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Only Love

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Widmen wir uns nun einer Faszination, der sich jeder Yamato-Fan früher oder später hingibt: seinen Haaren! Komplett anzeigen

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Spontan

Kakashi wunderte sich schon sehr. Normalerweise redete Tenzou immer über irgendetwas. Und er redete selbst wenn Kakashi ihm nicht mehr als ein „Aha“ oder sonst einen Laut zur Antwort gab. Heute aber herrschte Stille. Normalerweise trödelte Tenzou auch nicht so herum, wenn sie von einer Mission kamen und im Umkleideraum ihre Uniform wechselten. Heute aber war er der Letzte, der noch nicht fertig war. Alle anderen hatten den Raum schon verlassen und selbst Kakashi war schon fertig; sollte ihn das beunruhigen?

Kakashi schloss die Tür seines Spindes und drehte sich zu seinem jüngeren Kameraden um, der immer noch im Schneckentempo agierte.

„Alles in Ordnung, Tenzou?“

Als er keine Reaktion erhielt, bemerkte Kakashi, dass der Andere allem Anschein nach tief in Gedanken versunken war.

„Tenzou, hey!“

Der Jüngere zuckte erschrocken zusammen und drehte sich hastig zu seinem Vorgesetzten um, der ihn kritisch beäugte.

„Entschuldige, Sempai, hast du etwas gesagt?“

Damit hatte Kakashi, auch wenn dies nicht der Ausgang war, den er sich gewünscht hatte, eine Antwort auf seine Frage gefunden: Es sollte ihn beunruhigen.

„Ist irgendwas?“, fragte er den Kameraden und stellte sich selbst zeitgleich eine andere Frage. Wenn wirklich etwas wäre, was sollte er dann tun? Er war nicht gut darin, sich der Probleme anderer Leute anzunehmen. Tatsächlich mied er andere Leute ja so gut es ging und auch wenn bei Tenzou vieles anders war; Kakashi war nicht wohl bei dem Gedanken, dass Tenzou sich mit einem Problem oder einer Sorge an ihn wenden würde. Nicht, weil er ihm nicht hätte helfen wollen, sondern weil er Angst hatte, dabei zu versagen. Natürlich wusste Kakashi, dass das so nicht in Ordnung war, denn Tenzou hatte schon so oft deutlich gemacht, dass der Ältere sich bedingungslos auf ihn verlassen konnte und Kakashi haderte mit sich selbst, weil er immer wieder in seine Gewohnheit zurückfiel, sich von anderen lieber zu distanzieren.

Trotz all dem war Tenzou innerhalb des letzten Jahres zu seinem engsten Vertrauten geworden und Kakashi konnte sich nicht einmal erklären, wie das passiert war. Es war ein merkwürdiges Gefühl von einer beinahe natürlich anmutenden Vertrautheit, die sie beide von Beginn an zwischen sich gespürt hatten. Kakashi war niemand, der anderen einfach so Vertrauen entgegenbrachte, aber ausgerechnet bei Tenzou, dem arg widersprüchlichen Jungen von den Ne, war es der Fall. Es hatte etwas Magisches, wie sie sich mit wenigen Worten verstanden und einander ergänzten, fast so als wäre es eine Art Fügung. Und genau das war es, was Kakashi sowieso die ganze Zeit beunruhigte. Sie waren Ninja, Anbu, und keine vom Leben allzu sehr mit Glück und Freude bedachten noch dazu; so etwas wie Magie und Fügung gab es in ihrer Welt eigentlich nicht. Sie töteten und wurden getötet; oder verloren irgendwann deswegen den Verstand. Und Kakashi wollte sich nicht ausmalen wie es wäre, Tenzou aus dem einen oder dem anderen Grund zu verlieren. Er übte auf ihn eine Wirkung aus, welche Kakashi bislang fremd gewesen war. Tenzou war sein Ruhepol und Hoffnungsschimmer und genau damit haderte Kakashi noch mehr, denn er bedeutete, dass er ihm wichtig geworden war und dies hatte sich für Leute, die ihm etwas bedeuteten noch nie als etwas Gutes herausgestellt. Wie sehr wünschte er sich im Stillen, dass Tenzou eine Ausnahme darstellen könnte.

