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Beyond the Happy Ending

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt für die Verspätung!

Dies ist leider ein Kapitel, welches nicht ganz dem entspricht was ich wollte, denn mein Laptop ist abgestürzt und hat das Original komplett gefressen – also musste ich es neu schreiben und das ist immer schlecht. Gomen *ein paar Kekse als Entschädigung hinstellen* Komplett anzeigen

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Millennium Teil II


 

N° 3: Millennium, Teil II

 

Das krachende Geräusch des niedergehenden Regens mischte sich mit dem Lärm der peitschenden Wellen und plötzlich schien die Welt um die beiden ätherischen Wesen aufzuschreien, als die Stille brach. Kalte Tropfen zersprangen auf hartem Stein, der Wind riss ungehindert an den seidigen Stoffen ihrer Kleidung, während die Blitze in ihrem eigenen Tanz den Himmel erhellten. Rinnsale von Wasser strömten über die blassen Gesichter, die trotz allem noch immer so unnahbar und unantastbar wirkten und dem Sturm um sich herum keine Beachtung schenkten. Die einst silbernen Strähnen hingen schwer und triefend an ihren Körpern und ihr weiße Fell verlor an Volumen, als es sich fast schützend um ihre Glieder wickelte.

Sesshoumaru starrte seine Mutter an, seine goldenen Augen waren berechnend auf die eisigen Gegenstücke gerichtet und er wartete stillschweigend darauf, dass sie weiter sprach. Shayou erwiderte seinen Blick für ein paar Sekunden, dann stieß sie einen leicht abfälligen Ton aus und zupfte an ihrem durchnässten Kimono herum.

 

„SeKain hielt sein Wort. Jedes halbe Jahrhundert, wenn die Wintersonnenwende kurz bevor stand, verschwanden unzählige Mitglieder der verschiedensten Rassen. Menschen wie Yokai, alle die herausragende Stärken und Fähigkeiten aufwiesen“ , erklärte sie leidenschaftslos, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. „Es gab keinerlei Anzeichen und keine Vorwarnung, um Jene zu schützen. Ihre Existenz schien einfach von der Welt getrennt zu werden und sie blieben verschwunden oder man fand das, was von ihnen übrig war, erst als der Schnee taute. “

„Er ist ein Mensch.“

„Tatsächlich. Doch erinnere dich, was ich dir über die Menschen erzählt habe. Er ist nicht nur ein Träger der schwarze Magie, sondern auch einer der Erstgeborenen ihrer physischen Manifestation, womöglich sogar der Einzige, den es noch gibt. Alles was an ihm einst sterblich war, ist schon lange nicht mehr vorhanden. Er mag existieren, aber er ist nicht am Leben.“ Der Daiyokai neigte bei den Worten den Kopf und seine feine Stirn kräuselte sich fast unmerklich, während die Regentropfen über sein Gesicht strömten.

„Selbst mit der Stärke eines jeden Inuyokai, war es uns nicht möglich SeKain aufzuhalten. Dein Vater schützte unser Volk, wie ich das Land beschützte, aber es war ein Kampf, den wir einfach nicht gewinnen konnten. Am Ende war es nur der Zeit geschuldet, dass wir keine größeren Verluste zu beklagen hatten.“
 

„Wie viele Yokai unserer Rasse nahm er bis heute?“

„Zwölf. Sieben konnten wir aufspüren, als das Eis zu schmelzen begann. Sie waren kaum mehr zu erkennen.“ Shayou zeigte keinerlei Emotionen, als die Worte teilnahmslos über ihre Lippen flossen. Sie empfand damals wie heute keine Trauer für die Toten, denn ein solches Gefühl war ihr fremd und an dem Tag des Fundes verspürte sie lediglich den leichten Stich des Bedauerns, weil ein unschuldiges Mitglied ihrer Art auf so bestialische Art getötet wurde.

„Hn. Wertloser Abschaum.“

Die Dame beobachtete ihren Sohn dabei, wie er sich von der Klippe abwandte und einige Schritte in Richtung des Waldes ging. Der starke Niederschlag ließ das Land um sie herum in Grau verschwimmen, alles wurde zu unbestimmten Schemen hinter einer Wand aus kaltem Regen und Sesshoumarus weiße Gestalt war wie ein einziges Leuchtfeuer in der Nacht, als er sich wieder zu ihr umdrehte.

 

„Du bist mir immer noch eine Erklärung schuldig, Mutter. Warum jedes halbe Millennium?“

„Ah, du hast es nicht vergessen, mein Musuko“ , erwiderte sie leise, folgte ihm aber nicht von der Steilküste fort. Stattdessen schnippte sie mit ihrer Hand und ließ eine Reihe an Wassertropfen von ihrer Haut fliegen, als ihre Krallen ein einsames Blatt im Sturm zerteilten.

„Hör mir gut zu, Sesshoumaru. Alles auf dieser Welt muss ein inneres Gleichgewicht bewahren. Dem Leben folgt der Tod, dem Tod folgt das Leben und der Mond geht nach der Sonne auf, wie die Sonne nach dem Mond aufgeht. Jedes Wesen auf diesem Planeten ist an diese einfache Sache gebunden und so wie unser Existenzfluss an die sterbliche Welt geknüpft wurde, wurde es auch die Magie der Uralten.

Dem irdischen Diesseits steht im Gegenzug Yomi no kuni als das Land der Toten gegenüber, gleichzeitig aber auch Takama-no-hara - das himmlische Reich.

