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Immer wieder Sonntags...

Ein Möchtegernkrimi
von

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Slade hing über seinen Akten. Er ging alle Informationen durch, die er gesammelt hatte. Ja, er war von Valentines Fällen abgezogen worden und ja, er musste eigentlich auch alles abgeben, was er bei den anderen Recherchen herausgefunden hatte, die Valentine betrafen, aber irgendwas stank zum Himmel. Er überlegte lange und ging noch mal sämtliche Indizien durch.

Schließlich stand er vor Domschs Bürotür und klopfte an. Er brauchte eine Sondererlaubnis, um im Valentines Umfeld ermitteln zu dürfen, denn irgendwas sagte ihm, dass sie den Mörder eben in dessen Nähe finden würden!
 

Es was weit nach 23 Uhr, als Anthony Slade langsam durch die Altstadt lief. Nachdenklich wanderte er über die Schlossstraße. Entlang an der Schnitzelstube, an der Stadtbibliothek vorbei und betrat schließlich den Hof der Ortenburg. Tief atmete er durch, als er die restaurierten Pferdetränken sah und dann weiter lief. Vor dem sorbischen Museum blieb er halten und musterte die verschlossene Holztür.
 

Van war auch in einer sorbischen Familie groß geworden. Auch wenn man es bei diesem kalten Geschäftsmann nicht für möglich hielt, aber der Kerl war gläubig.

Slade biss sich auf die Lippen. Jetzt, nachdem ihm so der Kopf gewaschen worden war und er die Fakten neutral betrachtete, konnte er nicht verstehen, warum er Valentine so mit Macht etwas unterstellen wollte. Warum er in ihm partout den Schuldigen sehen wollte. Schließlich verbot ja schon dessen Religion zu töten.

Langsam zündete er eine Zigarette an und rauchte. In zwei Wochen war Ostern und er fragte sich, ob Van an der Prozession teilnehmen würde. Ob er überhaupt ein Pferd hatte? Konnte er denn reiten?

Anthony stellte fest, dass er nichts von Van wusste. Außer, dass er ein sehr erfolgreicher, scheinbar immer korrekter und harter Geschäftsmann war, der mit Neid und Missgunst zu kämpfen hatte.

Langsam wandte sich der Kriminalhauptkommissar ab und lief gemächlich über den Burghof bis zum Stadttheater. Vor dem großen Rietschelgiebel blieb er stehen und musterte diesen Gedankenverloren. Er, Valentine und Hiller waren ein Trio gewesen, was immer und überall zusammengehangen hatten. Sie haben fast alles gemeinsam gemacht und vor allem waren sie viel Feiern gewesen. Als es zum Studium ging, hatten sie mehr aus Gag beschlossen das Gleiche zu studieren, um zu schauen, wer nun der Beste war.

Schon während des Studiums kristallisierte es sich heraus, dass jeder von ihnen ein eigenes Leben entwickelte und sie wurden sich irgendwie fremd.

Das K.O. für ihre damalige Freundschaft war dann der Abend, an dem Van Valentine nicht in die WG zurückkehrte und es sich später herausstellte, dass er mehrfach vergewaltigt worden war.
 

Bedächtig stieß Slade den Zigarettenqualm durch seine Nasenlöcher.

Valentine verschwand. Und tauchte dann aus der Versenkung mit seiner nun seit über fünf Jahren gut gehenden Firma auf. Keiner kannte die Firma vorher. Sie war scheinbar einfach über Nacht aufgetaucht. Es wurden Arbeitsplätze geschaffen und Bautzen wurde noch bekannter in der Welt. Und dann vor einem Jahr kaufte sich Valentine das Neschwitzer Barockschloss. Was gab es da für einen Aufschrei, als er alles privatisierte und niemanden mehr auf das Grundstück ließ.

Keine Neschwitzer Schlossnächte, keine sonstige Veranstaltungen oder Rundfahrten mehr. Valentine hatte sich sehr unbeliebt gemacht.

Slade schmunzelte, denn bei der ganzen Empörung über den Kauf des Schlosses war es total untergegangen, dass die Vogelstation weiterhin existierte und sogar mit Valentines finanziellen Mitteln erweitert wurde. Die Menschen, die sich bis dato um die Vögel gekümmert hatten, machten dies nun nicht mehr ehrenamtlich, sondern wurden dafür bezahlt. Ja, Valentine tat verdammt viel für den Vogelschutz und die Erhaltung derer Lebensräume.
 

Slade trat die Zigarette aus und drehte sich um. Er ließ seinen Blick über den sanierten Burghof gleiten. Tief atmete er durch. Es gab ein achtes Opfer. Allerdings war zu dem Todeszeitpunkt Valentine mit bei Domsch gewesen und hatte sich darüber amüsiert, dass Jan nicht ans Telefon ging.

Slade war regelrecht erschrocken über die Mutmaßungen seiner Kollegen, wie sie alle sofort Valentine verantwortlich dafür machten. Und für was Valentine generell verantwortlich war. Ob nun an der Mißernte oder bei einem Brand oder weil man einfach nicht den Jackpot in Lotto geknackt hatte.

