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Cursed

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyho. Ich hatte die ganze Zeit angenomme, dass ich dieses Kapitel schon gepostet hatte. ^^" Hups.
Naja, es kann hier jedenfalls wieder vermehrt zu Fehlern gekommen sein, weil ich es nun recht kurzfristig hochgeladen und vorher nicht nochmal gelesen habe.
Weißt mich also gerne auf grobe Schnitzer meinerseits hin. Komplett anzeigen

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Alte Feinde, neue Verbündete

Sein Wecker riss Aiden unsanft aus dem Schlaf. Ab heute musste er wieder die Schulbank drücken.

Er fürchtete sich schon die ganz Zeit vor diesem Tag, denn Unterricht bedeutete den ständigen Kontakt mit anderen Menschen und dieser bot nun da Reels animalische Seite so aktiv war noch mehr potenzielle Gefahren.

Widerwillig setzte er sich im Bett auf und sah nach dem schlafendem Bewusstsein in seinem Inneren. Das war jeden Morgen das erste, was er tat.

Reel schlief nach wie vor, also begrüßte Aiden nun als nächstes seinen Schatten. Er konnte spüren, wie er sich zaghaft auf seinem Fluchmal regte als Aiden es kurz mit den Fingern berührte.

Dann stand er endlich auf und ging lustlos seiner Morgenroutine nach.
 

Das Frühstück ließ er wie so oft ausfallen und ging auf direktem Weg in die Aula. Dort wurde jedes Jahr am ersten Schultag eine kurze Feierstunde abgehalten und jedes Jahr waren die Neulinge die einzigen, die dieser überhaupt richtig folgten.

Als Aiden die Aula betrat begrüßten ihn etliche gelangweilte Gesichter. Müde schlurfte er an ihnen allen vorbei auf der Suche nach einem freien Platz möglichst weit hinten im Saal.

Plötzlich durchzuckte ein kurzer, stechender Schmerz seinen Körper und ließ ihn instinktiv wieder einen Schritt zurückweichen. Der Schmerz verschwand sofort und Aiden zwang sich und Reels Schatten zur Ruhe.

Suchend ließ er seine Augen über die Umgebung wanden bis sie an einer seltsamen Markierung an der Wand hängen blieben. Sie war kaum zu sehen so schwach war deren Deckkraft, doch Aiden konnte sie zweifelsfrei sehen.

Vorsichtig trat er näher an das Zeichen heran, doch sobald er sich auf etwa einen Meter genährte, begann der Schmerz wieder einzusetzen.

„Seltsam.“ Aiden machte einen Bogen um die fremdartig anmutende Markierung und suchte sich schnell einen Platz. Darum würde er sich später Gedanken machen müssen, denn jetzt rief ersteinmal die strenge Stimme der Sekretärin die lärmende Schülermasse zur Ordnung.

Sophie warf Aiden einen Blick zu, den dieser nicht so recht zu deuten wusste, während er an ihr vorbeilief und im nächsten Moment begann auch schon die immer gleiche Eröffnungsrede des Direktors.
 

Ungehindert gingen die monotonen Worte in Aidens eines Ohr rein und aus dem anderen sofort wieder raus. Die Rede war wie jedes Jahr eintönig, farblos und uninspiriert – eine passende Vorhersage also für das, was die neuen Schüler hier für die nächsten Jahre so erwarten würde.

Aiden saß in der letzten Reihe ganz hinten. Die meisten seiner Mitschüler hatten ihre Aufmerksamkeit längst ihren Handys zugewandt und schenkten weder dem Direktor noch Aiden irgendwelche Beachtung.

In diesem machte sich zunehmend Unruhe bemerkbar. Das Stillsitzen und die große Menge an Menschen um ihn herum lösten in ihm ein seltsames Unbehagen aus, das Aiden nicht so recht einordnen konnte.

Das elektrische Knistern des Mikrofons und das kichernde Tuscheln seiner Mitschüler erschienen ihm ungewöhnlich laut und die massive Deckenbeleuchtung stach in seinen Augen. Verdammt, er wollte einfach nur wieder weg von hier. Doch da musste er jetzt durch.

