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REQUIEM - 5. Akt: König, Dame, As, Spion

von

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Nachspiel

Severus Snape saß einmal mehr am langen Tisch des Dunklen Lords. Es war eines ihrer üblichen Treffen. Sie berichteten ihm von ihren aktuellen Fortschritten. Severus saß schweigend da bis sein Name fiel.
 

„Die Situation in Hogwarts ist angespannt. Durch Dumbledores plötzliches Abtreten hat sich das Machtgefüge zu Gunsten des Ministeriums verschoben.“
 

„Ich nehme an Dolores Umbridge ist jetzt Schulleiterin?“, fragte Voldemort.
 

„Ja, eine glühende Verehrerin Fudges.“
 

„Gut. Sehr gut.“, entgegnete der Dunkle Lord.
 

„Wenn ich noch etwas anmerken dürfte?“, sagte Severus unaufgefordert. „Dumbledore ist geschwächt, doch noch lange nicht besiegt ...“
 

„Jede noch so kleine Demütigung Dumbledores ist auch ein Sieg, Severus. Außerdem stehen ihm nun nicht mehr die Ressourcen von Hogwarts zur Verfügung. So schade. Ich würde glatt eine Träne vergießen, wenn ich eine hätte.“, sagte Voldemort und begann gehässig zu lachen.
 

Einige der Todesser stimmten in das Lachen ihres Meisters ein.
 

„Genug amüsiert. Wie steht es um unsere Askaban-Operation?“, fragte der Dunkle Lord jetzt wieder ganz geschäftsmäßig.
 

„Alle Vorbereitungen und Bestechungen wurden veranlasst. Es kann losgehen, wenn Ihr das Zeichen gebt.“, sagte ein Todesser, der seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte.
 

„Dann erledigt das.“, entgegnete Voldemort mit einem leicht genervten Unterton. „Wenn das alles ist, dann macht, dass ihr fort kommt. Severus, auf ein Wort!“
 

Die Männer am Tisch erhoben sich und gingen zügig aus dem Raum. Severus blieb sitzen.
 

„Ich gebe zu ...“, begann der Dunkle Lord und erhob sich. „... ich hätte nicht an dir Zweifeln dürfen. Potters Geist ist offen wie ein Buch. Oh, das wird ein Spaß!“
 

„Denkt daran, dass ihr ihn nicht zu schnell tötet. Wir brauchen ihn schließlich noch.“, ermahnte Severus seinen Herren.
 

„Mit dem Essen spielt man nicht, Severus, das solltest du doch wissen.“, sagte Voldemort höchst amüsiert. „Aber keine Sorge, ich heb' dir etwas auf.“
 

„Zu gütig.“, antwortete Severus.
 

Voldemort schritt den langen Tisch entlang und setzte sich, als er bei Severus angelangt war, mit einem Bein auf die Tischplatte.
 

„Ist das nicht witzig?“, fragte der Dunkle Lord. „All die Jahre überlege ich wie ich den alten Narren aus seinem Schloss bekomme und dann erledigt sich das durch die Dummheit Harry Potters von selbst. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.“
 

„Umbridge ...“, begann Severus.
 

„... wird nicht unser Problem sein. Solange die alte Kröte sich an der Macht hält.“
 

„Die alte Kröte ...“ Severus sprach es bewusst betont aus. „... kann uns dennoch gefährlich werden. Wir sollten sie loswerden, wenn sie ihren Zweck erfüllt hat.“
 

„Wenn sie Fudge so treu ergeben ist wie du sagst, macht es ihr sicherlich nichts aus ein Grab mit ihm zu teilen. Jetzt aber noch nicht.“
 

„Natürlich. Ich dachte nur wir sollten sie im Blick behalten.“, antwortete Severus.
 

„Macht sie dir Ärger?“, fragte Voldemort.
 

„Sie ist ein wandelndes Ärgernis. Sie glaubt das sämtliche Lehrer und Schüler irgendwelche Spione von Dumbledore sind. Aus Hogwarts versucht sie offenbar gerade ein Kloster zu machen, die verklemmte, alte Schabracke.“
 

Voldemort lachte hohl.
 

