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Eine Kirschblüte reist durch die Zeit

von

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Prolog


 

*
 

„Du willst direkt in die Bibliothek?“
 

Sakura nickte. „Ich fertige die Präsentation lieber jetzt schon an und kümmere mich das Wochenende um nichts.“
 

Ino schmollte. „Das heißt, ich muss alleine fahren.“ Sie seufzte und umarmte ihre Freundin zum Abschied vor der Bibliothek, bevor sie den Weg mutterseelenallein zum Bahnhof einschlug.
 

Sakura hingegen deponierte ihre Sachen in einem der Schränke im Untergeschoss der Bibliothek und suchte einen PC-Raum auf. Die Präsentation musste sie nächste Woche Freitag halten. Der Lehrer hatte die Themen selbst vergeben und Sakura musste über eine historische Persönlichkeit recherchieren.
 

Uchiha Madara schrieb sie auf ihrem Block ganz oben und unterstrich den Namen. Uchiha Madara und Senju Hashirama waren die Gründer der Stadt – damals ein Dorf –, in der Sakura seit ihrer Geburt vor fast siebzehn Jahren lebte. Die Gründung war etwa sechshundert Jahre her. Damals waren die Menschen in Shinobi und Zivilist geteilt und sowohl Madara als auch Hashirama waren von Kindesbeinen an Shinobi gewesen, feindliche Shinobi, wohlgemerkt.
 

Im fahlen Licht der Novembersonne, das durch das Fenster zu ihrer Linken fiel, tippte Sakura Madaras Namen in das Suchfeld ein und war verwundert, nur zwei Bücher und zwei Artikel zu finden. Aus ihrer natürlichen Neugierde heraus löschte sie Madaras Namen und ersetzte ihn durch den von Hashirama. Es überraschte sie nicht, deutlich mehr Literatur zu Hashirama zu finden, den man den Gott der Shinobi nannte. Sakura empfand ein wenig Mitleid für Madara. Aber immerhin wurde er im Unterricht nicht komplett vernachlässigt.
 

Sie fand die Bücher nur mit Mühe. Sie waren sehr dünn und Sakura hätte sie beinahe im Regal übersehen. Ein wenig enttäuscht über so wenig Material zu einem der Gründungsväter nahm Sakura wieder Platz im PC-Raum und vertiefte sich in die erste Lektüre.
 

Zwei Stunden später hatte sie ihre Präsentation stichpunktartig auf Papier und dehnte sich zufrieden und ausgiebig auf dem Stuhl. Sie stellte die Bücher zurück ins Regal und bewegte sich durch die stillen Gänge, auf denen sie niemanden traf.
 

Uchiha Madara war eine unfassbar tragische Figur. Er hatte seine Eltern verloren, seine Brüder, seinen Verstand. Das Dorf, dem er seinen Namen gegeben hatte, strafte ihn mit Misstrauen und Abstand, obwohl Senju und Uchiha, einst einander hostil gesinnte Clans, Frieden geschlossen hatten. Offenbar fand Madara seinen Platz im Dorf nicht. Sakura konnte nicht sagen, wieso, doch sie fühlte eine tiefe Verbundenheit zu diesem unbekannten Mann, dessen Lebensgeschichte sie berührte.
 

Sakura merkte nicht, wie sich die Gänge zu verformen begannen. Die Wände wurden niedriger, die Regale kleiner und anstelle von Büchern waren in den Regalen plötzlich behelfsmäßig zusammengebundene gelbliche Papierbögen und Schriftrollen vorzufinden.
 

Als sie die Veränderung bemerkte, befand sich Sakura plötzlich an einem Ort, den sie nicht kannte. Die Bücher glitten ihr vor Unglauben aus den Händen und sie starrte mit geweiteten Augen und geöffnetem Mund auf die Männer, die vor ihr saßen. Der eine sah doch glatt aus wie…
 

Kaum hatte sie sich versehen, fand sich Sakura auf dem harten Boden wieder. Sie keuchte auf, als sich jemand mit seinem gesamten Gewicht auf ihren Rücken setzte. Man zerrte ihren Kopf an den Haaren hoch. Sakura schrie auf, verstummte aber augenblicklich, als sie etwas Scharfes und Kaltes an ihrer Kehle spürte. Ein Schauer jagte über ihren besetzten Rücken.
 

