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Cursed

von

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Freindschaftsbildende Maßnahmen

Am Nachmittag trafen die vier sich also in der Innenstadt. Aiden hatte Lukas und Sophie im Café geparkt und war dann Reel „abholen“ gegangen. Er konnte ja schließlich schlecht vor Lukas' Augen seinen Freund einfach aus schwarzem Nebel entstehen lassen.

„Na dann wollen wir mal.“ Reel streckte vergnügt seine Glieder und grinste Aiden verschmitzt an. Er würde es sich nicht nehmen lassen, Lukas ein wenig in den Wahnsinn zu treiben, und Aiden wusste das ganz genau. Mahnend sah er seinen Dämon an und seufzte resigniert, doch der schenkte ihm zur Antwort nur einen Kuss und ein unschuldiges Lächeln.

An dieser Stelle war jedes Wort vergebens, also griff Aiden einfach Reels Hand und bog mit ihm wieder aus der kleinen Gasse hinaus auf Fußgängerzone.
 

Sophie spürte den Dämon schon, bevor sie ihn sehen konnte. Kalt rann ihr der unangenehme Schauer über den Rücken und jagte ihr eine Gänsehaut über den gesamten Körper. Seine dämonische Aura war ausgesprochen beängstigend für sie und Reel nutzte das ganz bewusst aus.

Entsprechend aufgesetzt wirkte ihr Lächeln, als Aiden und sein Fluch schließlich in ihr Sichtfeld traten. Lukas gelang es sehr viel besser trotz seiner Skepsis und seinem Argwohn ein offenherziges Lächeln zu zeigen. Und das obwohl ihm der Anblick der beiden händchenhaltenden Männer doch etwas unangenehmer war, als er sich eingestehen wollte.

Auch er hatte Reels Anwesenheit ganz unterbewusst gespürt. Die feinen Härchen auf seinen Armen hatten sich aufgestellt und irgendetwas in ihm ermahnte ihn zur Wachsamkeit. Doch wie üblich hatte er diese Eingebung als Unsinn abgetan.

„Das ging jetzt ja doch schneller als ich dachte.“

„Ich sagte doch, ich bin gleich wieder da.“ Aiden setzte sich auf die gepolsterte Bank am Tisch und Reel folgte ihm. Ganz selbstverständlich rückte er so dicht an Aiden heran, dass ihre Hüften und Oberschenkel sich berührten, und legte einen Arm um ihn.

Dass Lukas' Blick dabei instinktiv von dem Pärchen weg zuckte, blieb Reel nicht verborgen, also wartete er geduldig bis dessen Blick wieder zu ihnen zurückkehrte, ehe er Aiden einen Kuss auf die Schläfe gab und dann wieder Lukas mit einem provokanten Grinsen anfunkelte.

Aiden gehörte ihm und das würde er Lukas in aller Deutlichkeit spüren lassen. Die Tatsache, dass der Junge Reel nicht leiden konnte und Aiden so vehement von einer Beziehung mit ihm abgeraten hatte, machte dieses Spiel nur umso reizvoller für ihn.

Während Lukas sein Unbehagen bestmöglich verbarg und Reel es nach Kräften bestärkte, warf Aiden einen entschuldigenden Blick in Sophies Richtung.

Sie saß wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl und wäre wohl am liebsten auf der Stelle aufgestanden und davongerannt.

Irgendwie hatte Aiden im Laufe der Zeit wohl vergessen oder schlichtweg verdrängt, dass sein Dämon nicht unbedingt der umgängliche Typ war und dass er sehr sehr sehr(!) anstrengend sein konnte, wenn er es darauf anlegte.
 

„Also, habt ihr euch die Karte schon angesehen?“, versuchte Aiden diese unangenehme Situation zu unterbrechen und kniff Reel unterm Tisch beherzt in den Oberschenkel, um ihn unauffällig zur Ordnung zu ermahnen. Sein Dämon zuckte allerdings nicht einmal über den plötzlichen Schmerz, sondern drückte Aiden noch ein wenig enger an sich.

Trotzdem brach er den Blickkontakt mit Lukas vorerst ab und legte stattdessen wortlos dessen Handy auf den Tisch. Aiden schlug sofort genervt die Augen nieder, aber Lukas brauchte eine Weile um zu realisieren, dass es sein Handy war, das der zwielichtige Falschspieler da grade mit einem süffisanten Lächeln auf die Tischplatte gelegt hatte.

„He! Das is doch meins. Wie hast du...?“ Hastig nahm er sein Eigentum wieder an sich und starrte Reel wütend an.