So wird der Himmel von Amaterasu-ō-mi-kami und ihr Bruder Tsukuyomi no mikoto regiert, während Amaterasus Nachkommen auch die sterbliche Welt beherrschen und den ersten Tennō von Japan hervorbrachten. Wir Yokai sind aus der Unterwelt als Gleichgewicht zu den göttlichen Seraphim geboren, jedoch besitzen die Sterbliche, die Menschen kein solches Gegenstück.“

 

„Aber sie erhielten Reiryoku.“ Sesshoumaru hatte sein Gesicht von seiner Mutter abgewandt als er sprach, aber er folgte ihren Worten aufmerksam, auch wenn er an weiteren Geschichten nicht interessiert war und sich das Gefühl von Desinteresse immer weiter in ihm aufbaute. Er wollte gehen. Jetzt. Doch Shayou hatte schon immer den Drang verspürt, den wichtigen Dingen eine komplizierte Form zu geben und so schweiften ihre Erzählungen oft ins Unermessliche ab. Sehr zu seinem Leidwesen.

„Richtig. Sie erhielten diese Macht, um uns Dämonen und unser Yoki aufzuhalten, aber es war nie angedacht, dass sie unser Äquivalent werden sollten, da die Machtverhältnisse zwischen ihnen und uns nicht übereinstimmten. Stattdessen waren Ningen schon immer seltsame Kreaturen, gleichsam Retter und Zerstörer ihrer Rasse ohne fremdes Zutun. Als die schwarze Magie in ihren Händen geboren wurde und ihr Jaki sich vollkommen entfaltete, waren sie der erste Gegenpol zu der Magie der Uralten, der auf der sterblichen Welt existierte. Und obwohl diese neue Energie in ihrem Unheil stark war, war sie im Vergleich zu der göttlichen Kraft jung und ihre alleinige Existenz würde nicht ausreichen, um eine stabile Balance auf dem Planeten zu garantieren.

Aus diesem Grund schlossen Amaterasu und ihr Bruder gemeinsam mit Izanami, als erste Repräsentantin der Unterwelt, einen Pakt. Aller fünfhundert Jahre, wenn die Sonne am schwächsten ist und der Mond seine Licht verliert, zieht sich die Magie der Uralten in den Wintermonaten bis auf eine kleine Menge tief in den Kern des Planeten zurück und übergibt für einen Tag die Macht an Yomi no kuni. Da das Reich der Toten keinen direkten Herrschaftsanspruch auf die Lebenden stellen kann, ging dieser auf die Menschen über, die als Träger der schwarzen Magie auserwählt wurden. Sie sollten in diesem Zeitraum dafür sorgen, die übermäßige Kraft einzudämmen und die Welt somit von dem Ungleichgewicht säubern.“

 
 

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Diese sinnlosen Geschichten haben keinerlei Bedeutung für das Problem!

 

Das leise Knurren aus Sesshoumarus Brust wurde von dem Donnergrollen verschluckt und selbst mit überragenden Sinne war es fast unmöglich es zu erfassen. Seine Aura pulsierte deutlich vor Groll, der in langsamen Wellen über seinen Körper floss, während Mokomoko auf seiner Schulter irritierend vor sich hin zuckte.

Obwohl er von dem Wetter nicht beeinflusst wurde, empfand er den durchnässten Zustand seiner Kleidung als äußerst lästig, je länger er sich dem trostlosen Regen und seiner Mutter aussetzen musste. Er verspürte vielleicht keine Kälte, aber das klamme Gefühl der Seide auf seiner Haut und die unnatürliche Schwere seiner Haare wurde selbst für ihn nach einer so langen Zeit unangenehm.

Mit einem scharfen Blick wandte er sich Shayou zu, die ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Er hatte genug.

„Mutter, komm endlich zum Ende deiner ermüdenden Geschichten. Ich werde diesem Sturm überdrüssig.“

„Hoh? Sesshoumaru, willst du die Hilfe deiner Mutter etwa nicht annehmen?“, fragte sie in einem theatralisch bedauernden Ton und ihr Gesicht nahm einen süffisanten Ausdruck an.

„Ich habe nie um deine Anwesenheit gebeten“, erwiderte er kalt. „Beende deine Erzählung. Für uns beide.“

Shayous Miene wurde sofort wieder teilnahmslos und ihre goldenen Augen leuchteten intensiv, als sie ihren Sohn berechnend anstarrte, ehe sie wieder zu sprechen begann. So ungeduldig wie sein Vater.

 

„Die Träger der schwarzen Magie waren vielleicht stark, aber ihr Maß an Macht wie alles andere begrenzt. Über Jahrtausende fühlten wir ihre Präsenz als eine Bedrohung, die uns jedoch nie physisch angegriffen hatte. Unsere Schutzbarrieren hielten sie stehts von Shikoku fern und sie schadeten nur jenem, was von der göttlichen Macht berührt wurde.

SeKain jedoch... schien anders. Niemand kannte die wahre Größe seiner Kraft, seines Jaki oder zu was er fähig war. Noch bevor er sich uns zu erkennen gab, wurde die Bedrohung auf den Lebensfluss des Planeten mit jeder Wintersonnenwende stärker und gefährlicher. Als wir dann feststellten, dass er nicht nur ein Träger, sondern auch eine direkt physischen Manifestation der schwarzen Magie war, war es schon zu spät.“

„Ein Parasit, den man nicht loswird.“

„Tatsächlich. Selbst unsere Vorfahren sahen sich nie einem solchen Gegner gegenüber und es gibt zu wenig Information über ihn, um sein Wesen verstehen zu können. Er ist unberechenbar, tödlich. Bis heute konnten wir uns nur schützen, weil wir ihn bis zum Sonnenaufgang nach der Wintersonnenwende beschäftigen konnten. Sobald das erste Licht die Erde berührte, kehrte auch die Macht der Uralten zurück und SeKain verschwand spurlos, bis er in fünfhundert Jahren wieder auftauchen würde.“
 

„Er wird sterben.“ Sesshoumarus Klauen streiften langsam aber endgültig über Bakusaigas Griff und die Klinge vibrierte erwartungsvoll als Antwort, ebenso wie Tensaiga einen sanften Impuls abgab, als würde es seltsamerweise diese Absicht gleichfalls begrüßen.

