?“

Law nickte.

„Ja... sie wird niemandem etwas sagen, mach dir keine Sorgen! Aber wir sollten besser aufpassen in Zukunft!“

Kid war wirklich erleichtert und nahm sich etwas zu essen.

„Werden wir...!“ Kid rechnete aber leider ohnehin damit, die nächsten Tage nicht sonderlich viel Zeit für Law zu haben. Einen Mord vorzubereiten erforderte viel Zeit und Geduld.

No. 26

Es kam genau, wie Kid es befürchtet hatte. Noch am selben Tag begann Kid mit der Arbeit. Er recherchierte im Internet alles, was er über den Politiker rausfinden konnte. Auf welchen Veranstaltungen er sein würde, wo er wohnte, wie sein Familienstand war und alles, was er sonst noch tat. Doch das Internet bot ihm leider nur grobe Informationen. Der meiste Teil war „Feldarbeit“ und die folgenden drei Tage verbrachte Kid damit, den Politiker zu verfolgen, sein gut bewachtes Haus auszuspionieren und nach der perfekten Gelegenheit zu suchen, ihm das Leben zu nehmen. Leider war das alles andere als einfach und er war oft bis spät nachts unterwegs. Für Zärtlichkeiten hatten sie kaum Zeit. Kid kam nachts trotzdem zu Law ins Bett. Er hatte die erste Nacht, in der er spät zurückgekommen war, versucht alleine zu schlafen, um Law nicht zu wecken. Doch es hatte nicht funktioniert, er hatte wie früher keine Ruhe gefunden. Außerdem wollte er wenigstens, wenn sie schon kaum Zeit füreinander hatten, ihn nachts im Arm halten. Law wachte dabei jedes Mal zumindest für einen kurzen Kuss auf, ehe er sich an Kid schmiegte und weiter schlief.

Law vermisste Kid unglaublich in diesen Tagen. Er wusste so gar nichts mit sich anzufangen, wenn Kid unterwegs war. Er schaute viel fern, aber eher gelangweilt. Am liebsten hätte er Kid begleitet, einfach um bei ihm zu sein. Aber er wusste, dass er Kid dabei sicherlich in seiner Arbeit stören würde. Er arbeitete nun mal am besten allein und Law wusste: Der Auftrag war extrem wichtig. Wenn er das nicht schaffte, würde der Don ihn sicherlich zurück nach Tokyo rufen. Wenn Law genau darüber nachdachte war dieser Auftrag wahrscheinlich sogar der Grund, warum der Don einfach nachgegeben hatte, als Law darauf bestanden hatte, dass Kid mit nach Kyoto kam. Im Nachhinein betrachtet hatte der Pate zu leicht nachgegeben, als dass da nicht mehr dahinter stecken würde. Also ließ er Kid sich voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren und freute sich einfach darüber, dass er selbst mitten in der Nacht zu ihm kam und Law morgens neben ihm aufwachen durfte.

Auch an diesem Morgen wachte er neben ihm auf. Kid lag auf der Seite und schlief noch tief. Er war erst in den frühen Morgenstunden zurückgekommen. Also kuschelte sich Law wieder an ihn, er würde Kid noch etwas schlafen lassen. Sein Freund war so schön warm... etwas zu warm, wie Law feststellen musste. Er hob wieder den Kopf und sah in Kids schlafendes Gesicht. Sein Atem war etwas beschleunigt und er hatte leichte Schweißperlen auf der Stirn. Hatte Kid etwa Fieber? Law hob die Hand und legte sie an Kids Stirn. Sie war warm. Nicht arg, aber mehr als sie sein sollte. Wenn Law recht darüber nachdachte hatte er Kid in den letzten Tagen immer mal wieder etwas husten hören. Er hatte sich doch keine Erkältung eingefangen, oder? Law zog seine Hand weg und setzte sich etwas auf.

Kid wachte von der Bewegung des anderen auf, auch weil es plötzlich kalt wurde, als Law sich entfernte. Er zitterte leicht, als er die Augen einen Spalt öffnete und sah hoch zu seinem Freund.

„Hmm, bleib da...!“ murmelte er müde und wollte Law wieder näher zu sich ziehen. Law ließ es zu und legte sich wieder neben Kid.

„Alles okay? Ist dir kalt?“ fragte er sanft und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Kid sah Law noch immer aus müden Augen an.

„Etwas... aber nur, wenn du nicht bei mir bist!“ Kid lächelte, doch ihm fiel der besorgte Blick in Laws Augen auf. „Was denn?“

„Du hast etwas Fieber, Kid...! Oder zumindest erhöhte Temperatur...“ sagte Law besorgt.

„Hm, echt? Ist sicher nichts... nur ein kleiner Infekt, so schnell werde ich nicht krank...!“

Law sah das anders.

„Wenn du Fieber hast, bist du schon krank! Ich geh dir einen Tee holen...!“ Law war im Begriff aufzustehen, doch Kid hielt ihn weiterhin fest.

„Nein, bleib da... ich mag keinen Tee!“

„Aber...“

„Nichts aber... ich... hab keine Zeit, krank zu werden, Law... ich hab heute noch viel vor... auch mit dir!“

„Mit mir?“ Law sah ihn irritiert an. Sollte er ihm etwa helfen?

„Ja, mit dir... in vier Tagen ist das Fest. Und dein Geburtstag... und wir haben noch keine Kimonos! Lass uns heute shoppen gehen!“ Kid grinste etwas und kuschelte sich an Law, stahl ihm einfach einen kurzen Kuss.

Law erwiderte diesen, allerdings sah er ihn danach immer noch irritiert an.

„Shoppen? Ich dachte du musst arbeiten...? Bevor wir shoppen gehen, bleibst du lieber im Bett! Wir können auch noch wann anders shoppen...“, antwortet Law streng.

„Erst Shoppen, dann arbeiten! Ich will das Ding heute Nacht abschließen! Er ist heute den ganzen Tag auf einer Konferenz! Ich werde ihm danach das Licht auspusten... aber vorher will ich endlich mal wieder Zeit mit dir verbringen... außerdem ist heute noch schönes Wetter angesagt, die kommenden Tage soll es eher regnen. Mir geht’s gut, keine Sorge!“ sagte er sanft und lächelte.

„Bitte, Law... lass uns heute den Tag zusammen verbringen... ich hab dich die letzten Tage echt vermisst!“

Laws Blick blieb noch kurz streng, doch lange konnte er ihn nicht halten. Wie Kid ihn darum bat, konnte er kaum widerstehen. Und er würde ja selbst wissen, wie gut oder schlecht es ihm ging.

„Hmmm, na gut... aber wenn es dir nicht gut geht, gehen wir wieder zurück und du ruhst dich bis heute Abend aus, okay?“

Kid musste grinsen und nickte dann.

„Versprochen, Herr Doktor!“

Law ließ sich bei Kids Versprechen nochmal zu ihm ins Kissen sinken.

„Und du wirst ihn wirklich schon heute Abend erwischen?“ fragte Law dann nach, seine Hand legte er wieder auf Kids Brust, als der sich auf den Rücken drehte.

„Ja, ich muss... er geht morgen nochmal für zwei Tage auf eine Auslandsreise... wenn er zurück kommt ist die Abstimmung, ich kann nicht mehr warten!“

Law sah zu ihm.

„Oh... aber... gibt es heute auch eine gute Gelegenheit? Nach der Konferenz?“ Law konnte nicht abstreiten, dass er sich jedes Mal sorgte, wenn Kid weg war. „Wie wirst du‘s tun?“

Kid sah zu Law, lächelte etwas und strich ihm über den Kopf.

„Das verrate ich dir besser nicht, sonst wirst du mich aufhalten wollen...!“ Law gefiel gar nicht, was Kid sagte, setzte sich dann wieder auf und sah zu ihm runter.

„Aber... Kid, bitte geh kein Risiko ein! Ich...“ Law merkte, dass er sich wie eine besorgte Übermutter anhörte und seufzte. Kid bemerkte das und griff nach Laws Hand.

„Mein Job ist immer ein Risiko, Law. Aber mach dir keine Sorgen, ich bin Profi... ich krieg das hin, wie immer ohne dass jemand etwas merkt... und wenn, dann bin ich schon längst verschwunden!“

Laws Blick war immer noch unglücklich, aber eigentlich vertraute er Kid. Immerhin war er der Beste... und seine Arbeit äußerst präzise.

„Ich werde mir trotzdem Sorgen machen. Versprich mir bitte, dass du wohlbehalten heim kommst!“

Kid richtete sich nun auch langsam auf, legte seine Hand an Laws Wange und küsste ihn.

„Ich verspreche dir, dass ich wohl behalten zu dir zurückkomme!“

Law empfing den Kuss und gab sich mit dem Versprechen zufrieden. Immerhin hatte Kid bisher jedes Versprechen gehalten.

„Lass uns frühstücken gehen!“ hauchte Law nach dem Kuss.

„Hmm, gleich...!“ Kid fuhr mit der Hand in Laws Nacken und zog ihn nochmal in einen Kuss. Dieses Mal intensiver und verlangender. Ihm fehlten die Küsse in den letzten Tagen einfach und gerade hatten sie einen Moment Zeit. Am liebsten wäre Kid schon weiter gegangen, nachdem er Law vor drei Tagen so intensiv hatte verwöhnen dürfen. Aber dafür war einfach keine Zeit. Tagsüber war es zu gefährlich und nachts kam er zu spät heim. Auch deswegen wollte er den Auftrag so schnell es ging beenden. Dass er sich körperlich tatsächlich angeschlagen fühlte, ignorierte er weitestgehend und man merkte es ihm auch nicht an. Weder beim Frühstück, das sie kurze Zeit später einnahmen, noch auf dem Weg in die Stadt, den die beiden kurz darauf einschlugen.

Kid fuhr natürlich und schien richtig gut gelaunt.

„Ich bin richtig aufgeregt... weißt du denn, wo wir nach Kimonos gucken können? Ich hoffe, sie haben was in meiner Größe!“

Law fand es süß, wie aufgeregt sein Freund war. Er war froh, dass es ihm jetzt wieder so gut ging und das Fieber vom Morgen vergessen schien.

„Ja, ich weiß einen, ich lotse dich hin. Die haben ganz sicher auch was in deiner Größe. Die verkaufen dort auch viel an Europäer, also keine Sorge!“

„Perfekt! Ich freue mich! Wir haben sicher auch Zeit, danach noch in andere Läden zu schauen und eventuell noch was zusammen zu essen. Ich kenne nen richtig guten Burgerladen in Kyoto! Ich brauche glaube ich mal wieder was gutes, deftig-fettiges amerikanisches!“

Law sah zu Kid, schmunzelte etwas dabei.

„Wie? Kommt dir das gesunde, japanische Essen schon zu den Ohren raus?“

Kid grinste.

„Irgendwann tut es das tatsächlich... und dann brauche ich mal wieder einen guten Schuss Kohlenhydrate! Und der Laden hier in Kyoto ist der beste in Japan, die sind fast so gut wie in der Heimat! Warst du schon mal so nen richtig guten Burger essen?“

Law sah wieder auf die Straße.

„Ich habe schon des Öfteren Burger gegessen, aber so richtig gut fand ich die nie. Aber vielleicht waren es auch einfach die falschen. Ich lasse mich gerne von einem richtig guten mal überzeugen!“

„Oh, dann waren es ganz sicher die falschen. Ich zeige dir heute mal richtig Gute!“

„Na gut, abgemacht!“
 

Kid parkte kurz darauf den Wagen einige Straße entfernt von dem Kimono-Geschäft, das Law anstrebte. Es lag in einer Fußgängerzone, sodass sie ohnehin würden laufen müssen. Er folgte Law und wieder war in ihm der Drang, nach der Hand des anderen zu greifen. Die körperliche Nähe zu ihm war Kid in so kurzer Zeit so unendlich wichtig geworden, dass er sich kaum zügeln konnte. Allerdings wäre das mitten in Kyoto doch etwas zu auffällig. Da stach er ohnehin schon genug durch seine Körpergröße und Haarfarbe heraus, also ließ er es bleiben.

Sie liefen gut fünf Minuten und Kid merkte dabei tatsächlich, dass es ihm nicht so gut ging, wie er es vor Law darstellte. Allein dieser kurze Fußmarsch strengte ihn an und er unterdrückte es, zu husten, oder zu schwer zu atmen. Er war nur froh, als sie das Geschäft endlich erreichten.

„Da wären wir... Hier finden wir auf jeden Fall etwas!“, sagte Law, als sie ankamen. Allein die Auswahl im Schaufenster beeindruckte Kid. Die Kimonos waren wunderschön, sowohl für Herren, als auch für Damen und die Stoffe sahen hochwertig und edel aus.

„Das gefällt mir schon jetzt... lass uns rein!“

Drinnen wurden sie von einer jungen Japanerin begrüßt, die ihnen gleich ihre Hilfe anbot und Kid und Law zu den passenden Größen führte. Kid besah sich einige Kimonos, aber er war, wenn er ehrlich war, modisch nicht sonderlich begabt.

„Ich hab keine Ahnung, was für Farben mir stehen, ehrlich gesagt... ich trage sonst nur schwarz!“ sagte er etwas hilflos zu Law. Die Verkäuferin kümmerte sich gerade um einen anderen Kunden und ließ die beiden erstmal schauen.

„Wär mir jetzt gar nicht aufgefallen, dass du sonst nur schwarz trägst!“, witzelte Law. Kid zog kurz eine Schnute.

„Haha...!“ murrte er und sah wieder auf die Kimonos. Law schmunzelte und kam zu ihm, zog einen dunkelblauen mit schlichtem, rotem Muster raus.

„Wie wär‘s damit? Schwarze gibt es auch genug, aber ein bisschen Farbe an dir würde mir auch gefallen!“ sagte er sanft und lächelte ihn an.

Kids Gesicht entspannte sich wieder und er besah den Kimono. Er gefiel ihm. Der Kragen und das Bindeband waren im selben, dunklen Rot wie das dezente Muster.

„Der ist schön, ja...!“

„Du solltest ihn einfach mal anprobieren, dann kannst du das denke ich besser entscheiden. Wenn er dir nicht gefällt, können wir immer noch einen von den schwarzen probieren!“

„Hm, ja... dann probiere ich ihn mal an. Hast du schon einen für dich ins Auge gefasst?“ Law schmunzelte etwas und ging mit Kids Kimono in Richtung der Umkleide voraus.

„Noch nicht... erst bist du dran, du bekommst den doch alleine gar nicht gebunden!“ Wieder neckte Law ihn grinsend, doch Kid konnte das leider nicht abstreiten. Auch er musste grinsen und folgte ihm.

„Hast du Angst, dass die arme Verkäuferin mir helfen muss?“

„Ein bisschen...“ Law war an der Umkleide angekommen und sah ihn leicht lasziv an. „Früher waren die Männer darunter nämlich nackt... nicht, dass sie noch umfällt, bei deinem...!“ Law sprach es nicht aus, doch er sah kurz, aber deutlich auf Kids Schritt, ehe er grinsend in der Umkleide verschwand.

Kid hatte mit so einer Anspielung nicht gerechnet. Natürlich kannte Law Kids Gemächt schon, sie waren immerhin inzwischen mehr als einmal zusammen baden gewesen. Doch auf seine beachtliche Größe hatte Law noch nie angespielt.

Kid folgte seinem Freund grinsend in die Umkleide, Law hing gerade den Kimono an den Haken, wollte ihn vom Bügeln nehmen. Er stand dabei mit dem Rücken zu Kid und bevor Law den Kimono runter nehmen konnte, griff er ihn an der Hüfte und zog ihn zu sich.

Law stieß mit dem Rücken gegen Kids starke Brust und spürte kurz darauf dessen Atem an seinem Ohr.

„Du weißt, DU darfst da jederzeit hinsehen... und mehr...!“ Die Stimme an Laws Ohr war ein tiefes, rauchiges flüstern. Law überkam eine Gänsehaut, es machte ihn an. Der feste Griff an seiner Hüfte, Kids stark Brust an seinem Rücken... und vor allem spürte er Kids Gemächt durch die Hose an seinem Hintern. Sofort wurde Law heiß und kalt. Er drehte etwas den Kopf, sodass er Kid ansehen konnte. Und auch wenn er noch immer Angst davor hatte...

„Ich weiß... und das will ich...!“ hauchte er flüsternd mit leichter Erregung in der Stimme. Wie schaffte Kid es, ihn so leicht anzumachen?

„Ich will... dich anfassen, Kid... wenn du heute Nacht zurückkommst... dann will ich dich berühren!“

Kid erregten Laws Worte wohl genauso sehr, wie umgekehrt. Law wollte es... sie würden weiter gehen. Kid konnte es kaum abwarten.

„Am liebsten würde ich dich hier und jetzt berühren... aber ich gedulde mich bis später... ich kann es kaum abwarten!“ raunte er leise. Die sexuelle Spannung zwischen den beiden war enorm und Law musste nicht antworten, dass Kid wusste: Auch er würde es am liebsten sofort tun. Der Kuss, der folgte war unausweichlich gewesen. Ihre Zungen fuhren nahezu zeitgleich aus ihren Mündern und sie begannen ein intensives Zungenspiel.

Kid war es, der es nach kurzer Zeit abbrach und sich auch sonst von Law löste.

„Wenn wir jetzt weiter machen, hab ich gleich nen harten, und das sieht man im Kimono!“

Law ging es ähnlich und er grinste schelmisch.

„Dann würde die arme Verkäuferin doch noch umfallen... das lassen wir lieber und heben es für heute Abend auf!“

„Ich kann‘s kaum abwarten!“ Das konnte Kid wirklich nicht. Er wusste, wie viel Überwindung das ganze Law kosten würde. Aber er hatte das Gefühl, Law wollte es wirklich. Für sich selbst und für Kid.

„Dann zieh dich mal aus...!“ Law grinste noch immer und nahm den Kimono vom Bügel.

„Für dich doch immer!“

Gesagt, getan. Kurz darauf half Law Kid schon in den Kimono und band ihn ordnungsgemäß. Kid sah in den großen Spiegel und es gefiel ihm. Nur das schwarze Haarband dazu sah etwas unpassend aus. Auch die hatte er nur in schwarz.

„Hm, vielleicht finden wir noch ein Haarband in Blau... ich finde, das passt irgendwie nicht!“ sagte Kid und fuhr darüber. Law blickte ebenso an ihm vorbei in den Spiegel.

„Warum... gehst du nicht mal ohne?“ fragte Law sanft. Er wusste natürlich, dass Kid damit einen Großteil der Narben versteckte. Law hatte sich inzwischen völlig an sie gewöhnt, abends legte Kid das Haarband immer ab. Vorsichtig griff er an den Knoten an Kids Hinterkopf und löste es. Seine Haare fielen dabei nach vorn in sein Gesicht. Law hatte erwartet, Kid würde ihn aufhalten, aber das geschah nicht. Kid ließ es zu. Doch sein Gesichtsausdruck im Spiegel gefiel Law ganz und gar nicht. Kid blickte traurig und unglücklich in sein eigenes Spiegelbild. Sanft legte dieses Mal Law von hinten seine Arme um seinen Freund und lächelte ihn über den Spiegel an.

„Ich finde du siehst... wunderschön aus, Kid...!“

Die Worte klangen in Kids Ohren seltsam.

„Wunder... schön?“ fragte Kid leise und blickte nicht Law, sondern immer noch sich selbst an. „Ich... bin doch nicht schön...“ Kid konnte selbst Law das nicht glauben. Er konnte sich nicht erinnern, je schön genannt worden zu sein. Nicht mal seine Mutter hatte ihn je wieder so genannt, nachdem sein Vater ihm diese Wunden zugefügt hatte. Wenn er geweint hatte und sich als hässlich bezeichnet hatte, hatte seine Mutter nur auch geweint. Sie hatte ihn in den Arm genommen, ihm gesagt, wie Leid es ihr täte, und einfach geweint. Niemals hatte sie ihm gesagt, er wäre dennoch schön. Law war der erste.

„Doch... du bist schön, Kid!“ Law löste sich etwas, aber nur um Kid umzudrehen, dass er ihn wieder ansah. Vorsichtig hob Law seine Hand und legte sie an seinen Kopf, direkt neben die Narben. Er wusste, wie wenig Kid dort angefasst werden wollte, doch Law wagte es. Er strich mit dem Daumen sanft über die Narben, die nahezu parallel über seine Stirn gingen und sich ab der Augenbraue teilten. Die eine lief über sein Auge bis zur Hälfte seiner Wange. Die andere zog sich über Kids Schläfe, vorbei an seinem Ohr und bis auf seinen Hals, wo sie irgendwann im Kimono verschwand. Law wusste, sie ging noch weiter, über die Schulte, bis zu seiner Brust. Doch Laws Daumen kam ohnehin nicht weiter als bis zu seiner Augenbraue.

Kid griff nach der Hand, hielt sie auf und schloss die Augen. Law merkte am festen Griff um sein Handgelenk, wie schmerzlich die Erinnerung daran für ihn war.

„Deine Haare glänzen wie Kupfer...!“, sagte Law sanft.

„Was?“ Kid verstand noch immer nicht, was genau Law an ihm schön fand, sah ihn aber wieder an.

„Wenn die Sonne dich anstrahlt, glänzen deine Haare wie pures Kupfer... Deine Haut ist so weich... ich liebe deine Muskeln... und am schönsten sind deine Augen... so eine Farbe habe ich noch nie bei jemandem gesehen... und wenn du mich ansiehst, sehe ich darin eine Wärme, die niemand sonst ausstrahlen kann. Alles an dir ist einfach schön... und das solltest du auch endlich erkennen...!“

Kid sah Law ungläubig an. Die Worte taten so gut, und dennoch plagten Kid zweifeln.

„Aber... überall bin ich... meine vielen Narben, sie...“

„...sie gehören zu dir, Kid...!“, unterbrach Law ihn. Vorsichtig löste er seine Hand wieder aus der von Kid, legte sie wieder auf die Narben in seinem Gesicht. „Natürlich wünsche ich mir, du hättest sie nicht... aber nicht, weil ich sie hässlich oder abstoßend finde, sondern einfach weil ich mir wünsche, man hätte dir all das nie angetan. Aber so ist es nun mal... sie gehören zu dir... und ich finde nichts an dir hässlich. Im Gegenteil... ich hätte niemals geglaubt, dass ich einen Mann je so schön finden könnte.“ Law lächelte, und endlich zog sich auch auf Kids Lippen wieder ein gerührtes lächeln.

„I-Ich...!“ Kid wusste nichts zu sagen. Laws Worte überwältigten ihn, und so legte er einfach nur die Arme um ihn, zog ihn fest zu sich.

„Ich... werde zum Kimono kein Haarband tragen...!“ murmelte er leise an Laws Halsbeuge. Law verstand es trotz dem Genuschel und lächelte zufrieden, strich Kid sanft über den Rücken.

„Ich freu mich drauf!“ hauchte Law sanft.
 

Kid brauchte noch einen Moment, bis er sich wieder beruhigt hatte, doch danach strahlte er umso mehr. Er entschied sich für den blau-roten Kimono, den Law ihm ausgesucht hatte, ohne noch einen anderen anzuprobieren. Für Law suchten sie einen schwarzen mit gelben Musterungen aus. Er stand ihm einfach fantastisch, wie Kid fand. Kurz darauf verließen sie zusammen das Geschäft. Kid hatte sein Haarband trotzdem wieder angezogen, er fühlte sich einfach wohler, aber Laws Worte würde er nie vergessen. Dass der Mann, in den er sich verliebte, ihn auch attraktiv, sogar ‚wunderschön‘ fand, beflügelte Kid.

Ihre Shoppingtour zog sich noch durch einige Geschäfte und Kid war danach um ein paar Kleidungsstücke reichen. Vor allem um ein paar, die nicht nur schwarz waren. Law hatte einen ausgezeichneten Geschmack und half Kid, etwas auszusuchen.

Es war bereits Nachmittag, als sie den Burgerladen erreichten und Kid sich an einen freien Tisch setzte. „Ich gehe mal eben auch die Toilette!“ kündigte Law an, noch bevor er sich auf seinen Stuhl gesetzt hatte.

„Okay, bis gleich!“ Kaum war Law verschwunden, brachte die Kellnerin die Karte und Kid bestellte zwei Cola. Doch statt auf die Karte danach zu gucken, ließ Kid den Kopf etwas sinken und stützte ihn mit der Hand ab. Er merkte die Anstrengung langsam immer mehr, es fröstelte ihn auch immer wieder kurz und jetzt da Law einen Augenblick weg war, ließ er ein kurzes Husten zu.

„Scheiße...!“ murmelte er leise zu sich. Jetzt krank zu werden konnte er so gar nicht gebrauchen. Sein Vorhaben heute Abend war äußerst gefährlich und vor allem körperlich anstrengend. Aber er musste es durchziehen, völlig egal was kam.

Als Law von der Toilette wieder kam, sah er Kid etwas zusammengesunken an ihrem Tisch sitzen. War er doch krank? Die Kellnerin brachte gerade ihre Getränke und Kid schien regelrecht hochzuschrecken. Als er Law sah, grinste er ihn an und schien wieder voll da, keine Spur mehr von Krankheit, doch Law glaubte langsam, dass Kid einfach nur ein guter Schauspieler war.

„Alles okay?“ fragte Law, als er wieder am Tisch saß.

„Alles bestens... ich hab dir schon mal ne Cola bestellt.“, antwortete Kid und nahm die Speisekarte in die Hand.

„Danke, aber... bist du sicher? Du sahst von weitem gerade nicht so aus... was ist los, Kid?“

Kid sah von der Karte auf, lächelte aber.

„Nur das übliche Nachmittagstief... aber nach was Gutem zu Essen geht es mir ganz sicher besser, das gibt Energie!“

Law war immer noch skeptisch, aber vielleicht war das ja wirklich der Grund. Law hoffte es.

„Hm, okay...!“ Auch er nahm die Karte zur Hand und sah darauf. Es gab eine riesige Auswahl an Burgern und Law wusste nicht, was er von manchen Kombinationen halten sollte. Er entschied sich für einen Avocado-Burger, Kid wählte den BBQ-Burger mit doppeltem Fleisch, dazu Pommes.

„Du schlägst ja richtig zu!“ sagte Law grinsend, nachdem die Bedienung ihre Bestellung aufgenommen hatte.

„Ja, ich muss ja wie gesagt wieder zu Kräften kommen. Ich habe viel vor heute!“ Kid grinste ebenso und trank einen Schluck Cola.

„Kann ich dich denn mit einem Taxi gleich zurück schicken? Ich würde dich zwar lieber heimfahren, aber ich bin lieber zu früh dort, als zu spät!“

Law lächelte.

„Klar kannst du das, ich bin schon groß, und es gibt eine private Taxifirma hier, mit der ich schon oft gefahren bin. Die rufe ich gleich an... um mich musst du dir wahrlich keine Sorgen machen!“

„Da bin ich beruhigt. Ich hab den Tag heute mit dir echt genossen! Du wärst auch ein guter Modeberater geworden!“ sagte er neckisch grinsend. Law lachte kurz.

„Danke, das nehme ich als Kompliment! Ich hab es auch genossen... mal wieder ganz normal zu sein, irgendwie!“

Kid nickte.

„Ja, irgendwie schon...!“ Ganz normal sein... würde er das überhaupt können? Er sah zu Law und fragte sich, ob der andere sich das wünschte. Wenn sie endlich wieder frei wären, würde Law dann ein ganz normales Leben führen wollen? Kid konnte sich das schwer vorstellen. Er wusste nicht, ob er Law diesen Wunsch würde erfüllen können. Vielleicht war ihre Beziehung schon jetzt zum Scheitern verurteilt, wenn Kid danach weiter ein Leben als Verbrecher führen wollte.

„Was ist?“ fragte Law plötzlich und riss Kid damit aus seinen Gedanken.

„Nichts... wieso?“

„Du hast mich so seltsam angeschaut... alles okay?“

Kid riss sich wieder zusammen und lächelte.

„Ja, alles gut, ich war nur in Gedanken gerade woanders, tut mir Leid...!“

Er wollte darüber jetzt auch nicht weiter nachdenken. Wer wusste schon, wie sich alles entwickelte.

„Wo denn?“ fragte Law weiter nach.

„Bei heute Abend... aber das wird schon alles klappen, ich bin gut vorbereitet, keine Sorge!“

Law machte sich aber Sorgen. Kids Blick war gerade unglücklich gewesen, verbissen, als hätte er ein Problem, aber keine Lösung. Law fragte sich, ob er wirklich an den Auftrag gedacht hatte... oder an etwas anderes.

„Wenn du... Hilfe brauchst, dann... du weißt, ich kann auch...“

„Ich weiß... aber das muss ich alleine durchziehen. Nicht weil ich denke, dass du schwach bist, aber ich muss nah ran und je weniger Menschen, desto unauffälliger!“

Law nickte, auch wenn er kein gutes Gefühl hatte.

„Okay, aber... wenn es dir nicht gut geht... oder es zu gefährlich wird, dann brich bitte ab. Ich weiß, wie wichtig das ist, aber... ER ist es nicht wert.“

Kid wusste natürlich genau, was Law damit meinte.

„Ich weiß... ich gehe kein allzu großes Risiko ein, versprochen!“

In dem Moment wurden auch ihre Burger gebracht und sofort stieg Kid ein wunderbare Duft in die Nase.

„Hmmm, wie hab ich das vermisst!“ Der Geruch von Frittierfett und frisch gebratenem Burger war einfach umwerfend.

„Guten Appetit, lass es dir schmecken!“

Auch Law fand den Anblick seines Essens äußerst appetitlich, das hätte er gar nicht erwartet.

„Danke, du auch!“

So gut, wie es aussah, schmeckte es auch. Law genoss sein Essen in vollen Zügen, klaute auch Kid ab und an eine Pommes. Der teilte sonst nicht, aber bei Law machte ihm der Pommesklau überhaupt nichts aus. Er teilte sogar gerne mit ihm.

Beim Essen sprachen sie über schönere Dinge und lachten viel, vor allem über Laws Unfähigkeit, den Burger ohne kleckern zu essen. Doch als sie das Restaurant verließen, Law hatte bereits das Taxi bestellt, war die Stimmung etwas getrübt.

„Bitte, pass auf dich auf, Kid... Ich werde warten, bis du zurückkommst!“ sagte er leise und griff nach seiner Hand. Ihm war gerade egal, ob man sie hier auf dem Parkplatz vom Restaurant sehen konnte. Er wollte die Minuten, bis das Taxi kam, noch nutzen.

„Es kann aber spät werden... schlaf ruhig, wenn du kannst... ich wecke dich, sobald ich zurück bin!“ sagte er sanft und strich ihm über die Wange, gab ihm einen Kuss auf den Kopf. In dem Moment kam auch schon das Taxi. Etwas unglücklich löste Law sich.

„Okay... dann, bis später!“

Kid lächelte.

„Bis später.“
 

Law stieg in das Taxi und wank Kid nochmal, als der Fahrer schon los fuhr. Trotzdem blieb das ungute Gefühl in ihm, bis er abends im Bett lag. Er hatte von Kid nichts mehr gehört, aber das wunderte ihn weniger. Der Rothaarige hatte sein Handy bei Aufträgen meistens entweder im Auto, oder er machte es aus, um nicht versehentlich durch ein Geräusch des Mobiltelefons entdeckt zu werden. Oder sich selbst abzulenken mit Nachrichten.

Law versuchte zu schlafen, doch seine Gedanken hingen ständig an Kid. Je mehr er an den Auftrag dachte, desto größer wurde die Sorge in ihm. Also versuchte er an etwas anderes zu denken. Zumindest an die schönen Erlebnisse des Tages. Wie sie in der Umkleide fast übereinander hergefallen waren. Sie würden endlich weiter gehen, wenn Kid zurück war. Law konnte es kaum abwarten, er wollte ihn so gerne für den Stress der letzten Tage entlohnen und verwöhnen, das hatte er verdient. Ihn völlig zum Entspannen bringen... und mit den guten Gedanken an Kid und ihre Beziehung schlief er irgendwann doch ein. Kein Traum und kein Geräusch weckte ihn diese Nacht... auch kein Kid. Als Law die Augen wieder aufmachte, war es bereits hell im Zimmer.

„Kid...?“ fragte er leise und drehte sich um, doch da war niemand. Laws Bett war leer...

Kid war nicht zu ihm zurückgekommen.

No.27

Nachdem Kid sich von Law verabschiedet hatte, zündete er sich noch eine Zigarette an, bevor er zu seinem Auto zurückging. Ihm fiel dabei auf, dass er deutlich weniger rauchte, seit er mit Law zusammen war. Eigentlich tat er das auch nur, wenn er gestresst war und bei Law war er die meiste Zeit so entspannt, wie noch nie in seinem Leben.

Heute schmeckte die Zigarette kein bisschen und er musste davon husten. Er schmiss sie weg, noch bevor er sie halb aufgeraucht hatte. Er stieg in seinen Wagen und atmete einmal tief durch, ließ den Kopf einen Moment auf das Lenkrad sinken. Nur noch heute Abend, dann würde er sich ausruhen und auskurieren können. Aber er musste das durchziehen, also richtete er sich wieder auf und startete den Motor.

Kid fuhr auf direktem Weg zu seinem Zielort: Der extrem stark bewachten Villa des Politikers. Er hatte in die letzten Tage auf Schritt und Tritt verfolgt. Der Mann war niemals alleine. Offenbar wusste er, dass man es auf ihn abgesehen hatte, seine Security war stets in hoher Anzahl in seiner Nähe und bot Kid keine Möglichkeit, ihn zu eliminieren. Die einzige Zeit, in der er nicht bewacht wurde war, wenn er nachts im Bett neben seiner Ehefrau lag. Zumindest standen keine Security unmittelbar um sein Bett. Das Haus und das große Grundstück drum herum waren voll mit Wachen. Und mit Überwachungskameras. Kid hatte die letzten Nächte vor allem damit verbracht, die Laufwege, Schichtwechsel und Bewaffnung der Wachen rund um das Haus, und so gut er konnte durch die Fenster auch im Haus, abzuchecken. Er hatte jede einzelne Kamera, und die exakte Ausrichtung, den Einfallswinkel und wann welche Kamera sich wohin drehte, erfasst. Kid wusste ganz genau, welchen Weg er zu welcher Zeit gehen musste und an welcher Wand er nach oben ins Schlafzimmer im ersten Stock klettern konnte. Und natürlich wusste er auch, wie lange genau er Zeit hatte, um den Rückweg anzutreten.

Hätte er Law davon erzählt, hätte er ihn sicher abhalten wollen. Und eigentlich hätte er damit auch recht gehabt. Normal wagte Kid sich nie in Gebäude, solange er es nicht musste. Doch von außen zu schießen war keine Option gewesen. Die Villa stand frei, bis zu den nächsthöheren Gebäuden war es zu weit, und wenn es eines gab, konnte er von dort aus nicht das Schlafzimmer einsehen. Also musste er wohl oder übel rein.