„Muss dir wohl aus der Tasche gefallen sein, oder willst du mir etwa irgendwas unterstellen?“ Reels überheblicher Blick und sein herausfordernder Tonfall ließen keinen Zweifel daran, dass er Lukas bestohlen hatte, aber nachweisen konnte ihm das keiner.

Frustriert und mit weiter anschwellendem Zorn biss Lukas die Zähne zusammen. Er würde hier jetzt keine Szene veranstalten und Reel die Opferrolle als 'fälschlich Beschuldigter' auf einem Silbertablett servieren. Dass der Kerl provokant und über alle Maße dreist war, hatte er schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen festgestellt, aber dass er ihn innerhalb der ersten fünf Minuten schamlos beklauen würde, war doch eine Spur härter als er erwartet hatte.

Doch was das Schlimmste an der ganzen Situation war: Aiden sagte kein einziges Wort dazu. Er sah lediglich einmal vielsagend zu Reel rüber, ließ sich von ihm küssen und ignorierte den Vorfall dann einfach.

„Aiden, jetzt sag doch auch mal was.“

„Was soll ich dazu sagen? Ist doch nicht das erste mal, dass du dein Handy verlierst ohne es mitzukriegen.“ Diese Vorlage konnte Reel sich nicht entgehen lassen und setzte Lukas' kaltem Zorn mit einem weiteren Satz die Krone auf.

„Vielleicht solltest du besser auf die Dinge achtgeben, die dir wichtig sind, sonst verlierst du sie irgendwann vielleicht unwiederbringlich.“ Und als hätte es nichts mit seiner eben getätigten Aussage zu tun, kuschelte er sich noch etwas mehr an Aiden und hielt dabei unverwandt und triumphierend den Blickkontakt mit Lukas.

Aiden zwickte unter dem Tisch erneut Reel und rief ihn entschieden zur Ordnung, und dieses mal gehorchte ihm sein Dämon auch. Für den Rest ihres Cafébesuchs und das anschließende Window-Shopping beschränkte sich Reel auf seinen üblichen Sarkasmus und einfache Sticheleien.

Er durfte es bei Lukas nicht zu sehr übertreiben, sonst würde Aiden ihm das irgendwann nicht mehr nachsehen, aber Lukas machte es ihm so unglaublich leicht. Der Junge war ein offenes Buch und trug jede seiner Emotionen für jeden sichtbar auf seinem Gesicht. Jede Regung und jede noch so kleine Gefühlsschwankung konnte man ihm an der Nasenspitze ablesen und es war ihm nicht mal bewusst.

Mit Lukas würde er noch so seinen Spaß haben, da war Reel sich sicher.
 

„Was haltet ihr davon, noch einen kurzen Abstecher in die Arcade zu machen, bevor wir wieder zurück müssen?“ Lukas wollte ganz dringend irgendwo seinen Frust abbauen, und Videospiele waren momentan die beste Möglichkeit, die ihm einfiel.

Reel war ihm den ganzen Nachmittag gehörig auf den Keks gegangen. Er hatte sich eine Dreistigkeit nach der anderen erlaubt, aber sie immer so geschickt ausgespielt, dass Lukas nie als das eigentlich Opfer dastand. Der Kerl trieb schamlos seine Spielchen mit ihm und Aiden sagte kein einziges mal etwas dazu. Ganz im Gegenteil – er nahm Reel sogar noch in Schutz und verteidigte sein Verhalten.

Sophie hatte wohl Angst vor Aidens finsterem Freund und traute sich nicht etwas zu sagen, aber von Aiden hatte er eigentlich nicht erwartet, dass er sich so zurückhalten und derart Partei ergreifen würde. Hatte sein bester Freund sich so sehr verändert? Oder hatte er ihn einfach noch nie wirklich gekannt?

Da niemand ein Veto gegen Lukas' Vorschlag einlegte, bogen sie alle vier an der nächsten Ecke nach rechts ab und liefen die Straße zur Arcade-Halle hinunter.

Am Tresen im Eingangsbereich luden Lukas und Aiden ihre Karten auf, mit denen die meisten Spiele hier bezahlt und gestartet wurden.

Sophie stand auf verlorenem Posten. Sie interessierte sich kein Stück für Videospiele und litt noch immer unter Reels feindseliger Aura. Das hier musste einer der unangenehmsten Nachmittage ihres Lebens sein.

„Nachdem du einen so mutigen und entschlossenen Auftritt bei Aiden hingelegt hattest, hatte ich angenommen, du seist nicht dermaßen leicht zu verschrecken.“ Reel sprach so leise, dass nur Sophie ihn hören konnte und warf ihr unauffällig einen wissenden Blick zu.