„Nein, nein“, antwortete der Jüngere mit einem bezaubernden entschuldigenden Lächeln und schüttelte dazu seinen Kopf, sodass seine langen Haare mitschwangen. „Es ist nichts.“

„Wenn etwas wäre, könntest du damit zu mir kommen. Das weißt du, oder?“ Kakashi wusste, dass er besser werden musste. Ein besserer Vorgesetzter, ein besserer Kamerad, ein besserer Mensch. Er war es Obito, Rin und Minato schuldig, die alle bessere Menschen als er gewesen waren und deren Überzeugungen (ausgerechnet) von ihm am Leben erhalten werden mussten.

Tenzou sah ihn für einen flüchtigen Moment erstaunt an, ehe er sanft lächelte.

„Das weiß ich, Sempai.“

„Gut“, erwiderte Kakashi nach einer kurzen Pause, in der er ihn erneut kritisch beäugt hatte. „Dann sehen wir uns am Nachmittag beim Training.“

„Gute Nacht, Sempai.“

Kakashi hob eine Hand zum Abschied und verließ langsam den Raum. Noch während er in den Flur abbog, der zum Ausgang des Anbu-Gebäudes führte, schüttelte er den Kopf über Tenzous Angewohnheit, ihn mit dieser Anrede anzusprechen. Das Kuriose war, dass er es Yugao damals hatte verbieten wollen, aber bei Tenzou machte er mal wieder eine Ausnahme.

Immer diese Ausnahmen.

Kakashi blieb im Flur stehen und wusste bereits, dass er dabei war die nächste Ausnahme zu machen. Er würde sich in die Angelegenheiten eines Anderes einmischen. Auch wenn dieser dies nicht wollte.

Wann hatte Tenzous merkwürdiges Verhalten heute begonnen? Sie waren zu viert auf einer Mission gewesen, um eine Gruppe von Shinobi zu beseitigen, die einen Angriff auf Konoha planten. Die Verfolgung und der Kampf mit der Gruppe war langwierig gewesen und Tenzou war unglücklicherweise an einen Gegner geraten, der über das Raiton verfügte. Dieser hatte ihm gegenüber somit einen Vorteil, konnte sich aus dem hölzernen Mokutongriff befreien, aber durch das Eingreifen der anderen Anbu trotzdem nicht entkommen. Die beiden Anbu jedoch hatten Tenzou dafür kritisiert.

Nur weil du versuchst auszusehen wie der Shodaime hast du noch lange nicht seine Klasse!“, hatten sie ihm vorgeworfen.

Sie hatten keine Ahnung, woher Tenzou eigentlich die Fähigkeiten des ersten Hokage hatte und wieso er diesem auch ein wenig ähnlich sah, aber ihre Kritik war ungerechtfertigt gewesen. Kakashi hatte sich sehr zusammenreißen müssen, ihnen nicht selbst eine Ladung Elektrizität zu verpassen.

Kakashi machte im Flur kehrt. Es war mitten in der Nacht und sein Körper schrie nach etwas Ruhe, aber genau die würde Kakashi nicht finden, so lange er nicht noch einmal nach Tenzou gesehen hatte.

Als er zurück in den Umkleideraum kam, staunte Kakashi nicht schlecht. Er blieb überrascht stehen und starrte seinen erschrocken dreinblickenden Gegenüber einige Sekunden lang schweigend an.

„Was um alles in der Welt machst du da?“, fragte er schließlich – unentschlossen, ob er beunruhigt oder belustigt sein sollte - und konnte seinen Blick nicht von dem kuriosen Bild, das sich ihm darbot, abwenden.

Tenzou hielt in der einen Hand ein Kunai und in der anderen … ein Büschel von dem, was einst seine langen Haaren gewesen waren. Die übrigen Haare standen in unterschiedlichen Längen zerzaust ab und wirkten an dem ansonsten stets ordentlichen jungen Shinobi unfreiwillig komisch.

„Ich … äh … ich wollte eine neue Frisur haben“, stammelte Tenzou sichtlich peinlich berührt.

„Mitten in der Nacht. Im Halbdunkel. Mit einem Kunai.“

„Es … war eine spontane Idee.“

Kakashi seufzte hörbar. Das war beunruhigend. Tenzou war vieles, aber sicherlich nicht spontan. Die einzigen Male, die Kakashi einfielen, bei denen der Jüngere Spontanität gezeigt hatte, waren als er mit diesem Mädchen vom Iburi-Klan hatte abhauen wollen und als er sich entschieden hatte, Kakashi doch nicht umzubringen (und Kakashi vermutete, dass letzteres doch zumindest ein wenig vorher durchdacht worden war).

