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I’m Still Standing

von

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Black Mirror Image of the Marauders II

Black Mirror Image of the Marauders II
 

Als ein Paar Hände unter seinen hochgestellten Kragen krochen, fuhr Severus ein Schauer über den Rücken. Er drehte sich auf seinem Platz nach hinten und noch während der Bewegung schossen ihm hundert Zweifel durch den Kopf. Das lange, rote Haar, die verlockend säuselnde Stimme, ja selbst die Temperatur der Hände auf seiner nackten Haut am Hals: alles passte nicht zusammen. An die Stelle des Schocks setzte sich Neugier, gepaart mit unterdrücktem Zorn. Das war nicht Lily. Wer wagt es ihm ungefragt so nahe zu kommen? Die anderen am Tisch hatten seine erste erschrockene Empfindung mit Sicherheit in seinem Gesicht lesen können. Verdammt, was erlaubte dieses unverschämte Individuum sich?!
 

Er fand sich einer verschmitzt grinsenden Alecto Carrow gegenüber, die zwar ihre Hände schnell zurückzog als sie bemerkte, dass er gar nicht so erfreut war, sie zu sehen, verharrte aber weit vorn übergebeugt und hielt seinem Blick stand. Sieh trug schwarz, oder das, was die jungen Leute heute als schwarz bezeichneten. Während Severus und seine Kumpanen am Tisch sich in schwere Wolle, mehrlagig und weitestgehend unförmig hüllten, um bei flüchtigem Hinsehen nicht genau unterschieden oder erkannt werden zu können, zeigte sich die kleine Schwester von Amycus weniger interessiert sich zu verbergen. Der eng sitzende Stoff aus Spitze und Organza ihrer Robe war nicht so undurchsichtig, alle darunter liegenden Details Ihres Körpers vollständig der Fantasie zu überlassen. Die schwarze Spitze unterhalb des Kragenansatzes wurde im Verlauf immer feiner gewebt und damit blickdichter. Sie lies jedoch an Hals, Schulter und Brustbereich mehr erahnen, als es für eine minderjährigen Hexe in solcher Gesellschaft angemessen war.
 

Severus hatte Schwierigkeiten seinerseits dem Blick der jungen Hexe stand zu halten, aber vermutlich aus ganz anderen Gründen als sie bei ihm. Ihr Blick schien zu flüstern: „Na, na, aber, aber, sieh ruhig hin. Dann habe ich mir die ganze Mühe nicht umsonst gemacht.“

Er schluckte, sein Mund wurde trocken. Blinzelnd wandte er sich wieder zum Tisch um. Mulcibers Stielaugen verrieten, dass von ihm momentan kein Spott oder überhaupt irgendetwas zu erwarten war. Wilkes Blick war unstet und den zuckenden Lippen war zu entnehmen, dass auch hier der Gedanke erst noch Gestalt annehmen musste, bevor er in gesprochene Worte gegossen werden könnte. Evan hatte sich von allen Vieren am besten im Griff.

„Alecto, schön dich zu sehen.“ Er lächelte freundlich, schämte sich aber nicht im Mindesten die junge Frau in aller Ruhe von oben bis unten zu taxieren. „Hübsch hast du dich rausgeputzt!“

Sie warf den Kopf hoch und lies ein verspieltes Lachen hören. „Rosier, alter Charmeur. Tritt mal auf die Bremse.“ In gespielter Empörung stemmte sie die zu Fäusten geballten Hände in die Hüften. Severus, der dem Gespräch nunmehr als Zuhörer folgte, fiel auf, wie erfrischend weit oberhalb ihrer Knie die Spitze des Rockes die Sicht auf ihre Beine wieder frei gab. Die Strümpfe darunter hatten keinesfalls die Aufgabe, ihren Auftritt weniger zotig wirken zu lassen. Den Spitzhut hatte sie leicht schief an ihrem Kopf mit einer Haarnadel in den Haaren befestigt.
 