„So selbstsicher, mein Sesshoumaru? Bedenke das selbst dein mächtiger Vater ihn nicht besiegen konnte und er trug die drei Schwerter bei sich.“

„Hn.“ Damit drehte sich der junge Daiyokai um und setzte seinen Weg in Richtung des Waldes vor. Es wurde Zeit, dass er zu seinem Rudel zurückkehrte, auch wenn er davon ausging, dass sie inzwischen vor dem Unwetter in einer nahegelegenen Höhle Schutz gesucht hatten. Zudem wollte er Rin mit Jaken nicht noch länger alleine lassen, obwohl er wusste, dass Ah-Uhn im Notfall das Mädchen aus jeder Gefahr herausbringen würde. Als er die Baumgrenze erreichte, hielt er ein letztes Mal inne und wandte den Kopf zu der stillstehenden Gestalt seiner Mutter zu.

 

„Bin ich ihm jemals begegnet?“ Seine Stimme war im tosenden Sturm leise, aber kraftvoll genug, um den Regen zu übertönen.

„Ja, Musuko.“ Die Dame strich ihre Finger durch ihre durchnässten Strähnen und verzog in Missfallen leicht das Gesicht sobald sie bemerkte, dass ihre Frisur völlig ruiniert war. „Als er wieder kam, warst du fast noch ein Kind.“

Sesshoumarus goldene Pupillen verengten sich leicht und seine Lippen formten eine schmale Linie. Er konnte sich nicht wirklich daran entsinnen, dafür waren seine Erinnerungen an diese Wintermonate zu verschwommen und unklar. Es war ein natürlicher Prozess, dass er während seines langen Lebens nur die wichtigsten Dinge in seinen Gedanken behielt und vor allem seine Kindheitstage verbargen sich mit dem Alter immer weiter hinter einem dichten Nebel.

„Dein Vater verbot dir meinen Palast in den Wolken zu verlassen und zu uns zu kommen...“ Bei dieser bewusst wagen Aussage zuckten Shayous Lippen ein wenig und eine unmerkliches Stirnrunzeln zierte das Gesicht des Daiyokais, ehe er in den Horizont starrte und ein weit entfernter Ausdruck seine Augen befiel.

„Und trotzdem hast du es getan und bist ihm gefolgt. Du magst jung gewesen sein, aber deine Fähigkeiten waren bereits weit über dem Niveau anderer Kinder in deinem Alter hinaus. Niemand vermochte es dich davon abzuhalten, an der Seite deines Vater zu stehen, um deinen rechtmäßigen Platz einzunehmen. Mein perfekter und idealer Sohn.“ Es war kein wirklicher Stolz, der in den sonst so leidenschaftslosen Worten Shayous mitschwang, stattdessen war der auffällig amüsierte Unterton darin sichtlich herauszuhören.

Doch Sesshoumaru würde nicht darauf hereinfallen. Für einen kurzen Augenblick ließ er seine Reißzähne aufblitzen, um seiner Mutter klar zu machen, dass er ihre falsche Anerkennung nicht begrüßte, vor allem, wenn es deutlich wurde das sie etwas vor ihm versteckte.

 

„Genug davon. Was erzählst du mir nicht?“ Er wurde diesem Spiel müde. Seine Mutter hatte immer schon ein Händchen dafür, die Gedanken andere in eine von ihr bestimmte Richtung zu lenken. Ein weitere Grund warum er sie so selten mit seiner Anwesenheit beehrte. Der tödliche Glanz in seinen Augen war zurückgekehrt und ebenso verlor Shayous Gesicht jegliche Form von Emotionen, als sie sich von ihrem Sohn abwandte und an ihm vorbei in Richtung des Waldes starrte.

„Dies ist momentan nicht von Bedeutung.“ Erwiderte sie knapp und reagierte auf Sesshoumarus Grollen mit einem eigenen Knurren. „Du solltest anfangen nach Westen zu reisen, Musuko. Ich werde dich in Shikoku erwarten.“

„Ich nehme keine Befehle entgegen, auch nicht von dir.“

„Natürlich tust du das nicht, aber du bist sicherlich daran interessiert deinem Rudel den nötigen Schutz zu geben, wenn der Winter einbricht. Außerdem bist du Togas Sohn und damit trittst du nun an seine Stelle.“

„Du vergisst, Mutter, dass ich den Titel des 'Inu no Taisho' nie erhalten habe. Ich bin weder dir, noch dem Rest unsere Rasse verpflichtet!“, zischte er kalt und seine Augen flackerten für einen Moment zornig rot, ehe sie in das gewohnte Gold zurückkehrten.

„Du hast die Position vielleicht nicht rechtmäßig in einem Kampf erhalten, aber du hast noch immer den Anspruch darauf. Erinnere dich daran, dass du schon einmal für Shikoku gekämpft hast, als der Pantherdämonenstamm erneut auftauchte. Damals bist du in die Fußstapfen deines Vaters getreten. Also komm in dein Geburtsland zurück, Sesshoumaru und beweise allen, dass du auch ohne eine Schlacht den Titel 'Heerführer der Hunde' verdienst.“ Es herrschte eine angespannte Stille zwischen ihnen, die nur von dem Gewitter durchbrochen wurde, bis sich der Daiyokai einfach abwandte und sich wieder in Bewegung setzt. Shayou blickte ihrem Sohn fast nachdenklich nach, ehe sie ein letztes Mal die Stimme erhob und ihre Zähne vor kaltem Amüsement glitzerten.