„Du manipulierst deine Aura doch absichtlich um mir Angst zu machen.“

„Das stimmt schon, aber ich hatte schon gehofft, du würdest eine größere Herausforderung darstellen.“

„Bitte tu Lukas nichts.“ Reel stutzte. Das Mädchen neben ihm zitterte regelrecht vor Angst, aber trotzdem machte sie sich mehr Sorgen um ihren Freund als um sich selbst. Sie hatte wohl wirklich nichts von einer echten Hexe. Umso besser. Aber ihren Mut rechnete er ihr hoch an, also entschied er sich dazu, sie nicht noch weiter zu verängstigen, sondern ihr die Wahrheit zu sagen.

„Wenn ich dem Jungen ernsthaft etwas antun wollte, hätte ich das längst getan. Ganz abgesehen davon, würde Aiden mir das übel nehmen.“ Jetzt war es an Sophie verdutzt dreinzuschauen.

Dem Dämon war es also tatsächlich nicht egal, was Aiden von ihm hielt. Seine Meinung und Gefühle bedeuteten ihm genug um seine eigene Natur zu zügeln. Und endlich kam ihr die eigentlich so offensichtliche Erkenntnis: „Du liebst Aiden wirklich!“ Die ehrliche Überraschung in ihrer Stimme ließ Reel unwillkürlich auflachen.

„Du kannst doch Auren lesen und bist ansonsten auch nicht unbedingt auf den Kopf gefallen, aber dass meine Liebe zu Aiden keine Farce ist, merkst du erst jetzt?“ Noch immer etwas fassungslos starrte sie den Dämon an. Zum ersten mal sah sie ihn aufrichtig lachen, und auch seine Aura verlor – wohl eher unbeabsichtigt von ihm – einen Großteil ihrer Feindseligkeit.

„Naja, also... ich hatte halt angenommen... weil du so...“ Sie kam sich plötzlich furchtbar dumm dabei vor, diese offensichtliche Tatsache nicht bemerkt zu haben – beziehungsweise sie als albernes Hirngespinst abgetan zu haben – und eine schwache Schamesröte bemächtigte sich ihres Gesichts.

Nein, von einer echten Hexe hatte dieses naive Mauerblümchen wirklich nichts. Nichts an ihr erinnerte ihn an die Dinge, die er an Magiern so sehr verachtete – keine Arroganz, Überheblichkeit, Allmachtsfantasien oder Egoismus. Sie war einfach nur ein etwas zu neugieriges Mädchen mit gefährlichen Interessen und einem schwachen Talent für Magie, die sich Sorgen um ihren Freund und ihren Mitschüler machte.
 

„Was ist denn in euch beide gefahren?“ Irritiert standen Lukas und Aiden vor dem noch immer belustigt kichernden Reel und einer peinlich berührten Sophie.

„Ach nichts.“ Mit einem amüsierten Grinsen und hinter dem Rücken verschränkten Armen lief Reel in die schummerig beleuchtete Halle und konnte Lukas' gereizten Blick förmlich in seinen Hinterkopf stechen spüren.

„Hat er irgendwas mit dir gemacht?“

„Nein, Reel hat mich nur auf was hingewiesen. Ist aber egal. Bitte lass uns nicht weiter drüber reden.“ Aiden wollte schon sauer auf ihn werden, aber irgendwas an Sophies Gesichtsausdruck sagte ihm, dass Reel sich ausnahmsweise mal nichts zu Schulden kommen lassen hatte.

Als die anderen ihn wieder eingeholt hatten, musterte der grade aus einiger Entfernung den Retro-Abschnitt.

„Stimmt was nicht, Reel.“

„Ich will mal was ausprobieren.“

Ohne ein weiteres Wort der Erklärung zog er Aiden in den hinteren Teil der Halle, wo die älteren Automaten standen und der daher vergleichsweise leer war. Die Spiele hier hinten liefen noch mit Münzgeld und nicht mit den modernen Karten, auf die man einfach Guthaben laden und sie dann über das Display des Automaten ziehen konnte.

Mit einem diebischen Schmunzeln auf den Lippen legte Reel seine Hand über den Münzeinwurf und Aiden konnte im schummerigen Licht erkennen, wie sich ein winziger Teil des lebendigen Schattens aus dessen Hand löste und sich an dem Automaten zu schaffen machte.

„Reel!“ Schnell stellte er sich vor den Einwurf des Spiels um zu verdecken, was sein Dämon dort trieb, aber bei dem schlechten Licht und den wenigen Menschen hier, wäre der kleine, schwarze Schatten vermutlich eh niemandem aufgefallen.

