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The Elder Scrolls V Skyrim: Thirdborn

von

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Die Widder von Reach

Kapitel 1
 

2. Morgenstern 4Ä 201
 

Wenn man Joric später fragte, wie er in den ganzen Schlamassel geraten war, dann konnte er keine einhellende Antwort drauf geben. „Ich bin weggerannt.“ sagte er immer wieder. Was auch stimmte. Ohne Eltern und als Waise aufgewachsen, war der 18 Jährige in der Kolskeggr Mine Arbeiter an der Seite des Leiters Pavo Attius gewesen. Mit ihm und dessen Stellvertreter, dem Ork Gat Gro-Shargakh, hatte er Markarth und ganz Reach beliefert. Doch dann waren die Abgeschworenen gekommen und hatten die Mine und das Personal angegriffen. Joric, dem der Ork die Grundzüge des Kämpfens gelehrt hatte, hatte sich anfangs noch zu verteidigen gewusst. Aber dann waren es zu viele, sodass er ohne zu zögern die Beine in Hand nahm, und floh. Tagelang irrte er durch die Wildnis von Reach. Aß Wacholderbeeren, trank Wasser an seichten Stellen des Flusses Karth, und angelte erfolglos Lachse. Den Hunger überwand er dadurch nicht. Zudem musste er sowohl Abgeschworenen-Patrouillen als auch wilden Tieren ausweichen, von denen es in Reach leider viele gab. Am vierten Tage klappte er kurz vor der Karthmündung zusammen.

Sein Leben war nur dem Auffinden eines Jägers zu verdanken, der ihn ins nicht weit entfernte Drachenbrügge brachte wo man ihn gesund pflegte. Das war im vergangenen Herbst gewesen. Joric hatte sich demütig bei seinen Rettern bedankt, und arbeitete zunächst für Essen und dann für Geld in Drachenbrügge und Umgebung. Seine zuvor hart ersparten Münzen in der Mine hatte er wohl für immer an die Plünderer der Abgeschworenen verloren. Und der Gedanke daran fühlte sich jedes Mal an wie ein Schlag in die Magengrube.

Jetzt saß er schlecht gelaunt im „Zwinkernden Skeever“ in Einsamkeit, und blickte mit trüben Blick in seinen ersten Krug Met.

In seinem Spiegelbild erkannte er die Silhouette eines jungen Mannes mit kurzen haselnussbraunen Haar, und etwas dunklen braunen Augen.

Auf der rechten Gesichtshälfte zog sich aufgrund eines Arbeitsunfalls eine Narbe vom Ohr bis fast an den Mundwinkel. Berufsrisiko.

Joric verzog das Gesicht, wodurch sich die Narbe mitspannte.

Sein altes Leben war nicht mehr. Er hatte jetzt die Wahl als Tagelöhner von einer Arbeit zur nächsten zu hecheln, oder gleich kriminell zu werden. Der Ausgang war am Ende wohl derselbe.
 


 

Plötzlich setzte sich ein Frau an seinen Tisch, die ihn kurzzeitig von seinem Trübsal und seinem Getränk ablenkte. Sie war mit ihrem kastanienbraunen und nach hinten fallenden Haar und den grauen Augen wunderschön, doch was den Jungen irritierte war das sie die rote Rüstung der Wache von Haafingar ohne Helm trug. Der Frau fiel sein Blick sofort auf, und auf ihrer Stirn erschien eine kleine Zornesfalte.
 

„Was ist Bauerntrampel?“ blaffte sie ihn an. „Noch nie eine Frau gesehen?“
 

Joric fühlte sich als habe man ihm Alto-Wein ins Gesicht geschüttet.

Doch weder das Geschlecht noch der Beruf irritierte ihn an seiner Tischnachbarin.

Schließlich hielten die Nords Gleichberechtigung mehr als andere Völker hoch. Nein, was ihn aus der Fassung brachte, war das jemand mit derartiger Schönheit bei der Wache arbeitete. Die Wachen der Jarltümer waren zwar für ihre kompromisslose Effektivität mit einhergehender Korruption bekannt, doch die meißten waren auch ziemliche Einfaltspinsel. Die Frau wirkte wie keines von dem.
 

„Verzeih mir.“ sagte Joric und verzichtete jedoch wegen ihres Tons absichtlich auf das „Ihr“.