 

„Mein Sohn, wir werden starke Inuyokai Krieger benötigen, um gegen SeKain eine Chance zu haben. Vielleicht wäre es ratsam das andere Schwert deines Vaters einzubinden – Tessaiga.“

Wenn Sesshoumaru sie gehört hatte, so zeigte er es nicht. Stattdessen wurde seine Gestalt zwischen den Bäumen immer kleiner, bis auch der letzte Hauch seiner weißen Erscheinung im Dunklen der Nacht verschwunden war. Für ein paar Minuten verweilte die Dame noch an ihrem Platz und starrte auf die Wellen hinaus, bevor ein gleißender Blitz den Himmel erhellte und die Klippe plötzlich wieder einsam und still im strömenden Regen dalag, ohne das etwas auf eine frühere Anwesenheit der beiden Wesen hindeutete.

 
 

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Wasser rauschte über den rauen Felsen hinweg und ergoss sich wie ein Vorhang über dem Eingang der Höhle, um sich in zahlreichen kleinen Pfützen und Flüssen auf dem Boden zu sammeln. Die kalte Herbstluft strömte in den Hohlraum hinein und ließ den Stein feucht und klamm zurück, während sich das Moos an die Ränder des Gesteines klammerte. Teilweise verbrannte Holzstücken waren an der hinteren Wand zu einem einstmals kleinen Feuer aufgebaut wurden, doch die Flammen brannten nicht lange genug, um wirklich Wärme zu erzeugen. Die restlichen Äste und Stöcke waren durch den Regen nass und unbrauchbar geworden und wurden ohne weitere Beachtung an den Felsen gelehnt.

 

Inu Yasha hatte sich in die letzte Ecke der Höhle zurückgezogen, die Arme vor der Brust verschränkt und seine nackten Füße irgendwie nahe genug an den Körper gezogen, um sich in dem rauen Wetter möglichst warm zu halten. Der Stoff seines Feuerrattenhaoris trocknete zwar schnell, aber die weiße Kosode, die er darunter trug, war noch immer vollkommen durchtränkt und würde es auch noch in den nächsten Stunden bleiben, sodass es ihm jegliche Hitze aus seinem System entzog. Goldene Augen starrte missmutig auf den Ausgang der Felsspalte und beobachteten die unzähligen Regentropfen dabei, wie sie beim Aufprall auf dem glatten Stein in tausende kleine Teile zersprangen.

 

Der Wind heulte auf, Hundeohren zuckten minutiös und der Halbdämon ließ ein Knurren über seine Lippen ertönen, als er genervt seine Krallen über seinen Kopf strich, um das juckende Gefühl darauf zu vertreiben. Oder zumindest versuchte er es, ehe sich seine Finger in der braun-grauen Masse, die einst seine Haare gewesen waren, verfingen und er ungewollt mit zu viel Kraft daran riss, sodass er vor Schmerz laut zischte.

Verdammter Regen. Verdammter Schlamm. Verdammter Wald.

So hatte er sich sein neues Leben ganz sicher nicht vorgestellt. Es würde ewig dauern, bis er die Matsch – und Erdbrocken aus seiner Mähne befreien würde, ganz zu schweigen von den zahlreichen Zweigen und Blättern, die sich darin verfangen hatten. Und weder besaß er einen Kamm, noch eine von Kagomes Wunderseifen, die immer nach Lavendel oder Honig gerochen hatten. Was auch immer das Zeug war, es hatte seinen Haaren unglaublich gut getan und verlieh ihnen ein fast seidiges Gefühl. Jetzt dürfte er wieder Stunden damit verbringen, sich in einem Fluss die Knoten und Klumpen herauszureißen, was bei dem kalten Wetter mehr als nur unangenehm war, auch für ihn als Halbdämon. Denn obgleich er eine höher Toleranz gegenüber solchen Umwelteinflüssen besaß, konnte er tatsächlich krank werden und so kurz vor dem Wintereinbruch würde dies im schlimmsten Falle sogar seinen Tod bedeuten.

Zurück zu den Wurzeln, dachte er seufzend und ließ die Anstrengung nach weiteren sinnloses Versuchen schließlich sein. Denn im Endeffekt war er dies doch nicht anders gewohnt und es würde wahrscheinlich nur noch ein wenig Zeit brauchen, bis er sich wieder vollkommen daran angepasst hatte.

 

„Keh, die letzten Jahre haben mich doch tatsächlich weich gemacht...“ Kopfschüttelnd lehnte er sich an den Stein hinter sich zurück und versuchte eine halbwegs bequeme Position zu finden. Während der Suche nach den Juwelenscherben hatte er wirklich angefangen den kleinen Luxus zu genießen, der ihm das Reisen mit seinen Freunden eingebracht hatte. Jeden Abend ein Lagerfeuer, frisches Essen, manchmal sogar eine Übernachtung in einem Dorf oder einem Tempel und immer mit der Gewissheit, dass sie alle zu Kaede zurückkehren konnten, wenn sie eine Pause brauchten. Nach all den Jahren der einsamen Wanderung war die Gesellschaft seiner Begleiter plötzlich ein unersetzlicher Teil seines Lebens geworden - Vor allem die beiden Priesterinnen.

 

So war seine Zeit mit Kiyko angenehm und beruhigend. Ihr Verständnis füreinander beruhte auf einem seltsamen Mitgefühl zueinander und damals freute er sich auf die Veränderungen in seinem Leben, wenn nur die Dinge ihren Weg gegangen wären. Er fand Trost in ihrer Gesellschaft, weil ihm das erste Mal seit dem Tod seiner Mutter von einem anderen Menschen Zuneigung entgegengebracht wurde. Die einzige Bedingung: er hätte ein Teil seiner Selbst verwerfen müssen und wäre ein reiner Mensch geworden. Im Nachhinein betrachtet war er froh darüber, dass er diesen Weg nicht eingeschlagen hatte, denn seine dämonische Seite zu verlieren war nichts, was er sich jetzt noch wünschen würde. Er hatte angefangen die verborgene Macht in sich zu akzeptieren, ihre Konsequenzen zu verstehen und mit ihr zu leben, auch wenn er sie in den letzten Wochen viel deutlicher spüren konnte, als je zuvor.