Natürlich liebte Kid auch irgendwie die Herausforderung, aber anders als bisher im Leben hatte er jetzt etwas zu verlieren. Jemanden zu verlieren. Kid war sein Leben nicht mehr egal, und deswegen würde er besonders vorsichtig sein. Er wartete in etwas Entfernung bis die Uhr Mitternacht schlug, dann verließ er sein Auto und machte sich auf den Weg zur Villa. Er hatte nur eine einzige Waffe dabei, natürlich mit Schalldämpfer, dem besten, den es auf dem Markt gab. Er war komplett schwarz gekleidet, die Haare unter der Mütze versteckt und ein Halstuch um den Mund, sodass man nur seine Augen sah.

Schnell hatte er sich an der Mauer entlang zu der Stelle geschlichen, wo er sie gefahrlos überqueren konnte. Kid sah auf die Uhr: Nur noch wenige Sekunden, dann war es exakt viertel nach Zwölf. Schichtwechsel war um halb eins, diese Zeit würde er abpassen, um zu verschwinden. Erfahrungsgemäß waren Wachen an ihrem Schichtende besonders unaufmerksam, was Kid natürlich in Vorteil brachte. Er sah nach oben auf die Mauer, die Kamera drehte sich weg und in dieser Sekunde sprang Kid mit einem enormen Satz so hoch, dass er sich an der Kante der Mauer festhalten und hochziehen konnte. Er blieb eine Sekunde flach auf ihr liegen, sah nach unten. Die Wachen entfernten sich gerade von ihm und er rollte sich zu Seite, landete kaum hörbar hinter einem Gebüsch und war auf dem Gelände. Vorsichtig und leise schlich er sich Stück für Stück durch den Garten, suchte Schutz hinter Hecken und Bäumen, bis er unbemerkt die Stelle erreicht hatte, an der er in den ersten Stock klettern konnte. Direkt über ihm war ein kleiner Balkon, hinter dem das Schlafzimmer lag. Kid schaute nach links und rechts, es war niemand in Sicht, genau wie geplant, und wieder kam ihm seine enorme Größe und Kraft zu gute. Er kletterte ungesehen in den ersten Stock. Allerdings merkte er dabei deutlich, dass er nicht seine ganze Kraft aufbringen konnte. Als er oben ankam und hinter der Brüstung Schutz suchte, keuchte er angestrengt. Er versuchte, sich wieder so schnell es ging zu fassen, doch ihm war für einen Moment schwindelig. Er griff sich an die Stirn, merkte unter der Mütze die Hitze, die davon ausging.

„Nicht jetzt...!“ ermahnte er sich in Gedanken und sah zu der großen Balkontür. Dahinter lag das Schlafzimmer im Dunkeln. Er sah die beiden Gestalten im Bett liegen. So wie erhofft.

Leise brach er die Tür auf und schlich in das Schlafzimmer.

Er hörte ein recht lautes schnarchen, schloss die Tür deswegen wieder leise hinter sich. Als er neben das Bett trat, war allerdings nicht er, sondern SIE diejenige, die schnarchte. Kid verzog kurz das Gesicht, die Waffe hatte er bereits in der Hand und richtet sie auf den Kopf des Politikers. Kid sah auf die Frau. Sie schlief wie ein Stein, doch wenn sie aufwachte, würde er sie auch töten müssen, bevor sie einen Mucks machte.

Kid zögerte. Er hatte noch nie gezögert, doch das schlafende Ehepaar tat ihm Leid... vor allem die Frau. Wenn sie seelenruhig weiter schlief und Kid sie verschonte, würde sie morgen neben ihrem toten Ehemann aufwachen. Er stellte sich vor, wie er sich fühlen würde, würde er neben Law aufwachen und dieser wäre tot. Was war nur los? Bisher hatte er noch nie solche Gedanken gehabt, er hatte noch nie Mitleid gehabt... sicherlich hatte auch dieser Mann vor ihm jede Menge Dreck am Stecken... welcher Politiker hatte das nicht. Und dennoch war er ein geliebter Ehemann, Sohn oder Bruder.

Aber Kid hatte keine Wahl. Er hatte keine Zeit zu trödeln und schon gar keine Möglichkeit abzubrechen. Also drückte er ab. Der Schuss war kaum zu hören, der Mann zuckte nicht mal groß. Sein Blut verteilte sich einfach auf dem Kissen und Kid zielte in derselben Sekunde schon auf die Frau. Sie rührte sich nicht. Kid war kurz davor, trotzdem abzudrücken, um ihr das Leid am kommenden Morgen zu ersparen, doch er tat es nicht. So hatte die Familie wenigstens nur einen Tod zu betrauern.

Kid schlich wieder nach draußen, schloss die Tür hinter sich kaum hörbar und war wieder auf dem Balkon. Er sah auf die Uhr. Kurz hatte er befürchtet, zu lange gebraucht zu haben, doch es war ganz genau halb eins. Er sah hinab in den Garten: Niemand war zu sehen. Also kletterte er so schnell und so leise es ging wieder nach unten. Er spürte, wie er kaum noch die Kraft hatte, seinen nicht gerade leichten Körper, zu halten. Als er unten ankam war ihm schon wieder schwindelig. Schnell fing er sich wieder und schlich zurück zur selben Stelle an der Mauer, über die er gekommen war. Nur noch drüber und dann hatte er es geschafft.

Kid sah sich um, noch immer keine Wache in Sicht. Also sprang es. Es war zwar hoch genug, dass er die Kante greifen konnte, doch als er sich hochziehen wollte, schaffte er es kaum. Er sah zur Seite, die erste Wache kam wieder in Sicht. Kid mobilisierte seine allerletzten Kräfte und zog sich hoch. Er rollte über die Mauer und zur anderen Seite runter. Seine Landung hier war allerdings keineswegs elegant, er landete unsanft auf dem Boden. „Shit...!“ fluchte er leise. Hier auf der anderen Seite war glücklicherweise niemand, die Straße war verlassen und keine Menschenseele in Sicht.

Unsicher und wacklig rappelte er sich wieder auf und wankte zu seinem Auto zurück. Er zog das Halstuch vom Mund und hustete. Sein Atem war beschleunigt und ihm war unfassbar schwindelig, als er endlich den Wagen erreichte. Müde ließ er sich auf seinen Sitz sinken und schloss einen Moment die Augen. Alles drehte sich... wie sollte er den Heimweg nur schaffen? Das Onsen lag am anderen Ende von Kyoto in den Bergen, er brauchte mindestens 45 Minuten. Aber hier zu bleiben war definitiv zu gefährlich, weswegen Kid nach kurzer Pause den Motor startete und zurück fuhr.

Der Weg kam ihm endlos vor und mehrfach hatte er das Gefühl, beim Fahren ohnmächtig zu werden. Irgendwie schaffte Kid es dennoch, sicher an seinem Ziel anzukommen. Mit dem Chip, den er von der Familie bekommen hatte, öffnete er das Tor und fuhr auf den Parkplatz vor dem Onsen. Wieder machte er kurz Pause, bevor er den Wagen verließ und das Haus betrat. Leise und langsam bahnte er sich den Weg zu seinem Zimmer. Er wollte zu Law, aber nicht in seinen dreckigen Klamotten... sie hatten Blutspritzer und Schmauchspuren, also betrat er zuerst sein eigenes Zimmer. Als Kid die Mütze abzog merkte er, wie verschwitzt er darunter war. Sein Haar klebte an seiner glühenden Stirn. Das Umziehen dauerte ewig, Kid saß dafür sogar auf dem Bett. Als er endlich fertig war, wollte er aufstehen, um zu Law zu gehen, der würde ihm sicherlich auch helfen können. Doch wieder packte ihn der Schwindel, so sehr, dass er zurück aufs Bett sank.

„Scheiße...!“ fluchte er leise und ließ sich für einen Moment in sein Kissen sinken. Er brauchte eine kurze Pause... Er fragte sich, was das war... er hatte seit Jahren kein Fieber mehr gehabt, geschweige denn dass er krank gewesen war. Nicht mal ein Schnupfen. Kid wollte eigentlich wieder aufstehen, rüber zu Law gehen. Doch er konnte nicht. Er schloss die Augen und driftete augenblicklich weg. Er lag ohne Decke und nur halb auf seinem Bett, das Fieber hatte ihn völlig im Griff.

No.28

Law verfiel in Panik, kaum war er richtig wach. Kid war nicht zu ihm gekommen, was hieß: Irgendetwas war passiert. Ihm war etwas zugestoßen, oder schlimmer: Er war tot oder im Gefängnis. Law sprang regelrecht aus dem Bett, griff seine Hose und zog sie an. Noch während er das tat, griff er sein Handy und wählte Kids Nummer. Doch sofort sprang die Mailbox an.

„Scheiße, Kid wo steckst du...!“ fragte er verzweifelt und steckte das Handy weg. Die Hose hatte er inzwischen richtig an, griff im Gehen ein Shirt und verließ das Zimmer. Er war schon im Begriff, an Kids Zimmer vorbei zu laufen. Warum sollte er dort sein, wenn er ihm versprochen hatte, ihn zu wecken, wenn er zurück kam? Trotzdem schob Law die Tür auf und sah zum Bett... dort lag er. Law fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen, auch wenn er im ersten Moment sauer sein wollte. War er etwa einfach eingepennt, nachdem er heimgekommen war? Auf den zweiten Blick allerdings sah Law, wie Kid da lag: Er war inzwischen ganz aufs Bett gerutscht, doch er lag verkrampft eingerollt auf der Seite mit dem Rücken zu ihm und zitterte. Law sah seine schnelle, angestrengte Atmung von weitem und eilte zu ihm.

„Kid... “ Law setzte sich neben ihn aufs Bett und zog ihn an der Schulter etwas rum, dass er sich auf den Rücken drehte. Verletzungen sah er keine, aber er spürte die Hitze, sie Kids Körper ausstrahlte.

„Von wegen nicht krank...!“ fluchte Law leise und strich Kid über die fiebrig-glühende Wange.

„Kid... hey, aufwachen... Kid, kannst du mich hören?“

Ein leises angestrengtes Wimmern kam von Kid. Kurz darauf öffnete er die Augen einen Spalt.

„L-Law...“, gab er leise keuchend von sich, wieder fuhr ein Zittern durch seinen Körper.

„Hey, ja ich bins... du Idiot hast mich ganz schön erschreckt... ich dachte schon du wärst nicht zurückgekommen. Wieso bist du nicht zu mir ins Bett?“ Law hätte ihm doch noch in der Nach helfen können... Hatte Kid es etwa aus Rücksicht nicht getan?

„I-ich... wollte...!“, antwortete Kid leise. Dass ihn das Reden so anstrengte, beunruhigte Law. So schlimm hatte auch er seine Krankheit gestern nicht eingeschätzt.

„I-Ich... konnte nicht... ich kam... nicht mehr hoch...!“

„Kein Wunder, du glühst... Ich bin jetzt bei dir, keine Sorge! Lass mich dich richtig zudecken und dann hole ich dir Medikamente...!“

Kid nickte kaum merklich und ließ sich die Decke unter dem Körper hervorziehen. So elend war ihm seit Jahren nicht gewesen. In der Nacht war er mehrfach aus fiebrigen träumen hochgeschreckt und Augenblicke später wieder darin versunken. Er hatte sich nicht selbst darauf befreien können. Dass Law nun da war, tat ihm unendlich gut.

„Tut... mir Leid, wenn ich dir... Sorgen gemacht habe...!“ hauchte Kid leise, als Law ihn richtig zudeckte.

Law musste lächeln, strich ihm nochmal über die Wange.

„Ist schon okay... es war ja keine Absicht. Und ich bin unendlich froh, dass du unverletzt bist. Das Fieber bekomme ich schon in den Griff, mach dir keine Sorgen!“

„Hmm, da... vertraue ich dir ganz...!“

„Kannst du auch... hast du ihn denn wenigstens gestern erwischt?“

Kid nickte.

„Hab ich... a-aber danach... gings rapide... bergab...!“

„Aber dann kannst du dich jetzt ausruhen! Bleib liegen, ich gehe dir erstmal was zu trinken und ne Wärmflasche holen!“ hauchte er sanft, ehe Law aufstand.

„Hmm, danke... Law..!“

Kid schloss die Augen nochmal, als Law sich vom Bett entfernte, um besagte Sachen zu holen. Ihm war so elendig kalt und er rollte sich wieder auf die Seite, zog die Decke bis unters Kinn. Immer noch drehte sich alles und die Kopfschmerzen, die ihn plagten, waren kaum zu ertragen. Es tat ihm unendlich leid, Law diesen Schock am Morgen bereitet hatte. Er versuchte sich zu erinnern, wann genau er eingeschlafen war. Er wusste zwar noch in etwa, wie er heimgekommen war, doch nachdem er sein Zimmer betreten hatte, war die Erinnerung verschwommen. Nur dass er zu Law gewollt hatte und nicht mehr hochgekommen war, wusste er sicher.

Dafür kam der jetzt zurück zu Kid. Law war nur etwa fünf Minuten weg gewesen, hatte Hikari um die Wärmflasche gebeten und für Kid eine Flasche Wasser besorgt. Er machte sich Sorgen um Kid, war aber über froh, dass er wenigstens heil war. Als er zu ihm ans Bett kam, schob er sanft die Wärmflasche unter die Decke.

„Hier, das wärmt dich!“ sagte er sanft und stellte das Wasser zunächst auf den Nachttisch.

„Mach den Mund auf!“ Law hatte ein Fieberthermometer mitgebracht.

Gehorsam öffnete Kid den Mund und ließ es sich unter die Zunge legen, während er sich an die Wärmflasche klammerte. Sie tat unheimlich gut. Das Thermometer piepste kurz darauf und Law zog es Kid wieder aus dem Mund. Sein besorgtes Gesicht verstärkte sich, als er drauf sah.

„Wie viel...?“ fragte Kid leise.

„39,9 Grad... das ist schon jetzt gefährlich, ich hole dir sofort ein Fiebermittel. Wir kriegen das schon wieder hin!“ sagte er, doch Kid hörte die zitternde Sorge in seiner Stimme. Auch Kid wusste: Sollte es noch höher steigen, kam es in den wirklich gefährlichen Bereich für Erwachsene. Doch er vertraute Law, der gerade wieder aus seinem Blickfeld verschwand.

Dieses Mal dauerte es ein paar Minuten länger, ehe Law wieder zu Kid zurück ans Bett kam. Er hatte mit Hikari den Medizinschrank des Hauses durchsucht. Sie hatte besorgt nachgefragt, was los war. Law hatte es nur kurz und knapp erklärt und ihre angebotene Hilfe angelehnt. Es war vermutlich ein grippaler Infekt, wenn er an den Husten von den vergangenen Tagen dachte. Und da reichte es, wenn Law sich der Gefahr aussetzte, sich anzustecken.

Law betrat nach etwa zehn Minuten, bewaffnet mit Tee und jeder Menge Medikamenten, wieder das Zimmer und sah auf Kid. Er sah ihm an, wie er unter der Krankheit litt und es tat ihm furchtbar leid.

„Hey, da bin ich wieder...!“ sagte er sanft und stellte alles neben dem Bett ab, setzte sich wieder zu Kid. Er hatte auch einen feuchten Lappen dabei und tupfte ihm etwas die Stirn ab.

„Hey...!“ antwortete Kid leise und sah einen Moment zu Law hoch. Als er den feuchten Lappen spürte, schloss er aber wieder die Augen. Es tat ihm gut, obwohl ihm immer noch kalt war.

„Du musst dich jetzt kurz aufsetzen, damit du die Medikamente nehmen kannst.“

„Hmhm, okay...“ bestätigte Kid leise und begann, sich aufzurichten. Law holte derweil das fiebersenkende Mittel aus der Verpackung und drückte davon, und von dem Schmerzmittel, eine Tablette aus dem Blister. Beides reichte er Kid, der sich unter Mühe ein wenig aufrecht hielt.

„Hier, nimm erstmal die beiden. Hast du immer noch den Husten?“ fragte er sanft. Kid schüttelte den Kopf, nahm aber erstmal die Medikamente mit dem Wasser, das Law ihm kurz darauf reichte.

„Nein, nur.. manchmal... gerade ist mir einfach nur kalt und mein Kopf hämmert...“ sagte er leise und ließ sich zurück ins Kissen sinken.

„Ich hab dir auch ein Schmerzmittel gegeben... das haut ziemlich rein, tut mir Leid. Ich weiß, du magst es nicht, außer Gefecht zu sein, aber Schlaf ist im Moment eh die beste Medizin.“ Er hatte es Kid absichtlich nicht vorher verraten und war froh, dass er es ohne zu fragen einfach genommen hat.

Kid musste trotz seines Zustands kurz lächeln.

„Du hast mich ausgetrickst...“ murmelte er schmunzelnd.

„Aber ich fürchte... ich wäre auch ohne gerade nicht... im Stand mich gegen irgendwen... zu wehren...“

Auch Law schmunzelte etwas, tupfte Kid nochmal mit dem Lappen etwas die verschwitzte Stirn ab.

„Ich fürchte es auch... ruh dich aus, hier musst du dich eh gegen niemanden wehren. Und ich werde nicht von deiner Seite weichen, bis es dir wieder besser geht...!“

Kid lächelte müde.

„Ich... würde dich am liebsten küssen, aber... das fällt wohl aus.“

Law erwiderte traurig sein lächeln.

„Vorerst schon...!“ hauchte er, beugte sich dennoch zu Kid und gab ihm einen Kuss auf die heiße Stirn.

„Schlaf... ich bin bei dir!“

Kid schloss in dem Moment die Augen, als er Laws weiche Lippen auf seiner Haut spürte und öffnete sie danach auch nicht mehr.

„Hmm...!“ war das letzte, was er von sich gab, ehe er langsam wieder in den Schlaf abdriftete.

No 29

Law blieb noch kurz am Bett sitzen, um sicher zu sein, dass Kid wirklich schlief. Den Tee hatte er jetzt zwar nicht angerührt, aber er würde ihm später einfach einen neuen machen.

Law räumte noch kurz im Zimmer auf, packte Kids Kleidung vom Vorabend in die Wäsche und brachte sie direkt raus. Er suchte erneut nach Hikari und fand sie in der Küche.

„Wie geht es ihm?“ fragte sie besorgt.

„Er schläft jetzt wieder... ich hoffe sein Fieber sinkt schnell wieder. Kannst du für heute Nachmittag eine Suppe für ihn kochen?“

„Natürlich!“ sagte sie direkt. „Willst du jetzt frühstücken?“

Law schüttelte den Kopf.

„Nicht im Esszimmer, ich nehme mir eine Kleinigkeit mit, ich will ihn nicht allzu lang allein lassen bei der Temperatur.“

„Verständlich, ich richte dir ein Tablett und bring es dir gleich...!“ antwortete die Hausfrau und begann. „Erstaunlich, wie er das in seinem Zustand gestern noch geschafft hat.“

„Was meinst du?“ Law wollte die Küche gerade wieder verlassen, hielt jedoch inne. Hikari deutet auf einen Zeitung auf dem Tisch.

„Es ist auf der Titelseite... Nimm sie ruhig mit!“

Law griff die Zeitung und schlug sie auf.

„Politiker Yamamoto im Schlaf ermordet“ stand dort als Überschrift. Law nahm die Zeitung mit und begann schon auf dem Weg zurück zu Kid darin zu lesen. Dass Kid seinen Auftrag erfolgreich abgeschlossen hatte, hatte er ihm ja schon gesagt. Doch was Law las, beeindruckte ihn zutiefst. Seine Frau hatte Yamamoto am Morgen tot neben sich im Bett aufgefunden und sofort die Sicherheitskräfte alarmiert. Sie gab bei der Polizei an, in der Nacht nichts mitbekommen zu haben. Es waren nur an der Balkontür Einbruchspuren gefunden worden, ansonsten fehlte von dem Täter, der den Politiker getötet hatte, jegliche Spur. Das gesamte Gelände war videoüberwacht und von einer privaten Sicherheitsfirma rund um die Uhr bewacht worden. Trotzdem hatte der Täter es geschafft, ungesehen rein und wieder hinaus zu gelangen. Die Auswertung der Überwachungskameras stand wohl noch aus und weitere Details behielt die Polizei bisher zurück.

Law sah zu dem schlafenden Kid, als er wieder ins Zimmer kam und ließ die Zeitung sinken. Wie hatte er das geschafft, trotz seines Zustandes? Law war inzwischen klar, dass er ihm deswegen nicht verraten hatte, wie er es angehen wollte. Law hätte das keinesfalls gut geheißen, in ein so streng überwachtes Gebäude einzusteigen. Trotzdem war er irgendwie stolz auf ihn... er war eben der beste in seiner Branche.

Law setzte sich neben Kid aufs Bett und schaltete den Fernseher ganz leise ein. Immer wieder sah er auf den rothaarigen. Wie viele Morde aus den Schlagzeilen der Zeitungen wohl noch auf Kids Kappe gingen, lange bevor sie sich kennengelernt hatten? Vermutlich so einige... Law war es jetzt, der sich fragte, ob Kid diesen Job je aufgeben würde. Er wünschte sich ein ruhigeres, normales Leben, wenn er endlich frei war. Aber er wollte gleichzeitig bei Kid bleiben. Die Gefühle, die er für ihn entwickelte, waren tiefer, als alles was er bisher im Leben gefühlt hatte. Aber Law wusste nicht, wie er damit klar kommen würde, wenn er als Arzt arbeitete und Menschen half, und Kid im selben Moment anderen Menschen für Geld ihr Leben nahm. Hatte das überhaupt eine Zukunft, oder verrannten sie sich gerade in eine Liebe, die eh niemals würde bestehen können?

Law seufzte leise und sank am Kopfende des Bettes tiefer. Dass Kid schon in der vergangenen Nacht die ersten, zweifelnden Gefühle für das entwickelt hatte, was bisher sein Lebensinhalt gewesen war, konnte der schwarzhaarige Arzt ja nicht ahnen. Aber Law versuchte trotzdem, die Gedanken zu verdrängen. Das alles lag noch in einer unbestimmten Zukunft und gerade wollte er um keinen Preis aufgeben, was sie hatten. Noch dazu war das wichtigste, dass Kid erstmal wieder gesund wurde.

Kid verschlief nahezu den ganzen Tag. Law wich dabei nicht von seiner Seite, er checkte immer wieder die News über den Mord in der vergangenen Nacht. Zum einen war er einfach neugierig, zum anderen wollte er sicher gehen, dass die Polizei nicht doch Hinweise auf ihn gefunden hatte, weil Kid im Fieberwahn einen unbedachten Fehler gemacht hatte. Doch bisher wurde nichts veröffentlicht, die Polizei schien völlig in der Luft zu schweben und das war gut so.

Es war halb vier, als plötzlich Laws Handy klingelte. Als er auf das Display sah, las er den Namen, den er eigentlich nicht hatte lesen wollen. Der Don rief ihn an. Law sah kurz zu Kid, der schlief noch immer, und ging dann ran.

„Ja?“

„Wo ist er?“ fragte die tiefe, kalte Stimme am anderen Ende, ohne Begrüßung.

„Hier bei mir, wieso?“ antwortete Law ebenso kühl.

„Ich habe versucht ihn anzurufen! Sein Handy ist aus...!“ Donquixote klang gereizt, doch Law blieb ruhig. Er war zu weit weg, um ihm etwas zu tun können, wenn er frech war.

„Ja, weil er seine Ruhe braucht.“ Law könnte schwören, die Zähne des jähzornigen Dons knirschen gehört zu haben.

„Ist mir scheiß egal, was er braucht... gib ihn mir, ich will mit ihm reden.“

„Wieso? Bist du mit seiner Arbeit nicht zufrieden? Das war es doch, was du wolltest, oder nicht?“

„Ich warne dich, Law, treib es nicht zu weit. Gib ihn mir, sofort!“

„Nein!“ Law klang immer noch ruhig und kühl, innerlich allerdings war er furchtbar aufgewühlt.

„Wieso?“

„Weil er krank ist...!“ antwortete Law nun ehrlich. Warum sollte er lügen, er würde Kid für dieses Gespräch sicherlich nicht wecken. „Er hat Fieber und schläft... das hätte er viel früher tun sollen, aber er wollte deinen scheiß Auftrag beenden, also lass ihn in Ruhe, bis er wieder gesund ist. Er hat ja wohl gute Arbeit geleistet, oder nicht?“ knurrte Law, die Wut auf den Mann, die immer in ihm brodelte kam doch wieder in seiner Stimme durch.

Am anderen Ender herrschte kurzes Schweigen und Law wusste: Wenn der Don schwieg, wurde es gefährlich.

„Ich werde morgen früh in Kyoto ankommen. Bis dahin überlegst du dir, wie du gerade mit mir geredet hast!“ Damit legte der Don einfach auf und Law ließ leicht zitternd das Handy sinken. Er wollte kommen? Wieso? Um zu überprüfen, ob Kid wirklich krank war? Um sicher zu gehen, dass die Polizei wirklich keine Hinweise fand? Oder einfach, um Law für sein Verhalten zu strafen, das er gerade an den Tag gelegt hatte? Wie diese Strafe ausfallen würde, wusste Law genau und schon jetzt hatte er Angst.

„War das... er...?“ fragte Kid plötzlich leise und kraftlos neben ihm. Law zuckte kurz zusammen, sah zu Kid. Schnell verdrängte er den Gedanken an den folgenden Tag und legte das Handy weg.

„Ja... aber mach dir keine Gedanken! Wie geht es dir?“ fragte er sanft und legte eine Hand auf Kids Wange. Er glühte immer noch, aber er hatte das Gefühl, es wäre minimal besser geworden.

„Beschissen...“ murmelte Kid leise und sah ihn aus müden Augen an. Er hatte zwar dieses Mal traumlos schlafen können, trotzdem fühlte sich Kid ausgelaugt und kraftlos.

„Was wollte er...?“ Kid war zwar von dem Gespräch aufgewacht, hatte aber den Inhalt nicht verstanden.

„Er wollte mit dir reden, aber ich habe ihm gesagt, dass du krank bist... er wird nochmal anrufen, wenn es dir besser geht!“ sagte Law sanft und lächelte. Er würde Kid nicht sagen, dass der Don am nächsten Tag kommen wollte. Kid würde das nur aufregen und er brauchte Ruhe. Er würde es noch früh genug erfahren.

„Hmm, okay... da war er sicher nicht begeistert...!“

„Nein, aber auch er muss das akzeptieren... mach dir keine Gedanken!“ Law richtete sich wieder etwas auf.

„Hast du Hunger? Ich habe Hikari eine Suppe kochen lassen, die würde dir sicher gut tun...!“

Eigentlich hatte Kid keinen Hunger, er verspürte nichts außer Müdigkeit.

„Eigentlich nicht, aber... ich will ein wenig versuchen...!“

„Solltest du... damit du schnell wieder auf die Beine kommst! Ich hole dir eben welche.“ Damit stand Law vom Bett auf.

„Kannst du... mir noch mein Handy geben...?“ Law hatte das Handy vorhin nicht in seiner Hosentasche gefunden, ebenso wenig in seiner Lederjacke, die er auch aufgeräumt hatte.

„Wenn du mir sagst, wo du es hin hast? Ich hab es vorhin nicht gefunden. Nur deinen Autoschlüssel...!“ sagte Law ruhig. Den Schlüssel hatte er Kid auf seinen Nachttisch gelegt.

Kid drehte sich auf den Rücken, drückte sich etwas hoch. Er sah, dass Law seine Kleidung aufgeräumt hatte und versuchte sich zu erinnern, wo er es hin hatte.

„Hm, es.. ist wahrscheinlich noch im Auto... im Handschuhfach...“ sagte er leise und ließ sich wieder in die Kissen sinken, sah dabei hoch zu Law.

„Es ist sicher noch aus... ich will nur nicht, dass Killer sich sorgt... er hat sicher auch schon versucht, mich zu erreichen!“ Immerhin war es schon Nachmittag, wie Kid der Uhr auf dem Nachttisch entnommen hatte. Law lächelte, griff den Autoschlüssel von Kid.

„Ich hol es dir... kein Problem...!“ sagte Law sanft, ehe er ihm nochmal einen Kuss auf den Kopf gab und das Zimmer verließ. Hikari bat er, die Suppe für Kid heiß zu machen, ehe er zum Auto ging. Er hoffte sehr, dass das Handy wirklich dort war, wo Kid es gesagt hatte. Nicht, dass er es bei dem Auftrag verloren hätte, denn das wäre alles andere als gut gewesen. Doch Law fand es, wie von Kid beschrieben, im Handschuhfach.

Er kam kurz darauf mit Suppe und Handy wieder. Kid machte letzteres wieder an und sah darauf die entgangenen Anrufe vom Don, aber auch einen von Killer. Seinem besten Freund schrieb er nur eine kurze Nachricht, dass alles gut gelaufen war. Die Krankheit erwähnte er nicht.

Von der Suppe probierte Kid etwas, allerdings bekam er kaum etwas runter. Er war zu müde und zu appetitlos, woraufhin ihm Law nochmal die Medikamente gab. Es war früher Abend, als Kid nach dem Essen und einem sehr wackligen Gang zur Toilette wieder einschlief. Law hatte ihn abgehört und nochmal Fieber gemessen, aber es war nicht gestiegen und auch sonst ging Law davon aus, dass der Infekt maximal ein paar Tage dauern würde. Kid brauchte einfach viel Ruhe, dann würde es schon werden.

Law wachte noch bis spät in die Nacht über ihn. Lange hatte er versucht sich mit Fernsehen abzulenken, doch irgendwann hatte er auch diesen ausgeschaltet und versucht zu schlafen. Doch die ganze Zeit war er in Gedanken beim nächsten Tag, wenn sein Peiniger wieder auftauchen würde. Law hatte sich sogar einen Wecker gestellt, um nicht zu riskieren, dass der Don sie in einem Bett vorfinden würde. Doch gerade wünschte er sich nichts sehnlicher, als sich an Kid zu kuscheln. In seinen Armen fühlte er sich sicher und geborgen, doch Kid war im Moment nicht in der Verfassung, ihn in den Arm zu nehmen. Irgenwannd rutschte er dichter zu ihm, so dicht, wie es ging, kam sogar ein wenig unter seine Decke. Erst dann konnte er irgendwann doch ein wenig eindösen.

Kid bekam davon nichts mit. Er wurde in den frühen Morgenstunden wieder in einen furchtbaren Traum gesogen. Law lief vor ihm, doch egal wie sehr Kid sich anstrengte, er konnte ihn einfach nicht einholen. Er war schon völlig außer Puste, bekam keine Luft mehr. Kid rannte im Traum, und obwohl Law normal lief, wurde die Entfernung immer größer. Kid schwitzte, zitterte, rief nach Law... Er drehte sich nicht mal nach Kid um. Plötzlich tauchte vor Law Donquixote auf, legte die Arme um ihn und zog ihn in die Dunkelheit. Kid schrie... man hielt ihn fest. Irgendjemand oder irgendetwas rüttelte ihn an den Schultern.

Als er endlich die Augen aufriss, sah er Law direkt über sich. Kid lag auf dem Rücken, atmete heftig, zitterte, schwitzte...

„Schhht, Kid... es ist alles gut, du hast geträumt... beruhige dich, ich bin hier...!“ Kid hörte die sanfte Stimme, doch er brauchte einen Moment, um sie zuzuordnen. Er zitterte noch immer, obwohl ihm unendlich heiß war.

„E-er hat dich... ich konnte nicht, ich...!“ Kid klang verwirrt vom Fieber. Law blieb dicht bei ihm, schlug etwas die Decke zurück, ehe er den feuchten Lappen griff und sanft seine Stirn nochmal abtupfte.

„Es ist alles gut, Kid... niemand ist hier, das war nur das Fieber...!“

Law war von Kids Rufen und seinem Zittern nach nur wenigen Stunden Schlaf wieder aufgewacht. Scheinbar hatte allein das Telefonat ausgereicht, um Kid Albträume zu bescheren. Doch Laws sanfte Stimme schien ihn zu beruhigen.

Kid schloss die Augen wieder einen Moment, schien langsam wieder klar zu werden. Der feuchte Lappen tat unheimlich gut und er drückte die Decke noch etwas weiter weg.

„Scheiß Fieber...“ fluchte er leise und öffnete dann wieder die Augen.

„T-tut mir Leid... ich hab dich geweckt... das wollte ich nicht...!“ Law musste lächeln.

„Ist schon gut... du kannst ja nichts dafür. Du solltest etwas trinken, und nochmal die Medikamente nehmen... kannst du dich etwas aufsetzen?“

Kid nickte und drückte sich kraftlos etwas hoch. Selbst das kleine Nachtlicht brannte in seinen Augen, aber er würde ja gleich weiterschlafen können. Er nahm die kleine Wasserflasche von Law entgegen und trank sie fast gänzlich leer. Auch das Medikament nahm er nochmal. Die Fiebermessung von Law ergab 39,0 Grad. Es war zwar nur langsam, aber immerhin sank das Fieber allmählich. Als Kid wieder im Bett und Law neben ihm lag, sah er diesen besorgt an.

„Du... siehst so müde aus...!“ sagte Kid leise. „Tut mir Leid, dass ich dir so viel Arbeit mache...!“

Law fand es irgendwie rührend, wie Kid sich trotz seiner Krankheit noch um ihm sorgte, und lächelte.

„Ich konnte lange nicht einschlafen... aber ist schon okay. Ich kann sicher jetzt direkt weiterschlafen, mach dir um mich keine Gedanken!“ sagte er sanft und legte eine Hand auf Kids Wange.

„Tue ich aber... ich... hasse es, neben dir zu liegen, und dich nicht zu spüren... ich wünschte ich könnte dich in den Arm nehmen, aber ich fürchte, dann verglühst du...!“

Law lächelte noch immer.

„Ich... wünschte es auch, aber... das kannst du sicher bald wieder... Schlaf noch etwas, damit du schnell gesund wirst. Ich... will nämlich noch immer, was ich im Kimono-Geschäft gesagt habe...!“ Was das war, wusste Kid sofort. Er musste sogar etwas grinsen bei Laws Worten.

„Ich... ich auch...!“

Law dachte kurz an das, was ihm vermutlich in ein paar Stunden wieder erwarten würde. Wenn er an die Misshandlung vom Don dachte, wurde ihm schlecht. Dagegen war das, was er mit Kid bisher auf körperlicher Ebene geteilt hatte, so unendlich gut. Er wollte mehr davon, doch stattdessen würde er wieder nur Brutalität erfahren. Law wollte nicht daran denken. Er wollte an Kid denken und deswegen konnte er nicht anders: er beugte sich zu ihm und küsste ihn, völlig egal, ob er sich bei ihm anstecken würde. Er liebte ihre Küsse so sehr, sie beruhigten ihn mehr als alles andere auf der Welt.

Kid erwiderte den überraschenden Kuss trotz seiner Kraftlosigkeit. Als Law sich wieder löste, sah er ihn allerdings besorgt an. Law wirkte bedrückt.

„Was... ist los, Law?“ fragte er leise.

„Nichts... es ist alles gut. Schlaf, Kid... werd wieder gesund... ich brauche deine Stärke!“ hauchte er leise und versuchte zu lächeln.

Kid wusste nicht, was in Law in diesem Moment vorging, aber er konnte nur nicken.