„Ich frage mich wer wohl ihren Posten übernimmt, wenn wir das Ministerium einmal in der Hand haben?“, sagte der Dunkle Lord und taxierte Severus. Diesem entgleiste das Gesicht.
 

„Oh bitte!“, entwich es Severus. „Ich bin ja schon als Lehrer eine wandelnde Katastrophe.“
 

„Du würdest mir das tatsächlich abschlagen?“, sagte Voldemort.
 

„Ich schlage nichts ab, aber ich bin für so etwas völlig ungeeignet. Es finden sich bestimmt ein paar Todesser, die diesen Posten liebend gern übernehmen würden.“
 

„Du erstaunst mich immer wieder.“, bemerkte Voldemort.
 

„Inwiefern?“
 

„Die anderen wären nicht so mutig mir eine derartige Überlegung zu verweigern.“
 

„Ich bin nicht die anderen.“, sagte Severus und erhob sich.
 

„Und genau deshalb mag ich dich.“
 

Severus zog die Augenbrauen hoch. Mögen? Hatte er tatsächlich mögen gesagt?
 

„Darf ich gehen?“
 

„Aber sicher doch.“, antwortete der Dunkle Lord.
 

Severus nickte ihm zu und ging aus dem Raum.
 

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Als Severus Snape an diesem Abend in Hogwarts ankam erwartete ihn eine seltsam leere und stille Kulisse. So war es schon die ganzen, letzten Wochen. Ihm fiel mit einem Mal auf wie sehr diese Schule den alten Mann brauchte, egal wie sehr er Severus manchmal in den Wahnsinn trieb. Umbridge hatte sämtliche Gemälde entfernen lassen. Alles, was auch nur etwas Wärme ausstrahlte hatte sie von Filch wegräumen lassen. Dafür ernannte sie Schüler zu einem „Inquisitionskommando“, die alle noch so kleinen Fehltritte gegen ihre Ausbildungserlasse überwachen sollten. Das war natürlich reine Schikane und war nur dafür da ihr Regime weiter zu festigen. Alles mit dem Segen des Ministeriums. Severus erinnerte sich noch an Hogwarts während des Krieges, kurz bevor er die Schule verließ. Damals hatte auch ein sadistischer Tyrann über das Schloss geherrscht. Es fehlten im Grunde nur noch die Todesser in den Fluren.
 

„He Du!“, rief jemand ihm zu als er in die Große Halle trat.
 

Severus wandte sich um und erblickte Draco. Der blieb erschrocken stehen und senkte seinen Blick.
 

„Entschuldige, ich dachte du wärst ein Schüler.“, sagte er Kleinlaut.
 

„Sehe ich so jung aus?“, fragte Severus. Draco antwortete nichts. Er wusste, dass sein Patensohn bei den Inquisitionsleuten war und für Umbridge nach Übeltätern Ausschau hielt. Severus hatte das mit einiger Missbilligung wahrgenommen, doch er hielt sich zurück, was das anging.
 

„Mach das du in deinen Gemeinschaftsraum kommst.“, sagte Severus schließlich nach einer Pause.
 

„Meine Schicht ist noch nicht zu ende.“, entgegnete Draco.
 

„Ich sage, sie ist zu ende. Soll Umbridge mir doch einen Erlass zeigen, der mir verbietet Kinder ins Bett zu schicken.“
 

„Ich bin kein Kind mehr!“, brummte Draco.
 

„Ein Erwachsener bist du aber auch nicht.“, entgegnete Severus.
 

Draco ging mit finsterem Blick an seinem Paten vorbei und stampfte gut hörbar die Treppe herunter. Severus folgte ihm mit etwas Abstand. Weniger, um ihn zu kontrollieren, sondern weil er selbst eine Mütze Schlaf brauchte. Diese Abende im Haus des Dunklen Lords laugten ihn immer aus. Diese Sitzungen waren immer schwierig, aber anders als die langen Abende beim Orden. Die Todesser versuchten sich oft darin zu überbieten wer Voldemort am besten gefallen konnte. Dafür gab es weniger sinnloses Gezänk als beim Orden. Nicht das der Dunkle Lord derartiges zugelassen hätte.
 

