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All I want 4 Xmas...

... is U
von

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Die Suche

Bob hatte gefühlt den ganzen Sonntag auf Casey eingeredet, bis dieser schließlich nachgegeben hatte. Gleich am Montag hatte er Grace alleine im Sekretariat erwischen können. Tatsächlich war die etwas naive Studentenhilfe nicht all zu schwer zu bezirzen gewesen. Wir hatten unsere Liste und die war erschreckend lang ausgefallen.

Die letzten drei Tage hatten wir damit zugebracht jede mögliche Amy per Mail oder Telefon zu kontaktieren. Nicht alle meldeten sich zurück oder waren zu erreichen. Die richtige war in jedem Fall noch nicht dabei gewesen.

„Und die wars auch nicht...“ Casey strich einen weiteren Namen von der Liste und ich ließ seufzend den Kopf auf die Tischplatte in der Mensa sinken.

„Vielleicht sollten wir es einfach lassen. Heute Abend fahren wir eh zurück nach LA.“ Selbst unser Gepäck hatten wir schon auf Caseys rostigem Pick-Up Chloe verstaut. Es waren knappe 16 Stunden Fahrt bis nach Hause. Seit zwei Tagen schneite es wie verrückt hier oben. Wahrscheinlich würden wir länger brauchen. Doch würden wir uns abwechseln und durchfahren, dann waren wir Freitagabend sicher zu Hause und konnten am Sonntag ausgeschlafen in Caseys Geburtstag rein feiern, ehe der am Montag weiter zu seiner Familie aufs Land fuhr. Das war schon alles lange geplant und ich freute mich auf Weihnachten bei meiner Mom. Jetzt wo ich in Portland studierte, sahen wir uns nicht mehr all zu oft. Letztes Jahr war ich hiergeblieben, um bei meinem Dad zu feiern. Seitdem meine Eltern sich getrennt hatten und ich mit 10 mit meiner Mutter nach Los Angeles gezogen war, verbrachte ich die Feiertage immer abwechselnd hier oben im Schnee und unten im sommerlichen Kalifornien.

Doch jetzt wo unsere Suche so ernüchternd verlief, dachte ich mit gemischten Gefühlen an die Abfahrt in ein paar Stunden. Die letzte Vorlesung für heute war durch. Die meisten Studenten, die sich noch hier in der Mensa herum trieben, machten hier auch nur noch halt, um vor den Ferien und der anstehenden Heimkehr der meisten, noch einen Kaffee zu trinken und sich zu verabschieden. Die Essensausgabe und die Café-ecke waren weihnachtlich geschmückt. Neben ein paar Weihnachts- und Schneemännern waren es vor allem Lichterketten, die auch im ganzen Raum angebracht worden waren. Das weiße Licht sorgte für eine gemütliche Atmosphäre. Besonders jetzt, wo es draußen schon fast dunkel war.

Nein, ich sollte das wirklich einfach abhaken. Es war sowieso dämlich. Ich war nur unheimlich betrunken und so wie Thomas vor mir weggelaufen war, wollte er mich mit ziemlich großer Sicherheit auch gar nicht wiedersehen.

„Wie sieht´s aus?“ Als ich wieder aufsah, hatte Bob sich zu uns an unseren Stammtisch gesellt. Er ließ den Rucksack auf den Fußboden sinken und sah uns erwartungsvoll an. Gleichzeitig schüttelten Casey und ich unsere Köpfe.

„Nope... es sind noch ein paar offen, aber ich schätze vor Weihnachten kriegen wir da eh keine Antwort mehr.“ Cas seufzte frustriert und ließ sich tiefer in seinen Stuhl sinken. „Und dafür gehe ich jetzt mit einer Stripperin aus...“

Bob zuckte, belustigt grinsend, mit den Schultern. „Na immerhin weiß die bestimmt, wie sie ihre Hüften zu bewegen hat.“

Kurzerhand hatte Casey den Papierstapel zusammengerollt und ging damit auf Bob los. Der versuchte lachend die Attacke ab zu wehren.

Ich ignorierte die Beiden und trank stattdessen meinen Kaffee aus. Ich war gerade nicht in der Stimmung für ihre Albernheiten.

„Lasst einfach gut sein. Wir lassen's. Hat nicht sein sollen“, tat ich die ganze Mission erneut ab. „Ist auch nicht so wichtig.“ Ein neues Handy hatte Thomas sich bestimmt eh längst besorgt. Immerhin waren schon 4 Tage vergangen, seit dem Zwischenfall auf der Party.