Und alles nur, weil Valentine von heute auf morgen hier mit sehr viel Geld auftauchte. Van wurde als Fremder, als neureicher Stadtmensch, der aus einer Großmetropole kam, nur um mal zu schnuppern wie das Landleben war, abgestempelt, der arrogant war und mit seinem Geld um sich warf.

Hier im Hinterwald, wie Valentine schon zu seiner Jugend liebevoll sagte, verteufelte man alles neues und ungewöhnliche. Man war weltfremd. Und Slade musste zu seiner Schande gestehen, dass er auch in dieser Schiene gefangen war, obwohl er ganz genau wusste, dass Valentine hier aufgewachsen ist, mit zur Schule ging und eigentlich nie wirklich weg war. Vielleicht war es auch bis zu einem gewissen Stück Neid darüber, was Van geschafft hat?
 

Langsam verließ Slade den Burghof. Domsch hatte ihm die Sondergenehmigung verweigert, allerdings auch klar gemacht, dass er Slade nicht aufhalten würde. Dieser dürfte sich allerdings nicht erwischen lassen.

Und dann hatte Domsch ihn über das achte Opfer informiert. Es war wohl ein Verkehrsunfall gewesen. Der Typ wurde angefahren und zum Sterben liegen gelassen. Genauere Details würde die Obduktion ergeben.
 

Slade schüttelte leicht den Kopf. Ein Verkehrsunfall. Einfach so. War das Zufall? Er glaubte nicht daran. Denn irgendwie... irgendwas sagte ihm, dass das zu viel Zufall wäre, vor allem, weil es ja ein ehemaliger Vergewaltiger von Valentine war.

Plötzlich stockte er. Vor anderthalb Jahren gab es doch mal einen merkwürdigen Verkehrsunfall. Warum Slade jetzt an diesen einen Unfall denken musste, wusste er selber nicht, weil es ja noch nicht mal sein Fall war. Aber irgendetwas musste damals gewesen sein, dass er jetzt daran denken musste.

Kurz entschlossen lief er noch einmal aufs Revier in sein Büro und legte eine Nachtschicht ein.
 

Jan stieg in den Lamborghini von Van, als dieser vor ihm hielt.

„Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann, dass du mich überall hinfährst“, sagte Jan leise, als er sich anschnallte.

„Das ist doch selbstverständlich, nach dem was du alles für mich getan hast. Und du bist sicher, dass du nicht noch Geld mehr brauchst? Ich meine, ich würde dich gerne dauerhaft unter Vertrag nehmen und dann können wir das verrechnen“, bot Van an, als er losfuhr.

„Van, das ist wirklich nett von dir, aber bitte lass uns erst einmal dafür sorgen, dass alles andere endgültig abgeschlossen ist, bevor wir über eine Anstellung reden. Noch kann es immer wieder passieren, dass dich nur schon ein falscher Atemzug wieder zu einem Hauptverdächtigen Mörder macht!“

Valentine nickte. „OK. Aber du hättest mich dennoch anrufen sollen, nach dem dir das Wildschwein ins Auto gelaufen ist. Ich hätte dich doch abgeholt und alles weitere geklärt und organisiert. Es wäre bedeutend schneller abgelaufen!“, warf er Jan leise vor.

„Es tut mir leid, aber du warst so angeschlagen. Da wollte ich dich nicht noch unnötig belästigen. Und außerdem, wer hätte gesagt, dass du nicht wegen Mordes... oder zumindest wegen Beihilfe zum Mord an einem Wildschwein verklagt worden wärest?“, erwiderte Jan schuldbewusst und dennoch mit ein wenig Ironie. Valentine grinste. „Touché!“
 

Zehn Minuten später hielt Valentine sein Auto vor der Kfz-Zulassungsstelle und Jan stieg aus dem Auto, seinen eigenen neuen Wagen anzumelden.
 

Tatsächlich wartete Valentine geschlagene drei Stunden, bis Jan strahlend und mit geprägten Nummernschildern wieder in das Auto stieg. „Wir können!“, sagte er und Van lachte leise auf, als er den Motor startete.

Sie fuhren auf die Autobahn und dann nach Bautzen, wo sich Jan ein neues Auto gekauft hatte.

Etwa drei Stunden später stieg Zimmermann in seinen Peugeot 106, während Van nur die Augen verleierte. Wieder so ein kleiner Wagen! Valentine nahm sich vor, sobald Jan den Vertrag unterzeichnete, um für ihn zu arbeiten, würde er ihm einen BMW oder so etwas großes kaufen!
 

„Was wird eigentlich mit deinem Fiat?“, wollte Van dann noch wissen. Schließlich hatte Jan den kleinen Schrottflitzer geliebt! Dieser zuckte mit den Schultern. „Das war Totalschaden und er ging direkt zum Schrottplatz. Ich denke, dass er in der Schrottpresse gelandet ist.“



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