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[Beta Ver.] CONDENSE

An jenem schicksalhaften Regentag
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
EXTREM WICHTIGE INFO:
Ich dulde keine Raubkopie auf anderen Plattformen oder das Aneignen meines geistigen Eigentums!
Zum anderen ist die Geschichte in ihrem jetzigen Zustand noch nicht vollständig, die Kapitel extrem fehlerhaft.
Als ich die Geschichte begonnen habe, war ich selbst noch sehr jung und wusste entsprechend nicht sehr viel. Weder was ich mit dem Plot noch was ich mit den Charakteren tun soll. Vieles von dem, was ich wie in die Geschichte integriert habe, würde ich heutzutage unter keinen Umständen so umsetzen.
Demnach ist es ratsam, auf das Release der Light Novel zu warten.
Informationen zum Kauf der jeweiligen Volumes werden auf der Startseite dieser Geschichte vermerkt.
Dadurch wird hier aber nichts gelöscht, sondern auch weiterhin kostenlos aufrufbar sein.
Die angegebenen Genres haben sich mit der Zeit leicht verändert. Zwar begann es als "Romantik, Drama, Hetero", entwickelte sich mit meiner wachsenden Unzufriedenheit allerdings in eine Richtung, in der "Romantik, Drama, Hetero, Boys Love, Girls Love, Lime, Darkfic, Parodie" es wohl viel eher trifft.
Figuren und Handlungen sind frei erfunden. Komplett anzeigen

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Vol. 5 - An jenem schicksalhaften Regentag Teil 9

"Es tut mir leid! Ich kann das nicht mehr!", entschuldige ich mich, als wir zwei, Egaoshita und ich, allein im Klassenzimmer sind.

 

Das ist gar nicht unsers. Wir haben uns hier reingeschlichen, in der Zwischenpause. Er sieht zu Boden und lacht auf, ein bisschen verrückt und wahnsinnig. Dann schaut er wieder auf und sieht mich mit Tränen in den Augen an, sodass ich richtig erschrecke.

 

"Kein Ding, wir waren doch sowieso nie richtig zusammen, Kyocchi. Du kannst gehen mit wem du willst, Alter. Wir sind schließlich immer noch Freunde, was?", und ehe ich mich versehe, treffen seine Lippen wieder die meinen, doch ich bin viel zu weggetreten und schweren Herzens, um darauf zu reagieren.

 

Ich kann seine Trauer fast schon schmecken. Seine Lippen zittern leicht. Dann löst er sich und sagt:

 

"Zur Erinnerung an die alten Zeiten, Kumpel. Man sieht sich!", und dann ist er eigentlich auch schon wieder weg.

 

Trotz seines munteren Lachens ist mir nicht entgangen, wie sehr er leidet. Ich weiß noch nicht einmal wieso. Ich will es gar nicht wissen. Aber warum fühle ich mich dann so schuldig? Weil ich erst jetzt quasi mit Egaoshita Schluss gemacht und diese Freundschaft-Plus-Beziehung nicht schon viel eher beendet habe? Ich weil noch nicht einmal genau, wieso ich jetzt eigentlich so weit gegangen bin, nicht länger mit ihm herumzumachen. Ist es wegen Chika-san? Diesen Gedanken schüttle ich ab und gehe in die nächste Stunde Geschichte.
 

Egaoshita wollte mich nach der Stunde noch einmal in einem leeren Klassenzimmer treffen, um etwas Wichtiges zu sagen, schätze ich. Ich dachte mir nichts dabei und jetzt bin ich hier, allein in meinem Klassenzimmer durch das Fenster sehend, wo es heftig regnet und stürmt. Irgendwie ist es die ganze Woche so. Chika-san ist seit dem Ausziehvorfall überhaupt nicht mehr gekommen, um mich zu nerven. Sie sah seither so aus, als ob sie jederzeit in Tränen ausbrechen könnte. Als wäre kurz darauf noch etwas Schrecklicheres geschehen... Egaoshita kommt zu seinem eigenen Treffen zu spät. Doch nun ist er hier. Ausdruckslos. Und sieht blasser aus als ohnehin schon. In seinen hellen Augen, die den Anschein erwecken, er wäre blind, sehen aus wie tot.

 

"Ich lasse dich nicht los.", höre ich ihn flüstern, als er immer näher kommt.