Eventuell hatte ich eben etwas zu niedergeschlagen aus der Wäsche geguckt, denn meine Freunde stellten ihren kleinen Kampf ein und sahen mich ebenfalls bedauernd an. Bis... ja bis Bob aufstand und die Schultern straffte. Da wusste ich bereits, dass mir nicht gefallen würde was jetzt kam.

„Nein Bob. Was tust du?“, zischte ich ihm noch flehend zu, als er auch schon auf den Tisch kletterte und in die weihnachtlich geschmückte Mensa blickte.

„ALLE MAL HER HÖREN!“, brüllte er in den großen Raum und tatsächlich hörten die meisten auf zu quatschen und drehten sich in unsere Richtung. Ich wollte im Erdboden versinken.

„Was soll das? Hör auf damit!“, flehte ich erneut, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Nein Mike, ich regle das jetzt auf meine Art. So fahren wir nicht nach Hause.“

„Ich dachte das hier“, Casey wedelte mit der Liste, für die er seinen Körper verkaufen musste – zumindest tat er seit drei Tagen so - „ist deine Art?“

Bob ignorierte uns beide und wand sich stattdessen an unsere Kommilitonen.

„Ich suche eine Amy. Vielleicht ist das auch nur ihr Spitzname. Eine Amy die mit einem Miles oder Andrew zusammen ist von ner Farm und... wir müssen wirklich dringend wissen wo sein Bruder Thomas wohnt!“

Ich vergrub mein Gesicht hinter meinen Händen. Fehlte nur noch, dass er heraus posaunte, dass ich mit diesem Thomas rumgemacht hatte und ihn unbedingt wiedersehen wollte. Was ja gar nicht stimmte!

„Du klingst wie ein irrer Stalker“, zischte ich ihm gedämpft zu, doch Bob ließ sich nach wie vor nicht beirren.

„Es ist wirklich wichtig! Also wenn ihr Amy seid, oder sie kennt, bitte...“

Vorsichtig riskierte ich wieder einen Blick in die große Mensa. Die meisten hatten sich bereits abgewandt oder lachten leise. Ein Mädchen mit braunen, gewellten Haaren, vier Tische weiter, nahm ihre Augen dagegen nicht mehr von Bob. Ob das Amy war?

Gerade wollte ich mich dazu aufraffen und zu ihr hinüber gehen, da ertönte hinter uns plötzlich eine Stimme.

„Ich bin Amy.“

Zeitgleich fuhren wir alle drei herum und blickten zu der hübschen Blondine, die auf uns zugekommen war.

„Und der kleine Bruder von meinem Freund Miles heißt Thomas. Was... wollt ihr von ihm?“ Sie schien ein wenig verwirrt, was ich ihr keineswegs übelnehmen konnte.

Bob ging derweil in die Hocke und setzte sich anschließend auf die Tischkante.

„Nur was zurückgeben“, antwortete er und ich hielt das alte Nokia hoch.

„Oh... ja das sieht aus wie Seins.“ Sie lachte amüsiert auf. Gab mit Sicherheit nicht mehr so viele Leute, die so einen alten Knochen besaßen. Sie streckte die Hand nach dem Handy aus, doch Bob war schneller und ließ nicht zu, dass sie es mir aus der Hand nehmen konnte.

„Wir würden es ihm gerne selbst wiedergeben. Sagst du uns die Adresse?“

Nun schien sie irritiert und vor allem skeptisch zu sein und wie so oft die letzten Tage fühlte ich, wie die Hitze in mir hoch kroch. Und wieder war ich mehr als dankbar, dass mir die verräterische Röte erspart blieb.

„Woher kennt ihr ihn überhaupt?“, fragte sie misstrauisch.

„Von der Party am Wochenende“, antwortete Bob schnell, ehe ich mir einen ab stottern konnte. Ich schluckte hart. Sie schien nicht wirklich überzeugt. Ihre prüfenden Blicke machten mich immer nervöser.

Thomas hatte erzählt, dass seine Brüder meinten, dass er mehr Leute kennenlernen sollte. Vielleicht hatte er nicht viele Freunde und sie war deshalb so erstaunt und skeptisch? Das musste es sein. Es gab sicher keinen anderen Grund.

„Gibst du uns nun die Adresse?“ Auffordernd wippte Bob mit den Augenbrauen. Zögerlich nickte sie. Casey reichte ihr seinen Stift und eine Seite der Liste mit den durchgestrichenen Amys. Erstaunt sah sie uns an.

„Ihr macht einen ganz schön großen Aufriss für so ein altes Handy.“

„Tja...“ Bob zuckte nur mit den Schultern und sah dann grinsend zu mir. Ich konnte nicht mehr anders als mir peinlich berührt übers Gesicht zu fahren. Konnte ich nicht endlich im Erdboden versinken?



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