„Ich... werde für dich wieder stark sein... versprochen!“ hauchte er noch leise, ehe er eine Hand unter der Decke vor schob und sanft nach der von Law griff. Sie war kühl, so kam es Kid zumindest vor, aber der Körperkontakt tat ihm gut. Müde schloss Kid wieder die Augen und wachte nicht auf, bis zum nächsten Morgen.

Auch Law konnte nach dem Kuss und mit der Hand von Kid in seiner noch ein paar Stunden schlafen. Allerdings wachte er schon beim ersten Klingeln seines Weckers auf. Er machte ihn schnell aus, um Kid nicht zu wecken, es war gerade mal 6 Uhr. Aber Law wollte nichts riskieren. Er stand auf, prüfte nochmal ob Kid schlief, ehe er duschen ging und danach in sein Zimmer, um sich anzuziehen. Und das war auch gut so, denn als er um kurz vor acht sein Zimmer verließ, um nochmal nach Kid zu sehen, hörte er entfernt im Haus Stimmen und Law wusste: Er war da.

No.30

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

No.31

Law schlich an Kids Zimmer vorbei und verschwand kurz darauf im Bad. Eigentlich wollte er einfach nur duschen, aber kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen wurde ihm unendlich schlecht. Er eilte zur Toilette und übergab sich in die Schüssel. Die Magensäure brannte in seiner gereizten Kehle und völlig entkräftet ließ sich Law neben der Toilette auf den Boden sinken. Er zitterte und konnte nun, da er alleine war, die Tränen endgültig nicht mehr aufhalten. Kraftlos erhob er sich und ging ohne sich auszuziehen unter die Dusche. Er drehte das Wasser eiskalt, und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Die Tränen liefen noch immer und wieder dachte er an Kid... Ob es ihm gut ging? Ob er noch etwas hatte schlafen können? Ob sein Fieber endlich etwas gesunken war? Und ob Kid wohl an ihn dachte? Law dachte an nichts anderes, seit er ihn vorhin verlassen hatte.

„Scheiße...!“ murmelte er leise und ließ den Kopf auf die angezogenen Knie sinken. Wieso ließ er immer wieder Zweifel zu, wo er doch eigentlich gerade nur bei ihm sein wollte? Law zitterte, ihm war kalt, aber er konnte einfach nicht aufstehen. Die nasse Kleidung klebte an ihm, aber ihm fehlte die Kraft, sich aus seiner Starre zu lösen.
 

Kid hatte kein Auge mehr zugemacht, seit Law ihn vorhin verlassen hatte. Sein Kopfweh war schlimmer als zuvor, vermutlich auch, weil er nur an Law dachte. Er versuchte, sich nicht vorzustellen, was er gerade für Qualen erlitt. Doch immer wieder kamen ihm genau diese Bilder in den Kopf. Wie er misshandelt wurde. Es war eine furchtbare Qual und er wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte, bis er plötzlich ein leises Geräusch auf dem Flur hörte. Kid rührte sich nicht mehr, hob nur den Kopf etwas und lauschte. Es waren Schritte... leise Schritte, aber wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann auf sein Gehör. Und das Knarren des Bodens war unverkennbar. Das konnte eigentlich nur Law sein. Kid drückte sich kraftlos hoch, er wollte trotz seines Zustandes für ihn da sein, doch die Schritte gingen an ihm vorbei. Kid war irritiert... war es doch nicht Law gewesen? Hatte er sich die Schritte nur eingebildet? Oder... war Law absichtlich vorbei gegangen?

Kid konnte nicht mehr liegen bleiben. Er schlug die Decke weg und setzte sich auf den Bettrand. Als er sich hochdrückte, merkte er, wie kraftlos und wacklig er war. Trotzdem bahnte er sich unsicher seinen Weg zur Tür. Als er sie aufschob, sah er nach draußen auf den Gang. Hier war niemanden mehr und Kid zweifelte schon an sich. Bis er hörte wie am Ende vom Gang die Badezimmertür geschlossen wurde. Also war es Law gewesen! Niemand außer ihnen benutzt das Bad hier. Die Familie hatte ihr eigenes. Wenn er an ihm einfach vorbei ging, konnte das nur bedeuten, dass es Law äußerst schlecht ging.

Kid konnte nicht warten. Er verließ das Zimmer, trotz seines eigenen Zustandes und bahnte sich langsam, aber stetig seinen Weg zum Badezimmer. Als er ankam klopfte er leise an. Er hörte von drinnen das Rauschen der Dusche, aber keine Antwort.

„Law?“ fragte Kid, als er die Tür öffnete und eintrat. Das Bild, das sich ihm bot, brach Kid fast das Herz. Law saß angezogen unter der ebenerdigen Dusche, die Arm um seine Beine geschlungen und den Kopf auf den Knien. Scheinbar hatte er ihn nicht mal beim Reinkommen gehört. Kid schloss die Tür hinter sich ab. Er wollte nicht riskieren, dass jemand rein kam.

„Law?“ fragte er nochmal etwas lauter.

Erschrocken hob Law den Kopf, als er plötzlich seinen Namen hörte. Vor ihm stand Kid und sah ihn mitfühlend an. War das alles wirklich nur gespielt?

„D-Du... gehörst ins B-Bett...!“ Laws Stimme zitterte, genauso wie sein ganzer Körper. Kid ließ sich von seinen Worten nicht beirren und kam auf ihn zu. Er spürte, wie eiskalt das Wasser war, es brannte regelrecht auf seiner überhitzten Haut, aber es war ihm egal. Er sah, wie sehr Law litt, also kniete er sich vor ihn und legte einfach die Arme um ihn. Doch bevor er etwas sagen konnte, drückte Law ihn von sich und drehte den Kopf weg.

„L-lass mich... lass mich in Ruhe! G-Geh ins Bett, wo du h-hingehörst... I-ich... brauch dich nicht...!“ keuchte er. Kid schockierte Laws Reaktion. Wieso stieß er ihn jetzt wieder von sich?

Kid ließ sich nicht wegdrücken, zumindest nicht ganz.

„Doch, tust du...!“ widersprach er und legte eine Hand an Laws Wange. Wieder drehte der den Kopf weg, sah Kid nicht an.

„N-nein... W-was... willst du eigentlich v-von mir...?“ Law klang verzweifelt.

„Ich will dich in den Arm nehmen!“ antwortete Kid ruhig und versuchte eben dies erneut. Doch wieder wand Law sich in seinen Armen, obwohl Kid merkte, dass sein Widerstand schwächer wurde.

„W-wieso...? W-wieso ich..? D-du könntest jeden haben... w-was willst du mit einem dreckigen Spielzeug wie mir...? D-du weißt doch g-ganz genau was er gerade m-mit mir gemacht hat...“ Laws Stimme brach, er ließ den Kopf verzweifelt sinken, die Augen zusammen gepresst. Kid wurde bei Laws Worten klar, dass ER sie ihm in den Kopf gepflanzt hatte. Es konnte nicht anders sein. Dieses Monster misshandelte ihn nicht nur körperlich, er schändete auch jedes Mal aufs Neue seine Seele.

„Das weiß ich... und gerade deswegen will ich für dich da sein! Weil du unfassbar stark bist... ich habe noch nie jemanden getroffen, der seinem Peiniger so trotzen kann, wie du... selbst wenn du danach für ein paar Momente schwach bist... du bist wie ein Phönix, der mit neuer Stärke wieder aufsteht!“ sagte Kid sanft und zog Law dieses Mal fester, bestimmter in seine Arme, setzte sich dabei neben ihn. Auch er begann zu zittern, er war inzwischen auch völlig durchnässt.

„Ich bewundere deine Stärke... und ich will nichts mehr, als auch in deinen schwachen Momenten bei dir sein und dich in den Arm nehmen. Du bist der erste Mensch seit etlichen Jahren, den... ich so sehr mag, Law... bitte lass mich bei dir sein. Lass dir von ihm nicht einreden, du seist nichts wert... Seit wir uns kennen, kann ich endlich wieder lachen und... leben... Mit dir zusammen! Du gibst mir so unendlich viel. Also bitte, stoß mich nicht von dir, egal was dieser Wichser versucht dir einzureden. Er hat Unrecht, und tief in dir weißt du das auch!“

Mit jedem weiteren von Kids Worten schmiegte sich Law mehr in seine Arme. Er konnte den Widerstand, den sein Kopf ihn befohlen hatte, nicht mehr aufrechterhalten. Es tat so gut, was er ihm sagte und Kid schaffte es, wieder alle Zweifel zu vertreiben. Law klammerte sich an ihn, drehte seinen Kopf an Kids Brust und schluchzte leise. Noch nie hatte ihm jemand gesagt, er wäre stark.

„E-es... war so s-schrecklich heute... i-ich wollte in jeder Sekunde nur zurück zu dir...! I-ich wollte mich wehren, aber... e-er droht mir... m-mit deinem Tod...“

Kid war so froh, dass Law endlich nachgegeben hatte. Fest legte er die Arme um ihn und schloss einen Moment die Augen. Die Drohung wunderte ihn nicht, heute hätte Kid sich nicht mal wehren können.

„Es tut mir so leid... ich wollte dir hinterher, aber... ich hätte ihm heute nichts entgegen zusetzen gehabt... es tut mir so leid, dass du das wieder hast ertragen müssen.“

Law hob langsam wieder den Kopf und sah verweint zu ihm auf.

„D-du... solltest im Bett sein, Kid... Dein Fieber...!“ Law beruhigte sich langsam wieder und plötzlich wich der eigene Schmerz der Sorge um Kid. Er hob eine Hand und legte sie an Kids Wange. Sie glühte noch immer, trotz des kalten Wassers, das immer noch über sie lief. Plötzlich bemerkte Law auch Kids Zittern neben seinem eigenen.

„D-Du musst unter der Dusche raus...!“

Kid musste nun wieder etwas lächeln. Dass er Law so beruhigen konnte erfüllte ihn irgendwie mit Stolz. Das Vertrauen zwischen den beiden war inzwischen so enorm groß. Und die Gefühle ebenso, das wussten wohl beide.

„Nur, wenn du mitkommst... ich lasse dich heute nicht mehr alleine!“ sagte er sanft und beugte sich vor, um Law zu küssen. Doch der drehte wieder den Kopf weg, sodass Kids Kuss auf seiner Wange landete.

„B-Bitte nicht...!“ murmelte er leise. „Ich... will erst Zähne putzen...!“

Kid glaubte zu verstehen, warum Law ihn nicht küssen wollte... leider. Es ekelte ihn nicht, es tat ihm einfach nur weh, zu wissen, wie weit der Don ging.

„Okay...!“ sagte er leise und verständnisvoll. „Lass uns aufstehen!“

Law nickte und löste sich langsam von Kid. Er hatte zwar Schmerzen, stand aber ganz normal auf. Im Gegensatz zu Kid. Seine Glieder schmerzten, während er versuchte, sich langsam aufzuraffen. Auf halber Höhe glaubte er einen Moment, wieder umzukippen. Ihm wurde schwindelig, obwohl er sich an der Wand hielt. Doch dieses Mal war es Law, der Kid unter die Arme griff und ihn hochzog.

„Idiot, du hättest im Bett bleiben sollen...!“ schimpfte Law, doch Kid wusste das zu erwidern.

„Du hättest... gleich zu mir kommen sollen, dann wäre ich im Bett geblieben...!“ Er grinste dabei etwas und Law musste auch lächeln.

„Ja, hätte ich...!“ sagte er leise. Kid lehnte stehend gegen die Wand und Law drehte endlich das Wasser etwas wärmer.

„Ich weiß nicht wieso er es jedes Mal schafft, in mir Zweifel zu wecken... Ich will dich nicht jedes Mal von mir Stoßen, wenn ich zu ihm musste, aber... er schafft es immer wieder. Es tut mir Leid, Kid... das hast du nicht verdient!“ Law seufzte leise, zog dann aber Kid einfach den nassen Pullover aus.

Kid ließ es zu, das etwas wärmere Wasser tat ihm gut. Deswegen landete auch sein Shirt kurz darauf auf dem Boden der Dusche.

„Ich bin dir nicht böse, ich... weiß wie das ist. Ich verspreche dir, niemals locker zu lassen, bis du verstanden hast, dass er Unrecht hat!“ sagte Kid mit einem sanften lächeln.

„Danke...!“ Law sah nochmal einen Moment in seine Augen, ehe er ihm einfach die Hose inklusive Shorts von der Hüfte schob. Insgeheim wünschte sich Kid gerade, dass Law ihn für etwas anderes auszog. Aber er wagte es nicht, gerade jetzt einen Scherz in die Richtung zu machen. Abgesehen davon wäre er körperlich eh nicht in der Lage dazu gewesen.

„Komm, ich helfe dir beim Abtrocknen und dann musst du schleunigst zurück ins Bett!“ Kid ließ sich von Law aus Dusche zu dem weichen Bad-Hocker führen und darauf absetzen. Er merkte immer mehr, wie viel Kraft ihn der Gang hierher und das Kalte Wasser gekostet hatte. Law, der immer noch seine nassen Sachen trug, begann seinen zitternden Körper abzutrocknen.

„I-Ich... schaff das abtrocknen selbst... zieh du deine nassen Sachen aus und geh duschen... ich gehe eh nicht zurück, bevor du mitkommst!“ Law sah von Kids Bein, das er gerade abgetrocknet hatte, hoch in seine müden, aber entschlossenen Augen. Er wusste: Kid meinte das ernst. Also gab er ihm das Handtuch und lächelte einen kurzen Moment.

„Na gut. Ich beeile mich!“

Law ging zurück zur Dusche, zog dabei seine nassen Sachen aus. Kid trocknete sich langsam ab, sah aber immer wieder zu Law. Er hatte neue blaue Flecken an den Armen, an seinem Rücken und sogar an seinem Po. Kid schmerzte es, dass er unfähig gewesen war, es zu verhindern. Er schwor sich, sobald er wieder fit war, alles in die Wege zu leiten, um sein Leid so schnell es ging zu beenden und dieses Monster mit seinen eigenen Händen zu töten.

Law brauchte nicht sonderlich lange. Er duschte sich ab, putzte Zähne und hüllte sich und Kid kurz darauf in die Hauskimonos, die für sie im Bad immer bereit hingen. Der Weg zurück ins Zimmer war für Kid erneut ein Kraftakt. Er war froh, als er endlich wieder auf dem Bett saß.

„Hier, nimm nochmal die Medikamente...!“ Law reichte sie ihm und Kid nahm sie ohne zu zögern ein.

„Wenn ich mich jetzt hinlege, legst du dich dann zu mir?“ fragte er müde lächelnd. Law drückte Kid daraufhin sanft nach hinten in die Matratze.

„Ich... hab sogar gehofft, dass ich mich gleich an dich kuscheln kann! Wenn es dir nicht zu viel wird...“ Law wollte gerade nichts mehr, als Kids Nähe.

„Ist... er denn weg?“ fragte Kid dann, als er lag. Kid wollte ebenso nichts mehr, als ihn zu halten. Aber er wollte trotzdem kein Risiko eingehen. Law konnte ihn glücklicherweise beruhigen.

„Ist er... er war nur auf der Durchreise... wir sollen auch weiterhin hier bleiben. Also...?“

Kid lächelte zufrieden und drehte sich auf den Rücken, den Arm geöffnet für Law.

„Aber sag Bescheid, bevor du verglühst!“

„Mach ich!“ Law rutschte zu Kid ins Bett und legte sich in seine Arme, zog die Decke auch über sie. Sofort umfing ihn wieder diese Wärme und Sicherheit, nach der er sich vorhin so sehr gesehnt hatte. Genüsslich schloss er die Augen und schmiegte sich an.

Kid beobachtete ihn lächelnd einen kurzen Moment.

„Bekomm ich denn jetzt einen Kuss? Der würde mir sicher Kraft geben...!“ Kid war sich sicher, dass auch Law das gerne wollte. Der hob wieder den Kopf und sah in Kids warme, liebevolle Augen.

„Ekelt... es dich denn nicht...?“ fragte er leise und unsicher.

„Würde ich dich dann darum bitten? Du ekelst mich nicht, Law... das könntest du gar nicht!“ sagte er sanft. Law lächelte ein wenig, drückte sich dann etwas zu ihm hoch und legte seine Lippen auf die des anderen. Sie waren heiß, vermutlich auch vom Fieber, aber dennoch gaben sie ihm so viel. Laws aufgewühltes Herz beruhigte sich langsam, die Sicherheit für das, was zwischen ihnen war, kehrte zurück. Und auch sein Vertrauen in Kid war wieder da.

Kid nahm den Kuss zärtlich auf, bewegte seine Lippen auf denen von Law und zog ihn dabei noch näher zu sich. Er war so froh, ihn wieder in den Armen zu halten. Doch plötzlich durchzog ihn wieder ein zittern und er klammerte sich an Law, löste den Kuss vorsichtig.

„I-ich glaub... ich muss nochmal etwas schlafen...!“ sagte er leise. Law hörte, wie kraftlos er inzwischen war.

„Solltest du... ich bleibe bei dir...!“ hauchte Law und schmiegte sich an. Ihm war schon jetzt furchtbar warm, aber er glaubte dass Kid diese Wärme gebrauchen könnte. Und er brauchte seine Nähe, also blieb er dicht bei ihm. Als Law kurz darauf den gleichmäßigen Atem von Kid hörte wusste er: der andere war eingeschlafen. Auch Law versuchte noch etwas zu dösen. Es fiel ihm zuerst schwer, einzuschlafen, die körperlichen und seelischen Nachwirkungen seiner Tortur am Morgen wirkten noch nach, aber irgendwann schaffte es Kids Nähe und die Sicherheit, die er ihm gab, dass auch Law nochmal ein paar Stunden schlafen konnte.

No.32

Kids Fieber hielt noch die kommende Nacht an. Law hatte sich bis zum Abend wieder einigermaßen gefangen, auch wenn die Schmerzen ihn durchaus noch daran erinnerten. Aber er ließ sich davon nicht beirren. Die Stärke, die Kid als erster in ihm erkannt hatte, kehrte wieder zurück und er war voll und ganz für seinen Freund da. Am nächsten Morgen erwachte Law wieder wohl behütet in Kids Armen. Ihm war kaum wärmer als sonst, und als Law die Hand hob, um Kids Stirn zu fühlen, war das Fieber verschwunden. Kid öffnete kurz darauf die Augen, sie waren wieder klar.

„Guten Morgen...!“ sagte Law sanft. Kid lächelte ihn an und küsste ihn sanft.

„Morgen...!“ hauchte er nach dem Kuss und zog Law etwas mehr zu sich. Der kuschelte sich an und lächelte ebenso.

„Wie geht`s dir? Du siehst besser aus...!“

„Ich fühl mich auch besser... noch etwas schwach, aber... nicht mehr so furchtbar wie gestern! Das liegt nur an deiner guten Pflege!“ Kid schmunzelte und küsste Law erneut. Der erwiderte den Kuss natürlich, ehe er sich nochmal an ihn schmiegte.

„Da bin ich aber froh... du fühlst dich auch nicht mehr so heiß an... nur noch so heiß, wie du normal eh schon bist!“ Law grinste eine Moment dreckig.

„Hmmm, ein gewisses Feuer ist eben immer in mir! Und inzwischen brennt es vor allem für dich!“ Auch Kid grinste etwas dreckig, drückte Law dann etwas von sich, um sich aufzurichten und Law unter sich ins Kissen zu drücken. Kaum ging es ihm wieder besser, schien diese Flamme der Leidenschaft wieder aufzulodern.

Law ließ es zu, grinste noch immer und sah einen Moment nach oben in Kids verlangende Augen. Bis der sich zu ihm beugte und ihn fordernd küsste. Law hatte das die letzten zwei Tage unfassbar vermisst, also ging er auf den intensiven Kuss ein, ließ Kids Zunge in seinen Mund eindringen, als der danach verlangte und begann ein Zungenspiel mit ihm. Es war ihm inzwischen egal, ob Kid noch ansteckend war, er wollte das hier genießen.

Kid war es, der den Kuss wieder sanft beendete. Er lächelte und ließ sich etwas auf ihn sinken, strich Law das zerzauste Haar aus dem Gesicht.

„Ich fürchte, ich bin noch nicht wieder ganz auf dem Damm...!“ Dass ihn das abstützen noch angestrengt hatte, sah Law ihm an. Er lächelte sanft.

„Das würde mich auch wundern, es wird sicher ein paar Tage dauern, bis dein Körper sich von dem Fieber erholt hat. Aber ich bin froh, dass du jetzt wenigstens fieberfrei bist! Nimm die Medikamente aber bitte heute nochmal!“

Kid nickte und ließ sich wieder neben Law sinken, den Arm noch um seine Brust.

„Mach ich... ich hab zum ersten Mal seit Tagen auch wieder Hunger... meinst du... ich bekomme Frühstück im Bett?“

„Hm, das muss ich mir nochmal gründlich überlegen, ob DU das verdient hast!“ antwortete Law neckisch und grinste dabei.

„Ich denke, ich hab das sowas von verdient! Immerhin hatte ich noch keine Belohnung für die harte Arbeit, die ich vor meiner Zwangspause geleistet habe!“ antwortete Kid selbstsicher grinsend.

Laws grinsen wurde dabei zu einem sanften lächeln und er legte eine Hand auf seine Wange.

„Das stimmt... die hattest du noch nicht... ich... hab die Zeitungsberichte darüber gelesen und war ziemlich beeindruckt, Kid... ehrlich!“

Kids Blick wurde auch wieder ernster, auch wenn er noch immer leicht lächelte.

„Danke... aber irgendwie... bin ich gar nicht mehr so stolz darauf, wie früher...! Der Rausch, den ich bisher immer gespürt habe, er... war weg...“ Er senkte etwas den Kopf, ehe er weitersprach.

„Ich... habe gezögert, weißt du...? Als sie da lagen, nebeneinander schlafend, da... musste ich an uns denken. Wie ich mich fühlen würde, wenn ich morgens aufwache und du... bist tot. Oder umgekehrt... ich... ich war kurz davor, sie auch zu erschießen, nur um ihr das Leid zu ersparen, neben ihrem toten geliebten Ehmann aufzuwachen...!“

Law verwunderte Kids Geständnis, er hätte nicht gedacht, dass er gezweifelt hatte. Schon gar nicht, wegen ihm.

„Ich bin froh, dass du es nicht getan hast...!“ sagte Law sanft und strich sanft mit dem Daumen über Kids Wange.

„Du hast ein unschuldiges Leben verschont... Sie... wird es sicher schaffen, das zu verarbeiten!“ Etwas, das Law nicht könnte, sollte er je neben dem toten Kid aufwachen. Er war inzwischen alles für ihn. Doch in Law brannte eine andere, viel wichtigere Frage. Und auch wenn er Angst vor der Antwort hatte, so musste er sie stellen.

„Würdest du... denn aufhören wollen...? Ich meine, wenn wir hier raus sind. Könntest du dir vorstellen, aufzuhören, für Geld zu töten und... mit mir zusammen irgendwo zu leben?“

Kid sah bei Laws Frage wieder auf. Er hatte sie sich auch schon gestellt, und auch damit gerechnet, dass Law sie irgendwann stellen würde. Allerdings hatte er nicht so früh damit gerechnet. Unglücklich sah er Law an.

„Ich... ich weiß es nicht... ich habe mich das selbst auch schon gefragt, aber... ich hab keine Antwort, Law...!“ sagte er leise.

„Du... würdest es wollen, oder? Ganz normal leben, ohne all den Tod um dich herum...?“

Law nickte leicht.

„Ja, das... das wünsche ich mir... und wenn ich es mir aussuchen könnte, dann... mit dir zusammen!“

Kid sah in Laws Augen, dass der andere das ernst meinte. Waren sie schon so weit, um über ihre gemeinsame Zukunft zu sprechen? Bisher hatte sich weder Kid, noch Law getraut, auszusprechen was das zwischen ihnen war. Dass sie einander liebten, obwohl es doch so offensichtlich war.

Erneut senkte Kid den Kopf.

„Ich... kann dir das nicht versprechen, Law... das ist nun mal mein Leben, auch wenn ich dich nie verlieren will. Tut mir Leid...!“

Natürlich hatte Law auf etwas anderes gehofft. Er versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Immerhin war es noch lange hin... sie wusste nicht einmal, ob sie es beide lebend so weit schaffen würden. Ob sie überhaupt je zusammen frei sein könnten. Und wenn doch, war bis dahin noch eine lange Zeit, in der sich alles in ihnen ändern konnte.

„Das muss dir nicht leidtun, Kid... Ich würde nie verlangen, dass du etwas für mich aufgibst, ich sagte nur, dass ich es mir wünsche. Ich will bei dir sein, völlig egal, was uns erwartet, wenn wir endlich frei sind!“ sagte er sanft und hob seinen Kopf etwas an, dass Kid ihn ansah.

„Und im Moment bin ich bei dir... in jeder Sekunde!“ fügte Law an und küsste ihn einfach nochmal.

Kid sah einen Moment in die stahlblauen, ehrlichen Augen des anderen, ehe er sie schloss, um den sanften Kuss zu erwidern. Law hatte recht, wer wusste schon, was sie erwartete. Sie konnte nur genießen, was sie im Moment hatten, und das tat Kid.

Als sich ihr Kuss langsam wieder löste, blieb Law ganz dicht bei ihm, sodass sich ihre Lippen noch berührten.

„Wenn es dir heute Abend noch immer gut geht...“, flüsterte Law. „...dann will ich dich spüren! Ich will dich berühren... und von dir berührt werden!“

Kid wusste natürlich, was heute Abend war. Sie konnten, wenn sie lange genug wach blieben, in Laws Geburtstag reinfeiern. Und was gab es für eine schönere Aussicht, als das auf die intimste Weise zu tun, die es nur gab.

Kid lächelte wieder, schob unter der Decke Laws Shirt etwas nach oben und legte seine Hand an seine Taille, streichelte dort die weiche Haut.

„Das will ich auch...!“ hauchte Kid und küsste ihn nochmal kurz. „Ich werde dir den schönsten Start in deinen Geburtstag bereiten, den du je hattest, versprochen!“

Law grinste zufrieden.

„Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel!“ hauchte Law, ehe er ihn nochmal innig küsste. Am liebsten würde er auf der Stelle weiter gehen, allerdings war es am Tag einfach zu gefährlich. Also würden sie bis zum Abend warten müssen.

No.33

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No.34

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No.36

Am nächsten Morgen wachte Law als erstes auf. Er lag wie jeden Morgen noch immer in Kids starken, beschützenden Armen. Sofort kam ihm wieder in den Sinn, was sie in der Nacht getan hatten. Er hatte wirklich mit Kid geschlafen. So richtig... und es hatte sich verdammt gut angefühlt. So, wie es auch sein sollte. Nie hätte Law geglaubt, je dabei so fühlen zu können... oder dass es überhaupt jemand in seinem Leben geben würde, der ihm auf so sanfte Art und Weise das hätte geben können. Aber diesen jemand gab es... und er lag noch friedlich schlafend neben ihm.

Glücklich über diese Fügung schmiegte er sich an seinen Freund und schloss noch einen Moment die Augen. Er hörte die Vögel draußen zwitschern und Kid ruhig und gleichmäßig atmen. Für heute war das beste Wetter angesagt und Law freute sich auf das Fest. Wenn sie lang genug blieben, könnten sie sogar noch das Feuerwerk anschauen. Es klang nach einem perfekten Tag.

Kid wachte gut eine halbe Stunde nach Law auf. Müde blinzelnd drehte er den Kopf zu ihm und sah in die schon wachen Augen des anderen.

„Guten Morgen!“ murmelte Kid leise und beugte sich direkt zu einem sanften Kuss zu ihm. Law erwiderte diesen und sah seinen Freund danach sanft an.

„Guten Morgen... hast du gut geschlafen? Wie geht’s dir?“

„Mir geht’s wunderbar... und ich habe auch wunderbar geschlafen! Und du?“ Kid spürte zwar, dass er noch immer etwas schwach war, aber es war viel besser als noch vor zwei Tagen.

„Ich auch.. dank dir!“ hauchte Law und beugte sich nochmal für einen Kuss zu ihm, lächelte danach.

„Nach diesem perfekten Start in den Geburtstag, wie könnte es da anders sein?“

Kid schmunzelte, natürlich wusste er, was er meinte. Der Sex in der Nacht war für sie beide etwas ganz besonderes gewesen.

„Weißt du, was das Ganze noch perfekter machen würde? Ein ausgiebiges Geburtstagsfrühstück!“

„Hmm, klingt verlockend...!“ hauchte Law, schmiegte sich dabei aber noch enger an Kid, schob dabei sogar ein Bein über Kids Beine. Sie waren beide noch nackt, doch das stört Law nicht. Im Gegenteil. Er liebte es, Kid auf seiner Haut zu spüren und ihn sich spüren zu lassen. Wo er es bisher nur als beschämend und entwürdigend empfunden hatte, nackt zu sein.

„Aber noch verlockender ist es, noch eine Weile im Bett rumzulungern...!“

Kid ging es wohl ähnlich. Als Law sein Bein über seine schob, griff er an seinen Oberschenkel, zog ihn noch mehr auf sich und küsste ihn einen Moment verlangend.

„Hm, da hast du völlig recht...!“ hauchte er, ehe er den Kuss wieder aufnahm und dieses Mal nicht so schnell enden ließ. Die Verlockung, es an diesem Morgen gleich nochmal zu tun, war für beide wohl enorm. Allerdings war die Familie schon wach und weder Kid noch Law wollten es riskieren, dabei erwischt zu werden. Also lösten sie sich irgendwann voneinander und gingen zum Frühstück.

Wirklich erwartete sie dort heute etwas Besonderes. Hikari hatte den Tisch mit Blumen dekoriert, Laws lieblingsfrühstück zubereitet und sogar einen kleinen Kuchen mit einer einzelnen Kerze an seinen Platz gestellt. Kid konnte Law ansehen, wie sehr ihn das freute, die Glückwünsche der Familie kamen von ganzem Herzen.
 

Sie verbrachten den Tag bis zum Nachmittag wieder so gemütlich wie die letzten Tage, ein kurzer Mittagsschlaf inklusive, den Kids Körper noch immer von ihm forderte. Als es langsam Zeit war sich umzuziehen, wurde Kid aufgeregt. Er freute sich enorm auf das Fest.

Nach dem gemeinsamen Duschen, bei dem die beiden auch kaum die Finger voneinander lassen konnten, waren sie in den Hauskimonos wieder zurück in Kids Zimmer.

„Am besten ich helfe dir zuerst in deinen Kimono...!“ sagte Law. Er freute sich darauf, Kid in seinem Kimono, den er für ihn ausgesucht hatte, zu sehen.

Kid hatte sich gerade des Hauskimonos entledigt und Unterwäsche angezogen, sah dann schmunzelnd zu Law.

„Ja, ist vielleicht besser, ohne dich bin ich dabei verloren!“ Sein Kimono hing am eingebauten Schrank, von wo Law ihn holte und auf Kid zukam.

„Schade, doch nicht nackt drunter?“ stichelte Law.

„Hey, das ist jetzt nur noch für dich bestimmt... ich schaffe es sicher, den irgendwie zu verrutschen, und du willst doch nicht, dass das halbe Dorf dann mein bestes Stück zu Gesicht bekommt, oder?“ fragte er grinsend. Law musste daraufhin lachen.

„Nein, das will ich wirklich nicht... aber keine Sorge, ich werde ihn so fest binden, dass er selbst dir nicht verrutscht!“

„Hm, ich steh auf fest... Da vertraue ich dir ganz!“

Law grinste erneut, ehe er den Kimono vom Bügel nahm und ihm rein half. Mit größter Sorgfalt kleidete sein Freund ihn ein, band den Gürtel um seine Hüfte, jede Falte saß perfekt. Kid beobachtete Law dabei und musste wieder feststellen, wie schön er war. Das Bild von der vergangenen Nacht kam ihm wieder vor die Augen, wie er unter ihm gelegen hatte, sein Gesicht voller Lust und Ekstase, seine Augen voller Vertrauen in ihn.

Law sah hoch, als er fertig war. Kids sanfter Blick irritierte ihn.

„Was?“

„Ach nichts... ich war nur fasziniert, das ist alles!“ Kid schmunzelte und sah wieder weg, drehte sich dabei zum Spiegel.

„Fasziniert, wovon?“

Kid antwortete nicht, sondern betrachtete sein Spiegelbild. Er hatte nach dem Duschen nicht wieder sein Haarband angezogen, sondern sich die Haare etwas über die Narbe und den Rest nach hinten gestylt. Man sah sie trotzdem noch deutlich und er wusste nicht, ob er sich mit diesem Anblick anfreunden konnte.

Law bemerkte das und sah, wie schon am Tag, als sie den Kimono gekauft hatte, hinter ihm stehend durch den Spiegel zu Kid. Sanft schob er seine Arme um seine Taille und legte seinen Kopf auf seine Schulter.

„Du siehst wunderschön aus!“ hauchte er verliebt und lächelte.

Kid lächelte auch etwas bei Laws Worten, allerdings wirkte es traurig. So schön konnte Kid sich selbst wohl nicht sehen.

„Ich... muss mich ja nicht angucken!“ sagte er leise und wandte sich dann vom Spiegel ab, drehte sich um zu Law.

„Ich will vor allem dich in deinem Kimono sehen!“

Law sah Kid sanft an, legte eine Hand an seine linke, vernarbte Wange. Der rothaarige zuckte inzwischen nicht mehr zusammen, wenn er das tat.

„Und ich dich... ich weiß, du kannst dich selbst nicht schön finden, aber ich tue es...!“ hauchte er und küsste ihn sanft. „Danke, dass du es für mich weg lässt...!“

Kid lächelte nun doch wieder ehrlich, Law schaffte es einfach fast immer, ihn wieder dazu zu bringen.

„Nur für dich...!“ Kid beugte sich nochmal zu einem sanften Kuss zu ihm, ehe er sich löste.

„Soll ich mit rüber kommen und dir auch helfen?“ fragte er sanft. Law schüttelte den Kopf.

„Nein... du willst mir doch eh lieber beim ausziehen helfen... das darfst du dann heute Abend! Ich gehe eben allein rüber!“ Law grinste und löste sich dann von Kid.

„Oh, ich kann heute Abend kaum erwarten!“

„Weiß ich doch!“ hauchte Law noch, ehe er das Zimmer verließ.

Kid sah ihm nach, und dann nochmal zum Spiegel. Er konnte sich wirklich nicht als schön sehen und das Verlangen, sein Haarband wieder anzuziehen war groß. Aber er widerstand, wandte sich ab und setzte sich nochmal aufs Bett. Er griff seinen Autoschlüssel, den er niemals zurück ließ und seine Waffe, ohne die er auch nie das Haus verließ, und versteckte beide in seinem Kimono. Law hatte ihm schon erklärt, wie er beides am besten im Obi sicherte. Auch sein Handy nahm er wieder in die Hand, wobei er das Zuhause lassen würde. Killer hatte ihm mal wieder geschrieben, er war schon heute in Kyoto angekommen und fragte, ob er am Abend vorbei kommen konnte. Kid antwortete ihm, dass sie am Abend unterwegs sein würden, allerdings nicht wo, und dass er lieber am kommenden Vormittag kommen sollte. Sie vereinbarten eine Uhrzeit und als Kid das Handy zurück in die Nachttischschublade legte, öffnete Law gerade die Tür und betrat in seinem schicken, schwarzen Kimono das Zimmer.