Unauffällig sah er sich in seiner Sitzreiche um, und tatsächlich würdigte ihn niemand auch nur eines einzigen Blickes. Vorsichtig ließ Aiden den Schatten unter dem Ärmel seines Pullovers hervorlugen und ihn seine Finger umschlingen, was sie beide ein wenig mehr zur Ruhe kommen ließ.

'Das wird ein anstrengender Tag', stellte Aiden für sich fest und unterdrückte einen Seufzer.
 

Nach der Eröffnungsveranstaltung begann der reguläre Unterricht.

Aiden fiel es allerdings recht schwer sich in seiner aktuellen Situation auf Mathe oder Englisch zu konzentrieren – von dem neuen magischen Firlefanz ganz zu schweigen.

Im Laufe des Tages fielen Aiden noch drei weitere dieser seltsamen Symbole auf, die anscheinend niemand außer er sehen konnte.

Aiden wich ihnen so gut es ging aus, aber ewig würde er ihnen so nicht entgehen können und auch seine Informationen waren mehr als begrenzt. Reel schlief und ansonsten kannte Aiden niemanden, der sich mit Magie auskannte. Oder doch?

Unschlüssig starrte Aiden eines dieser seltsamen, blassen Symbole an der Flurwand an, dann zückte er einen Stift und kramte einen Fetzen Papier aus seinem Rucksack.

Möglichst akkurat kopierte er das Symbol auf seinen Zettel, fotografierte es ab und schickte es an Shizuka. Mehr konnte er jetzt nicht tun.

Mit einem geschlagenen Seufzer presste er sich nun an die gegenüberliegende Wand und schob sich mit möglichst großem Abstand an dem fremden Zeichen vorbei um in den Jungentrakt zu gelangen.

Zu Aidens Bestürzung schienen es jedoch jeden Tag mehr Zeichen zu werden. Immer wieder musste er ihnen ausweichen oder Umwege nehmen um ihnen nicht zu nahe zu kommen.

So konnte das nicht ewig weitergehen. Er musste sich wohl oder übel etwas einfallen lassen.
 

Sein Training wollte Aiden sich auch außerhalb der Ferien nicht nehmen lassen, also zog am Donnerstag der zweiten Schulwoche nach dem Unterricht endlich wieder seine Sportsachen über und machte sich auf den Weg.

Die Schüler wuselten vergnügt durch die Gänge und so langsam kehrte wieder der Alltagstrott im Internat ein – nur eben bei Aiden nicht.

Schnellen Schrittes eilte er durch die Gänge und raus ins Freie. Sofort verfiel er in einen zügigen Trab und folgte dem altbekannten Weg in das angrenzende Wandstück, wo er mit dem eigentlichen Joggen begann.

Er wollte endlich wieder den Kopf frei kriegen und hier im Wald musste er auch nicht auf irgendwelchen magischen Schnickschnack achten. Also schaltete er seinen Kopf aus und rannte die übliche Route über den unebenen Waldboden.

Flink übersprang er einen großen Ast, der ihm den Weg versperrte, und wich geschickt den moosbewachsenen Steinen aus, die den Boden säumten. Um sich herum konnte Aiden die kleineren und größeren Waldbewohner hören, wenn diese auf ihrer Flucht vor ihm im knackenden Gestrüpp verschwanden. Die feuchte Luft war erfüllt von surrenden Insekten und dem süßlichen Geruch sterbender Blumen und gehrendem Fallobst.

Die Anspannung der letzten Tag fiel endlich von ihm ab und Aiden genoss es in vollen Zügen. Das Laufen fiel ihm so leicht wie noch nie. Er rannte deutlich schneller als sonst und geriet dennoch kaum aus der Puste. Sein Training schien sich also endlich bezahlt zu machen.
 