„Ich war nur etwas irritiert. Ist das erste Mal das ich eine Wache treffe, die Wert auf ihr Äußeres legt.“
 

Die Frau die offenbar eine Bretonin war, hatte mit vielem gerechnet aber nicht mit einem respektvollen Kompliment. Ihre Wangen wurden leicht rot, und die Zornesfalte verschwand wieder.
 

„Stimmt schon.“ sagte sie und zeigte ein kleines Lächeln, während sie an ihrem Met nippte.

„Ein solches Bewusstsein findet man bei der Wache selten.“
 

Sie warf einen abschätzenden Blick auf Joric.

„Ist aber auch bei Arbeitern eher so.“
 

„Danke.“ sagte der Junge und hob den Krug in ihre Richtung.
 

Er blickte sich im vollen Gastraum um.
 

„Bist du allein hier?“ fragte er. „Ich sehe deine Kameraden nicht.“
 

Offenbar schien ihr die Frage unangenehm zu sein.
 

„Ich habe gerade Pause.“ sagte sie ausweichend, und nahm wieder einen Schluck Met.
 

„Und du?“ fragte sie daraufhin. „Was machst du hier?“
 

Joric warf einen Blick in seinen Krug.

„Wo nach sieht es denn aus?“
 

Ihr Blick war schätzend. „Als ob du dich selber bemitleiden würdest.“
 

„Ja so kann man es nennen.“

Der Junge blickte zurück in ihr schönes Gesicht.

„Vor zwei Monaten habe ich alles verloren. Ich komme aus Reach und die Abgeschworenen haben die Mine überrannt in der ich gearbeitet habe.“
 

Er hob das Glas und nahm einen Schluck, während sein Blick leer wurde.
 

„Das Leben dort war seit ich denken kann schon immer schwierig. Aber jetzt ist es für mich unmöglich geworden.“ Die Augen der Bretonin weiteten sich. Sie sagte jedoch nichts.
 

Er blickte sie an.
 

„Stell dir ein kleines Dorf vor, dass immer wieder von verschiedenen Feinden aus verschiedenen Richtungen angegriffenen, geplündert und niedergebrannt wird. Dann hast du meine Heimat.“
 

Sie schüttelte den Kopf. „Hier ist es doch kaum besser.“ versuchte sie ihn aufzumuntern.
 

„Nein? Wenigstens funktioniert das Leben hier. Noch.“ gab er zurück.
 

„Ach was.“ Ihre tiefen Augen gruben sich in ihn ein.

„Ulfric Sturmmantel hat den Großkönig getötet. Mit seiner Stimme. Hast du davon gehört?“
 

„Wer nicht.“ Jorics Blick wurde leer. „Und es bedeutet Krieg.“
 

„Ja.“ antwortete sie trocken. Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen beiden.

Doch dann erhob sie sich.

„Ich muss dann mal weiter. Falls du übrigens nach Arbeit suchst. Die Wache sucht immer neue Rekruten. Ist gutes Geld was sie zahlen.“
 

„Danke.“

Joric nickte ihr zum Abschied zu, ehe sie aus der Taverne verschwand.

Eine Weile blieb er da so sitzen, und liess seinen Gedanken freien Lauf. Doch dann erregte eine zerrissene Notiz seine Aufmerksamkeit, welche an der Stelle lag, wo die Bretonin soeben gesessen hatte. Joric hob sie hoch und las sie.
 

„Ziegenschenke“

Hatten sie das eben absichtlich hier gelassen, oder war es ihr versehentlich abhanden gekommen? Joric blickte in Richtung der Tür wo die schöne Wache verschwunden war. Sollte er dem auf den Grund gehen? Neugier hatte ihn im Inneren gepackt. Nicht das er zum Draufgängertum neigte, und seine Nase in Angelegenheiten steckte die ihn nichts angingen. Doch Joric war in den vergangenen Wochen innerlich abgestumpft. Sein früheres Leben hatte er verloren. Was blieb ihm noch? Der Nervenkitzel.

Was schließlich dazu führte, dass er sieben Septime zurückliess und dem Skeever für lange Zeit den Rücken kehrte.
 

