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Der Waldläufer Nousagi

von

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Verletzungen

Kapitel 37 Verletzungen
 


 

Schlussendlich entschied ich, das es besser war die Strafe anzunehmen und zu hoffen das sich dadurch etwas erbot und ich Shiju retten könnte. Mein Biest war vollkommen dagegen, aber es sah ebenfalls ein, das wir so nicht weiterkamen. Zeno war zu stark und würde uns ruck zuck wieder das Bewusstsein nehmen. Dann wäre Shiju in noch größerer Gefahr und das konnte ich nicht riskieren. Also verließ die Kraft meines Biestes mich und ich verwandelte mich zurück. Zeno grinste und schloss die Ketten seiner Waffe enger um mich.
 

Baku quittierte es nun auch als Unterwerfung und hob sein Schwert. Als erstes schlug er mir die Klinge über die Brust und ich schloss angespannt die Augen. Shiju schrie im Hintergrund auf und ich hoffte einfach das sie wegsehen würde. Diese schmerzen nicht miterlitt und das ich sie damit in Sicherheit wissen konnte. Als der nächste Schlag über mir herüber glitt, ging ich in die Knie. Baku trat nach mir und meine Haut riss blutig auf. So vergingen unzählige Schläge und ich bekam kaum noch mit, was um mich herum geschah. Meine Ohren hörten nur das wimmernde Geräusch meiner liebsten und das Rauschen, welches mein Blut in meinem Körper hervorrief. Das Biest knurrte unaufhörlich durch meine Kehle. Meine Haut schmerzte und brannte, verschloss sich an manchen Stellen und wurde dann wieder aufgerissen, als Baku seine Wut über mich ergehen ließ. Womit ich diesen Idioten nur gekränkt hatte, war mir ein Rätsel. Wie konnte so jemand nur so sein?
 

Der letzte Schlag lies mich endgültig zu Boden gehen und Zeno hatte aufgehört mich festzuhalten. Wofür auch, denn ich konnte meinen Körper kaum bewegen. Zu viele Muskeln und Sehnen waren zerstört und durchtrennt. Es würde Wochen dauern, bis ich einigermaßen geheilt war. Der Tot wäre sicherlich die einfachste Lösung gewesen, doch ich durfte Shiju nicht allein lassen. Ich hatte sie nun endlich, als die meine gefunden. Sie liebte mich trotz meines Wesens, meiner Vergangenheit und alle dem hier. Ich dürfte sie nicht im Stich lassen.
 

Als sich Baku eine kurze Pause gönnte, öffnete ich meine Augen und sah verschwommen zu Shiju. Sie saß da und betete, weinte ihre ganze Sorge zu mir heraus. Doch was mir dann auffiel war das sie zwischen ihren Lippen die Pfeife hielt und unentwegt hineinblies. Wie lange tat sie das schon? Fragte ich mich denn das Geräusch drang erst zu mir, als ich es nun sah. Es war ein anderer Ton wie der den Baku und Zeno kannten und auf den sie reagieren würden. Nur einer, außer mir, würde auf diesen Warnruf reagieren. Und wie, wenn ich es gerade erkannt hätte, sprang dieser auf das geschehen zu und kniete sich sofort zu meiner liebsten. Er musterte sie kurz und stand dann auf.
 

Baku war erschrocken ein paar Schritte zurückgewichen und auch Zeno wirkte nervös. “Herr”, hauchte Zeno und ich dankte Kami das er hier war. Nun würde er die beiden hoffentlich strafen und wir wären in Sicherheit. Shiju wäre in Sicherheit.
 

“Baku, was du hier getan hast, ist ein weiterer Verrat”, knurrte Taisho und sein Blick flog kurz über mich. Was mich Verwunderte war das Wort ´weiterer´. Was meinte er damit? “Du hast hier nichts mehr zu suchen Baku. Wer die Gefährtin eines unter meinem Schutz stehenden Yokai gefährdet, sei es Mensch, Hanyou oder Yokai, muss das Land verlassen. Du hast jegliche Funktion verloren und das ich dich hier nun antreffe und sehen muss was du in deiner Wut getan hast, erschüttert mich. So sehr das es eine Schande war, dich als General anzustellen. Verschwinde von hier!”, befahl Taisho und ich konnte ihm nicht folgen. Gab es dieses Gesetz nun oder nicht? Mein Kopf arbeitete auf Grund der unzähligen Verletzungen einfach nicht mehr, brauchte das Blut an anderer Stelle.
 

