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Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz

von

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Im Angesicht des Feindes

Melinda holte tief Luft und trat so leise wie möglich an den runden Glaskäfig heran. Leise deshalb, weil sie sich diesen Loki zuerst gerne etwas genauer angeschaut hätte, ehe er sie bemerkte. Da er in seinem Käfig hin- und her tigerte und ihr dabei den Rücken zuwandte, konnte sie auch hoffen, damit Erfolg zu haben. Leider erwies sich das als Trugschluss... «Sieh an, erst grade eingetroffen, und schon bekomme ich Besuch.» sagte der Gefangene, ehe er sich mit einem leisen, eindeutig spöttischen Lächeln zu ihr umdrehte.
 

Die junge Frau erstarrte und blieb stocksteif stehen. Verflixt, so unmittelbar vor ihr und in echt sah er ja noch umwerfender aus! Sein schmales, gutgeschnittenes Gesicht mit den irritierenden Augen hätte sie sogar dann als «göttlich» beschrieben, wenn es nicht tatsächlich das Antlitz eines Halbgotts gewesen wäre. Die schwarzen, schulterlangen Haare unterstrichen noch die fast unheimliche, aber gleichzeitig faszinierend-schöne Blässe des Mannes. Seine grün-goldene Kleidung sah zwar inzwischen ohne den Helm und das Cape ein kleines bischen weniger edel aus, verlieh ihm aber immer noch das atemberaubend edle Aussehen eines Prinzen aus Asgard.
 

Als sie ihn so unverwandt anstarrte, wurde Lokis Grinsen breiter. «Agentin Crave...?» versetzte er gedehnt und musterte sie herausfordernd. Es schien, als fresse sich sein Blick nicht nur in ihre Augen, sondern direkt in ihre Seele.
 

Erst nach einigen Sekunden wurde ihr bewusst, dass er sie gerade mit ihrem Namen angesprochen hatte...
 

«Woher..?» stammelte sie irritiert, doch Loki winkte ab und sagte nur: «Barton. Er hat mir die Namen von euch allen genannt... und da ich dabei in seine Erinnerungen geschaut habe, kenne ich auch die dazu gehörigen Gesichter.»
 

Wie bitte? Melinda zuckte zusammen und nahm sich vor, gleich anschliessend ein intensives Gespräch mit Thor zu führen. Zwar hatte ihnen dieser so einiges über die Fähigkeiten seines Bruders erzählt, doch wie es aussah, bei weitem nicht alles.
 

Loki schien sich köstlich zu amüsieren, und eines wurde Melinda jetzt wirklich zweifelsfrei klar: er war hier, weil er hier sein wollte! Wäre es anders, würde er sich kaum so verhalten, als wäre er derjenige, der die Regeln bestimmte... und der als einziger genau wusste, welcher Schritt der Nächste sein würde.
 

Sie musste sich dringend zusammen reissen, sonst würde sie bei diesem Gespräch nicht nur nichts herausfinden, sondern auch die hoffnungslos Unterlegene sein.
 

«Hätte ich mir eigentlich denken können,» gab sie zurück und versuchte dabei, ebenfalls gelassen zu wirken. Sie sah einen Stuhl neben sich und zog ihn heran. «Da wir gerade von Barton reden: was haben sie mit ihm gemacht.»
 

Loki zog belustigt eine Braue hoch. «Ist das Liebe?»
 

«Freundschaft.»
 

«Interessant.» Er grinste ihr wieder zu und ging dann zur Rückseite des Käfigs, wo sich eine schmale Sitzbank befand. Nachdem er Platz genommen hatte, fragte er schon fast gelangweilt: «Und nun wollen sie sicher etwas Nettes, Beruhigendes von mir hören. Dass ich ihnen sage, dass es Barton gut geht und ich ihm nichts tun werde, sobald ich ihn nicht mehr brauche. Stimmts?»
 

Wie konnte ein Mensch – irgendein Wesen – nur so eiskalt sein? Ein Schauer fuhr der Agentin über den Rücken. Doch leider änderte es nichts daran, dass ihre Faszination mit jeder Sekunde wuchs. Sie musste sich leise räuspern, ehe sie in gespieltem Plauderton zurückgab: «Das wäre schön. Allerdings nur, wenn es auch den Tatsachen entspricht. Doch vorher wäre es nett, wenn sie meine Frage beantworten würden: was haben sie ihm angetan?»
 

«Angetan?» Loki lachte leise auf. «Gar nichts. Ich habe nur seinen... Horizont etwas erweitert.» Er hielt inne, und sein Grinsen wurde noch eisiger – und gefährlich. «Und wenn ich ihn nicht mehr brauche, werde ich ihn noch mehr erweitern.»
 

Melinda gefror das Blut in den Adern. Doch ehe sie etwas darauf erwidern konnte, lachte Loki schon wieder auf. «Keine Angst: ich kann ihn sicher noch ein Weilchen brauchen! Er ist ja ein ganz nützliches Haustierchen.»
 

Am liebsten wäre sie ihm an die Gurgel gegangen, aber ihr jahrelanges Training als psychologische Beraterin in genau solchen Fällen liess sie auf einmal wieder klar denken. Plötzlich wusste sie, wie sie ihm vielleicht etwas von seinen wahren Absichten entlocken konnte... denn ihr fiel wieder ein, wie er Bruce gemustert hatte.
 

«Sie sind ein Monster!» gab sie – scheinbar geschockt und ängstlich – zurück.
 

Loki erhob sich wieder und kam auf sie zu. «Ich..? Nicht doch! Das Monster habt ihr hergebracht!»
 

Also doch. Melinda hatte es gewusst – und jetzt wussten es alle anderen auch, denn natürlich wurden sie via Kameras beobachtet. «Haltet euch bereit,» sagte sie denn auch schon zu ihren Kollegen über Funk. «Loki will den Hulk entfesseln. Bringt Banner in Sicherheit!»
 

Mit Genugtuung stellte sie fest, dass sie den Gefangenen tatsächlich übertölpelt hatte. «Was..?» sagte Loki und blinzelte irritiert. Melinda drehte sich nochmals zu ihm um, und diesmal war sie diejenige, die lachte. «Danke für ihre Kooperation.»
 

Und damit liess sie ihn stehen. Hätte sie nicht seinen Blick noch lange, nachdem sie weg war, in ihrem Rücken gespürt, hätte sie sich auf der ganzen Linie als Siegerin fühlen können. So aber war sie vor allem eines: verwirrt!



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