Einen Augenblick später prangten auf dem Bildschirm plötzlich die Worte 'press any button to start' und als Aiden dem Folge leistete, startete tatsächlich das Spiel, ohne das jemand Geld eingeworfen hatte.

„Du bist unmöglich!“ Aiden warf ihm einen scheltenden Blick zu, aber leider war er auch ein Stück weit beeindruckt und verdammt neugierig. „Wie hast du das gemacht?“ Reels Gesicht spiegelte Stolz wider und ein kindliches Grinsen lag auf seinen Lippen.

„Das ist gar nicht so viel anders, als Schlösser zu knacken.“

„Kannst du das bei jedem Automaten?“

„Ich glaube nur, wenn sie einen mechanischen Münzeinwurf haben“, antwortete Reel mit einem kritischen Blick auf die blinkende Spiele-Konsole. „Die elektronischen kann ich nicht so einfach manipulieren. Die funktionieren über Stromstärken und Spannung, dass ist zu komplex.“

Aiden war zwiegespalten. Einerseits empfand er es als falsch, die Automaten zu verwenden ohne dafür zu zahlen, andererseits nahm er ja auch niemandem etwas weg. Also was war schon dabei?
 

„Hast du das gesehen?“

„Nein, was meinst du?“, log Sophie mit bemüht unschuldiger Stimme.

„Er hat irgendwas an dem Automaten gemacht.“

„Ja. Eine Münze reingeworfen. Du bist so sauer auf Reel, dass du hinter allem, was er tut, irgendwas gefährliches oder kriminelles vermutest.“ Sophie hatte deutlich gespürt, dass Reel seine dämonische Macht eingesetzt hatte, aber abgesehen davon war seine Aura unverändert ruhig und irgendwie vergnügt geblieben.

Solange der Dämon mit Aiden interagierte, wurde er nahezu zahm, und erst wenn er sich bewusst Lukas oder ihr zuwandte, änderte sich das. 'Er spielt nur mit uns', schoss es ihr unwillkürlich durch den Kopf. 'Er hegt keine ernsthaften Aggressionen gegen uns, sondern spielt uns was vor.' „Vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm, wie wir anfangs dachten.“ Verständnislos sah Lukas sie an.

„Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?“ Unvermittelt drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. „Hör doch endlich auf, die ganze Zeit nur Aidens Freund hinterher zu schnüffeln. Ich glaube fast, dass du Reel heute öfter angesehen hast als mich.“ Sie setzte eine überspitzt beleidigte Miene auf und zog ihrem Freund spielerisch am Ärmel. „Beschäftige dich doch ausnahmsweise mal mit mir, sonst muss ich noch davon ausgehen, dass du dich in Aidens Badboy verknallt hast, so wie du ihn die ganze Zeit anstarrst.“ Überrascht verfiel Lukas in ein nervöses Lachen.

„Hast ja Recht. Der Typ macht mich noch ganz kirre.“ Sie tauschten ein verliebtes Lächeln und einen unschuldigen Kuss miteinander, und verzogen sich dann in die entgegengesetzte Ecke der Halle.
 

Eine knappe Stunde verbrachten die vier in der Arcade-Halle, bevor sie wieder vor des Gebäude traten.

„Jetzt waren wir doch länger drin als geplant“, stellte Sophie mit einem kritischen Blick auf ihre Armbanduhr fest. „Wir werden wohl auf den nächsten Bus warten müssen. Den in 3 Minuten schaffen wir garantiert nicht mehr.“

„Vielleicht doch. Ich kenne eine Abkürzung. Kommt mit.“ Und schon schnappte sich Lukas Sophies Hand und rannte mit ihr los. Etwas perplex sahen Reel und Aiden einander an, bevor sie die Verfolgung aufnahmen und ebenfalls die Straße hinunter rannten.

Lukas bog in eine der vielen, kleinen Seitengassen ein und als Reel und Aiden ihm folgten, prallten sie ihm und Sophie schwungvoll in den Rücken. Die beiden waren direkt hinter der Ecke stehengeblieben und schauten nun etwas verloren in die Gasse hinein.

„Ups. Ähm... Wir sind dann auch schon wieder weg“, versuchte Lukas sie ungeschickt raus zu reden, doch die Typen in der Gasse hatten andere Pläne.

„Na na na. Nich´ so eilig, ihr Knirpse.“ Aiden biss sich auf die Lippe. 'Nicht schon wieder. Bitte nicht schon wieder irgendwelche Schläger. Seit wann gibt es hier denn so viele von denen?'