Kid fiel tatsächlich etwas die Kinnlade runter, er sah so unfassbar gut darin aus. Noch nie hatte ihn jemand so sehr angezogen und fasziniert wie Law. Der Stoff umschmeichelte seine schlanke und trotzdem muskulöse Figur, die Tattoos auf seiner Brust blitzen minimal heraus und die dezenten gelben Muster auf dem Stoff gaben dem Gesamtbild das gewisse Etwas.

„Oh... wow...!“ Mehr fiel Kid nicht ein.

Law schmunzelte über Kids faszinierten Blick.

„Du darfst den Mund wieder schließen!“ sagte er grinsend und kam auf ihn zu.

„Nimmst du mich so mit?“ Er hielt Kid die Hand hin, um ihn vom Bett zu ziehen, auf dem er immer noch völlig fasziniert saß.

Kid ergriff sie und ließ sich hochziehen.

„Ich glaube ich muss ehre fragen, ob du MICH mitnimmst... du siehst umwerfend aus, Law!“ Kid betrachtete ihn nochmal von oben bis unten, legte dann eine Hand an seine Hüfte und sah ihm in die stahlblauen Augen.

„Umwerfend schön!“

Law lächelte zufrieden über diese Antwort und legte seine Hand auf die von Kid.

„Danke... das sind wir beide heute Abend!“ hauchte er, küsste Kid nochmal, ehe er zum Fenster sah.

„Es dämmert langsam, wollen wir los?“

Kid nickte.

„Ja, lass uns gehen! Ich bin schon so gespannt auf das Fest!“ sagte er sanft.

„Dann lass uns gehen!“ Law umschlang Kids Hand und zusammen verließen sie kurz darauf das Haus.
 

Wieder bahnten sie sich ihren Weg durch das kleine Waldstück hinterm Haus. Es war schon deutlich dunkler als beim letzten Mal, die letzten Sonnenstrahlen verschwanden gerade hinter dem Horizont. Kid liebte dieses Dämmerlicht. Immer wieder sah er zu dem schönen Mann an seiner Seite, bis sie den Wald verließen. Doch anders als beim letzten Mal lösten sich ihre Hände nicht, auch nicht als sie das kleine Dorf und damit kurz darauf das Fest, erreichten. Überall hingen Girlanden, bunte Lichter und die Straßen waren voll mit Familien und lachenden Kindern. Es gab jede Menge Fressbuden, Stände an denen man Spielen oder einkaufen konnte, doch was Kid am besten gefiel: Fast alle waren traditionell gekleidet und überall waren lachende und fröhliche Gesichter.

Kids Augen strahlten und das sah Law sofort. Es war eine heile Welt, in die sie für einen Abend eintauchten und Law fragte sich, wann Kid das letzte Mal völlig abgeschaltet hatte, sich einfach nur amüsiert und an nichts Schlechtes gedacht hatte. Es musste ewig her sein... sicherlich sogar noch länger, als bei ihm.

„Gefällt es dir?“ fragte er sanft, während sie durch die Stände schlenderten.

„Und wie! Ich würde am liebsten einmal alles probieren!“ Law musste lachen.

„Können wir! Erst spielen, oder erst essen?“

Kid grinste und sah zu Law.

„Erst spielen!“

Dass Kid so ein Spielkind war, wusste Law spätestens seit ihrem Mariokart Duell. Und erstaunlicherweise war er bei den traditionellen Spielen, die es auf dem Fest gab in fast allen besser als Law. Doch das war völlig egal, es ging an diesem Abend nicht ums Gewinnen, vor allem nicht für Law. Es ging darum, mit Kid zu lachen, und das taten sie reichlich. Besonders als Kid beim Versuch, einen Goldfisch zu fangen seinen Kimono am Ärmel komplett durchnässte. Oder als Law den ganzen Mund voller Teriyaki-Soße hatte und Kid sie ihm beinahe von den Lippen geleckt hätte. Sie waren so losgelöst miteinander, dass die Zeit wie im Flug verging. Nach ihrem dritten Nachtisch sah Law glücklich zu Kid.

„Wollen wir uns dann schon einen Platz fürs Feuerwerk suchen? Einen... etwas abseits?“ Laws verführerisches Lächeln machte deutlich, dass er nicht nur das Feuerwerk angucken wollte.

Kid hatte gerade sein letztes Mochi geschluckt und nickte zufrieden.

„Oh ja... ich will knutschen!“ sprach Kid einfach unverblühmt aus, was Law gedacht hatte.

„Kid...!“ sagte Law mahnend, grinste dabei etwas verlegen und ließ sich von seinem Freund an der Hand mitziehen. Das Feuerwerk sah man am allerbesten von einer Wiese an einem Hang aus. Law folgte Kid bis nahezu ganz nach oben, wo kaum noch jemand saß, ehe er den Platz als perfekt erachtete und sich in das Gras sinken ließ. Bei dem Anstieg allerdings hatte er gemerkt, dass Kids Atmung wieder deutlich schwerer ging. Er war noch nicht ganz gesund und das merkte man.

„Alles okay?“ fragte Law besorgt, als er sich neben den etwas erschöpften Kid setzte.

„Ja, es geht schon... das viele rumlaufen heute war doch anstrengender als gedacht!“ gab Kid zu, atmente nochmal tief durch, lächelte dann zu Law.

„Mach dir keine Sorgen, das vergeht wieder... jetzt könne wir ja ne Weile sitzen bleiben!“

Law nickte etwas.

„Okay...!“ Law würde es dabei belassen, zumal sich Kids Atmung schon wieder regulierte. Er sah über das Lichtermeer vor ihnen. Es war romantisch, fast kitschig, aber irgendwie gefiel es ihm.

„Das fand ich schon als Kind am allerschönsten an solchen Festen... das Feuerwerk am Abend!“ Er wandte den Blick ab und sah wieder zu Kid.

„Dass ich hier mal mit dir sitzen würde, hätte ich bis vor einigen Wochen nicht geglaubt!“

Kid schmunzelte, sah Law dabei weiter an.

„Ich auch nicht... aber ich bin froh, dass es so gekommen ist!“ hauchte er, ehe er sich vorbeugte und das tat, was er angekündigt hatte: Er küsste Law sanft auf die Lippen. Es war ihm egal, ob man sie sehen konnte, genauso egal wie Law. Für den Moment zählte nur sie und so leckte er Law über die Lippen, bat um Einlasse, der ihm auch sofort gewährt wurde. Der Kuss war sinnlich und liebevoll und endete erst, als die erste Rakete in die Luft schoss und in einem Kreis aus bunten Lichtern explodierte.

Kid sah nach oben. Er hatte seit seiner Kindheit kein Feuerwerk mehr gesehen... seit damals, als seine Eltern in den ersten Jahren noch glücklich waren. Unweigerlich erinnerte er sich an die vielen, einsamen und grausamen Jahre, die seitdem vergangen waren und eine seltsame Kälte machte sich von seinem Herzen aus in ihm breit. Bis er plötzlich Law dicht an sich spürte. Kid sah zu ihm, wie er sich an ihn lehnte, seinen Arm um seine Taille legte und verträumt und glücklich hoch in den Himmel sah. Ihm war es auch so gegangen... doch diese Zeit war vorbei. Die Kälte wurde sofort verdrängt und wich der Wärme, die der Schwarzhaarige ihm gab. Kid legte den Arm um Laws Schultern, gab ihm einen Kuss auf den Kopf, ehe er wieder hoch in den Himmel sah und das Feuerwerk, das in allen erdenklichen Farben strahlte, genoss.

Für Kid hätte dieser Moment ewig dauern können, doch noch vor dem großen Finale kroch eine andere Kälte in ihm hoch. Es war immerhin schon Oktober und er war noch angeschlagen. Ein Schauer durchfuhr ihn, den auch Law bemerkte.

„Ist dir kalt?“ fragte er sanft. Kid nickte.

„Ein wenig... aber wenn wir gleich zurück laufen, wird mir sicher schnell wieder warm!“

Law lächelte, schmiegte sich noch etwas an.

„Hoffentlich... und wenn nicht, werde ich spätestens daheim dafür sorgen, dass dir wieder warm wird!“ hauchte er.

Kid schmunzelte, bis kurz darauf das Finale am Himmel erstrahlte. Nachdem die letzten Funken am dunklen Nachthimmel erloschen waren, begannen die vielen Menschen mit ihren Kindern und Freunden nach Hause zu gehen. Einen kurzen Moment blieben Kid und Law noch sitzen, küssten sich nochmal, ehe auch sie sich erhoben und den Rückweg antraten, dicht beieinander und mit verschlungenen Händen.

Die Straßen wurden immer leerer, je weiter sie sich vom Fest entfernten, bis sie irgendwann den Rand des Dorfes erreichten und kein Mensch mehr weit und breit zu sehen war. Bis zum Onsen zurück waren es noch gut 10 Minuten an der, um diese Uhrzeit nicht befahrenen und spärlich beleuchteten, Hauptstraße entlang. Kid war noch berauscht von dem guten Gefühl, durch das Laufen war ihm auch wieder warm geworden, obwohl die Erschöpfung sich langsam in ihm breit machte. Aber sie waren ja gleich zurück.

„Vielen Dank, dass wir heute her sind, Law... das war...“ Doch Kid brach ab, blieb auch stehen und hielt Law damit auch an. Sein Blick ging gerade aus.

„Was ist?“ fragte Law irritiert, folgte dann Kids starrem Blick nach vorne in die Dunkelheit. Dort stand jemand.

Plötzlich machte sich in Kid ein verdammt ungutes Gefühl breit... ein Gefühl, dass der schöne Abend kein schönes Ende haben würde.

No.37

Kid starrte den Mann in der Dunkelheit an. Er konnte sein Gesicht nicht erkennen, dafür war er zu weit weg. Er war zwar allein, und sie zu zweit, aber irgendetwas sagte ihm, das er das nicht mehr lange sein würde.

„Gibt es noch einen anderen Weg zurück zum Haus?“ fragte Kid flüsternd. Law neben ihm schüttelte den Kopf.

„Nein... nur den einen. Denkst du, der... will zu uns?“ Kid nickte.

„Da bin ich mir ganz sicher. Lass uns ins Dorf zurück!“ Dort würden sie sicher ein Versteck finden, doch als Kid sich umdrehte, kamen von dort fünf Männer, allesamt vermummt und bewaffnet, auf sie zu. Kid sah ein Schwertaufblitzen, ein anderer hatte eine Brechstange, wieder ein anderer eine Handfeuerwaffe.

„Scheiße!“ fluchte Kid.

„Kid... da...!“ Law zog an seinem Ärmel, sodass Kid sich umdrehte und plötzlich war der Mann von eben nicht nur näher, sondern auch wie erwartetet nicht mehr allein. Sie waren umzingelt. Kid zählte zwölf Mann insgesamt. Zwölf gegen zwei. Sie saßen in der Falle. Rechts von ihnen war ein Abhang, links eine Felswand, sie konnte nirgendwohin fliehen.

„Da haben wir ja den berühmt berüchtigten Kid und seinen Lover... Hätte gar nicht gedacht, dass du ne Schwuchtel bist... und schon gar nicht, dass man dich so leicht beschatten kann. Du bist offenbar ganz schön verweichlicht!“ sagte eine kalte Stimme und ein Mann trat aus dem Schatten hervor. Er war vermummt, so wie die anderen auch, doch Kid glaubte die Stimme schon mal gehört zu haben. Seine Hand lag schon an seiner Waffe, in seinem Obi, um sie im Notfall ziehen zu können, doch vielleicht kamen sie mit reden raus.

„Ihr solltet uns lieber ganz schnell durchlassen, wenn euch euer Leben lieb ist!“ knurrte Kid und baute sich auf. Er war ganz eindeutig der Größte hier, doch ob das ausreichte, die Männer einzuschüchtern? Seine Worte jedenfalls brachten den Unbekannten nur zum Lachen.

„Denkst du, du bist in der Lage uns zu drohen? Ich würde sagen, es sieht eher schlecht für dich und deinen Liebsten aus... Denkst du wirklich, du kannst ihn schützen? Blackbeard bezahlt ein hübsches Sümmchen, für euch beide. Tot, versteht sich!“

Law hatte es geahnt. Wie hatten sie so leichtsinnig sein können, zu glauben man wüsste nicht, wo sie waren? Dennoch blieb auch er standhaft, zeigte keine Angst.

„Es sieht schlecht für euch aus, wenn ihr glaubt, ich bräuchte Kids Schutz! Lasst uns durch, oder ihr werdet es bereuen!“ sagte Law, in einem eiskalten Tonfall, den Kid nicht von ihm kannte.

„Ihr könnt Drohungen ausspucken, so viel ihr wollt, ihr kommt hier nicht lebend raus! Jungs... schnappt sie euch!“

In dem Moment gingen die Männer auf Kid und Law los. Der erste Schuss fiel und auch Kid zog seine Waffe. Ihm war klar, dass Law keine hatte, doch er wusste, auch wenn er seinen Freund noch nie hatte kämpfen sehen, dass er stark war. Also konzentrierte sich Kid auf die, die ihn angriffen, schoss und traf einen der Männer direkt in den Kopf. Kid wich einem Schlag aus, schoss erneut. Auch dieser Schuss traf, doch er war langsam. Langsamer als sonst... und schwächer. Sie kamen ihm zu nah, Kid schlug zu, brach eine Nase, doch plötzlich hatte er das Gefühl, alle 12 gingen auf einmal auf ihn los. Er spürte die Kraftlosigkeit, schoss dennoch erneut, traf ein Knie. Allerdings sah er das Schwert nicht kommen, dass ihn an der Schusshand erwischte. Die Klinge schnitt in Kids Fleisch, er schrie auf und verlor seine Waffe.

Law kämpfte seinen eigenen Kampf. Er war schnell, verdammt schnell. Die vier Männer, die auf ihn losgingen, waren überhaupt kein Problem. Den ersten entledigte er seiner Waffe, einem Schwert, mit dem Law unschlagbar war, und mit einem gezielten Hieb ging der Mann zu Boden. Sein Kollege folgte kurz darauf, doch im selben Moment vernahm er Kids Schrei. Law wirbelte herum, sah das Blut an der Hand seines Freundes und wie ein anderer ihm von hinten brutal in die Kniekehlen trat. Kid sackte zusammen, im selben Moment packten zwei weitere Männer ihn brutal an den Armen drehten sie ihm auf den Rücken. Der Mann, der vorhin gesprochen hatte, holte mit der Faust aus und schlug Kid mit voller Wucht ins Gesicht.

„KID!“ schrie Law und wollte zu ihm sprinten, doch plötzlich verlor er das Gleichgewicht und ein dumpfer Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus. Er fiel, schlug auf und das Schwert glitt aus seiner Hand über den Asphalt. Benommen griff sich Law an den Hinterkopf. Er war feucht... Blut. Der vierte Mann mit der Brechstange musste ihm eins übergezogen haben.

„LAW!“ hörte er Kid rufen. Er hob den Kopf, die Männer hielten Kid, dessen Nase blutete, noch immer brutal fest.

„Haltet Trafalgar fest... Ich habe gehört, er sieht gerne zu, wenn man seine Liebsten umbringt!“ sagte der Anführer.

Woher... wusste er das? Wer war dieser Mann? Law spürte, wie man ihn auf die Knie zwang. Ihm war schlecht und alles war verschwommen, doch Kid erkannte er ganz genau. Und dass er sich wehrte.

„LASST DIE FINGER VON IHM!“ schrie Kid und versuchte mit aller Kraft loszukommen. Er konnte nicht mehr sagen, ob er einfach schwach, oder die anderen furchtbar stark waren, aber er kam nicht los.

„Na na, du brauchst nicht so zu schreien. Wir lassen ihn schon los, wenn wir mit dir... und dann mit ihm fertig sind! Kid, ganz ehrlich... ich hatte mehr erwartet... oder schwächelst du etwa noch vom Fieber?“ Woher wusste er das? Diese Stimme... Kid kannte sie! Woher?

„Das geht dich nen scheiß an! LASST IHN LOS!“ Kids Aggressivität stieg ins unermessliche. Leider kostete sie ihn aber auch enorm viel Kraft. Kraft die er nicht hatte... Der Mann vor ihm streckte die Hand aus, als der Mann, der eben Law niedergeschlagen hatte, ihm die Brechstange brachte.

„Ich habe gesagt, erst wenn ich mit dir FERTIG BIN!“ Bei diesen Worten holte der Mann mit der Eisenstange aus und ließ sie mit voller Wucht in Kids Rippen fahren. Als sie aufprallte blieb Kid die Luft weg. Er konnte nicht atmen, nicht schreien... er spürte nur, wie die Knochen unter der Wucht knackten und seine Beine wegsackten. Doch die Männer hielten ihn aufrecht.

„KID!“ schrie Law, versuchte loszukommen, doch auch er war durch den Schlag geschwächt, er konnte sich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn etwas dagegen tun, als der Mann erneut ausholte und ein zweiter Schlag dieselbe Stelle traf.

„NEIN!“ Laws Stimme war verzweifelt.

Kid wurde für einen Moment schwarz vor Augen, als der zweite Schlag ihn traf, durch den seine Rippen brachen. Er spürte das Knacken, den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund, und als seine Augen wieder klar wurden sah er, wie sein Feind zu einem dritten Schlag ausholte. Kid wusste: Wenn er ihn genauso hart traf, würde er das nicht überleben. Mit allerletzter Kraft riss er an seinem linken Arm. Der Mann, der ihn festhielt hatte damit wohl nicht gerechnet, Kid kam los, doch die Brechstange traf ihn trotzdem, wenn auch nicht ganz so hart. Der Schlag glitt an seiner Seite ab, die scharfe Kante des Metalls zerriss seinen Kimono und schnitt ihm tief ins Fleisch. Auch der zweite Mann ließ ihn los, schubste ihn nach vorne, sodass er unsanft auf den Asphalt aufschlug. Wieder blieb Kid die Luft weg, er keuchte, japste, versuchte sich wieder aufzurichten. Die Schmerzen in seiner Brust waren kaum erträglich und man ließ ihn den Versuch nicht mal richtig starten. Der Anführer stellte sich mit einem Fuß auf seinen Rücken und tauschte die Brechstange gegen die Waffe, die Kid vorhin verloren hatte.

„Wäre es ironisch, wenn ich dich mit deiner eigenen Waffe erschieße?“ fragte er grinsend und sah dann zu Law, zielte bereits auf Kids Kopf.

„Verabschiede dich von deinem Geliebten!“

Law konnte nicht glauben, was gerade passierte. Er saß dort, auf Knien, festgehalten von irgendwelchem Abschaum und musste zusehen, wie man den Mann, der ihm inzwischen alles bedeutete, umbrachte. Schon wieder. Für einen Moment schien die Welt stillzustehen.

Kid sah ihn an... streckte die Hand nach ihm aus. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte.

‚Es tut mir Leid...‘

‚Ich wollte dich retten...‘

‚Gib nicht auf...‘
 

‚Ich liebe dich...‘
 

„Kid, ich...!“ Law flüsterte, Tränen liefen über seine Wange... er liebte ihn! Law liebte Kid... das wurde ihm in diesem Moment endgültig klar. Wieso jetzt? Wieso, kurz bevor er ihn verlor?

Er wollte es ihm doch noch sagen. Er wollte mit ihm zusammen leben... doch all das schien vorbei.

„KIIIIIIIIIIIIID!“ Laws verzweifelter Schrei durchbrach die Stille der Nacht, und kurz darauf fiel der Schuss.

No. 38

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

No.39

Als Law aufwachte, lag er auf einem Bett in einem weißen Raum. Das Licht war grell und blendete ihn. Sein Kopf fühlte sich dumpf an, doch er hatte kaum Schmerzen. Als er die Hand hob, sah er daran eine Kanüle, an seinem Kopf ertastete er einen Verband. Man hatte ihn verarztet, ihm vermutlich auch Schmerzmittel gegeben.

„Wieder wach?“ hörte er eine Stimme neben sich. Law drehte den Kopf und sah Killer auf dem Stuhl neben dem Bett sitzen. Sofort wurde ihm wieder klar, was passiert war.

„Kid!“ Law wollte sich ruckartig aufsetzen, doch ihm wurde sofort wieder schlecht und er wurde von Killer zurück ins Bett gedrückt.

„Bleib liegen... er... ist noch im OP... du warst nicht lange weg.“ Law beruhigte das leider ganz und gar nicht, er versuchte sich wieder aufzurichten, dieses Mal aber langsamer und vorsichtiger.

„Wie lange? Wie lange ist er schon da drin?“

„Eine Stunde circa... der Arzt war vorhin mal kurz da, konnte aber noch nichts Genaues sagen. Dein Kopf sieht ganz okay aus, aber du hast ne Gehirnerschütterung und ne Platzwunde...! Du solltest dich ausruhen!“

Sein eigener Zustand interessierte Law kein Stück, er wollte vor allem wissen, wie es Kid ging.

„Ich.. muss zu ihm...!“ sagte er keuchend und machte Anstalten aufzustehen.

„Du kannst aber gerade nicht zu ihm... wir können nur warten, bis der Arzt zu uns kommt... Du bist doch selbst Arzt, dachte ich... also sei nicht so unvernünftig!“ Nicht schon wieder... dachte sich Killer, sprach es aber nicht aus. Er schien Law auch schon damit zu erreichen. Der hielt in seiner Bewegung inne, sitzend mit den Füßen vom Bett. Er trug noch immer seinen dreckigen Kimono... Wie hatte der Abend so enden können? Wenn er Kid verlor... Nein! Daran wollte er nicht denken. Kid war stark, er würde es schaffen.

„Wo... ist Akira?“ fragte Law Killer.

„Der ist zurück gefahren... du hast seine Nummer, sagte er... wir sollen anrufen, wenn es Neuigkeiten gibt, er kommt dann sofort wieder. Er kümmert sich wohl um die Sauerei, die dort entstanden ist.“

Natürlich... die Leichen... Law konnte sich in dem ganzen Getümmel nicht erinnern, ob einige entkommen waren, oder ob Killer sie alle erwischt hatte. Nur eins wusste er: Der Anführer, der mehr über Kid und Law gewusst hatte, als ihm lieb war, war tot. Von Killer erschossen. Nur zu gerne würde er wissen, wer er gewesen war... vielleicht sogar der Maulwurf?

Doch dazu, weiter darüber nachzudenken kam er nicht, denn die Tür ging auf, und der Arzt, der scheinbar auch Law verarztet hatte, kam rein.

„Sie sind wach, schön zu sehen. Wie geht es ihrem Kopf?“ fragte der etwas in die Jahre gekommene Arzt ruhig.

„Gut... wie geht es Kid, ist er...?“

„Er ist stabil und wird gerade in den Aufwachraum gebracht. Er wird durchkommen!“

Erleichterung machte sich schlagartig in Law breit und er sah sogar Killer an, wie die Anspannung von ihm abfiel.

„Wie schlimm sind seine Verletzungen?“ fragte Killer.

„Er hat drei gebrochenen Rippen, eine ist angebrochen und eine nur geprellt. Er hatte leichte innere Blutungen am linken Lungenflügel, die wir aber eindämmen konnten. Wir haben seine Rippen wieder in die richtige Position gebracht und er muss vorerst ein Korsett tragen. Den Schnitt am Brustkorb mussten wir mit 25 Stichen nähen, den an der Hand mit 6. Ansonsten hat er starke Prellungen... außerdem hat er eine Bluttransfusion bekommen. Alles in allem hatte er aber Glück, die inneren Blutungen hätten auch wesentlich stärker sein können. Er hat etwas erhöhte Temperatur, aber er hat schon Antibiotika bekommen...“ schilderte der Arzt die zahlreichen Verletzungen. Law tat es leid, aber er war so unfassbar froh, dass Kid es überlebt hatte.

„Ja, er... er war erst vor kurzem krank, ein grippaler Infekt, der nicht ganz ausgeheilt war.“

„Ah, okay, dann sind das vermutlich durch die Anstrengung noch Nachwirkungen.“

„Können wir zu ihm?“ Law wollte nichts mehr, als bei Kid zu sein.

„Ja, aber... ich muss mit Onshu-san reden, ist er schon wieder zurück?“ Law war einen Moment irritiert, aber dann fiel ihm ein, dass dieses Krankenhaus unter dem Einfluss des Doflamingo-Clans stand und dass sie hier ohne Probleme behandelt wurden, nur daran lag. Schnell hatte sich Law wieder gefasst und stand auf.

„Nein, aber ich werde ihn anrufen, er wird dann gleich herkommen. Ich schicke ihn zu ihnen, sobald er da ist!“

„Gut, danke! Dann bringe ich sie jetzt zu ihrem Freund!“

Law nickte und sie folgten dem Arzt. Law rief direkt bei Akira an und bat ihn, herzukommen. Das Gespräch dauerte nicht allzu lang, er war ohnehin schon auf dem Weg und fast da. Dann sah er wieder zu Killer.

„Du hast vorhin zu Kid gesagt, wie lassen ihn nicht allein im Krankenhaus... was hast du damit gemeint? Er klang, als hätte er Angst davor...“

Killer war irritiert über diese Frage, sah kurz zu Law. Sollte er ihm darauf antworten? Wie viel hatte Kid dem schwarzhaarigen erzählt?

„Er... hat Angst!“ sagte Killer nur kühl, ohne zu viel zu sagen.

„Weshalb... hat... man ihn damals etwa allein gelassen, als er wegen seinem Arm im Krankenhaus war?“ Law wusste ja, was ihm in der Kindheit durch die Hand seines Vaters widerfahren war.

„Er... hat dir das erzählt?“ fragte Killer irritiert.

„Ja... er... hat mir alles erzählt!“

„Alles?“ Killer wusste nicht, ob er wirklich alles wusste, aber das wohl schon.

„Seine Mum war ja nur arbeiten... sein Vater hat es nen Scheiß interessiert... ich war der einzige, der ihn besucht hat, aber ich konnte auch immer nur kurz bleiben. Er lag da sieben Tage lang, völlig allein... Seitdem hasst er Krankenhäuser mehr als alles andere.“

Law wunderte diese Geschichte nicht, aber sie machte ihn unfassbar traurig. Sich vorzustellen, dass der junge Kid dort tagelang alleine gewesen war, war einfach grausam. Dieses Schicksal würde ihm heute nicht drohen. Als sie das Zimmer erreichten und betraten, hatte Kid noch die Augen geschlossen. Eine Schwester überprüfte gerade noch die Monitore an denen er hing, verließ aber das Zimmer, als die beiden reinkamen.

Kid sah schrecklich aus. Seine Nase war blau angelaufen und getapet, er war blass und hatte einen dicken verband um die Brust. Auf einem Stuhl in der Ecke lag der zerfetzte Kimono, eingewickelt in eine Plastiktüte. Law tat es leid, Kid hatte sich so über diesen gefreut. Doch dass er lebte, war das einzig Wichtige.

Law setzte sich auf den Stuhl direkt neben dem Bett und griff Kids rechte Hand, an der auch er einen Venenzugang hatte und über den Tropf mit Schmerzmitteln versorgt wurde. Kid reagierte. Schwach erwiderte Kid den Griff und als Law hoch in Kids Gesicht sah, öffnete er langsam seine Augen.

„L-Law...!“ brachte er schwach raus. Law begann zu lächeln, rutschte etwas näher.

„Hey, ich bin da...!“ sagte er sanft. „Wie fühlst du dich?“

Kid war zwar körperlich schwach, aber wohl geistig schon wieder da.

„Wie... seh ich aus?“ fragte er mit einem schelmischen, schwachen grinsen.

„Richtig scheiße...!“ antwortete Law ehrlich.

„So... fühl ich mich auch... wo... ist Killer?“

Killer, der auf der anderen Seite des Bettes gestanden hatte, kam nun näher.

„Ich bin hier...!“ sagte er ruhig und lächelte.

„Hey... there you are!“ Kid lächelte auch zu ihm und plötzlich beugte sich Killer wieder zu Kid runter... wieder, als wollte er ihn küssen, doch er machte die gleiche Geste wie vorhin: Er legte seine Hand an Kids Wange und seine Stirn gegen die seines Freundes. Sie waren sich so nah, so vertraut. Kid schloss einen Moment die Augen, als wäre diese Berührung alles für ihn.

„Yeah, of course I am, idiot...!“ hauchte Killer, ehe er sich wieder löste und sich auf den Stuhl auf der anderen Seite sinken ließ.

„S-selber...!“ murmelte Kid schmunzelnd, nichts ahnend, was diese Vertrautheit mit Killer in Law auslöste.

„Wie... geht’s deinem Kopf?“ fragte der Rothaarige dann wieder an Law gewandt. Der Verband war natürlich nicht zu übersehen.

„Ganz gut... nur ne Platzwunde und ne Gehirnerschütterung... mach dir um mich mal keine Sorgen!“

Kid beruhigten Laws Worte, zumindest etwas.

„Und... wie steht’s um mich?“ Kid hatte zwar gerade wenig Schmerzen, nur beim Atmen, aber auch er hatte den Tropf bemerkt und wusste: Keine Schmerzen musste nicht heißen, dass alles gut war.

„Du wirst es schaffen! Ich hatte mit Schlimmerem gerechnet, ehrlich gesagt... ein paar gebrochene Rippen, aber deine inneren Blutungen waren nur leicht und konnten gestillt werden! Du wirst schon wieder!“ sagte Law sanft und lächelte.

„Okay... gut...!“ sagte Kid leise, sah dann zu Killer. „Ohne dich... wären wir dran gewesen... Danke, Killer...!“ Killer sah zu Kid, versuchte kurz zu lächeln, aber die Umstände machten ihn noch immer sauer.

„Du weißt, ich bin immer da, wenn du mich brauchst!“ sagte er ruhig.

„Auch von mir Danke!“ schloss sich Law an, das hatte er bisher völlig vergessen. „Wie... hast du uns eigentlich gefunden?“ fragte Law. „Ich dachte ihr habt was für morgen früh ausgemacht!“

Killer sah sich kurz um, doch vor dem Fenster des Behandlungsraums war niemand zu sehen.

„Ich... hab davon erfahren... aber ich würde ungerne hier darüber sprechen. Nur so viel: Ihr seid Thema Nummer 1 in der Unterwelt...!“

Kid gefiel so gar nicht, was er da hörte. Doch er wusste auch, dass hier absolut der falsche Ort war, darüber zu sprechen. Also fragte er nicht weiter nach. Etwas anderes beschäftigte ihn viel mehr. Er sah müde zu Law.

„Sind... wir hier sicher?“ fragte er leise. Krankenhäuser waren nicht gerade der sicherste Platz nach einer Schießerei, denn dort suchte die Polizei als allererstes.

„Ich.. denke vorerst schon...!“ antwortete Law, klang aber nicht ganz sicher. Killer schaltete sich ein.

„Du denkst? Ich dachte das wäre safe...!“ protestierte er. Law sah zu ihm.

„Ich bin normal nicht in Kyoto... ich weiß auch nicht mehr, als das was Akira vorhin gesagt hat. Nur weil hier nicht sofort Fragen gestellt werden, heißt das nicht, dass Kid hier liegen bleiben kann, bis er kuriert ist. Wir sollten warten, bis Akira kommt, er wird wissen, wie sicher es hier ist!“

Kid gefiel die angespannte Stimmung zwischen den beiden überhaupt nicht, mal abgesehen davon, dass er so viel momentan eh nicht aufnehmen konnte. Eines aber schon.

„Ich... will hier eh nicht bleiben...!“ sagte er leise und sah zu Law. „Ich.. ich hab einen Arzt... dich...!“

Law sah in die Augen seines Freundes und er sah, was Killer vorhin gesagt hatte: Kid hatte Angst davor, hier alleine zu bleiben... und vielleicht war diese sogar berechtigt. Trotzdem...

„Du hast innere Verletzungen, Kid... die kann ich nicht daheim eben mit einem Pflaster behandeln.“, antwortete Law ruhig und griff fester in Kids Hand. Doch dazu, zu antworten kam der Rothaarige nicht mehr, denn kurz darauf ging die Tür auf und Akira kam rein.

No.40

Akiras Blick war ernst, als er das Zimmer betrat. Er sah auf Kid, der wirklich furchtbar aussah, dann kurz zu Killer und Law.

„Was ist los?“ fragte letzterer.

Akira kam ans Bett, sah zu Kid.

„Nichts Gutes.. wie geht es dir?“ fragte er den Rothaarigen.

„Es.. es geht so...!“ Es war klar, dass es ihm nicht gut ging, das war kaum zu übersehen.

„Akira, was genau ist hier eigentlich los? Wer waren die Angreifer? Einer schien uns zu kennen... Woher?“ fragte Law energischer.

Akira schwieg einen Moment, sah dann zu Law.

„Ich kann euch das hier nicht sagen, aber ja, er kannte euch... und momentan ist es nirgends sicher, schon gar nicht hier. Ist Kid transportfähig? Er kann nicht bleiben... Die Polizei könnte jeden Moment hier sein... oder schlimmeres! Ich habe mit Dr.Yamazaki gesprochen, er verschafft uns so viel Zeit, wie er nur kann, sollten sie hier auftauchen, aber wir sollten uns dennoch beeilen!“

Killer hatte es geahnt, und für ihn gab es gar nichts zu diskutieren.

„Worauf warten wir dann noch?“ Er stand von seinem Stuhl auf.

Law sah erst zu dem blonden, dann zu Akira.

„Was? Aber... Kid ist eigentlich alles andere als Transportfähig... er wurde gerade noch an der Lunge und den Rippen operiert...! Die Wunden könnten wieder aufgehen...“ protestierte der gelernte Arzt, er konnte das nicht mal unter diesen Umständen gutheißen.

Akira sah ernst zu Law.

„Die Alternative ist, dass er verhaftet wird... oder direkt hier an Ort und Stelle beseitigt wird! Willst du das lieber riskieren, als den Transport in Onsen, wo er sicher ist?“

„Transport!“ mischte sich Kid ein, der ja auch noch anwesend war. Er griff fester in Laws Hand, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Ich.. pack das schon... Law, bitte... ich hasse Krankenhäuser so schon genug, auch ohne dass mir ne Verhaftung droht. Wenn wir zurück sind werde ich mich nicht mehr bewegen, versprochen. Aber die Alternative ist mir so gar nicht recht!“

Law sah in Kids müde, aber dennoch warme, bittende Augen und seufzte.

„Ich... ich kann das nicht gut heißen als Arzt, aber... dass man dich mir wegnimmt noch weniger...!“ sagte er seufzend, strich ihm dabei über die Hand, ehe er den Blick abwandte und zu Killer sah.

„Kannst du einen Rollstuhl besorgen? Er kann unmöglich laufen!“

Killer nickte und verließ kurz darauf den Raum. Akira hob eine Tasche hoch, stellte sie aufs Fußende von Kids Bett.