„Schau dir bitte alles ganz genau an, lieber Freund“, neckte sie Evan weiter. Sie drehte sich dabei wie einstudiert zweimal hin und her, wobei sie ihre Haltung mehrmals geschickt von einem Bein auf das andere verlagerte. „Das hier“ sie fuhr mit den Händen an ihrem Körper hinab, als mache sie Werbung für das neuste Modell irgendeines teuren Rennbesens „ist nur zum Anschauen. Und überhaupt: Eigentlich möchte ich unserem Professor für Zaubertränke Honig um seinen ach so verkniffenen Mund schmieren, wo ich schon das Glück habe ihn hier anzutreffen. Meine Noten in seinem Fach sind gut, aber sie könnten immer noch ein bisschen besser sein.“ Sie sah Severus wieder direkt an und klimperte mit den verzauberten, perfekten Wimpern. „Schließlich ist es mein aller, aller Lieblingsfach!“ Ihre Stimme wurde wieder zu einem lüsternen Flüstern. „Deins doch auch, oder Professor?“

Der 'Professor' – genaugenommen war er das erst ab dem 1. September – verschloss seinen Geist. Seine Stimme wurde Kühl. „Minderjährige Hexen haben zu dieser Zeit nicht in einer Bar rumzulungern“ führte er sachlich aus.
 

„Und wer bist du? Ihr Vater?“, erwiderte eine Stimme hinter ihm. Es war der typisch schnarrende Ton, den Amycus hervorbrachte. Dieser trat, bewaffnet mit zwei Getränken und einem weiteren Stuhl, die er lässig vor sich her schweben lies, an den Tisch der Truppe heran.
 

Ungefragt lies er sich mürrisch dreinblickend zwischen Severus und Rosier nieder. Glumsig in seiner Gestalt und Körpersprache erweckte Amycus bei der ersten Inaugenscheinnahme keinen sonderlich gefährlichen Eindruck. Auf seinem teigigen Gesicht machte sich eine Art Grinsen breit. Seine schweinsartigen Augen blitzten auf, als er Evan begrüßend in die Seite knuffte.
 

„Wilkes und ich dachten schon, dass ihr gar nicht mehr auftaucht“, erwiderte Rosier die Begrüßung von Amycus, nahm einen Schluck seines Drinkes, konnte dabei aber seine Augen nicht von der Hexe lassen.
 

Amycus, die geteilte Aufmerksamkeit seines Freundes störrisch hinnehmend, griff seinerseits zu seinem Getränk, trank und stieß dann eine Art entnervtes Knurren aus.
 

„Diese hirnlosen Ghule von Auroren sind total penetrant. Die haben uns beide aufgehalten und besaßen sogar die Frechheit unsere Unterarme kontrollieren zu wollen“, trug die Jüngere der beiden Carrows vor, den Körper und damit auch ihre Robe, hin und her wiegend. Sie grinste böse. „Amycus ist total ausgeflippt. Nur weil da ein paar minderwertige Muggel um's Leben gekommen sind, so etwas von einem hochwohlgeborenen Zauberer zu verlangen -“ Alecto hielt kurz inne, prüfend und fragend zu ihrem Bruder blickend fuhr sie dann fort: „Ist doch wieder typisch für diese Muggelfreunde! Sie haben dann auch meinen Arm kontrollieren dürfen.“
 

Amycus und Evan stießen gleichermaßen eine Art angewidertes Zischen hervor, derweil Severus ein wenig in seinem Stuhl zusammen sank.
 

Sie suchen also überall nach uns, schoss es Severus siedend heiß durch den Kopf.
 

Auch Mulciber schien Alectos Geschichte endlich aus seiner gaffenden Starre zu holen. „Snape, hast du gehört? Du sorgst wieder für Überstunden meiner Kollegen im Ministerium. Ich wette, dass Avery sich wieder überschlagen hat vor Freude, seinen warmen Bürostuhl verlassen zu müssen um nach uns zu suchen.“ Schmierig grinsend schaute er abwechelns zu Severus und der gleich daneben stehenden Carrow.  Diese schaute ihrerseits zwischen ihrem Professor für Zaubertränke und dem grobschlächtigen Todesser hin und her, schien aber nicht zu begreifen, worauf letzterer hinauswollte.
 