Baku schnaubte verachtend und griff dann einfach den Taisho an. War der denn lebensmüde? Aber Taisho ließ sich davon nicht beeindrucken und wich gekonnte aus, zog sein Schwert an dem ich Shijus Parier und den griff erkannte und ohne Baku zu berühren, wurde er mit einer gewaltigen Druckwelle davon gefegt. “Verschwinde, bevor ich mich vergesse”, knurrte Taisho und seine Augen leuchteten bedrohlich. Baku stand keuchend auf und hielt sich die Seite, an der er Blutete. Die Druckwelle musste so stark gewesen sein, das er sogar verletzt worden war. Zeno stand wie angewurzelt neben mir und hielt seine Keule. Er war sich nicht mehr so sicher, das es gut war, was er hier getan hatte. Aber es setze sich ein Schalter in seinem Kopf um und er befreite mich von seiner Kette. Keuchend fanden meine Arme den Boden und ich blieb weiterhin liegen, wie zuvor. Ich musste wirklich einen schwächlichen Anblick abgeben. Scham ergriff meine Seele und ich fühlte mich mehr wie nur schlecht. Shiju hatte durch mich leiden müssen, ich konnte sie nicht davor schützen. Meine Narbe begann stark zu schmerzen und ich kniff die Augen zusammen. Warum musste das alles nur passieren? Warum hatte sich mein Herz nur verliebt und warum erwiderte sie diese liebe auch noch? Es wäre sicherer für sie gewesen, wenn sie mich nie getroffen hätte. Dann hätte sie das alles nicht durchleben müssen.
 

Mein Hirn setze immer weiter aus, je mehr ich meine Schuld heraufbeschwor. Doch ich spürte eine leichte kühle an meiner Wange und schlug noch einmal kurz meine Augen auf, welche sofort erstarrten. Shiju war zu mir herüber gekrochen und ich sah ihre blauen Augen vor mir. “Usa”, flüsterte sie und die vielen Tränen hatten ihr Gesicht durchnässt. Ich wollte sie so nicht sehen, aber war ebenso froh, das sie lebte und bei mir war. Sie streichelte meine Wange und legte sich neben mich. Mit dem Wissen das sie nah bei mir war, schloss ich die Augen und verlor endgültig meinen Geist.
 

~
 

„Nousagi?“ hörte ich eine Stimme und bekam immer mehr aus meiner Umgebung mit. Es zwitscherten Vögel in der Nähe, raschelnd bewegte sich Stoff nah neben mir und jemand atmete ruhig an meiner Seite. Schwerfällig und flatternd öffnete ich meine Augen, die vom Licht geblendet wurden. Als ich die Person erkannte, die mich zuvor angesprochen hatte, erkannte ich Yukara. Sie seufzte tief und lächelte mich dann liebevoll an. „Wie schön! Endlich wachst du auf“, bekundete sie und wischte mir mit einem Tuch über die Wange. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie im nächsten Moment und da schoss es auf mich ein. Der Schmerz war mir zuvor noch dumpf und nebensächlich vorgekommen. Aber da ich nun so darüber nachdachte, trafen mich unsägliche Schmerzen. Mein ganzer Körper stand in Flammen. Manche Teile konnte ich nicht mal bewegen, denn sie waren fixiert worden.
 

„Shhh. Bewege dich nicht. Du weckst sonst noch Shijukara“, bat Yukara und ich japste angestrengt auf, wendete meinen Kopf zur anderen Seite und sah auf das schlafende Gesicht meiner liebsten. Sie sah angespannt und unausgeschlafen aus. „Wie geht es ihr?“, krächzte ich. Meine Stimme war kaum zu hören, so kratzig war sie. „Ihr geht es gut. Sie hat nur Probleme mit deinen Wunden“, antwortete Yukara und ich musterte Shiju weiter. „Meinen Wunden?“, keuchte ich. Wieder verfluchte ich die Tatsache das ich sie markiert hatte. Wer hatte sich das alles nur ausgedacht? Shiju war ein Mensch. Ich hatte vorsätzlich gehandelt und sie so in Gefahr gebracht. Ich war ein Idiot.
 

Yukaras Hand strich mir durchs Haar und wendete sich meinen Blick zu ihr. „Mach dir keine Gedanken. Sie ist eine stolze Gefährtin und stärker wie keine andere. Ich bewundere deine liebste wirklich sehr“, lobte sie Shiju und ich schloss die Augen. Aus irgendeinem Grund bildeten sich kleine Tränen, die ich nicht vergoss. Shiju war wahrlich eine starke Frau. Meine Gefährtin.
 

