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Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz

von

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Alpträume

Philip Coulson schrie. Er schrie sich die Seele aus dem Leib, aber es schien Thor nicht zu kümmern. Diese Schmerzen... sie waren unerträglich, und er war versucht, um Gnade zu betteln. Doch er wusste genau, dass es keinen Sinn haben würde: Thor würde nicht aufhören.
 

Er glaubte, in Flammen zu stehen und gleichzeitig in Stücke gerissen zu werden. War überhaupt noch etwas von ihm übrig? Er wusste es nicht, aber eines war klar: wer immer behauptet hatte, dass man bei extremen Schmerzen irgendwann in die Ohnmacht abdriftete, hatte gelogen. Extremer konnte das hier kaum noch werden – doch von so etwas wie einer gnädigen Bewusstlosigkeit war er weit entfernt.
 

Was war hier los? Wo war er? Er versuchte, sich in diesem Wahnsinn zurecht zu finden, doch er konnte es nicht. Was machte Thor da mit ihm – und warum?
 

Irgendwann war der Donnergott endlich fertig mit ihm, und Coulson merkte, wie er losgebunden wurde. Erst jetzt realisierte er überhaupt, dass er in Ketten gehangen hatte. Er versuchte zu sprechen, zu fragen, was mit ihm geschah und warum er hier war... Doch seiner Stimme entrang sich nur ein heiseres Krächzen.
 

Die Umgebung war ihm völlig fremd. Ein Kerker, wie er undeutlich sehen konnte. Es war düster und kalt, doch seltsamerweise fror er nicht. Er sah an sich herunter...
 

...und erstarrte: was hatte er denn da an?
 

Diese Kleider sahen genauso aus wie jene, die Loki trug!
 

Mit einem lauten Schrei wachte Phil Coulson aus seinem Alptraum auf. Sein ganzer Körper war schweissgebadet und zitterte. Er brauchte mehrere Minuten, bis er seine Umgebung wieder richtig wahrnahm: der Jet, seine Schlafkammer darin, seine Koje mit den warmen Decken und einem gemütlichen Kissen... Kein eisiges und dunkles Verlies, keine Schmerzen. Es war nur ein Traum gewesen...
 

Nein, korrigierte er sich. Kein Traum. Die reale Erinnerung von jemandem... Von demjenigen, den er hasste und verabscheute, von dem er selbst öfters in Alpträumen heimgesucht worden war. Nur dass Loki in diesen Träumen immer der triumphierende Sieger über ihn gewesen war – und über die ganze Welt. Er hatte geträumt, dass Loki ihn mehrmals niederstach, dass er alle seine Freunde niederstach, dass er ihnen allen befahl, vor ihm auf die Knie zu fallen, ehe er sie der Reihe nach abschlachtete... Wilde, grässliche Träume waren das gewesen, am intensivsten in den Wochen nach seiner Reanimierung. Es hatte Monate gedauert, bis Phil das erste Mal wieder eine ruhige Nacht hinter sich gebracht hatte. Aber so schlimm diese Alpträume von Loki und seinen menschenmordenden Chitauri-Horden auch gewesen waren: das von grade eben überstieg das alles bei weitem.
 

Als er lautes Klopfen an der Tür und Daisy Johnsons besorgte Stimme hörte, wurde ihm klar, dass er wohl zumindest seine Schreie nicht nur geträumt hatte. «Alles in Ordnung, Sir?» fragte die junge Agentin ängstlich. «Sie haben geschrien... Kann ich reinkommen?»
 

Er öffnete ihr die Tür. Sie würde eh nicht gehen, bevor sie sich davon überzeugt hatte, dass noch alles an ihm dran war. Mit einem etwas matten Lächeln versetzte er: «War nur ein Alptraum, Daisy. Tut mir leid, dass ich sie geweckt habe. Gehen sie wieder schlafen.»
 