Kagome hingegen war eine Art Neuanfang und die Rettung seines Verstandes, als er seinem Dämonenblut voll erlag und dafür würde er für immer in ihrer Schuld stehen. Sie gab ihm ihr Vertrauen, ihre Hingabe, ihre Loyalität und ihre Liebe und hatte es nie versäumt, immer wieder an seine Seite zurückzukehren. Sein Wunsch sie zu beschützen, ließ ihn Tessaigas Macht entfalten und trieb ihn in vielen Kämpfen zu neuen Höchstleistungen an. Am Ende war Inu Yasha dankbar, die junge Miko in seinem Leben getroffen zu haben und er liebte sie genug, um sie gehen zu lassen.

Und doch hätte er dabei fast vergessen, wie es vorher gewesen war.

 

Seine goldenen Augen schweiften zu dem Schwert, welches neben ihn auf dem kalten Boden lag und seine Stirn kräuselte sich, als er sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrierte. Er wusste genau, dass die Klinge nicht die Ursache seiner gegenwärtigen Situation war und er musste verrückt sein zu denken, dass sie tatsächlich ihren Teil maßgeblich dazu beitrug und dennoch nagte in ihm ein zweifelndes Gefühl. Denn wenn er es genau nahm, wäre das vermutlich alles nicht passiert, wenn Tessaiga normal gehandelt hätte – auch wenn man bei einem Dämonenschwert nie sagen konnte, was 'normal' eigentlich bedeutet.

Die letzten Wochen waren so oder so seltsam, es sollte ihn nicht wundern, dass früher oder später irgendetwas passieren würde. Die tödlich kalte Aura des Waldes war schlimmer geworden und kroch in den Verstand der Tiere und Yokai. Immer wieder wurde er mit dem aggressiven und unnatürlichen Verhalten der Waldbewohner konfrontiert und an einigen Stellen war die giftige Luft um ihn herum so dick, dass er die eisige Hand des Unheils über seine Haut fließen spüren konnte. Es machte ihn tatsächlich Angst.

Als er vor wenigen Stunden den Fluss überquerte, hatte der Gestank von Fäulnis und Blut seine Nase gestreift und obwohl er neugierig war, hatte er sich bewusst von dem Ort ferngehalten. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihm gezeigt, dass er sich sicherheitshalber von allen Unbekannten fernhalten sollte, wenn er nicht riskieren wollte, selbst zu einem Opfer zu werden.

 

Er war nur wenige Kilometer weiter südlich gewandert, als er angegriffen wurde. Drei Oni waren plötzlich aus dem Unterholz hervorgebrochen. Vollkommen verwüstet und mit Blut überzogen, hatten sie in blinder Wut alles zerstört, was ihnen in die Quere kam und es war nicht schwer zu erraten, woher sie kamen. Sie waren auf ihn losgegangen und er musste schnell feststellen, dass sie nicht ganz so leicht zu besiegen waren, wie er gehofft hatte.

Es war fast zu diesem Zeitpunkt, als ein tiefer Impuls durch seinen Körper schoss und ihn lange genug ablenkte, dass ihn einer der Yokai fast gegen den nächsten Baum schlagen konnte. Inu Yasha kannte das Gefühl. Sein Blut begann zu kochen, wallte plötzlich auf und flutete jeden Teil seiner Adern mit sengender Hitze. Seine Sicht verschwamm zu einem purpurnen Nebel, die Knochen knackten und ihrer Struktur verstärkte sich, während seine Reißzähne sich schmerzhaft durch sein Zahnfleisch schoben, als sie sich verlängerten.

 

Sein Dämonenblut erwachte, obwohl noch keine ernsthafte Gefahr für sein Leben bestand.

 

Instinktiv zog er Tessaiga und hätte in diesem Moment schwören können, dass er einen leichte Schock vom Griff der Klinge und dem Rosenkranz um seinen Hals erhalten hatte. Sobald sich das Schwert verwandelte, begannen die Veränderung in seinem Körper zu stoppen, kehrten aber noch nicht vollständig in den Normalzustand zurück. Doch ihm blieb keine Zeit, um sich darüber länger Gedanken zu machen, denn die Oni waren noch immer scharf darauf die Haut von seinen Knochen zu reißen.

Also griff er an und schmetterte Tessaiga in gewohnte Manier auf seine Gegner nieder. Dies funktionierte genau vier Mal, bevor es einer schaffte die Klinge mitten im Flug aufzufangen und ihn einige Meter in den Wald zu schleudern, wo er unsanft in den Schlamm krachte. Ein wenig betäubt schaffte er es gerade noch einem fliegenden Stamm auszuweichen und die Klinge nach oben zu reißen, um einen direkten Frontalangriff mit der vollen Breitseite des Schwertes zu blockieren.

Die Wucht des Aufpralls schickte ihn fast ein zweites Mal zu Boden und während er den Schlag mit aller Kraft parierte, konnte er die Annäherung der verblieben Yokai hinter sich spüren. Der Halbdämon knurrte verärgert, ließ die Faust des Onis nach links von der Klinge abgleiten und drehte sich in einer schnellen Bewegung unter dessen Beinen hindurch. Er konnte den Luftzug über seine Ohren gleiten fühlen, als die anderen Beiden nach ihm griffen und er duckte sich, um einen weiteren Treffer zu entgehen und zwischen den nächsten Bäumen zu verschwinden.