„Ich hab dir Kleidung mitgebracht...!“

Kid merkte erst jetzt, dass er einen dieser schrecklichen Krankenhaus-Kittel anhatte, die hinten offen waren.

„Wo... ist mein Kimono?“ fragte Kid Law traurig. Er konnte sich vorstellen, dass das wunderschöne Kleidungsstück, das Law für ihn ausgesucht hatte, die ganze Sache nicht überstanden hatte.

„Er... ist da vorne, aber... ich fürchte davon ist nicht mehr viel übrig!“ sagte Law entschuldigend und nahm von Akira eines von Kids Shirts entgegen.

Kid sah auf das blutige Bündel Stoff, das in einer Tüte auf dem Stuhl in der Ecke lag.

„Können wir ihn bitte trotzdem mitnehmen?“

Akira nickte.

„Natürlich!“ sagte er und wandte sich ab, um den Kimono zu holen.

„Ich fahr dich jetzt etwas hoch, dann musst du dich aufsetzen...!“

Das Anziehen war für Kid eine schmerzhafte Prozedur. Mit Akiras und Laws Hilfe setzte er sich auf, doch schon dabei spürte er jeden Knochen in seinem Körper, jede Prellung, jede gebrochene Rippe. Das Ausziehen des Kittels war noch okay, das Anziehen des Shirts allerdings furchtbar. Dagegen war das anziehen von Shorts und Hose ein Klacks, auch wenn es Kid unangenehm war. Nicht unbedingt vor Law, eher vor Akira. Aber er schaffte es weder allein, noch hätte Law momentan die Stärke gehabt, ihn ohne helfende Hand anzuziehen.

Als Killer wieder mit dem Rollstuhl rein kam, saß Kid angezogen auf der Bettkante, gestützt von Akira, während Law ihm die Kanüle abklebte. Er würde sie drin lassen, um ihn daheim auch schnell und einfach mit Schmerzmitteln zu versorgen.

Kid war allein vom Anziehen so angestrengt, dass er am liebsten auf der Stelle wieder geschlafen hätte. Das Atmen fiel ihm im Sitzen noch schwerer, ohne Akiras Stütze könnte er sich gar nicht erst aufrecht halten. Er merkte deutlich, dass Law eigentlich recht hatte: ein Transport war für ihn nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich. Vor allem, weil sie keinen Krankenwagen hatten. Aber es gab keine Alternative.

„Ich werde nochmal ganz kurz mit Dr.Yamazaki sprechen, um sicher zu sein, dass das hier alles... nie passiert ist... Ich bin gleich zurück!“

Killer nahm ohne zu fragen, den Platz hinter Kid ein, hielt ihn an den Schultern aufrecht. Er spürte dabei das Korsett, das wohl wie ein Harnisch saß und Kid überhaupt ermöglichte, sich aufrecht zu halten.

„Ich bin soweit...!“ sagte Law kurz darauf, sah dann zu Kid. Ihm gefiel der Zustand seines Freundes überhaupt nicht, aber auch er konnte es gerade nicht mehr ändern.

„Halt durch, bald darfst du dich wieder hinlegen. Wir helfen dir jetzt in den Rollstuhl!“

Kid nickte nur leicht, er konnte gerade nicht sprechen. Als Killer und Law ihn zusammen vorsichtig in den Rollstuhl hoben, keuchte er wieder vor Schmerzen. Egal wie behutsam sie ihn anpackten, alles war gerade eine Qual für den Rothaarigen. Doch er ließ es über sich ergehen, stellte seine Füße, die nur in Socken verpackt waren, auf die Fußteile des Rollstuhls, ehe er sich anlehnte und die Augen schloss.

„Versuch ruhig und gleichmäßig zu atmen, Kid...!“ hörte er Law sagen, spürte kurz darauf seine Hand an seiner Schulter.

„I-ich... versuchs...!“ sagte er leise und angestrengt, öffnete die Augen wieder einen Spalt und sah kurz zu ihm hoch. Er sah die Sorge in den Augen seiner Freunde. Aber er konnte sie ihnen gerade nicht nehmen.

„Wir sollten uns beeilen!“ sagte Killer, Law nickte. Er nahm die Tasche, Killer schob den Rollstuhl zur Tür und hinaus, als Law sie öffnete. Der schwarzhaarige blickte den Gang entlang. Hier war nicht sonderlich viel los, doch er sah Akira schnellen Schrittes auf sie zukommen. Er machte eine Andeutung, dass sie sich in Bewegung setzten sollten und Law verstand. Denn am Ende des Ganges erkannte er zwei uniformierte Beamte.

"Los, schnell weg!" sagte er zu Killer und sie setzen sich in entgegengesetzter Richtung in Bewegung. Akira schloss schnell zu ihnen auf.

„Sie sind schon hier, beeilt euch.“

Der Weg zum Auto kam Kid ewig vor. Er war zwar wach, doch er merkte, wie seine Kraft sekündlich weniger wurde. Er wünschte sich gerade zurück in das Krankenhausbett... Die Polizisten hatte er nicht bemerkt und auch nur bedingt wahrgenommen, was die anderen drei miteinander sprachen. Er öffnete die Augen erst wieder richtig, als die kalte Luft ihm entgegen strömte.

„Es ist noch dunkel...“ murmelte er leise. Kid hatte irgendwie damit gerechnet, dass es schon Tag war, doch die Nacht, in der das alles passiert war, war noch nicht mal vorbei.

„Wie... viel Uhr ist es...?“ fragte er leise und irritiert, als sie den Wagen erreichten.

Law sah zu Kid, doch er konnte ihm die Frage nicht wirklich beantworten.

„Früh am morgen!“ antwortete Killer für ihn, griff dann Kids Arm. „Du musst jetzt einsteigen, Kid!“

Akira hatte die Tür geöffnet.

„Law, steig du zuerst ein, wir helfen Kid rein!“ Law nickte und tat genau das, blieb aber zunächst in der Mitte sitzen, um Kid in Empfang zu nehmen.

Als Killer und Akira Kid aus dem Rollstuhl halfen, keuchte er wieder schmerzlich. Er konnte kaum alleine stehen, geschweige denn normal einsteigen. Der hohe Einstieg des SUV half nicht gerade dabei, doch irgendwie schaffte Kid es rein. Er ließ sich angestrengt in den Sitz sinken, wieder ging sein Atem schwer. Mit geschlossenen Augen ließ er den Kopf nach hinten gegen die Kopflehne fallen, als wäre er ohnmächtig geworden.

„Kid!“ rief Law besorgt, rutschte näher und hob etwas seinen Kopf etwas an.

„Hey, hörst du mich?“

Mühselig öffnete Kid die Augen und sah seinen Freund müde an.

„J-ja... aber.. i-ich will... echt nur schlafen gerade...!“ murmelte er leise und kraftlos.

Law war froh, dass Kid noch bei Bewusstsein war, aber dieser Transport kostete ihn alle Kraft.

„Das darfst du bald, versprochen!“

Killer und Akira luden noch den Rollstuhl ein, ehe sie einstiegen und kurz darauf losfuhren.

„Fahr vorsichtig, ich hab Kid nicht angeschnallt... der Gurt würde ihm sicher noch mehr Schmerzen bereiten!“ sagte Law nach vorne. Akira nickte.

„Ich passe auf... versprochen!“
 

Die Fahrt zurück ins Onsen war für Law mental so schmerzhaft, wie für Kid wohl körperlich. Sein Freund war gegen die Tür gesunken, er hatte keine Kraft, sich aufrecht zu halten. Der Kopf lehnte gegen die kalte Scheibe, scheinbar hatte das leichte Fieber noch nicht nachgelassen. Und bei jeder Bodenwelle verzog Kid das Gesicht schmerzlich. Law wünschte, er könnte ihm helfen, doch das konnte er hier im Auto nicht. Er konnte nur seine Hand halten, und ihm zeigen, dass er bei ihm war. Doch auch diese verkrampfte sich jedes Mal, wenn das Auto zu sehr wackelte.

„Wir sind gleich da...!“ sagte Law sanft, als sie nur noch fünf Minuten vom Onsen weg waren.

„I-ich... kann nicht... mehr...!“ murmelte Kid leise, öffnete angestrengt die Augen. Schweiß perlen standen auf seiner Stirn, Law griff fester in seine Hand.

„Doch, das schaffst du... du hast es vorhin selbst gesagt... halt durch, Kid!“ sagte er so sanft er konnte, doch die Sorge in ihm wuchs wieder enorm an. Was wenn die inneren Verletzungen doch wieder aufgegangen waren?

Kid hörte Laws Worte, doch er konnte gerade nicht mehr antworten. Seine letzten Kräfte waren einfach aufgebraucht und er schloss wieder die Augen.

Killer sah immer wieder besorgt nach hinten. So schlimm hatte es seinen besten Freund wahrlich noch nie erwischt gehabt. Kid war unfassbar stark, ihn so zu sehen brach ihm fast das Herz.

Als sie ankamen, stieg Killer direkt aus und ging an Kids Tür. Law hatte sich auch sofort abgeschnallt und Kid wieder etwas weg von der Tür gezogen, dass er nicht einfach raus fiel, sobald sie aufging. Als Killer und Akira Kid raus hoben, merkten beide direkt, dass von dem Rothaarigen noch weniger kam, als beim reinheben. Seine Beine gaben einfach nach, er keuchte nur noch ganz leise, seine Augen blieben einfach geschlossen. Law folgte ins Onsen und sie brachten Kid auf direktem Weg in sein Zimmer. Das Bett hatte Hikari extra für Kid mit einer zusätzlichen, weichen Matratze aufgepolstert. Die beiden Männer halfen Kid hinein, legten ihn vorsichtig ab. Als er endlich lag und Law noch die Decke über ihn zog, öffnete Kid doch wieder einen Spalt die Augen.

„H-hab... ich‘s g-geschafft...?“ fragte er leise.

Law lächelte sanft, nickte und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht.

„Hast du... jetzt darfst du schlafen...! Ich bin bei dir, keine Sorge...!“ sagte Law sanft. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln legte sich auf seine Lippen, als ihm die Augen wieder zufielen.

„K-Killer soll... b-bloß nicht... a-abhauen...!“ murmelte er noch leise, ehe er in den dringend benötigten Schlaf fiel.

Killer hatte natürlich verstanden, was er damit meinte. Akira wohl auch. Er ging zur Tür, sah zu Killer.

„Komm, ich lass dir ein Zimmer herrichten!“ sagte er zu dem Blonden.

„Was? Oh nein, ich bleibe nicht hier, ich...“

„Du hast hier nichts zu befürchten... du hast zwei wichtigen Mitgliedern der Familie das Leben gerettet... ER wird sich bei dir dafür bedanken!“

Killer war skeptisch, sah dann aber auf Kid, und auf Law, der noch neben ihm saß.

„Kid auch, wenn du morgen noch da bist, wenn er aufwacht!“ stimmte Law zu. Er wusste zwar nicht, was er von der Beziehung zwischen den beiden halten sollte, aber er wusste, dass Kid definitiv sauer wäre, wenn sein bester Freund dann nicht mehr da war.

Killer sah von Law wieder zu Akira. Wenn er ehrlich war, war er auch ziemlich fertig. Er wusste nicht genau, wo sein Motorrad war, oder wo er jetzt um die Uhrzeit noch hin sollte. Eine feste Wohnung hatte er nicht in Kyoto.

„Na gut... aber nur für die eine Nacht!“ antwortete Killer, sah dann nochmal zu Law.

„Pass auf ihn auf!“

„Das mache ich...!“

Damit verließen die beiden das Zimmer und ließen Kid und Law alleine. Auch er spürte urplötzlich die Müdigkeit, ebenso den Kopfschmerz, der sich langsam aber sicher anbahnte. Er sah auf den schlafenden Kid, der zwar etwas schneller als sonst, aber gleichmäßig atmete. Das war gut, wäre die Lungenverletzung wieder aufgegangen, dann würde man das sehen. Law wollte sich jetzt einfach nur neben ihn legen und ebenso schlafen. Doch er trug noch seinen verbluteten Kimono... Er musste sich noch umziehen, also erhob er sich. Dabei fiel ihm auf, dass auf dem Bett neben Kid ein kleines Bündel Kleidung lag. Erst dachte Law, es wäre von Hikari für Kid hingelegt worden, um ihn nochmal umzuziehen, doch dann sah er, dass das eines von seinen Shirts war. Sie hatte wohl geahnt, dass Law heute Nacht, so wie in den Nächten davor, nicht von Kids Seite weichen würde und hatte ihm seine Sachen hingelegt. Auch Medikamente, flüssige Schmerzmittel, ein Antibiotikum, Verbandszeug und Spritzen hatte sie auf dem kleinen Tisch in der anderen Ecke des Raumes bereitgestellt... für alle Eventualitäten. Law würde ihr dafür am nächsten Tag danken. Sie war wirklich auch zu ihm, und Kid, wie eine Mutter.

Müde zog Law sich um, ging dann zu den Medikamenten und griff eine Schmerztablette für sich selbst, nahm sie mit einem Schluck Wasser ein. Kurz überlegte er, ob er Kid noch etwas geben sollte, entschied sich aber dagegen. Er wusste weder, was sie ihm im Krankenhaus gegeben hatte, noch wie viel. Er wollte keine Wechselwirkung oder Überdosis riskieren, zumal sie momentan genug zu sein schienen, um Kid einen ruhigen Schlaf zu garantieren. Also ließ er es stehen und kam zurück zum Bett, löschte vorher das Licht, und legte sich hin. Er zog die Decke noch etwas mehr über Kid, rutschte dann so nah an ihn ran, wie er nur konnte, um wenigstens etwas seiner Wärme zu spüren.

Im fahlen Licht sah er auf seinen lädierten Freund... die Geschehnisse des Abends gingen ihm nochmal durch den Kopf, vom romantischen Feuerwerk, bis hin zu der Fahrt ins Krankenhaus, auf der er geglaubt hatte, Kid für immer zu verlieren. Wie hatte der Abend, an dem bisher schönsten Geburtstag seines Lebens, nur so enden können? Law stiegen die Tränen in die Augen, aber er war zu erschöpft, um richtig zu weinen. Fertig mit der Welt schloss er die Augen, griff unter der Decke Kids Hand, die in einem dicken Verband steckte, und verschlang zumindest ihre Finger ein wenig.

„Werd... bloß wieder gesund...!“ murmelte er noch leise, ehe er sich einrollte und kurz darauf einschlief.

No.41

Kid schlief einige Stunden tief und fest. Doch irgendwann, es war etwa halb elf und schon lange hell draußen, ließen die Schmerzmittel aus dem Krankenhaus nach. Langsam holten ihn die Schmerzen zurück in die reale Welt und er blinzelte angestrengt. Er lag noch immer auf dem Rücken, blickte hoch an die Decke und keuchte. Für einen Moment musste er sich wieder orientieren... wo er war... wie er hier her gekommen war... und was am Abend davor passiert war. Er erinnerte sich an den schönen Abend... an den Angriff, und an das Krankenhaus, in dem er nicht bleiben konnte und wollte... Auch noch daran, wie Killer ihn im Rollstuhl zum Auto gebracht hatte, doch dann hörte es auf. Danach war alles dunkel. Die Decke verriet ihm aber, dass sie irgendwie das Onsen erreicht hatten.

Müde drehte er den Kopf zur linken Seite und sah dort friedlich schlafend seinen geliebten Law liegen. Der dicke Verband am Kopf tat seiner Schönheit kaum einen Abbruch und zeitgleich fühlte sich Kid unendlich schuldig. Schließlich hatte ER zu dem Fest gewollt... er hatte Law einen unvergesslichen Abend bescheren wollen... und das hatte er geschafft, allerdings im negativen Sinne. Wie hatte er so leichtsinnig sein können? Wenn er gestorben wäre und Law erneut mutterseelenallein in dieser grausamen Welt gelassen hätte... Kid wollte es sich gar nicht vorstellen. Er spürte die warme Hand des anderen unter der Decke in seiner eigenen und drückte sie leicht. Er liebte ihn so sehr. Und er war so froh, dass Law vergleichsweise wenig passiert war.

„Es... tut mir so leid!“ murmelte Kid leise, obwohl Law noch schlief. Dass er sein Versprechen, ihn nicht allein zu lassen, gehalten hatte, war in keiner Weise sein Verdienst. Wenn Killer nicht aufgetaucht wäre...

Wo war Killer überhaupt? Hatte er sich aus dem Staub gemacht? Und wer hatte sie überhaupt angegriffen... plötzlich kamen tausend Fragen in Kid auf, die er gerne stellen würde, aber er wollte Law nicht wecken. Und das obwohl seine Schmerzen immer schlimmer wurde.

Kid versuchte ruhig zu atmen, doch jeder Luftzug tat weh. Er hob die rechte Hand, legte sie vorsichtig auf seine Brust. Er spürte den dicken Verband und das Stützkorsett unter seinem Shirt. Er hatte gerade eher das Gefühl, es würde ihm die Luft abquetschen. Eine Weile lag er einfach nur da, versuchte sich nicht auf den Schmerz zu konzentrieren. Doch es wurde von Minute zu Minute schlimmer. Er öffnete wieder die Augen, sah neben sich zu Law. Er hatte schon so viel durchgemacht... er brauchte den Schlaf.

Nochmal schloss Kid die Augen, aber es hatte keinen Sinn... er hielt es nicht mehr aus, also öffnete er wieder die Augen, sah zu seinem Freund.

„L-Law...?“ fragte er leise, griff dabei etwas fester in seine Hand. Von Law kam keine Reaktion.

„Law... i-ich brauch dich...!“ Kids Stimme wurde etwas lauter. Laut genug, als dass er scheinbar zu seinem Freund durchdrang. Der öffnete langsam die Augen und blickte müde in Kids Gesicht.

Als die Stimme von Kid zu Law drang, erwachte dieser aus einem traumlosen Schlaf. Die bernsteinfarbenen Augen, in die er blickte, waren schmerzerfüllt und sofort schreckte Law hoch.

„KID!“ rief er besorgt, doch im selben Moment wurde ihm schwindelig. Law griff sich an den Kopf, kniff für einen Moment die Augen zu und stützte sich auf das Kissen.

„A-alles okay...?“ hörte Law die besorgte Stimme neben sich, spürte auch wie Kid Anstalten machte, sich zu bewegen. Schnell riss sich Law zusammen, der Schwindel verflog langsam und er öffnete die Augen wieder, sah zu Kid.

„Ja, alles gut... bleib liegen! Du hast es versprochen...!“ sagte Law streng und strich ihm vorsichtig über die Brust.

„H-hab ich... das...? Ich... die Erinnerungen an... gestern sind irgendwie etwas... unvollständig.“

Law merkte, wie sehr das Sprechen Kid anstrengte, er zitterte leicht, atmete schnell.

„Das wundert mich nicht... hast du Schmerzen?“

Kid nickte.

„Ich... ich wollte dich eigentlich nicht wecken, aber... e-es wird... immer schlimmer...!“

„Auch das wundert mich nicht... ich gebe dir was! Du hättest mich früher wecken sollen, Idiot!“ schimpfte Law und stand langsam aus dem Bett auf.

„D-du... bist aber auch verletzt und... b-brauchst Ruhe...!“

Law lief leicht wankend zu dem kleinen Tisch auf dem die Medikamente waren.

„Ja... aber wenn du so schlecht atmen kannst, artet das noch in ne Lungenentzündung aus... und das darf auf keinen Fall passieren, also melde dich bitte in Zukunft rechtzeitig!“

Kid nicke erneut leicht, er sah allerdings auch, wie anstrengend das Aufstehen für Law war. Trotzdem würde er sich an seine Anweisung halten. Immerhin wollte er nicht riskieren, Law noch mehr Sorgen zu machen.

„I-ist gut, Doc...!“ sagte er und versuchte leicht zu lächeln, doch das verging ihm sofort wieder als Law mit der aufgezogenen Spritze zu Kid kam. ... er starrte auf die Spritze.

„Das will ich hören!“ sagte Law, bemerkte Kids Blick zunächst nicht. Aber er merkte deutlich, dass sein Freund versuchte, zurück zu weichen, als er sich neben ihn setzte.

„Was...?“ fragte Law irritiert.

Kid sah weg von der Spritze, hoch in sein Gesicht.

„H-Hast... du keine T-Tablette, die ich... nehmen kann?“ fragte er unsicher. Erst da verstand Law, sah auch kurz auf die Spritze in seiner Hand.

„Hast... du Angst vor Spritzen?“ Das leichte Nicken von Kid bestätige das, was Law nie von seinem Freund erwartet hätte.

„I-ich... hasse die Dinger...!“

Law wunderte es zwar, doch er lächelte sanft. Es gab so viele Menschen, die Angst davor hatten. Dass so ein großer Kerl wie Kid dazu gehörte, hätte er nicht erwartet, aber er konnte sich vorstellen, dass diese Angst mit der vor Krankenhäusern zusammen hing.

„Keine Sorgen, du hast noch die Kanüle in deiner Hand... kein Pieks für dich, du wirst es gar nicht merken!“

Kids Blick wirkte dennoch unsicher. Er wandte ihn ab, wohl um es nicht zu sehen, und nickte.

„O-Okay...!“ sagte er leise. Law griff derweil Kids rechte Hand, machte den Klebestreifen, den er gestern für den Transport und die Nacht darüber geklebt hatte, vorsichtig ab. Über den Zugang gab er Kid das Schmerzmittel, zusammen mit einem Antibiotikum.

„Schon passiert!“ sagte er kurz darauf und legte die Spritze auf den Nachttisch.

Kid drehte den Kopf wieder zu Law, sah hoch in sein müdes, aber wunderschönes Gesicht.

„D-danke...!“ sagte er leise.

„So dauert es nur halb so lang, bis es wirkt, wie bei einer Tablette...!“ Law hob die Hand und strich sanft über Kids Wange. Sein Gesicht war um die Nase und die Augen komplett Blau angelaufen von dem Schlag ins Gesicht. Trotzdem verlor er sich einen Moment in seinen wunderschönen Augen.

„Ich... ich hatte so Angst um dich!“ sagte Law leise.

Kids Blick wurde entschuldigend bei seinen Worten. Er hob seine rechte Hand, legte sie auf Laws Unterarm und strich darüber.

„E-es... tut mir so leid... i-ich konnte dich nicht beschützen... i-ich... wollte auf das Fest und... d-das ist alles... meine Schuld!“

Law schüttelte den Kopf.

„Nein... ist es nicht... ich wollte dort genauso hin, wie du. Und es war... trotz allem der schönste Geburtstag meines Lebens, Kid... Dank dir!“ sagte Law sanft und beugte sich zu Kid runter, um ihn sanft zu küssen. Seine Lippen wieder zu spüren, obwohl sie etwas rau waren, machte ihn unfassbar glücklich. Er dachte an den Moment, als dieser Mann Kid beinahe in den Kopf geschossen hätte... dieses Bild hatte sich so massiv eingebrannt, dass ihm eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel floss. Seine Hand klammerte sich etwas in Kids Haaransatz.

Laws Worte konnten Kids schlechtes Gewissen nicht so einfach beruhigen, doch der Kuss, den er kurz darauf bekam beruhigte seine Seele etwas. Laws Lippen waren weich, zärtlich und sanft wie immer und er erwiderte ihn, legte seine Hand dabei auf seine Wange. Doch lange konnte er den Kuss nicht halten... er bekam durch die gebrochene und getapte Nase kaum Luft, weswegen er Law sanft etwas von sich schob. Dabei öffnete er wieder die Augen und sah in die feuchten seines Freundes. Er konnte sich vorstellen, wie schrecklich das gestern für ihn gewesen war.

„I-ich... wollte dir... das trotzdem... nie antun, Law... i-ich wollte dich beschützen und... hab versagt...!“ Kid fühlte sich so schwach wie noch nie in seinem Leben.

„Schht... du warst noch krank... hör auf, dir Vorwürfe zu machen... Solange du wieder gesund wirst, ist mir das alles egal. Werd... nur einfach wieder gesund, ja?“ Noch eine Träne lief auf seinen Augen, Kid strich sie sanft mit dem Daumen weg.

„Ich.. verspreche es dir...!“ sagte er leise und zog ihn für eine erneuten, sanften Kuss nochmal runter.

In dem Moment wurde die Tür aufgeschoben und Law schreckte etwas hoch, sah zur Tür. Es war Killer, der einfach ohne zu klopfen reingekommen war. Etwas starr blickte er auf die beiden.

„Knock, Killer...!“ schimpfte Kid direkt, ließ aber von Laws Wange ab. Der strich sich kurz über die Augen, setzte sich auf. Kid glaubte, einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen zu sehen. Kein Wunder... Kid hingegen war es nicht peinlich, er würde Killer jetzt wohl eh erklären müssen, was zwischen den beiden war.

„Sorry...!“ brummte der große Blonde.

„Can I... kann ich reinkommen?“ Er wechselte wieder zu Japanisch, wollte wohl Law gegenüber nicht noch unhöflicher sein.

Der allerdings fühlte sich in Killers Gegenwart sichtbar unwohl. Ihm kam wieder in den Sinn, wie vertraut die beiden in der Nacht miteinander umgegangen waren.

„Ja, kannst du... ich... geh mal eben auf Toilette, Kid... dann habt ihr einen Moment. Ich bin gleich zurück!“ sagte Law sanft, strich Kid nochmal über die Wange, ehe er sich erhob.

„O-okay...!“ Kid sah Law nach... plötzlich kam er ihm unendlich weit weg vor. Kid verstand nicht wieso, konnte aber auch nicht allzu lang darüber nachdenken, denn Killer schob die Tür hinter Law zu und kam zu Kid ans Bett, setzte sich dorthin, wo eben Law gesessen hatte. Bevor er irgendetwas sagte, legte er seine Hand an Kids Wange, beugte sich runter und legte seine Stirn an die seines besten Freundes. Kid hob, anders als gestern, eine Hand und legte sie in Killers Nacken, schloss einen Moment die Augen. Killer begrüßte ihn seit vielen Jahren auf diese Art und Weise und Kid genoss es.

„Wie geht’s dir...?“ fragte er wieder auf Englisch, als er sich wieder gelöst und aufgesetzt hatte.

„Beschissen, aber... das Schmerzmittel wirkt langsam...!“

„Hat Law dir nochmal was gegeben? Ich dachte ihr würdet länger schlafen, deswegen bin ich einfach rein gekommen...!“

Kid grinste eine Moment verschmitzt.

„Als ob... du sonst... klopfen würdest!“ antwortete er, doch das Grinsen verging wieder. „Er hat... mir was gegeben, ja... ich bin von den Schmerzen... aufgewacht...!“

Killer nickte nur, sah auf Laws Bettseite, dann wieder zu Kid.

„Also... du und er...?“

Kid nickte.

„J-ja... ich wollte nicht, dass du... dass du es so erfährst!“ sagte Kid entschuldigend. „Deswegen... wollte ich dich heute treffen und... ihn dir vorstellen...!“

Killer sah einen Moment zur Tür, durch die Law eben verschwunden war und seufzte.

„Wäre mir auch deutlich lieber gewesen!“, antwortete Killer kühl.

Kid merkte, dass sein bester Freund sauer war. Und Kid konnte sich auch denken, warum.

„Ich... weiß dass wir gestern leichtsinnig waren und...“

„Leichtsinnig?“ fragte Killer dann scharf, unterbrach Kid und sah ihn streng, fast wütend, wieder an.

„Leichtsinnig ist gar kein Ausdruck dafür... ihr wart verdammt dumm, zu glauben dass man nicht genau im Blick hat, wann ihr wo sein werdet! Ich frage mich ehrlich, ob dir die Höhe deines Kopfgeldes im Moment überhaupt bewusst ist, Kid!“ Killer war ganz eindeutig sauer.

„Und das alles wegen IHM? Bist du wirklich schon so blind vor Liebe, dass du dich auf dem Präsentierteller servierst?“

Kid sank immer mehr in sein Kissen, sah Killer bei seiner Standpauke auch nicht an. Eigentlich war er zu müde zum Streiten, aber da kam er wohl nicht drum rum.

„Vielleicht bin ich das...!“ antwortete er leise.

Killers Blick wurde bei Kids Antwort noch härter.

„Was?“

„Vielleicht bin ich blind vor Liebe... k-keine Ahnung!“ antwortete der Rothaarige nun wieder lauter, auch wenn es ihn anstrengte und sah Killer an.

„Mir... uns ist schon klar... dass das leichtsinnig war. Wenn ihm... etwas passiert wäre, dann... dann hätte ich mir das nie verziehen! Aber bis diese Typen aufgetaucht sind, war es mit Abstand einer der schönsten Tage meines Lebens! Und das nur dank IHM!“

Killer knurrte etwas.

„Mir ist SCHEISS-egal ob IHM etwas passiert wäre! Aber wenn sie dich umgebracht hätten, dann hätte ICH ihm das nie verziehen! Dann hätte ich ihn umgebracht!“ erwiderte Killer laut, ihm war egal ob man ihn hörte.

„Er hätte sich wahrscheinlich nicht mal gewehrt... du hast keine Ahnung, was zwischen uns ist, und scheinbar willst du es auch nicht hören... kann es sein, dass etwas ganz anderes dein Problem ist?“ fragte Kid nun ebenso knurrend, versuchte sich auch etwas aufzurichten, egal ob er Schmerzen hatte.

Killer sah bei Kids Worten zunächst weg, dachte wohl über die Antwort nach.

„Du weißt ganz genau, was mein Problem ist...!“ Killer sprach wieder ruhiger. „Ich weiß, dass dein Herz niemals mir gehören wird... aber dich an den Tod zu verlieren, weil du es an jemand anderen verschenkt hast, würde ich nicht ertragen, Kid...!“

Er sah zurück zu seinem besten Freund, der sich mit Mühe und Not versuchte aufzurichten. Killer griff an seine Schulter, drückte ihn vorsichtig zurück ins Kissen.

„Bleib liegen!“

Kid ließ sich zurück drücken, griff dabei aber nach Killers Hand, umschlang etwas ihre Finger.

„Es... es tut mir Leid, dass ich dir das niemals geben kann...!“ Kid sah den Blonden entschuldigend an.

Killer beugte sich wieder zu Kid runter, stützte einen Arm neben ihm ab, die andere Hand legte er an seine Wange.

„Du musst dich dafür nicht entschuldigen... man kann seine Gefühle nicht beeinflussen... ich bin nur unendlich froh, dass du lebst! Bitte... bitte sei nie wieder so leichtsinnig! Versprich es mir!“

Kid sah in die bittenden Augen des anderen und nickte.

„Ich.. ich verspreche es. Aber... gib Law ne Chance... Er ist... er bedeutet mir alles.“
 

Law hatte im Bad extra etwas getrödelt, sich erleichtert, sich gewaschen und war erst dann langsam zurück zu Kids Zimmer gegangen. Er wollte den beiden einen Moment geben... und irgendwie wollte er auch mit Killer nicht in einem Raum sein. Irgendwie fühlte sich das einfach komisch an. War er etwa eifersüchtig? Hatte er immer noch Angst, Kid spielte nur mit ihm? Dass er vielleicht ähnliche Gefühle, oder sogar noch stärkere für seinen besten Freund hatte?

Law versuchte das alles zu verdrängen... er wollte so von Kid nicht denken. So war er nicht. Aber die Angst, doch wieder enttäuscht zu werden, war einfach immer in ihm. Er konnte es nicht abstellen.

Als er kurz vor dem Zimmer war, konnte er die Stimmen der beiden hören. Vor der Tür blieb er stehen. Killer hatte sie nicht gänzlich zugeschoben, Law konnte durch einen kleinen Spalt zum Bett sehn. Eigentlich wollte er gar nicht lauschen, aber er konnte sich auch nicht abwenden. Killer beugte über Kid, eine Hand an seiner Wange, ihre Gesichter waren sich furchtbar nah. Law hatte nicht mehr verstanden, was Kid gesagt hatte. Dafür verstand er jetzt, wo er vor der Tür stand und sie beobachtete, jedes Wort.

„I try...!“ sagte Killer, strich Kid eine Strähne aus dem Gesicht, kam ihm dabei noch näher. „I love you...!“

„I know...!“ antwortete Kid, bevor Killer die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwand und...

Law drehte sich weg, lehnte sich gegen die Wand und kämpfte mit den Tränen. Er hatte nicht gesehen, ob Killer Kid wirklich geküsst hatte. Er hätte den Anblick nicht ertragen. Sein Herz in seiner Brust schlug so schnell, als drohte es auf der Stelle zu zerspringen. Also doch! Irgendetwas war zwischen den beiden, und Kid wusste davon die ganze Zeit.

Law wandte sich ab, ging zurück Richtung Bad, obwohl er gar nicht wusste, was er da sollte. Seine Kopfschmerzen wurden schlimmer, ihm war schwindelig und er musste innhalten, sich an der Wand stützen.

No. 42

Killer löste die kurze Umarmung wieder, er wollte Kid nicht zu sehr die Luft nehmen, und richtete sich wieder auf, löste auch seine Hand. Kid sah danach zur Tür, Law war noch nicht wieder da.

„Kannst du... kurz nach ihm sehen? Ihm geht es schlechter, als er zugeben will...!“ bat Kid seinen besten Freund und sah wieder zu ihm hoch.

„Mache ich... kann ich sonst noch was für dich tun? Willst du irgendwas haben?“ Killer wusste ganz genau, was Kid brauchte, wenn er verwundet war. Der Rothaarige grinste etwas.

„Das weißt du doch... Süßes!“

Killer schmunzelte.

„Natürlich weiß ich das. Na gut, ich werde erst nach deinem Herzblatt, dann nach meinem Motorrad sehen und dir dann deine Süßigkeiten holen!“ Damit stand Killer vom Bett auf, Kid lächelte.

„Danke, du bist der Beste!“

„Gern... und ruh dich bis dahin aus... Schlaf noch etwas!“

„Werde ich, versprochen...!“

„Dann bis später!“ Damit verließ Killer das Zimmer und ging Richtung Bad. Als er um die Ecke bog, sah er Law dort gegen die Wand gestützt, als würde er gleich umkippen.

„Hey, alles okay?“ fragte der Blonde.

Law zuckte zusammen, als er Killers Stimme hörte und richtet sich wieder auf. Etwas zu schnell, der Schwindel kam sofort wieder und er wankte etwas. So sehr, dass er kurz darauf Killers Hand an seinem Arm spürte, die ihn stützte.

„Mach langsam... vielleicht solltest du dich auch lieber wieder hinlegen.“ Killer mochte Law noch immer nicht, dennoch würde er sein Versprechen Kid gegenüber nicht brechen.

„E-es geht schon...!“ wehrte Law ab und löste sich aus Killers Griff.

„Kid hat sich Sorgen um dich gemacht... ich bin jetzt erst mal weg und besorge was für ihn!“

Er besorgte etwas für ihn? Was? Gab es etwas, das Law ihm nicht geben konnte? Oder was er hier nicht bekam? Law stach das erneut ins Herz, er wandte sich ab.

„Ja, ich... geh wieder zu ihm!“ sagte er, wusste aber nicht, ob er das wirklich würde, oder ob er nicht lieber in sein Zimmer ging.

„Law?“

Law blieb stehen, als Killer ihn so ansprach, sah zu ihm.