Joric trat in die eiseskalte Nacht heraus. Einsamkeit war für seine kalten und strengen Nordostwind bekannt, obgleich diese sich bei ihrem Zug über die Jarltümer Ostmarsch, Winterfeste und Pale zunehmend abschwächten.

Auch wenn Joric ein Nord war, liess ihn die Morgenstern-Nacht leicht frösteln.

Eine Felldecke um seine Schultern, diente als notdürftiger Mantel der den oberen Körperbereich wärmte.

Mit schnellen Schritten wanderte er über die Hauptstraße, während er sich verloren umschaute. Um 23.08 Uhr waren nicht mehr viele Leute hier. Und ehrliche sowieso nicht.

Unter den Arkaden eines im kaiserlichen Stil erbauten Steinhauses, erblickte er eine steinerne Feuerstele. Vorsichtig trat er näher.
 

„Komm nur näher, Junge. Ich beisse nicht. Außer vielleicht in ein Stück Brot.“
 

Erst jetzt bemerkte Joric den Bettler mit einem gesunden und einem blinden Auge, den er sonst tagsüber beim Marktplatz hausieren sah. Vorsorglich tastete der Junge nach seinem Messer, falls der Alte es böse mit ihm meinte.
 

„Keine Sorge.“ das gesunde Auge des Alten blitzte.

„Ich habe meine Schlachten alle schon geschlagen.“ Lachte er trocken, während er fortwährend seine Hände wärmte.
 

„Verzeiht.“ sagte Joric und gesellte sich zu ihm. „Reine Vorsichtsmaßnahme.“
 

„Schon gut.“ sagte der Bettler. „Man nennt mich übrigens Noster Adlerauge.“
 

„Angenehm, Joric.“ sagte Joric und legte Teile der Felldecke über seinen Kopf, um die Ohren vor dem Wind zu schützen. Dann schloss er wohlig die Augen, während er seine Finger sicher der Wärme der Feuers aussetzte.
 

„Du hast nicht einen Septim locker?“ fragte Noster nach einer Weile hoffnungsvoll.
 

„Sicher.“ sagte Joric und drückte dem Alten eine goldene Münze in die Hand.
 

„Danke, Junge. Mögen die Göttlichen dein gütiges Herz segnen.“
 

„Hast du eine Geschichte, Noster?“ fragte Joric nach einer Weile des wärmenden Schweigens innerhalb des Knackens der Glut.
 

„Jeder hat eine Geschichte, Joric. Meine ist schnell erzählt….“
 

Der Alte seufzte und sein gesundes Auge schien plötzlich weit abzuschweifen.
 

„Ich diente im Großen Krieg als Späher, als diese verdammten Elfen Anvil angriffen. Bei der Belagerung der Stadt hab ich mein Auge verloren. Meine Kameraden waren herzlose Bastarde, die mich zum Sterben zurückliessen. Es war ein Quäntchen Glück und mein Sturkopf die mich überleben liessen. Schließlich hatte ich Glück einer dieser Khajit-Karawanen über den Weg zu laufen. Als ehemaliger Späher kannte ich viele Schleichwege um sie Patrouillen vorbeizuschleusen, und sie zeigten sich erkenntlich und nahmen mich nach Himmelsrand mit. So landete ich in Einsamkeit. Verkrüppelt und völlig mittellos.“
 

Seine beiden ungleichen Augen verharrten für einen kurzen Moment, ehe sie wieder das Gesicht Jorics fanden.
 

„Und du?“
 

Joric hatte seine Geschichte ebenfalls schnell erzählt. Insbesondere den Teil das er nach der schönen Bretonin in der Wachenrüstung suchte. Nosters gesundes Auge hatte einen seltsamen Blick angenommen. Er zögerte einen Moment, doch dann wies er Joric den Weg.
 

„Geh die Gasse zweimal nach links, und dann einmal nach rechts. Gegenüber des Hauses der Toten. Es führt eine Treppe runter in den Keller. Dort findest du die Ziegenschenke.“
 

Joric starrte ihn verblüfft an.