„Wer bist du?!“
 

„H-Haruno! Mein Name i-ist Haruno Sakura!”, brachte Sakura wimmernd und den Tränen nahe hervor. War sie in der Bibliothek eingeschlafen und träumte? Wieso fühlte sich das Messer – Sakura vermutete, dass es ein Messer war – an ihrer Kehle so echt an?
 

„Der Name sagt mir nichts“, knurrte der Mann, der auf ihrem Rücken saß. „Zu wem gehörst du? Zu den Senju, diesen Bastarden? Zu den Uzumaki? Bist du ein Spion? Raus mit der Sprache!“
 

Sakura war viel zu durcheinander und viel zu ängstlich, um den genannten Namen eine Bedeutung zuzuweisen. „Ich gehörte zu niemandem!“, rief sie tränenerstickt. „Mein Name ist Haruno Sakura. Meine Eltern sind Haruno Kizashi und Mebuki.“ Unter Tränen ratterte Sakura ihr Alter, ihre Adresse und den Namen ihrer Schule herunter in der Hoffnung, dass der Mann endlich aufhörte, sie zu bedrohen.
 

Es herrschte kurz Stille, in der nur Sakuras Schluchzer zu vernehmen waren. Dann stand der Mann, der ihren Rücken okkupiert hatte, auf. Sakura sank erleichtert mit dem Gesicht zu Boden und blieb dort liegen, leise vor sich hin wimmernd.
 

„Ich verstehe es nicht“, sagte der Mann, offenbar an die anderen gewandt, die teilnahmslos zugesehen hatten. „Wie ist sie hierhergekommen? Meint ihr, sie hat uns ihren richtigen Namen gesagt?“
 

„Schau nach, ob sie irgendwelche Waffen mit sich führt, Izuna, und kette sie mit chakrahemmenden Fesseln an. Wir verlagern unsere Besprechung auf später.“
 

„Steh auf“, befahl Izuna und als Sakura nicht gehorchte, weil sie vor Angst und Schrecken gelähmt war, zog er sie gewaltsam hoch. Obwohl sie weinte, was das Zeug hielt, protestierte und immer wieder beteuerte, sie habe keine Waffen bei sich, tastete er ihren Körper ab und streifte auch Stellen, die ein Mann noch nie zuvor berührt hatte. Es war das Schlimmste, was Sakura je widerfahren war.
 

Izuna sorgte dafür, dass sie bewegungsunfähig in einer Ecke des Raumes landete, der eine Art Bibliothek sein sollte. „Du bist seltsam gekleidet“, stellte er mit grimmigem Ausdruck im Gesicht fest und ließ seinen Blick über ihren in Ketten gelegten Körper gleiten. „Und du sprichst auch anders als wir. Vielleicht gehörst du doch nicht zu den Senju.“ Er rieb sich nachdenklich das glatte Kinn. „Aber wer könntest du sein? Aus welchem Reich? Und wie bist du hierhergekommen?“
 

Sakura weinte stumm und hatte nur die Hälfte dessen, was Izuna von sich gegeben hatte, gehört.
 

„Vielleicht soll sie Verwirrung stiften. Susumo, Takao, Hikaku und Izuna, sucht die Umgebung ab.“
 

Die vier Männer nickten energisch und verschwanden innerhalb eines Lidschlags aus dem Raum. Jetzt war Sakura ganz alleine mit dem Mann, der die Befehle gegeben hatte. Mittlerweile weinte sie nicht mehr, zitterte aber am ganzen Leib und hob nervös die Wimpern, als der Mann sich vor ihr im Schneidersitz niederließ. Er stützte das Kinn auf seine Hand ab und inspizierte ihren Körper von Kopf bis Fuß. „Izuna hat Recht, du bist sonderbar gekleidet, Haruno Sakura.“
 

Sakura musste träumen. Sie musste einfach träumen, denn vor ihr saß ein Mann, der Uchiha Madara verdammt ähnlich sah.



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