„Ich weiß, dass du ihm ne Menge bedeutest... dass er so schwer verwundet ist... dafür gebe ich DIR die Schuld!“ knurrte Killer und sah zu Law, bedrohlich. „Was willst du von ihm? Wenn du mit ihm spielst... oder ihm das Herz brichst... oder... er wegen dir doch noch stirbt, dann... bringe ich dich um!“

Law starrte Killer an, irritiert. ER Kid das Herz brechen? Wer hatte gerade wen anderes geküsst? Oder hatten sie gar nicht...? Laws Blick wurde abwehrend. Er biss die Zähne zusammen, wollte vor Killer keine Schwäche zeigen.

„Wenn er stirbt, musst du dich beeilen, um derjenige zu sein, der mich umbringt! Und was ich von ihm will, geht dich nichts an, das ist eine Sache zwischen mir und ihm!“

Killer kam nochmal einen Schritt auf Law zu, bedrohlich. Doch Law wich nicht zurück, er blieb so standhaft, wie er nur konnte, sah hoch in die stechenden, aggressiven Augen.

„Ich mache es zu meiner Sache, wenn ihm nochmal etwas passiert, sei dir dessen Gewiss!“ fauchte Killer, ehe er sich abwandte und um die nächste Ecke verschwand.

Law entspannte erst wieder, als der Blonde weg war. Er hatte sich ihm gegenüber gerade ähnlich klein gefühlt, wie bei Donquixote. Seine Knie zitterten leicht, ihm war übel und er wollte nur eines: Zurück in Kids Arme!

Die Gedanken an das, was zwischen ihm und Killer war, ließen ihn nicht los, aber die Sehnsucht nach Kid war stärker als seine Zweifel. Also betrat er kurz darauf wieder das Zimmer.
 

Kid hatte, seit Killer das Zimmer verlassen hatte, ruhig da gelegen und versucht, zu lauschen. Er war furchtbar müde und erschöpft, die Schmerzen ließen immer mehr nach, aber er wollte nicht einschlafen, bevor Law nicht wieder bei ihm war. Er machte sich Sorgen, doch kurz darauf hörte er etwas entfernt Stimmen. Laws Stimme.. und die von Killer... sie unterhielten sich, aber leider war es zu leise, als dass Kid etwas verstehen könnte. Nur eines hörte er deutlich: Es war kein nettes Gespräch. Er kannte die Tonlage von Killer ganz genau... am liebsten wäre er aufgestanden, um dazwischen zu gehen, oder wenigstens mehr zu hören. Aber er war zu schwach und Law würde dann garantiert schimpfen. Also blieb er liegen und hörte kurz darauf Schritte. Laws Schritte. Sein Freund schob die Tür wieder auf, doch als er das Zimmer betrat, sah er aus wie ein Häufchen Elend.

Law sah nur kurz zu Kid, als er das Zimmer betrat, ging dann an den Tisch um für seinen lädierten Freund ein Wasser zu holen.

„Was ist los?“ hörte er Kid fragen. Law drehte sich wieder zum Bett, kam auf Kid zu und setzte sich auf seine Bettseite neben ihn.

„Nichts... hier, du solltest mal etwas trinken!“ sagte er und drehte die Flasche auf. Kid wusste, dass das nicht Nichts war, widersprach aber zunächst nicht, denn er war am Verdursten. Er ließ sich von Law helfen, hob den Kopf etwas und trank die kleine Flasche Wasser fast gänzlich aus.

„Danke...!“ sagte er leise, ließ sich dabei wieder ins Kissen sinken und beobachtete Law, wie er die Flasche zudrehte und wegstellte.

„Irgendwas ist doch... was hat Killer zu dir gesagt? War er scheiße...? Dann verprügle ich ihn dafür, sobald ich wieder fit bin...!“

Law schwieg einen Moment, sah nicht zu Kid und blieb neben ihm sitzen.

„Er... gibt mir die Schuld an deinem Zustand... und irgendwie hat er ja auch Recht!“ sagte Law leise, mied es immer noch Kid anzusehen. „Du hast nur für mich deine Deckung so sehr fallen lassen... nur für mich dein Leben riskiert...!“

Kid hörte zu und verfluchte innerlich Killer dafür, dass er Law das so gesagt hatte... natürlich fühlte der andere sich jetzt noch mehr schuldig. Kid hob seine unverletzte Hand und legte sie auf die von Law.

„Hey... sieh mich an, Law...!“ bat Kid. Der schwarzhaarige blickte zögerlich wieder in Kids Augen, er war unglücklich, das sah Kid sofort.

„Ja, ich habe für dich mein Leben riskiert... dafür bin ich hier, Law... dafür war ich von Anfang an an deiner Seite... Zuerst war es nur ein Job, jetzt ist es mein Leben! Ich würde es jederzeit wieder tun. Weil ich das schützen will, was... ich liebe!“ sagte Kid sanft. Dass er zum ersten Mal das Wort Liebe benutzte, war ihm klar. „Und ich weiß, dass du dasselbe für mich tun würdest...!“

Laws Augen weiteten sich, als Kid dieses eine Wort sagte, das beide sich bisher nicht getraut hatten zu sagen. Liebe... Doch er konnte sich nicht freuen, sah stattdessen weg, sein Blick nahm etwas Verbittertes an.

„V-Verwechselst du... mich da nicht?“ fragte er, klang fast sauer. Kid war irritiert von Laws Reaktion.

„Was?“

„Ich... hab euch gesehen... und gehört... wie er dir sagte, dass er sich liebt und dich dann...!“

Kid verstand erst nur Bahnhof, doch dann wurde ihm klar, was Law in das zwischen ihm und Killer reininterpretiert hatte.

„... dann was? Law, was denkst du, was er getan hat?“ fragte Kid nach. Er klang enttäuscht... schon wieder. Enttäuscht darüber, was er wohl von Kid dachte. Law wurde unsicher, zog seine Hand unter der von Kid weg, als wollte er vom Bett aufstehen.

Doch Kid griff einfach wieder danach, hielt ihn fest.

„Du denkst, er hat mich geküsst?“ fragte Kid nach, als Law einfach wie erstarrt sitzen blieb und schwieg. Der schwarzhaarige nickte.

„Das würde er nicht wagen... und wenn, dann hätte ich ihm eine gescheuert, ob verletzt oder nicht...!“

Law blickte weiter starr aufs Bett, er war den Tränen nah, das sah Kid.

„Was... was ist das dann zwischen euch? Ich... ich verstehe es nicht... er ist dir so nah gekommen... schon gestern... und heute auch wieder...!“

Kid verstand Laws Unsicherheit natürlich.

„Ich werde dir alles erklären, aber... ich bin gerade furchtbar müde und die Geschichte ist lang. Aber glaube mir bitte: Zwischen mir und Killer ist gar nichts! Er ist mein bester Freund! Ja... er wünschte, es wäre mehr, aber... das ist es nicht. Und es wird auch nie mehr sein... ich liebe ihn, aber nur als Freund! Law... bitte sieh mich an.“

Law verunsicherten die Worte nur noch mehr... also hatte er sich nicht eingebildet, dass Killer mehr für Kid empfand. Aber... Kid war sein, oder nicht? Laws allein!

Unsicher sah er doch wieder zu Kid, seine Augen waren feucht. Er spürte, wie sich Kids Hand von seiner löste und sich kurz darauf an seine Wange legte.

„Komm zu mir, Law...!“ bat Kid weiter, dirigierte ihn an der Wange etwas nach unten. Law folgte, beugte sich über Kid und sah in seine müden, aber stechenden Augen.

„Ich verstehe, dass dich das verunsichert hat...!“ begann Kid sanft zu sprechen, er musste es ihm jetzt einfach sagen. „Ich weiß, dass diese Unsicherheit einfach tief in die verankert ist, aber... niemand bedeutet mir mehr als du! Ich habe noch nie im Leben jemanden wie dich getroffen... und ich will, alles tun, dass du irgendwann nicht mehr zweifelst! Ich... ich liebe dich, Law... ich will nur dich an meiner Seite haben, niemand sonst!“

Kids Worte trafen Law direkt im Herz... seine ohnehin schon feuchten Augen liefen über und die Tränen über seine Wange. Die Unsicherheit verschwand, er glaubte Kid. Er konnte gar nicht mehr an ihm zweifeln, doch er konnte auch nicht antworten. Ein leises schluchzen kam von ihm, ehe er sich an ihn drückte und sein Gesicht in Kids Halsbeuge verschwand. Er drückte sich an seinen Freund, vorsichtig um ihn nicht zu verletzten, und ließ sich neben ihn in die Matratze sinken.

Kid legte beide Arme um Law, so gut er es eben konnte, und strich ihm sanft über den Rücken. Er spürte das leichte Zittern des anderen. Die ganze Angst um ihn und die Unsicherheit über ihre Beziehung schien von Law abzufallen und das machte Kid glücklich.

„Schht... es wird alles wieder gut... ich bin bei dir!“ hauchte er sanft.

Law beruhigte sich langsam aber sicher wieder, sein schluchzen verging. Kid liebte ihn... und daran konnte weder Donquixote noch Killer etwas ändern. Kids Herz gehörte ihm allein. Langsam hob er den Kopf wieder, sah aus feuchten Augen zu Kid.

„Tut... mir Leid... dass ich wieder gezweifelt habe. Du hast das nicht verdient... du bist so unendlich gut zu mir!“ sagte er leise und strich Kid über die blau angelaufene Wange.

Kids sanftes lächeln zeigte deutlich, dass er nicht sauer auf Law war.

„Ist schon gut... das war alles etwas viel. Wir haben auch beide kaum geschlafen...vielleicht sollten wir das noch nachholen!“

„Sollten wir vielleicht...!“ antwortete Law, der gegen ein erneutes Schläfchen ganz sicher nichts einzuwenden hatte. Allerdings bereitete Kid etwas ganz anderes Unwohlsein.

„Ich... ich fürchte aber, ich muss vorher auf Toilette...!“ Kid wusste nicht mal, ob er alleine aufstehen konnte, aber es half nichts, der Drang würde nicht von alleine vergehen.

Law hob den Kopf bei Kids Worten, setzte sich auch wieder auf.

„Oh... ja okay, meinst du denn, du kannst aufstehen? Ich helfe dir natürlich ins Bad. Oder soll ich Akira nochmal rufen?“

„Ich... würde es lieber erst nur mit deiner Hilfe versuchen. Die Schmerzmittel wirken gerade gut, und meine Beine sind ja nicht verletzt! Du musst mir glaube ich nur beim Aufsetzen helfen!“ bat Kid. Law nickte etwas.

„Das bekommen wir hin!“ antwortete Law und setzte sich richtig hin, um Kid dabei zu helfen.

Es fiel dem rothaarigen schwer, sich aufzurichten. Er konnte sich nur auf der rechten Hand abstützen, doch mit Laws Hilfe schaffte er es zumindest in eine aufrechte Sitzposition. Angenehm war jedoch anders. Kid griff sich an die verletzten Rippen und versuchte tief einzuatmen.

„Geht es?“ fragte Law besorgt, doch Kid nickte.

„Ja... ich denk schon... aber würde lügen, wenn ich sagen würde, es täte nicht weh!“

„Kein Wunder... du brauchst in den kommenden Tagen und Wochen viel Ruhe...!“ Law stand vom Bett auf und kam auf Kids Seite. Der drehte sich in der Zeit schon mit den Füßen vom Bett, stöhnte dabei angestrengt.

„Wie lange... dauern so Rippenbrüche? Wie schlimm sind sie?“ fragte Kid. Er hatte in der Nacht nicht so wirklich mitbekommen, WIE schlimm seine Verletzungen waren.

„Naja, mindestens sechs Wochen... ich hab die Röntgenbilder nicht gesehen, aber ich werde Akira bitten, sie noch aus dem Krankenhaus zu holen. Aber sechs Wochen Ruhe wirst du brauchen.“, sagte Law ruhig und griff an Kids Unterarme, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Wieder stöhnte Kid dabei, kniff die Augen etwas zusammen, aber seine Beine waren das einzige an seinem Körper, das zumindest nicht wehtat.

„Okay... sechs Wochen Ruhe, ob ich das kann...?! Stillhalten ist ja nicht gerade meins... aber wenn du dabei bei mir bist, krieg ich das sicher hin!“ scherzte Kid, obwohl es ihn sichtbar anstrengte, sich aufrecht zu halten.

Law schmunzelte.

„Ich werde schon dafür sorgen, dass du dir Ruhe gönnst...!“ sagte er schmunzelnd, gab Kid einen kurzen Kuss, ehe er einen Arm um seine Taille schob.

„Deswegen jetzt auf direktem Weg ins Bad und auf direktem Weg zurück ins Bett!“

Mit der unverletzten Hand hielt Kid sich an Laws Schulter fest, als sie sich langsamen Schrittes auf den Weg zum Badezimmer machten. Die Schmerzen hielten sich einigermaßen in Grenzen, aber das Atmen fiel ihm trotzdem unfassbar schwer und selbst diese kurze Strecke strengte ihn enorm an. Sich in Laws Gegenwart zu erleichtern war Kid nicht peinlich, er fühlte sich danach wirklich erleichtert, auch wenn der Rückweg für ihn ähnlich anstrengend war.

Als Kid wieder im Bett lag, war das eine Wohltat. Law legte sich direkt neben ihn, kuschelte sich etwas an und legte vorsichtig einen Arm auf seinen Bauch und den Kopf an seine Schulter.

Auch Kid legte so gut er es konnte, den Arm um Law, schloss dann die Augen. Er merkte, dass er so ganz sicher bald einschlafen würde.

„Ich...“ begann Law irgendwann leise, als Kid schon beinahe eingeschlafen war. „Ich... dich auch, Kid...!“ sagte er leise und hob den Kopf ein wenig, sah zu ihm hoch.

„Hm..?“ Kid verstand, müde wie er war, zunächst nicht, was Law meinte.

„Ich... liebe dich auch... so sehr... bitte lass mich niemals alleine!“ Es war nur noch ein leises Flüstern, was über seine Lippen kam, doch Kids Herz schlug plötzlich um so vieles höher. Glücklich lächelte er, strich Law über den Kopf.

„Küss mich...!“ bat er und Law zögerte nicht, dieser Bitte nachzukommen. Er streckte sich zu ihm hoch, legte sanft seine Lippen auf die des anderen. Als sie sich nach kurzer Zeit wieder lösten, lächelte Kid ihn an.

„Ich.. werde dich niemals alleine lassen, versprochen...!“ hauchte er müde, ehe er wieder die Augen schloss. Er war einfach wieder völlig ausgelaugt.

„Danke...!“ hauchte Law, strich ihm über die Wange.

„Schlaf gut...!“

Kid antwortete nicht mehr. Er war wieder in einen tiefen Schlaf gesunken.

No.43

Law fiel es deutlich schwerer, wieder einzuschlafen, als Kid. Er lag einige Stunden neben ihm, döste aber nur vor sich hin. Die Angst in ihm, Kids Zustand könnte sich wieder verschlimmern, war dauerhaft präsent, weswegen er keine wirkliche Ruhe fand.

Nach gut drei Stunden hörte er draußen Schritte auf dem Gang. Zuerst dachte er, es wäre Killer, doch sie waren zu vorsichtig, als dass sie dem großen Amerikaner gehören könnten. Es klopfte kurz darauf an der Tür, ehe sie aufgeschoben wurde und Hikari den Kopf reinstreckte.

Law richtete sich sofort etwas auf.

„Bleib ruhig liegen...“ sagte sie leise und kam mit einem Tablett rein.

„Ich habe euch etwas zu Essen gemacht... ihr habt sicher Hunger.“

Law wollte gerade antworten, als Kid ein leises, schmerzvolles Geräusch von sich gab. Er sah zu ihm runter und sein Freund öffnete gerade die Augen.

„W-was... ist los...?“ murmelte er leise. Er hatte offenbar die andere Stimme im Raum wahrgenommen.

„Hikari hat uns etwas zu Essen gemacht... hast du Hunger?“ fragte er sanft, während die Frau das Tablett auf dem kleinen Tisch abstellte. Kid schien noch etwas schlaftrunken, nickte aber.

„J-Ja... glaub schon...!“ murmelte er leise. Law sah wieder zu Hikari.

„Danke... wir essen es gleich... auch vielen Dank für gestern Abend... Die Medikamente und alles...!“ sagte Law. Hikari nickte lächelnd, schien sich aber irgendwie unwohl zu fühlen.

„Nichts zu danken... Akira würde gleich gerne kurz mit euch reden... ist das okay?“

Law sah kurz zu Kid. Für ihn wäre ein aufwühlendes Gespräch, und das würde es sicher werden, anstrengend, aber wie er ihn kannte, wollte auch der Rothaarige wissen, was genau da gestern passiert war. Also nickte Law.

„Ja, er kann kommen...!“

„Okay... dann lasst es euch schmecken!“ sagte die Frau, ehe sie das Zimmer wieder verlassen wollte.

„Alles okay bei dir?“ fragte Law nach, doch HIkari nickte wieder nur.

„Ja, danke... bis dann!“ Damit verschwand sie aus dem Raum. Law fragte sich, ob sie da wirklich die Wahrheit gesagt hatte, gab aber nicht mehr allzu viel darauf. Sein Freund brauchte ihn jetzt.

Law sah zu Kid, strich ihm die Haare etwas aus dem angestrengten Gesicht.

„War das okay? Oder glaubst du, das wird dir zu viel? Dann kann ich kurz alleine mit ihm reden.“

Kid schüttete den Kopf, versuchte sich etwas hoch zu drücken.

„Nein, schon... okay... ich hab auch Fragen an ihn...“ antwortete er angestrengt, doch er merkte, dass er alleine einfach nicht hoch kam.

„I-Ich... würde zum Essen aber gerne... sitzen... ich fürchte nur ich... kann mich nicht mal alleine aufrecht halten...!“

Law sah natürlich, wie Kid sich quälte.

„Tja, so ein Krankenhausbett wäre jetzt praktisch... aber wir kriegen es auch so hin... warte kurz!“ Law stand vom Bett auf und ging an den Schrank, in dem noch zwei weitere Kissen waren, und holte diese raus, ehe er zum Bett zurückkam.

„Komm, ich helfe dir hoch und mach dir eine Lehne...!“

Kid nickte und griff beide Hände seines Freundes. Seine Linke schmerzte, in dem Moment als er zugriff. Den Schnitt hatte er fast vergessen... dennoch hielt er sich an Law fest, als dieser ihn hochzog.

„Fuck...!“ fluchte Kid leise, als er saß. Er atmete angestrengt und konnte nur sitzen, indem er sich mit beiden Händen abstützte.

„Ich beeil mich...!“ sagte Law und baute die Kissen hinter Kid so auf, dass er sich einigermaßen aufrecht anlehnen konnte. Wieder griff Law Kids Hände und ließ ihn langsam zurück gegen die Kissenwand sinken.

„Geht es so?“ fragte er sanft, der Rothaarige nickte.

„Ja... liegen ist angenehmer aber... es geht schon...!“

„Ich gebe dir nachher nochmal Schmerzmittel, aber du solltest erstmal versuchen, etwas zu essen und trinken.“ Law stand wieder vom Bett auf, sein Schädel hämmerte, aber er ignorierte es. Er gab Kid nochmal eine kleine Flasche Wasser, ehe er zum Essen ging.

„Hm, das sieht lecker aus!“

Kid nahm das Wasser entgegen, allerdings bekam er die Flasche nicht auf. Er konnte mit links einfach nicht richtig zupacken, es schmerzte zu sehr.

„Es... riecht auch gut... Law, kannst du bitte...? Ich bekomm das Ding nicht auf...!“ Etwas verzweifelt sah er zu seinem Freund, der bereits mit dem Tablett zum Bett kam.

„Oh, entschuldige... natürlich. Eine Moment!“ Law stellte das Tablett auf dem Fußende des Bettes ab und nahm Kid die Flasche aus der rechten Hand, öffnete sie ihm.

„Danke... so schwach habe ich mich ehrlich gesagt noch nie gefühlt...!“ Kid seufzte und nahm die offene Flasche entgegen.

„Obwohl... nie stimmt nicht... aber lange nicht mehr!“ Er senkte etwas frustriert den Kopf, ohne zu trinken. Law setzte sich wieder neben ihn, strich ihm sanft über den Arm.

„Ich fühle mich schuldig dafür, aber... ich lasse dich damit nicht allein. Ich werde dir bei allem helfen, so lange du es brauchst, versprochen!“

Kid sah zu Law und lächelte etwas.

„Ich weiß... Danke! Aber fühl dich bitte nicht schuldig... das war unser beider Leichtsinn!“ sagte der Rothaarige sanft. „Ich würde dich jetzt gerne küssen, aber wenn ich mich vorbeuge, tut mir alles weh!“

Der Schwarzhaarige musste daraufhin schmunzeln und beugte sich zu Kid.

„Dann muss ich dir wohl auch dabei helfen!“ Zärtlich legte Law seine Lippen auf die seines Freundes und gab ihm einen liebevollen Kuss. Als er sich wieder löste, sah er in die bernsteinfarben Augen, die von blau angelaufener Haut umgeben waren. Der Anblick machte ihn traurig, aber er wusste: Es würde wieder heilen.

„Und jetzt trink!“

Kid war glücklich über den Kuss und tat dann auch, was Law ihm sagte. Das kühle Wasser tat seiner Kehle unheimlich gut, er war froh wenigstens die Flasche mit rechts wieder selbst halten zu können. Das Essen, das Law ihm kurz darauf gab, fiel ihm allerdings enorm schwer, obwohl Law ihm das Tablett auf die Beine gestellt hatte. Er konnte die Stäbchen mit links durch die Verletzung nicht halten, und mit der rechten Hand war er furchtbar ungeschickt.

Law saß neben ihm, aß seine Portion und beobachtete ein paar Minuten, wie Kid sich quälte, bis er es nicht mehr aushielt.

„Soll ich dir helfen?“

Kid hatte erwartet, dass Law das fragen würde, doch er sah weiter angestrengt auf sein Essen, schüttelte den Kopf.

„N-nein, ich... krieg das hin...!“ Er wollte sich nicht füttern lassen. Wenigstens ein kleines bisschen Würde wollte er sich erhalten... er liebte Law, und eigentlich sollte ihm vor ihm nichts mehr peinlich sein, aber er wollte nicht schwach sein. Es war schon genug, dass er es nicht alleine auf die Toilette schaffte... wenigstens Essen wollte er alleine.

„Aber du quälst dich, das sehe ich!“ widersprach Law und wollte schon nach den Stäbchen greifen, doch Kid zog sie weg.

„Ich hab gesagt ich krieg das hin!“ keifte Kid, sah ihm dabei böse in die Augen, sodass Laws Hand ganz schnell zurück schreckte.

„Okay... Entschuldige!“ kam es leise von Law, er rutschte sogar etwas weg, sah auf sein Essen. Dass Kid so reagiert hatte er nicht erwartet und irgendwie tat es ihm weh. Er wollte ihm doch nur helfen.

Kid sah sofort, dass er Law mit seiner giftigen Art Unrecht getan hatte, ihn sogar verletzt hatte. Betrübt sah er wieder auf sein Essen.

„Tut... mir Leid... ich wollte dich nicht anschreien, aber... ich bin es nicht gewohnt, auf Hilfe angewiesen zu sein... und schon gar nicht, Hilfe zu bekommen...!“ sagte er leise seufzend und stocherte nur im Reis rum, ohne den erneuten Versuch etwas zu essen. „Meine linke Hand tut so verdammt weh... wer weiß, wann ich sie wieder normal benutzen kann... ich kann mich nicht bis dahin füttern lassen...!“

Law sah bei Kids Worten wieder auf.

„Nein, aber... Kid, dein gesamter Körper ist gerade in einem Ausnahmezustand... du brauchst Energie, um wieder du Selbst zu werden... Lass mich dir helfen... zumindest die ersten Tage, bis du dich vom Schlimmsten erholt hast.“ sagte er sanft. „Versuch zu Essen... aber wenn ich fertig bin, werde ich dir bei dem Rest helfen. Ich will, das du aufessen kannst, ohne aus Frust mehr als die Hälfte zurück zu lassen, okay?“

Kid sah Law nicht an, nickte aber.

„Okay... danke...!“ kam es nur noch leise von ihm. Er versuchte tatsächlich weiter zu essen, aber er merkte, wie genau das passierte, was Law nicht wollte. Es frustrierte ihn schon nach kurzer Zeit... ihn schmerzte sogar das Kauen, seine gebrochene Nase ließ ihn dabei nicht richtig Atmen, es war eine Qual, sodass er die Stäbchen irgendwann einfach sinken ließ. Es hatte keinen Sinn, er brauchte Laws Hilfe. Und die bekam er.

Law stellte seine leere Schüssel neben die noch fast volle von Kid. Vorsichtig nahm er ihm die Stäbchen aus der Hand und nahm etwas Reis auf, führte diesen langsam zu Kids Mund. Dieser sah ihm unglücklich in die Augen.

„Das... ist so frustrierend...!“ sagte er leise. Law sah ihm verständnisvoll in die Augen.

„Ich weiß... aber es bleibt unter uns, versprochen... und wart nur ab, in ein bis zwei Tagen kannst du das wieder allein...!“ Kid nickte nur, öffnete den Mund und ließ sich von seinem Freund füttern. Das Essen selbst fiel ihm auch mit Laws Hilfe nicht leichter. Die Schüssel war noch halb voll, als er den Kopf etwas nach hinten gegen die Kissen sinken ließ...

„Ich... kann nicht mehr...!“

Law hatte gerade noch etwas auf die Stäbchen, sah dann aber zu Kid.

„Bist du sicher? Du hast gerade mal die Hälfte gegessen...“ So wenig hatte der andere noch nie gegessen, seit Law ihn kannte.

„Ich bin sicher... ich krieg einfach nichts mehr runter...!“

„Okay...!“ sagte Law nun wieder sanft, beugte sich zu Kid und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Dann ruh dich etwas aus, Akira kommt sicher gleich!“ Wieder nickte Kid, ließ den Kopf in den Kissen und schloss einen Moment die Augen. Währenddessen räumte Law das Tablett wieder auf den Tisch und ging anschließend zu den Medikamenten. Er zog erneut eine Spritze mit Schmerzmitteln auf und kam dann zum Bett zurück.

„Lass die Augen zu!“ sagte er ruhig, damit Kid die Spritze dieses Mal nicht sah.

Kid hatte Laws Schritte im Raum verfolgt und konnte sich bei seinen Worten denken, was er tat. Als er kurz darauf seine Hand griff, bestätigte das nur seinen Verdacht und er tat, was Law gesagt hatte: Er ließ die Augen einfach zu.

Im selben Moment klopfte es an der Tür. Kid ließ dennoch die Augen geschlossen, wissend, dass es Akira war.

„Komm rein!“ sagte Law, strich Kid dann über den Arm. „Fertig, du kannst sie wieder auf machen!“

Kid tat auch das, sah kurz lächelnd zu Law, dann zu Akira, der kurz darauf den Raum betrat.

„Hey... wie geht’s euch?“ fragte er direkt an beide gerichtet.

„Wir leben... dank dir und Killer!“ Kid konnte nicht leugnen, dass es ihm nicht gut ging, aber immerhin waren sie nicht tot.

„Ja, vor allem dank deinem Freund... Ich hab vom Haus aus die Schüsse gehört... ich wünschte, ich wäre früher da gewesen, dafür entschuldige ich mich!“ Akira schien es ehrlich Leid zu tun, doch Law schüttelte den Kopf.

„Du musst dich nicht entschuldigen... wir waren selbst schuld, so leichtsinnig zu sein...!“

Akira setzte sich auf den Stuhl gegenüber vom Bett.

„Ehrlicherweise... war es nicht mal eure Schuld. Hätte ich auch nur den geringsten Zweifel gehabt, dass jemand davon wissen könnte, hätte ich diesen mit euch geteilt...!“ Akiras Stimme wurde ernster, Kids Blick ebenso.

„Wer war ihr Anführer?“ fragte der Rothaarige. „Ich kannte seine Stimme... er wusste von meinem Fieber... und von Laws Vergangenheit... Wer war er?“ Genau diese Frage hatte sich Law auch schon gestellt. Gespannt blickten beide auf Akira, der die Hände faltete, sich auf dem Stuhl etwas vorbeugte und auf den Boden sah.

„Es war Shouji, mein Cousin... er war ein paar Mal abends zum Essen hier seit ihr da seid, daher kanntest du seine Stimme. Er gehörte zur Familie, auch wenn er nicht mehr hier lebt und eigentlich seit Jahren kaum etwas mit dem Familiengeschäften zu tun hatte. Im Gegenteil... er hat sich mehr und mehr distanziert, er war eher ein friedliebender Charakter. Zumindest dachten wir das...!“ Akira seufzte, es schien ihm extrem nah zu gehen. Kein Wunder. Kid erinnerte sich an den jungen Mann, der ein zwei Mal beim Essen dabei gewesen war. Er schien nett, liebenswert und wie ein Bruder für Akira zu sein.

Kid sah kurz zu Law, beide waren wohl ähnlich überrascht, doch sagten sie noch nichts, Akira war noch nicht fertig.

„Uns hätte auffallen müssen, dass er deutlich öfter hier war, seit ihr da seid. Aber wir dachten uns nichts dabei. Wenn er Streit mit seinem Vater hatte, kam er oft zu uns. Mein Onkel hat ein Lebensmittelgeschäft, das von Donquixote mitfinanziert wird und im geheimen am Schwarzmarkt mit tätig ist. Er versorgt auch das Onsen mit Lebensmitteln und Shouji hat die Lieferungen meistens persönlich gebracht...!“ Akira machte eine kurze Pause, lehnte sich wieder zurück.

„Er war gestern Abend hier... er fragte nach euch, wollte Law zum Geburtstag gratulieren. Meine Mutter hat ihm gesagt, dass ihr auf das Fest gegangen seid, da wart ihr gerade mal eine halbe Stunde weg. Sie hat sich dabei nichts gedacht, er blieb auch nicht zum Essen, als sie ihn einlud... er sagte nur, wir sollen Grüße ausrichten und verschwand dann ganz schnell wieder. Er muss die ganze Zeit schon in Verbindung zu Blackbeard’s Leuten gestanden haben und hat die Chance sofort genutzt...! Es tut uns Leid, dass wir nicht im Stande waren, diese Verbindung rechtzeitig zu sehen. Wir befragen gerade seinen Vater und seine Schwester, obwohl wir nicht glauben, dass sie davon wussten. Sie sind voll und ganz in den Schwarzmarkt-Aktivitäten für die Familie involviert.“

Kid sah, als Akira fertig war, wieder zu Law, der noch immer neben ihm auf dem Bett saß. Es schien ihn zu treffen... immerhin kannte er Shouji auch von Kindesbeinen an. Dennoch blieb er gefasst.

„War er der Maulwurf, nach dem der Don die ganze Zeit sucht?“

„Nein. Er kann es nicht gewesen sein. Dafür hatte er zu wenig Zugriff auf Informationen... er mag vielleicht die Dinge mitbekommen haben, die hier in Kyoto passieren, aber selbst wir wissen nur extrem wenig über das, was in Tokyo passiert. Erst recht, was deine Aufträge und Aktivitäten angeht. Er hätte niemals von dem Abendessen wissen können, von dem Kid-San damals erfahren hat. Und ebenso wenig etwas über die Operation, bei der ihr beide angegriffen wurdet. Der Maulwurf in Tokyo ist definitiv ein anderer, als der hier in Kyoto, von dem wir gar nichts wussten.“

Kid seufzte bei der Antwort.

„Dann sind wir genauso weit wie vorher...!“

Akira nickte.

„Ich fürchte es auch!“

„Wie habt ihr die Leichen gestern verschwinden lassen?“ fragte Law dann nach, etwas, das Kid auch brennend interessierte.

„Wir haben ein Team dafür... allerdings... ging auch das nicht ohne Probleme. Die Polizei war schneller vor Ort, als wir es erwartet hätten. Deswegen muss ich euch fragen... wie viele Angreifer waren es?“

Law überforderte diese Frage... er war nicht ganz sicher.

„Es waren zwölf...!“ antwortete Kid für ihn, der absolut keine Zweifel hatte. „Wie viele Leichen waren es?“

„Elf!“ antwortete Akira. „Das habe ich mir fast gedacht. Einer muss entkommen sein und die Polizei informiert haben. Blackbeard’s Männer werden gewusst haben, dass wir versuchen würden, das auf unsere Art zu regeln und die Leichen verschwinden zu lassen. Wir konnten rechtzeitig fliehen, als wir das Blaulicht gesehen haben, allerdings nicht mit allen Leichen. Wir haben Shouji mit als Ersten identifiziert und weggeschafft, drei mussten wir zurück lassen. An dem vielen Blut hat die Polizei erkannt, dass es mehr Opfer gegeben hatte, es stand heute Morgen in der Zeitung. Und Blackbeards Leute wussten auch, in welches Krankenhaus wir euch bringen würden... deswegen mussten wir so schnell verschwinden.“

Kid verarbeitete die ganze Informationen noch, ließ dann aber den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen.

„Wir sind wohl nirgends mehr sicher...!“ sagte er seufzend. Law sah zu seinem Freund... das Gespräch strengte ihn wie befürchtet an.

„Hier sind wir sicher, Kid...! Niemand würde es wagen, dieses Haus anzugreifen!“ kam es sanft von Law.

„Law hat Recht...! Deswegen sind wir hier... du kannst dich hier in Ruhe von deinen Verletzungen erholen... ihr beide!“ stimmte Akira zu, stand dann schon wieder auf und wandte sich zum Gehen. „Allerdings... muss ich euch eines noch sagen... Ich musste das ganze natürlich an den Don berichten... er ist auf dem Rückweg von Osaka... er wird wohl schon heute Abend hier sein und er klang nicht gerade gut gelaunt. Nur, dass ihr gewarnt seid!“ Damit verließ Akira den Raum und Kid und Law waren wieder alleine. Die letzten Worte des jungen Mannes ließen beide mit einem mulmigen Gefühl zurück.

No.44

„Fuck!“ fluchte Law leise und ließ sich gegen Kid sinken, als sie wieder allein waren, schloss direkt die Augen. „Auch das noch... ich... will nicht, dass er kommt!“

Kid gefiel das ebenso wenig... er wusste, dass das für sie beide schmerzhaft werden könnte. Vor allem aber wohl für Law... sie hatten sich amüsiert, statt sich zu verstecken, wofür er sie extra hierher geschickt hatte. Und wieder würde er zu schwach sein, Law vor dem Monster zu beschützen.

„Ich weiß... ich auch nicht... aber wir werden dem nicht entgehen können. Und wir werden es durchstehen!“ sagte er sanft und legte den unverletzten Arm ein wenig um Law.

Law schmiegte sich an Kid, aber er hatte Angst... Angst, dass der Don seine Wut vor allem an Kid auslassen würde... denn wenn er eines wusste, dann dass Donquixote immer auf die Schwächsten losging, und das war in diesem Fall sein verletzter Freund.

Er versuchte die Angst zu verdrängen und setzte sich wieder etwas auf.