„Aua.“ Aiden zuckte zusammen und sah mit einem genervten Seufzen auf seine rechte Hand runter. Er hatte sich soeben bei einem Schlag gegen seinen hölzernen Trainingsdummy erneut die Hornhaut in seiner Handfläche aufgerissen.

Routiniert steckte er den Dolch wieder weg und tupfte das Blut vorsichtig mit einem Taschentuch ab.

„Genug für heute“, entschied er mit einem Blick auf die Handyuhr, als grade einen neue Nachricht von Shizuka auf dessen Bildschirm aufploppte: „Bei dem Zeichen handelt es sich um eine Kombination aus zwei einzelnen Symbolen, darum hat es so lange gedauert das richtige zu finden, aber jetzt hab ich es.

Das eine Symbol ist ein gewöhnliches Schutzzeichen gegen böse Geister und Dämonen. Nichts besonders mächtiges, aber sensitiv genug, dass es dir und Reel Ärger bereiten könnte.

Das zweite Symbol, das eingearbeitet wurde, ist ein wenig komplexer. Wer auch immer es angebracht hat, weiß was er tut.

Man nennt es Crasulas Auge und es funktioniert in etwas wie eine Überwachungskamera.

Über diese Zeichen beobachtet der Magier also das Internat und schränkt gleichzeitig deinen Bewegungsspielraum ein.

Seid vorsichtig.“

„Na klasse.“ Erneutes Seufzen. Knapp bedankte er sich bei Shizuka und steckte sein Handy dann wieder weg.

Man ließ ihn anscheinend wirklich nie in Ruhe.

Aufmunternd wickelte sich der vertraute Schatten um Aidens Hand und dieser erwiderte sein Spiel.

„Wir packen das schon irgendwie“, flüsterte Aiden ihm leise zu und ein dankbares Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
 

Einen Moment lang zögerte er seine Rückkehr noch hinaus, dann setzte Aiden sich doch wieder in Bewegung. Er musste wieder ins Internat zurück, ob er nun wollte oder nicht.

Unwillig verließ er den Wald, schritt auf das viel zu prunkvolle Schulgebäude zu, erklomm die übertriebenen, weißen Stufen zu dem überdimensionalen Haupttor und fror vor diesem in der Bewegung ein.

„Verdammt. Das ist doch nicht wahr.“ Genau vor ihm nahm eines dieser vermaledeiten Symbole den gesamten Türrahmen ein. „Wie soll ich denn jetzt bitte wieder rein kommen?“

Plötzlich hörte Aiden Schritte hinter sich. Ein Gruppe Schüler kam offensichtlich grade aus der Stadt zurück und wollte zurück ins Gebäude.

Befremdlich beäugten sie Aiden, der unschlüssig neben der Tür stand, und ließen ihn dann einfach links liegen.

Nur eine einzelne Figur löste sich aus der Menschengruppe und blieb nun ebenfalls vor dem Türrahmen stehen. Unschlüssig blickte Sophie zwischen Aiden und der Tür hin und her, während Aiden sich im Geiste bereits einige Ausreden zurechtlegte.

Doch zu seiner Überraschung zückte sie nur schweigend ein Art kurzen Stock oder Stift, ging in der Mitte der Türöffnung in die Hocke und strich das zentrale Zeichen das Bannkreises mit einer schwungvollen Bewegung durch.

Aidens Augen weiteten sich und er musste aufpassen, dass seine Kinnlade nicht versehentlich Bekanntschaft mit seinem Schlüsselbein machte.

„Ich bin vielleicht blond, aber nicht blöd“, brach Sophies fröhliche Stimme die Stille bevor sie ihm ein wissendes Zwinkern schenkte und ihren Weg dann beschwingt fortsetzte.
 

Aiden brauchte einen Moment um das Gesehene zu verarbeiten, doch das Gefühl von Reels Schatten, der langsam seinen Hals hinaufkletterte, machte Aiden schnell das volle Ausmaß seiner Überraschung bewusst. Hektisch zwang er sich zur Ruhe und durchquerte den jetzt inaktiven Bannkreis um zu seinem Zimmer zu gelangen.

