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It took me by surprise

von

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It took Judar by surprise

Das erste Mal, dass Judar das jüngste Kind des Kaisers Ren Hakutoku traf, war er selbst nichts weiter als ein Kind gewesen. Und obwohl er oder gerade weil er ein Kind war, fühlte er sich zu dem Jungen mit den großen, weichen blauen Augen hingezogen. Leider konnte er nicht viel Zeit mit Hakuryuu verbringen. Sobald die Priester von Al-Thamen der Meinung waren, dass er alt genug war, um mit dem Training zum Magi, einem mächtigen Magier, zu beginnen, verbrachte er seine Tage entweder mit ihnen und ihrem Trainingsprogramm, das sie sich für ihn ausgedacht hatten, oder er war in fremden Ländern unterwegs. Wenn er in Kou war, versuchte er oft sich von den Priestern davon zu stehen und seine Zeit mit Hakuryuu zu verbringen. Seine Erfolgsrate war eher durchschnittlich.
 

Hakuryuu war immer so fröhlich, aber er fing auch schnell an zu weinen. Anfangs war Hakuryuu sehr schüchtern gewesen – nicht das sich das über die Zeit großartig verändert hatte –, aber diese Schüchternheit verschwand sobald die beiden Kinder in ihre Spiele versanken – und kehrte zurück sobald jemand oder etwas ihre Spiele unterbrach oder es endete.

Niemand, außer dem Kronprinzen Hakuyuu und dessen jüngerer Bruder Hakuren wagte es, sie zu unterbrechen. Beide waren Hakuryuus ältere Brüder, die ihn bedingungslos liebten.

Manchmal wünschte sich Judar, er hätte auch solche Geschwister wie Hakuryuus. Aber er war allein. Auf der anderen Seite musste er mit niemanden irgendwas teilen oder auf jemanden anderes aufpassen beziehungsweise rücksichtnehmen. Seine Pfirsiche mit Hakuryuu teilen war dafür aber kein Problem für ihn.

Hakuryuu war besonders!
 

Als Judar acht Jahre war, war Hakuryuu sechs und hatte gerade seinen Vater verloren. Ein Assassine, sagten sie; ein Assassine aus einem anderen Land hatte Kaiser Ren Hakutoku ermordet. Judar glaubte das nicht. Ein einfacher Assassine konnte unmöglich in der Lage sein der vorherigen Kaiser zu verletzten geschweigenden zu töten. Er hatte keine Beweise, aber sein Gefühl sagte ihm, dass jemand anderes der Übeltäter war.
 

Vielleicht hätte er sich mehr Gedanken über diesen Vorfall gemacht, wenn er gewusst hätte, was die Zukunft für ihn und den Rest der Welt bereithielt.

Nur wenige Tage nach Hakutokus Beerdigung und der Entscheidung, das Kronprinz Hakuyuu zum nächste Kaiser gekrönt wird – eine offensichtliche Entscheidung, die von Anfang an klar war –, ereignete sich eine weitere Tragödie. Eine Tragödie, die alles ändern würde.
 

Der junge Magi war mal wieder in einem anderen Land, als er zurück gerufen wurde, um an Hakuyuus Krönung, die in wenigen Tagen stattfinden sollte, teilzunehmen. Wegen des bevorstehenden Events war der ganze Palast in Aufruhe. Der Lärm nervte Judar. Später würde sich Judar wünschen, dass der Lärm zurück kam und die Stille vertrieb. Leider würde sein Wunsch nicht erfüllt werden.
 

Anstatt Judar auf seine Aufgaben als Magi vorzubereiten, brachten ihm die Mitglieder Al-Thamens mehr Magie bei. Vielleicht gab es für ihn nichts weiter zu tun, als anwesend zu sein. Es störte ihn nicht. Was ihn aber störte war die Tatsache, dass er am Ende seiner Trainingseinheiten so erschöpft war.

Als der Brandvorfall geschah, hatte Judar geschlafen und war von den trampelnden Schritten der Soldaten und Diener aufgeweckt worden, die versuchten die Flammen zu löschen und jeden zu retten, der noch zu retten war.

Schlussendlich waren all ihre Bemühungen nutzlos. Diejenigen, die sich beschützen sollten, starben. Prinz Hakuyuu und Prinz Hakuren starben in den Flammen. Nur der jüngste Prinz, Hakuryuu, überlebte, wenn auch nur knapp. Die Hälfte seines Körpers war verbrannt und er musste für gut zwei Monate um sein Überleben kämpfen. In diesen zwei Monaten wurden die beiden verstorbenen Prinzen beigesetzt und ein neuer Kaiser war gekrönt worden. Judar interessiert sich dafür herzlich wenig. Er mochte Hakuyuu und Hakuren und ihr Tod stimmt ihn traurig, aber letzten Endes kümmerte es ihn trotzdem nicht all zu sehr. Da gab es andere Dinge, die wesentlich interessanter waren. Es gab Dinge oder besser gesagt, es gab jemanden, um den er sich mehr sorgte, für den er sich mehr interessierte. Außerdem hatte er eh nicht viel Zeit, um die Toten zu trauern, da er als Magi, auch Orakel genannt, dem neuen Kaiser dienen musste. Judar mochte den alten, fordernden Mann nicht. Er mochte Hakutoku und dessen Söhne mehr. Sie waren stark und eher für die ihnen zugeteilten Positionen geeignet gewesen, aber leider konnte Judar sie nicht von den Toden zurückholen.
 