 

Als der Niederschlag einsetzte hatte er den ersten Dämon getötet, musste dafür aber auch einen gut platzierten Schlag in die Rippen einstecken. Der Sturm war nah, er konnte ihn riechen und er sollte schnellstmöglich einen sicheren Unterschutz suchen, bevor er in dem Regen womöglich noch die Orientierung verlor. Aber dafür musste er erst diese beiden Idioten besiegen. Mit einem weiten Sprung katapultierte er sich in eine sichere Entfernung, schickte sein Yoki in das erhobene Tessaiga und riss die Klinge mit einem lauten „Kaze no Kizu“ nach unten.

 

Und alles blieb still.

 

Weder war der halbe Wald zerstört, noch waren die Oni in Stücke zerrissen worden. Das Schwert blieb stumm, fehlend in dem vertrauten Knistern und Summen seiner Kraft. Und während sich Inu Yasha mehr als nur geschockt auf die fehlende Präsenz der Windnarbe konzentrierte, blitzten seine Augen erneut Rot auf und ein gutturales Knurren brach aus seinen Lippen hervor. Seine Wut und Irritation stieg, er leitete noch mehr von seiner Energie in die Waffe, um das Kongosoha hervorzurufen. Es knackte, die Splitter bildeten sich, doch dann blieb die Klinge mitten in der Transformation stehen, bevor sie zurück zu ihrem Ursprung kehrte und mit ihr auch plötzlich der wohl bekannte Wirbel des Kaze no Kizu kreischend auftauchte.

Inu Yasha, sowohl beunruhigt als auch gereizt von der gesamten Situation, stieß ein Brüllen aus und ließ dann einfach unkontrolliert einen Angriff nach dem anderen durch die Bäume schmettern.

Für einige Momente war er vollkommen für die Welt verloren, nur getrieben von seinen verwirrten Emotionen und Gedanken, während sein Yokaiblut wie Feuer durch seinen Körper brannte. Die beiden Dämonen waren längst tot, als er schwer keuchend die Arme sinken ließ und sich sogar ein wenig auf Tessaiga stützte, um wieder zu Atem zu kommen. Der Nebel in seinem Geist begann langsam seine Gedanken zu verlassen und das Rot blutete aus seinen Augen zurück, als er mit jeder weiteren Minute wieder zur Ruhe kam.

 

Regentropfen strömten über sein schlammiges Haar und seine Kleidung, als er sich erhob und das Schwert zurück in seine Scheide steckte, ehe seine goldenen Pupillen über das Ausmaß der Zerstörung vor sich wanderten. Tiefen Furchen spalteten den Boden, erzeugten ein hässliches Schlachtfeld und würden vermutlich für eine ganze Weile noch sichtbar und Zeuge seines Ausbruches sein. Bäume, die einst mächtig und jahrhundertelang an diesem Ort gestanden hatte, waren nun nichts mehr als zersplitterte Stämme, zerstreut in hunderten Metern Umkreis.

Für einen Moment schloss Inu Yasha die Augen und holte zitternd Luft, um seine ohrenbetäubenden Gedanken zu beruhigen. Sein Herz schlug laut und und wild in seiner Brust, seine Lunge versuchte den Sauerstoff so weit fließen zu lassen, dass er den Rest seines Körpers ernährte, obwohl er durch sein schnelles einatmen die Sache nur verschlimmerte. Jeder seiner Muskeln vibrierte unter der harten Anstrengung, als sich schließlich auch der letzte Rest seines überlegenen Dämonenblutes zurückzog und ihn in seiner natürlichen Halbdämonenverfassung zurückließ, verwirrt und entkräftet von seinem eigenen Ausbruch. Als sich seine Sicht der Welt wieder öffnete, rast nur ein einziges Wort durch seinen Kopf: Scheiße. Etwas war komplett schief gelaufen.

 
 

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Ein schweres Seufzen entkam den Lippen des Halbdämons, als er seinen Kopf an den kalten Stein lehnte und dem Drang unterdrückte, seine Schläfen zu massieren. Obgleich er sich jetzt beherrscht und ohne einen aggressiven oder impulsiven Drang fühlte, konnte er den verbliebenen Druck auf seiner Seele einfach nicht ignorieren. Er wusste, dass beide Teile seines Wesens in Aufruhr waren, lauter und drängender als es normalerweise der Fall war. Es war ein immerwährender Kreislauf aufwallender Emotionen und Empfindungen, sie rissen an seinem Gewissen, gleichsam in ihrer Intensität aber nie gleich in ihren Bedürfnissen.

Seit seinem Kampf im Wald, hatte sein menschlicher Teil Angst. Angst vor der Ungewissheit um Tessaiga, Angst vor seiner dämonischen Seite, Angst vor einem erneuten Kontrollverlust. Er überflutete ihn mit den schrecklichen Erinnerungen an das blutrünstige Monster, dass in ihm schlummerte. Die Kreatur, die alles und jeden ohne einen Funken Verstand schlachtete. Ein Beben erfüllte seine Glieder und Inu Yasha ballte die Hände, um die lebhaften Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Er erinnerte sich gut daran, ohne ein Zutun seines emotionalen Selbst. Auch nachdem er damals stundenlang in einem kalten Flusswasser gebadet hatte, konnte er das Blut unter seinen Krallen sehen, den Gestank des Todes riechen und die Schreie seiner Opfer hören.

 

Auch jetzt noch hatte er Alpträume davon, selten aber lebhaft genug, um ihn mit laut schlagenden Herzen aufwachen zu lassen. Die Ereignisse hatten sich fest in sein Bewusstsein eingebrannt und selbst an den hellsten Tage, würde die Dunkelheit seiner eigenen Taten nicht verschwinden. Und immer wenn er wie jetzt in der Stille seiner eigene Gedanken zurückkehrte, beklagte sein Gewissen den Verlust seiner Menschlichkeit, warnte ihn vor der Versuchung und dem gefährlichen Reiz der ihn befallen könnte, wenn er sich vollkommen dem Yokaiblut hingab.