„Danke, Noster.“
 

Der Alte lächelte nur verschmitzt. „Keine Ursache, Junge. Geh ruhig. Reach erwartet dich…… Und wenn du mal wieder in Einsamkeit bist, stattest du dem alten Noster einen Besuch ab.“
 

„Halt.“ Joric zog seine Decke von der Schulter und gab sie dem alten Mann. „Als Veteran hast du die mehr als ich verdient.“
 

„Du bist wahrlich ein Goldjunge. Und nun ab mit dir.“ zwinkerte Noster Adlerauge ihm zu als sie sich verabschiedeten. „Und beeil dich. Die Nacht ist sau kalt!“

Joric liess sich das nicht zweimal sagen. Schneefall hatte eingesetzt. Es war mittlerweile 23:45 Uhr, und er hastete die Arme bewegend eilend durch die immer weißer werdenden Straßen Einsamkeits. Dem Weg folgend den Noster ihm beschrieben hatte. Die „Ziegenschenke“ lag tatsächlich gegenüber vom Haus der Toten. Und Joric sah auch mit Anhieb die Treppe die vor dem Eingang schon zur Kellertür führte. Er riss die Tür so schnell auf, sodass er dabei die erste Regel bei Spelunken vergaß. Man platzte nicht einfach so herein und riss die Tür auf. Doch da war es schon zu spät.
 

Er war in einem spärlich erleuchteten Raum gelandet, wo nur das flackernde Licht einiger weniger Ölkerzen ein wenig Licht spendete. An einem wackeligen Gestell eines Tisches, saßen vier Männer allesamt in dem Rot der Haafingarer-Wache gekleidet. Hinter ihnen stand ein einzelner Mann bei einem sehr dreckigen Tresen, und schöpfte gerade Bier in mehrere Krüge aus einem beiliegenden Fass.

In dem Moment wo Joric zur Tür reinplatzte, wurde es hier totenstill. Alle starrten ihn an.
 

„Ist das die Geheime Wachenkneipe?“ fragte der Junge mit aufgeregter Stimme.
 

Erst als er drin stand, und alle Augen auf ihn gerichtet waren, wusste er was für ein Narr er war. Es waren Fünf Männer. Er erspähte unter ihnen einen Ork, dessen Mundwinkel sich öffneten und zornig die Hauer fletschten. Weitere drei, allesamt Nords zogen mit dem Ork ihre Schwerter. Doch der verbliebene Nord in der Mitte, wohl der Anführer, blieb seelenruhig sitzen. Er war ein attraktiver Mann. Mit langen blonden und nach hinten fallenden Haaren. Und einem ineinander überlaufenden Kinn- und Schnurrbart. Doch seine Augen waren die Joric nicht aus ihrem Bann liessen. Es war das schönste Meeresblau, dass er jemals in den Pupillen eines Menschen gesehen hatte.
 

„Glaubst du wirklich das die Mitglieder der Wache sich hier zum saufen treffen, Junge.“ fragte er trocken.
 

„Nein.“ antwortete Joric, und bemühte sich geradewegs ihn anzusehen.
 

Doch die feindseligen Blicke der anderen Männer liessen ihn schaudern. Insbesondere der falsche Wirt der ein hässliches und vernarbtes Gesicht ausstreckte und mit Augen die Welt in Brand setzte, die Joric an glühende Kohlen erinnerten.
 

„Dein Problem…“ sagte der Anführer und lenkte die Aufmerksamkeit des Jungen wieder auf sich. „…das du diesen Ort jetzt kennst. Keiner darf erfahren das wir hier sind. Wir könnten dich natürlich sofort umbringen, aber Leichen sind heutzutage schwer zu entsorgen.“
 

Sein Blick wanderte zu dem Narbengesicht das sich als Wirt ausgab.

„Vor allem im Winter.“ sagte der mit einer grauenerregenden Stimme.
 

„Vor allem im Winter.“ wiederholte das blonde Langhaar.
 

Plötzlich öffnete sich die Tür des Hinterzimmers und herein trat die schöne Bretonin die Joric im Gasthaus getroffen hatte.

Sie sah Joric und die gezogenen Schwerter der anderen und verstand sofort:
 

„Was macht ihr da?“ fragte sie mit einer Stimme die nicht nach Zustimmung klang.
 

„Da hat sich jemand verlaufen.“ grunzte der Ork, und strich zärtlich über die Klinge seiner Orkische Streithandaxt. „Wir führen ihn nur Heim!“
 

„Nein!“
 

Die Bretonin stand von einem Augenblick zum anderen vor Joric, und stellte sich vor ihm.
 