In seinen Gemächern angekommen zog er sich aus und genehmigte sich noch ein Glas Whiskey. Das half ihm beim Einschlafen. Anschließend legte er sich hin und schlief erstaunlich gut bis zum nächsten Morgen.
 

Als er am nächsten Tag sich wie gewohnt an den Lehrertisch setzte rempelte Minerva ihn leicht mit dem Ellenbogen an. Sie reichte ihn ihre Ausgabe des Tagespropheten und deutete auf einen Artikel, der reißerisch titelte: „Massenflucht aus Askaban!“
 

Das ging ja schnell. Er wusste, dass die Todesser vorhatten einige ihrer berüchtigtsten Ex-Mitglieder rauszuholen, aber nicht wann. Selbst als Voldemort gestern Abend das Okay für die Aktion gab hätte er gedacht, dass das noch wenigstens eine Woche dauern würde. Er las die Liste der Geflüchteten und entdeckte dabei einige sehr bekannte Namen wie Bellatrix Lestrange. Ihn überkam unwillkürlich ein Schauer. Auf sie hätte Severus ja nun wirklich verzichten können.
 

„Hmm-Hmm.“, machte Severus und gab die Zeitung seiner Kollegin zurück.
 

„Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein?“, fragte Minerva sichtlich erregt.
 

„Nicht hier.“, sagte Severus und warf über den Tisch hinweg Umbridge einen Blick zu. „Nach dem Unterricht.“
 

Er aß in Ruhe sein Frühstück und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Umbridge würde es auf jeden Fall mitbekommen, wenn sie am Lehrertisch tuschelten. Und das war nun wirklich das Letzte, was er wollte.
 

Der Tag verlief erschreckend gewöhnlich. Selbst als er im Unterricht Potter begegnete. Seit dem Abend in seinem Büro hatten sie sich noch nicht wieder gesehen. Der Junge warf ihm verstohlene Blicke zu, wenn er dachte, Severus würde es nicht merken. Sicher fragte er sich, welche Rache er von seinem Lehrer zu erwarten hatte. Tatsächlich hatte Severus sich bereits kurz nach dieser Katastrophe dazu entschieden Potter einfach zu ignorieren. Das wäre sicher das Beste für ihn und seine Nerven. Davon abgesehen hegte er auch keine Vergeltungsgedanken. Severus wollte diesen Vorfall am Liebsten nur so schnell wie möglich vergessen.
 

Nach dem Abendessen kam Minerva in seine Räumlichkeiten. Ihr Gemüt war immer noch sichtlich aufgebracht.
 

„Ich komme also gleich zur Sache.“, sagte sie und tigerte vor dem Kamin hin und her. „Haben Sie davon gewusst?“
 

„Vielleicht.“, sagte Severus.
 

„Was soll das heißen; vielleicht?“
 

„Mal angenommen ich hätte irgendwann, irgendwo was aufgeschnappt ...“
 

„Dann hätten Sie es dem Orden unverzüglich mitteilen müssen!“, entgegnete Minerva.
 

„Und was hätte ich Ihnen oder Dumbledore sagen sollen? Das ich von jemanden gehört habe, der es von jemanden gehört hat, dass er etwas gehört hat? Nein, Sie können Albus sagen, dass das so nicht läuft! Ich kann keine Informationen liefern, wenn ich nicht absolut sicher bin – und das weiß er gottverdammt nochmal auch!“
 

„Das Problem ist, für einige Leute im Orden wirkt es jetzt so als seien Sie nicht aufrichtig.“, antwortete Minerva.
 

„Nennen wir das Kind doch beim Namen. Black hat wieder seine untätigen Finger im Spiel?“, sagte Severus.
 