„Willst du dich wieder hinlegen und nochmal etwas schlafen?“ fragte er sanft, doch Kid schüttelte den Kopf.

„Es geht gerade... und ich hab genug geschlafen. Außerdem kommt Killer sicher gleich zurück!“ sagte er leise und sah in Laws besorgtes Gesicht. Sanft strich er ihm über die Wange und lächelte.

„Schau nicht so... mir geht’s okay... das wird schon! Wie geht’s denn deinem Kopf?“

Law wusste, dass es ihm maximal „okay“ ging. Trotzdem versuchte auch er zu lächeln.

„Okay... es geht schon, er hämmert, und mir ist immer wieder schwindelig, aber... nichts, was ein bisschen Ruhe nicht auskurieren kann.“

„Dann solltest du auch genau das tun... Ausruhen!“ sagte Kid sanft. Er wollte Law gerade wieder zu sich ziehen, als sein Blick auf die Kette an seinem Hals fiel. Die, die er ihm am Tag zuvor geschenkt hatte.

„Wo... ist meine...?“ fragte er leise und griff sich an den Hals, doch er spürte sie nicht.

Law sah erst in Kids Gesicht, dann auf seinen Hals. Ihm war das, wenn er ehrlich war, in dem Trubel völlig entfallen. Das Schmuckstück, das er selber noch trug, hatte ihm an dem Rothaarigen nicht gefehlt. Zu kurz hatten sie beide sie getragen.

„Ich... ich weiß es nicht... tut mir leid, ich hab da gestern überhaupt nicht mehr dran gedacht... sie haben sie dir wahrscheinlich im OP abgemacht... aber sie ist bestimmt bei deinem Kimono!“

Kid sah Law unglücklich an, auch wenn er ihm absolut keinen Vorwurf machte. Schließlich war sein und Laws Leben wichtiger gewesen, als das Schmuckstück.

„Kannst... du bitte nachsehen?“

Der schwarzhaarige nickte und stand auf.

„Natürlich... ich gehe nachsehen...!“ Law stand vom Bett auf. Kid ließ ihn gehen, obwohl er eigentlich wollte, dass auch sein Freund sich ausruhte. Aber er konnte nun mal nicht selbst nach der Kette sehen.

„Ich bin gleich zurück!“ Damit verschwand Law aus dem Zimmer und suchte Hikari. Er fand sie nach kurzem Suchen in der Waschküche des Hauses. Den Kimono von Kid sah er allerdings nirgends.

„Hey...!“

Die Frau erschrak, als er sie von hinten ansprach.

„Oh.. Law... du bist es. Alles okay? Du solltest dich ausruhen...!“ sagte sie leise, doch schien sie genauso unglücklich, wie vorhin im Zimmer. Und jetzt wusste er auch wieso. Doch das war zweitrangig.

„Werde ich auch gleich wieder... Weißt du, wo Kids Kimono ist?“

„Ähm... den habe ich in eine Waschlauge gelegt... aber ich fürchte, das Blut wird nicht rausgehen... und selbst wenn ist er leider ziemlich kaputt.“ sagte sie traurig.

„Das habe ich mir gedacht, aber... war da eine Kette dabei? In der Tüte?“

Hikari erhob sich bei der Frage.

„Oh, ja.. ich wollte sie euch später bringen... einen Moment!“ Sie ging zu einem Tisch, auf dem sich weiße Bettwäsche stapelte und nahm die, ebenso blutverschmierte, Kette mit dem Anhänger runter.

„Ich hab mir schon gedacht, dass sie Kid-san sicher wichtig ist und...“ Sie starrte auf Laws Hals, dann in sein Gesicht. „Du... trägst das Gegenstück...!“ stellte sie fest.

Law nahm die Kette entgegen, senkte kurz den Blick, nickte aber leicht lächelnd.

„Er... hat sie mir zum Geburtstag geschenkt. Es hätte ihn sicherlich traurig gemacht, wenn sie weggewesen wäre. Vielen Dank!“

Hikari erwiderte das Lächeln nicht.

„Ein schönes Geschenk, aber... wenn ER später kommt... solltet ihr sie nicht tragen...!“ sagte sie leise.

Law hob wieder den Kopf. Sie hatte Recht.

„Das werden wir nicht... danke!“ Er wandte sich wieder zum Gehen, war bereits fast an der Tür.

„Es... Es tut mir leid! Ich hätte Shouji gestern nichts sagen dürfen... es war meine Schuld, dass sie euch erwischt haben... Und dass ihr beinahe...“

Als er sich umdrehte war Hikari den Tränen nah, klammerte sich dabei an ein Handtuch. Law versuchte zu lächeln.

„Du konntest es genauso wenig wissen, wie wir alle... dich trifft keine Schuld... zumindest geben weder Kid noch ich sie dir... Einen Verräter in der eigenen Familie erwartet niemand!“

Hikari schien das nicht zu beruhigen. Sie drückte das Handtuch nur noch fester.

„Nein, aber...“

„Es ist okay... wir leben noch...“ versuchte er sie nochmal zu beruhigen. Die Frau senkte den Kopf.

„Ja, aber... Shouji nicht... dieser Idiot... wieso hat er das nur getan?“ Nun liefen ihr doch die Tränen. Verständlich... immerhin war der erschossene Verräter ihr Neffe, den sie von Geburt an kannte, gewesen.

„Das weiß ich nicht... aber er hat diesen Weg selbst gewählt...“ Law drehte sich wieder um, sah sie nicht mehr an.

„So sehr ich ihn auch mochte, er... hätte Kid beinahe in den Kopf geschossen... Er hat ihm brutal die Rippen gebrochen und ist dafür verantwortlich, wie schlecht es ihm jetzt geht... ich werde ihm das niemals verzeihen.“ Er klang dabei eiskalt, allein der Gedanke an das, was gestern passiert war, machte ihn wütend. Auch wenn er den Mann, der das alles getan hatte, schon ewig kannte: Law gehörte nicht zu dieser Familie. Und er würde sie früher oder später alle hintergehen. Kid und seine Freunde waren seine einzige Familie und die würde er schützen, so gut er konnte.

Hikari sah nicht mehr auf, Law hörte sie leise schluchzen. Doch er drehte sich nicht nochmal um.

„Ich... bin froh, dass ihr lebt...!“ hörte er sie noch leise sagen, als er den Raum verließ. Er blieb nochmal kurz stehen, sah zurück und sagte nur „Ich auch!“ bevor er sich auf den Weg zurück zu Kids Zimmer machte.
 

Seine Wut flachte langsam wieder ab, als er das Zimmer erreichte. Er schob die Tür auf und blickte direkt in die unglücklichen, unsicheren Augen von Kid. Doch als er lächelnd die Kette hochhob, begannen sie wieder zu leuchten.

„Du hast sie!“ kam er erleichtert von dem Rothaarigen.

Law lächelte und kam zum Bett, setzte sich neben ihn.

„Ja... ich hab sie... Sie war wirklich bei deinem Kimono!“ sagte er sanft und gab sie ihm in die Hand. Dieser griff sofort danach, sah das Schmuckstück an.

„Sie ist total blutverschmiert... mein eigenes?“ fragte Kid, der wohl so einiges von der vergangenen Nacht nicht mehr wusste.

„Ja, vermutlich... Du hast jede Menge Blut gespuckt... du hast im Krankenhaus auch eine Bluttransfusion bekommen. Ich hab kurzzeitig wirklich gedacht, du verblutest in meinen Armen!“ sagte Law traurig. Kid sah von der Kette hoch zu Law.

„Tut mir Leid...!“ sagte er leise und hob die andere Hand, strich ihm über die Wange, sodass er ihn ansah. „Ich wollte nicht, dass du sowas durchmachen musst.“

Law lächelte leicht.

„Ich weiß... du musst dich dafür nicht entschuldigen! Wir konnten es beide nicht verhindern...!“ Law beugte sich zu Kid und gab ihm einen sanften Kuss. Dieser lächelte ebenso einen Moment, ehe er auf die Kette sah.

„Ziehst du sie mir wieder an?“ fragte der Rothaarige, einen Gedanken an Donquixote verschwendete er nicht.

Law sah nun ebenso auf die Kette.

„Ich werde sie erst sauber machen, aber... wir sollten sie nicht tragen, Kid... nicht heute!“

Kid sah einen Moment irritiert zu Law, verstand dann aber doch recht schnell und seufzte.

„Stimmt ja... ER kommt ja später...!“ Natürlich war es unfassbar frustrierend, dass sie ihre Liebe so sehr verstecken mussten, aber es gab keinen anderen Weg, wenn sie am Leben bleiben wollten.

„Dann... mach sie später sauber... oder morgen...!“ Kid öffnete neben sich die Schublade des Nachttischs und legte die Kette vorsichtig hinein, ehe er zu Law sah.

„Ich will, dass du dich jetzt auch erstmal wieder etwas ausruhst!“

Dieser nickte, griff an den Verschluss seiner Kette und zog sie sich ebenso aus, um sie neben Kids in die Schublade zu legen. Er schob den kleinen Notizblock, der darin lag, über die Schmuckstücke und schloss die Schublade.

„Okay... aber nur in deinem Arm!“

Kid lächelte über diese Worte und öffnete die Arme für ihn. Law kletterte über seinen lädierten Freund, um sich an seiner unverletzten Seite an ihn kuscheln zu können, und genau das tat er auch. Sie machten den Fernseher an, doch zumindest Law blieb nicht mehr lange wach, sondern döste in den wohlbehütenden Armen nach einer Weile ein. Er brauchte den Schlaf dringend.

Kid hingegen konnte nicht so leicht wieder einschlafen. Zum einen saß er noch immer leicht aufrecht, zum anderen hielten ihn die Gedanken an gestern und die wieder stärker werdenden Schmerzen wach. Etwa zwei Stunden, nachdem Law eingeschlafen war, es war bereits früher Abend, wurde die Tür nach kurzem Klopfen wieder aufgeschoben. Kid drehte den Kopf zur Seite und sah, dass es endlich Killer war. Er hatte sich schon Sorgen gemacht.

„Da bist du ja endlich...!“ sagte Kid leise, fast flüsternd, um Law nicht zu wecken.

Killer sah sofort, warum der andere flüsterte. Sein bester Freund hielt den Mann im Arm, dem er das Ganze seiner Meinung nach zu verdanken hatte. Es stach ihm ins Herz, wo er doch am liebsten gerade der wäre, der Kid in den Arm nahm. Sein bester Freund sah schlimm aus... nicht nur, dass die blauen Flecken im Gesicht gefühlt immer dunkler wurden, er sah auch, wie angestrengt und flach er nur atmen konnte.

„Muss er auf deiner Brust liegen, wenn du eh kaum Luft kriegst?“ fragte Killer argwöhnisch, aber auch leiser als sonst, und kam zum Bett.

Kid gefiel der bissige Ton von Killer überhaupt nicht, er verzog das Gesicht.

„Das... liegt nicht an ihm... sondern an... den gebrochenen Rippen auf der anderen Seite und... den Schmerzen!“ entgegnete der Rothaarige.

Selbst das Sprechen fiel ihm schwer, wie Killer feststellen musste. Doch er würde nicht nochmal etwas sagen, es war offensichtlich, dass Kid nicht auf ihn hören würde. Er setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und stellte eine große Tüte auf den Nachttisch.

„Hab dir dein Zeug besorgt... alles, was das süße Herz begehrt.“

Kid sah auf die raschelnde Tüte und lächelte. Dass Killer ihn nicht wie sonst begrüßte, fiel ihm zwar auf, aber er schob es darauf, dass er einfach noch immer sauer war. Und dass Law in seinem Arm lag. „Danke! Du warst aber echt lange unterwegs... was geht da draußen?“

Kid fragte sich noch immer, wie Killer sie am Abend zuvor gefunden hatte.

„Nichts Gutes!“ antwortete der Blonde und seufzte. „In der Unterwelt herrscht Chaos... der Krieg zwischen Blackbeard und Donquixote spaltet nahezu alles in zwei Lager.“

„Wie... hast du uns gestern... gefunden?“

Killer sah kurz auf den noch immer schlafenden Law, dann wieder zu Kid.

„Ich war gerade was trinken, als mich Heat angerufen hat...“ Heat war ein sehr guter Bekannter der beiden... Er war es, der Kid damals seinen ersten Auftrag verschafft hatte und Kid und Killer in die Unterwelt Japans eingeführt hatte. Er war etwas, das einem Freund noch am nächsten kam.

„Er fragte mich, ob ich wisse, wo du bist... ich sagte ihm, du seist sicher, aber er ließ einfach nicht locker... Ich solle dringend nach dir sehen, er habe da Gerüchte gehört. Ich hab versucht, dich anzurufen, aber als du nicht ran bist, bin ich zum Haus gefahren. Als ich davor stand, habe ich in der Entfernung die Schüsse gehört... Ich habe keine Ahnung, woher er die Infos hatte, ich hab ihn seitdem nicht gesprochen, aber ich werde ihm dafür noch nen Blumenstrauß zukommen lassen... ohne die Info wärt ihr beide jetzt tot!“

Kid sah Killer die ganze Zeit an, doch als er fertig war, senkte er den Kopf und sah auf Law. Schlief er wirklich noch immer?

Er hob den Blick wieder, sah zu Killer.

„Dann muss ich wohl auch ihm danken...!“

„Du musst so einigen danken... ihr beide. Ich verstehe noch immer nicht, wie ihr so dämlich sein konntet, aber das Glück ist mit den Dummen!“

Kid verzog bei der abfälligen Aussage das Gesicht, so gut er es zumindest konnte.

„Ich hab das jetzt verstanden... WIR haben das verstanden... du hingegen versuchst wohl kein Stück, mich zu verstehen...!“

Killer seufzte, sah Kid nicht mehr an.

„Doch, natürlich verstehe ich dich... du wolltest ein normales Leben... zumindest für einen Tag. Und Kid... niemand gönnt dir das weniger, als ich. Ich habe mir, schon immer, nichts mehr für dich gewünscht, als ein normales, glückliches Leben ohne Gewalt und das weißt du. Aber es ist dafür zu spät! Du wirst niemals wieder ein normales Leben haben und diese Entscheidung hast du selbst getroffen, als du deinen ersten Mord begangen hast! Also leb mit den Konsequenzen und sei nicht mehr so leichtsinnig... das gilt für euch beide! Ihr seid nun mal nicht mehr irgendwer, egal wie verknallt ihr seid!“ knurrte der Blonde und erhob sich von seinem Stuhl.

Kid sah dabei nicht auf... die Worte seines besten Freundes trafen ihn... denn leider hatte er recht. Sie würden niemals ein normales Leben haben, dabei wünschte sich doch vor allem Law genau das. Er sah auf seinen Freund und wie sein Gesicht angespannter wurde. Er presste die Augen zusammen, krallte sich leicht in Kids Shirt und wollte scheinbar einfach nicht die Augen öffnen, um der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Denn wach war er, daran hatte Kid keinen Zweifel mehr.

„Ich werde jetzt gehen!“ kündigte Killer an. Kid sah doch wieder hoch, in die Augen seines besten Freundes.

„Akira bat mich zu bleiben, weil der große Don ja später noch kommt und mir sicher danken will, aber ich werde mich dem nicht stellen. Ich will mit dieser ganzen Sache so wenig am Hut haben, wie nur irgendwie möglich. Aber wir bleiben in Kontakt...!“

Bei seinen Worten kam Killer nun doch wieder runter zu Kid, beugte sich über ihn und legte seine Stirn an die des anderen.

„Werd wieder gesund! Und lern daraus... ich komme nochmal, wenn du mich brauchst, aber ansonsten halte ich mich raus!“

Kid nickte etwas.

„Danke... für alles! Tut mir Leid, dass ich dir Sorgen gemacht habe...!“

Killer lächelte, erhob sich wieder und strich Kid kurz über den Kopf.

„Ich mach mir immer Sorgen um dich... Idiot!“ Damit ging er zur Tür, sah nochmal kurz zurück.

„Selber Idiot!“ sagte Kid schmunzelnd, bevor sein bester Freund mit einem „Bis dann!“ aus der Tür verschwand.

No.45

Kid sah Killer nur kurz nach, ehe er den Kopf senkte und wieder zu Law sah. Sanft gab er ihm einen Kuss auf den Kopf.

„Bist du wach?“ fragte er leise.

Law nickte nur etwas, ehe er die Augen endlich öffnete. Aber er sah nicht zu Kid, sondern starrte über seine Brust hinweg ins Leere.

„Wer... war dein erstes Mordopfer?“ fragte er leise. „Und wieso?“

Kid hatte mit der Frage nicht gerechnet. Doch er würde sie ihm beantworten.

„Mein... mein Vater!“ sagte er leise.

„Nachdem er meine Mutter getötet hat... habe ich mit meinen eigenen Händen dafür gesorgt, dass er nie wieder jemandem wehtun kann...!“

Law schockierten Kids Worte, obwohl er, zumindest zum Teil, wusste, was sein Vater ihm angetan hatte. Er hob den Kopf und sah ihn an.

„Du... hast ihn selbst umgebracht?“ Er setzte sich etwas auf, griff nach Kids Hand.

„Was... ist damals passiert, Kid... ich will es wissen.“

Natürlich wollte Law es wissen... und wieso sollte er es ihm jetzt noch verschweigen?

„Es... war an meinem 14ten Geburtstag. Ich habe dir ja erzählt, dass wir schon immer Arm waren. Meine Mutter hat zwar wie verrückt gearbeitet, aber mein Vater hat das ohnehin schon wenige Geld größtenteils versoffen. Mum hat heimlich immer ein wenig weggelegt, dass sie mir und Jake zumindest ab und zu eine Freude machen konnte.“

„Jake?“ fragte Law nach, den Namen hatte er noch nie erwähnt. Kid fiel der Fehler auf.

„Achso... Jake ist mein Halbbruder, von dem ich dir erzählt habe... er lebte damals gerade erst zwei Jahre bei uns... Er war bei einem von Vaters Liebschaften entstanden... er war gerade mal acht... seine Mutter ist bei einem Autounfall gestorben und mein Vater war sein einziger, lebender Verwandter. Ich habe mir damals gewünscht, das Jugendamt hätte auch nur einmal einen Blick darauf geworfen, wo sie ihn hingebracht haben... dann wäre ihm so viel Schlimmes erspart geblieben. Ich habe ihn beschützt, so gut ich konnte... er hat nie auch nur einen Schlag von ihm bekommen. Ich... hab alles auf mich genommen, egal was es war... ich wollte nicht, dass ihm das Gleiche passiert, wie mir... und Mum hat ihn aufgenommen, als wäre er ihr eigener Sohn. Jake konnte für all das ja nicht das Geringste!“

Kid machte eine Pause, es strengte ihn an, das sah Law. Aber seine Taten und Worte beeindruckten ihn. In seinem Herzen war Kid so ein guter Mensch...

„Er hat dich sicher bewundert...“ sagte Law sanft. Kid lächelte.

„Ich... glaube schon... aber er hatte so viel Angst... er hatte vorher ein wunderschönes Leben bei seiner Mutter... und dann wurde er in diese Hölle geschickt.“ Kid schmerzte es, wenn er daran zurück dachte... mehr als es seine Wunden taten.

„An meinem Geburtstag war gerade der erste Jahrmarkt in der Stadt. Jake wollte so gerne hin... ich auch... und meine Mutter erfüllte uns diesen Wunsch. Wir hatten nicht genug Geld, um jedes Karussell zu fahren, aber wir bekamen Zuckerwatte, durften Dosen werfen und Riesenrad fahren. Wir hatten unglaublich Spaß und vor allem Jakes Augen strahlten zum ersten Mal seit Jahren wieder.“ Erneut pausierte Kid, lächelte traurig. Die Gedanken an früher wühlten ihn auf.

„Als.. wir heim kamen wartete mein Vater da... Er saß auf dem Sofa und starrte uns nur an. Meine Mum schickte uns hoch, aber ich wollte nicht gehen... Ich hatte Angst um sie. Jake klammerte sich an mich, als mein Vater aufstand und auf meine Mutter zuging. Er fragte sie, was die Scheiße sollte... und dass er keine Kohle mehr für Alk hatte, die hätten wir ja gerade verprasst. Ich weiß nicht mehr, was sie geantwortet hat, aber von einer Sekunde zur nächsten, begann er zu schreien... er ging auf sie los... Meine Mum wich zurück, als er sie das erste Mal schlug, doch der zweite Schlag, traf sie so hart, dass sie stürzte.“

Kids Stimme begann zu zittern, seine Hand ebenso... Law griff danach, um ihm Halt zu geben.

„Sie... sie fiel auf den Glastisch im Wohnzimmer... der Tisch zerbrach unter ihr und sie schlug mit dem Kopf auf die Ecke des Metallgestells...!“ Kid schluckte, sein Atem beschleunigte immer mehr. Die Aufregung war Gift für seinen verletzten Körper, aber Law konnte ihn jetzt nicht mehr stoppen.

„Ich bin zu ihr gerannt... Jake schrie, weinte... doch ich hatte nur Augen für sie... ich kniete mich neben sie, rief ihren Namen... doch sie rührte sich nicht mehr. Sie war sofort tot. Mein Vater stand daneben... ich glaube, er war in dem Moment selbst geschockt über das, was er getan hatte... aber das war mir völlig egal. In mir stieg eine Wut auf, die ich bis dahin noch nie gespürt hatte... ich hatte so unendlich viel Hass auf diesen Mann, der mir irgendwie Kraft verliehen hat. Ich griff einen der Glassplitter... Er schnitt mir ins Fleisch, aber ich spürte keinen Schmerz. Ich spürte nur Wut, als ich auf ihn losging und ihm die Scherbe in den Hals rammte.“

Law erinnerte sich an die Narbe in Kids linker Handinnenfläche. Man sah sie zwar gerade durch den Verband nicht, aber eine neue würde auf dem Handrücken dazu kommen.

„Mein Vater strauchelte... er fiel rückwärts auf den Boden, direkt vor Jake, der sich in eine Ecke gekauert hatte. Er hielt sich die blutende Wunde, rang nach Luft... aber ich konnte nicht stoppen... ich... war in meinem ersten Blutrausch. Ich ging nochmal auf ihn los, beugte mich über ihn und stach zu... immer und immer wieder... ich glaube mein Vater war schon nach dem ersten Stich tot, aber ich hörte nicht auf... bis mich jemand an den Schultern packte und von ihm wegzog.“

Law konnte sich sofort denken, wer das gewesen war.

„Es war Killer... er wollte mich eigentlich nur abholen, um meinen Geburtstag ‚richtig‘ zu feiern, doch er lief in ein Blutbad. Er zog mich von ihm weg, in seine Arme und sprach beruhigend auf mich ein... Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, aber irgendwann drang wieder das weinen von Jake an meine Ohren. Als mein Bick wieder klar wurde, sah ich ihn in die Ecke gekauert sitzen, weinend und völlig verstört... Als ich auf ihn zugehen wollte, um ihn zu trösten und in den Arm zu nehmen, da... wich er vor mir zurück... er hatte furchtbare Angst vor mir...! Dieses Bild werde ich nie vergessen...“

Kid griff fester in Laws Hand.

„Killer war wohl der einzige, der bei Verstand war. Er zog mich weg von ihm... ich wollte Jake nicht alleine lassen, aber wenn die Polizei kam, würden sie mich festnehmen... Ich hatte schon damals ein langes Vorstrafenregister... mehrfache Körperverletzung, Diebstahl, Brandstiftung... all solche Sachen, wofür ich aber aufgrund meines Alters nie in den Knast musste. Aber wenn jetzt auch noch Mord dazu kam, wusste ich, sie würden mir die Notwehr nicht abnehmen, sondern vielleicht sogar noch den Tod von beiden mir zuschreiben. Also bin ich geflohen... Killer hat mich verarztet und erstmal versteckt... aus den Zeitungen habe ich entnommen, dass sie Jake irgendwann gefunden und in seelische Betreuung gegeben haben... ich denke, er kam danach ins Heim oder in eine Pflegefamilie, aber ich habe ihn nie wieder gesehen. Ich hingegen wurde als mordendes, psychopathisches Kind in den Berichten dargestellt... wenn... wenn auch nur einer gewusst hätte, was ER mir in meinem Leben angetan hat, dann...“ Kid pausierte kurz und seufzte leise. „Aber es interessierte niemanden. Sie sahen nur, was sie sehen wollten. Ich bin ein paar Monate später mit Killers Hilfe nach Japan geflohen, aber... den Blutrausch habe ich nie vergessen... es hatte sich gut angefühlt... mächtig irgendwie. Ich habe niemals bereut, ihn getötet zu haben. Ich habe nur bereut, dass ich es nicht viel früher getan habe, um Mum das Leben zu retten!“

Law hielt Kids Hand noch immer in der seinen... er wusste zwar noch immer nicht, wie er zu seinem ersten Auftragsmord gekommen war, aber... er wusste jetzt, wieso er diesen wohl angenommen hatte.

„Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was einen so... liebenswerten Menschen wie dich, dazu gebracht hat, Menschen für Geld zu töten... aber ich verstehe es jetzt. Du bist nur zu dem geworden, was die Menschen in dir gesehen haben... genau wie ich.“ Sagte er leise und sah auf ihre verschlungenen Hände.

Kid atmete schwer, sah aber dennoch hoch zu Law. Er konnte seinen Blick nicht deuten... hatte ihn die Geschichte seiner Vergangenheit abgeschreckt?

„Aber... Killer hat Unrecht! Deine Vergangenheit hat dich zu dem gemacht, der du heute bist... wir beide können unsere Taten nicht ungeschehen machen, aber... wir können nochmal neu anfangen, wenn wir das wirklich wollen. Vielleicht nicht hier, und vielleicht auch nicht in Amerika, aber... irgendwo gibt es auch für uns einen Ort, an dem wir... einfach leben können... Kid, du... du bist kein schlechter Mensch! Im Gegenteil... du bist ein wunderbarer Mensch! Du hast deinen Bruder beschützt... du hast deine Mutter schützen wollen... und du willst mich und Killer schützen. Du kämpfst für das, was du liebst. Du bist nicht das Monster, als das dich die Medien darstellen... und für mich... bist du der Held in der goldenen Rüstung, der mir zu Hilfe eilte!“ sagte Law sanft und sah in die traurigen, schmerzerfüllten Augen des anderen.

„Law, ich...“ Kid fehlten die richtigen Worte... oder hatte er einfach nur Angst, sie auszusprechen?

„Ich... will mit dir neu anfangen...!“ Es war das, was er sich bisher nicht hatte eingestehen wollen, aber... der gestrige, wunderschöne Abend hatte ihm gezeigt, wie sehr er doch genau das wollte.

Law erstaunten Kids Worte, wo er sich doch genau das noch vor kurzem nicht hatte vorstellen können. Aber zeitgleich machten sie ihn auch unendlich glücklich, denn Law wünschte sich nichts mehr. Er beugte sich zu ihm, küsste ihn nochmal sanft.

„Dann werden wir das... sobald wir hier weg sind!“ hauchte er leise flüsternd.

Kid erwiderte den kurzen Kuss, lächelte danach.

„Okay...!“ hauchte Kid. „Ich... ahh...!“ Er kniff plötzlich die Augen zusammen, eine Welle des Schmerzes kam über ihn und er ließ Laws Hand los, legte sie an seine Rippen.

„Fuck... es wird... wieder schlimmer...!“ keuchte er angestrengt.

Law stand sofort von Bett auf.

„Ich gebe dir nochmal Schmerzmittel...!“ sagte er der gelernte Arzt und ging zum Medikamententisch. Er zog erneut eine Spritze auf, dieses Mal gab er auch, ohne Kids Wissen, etwas Beruhigungsmittel dazu. Nur eine geringe Dosis, aber er war sich sicher, Kid konnte es gebrauchen.

„Schließ die Augen!“ sagte er sanft, bevor er sich umdrehte. Kid tat es, er wollte die Spritze einfach nicht sehen, obwohl er Law mehr als jedem anderen vertraute.

„So, schon fertig...!“ hauchte Law und gab ihm noch einen sanften Kuss, ehe er das medizinische Werkzeug wieder weglegte.

„Du solltest dich jetzt wieder hinlegen... und etwas ausruhen.“

Kid öffnete nach dem Kuss wieder die Augen, sah Law müde an und nickte.

„Ja, ist... vielleicht besser...!“ sagte er leise.

„Okay!“

Law half Kid wieder, sich aufzusetzen, auch wenn das kurzzeitig für ihn wieder schmerzhaft war. Er beeilte sich, die Kissen wieder wegzunehmen und nur das zum Schlafen nochmal aufzuschütteln. Vorsichtig ließ er ihn dann wieder zurück ins Kissen sinken, sodass sein verletzter Freund wieder flach auf dem Rücken lag.

„So okay?“ fragte er sanft, als er sich auch wieder neben ihn sinken ließ. Kid nickte etwas, zog Law in seinen Arm. Er wollte ihn bei sich spüren.

„Ja, es geht schon... ich bin sicher, das Schmerzmittel wirkt bald!“

Law nickte.

„Das wird es...!“ sagte er leise, ohne Kid anzusehen. Er legte seine Hand auf seinen Bauch, streichelte ihn etwas. „Danke, dass du mir das alles erzählt hast... aber... darf ich dir noch eine Frage stellen?“

Kid hatte die Augen bereits geschlossen gehabt, öffnete sie aber nochmal.

„Alles, was du willst!“

Law zögerte kurz, aber wenn nicht jetzt, wann dann?

„War... es auch dein Vater, der dich... missbraucht hat?“

Kid hatte auch mit dieser Frage keineswegs gerechnet... er verkrampfte sich. Aber er hatte Law gesagt, er könne alles Fragen... also musste er auch antworten.

„J-ja...!“ antwortete Kid nur leise. Law spürte seine Anspannung.

„Wie lange... musstest du das ertragen?“ fragte er weiter.

Wieder zögerte Kid, schloss die Augen. Vor seinem inneren Auge sah er die schrecklichen Bilder der Vergangenheit wieder... den ekelhaften Keller, in dem er es meistens getan hatte. Das widerliche Sofa, über das er ihn gelegt hatte... und die Peitsche, mit der er ihn geschlagen hatte.

„Seit... ich neun war... bis zu seinem Tod...!“ sagte er mit zitternder Stimme leise. „L-Law... Ich... ich kann nicht...!“

Kid öffnete wieder die Augen und sah seinen Freund gequält an.

„Ich kann... darüber einfach nicht sprechen...!“

Law sah zu Kid. Das Leid in seinen Augen war kaum zu ertragen. Er strich ihm über die Wange, beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft.

„Tut mir Leid... Es tut mir alles so Leid, was du ertragen musstest... Und dass ich gefragt habe! Du musst nie wieder darüber reden, versprochen!“ sagte er sanft. Mehr wollte Law, wenn er ehrlich war, auch gar nicht wissen. Er wusste selbst ganz genau, wie es sich anfühlte. Er war zwar kein Kind mehr gewesen, als der Don sich das erste Mal an ihm vergangen hatte... aber auch er ertrug diese Grausamkeit schon seit Jahren. Er konnte sich in etwa vorstellen, wie es sich für den jungen Kid angefühlt hatte.

„Ruh dich jetzt aus... ich bleibe bei dir!“ hauchte Law sanft.

Kid nickte, schloss wieder die Augen. Doch wirklich Ruhe fanden seine Gedanken nicht... er dachte an früher... wie man sich an ihm vergangen hatte... und dann an Law, der das noch immer ertragen musste.

„Was ist... wenn er kommt?“ fragte er nach zehn Minuten Stille.

„Was meinst du?“ fragte Law und sah wieder in Kids Gesicht, der aber noch immer die Augen geschlossen hatte.

„Wenn... er kommt... und du liegst in meinem Arm, dann... bringt er uns um...!“ Kid sprach langsam, angestrengt... das Beruhigungsmittel schien zu wirken.

„Ich... ich will dich aber nicht alleine lassen, Kid... wenn du mich brauchst, dann...“

„...dann rufe ich dich...!“ beendete Kid den Satz und öffnete doch nochmal die schläfrigen Augen.

„Ich... penn doch eh fast... ich... will dich bei mir, aber... wir wissen nicht, wann er kommt... wenn wir beide einschlafen, dann... wachen wir vielleicht nicht mehr auf... Nur für heute Abend... solltest du vielleicht lieber... rüber gehen...!“

Law setzte sich bereits auf, sah unglücklich runter zu Kid. Er hatte wohl Recht. Aber es fiel ihm so unendlich schwer, ihn jetzt alleine zu lassen. Vor allem, nachdem er ihm seine aufwühlende Vergangenheit erzählt hatte. Er beugte sich nochmal zu ihm runter, küsste ihn zärtlich und strich ihm über die Wange.

„Wenn irgendwas ist, dann... rufst du mich, ja? Dein Handy liegt da auch, ich mache meins auf Laut. Zögere bitte nicht, weil du denkst, ich schlafe, okay? Versprich es mir!“

„Ich... verspreche es... ich rufe dich, wenn ich dich brauche, aber... du kommst auch zu mir, wenn du mich brauchst, okay?“

Law lächelte und nickte etwas, küsste Kid nochmal.

„Versprochen!“ sagte er sanft, ehe er sich löste. Er deckte Kid richtig zu, stellte ihm noch ein frisches Wasser auf den Nachttisch, ehe er ihm noch einen Kuss gab und zur Tür ging.

„Schlaf gut...!“ hauchte er sanft, ehe er den Raum verließ und den verletzten Kid alleine zurück ließ.

No.46

Kid lag trotz des Beruhigungsmittels, von dem er nichts wusste, noch lange wach. Die Schmerzen ließen zwar nach dank der Schmerzmittel, aber er fand keine Ruhe... und er wusste auch genau wieso. Law war nicht bei ihm. Es war wie vor wenigen Wochen, bevor er Law kennen und lieben gelernt hatte. Es dauerte gut zwei Stunden, bis er doch irgendwann weg döste, aber die grausamen Bilder der Vergangenheit ließen ihn immer wieder hochschrecken. Durch das Medikament war es eigentlich fast noch schlimmer, weil er nicht gänzlich aufwachen konnte und immer wieder in grausame Träume gerissen wurde.

Er war Zuhause. In dem alten, völlig heruntergekommen Farmhaus, das ihm so viel Leid gebracht hatte. Sein Vater war da... er saß auf der Couch, als er heim kam... so wie damals an seinem Geburtstag. Doch dieses Mal war nicht seine Mutter an seiner Seite, sondern Law. Der Mann erhob sich, ging auf Law zu und begann, ihn anzuschreien. Kid war wie gelähmt, als sein Vater Law schlug und gegen die Möbel warf. Das Holz krachte, es war furchtbar laut, er hörte Geschrei... doch es war nicht die Stimme von seinem Vater... das Gepolter wurde immer lauter, und plötzlich wachte Kid auf. Er schnappte hustend nach Luft, wollte sich dabei aufrichten, doch konnte es vor Schmerzen nicht. Und dann hörte er, dass der Lärm nicht aufgehört hatte. Er träumte nicht mehr. Die Stimmen kamen näher... und Kid wusste jetzt ganz genau, zu wem diese eine, prägnante gehörte: Der Don war hier!
 