Seine dämonische Seite hingegen schlang sich fest um sein Herz, gab ihn das beruhigende Gefühl der Zustimmung seiner Taten und versicherte ihm, dass die Dinge so richtig waren. Es ist in Ordnung. Es musste so passieren. Dein Leben war in Gefahr und dir blieb keine andere Wahl. Das leichte Summen unter seiner Haut war Anzeichen genug dafür, dass sein Yoki zwar passiv, aber immer noch wach war. Der ungewohnt nahe Kontakt zu dem Biest in seinem Blut verwirrte ihn und machte ihn unruhig, er hatte noch nie einen so direkten Bezug zu ihm, obwohl er wusste, dass andere Dämonen es sehr wohl taten. Er hingegen hielt diesen Teil in den letzten Jahren mithilfe des Schwertes immer unter Verschluss. Nun aber flüsterte der Yokai ihm süße Dinge der verzehrenden Unschuld und fast vibrierte sein Körper von dem tiefen Schnurren, dass das Biest hinter seinem mentalen Käfig ausstieß.

 

Als Teil eines Dämons hatte er schon immer gewusst, dass das innere Tiere die Verkörperung der tiefsten Instinkte eines jeden Yokais waren. Es intensiviert Emotionen wie Hass, Wut, Lust oder Verlangen und sollte es einmal auf die Welt entlassen werden, war die Kontrolle darüber fast unmöglich. Je stärker ein Dämon war, desto mächtiger wurde auch das Biest und es war daher vollkommen natürlich, dass eine Vielzahl von ranghöheren Yokai ihr Yoki dauerhaft unterdrückten. Auf seiner Reise war er einigen von denen begegnet, die ihre wahre Kraft erst in einer echten Schlacht preisgeben würden und es jagte ihm doch noch immer einen gewissen Schauer über den Rücken.

Trotzdem hatte er nie gezögert gegen sie zu kämpfen. Er würde kämpfen, bis keine Unze Blut in seinen Körper geblieben war, bis jeder letzte Atemzug seine Lungen verlassen hatte. Er würde um sein Leben und das seiner Freunde kämpfen und es nie bedauern. Und am Ende würde er überlebe und heilen, denn inzwischen war es das, was er am besten konnte und er trug den Schmerz wie eine zweite Haut.

 

Vielleicht lag seine eigene Hartnäckigkeit darin, dass er als einer der wenigen auf beiden Seiten dieser Welt wandelte; dass er die Abgründe einer jeden Rasse kennengelernt hatte, noch bevor er ihre ehrbarsten Eigenschaft kannte. Denn die meisten Menschen kümmerten sich wenig darum, mehr über Dämon zu wissen oder zu erfahren. Sie wussten von der einfachen Tatsache, dass sie furchterregende, ewige Wesen waren, die irdische Kontrolle über die unglaublichsten Kräfte hatten. Und doch, während sie sich fürchteten, versuchte sie nie wirklich über das hinwegzublicken was sie nicht verstanden, was unter der Oberfläche und jenseits der kalten Masken der Yokai lag.

Und natürlich taten Dämon wenig, um irgendetwas gegen dieses Meinung zu setzten, denn ihr Interesse in die sterbliche Rasse war höchstens marginal. Oft war ihr Bild von emotionaler Unfähigkeit geprägt, ein unerklärliches Geschöpf, welches weder Schmerz, Glück oder Trauer fühlen konnte und abgesehen von instinktiven Gewohnheiten nichts als Gleichgültigkeit gegenüber eines jeden anderen Lebewesen empfand.

 

Doch Inu Yasha wusste es besser. Er hatte die tiefsten Gefühle in den kältesten Herzen der Yokai gesehen und fand Verständnis in den Augen der Menschen, in denen sonst nur Angst gegenüber Dämonen brannte. Die Welt war mehr als nur schwarz und weiß und dort wo sich die Grenzen mischten, entstanden manchmal die unwahrscheinlichsten Dinge.

Ein leichtes Grinsen zupfte an seinen Mundwinkeln, als er an die Worte zurückdachte, die er einst zu Naraku während ihres letzten Kampfes gesagt hatte und er schloss die Augen, als er die Bilder vor seinem Geist spielen ließ.

 

Naraku! Wir sind beide Halbdämonen... auch wenn wir es auf unterschiedliche Weise geworden sind. Wir vereinen das Herz eines Dämons und das eines Menschen in uns. Und gerade deshalb verzeihe ich dir nicht. Wir konnten uns entscheiden. Für eines der beiden Herzen.

Naraku, du hast dein menschliches Herz behalten, während du als Dämon gelebt hast. Du verfluchst Menschen... und leugnest dein menschliches Herz. Ich lasse nicht zu, dass du weiter meinen Freunden Schaden zufügst!“

 

Damals hatte sich das Meido Zangetsuha in seine ganz persönliche Form des Angriffes verwandelt und einen Großteil vom Körper der Spinne zerstört. Es mochte vielleicht nicht für die endgültige Vernichtung gereicht haben, aber es war zumindest ein kleiner Sieg gewesen. Im Stillen hatte er sich später oft gefragt, welches Herz nun eigentlich in seiner Brust schlug und ob er sich jemals bewusst für eine der beiden Seiten entschieden hatte - oder ob er das überhaupt wollte. Denn den einen Teil zu wählen, bedeutete den anderen unausweichlich zu töten und er wollte die Vorzüge seines gemischten Erbens nicht einfach so aufgeben, zumindest nicht mehr.