„Oh Scheiße. Nein!“ Einer der 6 Männer war wohl schon bei Aidens erster Erfahrung mit Leuten dieses Schlages dabei gewesen.

Aiden erkannte die Sonnenbrille wieder, die der Kerl trotz der Düsternis der Gasse trug und der Typ schien Aiden – und vor allem Reel – ebenfalls wiederzuerkennen, denn er machte auf dem Absatz kehrt, nahm die Beine in die Hand und flüchtete in Panik die Gasse hinunter.

Verdutzt schauten sowohl seine Freunde als auch Lukas und Sophie ihm nach.

Reel ließ Aidens Hand los und schob sich betont gelassen zwischen die drei Schüler und ihre Angreifer.

„Na sowas. Der scheint sich wohl an mich zu erinnern.

Es würde euch guttun von seiner Erfahrung zu profitieren und euch ebenfalls einfach zu verpissen.“

„Hör mal her, du kleiner Möchtergern-Punk.“ Einer von den übrigen fünf kam auf Reel zu und wollte ihn wohl am Kragen packen, doch der griff sich das Handgelenk des größeren Mannes, zog es schwungvoll zur Seite und drehte seinem Angreifer in einer flüssigen Bewegung den Arm auf den Rücken. Ein kurzer Tritt in die Kniekehle beförderte ihn zügig auf die Knie und so könnte Reel den Schläger mühelos mit einer Hand an Ort und Stelle halten.

Mit einem theatralisch enttäuschten Seufzer sah er die übrigen vier Kerle vor sich an. „Ich hab mich immer gefragt, warum Typen wie ihr nur im Rudel auftaucht, obwohl ihr euch doch eindeutig für körperlich überlegen haltet.

Aber wenn ich mir euch lernunfähige Idioten so ansehe, dann müsst ihr wohl immer mindestens zu viert unterwegs sein, damit ihr zusammengenommen genügend IQ-Punkte habt um lebensfähig zu sein.“ Genussvoll verdrehte Reel den Arm seines Gefangenen noch ein kleines Stück weiter und entlockte ihm so ein schmerzerfülltes Stöhnen.

Für die anderen in seinem Weg ließ er kurz seine roten Augen aufglühen und erzielte damit zügig den gewünschten Effekt. In Windeseile war die Gasse leer und nur die unglückliche Seele in Reels Gewalt war von den sechs gestandenen Männern noch übrig. Dem schenkte Reel verborgen vor den Augen der drei Schüler mit seinen scharfen Fingernägeln zierende Klauenspuren um sein Handgelenk und stieß ihn schließlich einfach zur Seite.

Eigentlich hätte er jetzt nicht übel Lust auf eine gepflegte Schlägerei gehabt, aber er konnte es auf keinen Fall riskieren, vor Lukas' Augen in einen Blutrausch zu verfallen, und er wollte auch Aiden nicht unnötig in Gefahr bringen. Also kamen die sechs Idioten allesamt glimpflich davon.

Ganz selbstverständlich vergrub Reel die eine Hand in seiner Hosentasche, nahm Aiden an die andere und lief mit ihm an dem Schläger vorbei, der noch immer fassungslos auf dem Boden hockte und sich sein zerkratztes, blutendes Handgelenk rieb.
 

Mit einem ähnlichen Maß an Fassungslosigkeit starrte auch Lukas ihnen hinterher. Nicht nur das Reel allem Anschein nach ein gefürchteter und durchaus fähiger Straßenkämpfer war, Aiden schien das Ganze auch noch vollkommen bewusst zu sein. Und es störte ihn kein bisschen.

Was hatte Aiden denn schon alles in der Gesellschaft dieses Typen erlebt, dass ihn die Brutalität, die Reel hier an den Tag legte, dermaßen kalt ließ?

Sophie beschäftigte indes etwas ganz anderes. Sie war fest davon ausgegangen, den Dämon aufs Ganze gehen zu sehen. Die Kampfeslust in seiner Aura war unverkennbar angeschwollen und Blutdurst war in ihm wachgeworden, aber er hatte diese Gelüste ausschließlich zum wirkungsvollen Verschrecken ihrer Gegner genutzt. Er hatte sich beherrscht, obwohl Dämonen zweiter Ordnung doch als besonders zügellos in der Auslebung ihrer Instinkte galten.

Reel war wohl tatsächlich sehr viel menschlicher als sie ihm zugetraut hatte, und so langsam glaubte sie auch Aidens Rolle bei dem Ganzen zu verstehen.



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