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Die letzte Chance

von

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15. Ein Platz zum verstecken

Um Shen herum verschwamm die Sicht. Er fühlte sich völlig kraftlos. Nur die wütenden Stimmen seiner Entführer konnte er wahrnehmen. Und eine andere, die ihm nur zu vertraut war. Irgendjemand trat ihm in die Rippen. Der Vogel stöhnte leise, doch er konnte sich nicht bewegen.

Plötzlich ertönte ein lauter Angriffsschrei. Po war jetzt voll in seinem Element, als die Leoparden sich auf ihn stürzten und er sie mit Fußtritten und Seitenkicks abwehrte.

Shen blinzelte, als etwas neben ihm landete. Kurz darauf tauchte ein schwarz-weißer Schatten auf und rannte von ihm dann wieder aus weg in alle Richtungen.

Shen wusste nicht wie lange das Ganze ging, aber irgendwann wurden die Schreie leiser bis sie ganz verstummten. Anscheinend waren die Angreifer geflüchtet. Sein Herz setzte kurz aus, als sich jemand ihm näherte und durch das Gras ging. Einen Moment lang hielt er die Augen offen, schloss sie dann aber sogleich wieder.

Po betrachtete den gefesselten Pfau, der auf dreckigen Waldboden lag. Langsam hob er das Messer auf, welches neben ihm ins Gras gefallen war und durchschnitt die Fesseln. Shen presste die Lippen zusammen, als seine gebrochenen Glieder bewegt wurden. Auch die Kordel um seinen Schnabel wurde entfernt. Eine Tatze strich ihm über den Kopf.

„Shen? Bist du okay?“, fragte Po besorgt.

Der Pfau bewegte den Schnabel, doch alles was er zustande brachte war nur ein erschöpftes Stöhnen.

„Okay, keine Sorge. Ich bring dich zurück.“

Sanft schob Po seine Tatzen unter den Pfau. Er zuckte zusammen, als Shen seine Muskeln dabei anspannte. Vorsichtig hob er ihn hoch und ging mit ihm den Weg zurück auf dem sie gekommen waren.
 

Shen ballte die Flügel zusammen, während er in Pos Armen lag. Mit jedem Schritt wuchs seine Wut auf den Panda. Ärgerlich hob er seinen heilen Fuß hoch.

„Ho, ho!“

Po konnte fast spüren wie Shen seine Krallen ihm in den Bauch krallte.

„Keine Sorge. Wir sind gleich da“, versicherte Po.

Shen hingegen hatte keine Kraft mehr Widerstand zu leisten und ließ sich innerlich in eine tiefe Kraftlosigkeit fallen.
 

Shen war noch halb bewusstlos, als sie das alte Haus erreichten. Die Ziege hatte vor dem Haus gewartet und stieß einen besorgten Schrei aus, als sie Shen in den Armen des Pandas sah.

„Grund gütiger! Wie geht es ihm?“

Po hielt den Pfau etwas weiter zu ihr runter. „Ich weiß es nicht. Er hat bis jetzt noch kein Wort gesagt.“

Die Wahrsagerin legte ihren Huf auf Shens Stirn. Der Pfau kniff die Augen zusammen. Sein Kopf tat wegen der Wunde immer noch furchtbar weh.

Die Ziege schaute in seine halb geöffneten Augen. Er schien sich in ihrer Nähe jetzt etwas sicherer zu fühlen, was er aber nie zugeben würde.

„Bring ihn zurück ins Bett“, sagte sie schließlich.

Damit marschierte Po ins Haus und setzte den Pfau auf das Krankenlager ab.

Shen atmete schwer. Doch er schaffte es zu blinzeln. Po lächelte, doch alles was er dafür bekam war nur ein grimmiger Blick.

„Du bist so eine dumme Kreatur – Panda“, murmelte Shen mit schwacher Stimme. „Sehr dumm.“

Der Lord wurde immer schwächer und langsam schloss er die Augen, während er immer und immer wieder die letzten Worte murmelte, bis er einnickte.

„So dumm“, murmelte er weiter im Schlaf.

Wortlos beobachten der Panda und die Ziege ihn mit besorgen Blicken.

Schließlich beugte sich die Ziege zu ihm rüber und kontrollierte seinen Zustand. Shen war zu erschöpft um aufzuwachen. Wenigstens waren seine Verletzungen nicht schlimmer geworden, hatte aber dennoch einen leichten Rückfall erlitten. Nachdem sie sich um ihn gekümmert hatte, drehte sie sich um.

„Lassen wir ihn schlafen“, flüsterte sie.

Po nickte traurig, dann verließen sie das Zimmer.
 

Schweigend saßen sie am Feuer und sprachen kein Wort, bis die Ziege die Stille unterbrach.

„Was beschäftigt dich, Panda?“

Po seufzte tief. „Ich weiß es nicht. Ich weiß absolut nicht, was ich tun soll.“

Plötzlich sprang Po auf und nahm eine Abwehr-Krampf-Bereite Haltung ein, als er ein Geräusch neben sich gehört hatte, bis sich herausstellte, dass es nur ein kleiner Grashüpfer gewesen war.

„Du bist nervös, nicht wahr?“, fraget sie.

Po schnaubte. „Es ist hier einfach nicht mehr sicher“, murmelte er.

Die Ziege nickte ihm zu. „Wir müssen irgendwo anderes hin.“

Po sah sie traurig an. „Du machst dir Sorgen um ihn, stimmts?“

Die Ziege seufzte. „Er war so ein guter Junge gewesen, bevor er…“

Sie unterbrach sich selbst und strich mit ihrem Gehstock auf dem Boden.