„Nun schlafe noch etwas Nousagi. Ich werde Ayaka bescheid geben, das du endlich aufgewacht bist. Sie wird sich sicher freuen“, erklärte Yukara und stand dann auf. Ich sah ihr noch nach, wie sie aus dem Raum ging und schloss dann meine Augen. Tief und lange Atmete ich aus und versuchte den stechenden Schmerz meiner Brust zu ignorieren. Aber ein kleines wimmern neben mir, lies mich zu ihr sehen. Shiju spürte es und krallte ihre kleine Hand in das Laken. Da fiel mir auf das wir in meinem Gemach lagen. Mein Futon war durch einen größeren ersetzt worden und auch meine Decke war eine andere. So hatten Shiju und ich beide genug Platz und lagen trotzdem beieinander.
 

Am liebsten hätte ich Shiju berührt. Ihre Wange gestreichelt und ihr gezeigt das ich bei ihr war. Aber mein Körper hatte keine Kraft, jegliche Bewegung schmerzte unheimlich. „Shiju“, hauchte ich leise und hoffte das sie mich hören würde und erwachte, aber sie schlief weiter. Also lies ich sie und spürte selbst wieder, das starke Verlangen nach Ruhe. Meine Augen schlossen sich und ich driftete in einen tiefen Schlaf.
 


 

Das nächste Mal als ich erwachte, verschwamm mein Blick nur kurz und ich entdeckte blaue Augen. „Nousagi!“, rief Ayaka und warf sich fast auf mich. Ich japste kurz auf und sie heilt sich gleich wieder zurück. „Was bin ich froh, das es dir gut geht“, schluchzte sie und wischte sich ihre Tränen aus den Augen. „Gut ist anders“, murmelte ich und sah neben mich. Sofort beruhigte sich mein Herz, als ich Shiju schlafend neben mir liegen sah. „Sie schläft schon über zwei Wochen“, klärte Ayaka mich auf. So lange hatten wir geschlafen? „Yukara meint das sie wohl bald erwachen wird, sobald deine Wunden schneller heilen. Der Heiler hatte euch beiden ein Mittel gegeben, damit ihr schlafen könnt und so zur Ruhe kommt.“
 

So war das also. Schwerfällig versuchte ich meine Hand zu bewegen. Ballte sie langsam zur Faust und streckte dann meine Finger. Es schmerzte kaum, aber es fühlte sich steif an. „Bewege dich noch nicht! Du musst dich ausruhen“, befahl Ayaka und legte eine Hand auf meine Brust. Neben mir vernahm ich ein Husten und mein Blick haftete sofort auf Shiju. Sie bewegte sich etwas und schmiegte sich an meinen Arm. Erleichterung baute sich in meinem inneren auf und ich hob die Hand. Auch wenn es schwerfiel, legte ich sie auf Shijus Wange und streichelte sie kurz. Ihre Lippen zuckten zu einem kleinen Lächeln und das lies mich schmunzeln. „Ich werde nun Taisho Bescheid geben, das du wach bist“, brummte Ayaka. Das sie ihre Eifersucht nicht in diesem Moment unterdrücken konnte, ärgerte mich. Aber es tat mir leid für sie. Sie war unerwidert verliebt und doch konnte sie froh sein. Schließlich wäre sie das Opfer Bakus geworden, wäre ich ihr verfallen.
 

Ich nickte schwach und legte meinen Arm wieder zurück aufs Bett. Nachdem Ayaka aus dem Raum gegangen war, versuchte ich mich etwas aufzusetzen. Mein Rücken schmerzte, ob von den Schmerzen oder dem langen liegen. Sitzen würde mir guttun, aber ich schaffte es nicht, also lehnte ich mich wieder zurück ins Kissen. Hätte ich Ayaka doch nur darum gebeten, mir zu helfen.
 

Seufzend schloss ich die Augen und spürte erneut Bewegungen. „Usa“, vernahm ich die schönste Stimme in meinem Leben. Meine Augen schlugen auf und ich sah neben mich. Das Azurblau, welches so schön wie das Meer war, als ich es damals das erste Mal sah, blickten zu mir auf. „Shiju“, hauchte ich und sie schenkte mir ein Lächeln.



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