„Sieht es sehr schlimm aus?“, fragte Tenzou ängstlich, als ihm bewusst wurde, was er gerade getan hatte – und dass es aller Wahrscheinlichkeit nicht seine beste Idee gewesen war.

„Aber nein“, antwortete Kakashi, „es sieht lediglich so aus, als hätten wilde Tiere an deinem Kopf genagt.“

Hastig legte Tenzou das Kunai und seine abgetrennten Haare beiseite und fühlte mit den Händen an die Haare, die noch übrig waren.

„Ooh“, gab er geknickt von sich und tat damit Kakashi plötzlich leid.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Er schüttelte den Kopf. „Ist es wegen dem, was sie dir heute auf der Mission gesagt haben?“

Tenzou ließ noch ein wenig mehr die Schultern hängen. „Ich versuche nicht auszusehen wie der erste Hokage. Das war nie meine Absicht gewesen. Und ich wollte nie den Eindruck erwecken, ihn zu kopieren. Ich kann doch nichts dafür, dass ...“ Er hatte seinen Blick zum Fußboden gesenkt und ließ den Satz unvollendet im Raum stehen.

Kakashi musste den Rest des Satzes nicht hören; er ahnte, was Tenzou sagen wollte, aber ungesagt ließ, weil das Leid, das damit verbunden war, mit Worten nicht zu beschreiben war.

„Mach dir keinen Kopf um das, was andere von dir denken“, sagte Kakashi, ging auf ihn zu und drückte ihn mit einer Hand auf die im Gang zwischen den Spinden stehende Bank hinunter, ehe er seinen Schrank wieder öffnete und darin kramte. „Ich weiß wie die anderen mich nennen – und ich weiß, dass mich das nicht kümmern darf. Rechenschaft bin ich nur mir selbst gegenüber schuldig.“

Tenzou hatte seinen Kopf wieder aufgerichtet und beobachtete nun mit einem bewundernden Blick seinen Vorgesetzten. „Danke, Sempai.“

„Danke mir nicht zu früh“, entgegnete Kakashi und drehte sich mit einer Schere in der Hand zu seinem Kameraden. „Wir müssen das richten“, antwortete er, als der Jüngere ihm einen fragenden Blick zuwarf. „So kannst du nicht raus auf die Straße. Nicht einmal nachts.“

„W-was genau hast du vor?“

„Nur etwas begradigen, was du angerichtet hast.“

Kakashi erntete eine skeptische Mimik seitens des Anderen, sodass er hinzufügte: „Keine Sorge, ich schneide mir meine Haare immer selber.“

Die Skepsis wuchs zu völligem Unglauben aus. „U-und du bist sicher, dass du das kannst? Begradigen, meine ich?“ Tenzous Blick wanderte ungewollt zu Kakashis windschiefer Frisur.

„Danke für das entgegengebrachte Vertrauen.“ Kakashi drehte ruckartig Tenzous Kopf nach vorn, sodass er an dessen Hinterkopf gelangen konnte, und begann seine Arbeit.

Eine Weile war im Raum nur der Klang der schneidenden Schere zu hören, ehe Tenzou sich zaghaft zu Wort meldete. „Es tut mir leid, dass du dir meinetwegen Mühe machen musst.“

Und da war es mal wieder: Das Gefühl, das Kakashi so oft in Tenzous Nähe hatte. Ein Gefühl als würde sein Herz brechen und dann wieder zusammengesetzt werden. Sätze wie dieser verwunderten Kakashi immer wieder, denn sie waren nichts, das man von jemanden erwartete, der in der Ne aufgewachsen war. Selbst die Finsternis der Ne hatte Tenzous Sanftmütigkeit und Gutmütigkeit nichts anhaben können. Er war ein besserer Mensch als Kakashi es je hoffte zu werden.

„Versprich mir im Gegenzug nur, dass du das nächste Mal mit mir redest, bevor du irgendeine spontan Idee verfolgst.“

Tenzou lachte ein wenig. „Das werde ich, Sempai. Das werde ich.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß nicht, ob ich das wirklich dazu schreiben muss, aber ich freue mich im Übrigen immer sehr über Kommentare. Komplett anzeigen

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