 

Ein sanften Impuls schoss durch seine Fingerspitzen in den Rest seines Körpers, als er unbewusst Tessaiga neben sich streifte. Stetig und ruhig wie ein Herzschlag zog es ihn in eine warme Umarmung und ein zufriedenes Gefühl breitete sich in ihm aus. Vielleicht konnte er auch weiterhin mit beiden Herzen leben und lernen, wie er den dämonischen Teil ohne Angst und Hilfe kontrollieren konnte. Schließlich war er jung und sicherlich standen ihm noch ein paar Jahre bevor, ehe er sich von dieser Welt verabschieden würde. Es wurde Zeit das er anfing, endlich erwachsen zu werden.

Goldene Augen öffneten sich plötzlich, huschten für den Moment prüfend über die kahlen Felsen, bevor sie zum Höhleneingang starrte, der vom Morgenrot erhellt wurde.

„Keh, ich bin tatsächlich eingeschlafen.“ Flüsterte er leise zu sich selbst und schüttelte den Kopf, um wirklich richtig wach zu werden. Kleine getrocknete Dreckklumpen lösten sich aus seinen Haaren, verstreuten sich über den kalten Boden und er stieß ein humorloses Lachen aus, als sich über die Augen rieb. „Diese dämlichen Idioten haben mich doch einiges an Energie gekostet.“

In einer einzigen Bewegung war er auf den Beinen und lockerte seine angespannten und steifen Muskeln, bevor er nach dem Schwert griff und es durch seinen Obi schob, die Finger bewusst ein paar Sekunden länger auf dem Griff verweilend. Als er zum Ausgang der Felsspalte trat, starrte er auf den Morgendunst, der sich über den Boden gelegt hatte. Eigentlich wollte er weiter nach Süden, aber ein ungutes Gefühl sagte ihm, dass er die Vorfälle des gestrigen Tages nicht ignorieren sollte. Wenn tatsächlich etwas mit Tessaiga nicht stimmte, dann wäre er vollkommen schutzlos gegenüber jeden Dämon und auch sich selbst. Und so sehr ihm die Idee missfiel, müsste er nun von seinem eigentlichen Weg abweichen und Richtung Westen wandern. Denn es gab nur einen Mann, der ihm dabei helfen könnte, das Rätsel zu lösen.

 

Totosai.

 
 

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wichtige japanische Wörter:

 

Ningen: abfällige Bezeichnung für Menschen

 

Kami: Gott

 

Reiryoku: spirituelle oder göttliche Kraft

 

Yoki (oder auch Yoryoku): dämonische Energie und die Lebenskraft eines Yokai. Kann sowohl die körperlichen Fähigkeiten verbessern (Inu Yashas Sankon Tesso, um die Stärke und Angriffsreichweite seiner Klauen zu erhöhen), als auch Konstrukte bilden (Sesshoumarus Lichtpeitsche) oder in Form von Elementen kanalisiert werden

 

Kenatsu: eine Fähigkeit die hauptsächlich von Yokai-Schwertern besessen wird. Wenn Yoki in das Schwert geschleudert wird, kann der Benutzer seine Feine schlagen, ohne dass die Klinge physischen Kontakt hat. (Unter solch einen Angriff fällt zum Beispiel Inu Yashas Kaze no Kizu)

 

Yoketsu: visuelle Manifestation der dämonischen Energie in Form eines Strudels hinter einem Yokai. Wird dieser Wirbel und das damit verbundene Yoketsu durchtrennt, wird der Dämon sofort getötet.

 

Jaki: bösartige Energie, die ähnlich der dämonischen Aura ausgestrahlt wird. Entsteht aus der dunklen Natur

oder dem Willen (Yin) eines Individuums

 

dämonisches Jaki: jeder Dämon und Mensch besitzt das Potenzial Jaki auszustrahlen. Je böser der Yokai ist, desto größer sind die Fähigkeiten in der Kontrolle, Verwendung und Stärkung des Jaki, um Objekte und Menschen zu kontrollieren

 

Höllenjaki: entstand durch die vielen bösartigen Kreaturen in der Hölle und ist auch im Meido vorhanden

 

Shoki: alternative Bezeichnung von Miasma oder auch Sumpfgas genannt

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tatsächlich stammen die Worte von Inu Yasha an Naraku aus dem Manga. Ich war so frei und habe sie mir für dieses Kapitel geliehen :D

Es tut mir wirklich leid, dass es heute zu solchen Verzögerungen kam. Ich versuche schnellstmöglich zu einem neue Laptop zu kommen, damit ich Euch die gewohnte Qualität liefern kann.

Ich hoffe dennoch, dass es Euch gefallen hat. Das nächste Kapitel heißt: „Erwachen“

Bis dahin! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mitsuki-chan
2019-11-01T10:46:08+00:00 01.11.2019 11:46
Ich mag das Kapitel. Du legst sehr viel Gefühl in die einzelnen Umschreibungen das gefällt mir. Und die Kapitel sind immer schön lang :)
Bin gespannt was Totosai zu Inuyasha sagen wird.
Und ich bin auch gespannt wann sich Inu und Sess mal wieder begegnen.
LG
Antwort von:  MsBlueLion
01.11.2019 17:53
Hallöchen liebe Mitsuki-chan! Es ist schön dich hier zu sehen (oder zu lesen? Na du weißt was ich meine :D)

Vielen Dank für dein Kommentar und deine lieben Worte, ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich bin froh zu hören, dass die dir Länge der einzelnen Kapitel gefällt. Hatte schon Bedenken das es vielleicht zu lang wäre :D
Auf Inu und Sess musst du leider noch genau ein Kapitel aushalten, dann treffen die beiden Hundebrüder wieder aufeinander. Aber ich hoffe dennoch, dass dir auch der nächste Teil gefällt.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!


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