Amycus hingegen nickte verstehend, jedoch nicht weniger genervt. Bei Alecto schien der Knut' eine Weile zu verharren, bis er endlich fiel. „Der Dunkle Lord wird so stolz auf dich sein, Severus!“ Ausgelassen warf sie die Arme um den Hals des Angesprochenen. Dieser hatte schon bei der Nennung seines Vornamens die Stirn in tiefe Falten geworfen.
 

Kleine naive Göre. Bitter wird die Erkenntnis, wenn du verstehst, wie es tatsächlich bei uns läuft, dachte er finster. Stocksteif saß er da, in der Umklammerung der jungen Hexe, derweil ein Großteil der anwesenden Todesser in teils spöttisches, teils eifersüchtiges Lachen ausbrach.
 

„Severus, warum schaust du denn so düster? Hast du nicht gehört... Du-weißt-schon-wer ist bestimmt unheimlich stolz auf seinen kleinen Goldjungen!“ Es war Rosier der als erster die Luft fand seinen Hohn in Worte zu fassen. Severus rollte theatralisch mit seinen schwarzen Augen und schob die Hexe grob von sich.
 

Alecto hatte mit dieser Behandlung nicht gerechnet. Ihr blieb aber auch nicht die Zeit, sich tiefschürfende Gedanken über Ursache und Wirkung zu machen. Mulciber sah seine Chance gekommen, packte die junge Frau entschieden und vielleicht etwas zu grob am Handgelenk. Der hohe Hut kam mächtig ins Schlingern, blieb aber auf dem Kopf der Hexe, die sich mit einem leisen Kichern auf dem Bein des großen Todessers wiederfand. Der lachte ihr laut entgegen, wollte er es doch so aussehen lassen, als sei sie ihm sprichwörtlich auf den Schoss gefallen und er hätte durch sein beherztes Zupacken ernste Verletzungen verhindert. “Lass doch mal sehen, du...” Er strich die ohnehin durchsichtige Spitze am Ärmel des Kleides nach oben und nahm die darunter liegende Haut in Augenschein. Die blasse Haut war jungfräulich weiß und ohne jede Spur eines verdächtigen Zeichens.
 

„Das Mal wird sicherlich nicht mehr lange auf sich warten lassen“. Mulciber schenkte Alecto sein zuversichtlichstes Lächeln. Wie selbstverständlich strich er ihr dabei mit der freien linken Hand vom Nacken den Rücken hinunter, sehr, sehr weit hinab...
 

Seine Worte waren das Futter in der Hand, das dass kleine Vögelchen Alecto verführte und in seine Krallen lockte. Ein kurviger, vollbusiger und reizvoller kleiner Vogel, wie sie jedermann durch ihr Auftreten wissen ließ. Außer in Sachen der Äußerlichkeiten fehlte es ihr jedoch an Erfahrung und so schaffte es sein Schulfreund es mit Leichtigkeit, sie direkt aus seiner Hand picken zu lassen.
 

Abschätzig hob Severus seine Augenbrauen, als er den reinblütigen Zauberer beobachtete, wie er der Hexe seine Lippen an das Ohr legte. Was er ihr mitteilte, konnte Severus nur erahnen, jedoch war ihr darauffolgendes Kichern ein klares Indiz. Der Saum ihrer Robe, verziert mit Spitzenborten, floss über Mulcibers Schenkel, als die Hexe seufzend zusammenfuhr. Mulciber hatte die Nähe zu ihrem Hals genutzt um sich an diesem zu schaffen zu machen.
 

Als Abbild seines Vaters hatte der Schelm zwar nicht sein rhetorisches Können, wohl aber sein blendendes Aussehen geerbt. An Größe und Kraft war er seinem Vater sogar überlegen. Da Mulciber bei den Slytherins schon zu Schulzeiten als Schürzenjäger bekannt war, war es für Severus unschwer einzuschätzen, wohin sich der Abend für die Hexe und den Zauberer entwickeln würde.
 