„Es ist nicht allein Sirius. Sie tun sich damit einfach keinen Gefallen, wenn es so scheint als hätten sie bewusst Informationen zurück gehalten.“, entgegnete Minerva.
 

Severus schnaubte laut. Hinter seinem Rücken reden. Das konnten einige von ihnen ja schon immer am Besten.
 

„Ich mache Ihnen keinen Vorwurf.“, fügte Minerva hin zu und hörte endlich auf mit ihrem nervösen herumgetigere. „Nach der Sache mit Harry sind nur alle etwas angespannt, verstehen Sie?“
 

„Ich habe Dumbledore tausend Mal gesagt, dass das nicht funktioniert, aber er wusste es wie immer wieder am Besten! Wenn er oder Black mir das zum Vorwurf machen wollen, dann soll er nur kommen!“
 

Minerva ließ sich sichtlich erschöpft auf dem Sessel vor dem Kamin nieder.
 

„Es tut mir leid, Severus.“, sagte sie und rieb sich die Stirn. „Ich hätte nicht so hart zu Ihnen sein sollen. Das alles macht mir nur Sorgen.“
 

Sie schwiegen sich für einige Augenblicke an.
 

„Wie geht es Ihnen?“, fragte Minerva schließlich.
 

„Wie soll es mir schon gehen?“, entgegnete Severus schnippisch.
 

„Diese Sache mit Harry … Was ist da passiert?“
 

„Ich bin überrascht, dass er es noch nicht jedem erzählt hat. Na wenigstens ist es ihm peinlich!“, sagte Severus.
 

„Inwiefern peinlich?“, fragte Minerva.
 

„Sagen wir einfach; Okklumentik offenbart manchmal Dinge, die wir lieber vergessen wollen.“
 

„Wenn es ein Unfall war sollten Sie vielleicht mit ihm reden.“, antwortete Minerva.
 

„Einen Teufel werde ich tun!“ Severus sah sie an als sei sie verrückt geworden. „Das Thema ist erledigt!“
 

„Er braucht Ihre Hilfe.“
 

„Nein, Harry Potter braucht Niemandens Hilfe und genau das ist auch sein Problem!“
 

„Dann haben Sie ja viel gemeinsam.“, entgegnete Minerva und Severus entglitten erneut die Gesichtszüge. „Sie und der Junge sind sich viel näher als Sie zugeben wollen, Severus. Ist es denn immer noch nötig ihn zu hassen?“
 

„Oh, ich hasse ihn nicht.“, sagte Severus. „Er ist nur so ein kleiner, undankbarer …!“
 

„Na wenn das kein Hass ist, was ist es denn dann?“, fragte Minerva
 

Was sie da versuchte anzudeuten war ihm überhaupt nicht angenehm. Ja, er hasste Harry Potter nicht – nicht wirklich zumindest, aber der Junge brachte ihn permanent auf die Palme mit seinem Benehmen.
 

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Severus.
 

„Kann es sein, dass Sie nach all den Jahren immer noch James in ihm sehen?“
 

„Spielen Sie jetzt etwa die Psychologin?“, entgegnete er ihr schnippisch.
 

„Ich versuche nur Ihnen zu helfen.“, sagte Minerva ernst.
 

„Wer sagt denn, dass ich Ihre Hilfe brauche?“
 

„Wissen Sie, was Sie und Potter verbindet?“, sagte Minerva und erhob sich. Ihre stimme klang plötzlich wütend. „Sie haben beide die gleichen, unvernünftigen Dickschädel!“
 

Severus wollte gerade zu einer gehässigen Antwort ansetzen als er es sich im letzten Moment dann gerade noch verkniff. Minerva schien jedoch bemerkt zu haben, dass er gerade wieder ansetzen wollte und ging schnaubend zur Tür.
 

„Gute Nacht, Severus!“, sagte sie ungehalten und ging hinaus.
 

Severus stand da und sah zu wie Minerva die Tür zuschlug. Er hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war. Severus stutzte nur und trank sein rituelles Glas Whiskey.



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