Sophie konnte die Zeichen sehen. Warum? Was bedeutete das? War sie eine Hexe? Vielleicht sogar DIE Hexe? Wollte Sophie seinen Tod? Aber warum sollte sie ihm dann helfen?

Aidens Gedanken überschlugen sich während er Reels Schatten um seine Finger tanzen ließ. Seine Augen folgten dem vertrauten Spiel und in Aiden machte sich wieder ein Gefühl der Einsamkeit breit. „Ich wünschte du wärst jetzt hier“, flüsterte er sehnsüchtig und beobachtete, wie die Schwärze sich tröstend um seinen Arm wand.

Den ganzen Abend lag Aiden auf seinem Bett und grübelte über Sophie nach.

„Ach verdammt, es hilft ja nix. Ich werde sie einfach fragen. Was soll dabei schon schief gehen?“, beschloss Aiden schließlich und sah fragend an die Zimmerdecke. Was soll dabei schon schief gehen?
 

Am nächsten Tag wollte Aiden mit Sophie sprechen, doch er würde damit bis nach dem Unterricht warten müssen, also quälte er sich durch jede der endlos zähen Lektionen, den Blick immer wieder auf Sophies blonden Hinterkopf gerichtet.

Aidens steigende Nervosität machte es ihm zunehmend schwerer den Schatten im Zaum zu halten. In weiser Voraussicht hatte er sich heute für einen schwarzen, hochgeschlossenen Pullover entschieden, der die Partikel dämonischer Energie, die sich nun von Aidens Fluchmal zu lösen begannen, recht gut kaschierte. Unaufhörlich konnte er spüren, wie diese seinen Arm und Rücken entlang kletterten, doch Aiden behielt die Kontrolle.

Er erlaubte dem Schatten sich um seinen Körper zu legen solange er unter seiner Kleidung verborgen blieb, aber hielt ihn streng aus dem Blickfeld der anderen.

Endlich erlöste ihn die Schulglocke, die die letzte Stunde für beendet erklärte. Aiden packte seine Sachen zusammen und stellte Blickkontakt mit Sophie her. Diese nickte ihm wissend zu und deutete subtil aus dem Fenster.

Aiden signalisierte, dass er verstanden hatte, und machte sich auf den Weg.

Er lief in die Eingangshalle hinunter und dann direkt zur Haupttür hinaus und auf den Hof. Unter dem Baum, den man von ihrem Klassenzimmer aus hatte sehen können, bezog er Stellung und wartete auf Sophie.
 

Diese bog nur wenige Minuten später ebenfalls um die Ecke. Wortlos zogen sie sich in das Waldstück zurück um ungestört reden zu könne und kein unnötiges Aufsehen zu erregen.

„Seit wann weißt du es?“, eröffnete Aiden dann das Gespräch mit skeptischer Miene.

„Nimm´s mir nicht übel, aber um zu merken, dass mit dir etwas nicht stimmt, muss man nun wirklich kein Genie sein.“ Aiden funkelte sie streng an. Er hatte jetzt wirklich weder Lust noch Zeit für solche Kinkerlitzchen. „Ich hab´s schon bemerkt als du mich damals in der Innenstadt gerettet hast“, eröffnete Sophie ihm. „Vor dem Auto. Erinnerst du dich? Ich hab sie damals gesehen – deine Augen.“ Aiden war sichtlich verwirrt.

„Sie waren rot“, erklärte sie deshalb.