„Er ist einer von uns.“
 

Der Anführer blickte sie nachdenklich an.

„Hast du ihn hergelotst, Anais?“
 

Die Kriegerin mit Namen Anais nickte. „Er ist aus Reach. Und da wir immer Leute suchen dachte ich…“
 

„Bist du verrückt? Man sollte nicht Leichtfertig Mitglieder in der Stadt anwerben. Und das war dieses Mal nicht unser Ziel hier, Anais.“ widersprach ihr der Anführer. "Wir wollten uns lediglich unter anderem bei Noster umhören, ob die Gelegenheit für den Angriff bald günstig ist..."
 

Er zögerte einen Moment.
 

„Aber für Vorwürfe ist es wohl zu spät….Also gut.“
 

Er blickte zu Joric.
 

„Anais sah in dir Potenzial für uns. Ich will es auch sehen und dich anhören.“
 

Ohne das er etwas weiteres sagen musste, steckten seine Gefolgsleute die Waffen wieder ein. Der Wirt brachte Joric grunzend ein frisch gezapftes Bier.
 

„Wie heißt du, Junge?“ fragte der Anführer nach einer Weile, nach dem die meißten von ihrem Bier getrunken hatten.
 

Joric trank nicht. Er saß immer noch da wie versteinert, und seine Blicke waren seiner Kontrolle längst abhanden gekommen.
 

„Joric.“ sagte er, nachdem er seine Sprache gefunden hatte.
 

„Und ja es ist richtig das ich aus Reach komme.“
 

Nun gab er sich doch einen Ruck und trank von dem köstlichen Bier. Vielleicht war das ja sein letztes.
 

„Ich bin als Waise in der Kolskeggr Mine aufgewachsen.“ sagte er. Der Blick einiger weniger im Raum wurde schal. Aber Joric liess sich dieses Mal nicht beirren.
 

„Nun da die Abgeschworenen ohnehin auch die Mine überrannt haben, hab ich kein Leben mehr dort. Und Reach ist sowieso am Arsch.“
 

Joric dachte zum ersten Mal richtig an seine Heimat zurück. und zum ersten Mal seit langem überkam ihn ein riesiges Heimweh. Gepaart mit Trauer über die Zustände dort.
 

„Ich weiß wie du dich fühlst, Joric.“ sagte der Blonde und schien in Joric reinzublicken.
 

„Wisst ihr das wirklich, oder sagt ihr das nur so.“ sagte Joric und liess die den Bierkrug zitternd auf den Tisch knallen. Er dachte für die Unhöflichkeit bestraft zu werden. Aber niemand regte sich.
 

„Wir sind alle aus Reach.“ sagte an dessen Stelle Anais.

„Und wir alle sind wie du früher oder später abgehauen.“
 

Ärger kam im Jungen hoch. Hatte sie ihn deswegen hergelockt. Damit er sich ein paar Heimwehkranken Banditen anschloss? Jetzt war er sich nicht mehr so sicher, ob der Tod doch nicht die bessere Option war. Die Anwesenden beobachteten ihn genau. Und schienen teilweise seine Gedanken erraten zu haben.
 

„Willst du nicht wieder zurück, Bursche?“ grollte der unheimliche Wirt.

Was sollte er darauf antworten? Wollte er zurück? Er zuckte die Achseln.
 

„Wie gesagt… Reach ist im Arsch.“ wiederholte er. „Und es sind nicht nur die Abgeschworenen die mich von einer Rückkehr abhalten. Die Aussicht von der Silberblut-Familie in den Minen wieder ausgebeutet zu werden ist auch nicht gerade verlockend.“
 

„Für keinen von uns ist es verlockend.“ Der Ork wies auf die Bretonin und sich selbst.

„Anais und ich sind beide als Nicht-Nords in Reach geboren. Glaubst du jemand schert sich was wir zu sagen haben. Am Ende gehen wir als Söldner für irgendeine Seite drauf. Dafür sind wir gut. Denn in Markarth fliessen bekanntlich Blut und Silber.“
 

Zustimmendes Gemurmel antwortete ihm.
 

„Agdash hat Recht.“ sagte der Anführer. „Wie du siehst geht es nicht nur dir so.“
 

Er wies auf die übrigen Nords und sich selbst.
 