Gereizt stützte der Schwarzhaarige den Kopf auf seine Hand, wandte sich dann dem Gespräch von Amycus und Evan zu.
 

Alectos großer Bruder tat zumindest so, als würde er das Schauspiel zu seiner  Rechten nicht bemerken. Rosiers Blick hingegen verrutschte hin und wieder, besonders wenn die Hexe einen entrückten Laut von sich gab.
 

Wilkes Schädel war zwischenzeitlich auf den Tisch gesunken. Dieser Zauberer würde nicht einmal mehr mitbekommen, wenn der Nachbartisch in die Luft gesprengt würde.
 

Gähnend fuhr sich Severus durch sein Haar und machte Anstalten sich zu erheben. Bevor er die Bewegung so richtig beginnen konnte, legte sich eine Hand schwer auf seine Schulter. Severus drehte sich rasch um, um zu sehen wer da nun schon wieder ungefragt in den Muffliato getreten war. Blinzelnd sah er in ein ihm vage bekanntes Gesicht.
 

Einer von Lilys Schulfreunden.. oder?, entsann sich der Slytherin, während er seinen Blick über den Neuankömmling wandern lies. Er kam ins Stocken, als er das typische silberne Kettchen mit dem Rund eingefassten A erblickte, welches der Herr an seiner Weste trug.
 

Möglichst unauffällig versuchte Severus noch seinen Muffliato mit stabloser Magie aufzulösen, ehe er sich räusperte. „Longbutten..richtig?“
 

Die Stille, in die sich die Gespräche der anderen Todesser am Tisch sofort verwandelten, wurde nur von dem friedlichen, rumpelnden Schnarchen gestört, dass Wilkes Schädel von sich gab.

„Frank Longbottom“, berichtigte ihn der rundgesichtige, braunhaarige Mann freundlich, die Hand weiterhin schwer auf Severus Schulter ruhen lassend.
 

Mühsam watschelnd trat eine Frau an die Seite des vermeintlichen Aurors. Auch sie hatte braune, aber für eine Frau sehr kurze Haare. Auffälligstes Merkmal an ihr war jedoch der kugelrunde Bauch. Ihr Gesicht schien ihm noch bekannter, als das Franks. Wieder kramte er in seinen Erinnerungen, auf der Suche nach dem passenden Namen und fand ihn in einer der Schulfreundinnen von Lily.
 

„Alice?“, riet der schwarzhaarige Slytherin ins Blaue hinein. Auch sie trug die Kette, die sie als Aurorin kennzeichnete.
 

“Severus Snape.” Die Frau lächelte herzlich, aber irgendwie angestrengt. “Das freut mich aber, dass ich so einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen habe. Gut siehst du aus.” Sie brachte das Kunststück fertig, nicht erkennen zu lassen, ob sie das letztgesagte freundlich anerkennend oder beißend vor Sarkasmus gemeint hatte. Die Augen der Hexe blitzten in die Runde. “Was für eine feine Gesellschaft haben wir denn hier gestört, sag? Das sind aber mürrische Jungs, wie? Severus, hast du uns etwa verschwiegen, dass du Freunde gefunden hast?” Immernoch war da dieses durchaus freundliche Lächeln um ihren Mund. Ihr Blick wurde jedoch zunehmend eisig, während sie die Tischgesellschaft reihum fixierte.
 

Severus suchte in seinem Kopf fieberhaft nach einem Plan, mit der Situation geschickt umzugehen und so kam Rosier ihm wieder zuvor.

“Misses Longbottom, meine Dame, Ihr Gatte und Sie sind eine echte Überraschung und eine Bereicherung für jede Zusammenkunft aufrechter Zauberer. Aber was Sie hier vorzufinden glauben, ist nichts als das Ergebnis einer Reihe glücklicher Zufälle, die uns müde Kerle wie durch Zaubererei zusammen an einen Tisch geführt hat. Wir lassen den Abend nach einem langem, arbeitsintensiven Tag gemeinsam ausklingen und befeuchten unsere trockenen Kehlen.”
 