«Mich geweckt..?» Daisy dehnte die Worte und warf einen Blick über die Schulter. Hinter ihr standen die übrigen Agenten. «Sie haben so ziemlich alle geweckt, Sir.»
 

«Ist wirklich alles in Ordnung?» Das war Jemma Simmons, die junge Wissenschaftlerin und Ärztin. Sie beäugte Coulson zweifelnd, und er wusste, dass ihr medizinischer Instinkt jetzt Alarm schlug. Wieder versuchte er ein Lächeln. Es gelang ihm etwas besser als das erste. «Ja, alles okay. War wohl einfach etwas viel... gestern.» Er setzte sich im Bett auf und versuchte, das Entsetzen, das ihm immer noch in den Gliedern steckte, durch einen barschen Ton zu verdrängen. «Mir geht’ gut, wirklich. Ich wollte euch nicht den Schlaf rauben – es tut mir leid. Doch jetzt verschwindet wieder in eure Schlafkojen. Sonst habe ich morgen lauter übel gelaunte Agents um mich.»
 

Melinda May schmunzelte und scheuchte dann die anderen eigenhändig weg. Bevor sie selbst ging, wandte sie sich jedoch nochmal an Coulson: «Ist es wegen Loki?»
 

Der Agent schluckte. «Ja,» zwang er sich zu antworten. «Aber anders, als sie denken... Doch darüber - » Er winkte ab, als Melinda etwas erwidern wollte, « - möchte ich lieber nicht sprechen.»
 

Die Asiatin zögerte, dann nickte sie schliesslich langsam und machte auf dem Absatz kehrt.
 

Erschöpft sank Coulson wieder auf sein Lager zurück.
 

Du meine Güte – wie hatte Loki das nur überstehen können?
 

Und wie konnte er selbst es schaffen, gegen seine Betroffenheit anzukämpfen? Er wollte den Bastard nicht bemitleiden! Wollte sich einreden, dass ihm nur Recht geschehen war! Schliesslich hatte Loki die Erde zu erobern versucht und dabei Unzählige getötet und verletzt. Und sicher hatte er dabei keinen einzigen Gedanken an seine Opfer verschwendet. Schliesslich... wie hatte er die Menschen doch gleich noch mal genannt? Ameisen! Nein - so jemand verdiente allenfalls Schadenfreude, aber kein Erbarmen oder Mitgefühl...
 

Doch er wäre nicht Phil Coulson gewesen, wenn er etwas anderes als genau das empfunden hätte. Jetzt, da er wusste, dass Thor seinen Bruder für die Verbrechen auf der Erde grausam gefoltert hatte.
 

Sein weiches Herz – manchmal hasste er sich selbst dafür.
 


 


 

Auch Loki hatte Phil Coulson schreien gehört, und er wusste sofort, was los war. Allerdings war er ziemlich überrascht, denn diese Art von Verbindung war ihm völlig neu. Dass er selbst in Coulsons Erlebnisse eingetaucht war – für einmal nicht mittels seiner Magie sondern aufgrund der Tatsache, dass der Agent einen Teil seines Blutes in sich trug - verwunderte ihn nicht. Dass es aber umgekehrt auch so war, schon sehr.
 

Er fragte sich, wie sehr Coulson das wohl geniessen mochte. Da er es sich immer noch strikte verbot, ins Bewusstsein des Mannes einzudringen, hatte er nicht wirklich eine Ahnung, was der Agent jetzt empfand. Aber er war sich sicher, es auch so zu wissen.
 

Dass Coulson geschrien hatte, war klar – schliesslich hatte er wohl wie umgekehrt Loki das Gefühl gehabt, selbst in diesem Alptraum gefangen zu sein. Doch jetzt, einmal aufgewacht, würde er sicher eisige Genugtuung empfinden über das, was Thor mit ihm angestellt hatte.
 

Müde lehnte Loki den Kopf wieder gegen die Wand seines Gefängnisses. Sollte Coulson es geniessen – verdient hatte er es, wenn er ehrlich sein wollte.



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