Po rieb sich über sein Kinn. „Wir brauchen einen Platz, wo wir bleiben können… für eine Weile…“

„Wir können hier nicht bis morgen bleiben“, sagte sie. „Wir müssen aufbrechen, und zwar jetzt.“

„Ja, ja, ja… aber wohin… wo… vielleicht…“

Po schnippte mit den Fingern.
 

Shen war immer noch am Schlafen. Doch als Po ihn sanft am Flügel berührte, öffnete er abrupt die Augen. Schnell setzte er sich im Bett auf.

„W-was-s willst du?”, stotterte er, doch dann räusperte er sich und seine Stimme bekam wieder einen dunklen Unterton. „Was willst du hier, Panda? Von mir kannst du keinen Dank erwarten.“

Po schluckte einen bösen Kommentar herunter und versuchte die Situation zu erklären.

„Shen. Wir dachten, es wäre das Beste nach einer anderen Bleibe zu suchen.“

Shen schnaube angewidert. „Und warum?“

Po sah ihn überrascht an. „Warum? Äh… nun, weil es hier zu gefährlich ist.“

„Was kümmert dich das?“, fragte Shen. Seine Augen verengten sich.

Po schlug sich die Tatzen über den Kopf. „Warum, warum, warum? Du bist in Gefahr! Wir machen uns Sorgen um dich.“

Shen lachte auf. „Du? Du bist doch nur besorgt, dass andere mich töten könnten, bevor du es erledigen kannst. Oder etwa nicht?“

Po stand da mit offenem Mund.

„Shen!“, versuchte es jetzt die Ziege. „Er hat recht. Wir können nicht hierbleiben. Sie könnten jederzeit zurückkommen.“

Wieder stieß Shen ein Schnauben aus. Vielleicht war sie besorgt um ihn, aber er war kein Kind mehr.

„Ich habe keine Angst!“

„Es geht hier doch nicht darum, vor etwas Angst zu haben oder nicht. Shen, es geht um dein Leben!“

„Mein Leben hätte schon vor ein paar Tagen beendet werden sollen.“ Sein Blick fiel auf Po. „Bis du dazwischengefunkt hast.“

Po rief ein empörtes „Hey!“, doch die Ziege tippte ihn mit ihrem Stock an, bevor er weitersprechen konnte.

„Ende der Diskussion!“, rief sie.

Shen sah wie mit weiten Augen überrascht an. Noch nie hatte er solche Worte von ihr gehört. Doch er war nicht bereit aufzugeben.

„Ich erledigte das alleine.“

„Shen, nicht in deinem Zustand. Wir werden gehen, egal ob du nun willst oder nicht.“

Der Lord fauchte. „Du kannst mich nicht dazu zwingen.“
 

„Lass mich runter! Lass mich runter!“

Es war knapp vor Mittag und die Sonne schon weit über dem Horizont gewandert. Hitze lag in der Luft in den Weiten des Waldes. Sie marschierten die Straße des Forstes entlang. Zuerst Po, auf seinen Schulter Shen, den er wieder in der Decke umhüllt hatte, um seine federlosen Körperstellen zu verbergen und Shen war nicht besonders glücklich über seine Situation. Immer wieder und wieder versuchte er von dem Panda runterzukommen und schlug mit seinem rechten Flügel auf ihn ein. „Verdammt nochmal! Lass mich runter!“

Po war überrascht, dass jemand wie Shen solche Worte äußern konnte, doch absetzen tat er ihn nicht.

Shen zischte verärgert und schaute zur Ziege runter, die dicht hinter ihnen her ging.

„Tu doch etwas!“

Doch diese schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Shen, ich halte mich da raus.“

„Du verdammte Ziege! Ich befehle dir etwas zu sagen. Sag ihm, dass er mich gehen lassen soll!“

„Tut mir leid, du hast mich entlassen, schon vergessen.“

„Du verdammte alte Ziege!“

„Ho hey“, rief Po und hielt an. „Ich denke, wir brauchen gar nicht den ganzen Weg zu laufen.“

Nicht weit entfernt tauchte ein Wagen auf.

„Ich denke, das macht die Sache leichter.“
 

Es dauerte nicht lange und sie saßen zu dritt im Karren zwischen Holzkisten mit Gemüse.

Der Pfau war jederzeit bereit wieder zu fliehen, doch kaum hatte er sich hingelegt, überholte ihn die Müdigkeit. Er wurde zu müde um wach zu bleiben und es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen.

Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, als plötzlich…

„HHHHEEEYY!“

Alle waren so erschrocken über Pos Aufschrei, dass der Wagen abrupt anhielt.

„Bist du verrückt?!“, schrie Shen ihn noch mit Herz im Hals an.

„Schau nur!“ Po zog Shen am Flügel und deutete nach vorne, wo nicht weit entfernt einige Häuser zu sehen waren.

„Schau, das ist mein Dorf“, rief Po stolz.

Shen zeigte sich unbeeindruckt. Stattdessen kniff er die Augen mit angeekeltem Blick zusammen. „Na toll. Und was jetzt?“

Po wurde unsicher. „Äh… was wir jetzt machen sollen? Ähm… jetzt suchen wir erst mal einen Platz für dich, wo wir dich verstecken können.“

„Und wo soll dieser Ort sein? Im Gefängnis?“

„Ha, ha. Sehr witzig“, lachte Po und schlang seine Arme um den Pfau. Shen stieß ihn sofort wieder von sich.

„Keine Umarmungen! Kapiert?!“, warnte er.

„Oh, okay, okay. Keine Umarmungen. Kapiert.“ Po zwinkerte ihm zu, während der Wagen den Hügel runterfuhr.



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