Frank Longbottom nahm endlich seine Hand von Severus Schulter, deutete anerkennend zu Rosier und sagte zu seiner Frau, aber laut genug und für alle hörbar: “Hör dir das an, Schatz. Diese armen, durstigen Herren trinken sich hier ihren wohl fleißig verdienten Feierabendtrunk und wir laden uns ungefragt zu ihnen ein. Wir sollten uns was schämen!”
 

Alice tätschelte den erhoben Arm Ihres Mannes. “Aber, aber, Franki. Die Arbeit ist es doch auch, die uns hierher gespült hat. Wir sind also genau am richtigen Ort.” Sie schaute wieder in die Runde. “Welcher Arbeit gingen die Herren denn heute nach, dass die Kehlen so dringlich nach dem schon reichlich zugetanem Nass dürsten, wenn ich freundlich fragen dürfte.”
 

Keiner der anwesenden Todesser würde den Fehler machen, die vordergründige Höflichkeit misszuverstehen. Wenn die Longbottoms jemanden aus ihren Reihen etwas freundlich fragten, war dies immer ein Indiz für einen konkreten Verdachtsmoment von Seiten des Ministeriums – rückblickend auf den vorangegangenen Vorfall wunderte sich Severus keineswegs darüber. Er hatte nur gehofft, dass die Strafverfolgung nicht gerade so schnell auf sie zukommen würde.
 

Mulciber sortierte eben seinen beringten Finger aus dem Wirrwar von roten Haaren, in dass er eben noch einzudringen versucht hatte. “Meine lieben Gäste” holte er großspurig aus “Alecto hier und ich...” Mit einer schneidenden Handbewegung unterbrach die Autorin ihn. “Womit ihr beide beschäftigt seid, sehe ich.” Der herzliche Ton war wie weggewischt. “Wo und mit wem ihr euch vor eurem 'zufälligen' Treffen hier herumgetrieben habt, möchte ich wissen! Versucht nicht, uns für dumm zu verkaufen!”

Alecto blinzelte mit großen runden Augen, völlig perplex ob des plötzlichen Stimmungswandels am Tisch. Ihr Bruder knurrte nur und ließ die Hand unübersehbar in seinen Umhang gleiten. Rosier reagierte wieder am schnellsten und – wie Severus zugeben musste –  auch am begonnensten

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Mit einem Ruck stand er auf. Dabei stieß er so feste gegen die Tischplatte, dass alle Gläser darauf polternd umfielen. Er ignorierte das. Mit erhobener Stimme sprach er laut und riss so die Situation wieder an sich. “Meine liebe Dame... Alice, richtig?” Er wartete kurz eine Reaktion ab. Sie antwortete nicht, starrte ihn nur funkensprühend an.
 

Leises Gluckern von der Tischplatte ließ vermuten, dass die Bierflut aus den umgeworfenen Gläsern Wilkes Mund und Nase erreicht hatte. “Wir alle hier” mit einer ausladenden Bewegung beider Arme umfasste er die Anwesenden “sind bereit offiziellen Vorladungen des Ministeriums zu folgen und möchten bei solchen Gelegenheiten alles geben um unseren Beitrag zu leisten, Unrecht und Misstände aufzuklären.” Seine Augen verengten sich. “Gibt es... eine solche Vorladung, meine liebe Misses Longbottom? Wenn nicht“ er ließ die Arme wieder sinken und legte dabei eine Hand auf den Zauberstabarm vom Amycus, der noch immer im Mantel steckte und drückte diesen feste “möchte ich Sie bitten uns jetzt zu verlassen. Dieser Tisch ist privat.” Er versuchte sich an einem freundlichen Ton. Er schaffte es nicht. “Sind Sie beide privat hier?”