„Achso?“ Aiden stutzte. Das war damals das erste Mal gewesen, dass Reel seinen Körper übernommen hatte. Vielleicht war ihm dabei ja ein Fehler unterlaufen, aber sicher war sich Aiden nicht. Seine Unsicherheit wollte er sich allerdings um keinen Preis anmerken lassen, also tat er es gespielt gleichgültig ab und wechselte das Thema. „Ja, das kann sein... Aber warum hilfst du mir? Bist du verantwortlich für den Mist der hier in der Schule abläuft? Wie viel genau weißt du?“

„Nicht viel. Nur das du ein Dämonen-Problem hast. Allerdings kenne ich mich mit sowas nicht besonders gut aus.“

„Und womit kennst du dich aus?“

„Eigentlich mit gar nichts so richtig“, gab sie verlegen zu. „Ich bin keine Hexe, falls du dich das fragen solltest. Ich bin im Grunde genommen gar nichts – nur ein normales Mädchen mit Interesse an Okkultismus.“

„Und allem Anschein nach auch einem entsprechenden Talent. Du kannst die Zeichen in der Schule sehen, also musst du eine Verbindung zu irgendeiner Art von Magie haben. Für alle anderen scheinen die Symbole unsichtbar zu sein.“ Aiden war skeptisch. Er war von Mara getäuscht wurden und entsprechend niedrig war nun sein Vertrauen in Sophie.

„Sehen? Nein, sehen kann ich sie nicht“, eröffnete ihm diese plötzlich. „Ich spüre sie nur. Das ist ein Talent, dass in meiner Familie schon seit Generationen weitervererbt wird. Dadurch bin ich in der Lage Auren und magische Potenziale zu spüren.

Am Haupttor konnte ich Magie spüren und deren Mittelpunkt habe ich dann ausgestrichen. Dort steht das Zentral-Zeichen, und wenn man dieses Zeichen beschädigt oder verändert, dann deaktiviert das den ganzen Bannkreis.“

„Und woher weißt du das, wenn du doch eigentlich nur ein ganz normales Mädchen bist und die Zeichen nicht einmal sehen kannst?“

„Ähm... Also... Das...“ Sophie wusste darauf offensichtlich keine befriedigende Antwort. „Naja, ist ja auch egal. Willst du jetzt, dass ich dir helfe oder nicht?“ Aiden speicherte diese unbeantwortete Frage in seinem Hinterkopf ab. Er würde schon noch dahinter kommen, aber jetzt gab es erstmal wichtigeres.

„Warum würdest du mir überhaupt helfen wollen? Du hast doch selbst gesagt: Ich hab ein Dämonen-Problem. Willst du dich wirklich in die Schusslinie begeben?“

„Ich hab keine Angst vor dir. Und auch vor dem anderen nicht. Ich kann eure Auren spüren – schon vergessen? Ich weiß ganz genau, dass dein Dämon kein übler Kerl ist.“

„Ungefährlich ist er trotzdem nicht. Das solltest du eigentlich auch spüren können.“

„Naja, also ehrlich gesagt empfange ich von ihm nur ziemlich schwache Schwingungen. Das spricht nicht grade für einen besonders gefährlichen Vertreter seiner Art.“ Aiden atmete einmal tief durch, brachte etwas Abstand zwischen sich und Sophie und ließ Reels instinktgesteuerter Seite freien Lauf.

Aiden hatte eine gewaltige Menge an Selbstbeherrschung aufbringen müssen um ihn während des Gesprächs ruhig zu halten und entsprechend heftig war nun Reels Reaktion auf die plötzliche Freilassung.
 

Sophies Augen weiteten sich schon bevor sie die düsteren Partikel erblicken konnten. Die Macht der Aura, die nun auf ihr feines Gespür einstürzte, überwältigte sie und raubte ihr den Atem.

Sie hatte sich geirrt. Sie hatte sich gewaltig geirrt. Das hier war zweifelsfrei die Aura einer rachsüchtigen Bestie und sie stand ihr zweifelsfrei feindselig gegenüber.

Von Furcht wie gelähmt sackte sie in sich zusammen und blieb hilflos auf dem Boden sitzen. Wie ein Häschen vor der Schlange hockte sie da und konnte nur stumm das Bild beobachten, dass sich nun vor ihr manifestierte.

Eine formlose Schwärze von ungesehener Tiefe erfasste Aiden, verschlang seinen linken Arm, vereinnahmte seine Schultern und wickelte sich besitzergreifend um seinen Hals.