„Wir übrigen hier waren Mitglieder der Stadtwache von Markarth. Uns wurde vom Jarl aufgetragen zuzuschauen, wie die Thalmor unschuldige Bürger massakrieren. Dabei ist der Schutz des Volkes unsere eigentliche Aufgabe.“
 

Eine Ahnung wuchs in Joric. Eine Ahnung in was für eine Richtung das Ganze hier ging. „Dann seid ihr also Sturmmäntel?“ platzte es aus ihm raus.
 

Es wurde still. Der Junge beobachtete, wie sich Unbehagen bei den Anwesenden

breit machte.
 

Die Bretonin Anais schüttelte rasch den Kopf.
 

„Nein. Die Sturmmäntel würden Agdash und mich als ihresgleichen nie akzeptieren.“
 

„So ist es.“ Der Anführer nickte: „Und wie du weisst sind sie auch nicht gerade gut mit ihren Nordverwandten umgegangen. Keiner hat das Massaker an den Bewohnern Karthwastens vergessen. Hinzu kommt der Markarth Vorfall. Ulfric Sturmmantel hat das Leben hunderter Nords, Reikmannen, Bretonen, Orks und vielen anderen auf dem Gewissen. Letztere würde er im Falle eines Sieges weiter ausgrenzen. Und den Silberblut würde er das Land auf dem Silbertablett servieren.“
 

„Was ist mit dem Kaiserreich?“ Joric war neugierig geworden. Zum ersten Mal war sein Interesse wirklich geweckt.
 

Ein älterer glatzköpfiger Nord der bislang geschwiegen hatte, ergriff das Wort.
 

„Wir kämpfen auch gegen das Kaiserreich, dass sich mit den Thalmor anmaßt uns vorschreiben zu müssen wie wir zu leben haben, und dass nicht fähig war uns vor den Abgeschworenen zu schützen.“
 

Auf Jorics Blick hin sagte der Glatzkopf: „Ja Ulfric denkt dasselbe. Aber nur weil er mit einer Sache richtig liegt, heißt das nicht das er mit allem richtig liegt.“
 

Joric verschränkte die Arme. Langsam begriff er. „Ihr kämpft also für die Unabhängigkeit von Reach wie die Abgeschworenen?“
 

„Nicht für die Unabhängigkeit von Himmelsrand.“ erwiderte der Anführer.

„ Aber für seine Autonomie wie es in alter Zeit bei allen Jarltümern üblich war. Die Abgeschworenen machen denselben Fehler wie die Sturmmäntel, indem sie das Wohnrecht der Anderen beschränken oder ganz ausschließen wollen. Nein, Joric. Niemand der klar bei Verstand ist, wird Reach ernsthaft zu einem unabhängigen Staat machen wollen. Aber autonom muss es werden. In einem freien und unabhängigen Himmelsrand.“
 

Er stand auf und stützte seine Hände auf dem Tisch ab.
 

„Dafür kämpfen wir. Wir sind die Widder von Reach. Und wir nehmen unser Schicksal jenseits der Kaiserlichen und Sturmmäntel selbst in die Hand.

Und wir werden nicht aufgeben bis das Volk von Reach auch selbst Reach regiert."
 

Er wies auf seine Kumpanen.

„Anais kennst du ja schon Joric.“ Er wies auf den Ork. „Das ist Agdash Gro Nazduq.“ Sein Blick wanderte zu den übrigen Nord. Den Älteren mit der Glatze stellte er als Usnar vor. Einen weiteren mit rötlichen Bart nannte er Tjerolv. Und der furchteinflößende Wirt hiess Halmar. Joric wich seinem Blick vorsorglich aus.
 

Der Anführer streckte die Hand aus.
 

„Ich bin Hal Windspalter. Anführer der Widder.

Willst du dich unserer Sache zur Befreiung von Reach anschließen, Joric?“
 

Ein warmes Gefühl von Gänsehaut hatte den Jungen ergriffen. Wollte er seine Heimat wiedersehen? Wollte er die Chance bekommen die Dinge dort endlich zu ändern? Wollte er seinen eigenen Weg gehen ohne sich den Kaiserlichen noch den Sturmmänteln anschließen zu müssen?

Joric stand auf, und ergriff Windspalters Hand.
 

„Ja. Ich bin dabei Hal.“



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