Der Mann an Alice Seite legte Severus wieder eine Hand auf die Schulter. Es war eine flüchtige Bewegung und eine fast sanfte Berührung. Was ganz und gar nicht zu der freundschaftlich anmutenden Geste und auch nicht zu dem Ton passte, war der Zauberstab, den er irgendwie unbemerkt hervorgeholt hatte und der nun bedrohlich nah an Severus Ohr vorbei in Richtung Tischgesellschaft deutete. Die ganze Bewegung war so beiläufig, dass Severus sich in diesem Moment nicht sicher war, ob er nicht tatsächlich der einzige hier am Tisch war, der bemerkte, dass der renommierte Auror und Kampfmagier eben seine Zähne gezeigt hatte.
 

"Alice, Liebes", sprach Frank Longbottom in friedfertigem, lockerem Plauderton. Nicht die Spur von Anspannung war darin wahrzunehmen. "Man hat uns höflich gebeten, den Bogen nicht zu überspannen. Jener ordnungsliebende Sprecher unserer kleinen konspirativen Versammlung hier bittet um beschriebenes Pergament, um die Aufrichtigkeit unserer Absichten nachvollziehen zu können." Tadeln schüttelt er ganz sacht den Kopf. "Du hast hier alle ganz nervös gemacht, Schatz." Alice machte einen kleinen Schritt zurück und sah wirklich betroffen aus. Frank fuhr fort. "Das Ministerium möchte mit offenen Karten spielen. Alice, sei so lieb und erklär unseren Gastgebern, womit sie sich unsere aufdringliche Art verdient haben." Er drückte Severus Schulter sacht. "Bitte rück ein wenig zur Seite, dass alle gut sehen können."

Wieder war es die Beiläufigkeit der Geste, die Severus erstaunte. Als der Zauberer den Druck an seiner Schulter leicht erhöhte, um seine Worte zu untermauern, ruckte die Spitze seines Zauberstabs, den er immernoch festhielt, zweimal sachte hin und her. Gleichzeitig sprach er zwar zu dem Schwarzhaarigen vor ihm auf dem Stuhl, behielt aber die Kameraden reih um scharf im Auge. Rosier ließ sich nichts anmerken. Alecto jedoch stupste Mulciber erschrocken in die Seite und dieser zog scharf die Luft ein. Beide wurden sich eben erst bewusst, dass sie diejenigen waren, auf die ein Zauberstab gerichtet war. Eine Situation, der sie normalerweise selbst nur bewaffnet begegneten. Amycus knurrte wieder, diesmal etwas lauter und seine Hand im Umhang zuckte, wurde aber weiterhin von Rosiers eisernem Griff zurückgehalten.
 

Alice trat einen Schritt vor, direkt an den Tisch. "Meine Herren." Sie versuchte gar nicht erst Haltung zu bewahren sondern stützte sich mit beiden Händen fest auf der Tischplatte ab. Diese neigte sich nur minimal in ihre Richtung. Die stehende Flut, schaler Getränke bewegte sich langsam. "Heute Nacht, man könnte sagen 'gerade eben' ist nur ein halbes Dutzend Häuserblocks von hier entfernt eine Gasleitung explodiert, mitten im Feierabendgeschäft und -Verkehr einer stark belebten Einkaufszeile. Muggel sind gestorben, nach letzten Meldungen im zweistelligen Bereich." Alice wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war warm, das verstand Severus. Aber er war sich ziemlich sicher, dass die Geste auch dazu diente, die bebende Wut und Trauer in ihrer Stimme und ihrer Mimik zurückzudrängen. Sie wollte versuchen sachlich zu bleiben. "Übereinstimmende Zeugenaussagen von Muggeln legen Zweifel an der Gas-Explosion-Theorie nah. Es wurde unabhängig voneinander Berichtet, dass mehrfarbige Blitze wie Geschosse auch nach der Explosion Personen... 'verfolgt' hätten und dass da zwei schattenhafte dunkle Schemen waren, denen das ganze Chaos und Leid eher Freude als Furcht zu machen schien und dass diese Jagd auf Verletzte gemacht hätten. Solche Gasexplosionen sind eine komische Sache aber zumindest letzteres lässt auch mich die Muggelversion hinterfragen." Die Zuhörer am Tisch lauschten gespannt. Rosier schüttelte seufzend den Kopf, als wolle er ausdrücken, wie unfassbar traurig ihn das ganze machte. Severus entging nicht, dass Alectos Gesichtsausdruck immer strahlender wurde. Das dumme Miststück freute sich über das geschilderte Unheil und schien gar nicht zu registrieren, wem sie da gerade ihre Gefühle offenbarte.
 