Die Nachricht von Hakuryuus Erwachen erfreute Judar. Bei der ersten Gelegenheit den Prinzen zu besuchen, ergriff er diese. Die Hälfte von Hakuryuus Gesicht und wahrscheinlich auch die Hälfte seines Körpers waren in Bandagen gehüllt. Das Licht in seinen blauen Augen war verschwunden. Wenn Judar mit ihm sprach, antwortete er nicht. Vielleicht war er noch zu müde, vielleicht war die Tatsache, dass seine geliebten Brüder nicht mehr am Leben waren und sein Onkel den Thron bestiegen hat ein zu großer Schock. Nichtsdestotrotz entschied sich Judar, Hakuryuu wie sonst auch zu behandeln. Andere verwöhnten den Prinzen genug und das war vermutlich nicht das, was der Junge gerade brauchte – zumindest dachte Judar das zuerst, aber die Realität war eine andere. Was er brauchte, zumindest laut Judar, war ein normaler Umgang mit sich.

Judar ließ Hakuryuu wieder alleine, wenn die Al-Thamen Priester nach ihm riefen, weil der neue Kaiser ihn sehen wollte. Er verabschiedete sich von dem jungen Prinzen, und wenn er das tat, sah er etwas in Hakuryuus Augen, das er zuvor dort noch nie gesehen hatte. Hass.
 

Über die Jahre hinweg änderten sich ein paar Dinge. Zum Beispiel erlang Kou mehr und mehr Macht, dank Judars Dungeons. Mehr und mehr Ländern wurden übernommen. Hakuryuu war von Koutoku, der jüngere Bruder des vorherigen Kaisers Hakutoku und somit Hakuryuus Onkel, adoptiert worden. Damit war Hakuryuu von jetzt an der viert anstatt der dritte Prinz und er hatte inzwischen seine Verbände abgenommen. Eine große Narbe zierte seine linke Gesichtshälfte. Die Farbe seines linken Auges war blasser geworden und beide Augen erschienen mit einem Mal so kalt.
 

Was sich nicht geändert hat war die neue Tatsache, dass Hakuryuu nicht mehr der fröhliche kleine Junge mit leuchtenden, blauen Augen war. Er isolierte sich und wurde von den anderen isoliert. Niemand interessierte sich mehr für ihn, da es einem keine Vorteile mehr einbrachte, sich um ihn zu kümmern. Er war für die Diener nutzlos geworden. Seine eigene Familie scherte sich nicht um ihn. Selbst Hakuei hatte wichtigere Dinge zu erledigen, als sich um ihren kleinen Bruder, der schwer verletzt war – nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich –, aber das schien niemanden zu kümmern, niemand wollte es sehen, zu kümmern. Die Diener, die für die Versorgung des Prinzen zuständig waren, bedachten ihn mit ihren falschen Lächeln und Mitleidsbekundungen – eine Lüge, die sie vor ihm abspielten, aber nie so meinten –, weil sie diese Aufgabe zugeteilt bekommen hatte, die anderen Diener ignorieren ihn auch weiterhin.

Hakuryuu, auf der anderen Seite, isolierte sich selbst ebenfalls von anderen. Der Schmerz, den man ihn zugefügt hatte, war zu groß. Er wollte nicht noch mehr davon. Er konnte niemanden mehr trauen. Jeder war ein potentieller Feind. Er war allein; auf sich gestellt.

Judar war der einzige, der sich in Hakuryuus Gegenwart normal benahm, egal wie distanziert sich Hakuryuu verhielt, egal wie oft Judar auch weggeschickt wurde. Der Magi kam immer zurück.
 

Die einzige Veränderung, die Judar nicht einfach übersehen konnte; die einzige Veränderung, die Judar wirklich bewusst war, war der Hass in Hakuryuus Augen.

Ja, er wusste, dass Hakutoku und seine beiden ältesten Söhne tot waren.

Ja, er wusste, dass sie ermordet waren.

Ja, er wusste, dass Koutoku jetzt der Kaiser war.

Ja, er wusste, dass Al-Thamens Einfluss größer wurde.

Ja, er wusste, dass das Kaiserreich Kou sich extrem schnell ausbreitete, insbesondere wegen der Djinns.

Aber das alles waren Dinge, denen er nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Dinge, die ihn nicht interessierten – auch wenn er Krieg und Chaos liebte. Dinge, die sich wie Arbeit anfühlten. Als Teil seiner Arbeit gab es nichts worüber er nachdenken musste.
 

Der reine Hass in Hakuryuus Augen, auf der anderen Seite, überraschte Judar so sehr, dass er so etwas wie Angst empfand. Die Atmosphäre um Hakuryuu herum war kälter geworden und alle anderen Emotionen neben seines Hasses schienen verschwunden zu sein – sie waren nicht unterdrückt, sondern sie existieren in diesem Moment einfach nicht.

Über die Jahre hinweg, war Judar jedes Mal auf ein Neues überrascht, wenn Hakuryuu seinen puren Hass zur Show stellte. Es passierte nicht oft, aber meisten dann, wenn Hakuryuu dachte, er wäre alleine. Doch wenn Judar in solchen Momenten einen Blick auf Hakuryuu erhaschen konnte, überraschte und beeindruckte es ihn. Wenn Blicke töten könnten, hätte Hakuryuu wohl das ganze Kaiserreich mit diesen Augen getötet.
 

Judar hätte nie gedacht, dass Hakuryuus Hass größer und stärker werden konnte, aber es passierte. Und wenn geschah, war er, mal wieder, überrascht. Überrascht und beeindruckt. Hakuryuu war eine Person, dessen Gefühle immer rein waren und sein Hass stellte hier keine Ausnahme dar. Judar liebte es!



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