Nachdem Law Kid allein gelassen hatte, war er drüben in sein Bett gegangen. Kaum hatte er das Licht ausgemacht, hatte er die Sehnsucht nach seinem Freund so deutlich wie noch nie gespürt. Zu wissen, dass Kid dort drüben verletzte alleine lag, machte ihn unglücklich. Aber natürlich hatte der Andere völlig Recht. Es hätte ihren Tod bedeuten können, wenn der Don sie erwischt hätte, wie sie kuschelnd in einem Bett lagen.

Law sah immer wieder auf die Uhr... er lag sicherlich schon über eine Stunde im Bett, aber eigentlich war es noch gar nicht wirklich spät... gerade mal halb neun. Sie hatten die vergangene Nacht eben kaum geschlafen, da war es kein Wunder. Aber ob der Don heute wirklich noch kam? Law zweifelte daran, aber sicher war er sich natürlich nicht.

Etwas ganz anderes beschlich Law, und das war Hunger. Sie hatten heute beide kaum etwas gegessen... Kid auch kaum etwas getrunken. Morgen müssten sie das dringend wieder ändern. Am liebsten hätte Law den Hunger auch verdrängt... er war müde, er wollte endlich schlafen, aber es ging nicht. Also stand er eine halbe Stunde später nochmal auf und ging in die Küche. Auf dem Weg dorthin lugte er kurz bei Kid rein, doch der sah nicht auf, schien tatsächlich zu schlafen, also ließ Law ihn. Von seinen Albträumen sah er nichts.

Im Haus traf Law niemanden mehr. Die Familie hatte schon längst zu Abend gegessen und war wohl entweder auf ihren Zimmern oder im Wohnzimmer. Aber es war Law auch ganz recht. Er nahm sich nur ein paar Snacks in der Küche, ehe er diese auf dem Weg zurück in sein Zimmer verspeiste. Es würde bis zum Frühstück reichen.

Als er gut eine halbe Stunde später wieder in seinem Bett lag, fiel ihm das einschlafen deutlich leichter. Kid schlief, sein Magen war beruhigt und vom Don keine Spur. So driftete er irgendwann in einen doch recht tiefen Schlaf ab.

Es war mitten in der Nacht, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde und Law hochschreckte. Das Licht vom Gang blendete ihn, doch als der Mann, der in der Tür stand, das Zimmerlicht anmachte, erkannte Law sofort, wer es war. Schockiert blickte er in die Augen des Dons, die ihn böse anfunkelten.

„Helft Law aus dem Bett, Gentleman!“ befahl er mit kalter Stimme und sofort eilten zwei Männer an ihm vorbei in Laws Zimmer. Dass das hier sein privater Raum war, schien niemanden zu interessieren, als sie ihn an beiden Armen auf dem Bett rissen.

„H-Hey, l-lasst das, lasst mich los!“ fauchte Law und sah zum Don. „Was soll die Sch...“

Doch Law konnte nicht aussprechen. Der Don packte ihn an der Kehle und drückte zu.

„Schnauze!“ fauchte er ihn an. Law rang nach Luft, doch er sah mit Panik, wie der Don an ihm vorbei sah... direkt auf den Schrein, den Law gar nicht haben durfte. Donquixote ließ von Law an und ging auf den Schrein zu. Law sah ihm panisch nach.

„Das... das ist nicht...“ stammelte Law, aber was wollte er sagen? Das war nicht, wonach es aussah? Das war lächerlich. Es war genau das, wonach es aussah.

Der Blonde nahm das Bild von Laws Patenonkel mit der schwarzen Banderole von dem kleinen Holztisch und sah es einen Moment an. Im Raum schienen alle den Atem anzuhalten, bis er das Bild mit voller Wucht gegen die Wand warf. Die Scheibe zerbrach, ebenso wie der Rahmen. Doch als wäre dem nicht genug, trat er mehrfach mit aller Kraft gegen den liebevoll aufgestellten und behüteten Schrein, sodass der Holztisch und alles was darauf stand, lautstark zerbrach.

„NEIN!“ schrie Law, wollte sich aus dem Griff der Männer befreien, doch er war kam nicht los. Von dem Andenken an den geliebten Menschen blieb nur ein Trümmerhaufen übrig und Law kämpfte mit den Tränen.

„Was.. was hast du getan? ER WAR DEIN BRUDER, VERDAMMT!“ schrie Law wütend und verletzt, doch im selben Moment bekam er einen Schlag in die Magengrube. Der Don stand direkt vor ihm, doch Law kämpfte mit einem Würgreiz und einem stechenden Schmerz im unteren Bauchbereich.

„Wenn du ihn je wieder aufbaust... dann bringe ich dich um!“ knurrte der Don, ehe er einfach an Law vorbei ging.

„Mitkommen!“ befahl er, und die Männer folgten, schleppten Law, der noch immer Übelkeit verspürte, einfach mit. Er sah nach vorne, und wie der Don bei Kid ebenso respektlos die Tür auf riss, wie eben bei ihm. Law wurde eiskalt. Kid konnte sich nicht wehren... nicht in seinem Zustand.

„Oh gut, Kid, du bist wach, wie schön zu sehen!“ hörte Law den Mann höhnisch sagen, als die Männer auch ihn in das Zimmer schleiften. Donquixote setzte sich einfach neben Kid auf das Bett, überschlug die Beine und lehnte sich zurück. Er stützte sich dabei aber nicht auf der Matratze ab... er setzte die flache Hand direkt auf Kids Brustkorb und verlagerte sein gesamtes Gewicht auf ihn.

„HÖR AUF! Er ist verletzt, siehst du das nicht?“ schrie Law, doch der Mann lachte nur.
 

Kid konnte gar nicht so schnell reagieren, als seine Tür aufgerissen und das Licht angemacht wurde. Er war gerade aus seinem Albtraum aufgewacht, nur um in einem realen zu landen. Der Don stolzierte in das Zimmer, als wäre es sein eigenes. Kid versuchte sich aufzusetzen, doch er kam vor Schmerzen nicht hoch... und er konnte auch nicht zurückweichen, als der Mann sich einfach auf sein Bett setzte. Kurz darauf wurde Law in das Zimmer geschleift... Kid sah zu ihm hoch, doch bevor er irgendetwas sagen konnte, spürte er den stechenden Schmerz an seiner Brust. Er sah auf die Hand, sie sich brutal auf ihm abstützte.

„Ahhh... f-fuck...“ keuchte er, griff um das Handgelenk, um die Hand wegzuschieben, doch er hatte keine Kraft, der stechende Schmerz lähmte ihn. Er hörte Law schreien, doch er konnte nicht zu ihm sehen... er wollte nur dem Schmerz entrinnen.

„Ja... dass er verletz ist, sehe ich!“ antwortete der Don, und ignorierte die Hände, die versuchten seine zu lockern.

„Ihr beide seid verletzt, und weißt du, was ich mich frage? WIE ZUR HÖLLE KONNTE DAS PASSIEREN?“ schrie der Don und stützte sich dabei noch fester auf die Wunde. Kid wand sich vor Schmerz, strampelte mit den Beinen, doch er konnte nicht entkommen.

„L-Lass ihn gehen... b-bitte, du bringst ihn so um... er hat innere Verletzungen!“ flehte Law verzweifelt und versuchte erneut loszukommen.

„Ach, und wieso sollte ich ihn am Leben lassen? Er hat schon zwei Mal versagt, dich zu beschützen... das erste Mal konnte ich verzeihen, aber ein zweites Mal...? Also beantworte mir meine Frage... WIESO habt ihr das Onsen so leichtsinnig verlassen um auf EIN SCHEISS VOLKSFEST ZU GEHEN?“

Law zuckte erneut zusammen, sah zu Kid der vor Schmerzen kaum Luft bekam und ihn verzweifelt ansah.

„W-weil...“ Law stockte...

„Weil WAS?“ verlangte der Don erneut nach Antwort.

„Weil... es mein Geburtstag war!“ antwortete Law und sah wieder den Don an. Wütend und traurig zugleich.

„Weil Cora-san mit mir vor Jahren das letzte Mal an meinem Geburtstag dort war und ICH hin wollte!“ antwortete Law. „Außerdem waren es schon wieder DEINE scheiß Leute, die uns verpfiffen haben! Kid trifft keine Schuld! Er ist so schwer verletzt, WEIL er mich beschützt hat! LASS IHN GEHEN!“

Der Don rührte sich für einen Moment nicht, blickte Law nur durch die verdunkelten Gläser an. Dann drückte er sich hoch, abgestützt auf Kids Brust, von dem nur ein gequälter Schmerzenslaut kam und der sich dann, als er endlich befreit war, auf dem Bett krümmte und auf die Seite rollte.

Der Don ging auf Law zu, packte ihn erneut an der Kehle und drückte zu.

„Loslassen!“ befahl er den Männern hinter ihm, die sofort gehorchten und Law los ließen. Doch bevor Law, dem die Luft wegblieb, nach der Hand greifen konnte, die ihn festhielt, riss der Don ihn von den Füßen und schleuderte ihn hinter Kids Bett auf den Boden und gegen den Fernseher, der krachend zu Boden fiel. Law konnte sich kaum abfangen, stieß mit dem Rücken gegen das TV-Board und landete unsanft auf seinem rechten Arm.

„IHR BEIDE WERDET DAS ONSEN NICHT MEHR VERLASSEN, BIS ICH ES EUCH ERLAUBE, KAPIERT?“ schrie er und sah wütend zu Law.

„KEIN SHOPPING, KEIN FEST, KEIN VERGNÜGEN JEGLICHER ART, IST DAS JETZT KLAR?“

Law hielt sich den Hals, aber nickte leicht. Er zitterte, hatte Schmerzen, aber er wagte es nicht, Widerworte zu geben. Doch dem Don war es wohl nicht genug. Er ging nochmal auf das Bett zu, kniete sich neben Kid und drückte ihn erneut an seiner verletzten Brust brutal ins Bett.

„Und du... wenn du noch EINMAL zulässt, dass er verletzt wird, oder mich anderweitig enttäuschst... dann bist du tot, hast du das kapiert?“

Kid konnte kaum denken. Er spürte wieder diese Wut in sich... er hätte dem Don am liebsten auf der Stelle eine Kugel in den Kopf gejagt... aber das konnte er nicht... er konnte sich gerade nicht wehren... Also nickte er zitternd, keuchend vor Schmerz.

„V-verstanden...!“ kam es kraftlos von ihm, ehe der Druck endlich verschwand und der Don zur Tür ging.

„Wir gehen! Los!“ Damit folgten die Männer aus dem Zimmer und ließen Kid und Law zurück.

No.47

Kid war noch völlig überrumpelt, als sie wieder alleine waren. Seine Brust schmerzte bei jedem Atemzug, fast so sehr wie am Abend zuvor. Er rollte sich auf die rechte Seite und versuchte hochzukommen. Er hatte Law stürzen sehen, aber seitdem keinen Ton von ihm gehört und machte sich Sorgen.

„L-Law... alles okay?“ fragte er, während er sich mühsam hochdrückte. Doch er schaffte es einfach nicht, die Schmerzen waren zu groß, dabei wollte er einfach nur zu seinem Freund.

„J-ja... bleib... bleib liegen! Ich komm zu dir...!“ kam es von Law zurück, der wohl geahnt hatte, dass Kid Anstalten machte, aufzustehen. Er erhob sich mühsam und hielt sich den noch immer schmerzenden Magen, während er langsam zum Bett kam und sich neben Kid darauf sinken ließ. Ihm standen die Tränen in den Augen, er zitterte, als er Kid vorsichtig über das Haar strich.

„Ist... alles okay?“ fragte er leise.

Kid sah zu Law, als dieser sich aufgerappelt hatte, doch er sah, wie sehr der andere litt... körperlich und mental. Er verdrängte seinen eigenen Schmerz für einen Moment und setzte sich mühsam auf, als Law neben ihm saß.

„Mir... geht’s gut...!“ sagte er leise und zog Law mit dem rechten Arm einfach zu sich, drückte ihn an die unverletzte Seite seiner Brust und gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

„Es... es ist alles gut, Law... ich bin bei dir! Bist du verletzt?“

Eigentlich war Law gar nicht recht, dass Kid sich aufsetzte, aber als er ihn in seinen Arm zog, ließ er es zu und schob vorsichtig die Arme um ihn, schloss die Augen und schmiegte sich an.

„N-Nur... ein bisschen!“ kam es leise von Law. Kid hörte, dass ihm die Tränen liefen... er zitterte in seinem Arm.

„E-Er hat... ihn gesehen... den Schrein... und zerstört... er hat Coras Bild einfach gegen die Wand geworfen, als wäre er nie etwas wert gewesen... I-ich hasse ihn so sehr!“ schluchzte Law leise.

Kid strich seinem Freund ein wenig über den Rücken, hauchte ihm noch einen Kuss auf den Kopf.

„Ich weiß...!“ sagte er leise und kam dicht an sein Ohr.

„Er wird dafür büßen, Law... für all das hier... Die Zeit wir kommen und dann... werde ich ihn umbringen...“ flüsterte er in sein Ohr.

Law klammerte sich an Kid und nickte nur, versuchte die Tränen wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Wir schaffen das zusa...“ Kid konnte den Satz nicht beenden, weil er plötzlich husten musste. Er krallte sich dabei in Laws Shirt, verkrampfte sich am schmerzenden Brustkorb. Doch viel schlimmer war, dass er plötzlich einen metallischen Geschmack Mund hatte. Nur ganz leicht, aber die Angst, dass seine inneren Verletzungen doch wieder aufgegangen waren, war präsent.

Bei Law klingelten ebenso die Alarmglocken und er richtete sich sofort auf.

„Du musst dich wieder hinlegen... deine Wunden!“ sagte er sofort und Kid nickte nur leicht, ließ Law los und sich langsam und vorsichtig zurück in die Kissen sinken. Besorgt schob Law das Shirt hoch und sah auf Kids verbundenen und von dem Korsett halb verdeckten Oberkörper.

„Ich... würde am liebsten nach deinen Wunden sehen, dafür muss ich dir aber das Korsett ausziehen... wie geht es mit dem Atmen?“ fragte Law.

„Wieder schlechter...!“ antwortete Kid ehrlich, doch etwas anderes zog seine Aufmerksamkeit auf sich.

„Da... da kommt jemand...!“ sagte er leise, er hörte Schritte auf dem Gang. Law hob sofort den Kopf, zog Kids Shirt wieder etwas runter. Er hatte Angst, es war nochmal der Don, doch es war Akira, der kurz darauf in der noch offenen Tür stand.

„Ist alles okay bei euch?“ Auch er hatte ein blaues Auge und Law konnte sich denken, woher das kam.

„Es geht so... ist bei dir alles okay? Und bei den anderen? Was ist mit deinem Auge?“

Akira betrat den Raum, seufzte leise.

„Ist halb so schlimm, aber... so wütend war er noch nie. Er hat die Schuld für das alles meiner Mutter gegeben, weil sie Shouji euren Aufenthaltsort genannt hatte. Ich habe ihre Strafe auf mich genommen... sie konnte es einfach nicht ahnen.“ Sagte er ruhig und kam zum Bett.

„Sind... sie weg?“ fragte Law.

Akira nickte.

„Sind sie... sie sind direkt weiter das Tokyo, wollten wohl nur einen Zwischenstopp machen, um uns die Leviten zu lesen.“ Er sah auf Kid und wie schwer er wieder atmete.

„Ist sicher alles okay bei euch?“

Wieder musste Kid wie aufs Stichwort husten, drehte sich dabei etwas zur Seite.

„Er... hat sich einfach auf Kids Wunden gestützt... ich weiß nicht, wie schlimm es ist... kannst du mir helfen, ich will ihm kurz das Korsett abnehmen!“

„Natürlich!“

Gemeinsam mit Akira öffnete Law das Stützkorsett an dem Klettverschluss vorne in der Mitte. Kid ließ es einfach über sich ergehen, schloss die Augen und versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen. Schon als Law das Korsett öffnete, sah er auf dem Verband einen Hauch von frischem Blut, das durch den Stoff sickerte. Die äußerliche Wunde schien durch den Druck aufgegangen zu sein und Law war froh, dass er sich entschieden hatte nachzusehen. Vorsichtig schnitt er den Verband auf und Akira half, ihn unter Kid rauszuziehen. Beide waren schockiert über das Ausmaß an Prellungen, das darunter zum Vorscheinen kam. Fast die gesamte linke Seite war von dunkelblauen bis schwarzen Flecken bedeckt und mitten drin war die genähte, lange und tiefe Schnittwunde, die wie vermutet an einer Stelle wieder nachblutete.

„Ich brauch frisches Verbandszeug und Nadel und Faden...!“ sagte Law zu Akira, der nickte und stand vom Bett auf.

„S-so schlimm?“ fragte Kid, der noch immer nicht hinsah, sondern die Augen geschlossen ließ.

„Die Wunde ist wieder aufgegangen... ich muss mindestens drei... oder vier Stiche nachsetzen... willst du eine örtliche Betäubung?“

Kid schüttelte den Kopf. Die Schmerzen waren so präsent, dass es vermutlich eh keinen Unterschied mehr machte. Er spürte auch deutlich, wie sehr das Korsett half... ohne fühlte er sich zerbrechlich und ungeschützt.

„Ich... will nur nicht hinsehen...!“ Kid drehte den Kopf noch zusätzlich weg und legte einen Arm über seine Augen.

„Okay...“ sagte Law leise und nahm von Akira das Werkzeug entgegen, desinfizierte sich die Hände und begann mit der Arbeit. Er öffnete zunächst die alten Stiche und tupfte das herausströmende Blut ab, bevor er auch etwas Desinfektionsmittel auf den Tupfer machte.

„Achtung, das brennt...“ warnte er Kid, doch von dem kam nur ein kaum hörbares zischen, als Law die Wunde reinigte. Auch als er anfing, sie zu nähen, hörte man keinen Ton von dem Rothaarigen. Doch als Law gerade den letzten Stich setzen wollte, musste Kid erneut husten, heftig als davor. Er ließ die Augen geschlossen, hielt sich nur die Hand von den Mund.

Kid spürte schon dabei, dass ihm etwas mit hoch kam, was er nicht wahr haben wollte. Doch als Kid die Hand wegnahm und den Arm wieder über seine Augen legte, sah man es sofort.

„Er spuckt wieder Blut...“ sprach Akira aus, was alle drei wussten.

Law besorgte das enorm, doch er setzte trotzdem noch den letzten Stich.

„Ich werde dich gleich abhören, Kid. Mach dir keine Sorgen, wenn es nur so wenig ist, wird das wieder zu gehen!“ versuchte Law seinen Freund, aber vor allem auch sich selbst, zu beruhigen

Kid nickte nur, sah die beiden weiterhin nicht an... er wusste, dass keiner von ihnen in ihn sehen konnte. Sie wussten nicht, wie schlimm es war und ob es bei so wenig bleiben würde. Doch ändern konnten sie es auch nicht.

Nachdem Law die Wunde wieder verbunden hatte, hörte er Kids Lunge ab. Er hörte Geräusche, die dort nicht hin hingehörten, es war eindeutig dass auch in Kid die Wunden wieder aufgegangen waren. Aber dagegen konnte er nichts tun. Es war nicht so schlimm, wie am Tag zuvor und mit Glück, würde es wieder von alleine verheilen.

„Wenn es bis zum Morgen nicht besser ist, dann... muss er nochmal ins Krankenhaus...“ sagte Law zu Akira, nachdem sie Kid wieder das Korsett angezogen hatten und Law ihm sowohl Schmerzmittel, als auch Antibiotika nochmal gespritzt hatte.

„Ich weiß nicht, ob das momentan so einfach möglich ist... aber ich werde versuchen, das bis morgen früh abzuklären!“ antwortete der junge Mann.

„Okay.. danke...!“ sagte Law, als er wieder aufstand, sich dabei aber auch den Rücken hielt. Wenn Kids Zustand sich verschlechterte und er nicht ins Krankenhaus konnte... Law wollte es sich gar nicht vorstellen. Natürlich könnte er ihn selbst operieren, immerhin war er einer der besten Chirurgen im Land. Aber er konnte das nicht hier, nicht in diesem Haus... er brauchte einen Op-Saal, entsprechendes Werkzeug und Assistenten dafür. In Tokyo wäre es kein Problem... aber hier würde er nur zusehen können, wie sein Freund langsam an seinem eigenen Blut erstickte. Law wurde allein bei dem Gedanken schwindelig.

„Was ist... mit dir?“ fragte Kid dann leise, der versuchte, über seinen eigenen Zustand nicht großartig nachzudenken.

Akira sah kurz zu Kid, dann zu Law.

„Er hat recht... soll ich mir deine Verletzungen noch eben ansehen?“

Law winkte ab.

„Halb so schlimm... kümmere dich lieber um deine Familie!“

„L-Law... bitte...!“ kam es erneut von Kid, der endlich den Arm von den Augen nahm und ihn unglücklich ansah.

„Bitte lass... ihn dir helfen...!“

Law blickte ihn die Augen seines Freundes, ehe er nickte.

„Na gut...!“ sagte er leise und sah zu Akira.

„Er... hat mich geschubst und... geschlagen... das am Bauch kann ich selbst versorgen, aber... vielleicht kannst du dir mal meinen Rücken ansehen?“

Akira nickte und stand auf.

„Klar!“

Als Law sein Shirt auszog, sah man deutlich, wo er auf das TV-Board gefallen war. Er hatte eine Prellung und eine leichte Schürfwunde. Um beides kümmerte sich Akira, rieb Law ein und versorgte die Schürfwunde mit einem großen Pflaster. Auch seinen Bauch cremten sie etwas ein, mehr konnte man dort allerdings nicht machen. Nachdem auch Law versorgt war, ging Akira wieder zur Tür.

„Versucht etwas zu schlafen und zur Ruhe zu kommen. Kid... halt durch, okay?“ Kid sah zum dem schwarzhaarigen, als er ging, und nickte nur.

„Ich... versuch‘s!“

Als Akira weg war, ließ Law sich neben Kid ins Bett sinken, schob einen Arm sofort um ihn und schmiegte sich an.

„D-du... musst mehr, als es zu versuchen, okay? Du musst einfach durchhalten...!“

Dass Law wieder furchtbare Angst um ihn hatte, war Kid klar. Er legte den rechten Arm um ihn, schloss die Augen und sog seinen Geruch ein.

„Ich... lasse dich nicht allein, das hab ich dir versprochen...!“

„Ja... das hast du und... das musst du halten...!“ sagte Law leise und schloss die Augen.

„Das werde ich... versprochen!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Katsumi-Youko
2022-09-21T16:17:58+00:00 21.09.2022 18:17
Wann gibt es Nachschub?🤩
Von:  Sabi_
2021-03-13T17:49:09+00:00 13.03.2021 18:49
Liebe/r -MyNameisKid- - entschuldige, ich weiß nicht ob du Mann oder Frau bist - ich schreibe jetzt mal einen Review für deine Ff weil ich finde, dass sie das eindeutig verdient hat.

Ich mag das Setting sehr.
Kid als Auftragskiller ist einfach absolut passend und Law als Mitglied der Yakuza auch echt interessant. Dann die Tatsache, dass Kid Law töten soll und dies misslingt - Damit hast du eine Situation geschaffen, die sofort verspricht spannend zu werden.
Ich möchte dich hiermit bereits für diese tolle Idee meine Begeisterung aussprechen.♥️


Ich würde sagen, Kid und Law sind im Laufe deiner Geschichte etwas OC (da sie mMn 'sanfter', 'emotionaler' agieren, miteinander umgehen, als sie es in Anime tun würden), doch das macht absolut nichts, denn ich mag die beiden, so wie du sie in deiner Ff darstellst sehr gerne und finde auch, dass ihre Charaktere sehr stimmig sind, ihre Handlungen im Storyverlauf dazu passen wie du sie charakterlich darstellst. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine.

Gerade Laws Entwicklung in den ersten Kapiteln finde ich äußerst gelungen. Wie er die kühle Fassade nach und nach ablegt und sich Kid anvertraut, hast du wundervoll dargestellt.
Ich mag seine trotzig-rebellische Art und auch seine anfängliche Scheu und dann Liebenswürdigkeit Kid gegenüber in den Kapiteln, in denen sie sich näher kommen. 😊

Darauf werde ich aber im jeweiligen Kapitel noch eingehen, weil ich finde, dass du es einfach so sehr verdient hast, dass meine deine wundervolle Geschichte entsprechend kommentiert.♥️

Flamingo hingegen ist absolut IC, würde ich sagen, er ist so kalt, berechnend wie im Anime und beim Lesen habe ich immer seine Stimme im Ohr, diese Tonlage, in der er "Law." ausspricht. Da läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken.
Du hast ihn perfekt getroffen.

Verzeih, dass ich nicht beim ersten Kap einsteige, doch da es schon so viele sind, beginne ich gerade lieber bei einem, zu dem ich dir am meisten Rückmeldungen geben kann.
Ich hoffe, dies ist okay.

Ich muss gestehen, dass ich tatsächlich überhaupt nicht verstehen kann, warum zum Teufel du so wenig Kommentare hast.
Ich mag deine Story sehr.😊

Du beschreibst Kid und Law mit sehr viel Feingefühl, lässt sich die Liebesgeschichte zwischen ihnen langsam entwickeln und ich kann mich immer sehr gut in beide hineinversetzen.
Du schaffst es wunderbar die Atmosphäre der jeweiligen Situationen darzustellen.

Ich mag auch deinen Schreibstil, er ist flüssig, gut zu lesen und einfach Alles in Allem stimmig.


In diesem Kapitel hier, Nummer 4, schaffst du es in der Szene mit Flamingo und ihrem Gespräch wunderbar zu zeigen, wie Kid und Law sich bereits unterstützen.
Man hat als Leser das Gefühl, dass sie gut miteinander auskommen.
Dann erinnert Flamingo Law daran, dass dieser noch zu ihm zu kommen habe und Law reagiert mir Abweisung und Kälte auf Kid.

>>„Geht dich nichts an!“ kam es bissig von ihm und Kid wusste: Es hatte keinen Sinn nochmal zu fragen. Er folgte ihm durch die Gänge bis sie wieder vor Kids Tür standen. „Gute Nacht!“ sagte Law und ging schon weiter. „Zeigst du mir irgendwann auch noch deinen Schlafbereich?“ kam es frech grinsend von Kid, Law sah über die Schulter nochmal zu ihm. „Irgendwann… vielleicht!“ Er grinste, schien wieder deutlich entspannter, ehe er in seiner Tür verschwand. <<

Eine Abwehrreaktion. Doch Kid lässt sich nicht beirren und lenkt Law etwas ab. Das gefällt mir sehr gut.

Der Cliff ist spitze!

Das nächste Kapitel schilderst du ja dann Laws Albtraum und der Leser weiß nun was Flamingo ihm angetan hat.
Ich kommentiere dort weiter.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

Sabi

Antwort von:  -MyNameisKid-
03.06.2021 23:37
Oh mein Gott, vielen Dank für deinen unglaublich lieben Kommentar 😭 ich war leider lange nicht mehr eingeloggt und hab deinen ausführlichen Kommentar nicht gesehen, aber er freut mich unglaublich, vielen vielen Dank! Ich komme leider gerade gar nicht zum weiter schreiben, aber ich hab die geschichte nicht vergessen ❤️ Sie wird weiter gehen ☺️
Von:  Katsumi-Youko
2020-05-03T17:30:10+00:00 03.05.2020 19:30
Okay... Hallo nochmal 🤣

Also... Ich bin begeistert von deinem Werk... Hab lange nichts mehr hören lassen von mir, aber ich will mich bessern...

kid hat zum ersten Mal das Wort Liebe in den Mund genommen 😍💞💕❤️
Ich liebe die emotionale lage der Charaktere und auch das kid ganz klar sagt dass er nur law will... Ist zwar für killer kacke aber der findet bestimmt irgendwo außerhalb was neues zum verlieben.... Hach... Freue mich auf die nächste Zeit, wenn es hier wieder weiter geht... Ich bin definitiv da, werde lesen und wieder fleißig meinen Senf dazu da lassen, 🤣

Bis dahin, bleib schön gesund und mach weiter so

LG youko 😘☺️
Antwort von:  -MyNameisKid-
03.05.2020 23:18
jaaa, es war endlich Zeit, dass er es sagt <3 die beiden haben es verdient!
Ob Killer noch ne extra-Story bekommt steht tatsächlich noch gar nicht fest XD Aber wäre ja fast zu überlegen, ihm ein kleines Spinn-off zu geben... ich werde mir dazu mal Gedanken machen >3< (ich liebe Killer als Charakter nämlich eigentlich schon sehr XD)

bleib auch du gesund und ich freue mich immer wieder so sehr, wenn dir das was ich schreibe gefällt >3< <3
Von:  Katsumi-Youko
2020-03-02T08:03:50+00:00 02.03.2020 09:03
Yeah... Endlich *freu* es geht weiter 🤩

Schönes Kapitel, law sah bestimmt zum anbeißen aus... Und kid *sabber* auch sehr schön, wie du beschreibst, dass die beiden kaum die Finger voneinander lassen können... Ich mag das total, weil es gerade am Anfang eine Beziehung ja immer etwas schwierig ist 😅

Ich freu mich schon auf mehr

Lg youko
Antwort von:  -MyNameisKid-
03.03.2020 13:00
jaaa, ich hab Ferien! ich hoffe, ich komme in den zwei Wochen jetzt wieder etwas mehr dazu XD

hehe ja, vor allem wenn man so heiß aussieht! Mein Kopfkino von den beiden war auch unglaublich smexy >3<! zum sabbern!

vielen dank <3 wenn alles klappt kommt diese Woche ein weiteres Kapitel <3
Von:  Katsumi-Youko
2020-02-02T20:10:09+00:00 02.02.2020 21:10
Du hast mir den Tag gerettet... Deine updates zu sehen...

Mal wieder sehr interessant geschrieben und total niedlich.
Hat mir sehr gut gefallen. Wie immer eigentlich...

Lg youko
Antwort von:  -MyNameisKid-
02.02.2020 21:22
freut mich sehr, dass ich dir damit den Tag retten konnte >3< das bisher längste Kapitel XD aber guter fluff-porn braucht eben seine Zeit <3 Hoffe du hast noch nen schönen abend <3

Liebe Grüße, Kid <3
Von:  Katsumi-Youko
2020-01-31T22:26:30+00:00 31.01.2020 23:26
Juhu... Ja SO einen start in den Geburtstag würde sich wohl jeder wünschen... Ähm... Ja... Hehehe... Ich bekomme jedes Jahr von meiner Stadt meinen Geburtstag ausgerichtet... Mit großem Feuerwerk und rummel... Ist echt cool... Aber so geht's auch...

Wieder sehr schön geschrieben... Freu mich auf mehr...

Bis demnächst

Deine youko
Antwort von:  -MyNameisKid-
01.02.2020 10:13
WOAH, wie, du bekommst ein eigenes Fest *O*? das fände ich aber auch sehr nice! Fest bekommen die beiden ja auch noch, so fern es Kid dann besser geht! Aber erst gibs was anderes feines >3< hehehe

vielen Dank, freut mich dass es dir wieder gefallen hat >3<

liebe grüße, Kid <3
Antwort von:  Katsumi-Youko
01.02.2020 11:42
Ja denn immer zu meinem Geburtstag rum ist stadtfest... Ist voll toll und so... Ich mag das... Seid ich 18 bin hab ich jeden Geburtstag dort verbracht ist voll praktisch 😅
Von:  Katsumi-Youko
2020-01-26T13:48:06+00:00 26.01.2020 14:48
Nein... Armer law... Blöder Don (fall endlich tot um)...

Law glaub bitte weiter an Kids Gefühle... Sie sind doch echt... Lass dir nichts anderes einreden... Der blöde Vogel lügt... Jeder würde dich wollen (ich um dich in watte zu packen und mit kaffee ab zu füllen ;).. Aber vor allem um dich vor allem schlechten zu schützen...)

Mal wieder sehr fesselnd wenn auch grausam für law...

Bis demnächst

Lg Youko
Von:  Katsumi-Youko
2020-01-19T18:23:53+00:00 19.01.2020 19:23
Law ist wirklich ein guter pfleger und Arzt... Schade nur, dass er wieder durch die Hölle gehen wird... Der arme Kerl... Ich hoffe er packt das... Schön fand ich auch, dass Law Kid einen Ansporn gegeben hat, um schnell wieder gesund zu werden...

Hach... Alles in allem wieder einmal sehr schön geschrieben... Ich mag deinen Stil mit jedem Kapitel etwas mehr und werde geduldig, wie auch sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten!

Bis dahin Lg Youko
Antwort von:  -MyNameisKid-
19.01.2020 21:17
Vielen Dank >3< freut mich sehr, dass dir das Kapitel gefiel <3 Ich bleibe weiterhin fleißig!
Von:  Katsumi-Youko
2020-01-05T17:58:52+00:00 05.01.2020 18:58
Die Frau des Politikers kann einem schon geringfügig Leid tun...

Schön das kid 'zuhause' angekommen ist und ihm auf dem Weg nichts passiert ist... Blöd nur, dass das fieber ihn so außer Gefecht gesetzt hat und er es leider nicht mehr zu law geschafft hat... Ist wirklich schade

Mal wieder sehr fesselnd und mitreißend

Freu mich auf mehr, also bis die Tage

Lg Youko
Antwort von:  -MyNameisKid-
12.01.2020 21:20
gerade geht es leider sehr schleppend voran, aber ich hoffe du freust dich über das neue kapitel >3<
liebe grüße, Kid <3
Antwort von:  Katsumi-Youko
13.01.2020 07:02
Ich freu mich sehr... Bin leider gerade in einer ähnlichen Situation wie Kid und liege gänzlich entschärft im Bett...
Antwort von:  -MyNameisKid-
13.01.2020 20:56
oh nein, du arme! gute besserung >3<
Antwort von:  Katsumi-Youko
13.01.2020 21:14
Danke *hust, schnief, thermometer ausspuckt und tee trink*

Ich hasse den winter echt so hart...
Von:  Katsumi-Youko
2020-01-03T14:25:48+00:00 03.01.2020 15:25
Oje oje... Wo steckt denn kid? Armer Law... Ich kenn das auch... (wenn mein Mann Nachtdienst hat und früh um sieben noch nicht im Bett ist)

Ist ja aber auch egal... Schön geschrieben... Die shopping tour fand ich sehr gut und laws einfühlsame worte an kid, bezüglich seiner Erscheinung waren unheimlich schön... In der kurzen Situation davon hab ich im ersten Augenblick gedacht, die fallen gleich im laden übereinander her... Wäre sicher genau so nice gewesen, wie laws versprechen an kid, es nach getaner Arbeit zu machen...

Ich freu mich auf mehr... Bei der Länge des Kapitel war die Wartezeit gar nicht so schlimm... Aber mach dir keinen Stress... Ich warte gern...

Also bis die Tage

Lg Youko
Antwort von:  -MyNameisKid-
03.01.2020 23:12
Ja, das muss ein schreckliches Gefühl sein :( glaub ich dir!

freut mich, dass es dir gefällt >3< ich arbeite schon fleißig am nächsten!


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