"Aurorenkommandos ungenannter Zahl sind beauftragt jedem Hinweis nachzugehen. Im Ministerium sind beide betroffenen Abteilungen – das Aurorenbüro und  die 'Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen' mit der Sache befasst." Alice sah ihren Mann kurz fragend an, dann wandte sie sich wieder dem Tisch zu. "Auch autonome Gruppen sind soviel ich weiß, mit der Zustimmung des Zaubereiministers hinzugezogen. Sollten die Potters hier heute Abend gleich nach uns auftauchen, richten Sie doch bitte unsere Grüße aus. Soviel ich weiß, ist Lily Potters Schwester in der Straße beruflich angestellt, die heute Nacht angegriffen wurde. Ich kann mir vorstellen, dass Lily nicht so höflich bleibt wie wir es waren." Alices Stimme wurde bei dem letzten Satz zu einer schneidenden Peitsche und ihre Augen funkelten wütend.
 

Severus wurde hellhörig. Wenn Lily in ihrem Zustand Außendienst-Arbeit machen würde, sollte es ihn doch sehr wundern. James hingegen war es ohne viel Vorstellungskraft zuzutrauen, seine hochschwangere Frau alleine im Haus zu lassen.

Mit einem schmatzenden Geräusch löste Alice Longbottom ihren Griff von der klitschnassen Tischplatte und richtete ihren Umhang. Frank räusperte sich. "Ihr guten Herren habt verstanden worum es geht und ich bin mir sicher, keiner von euch möchte Besuch von den Rumtreibern bekommen. Das würde wieder hässlich werden." Auch Mr. Longbottom beherrschte die Kunst fies zu grinsen. "Sollte euch später doch noch etwas einfallen, was eurer Haut in einem späteren Prozess zu gute kommen könnte, wissen die Herrschaften, dass Sie sich immer an uns wenden können." Er deutete eine spöttische Verbeugung an. "Guten Tag."

Alice sparte sich derlei Benimm. Angewidert starrte sie einen Augenblick auf ihre klebrig triefenden Hände. Kopfschüttelnd schritt sie den Tisch entlang, wischte den gröbsten Schmutz an Wilkes Umhang ab, fuhr ohne ein weiteres Wort oder einen Blick in die Runde herum und schritt ihrem Mann voraus in Richtung des Ausgangs am anderen Ende des Schankraums.
 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Zu-viele-Charaktere-in-einer-Situation. Ahhhhh!
Deswegen hat es auch dieses Mal etwas länger gedauert ;). Ich wollte jedem gerecht werden.

Konntet ihr die Charaktere der Marauders so ein wenig in den Todessern wieder erkennen?

Vielleicht werdet ihr jetzt gedanklich bemängeln, dass Mulciber und Avery doch eher für ihre Brutalität bekannt waren. Aber wir hören solche Schilderungen ja immer nur von Seiten der Gryffindors. Wie der Ruf unterhalb der Slytherin bzw. angehenden Todessern ist oder war bleibt ja von "Rowlings"Seite aus leider ein Geheimnis.

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen <3, denn jetzt beginnt so langsam der Showdown und diese FF geht mit großen Schritten auf ihr Ende zu. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmals ganz herzlich bei Niche und MorganMidnight für eure Kommentare bedanken <3. Auch die lieben Menschen die diese Geschichte zu den Favos gepackt haben sind klasse! Danke dafür!

LG

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MorganMidnight
2020-03-03T17:55:13+00:00 03.03.2020 18:55
Super Kapitel!!!!!!!!!!
Er jagt einfach aus Frust eine halbe Straße in die Luft?
Schreib schnell weiter!!!!!!!


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