Sophie verspürte Todesangst. Aiden jedoch schien seelenruhig. Er hob die von Schatten umschlungene, linke Hand an sein Gesicht und ließ die bedrohliche Finsternis ganz nonchalant an seiner Wange züngeln.

Sophie konnte spüren, wie die Feindseligkeit in der gefährlichen Aura langsam abnahm, und ihre Augen beobachteten, wie der Großteil des Schattens sich langsam wieder zu Aidens linker Schulter zurückzog.

Allmählich gewöhnte sich ihr Gespür an den übermächtigen Eindruck der dämonischen Aura und sie konnte wieder klarer denken.
 

„Reels dämonische Ausstrahlung wird auf ein Minimum reduziert solange er sich in meinem Körper verbirgt“, erklärte Aiden, ohne den Blick von der geliebte Schwärze zu nehmen, die sich munter um seine Finger schlang.

„Du kannst ihn kontrollieren?“, platzte Sophie fassungslos hervor.

„Nein, nur beruhigen. Aber das reicht meistens auch. Wenn du ihm keinen Grund dazu gibst, dann tut er dir im Normalfall auch nichts.“

„Und warum hältst du dich dann seit Japan von allen fern? Ich dachte du machst das aus Angst vor deinem Dämon.“

„Nein, Reel ist nicht das Problem. Jemand hat es auf mich abgesehen und verübt immer häufiger Anschläge auf mich und seit neustem werden dabei auch die Menschen in meiner Umgebung verletzt.“

„Dann ist es nicht die Schuld deines Dämons, dass du ständig in so komische Zwischenfälle verwickelt wirst?“ Sophie war sich sicher gewesen, dass Aidens „Unfälle“ auf seinen Dämon zurückzuführen wären, der versuchte ihn zu töten, aber nun da sie dessen Macht unverschleiert gespürt hatte, war ihr klar, dass der Dämon keine inszenierten Zwischenfälle nötig hatte um einem einfachen Schüler das Leben zu nehmen.

„Hör zu, Sophie. Die Schutzzeichen machen mir Probleme und du kannst sie ausschalten. Du hilfst mir mit dieser Sache und dafür erzähle ich dir alles, was ich über Dämonen und Magie weiß. Das ist es doch, was dich interessiert, oder?“ Sophie fühlte sich ertappt. Tatsächlich war das die ganze Zeit über ihr Ziel gewesen. Es war ihre okkulte Neugierde gewesen, die sie zu Aiden und wie es nun aussah auch in die Arme eines Dämons getrieben hatte und dennoch konnte sie dem Angebot nicht widerstehen.

„Abgemacht“, verkündete sie ihre Entscheidung.

Aiden gefiel das Ganze nicht. Eigentlich wäre es sicherer für Sophie, wenn er sie nicht noch tiefer in diese Sache mit hineinzog, aber andererseits war Aiden momentan wirklich auf Hilfe angewiesen.

Diese elenden Schutzsymbole machten ihm das Leben zunehmend schwer und er kam sich bei seinen täglichen Wegen durch das Internat inzwischen wie eine Maus im Labyrinth vor.

Außerdem war es ja Sophie selbst gewesen, die mit dieser Sache angefangen und ihre Hilfe angeboten hatte.
 

„Irgendwas ist in Japan passiert, nicht wahr? Seit dem schottest du dich ab und seit dem sind auch eure beiden Auren irgendwie... anders.“

„Ja, so kann man´s ausdrücken.“ Aiden seufzte. „Aber das ist eine längere Geschichte.“

„Also ich hab Zeit.“ Geschlagen hob Aiden die Augenbrauen und erklärte Sophie dann möglichst knapp seine Situation. Allerdings wählte er für sie die gleiche Version dieser Geschichte, die er auch schon dem Hohepriester erzählt hatte. Er wollte diese ganze Sache nicht durch seine Gefühle für Reel unnötig verkomplizieren und Sophie schien sich auch so schon schwer genug mit Aidens Ausführungen zu tun. Sie war eben keine so fachkundige Verbündete wie Shizuka.



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