 

"W-was hast du vor, Egaoshita-kun?", höre ich mich verdattert stammeln.

 

"Ich gebe dich nicht auf.", murmelt er schon wieder und er ist mir nun ganz nah.

 

Dann küsst er mich heftig und ich kriege vor Überrumplung keinen Ton heraus. Der ist doch des Wahnsinns! Das mit uns ist aus! Es war nie an! Ich liebe Chi-... Moment mal, was wollte ich gerade denken? Chika-san? Ich... liebe... Chika-san? Habe ich das wirklich...? Aber es hört sich so ehrlich an in meinem Kopf, wie etwas, von dem man weiß, dass es stimmt, es aber nicht wahrhaben will. Die, die mich so durcheinander bringt, die ich im Stillen eigentlich ganz lustig finde und die meinetwegen nicht aufgibt, das... ist niemand Geringeres als dieses Mädchen. Trotz allem ist sie es, die meinen Panzer durchbrechen wollte. Sie ist es, an die ich dachte, als ich 'Interviewer' gehört habe. Sie ist es. Sie ist die Auserwählte. Das wird mir jetzt klar, doch es ist zu spät.

 

"Nein, Egaoshita, lass es, ich-... Aufhören!", befehle ich ihm erstickt, als wir auf dem Boden landen und weitermachen. Aber er sagt nichts, er ist viel zu weit weg. Plötzlich höre ich jemanden die Tür öffnen und mir gefriert schon wieder einmal in diesem Schuljahr das Blut in den Adern.

 

"Ellie...?", bemerkt Chika stockend, dass ich gerade mit Egaoshita rumgemacht habe.

 

"Chika, ich...", doch mir fehlen die Worte, ich habe ihr nichts zu sagen und kann nichts erklären.

 

Wir sind kein Paar. Und jetzt, nachdem sie das gesehen hat, werden wir es auch niemals sein.

 

"Ellie, ich... ich dachte, du...", und dann fällt sie von der einen auf die andere Sekunde in Ohnmacht.

 

"Failman-san! Failman-san, was ist mit dir... Kyokei-kun und Egaoshita…-kun? Was zur Hölle macht ihr da?!", will eine Mitschülerin empört wissen.

 

Vermutlich weil jeder weiß, dass Chika-san in mich verliebt ist und jeder Chika-san mag. Wir beide sind immer noch wie erstarrt. Und wie das Schicksal es so will sind da auf einmal irgendwie viel zu viele. Jeder hat es gesehen. Und das alles wäre nicht passiert, wenn ich Egaoshita nicht vertraut hätte. Jetzt ist alles aus, mein Ruf dahin, meine Freundschaft, meine Liebe, ich verliere alles in einem einzigen Moment. An den Rest kann ich mich nicht erinnern.
 

Am darauffolgenden Tag ist Egaoshita krank. Zumindest kreuzt er nicht auf. Ich gehe nur in die Schule, weil ich es mir nicht erlaube, wegen so etwas zu schwänzen. Ich höre jeden überall tuscheln. Und die Tatsache, dass ich weiß, worüber, macht das auch nicht weniger beunruhigend. Man stellt mir ein Bein, beleidigt mich und ist wütend auf mich. Chika-san ist nach wie vor nicht ansprechbar. Ich bin nirgendwo willkommen. Ich habe keinen Ort mehr, an dem ich erwünscht bin. Ich habe meine Prinzipien über Bord geworfen und alle Beteiligten enttäuscht. Ich kann mich selbst nicht mehr ab. In der Pause bin ich nach wie vor hypnotisiert und leer im Herz, ich will das alles beenden. Sofort. Ich gehe, als wenn ich nie etwas anderes gemacht hätte auf das Schuldach herauf. Mieses Wetter, Regen, Sturm, ein bisschen Hagel und Blitz, wie an jenem schicksalhaften Regentag mit Chika-san, und ja, den nenne ich noch so und als sie bei mir zu Hause war. Auch heute. Wenn es weiter so fleißig regnet, werde ich nicht allzu viel Spuren und eine Sauerei hinterlassen. Ich werde verschwinden und niemals wiederkehren. Als ich jedoch oben bin, ertönt eine vertraute Stimme, eine, die ich nicht erwartet habe zu hören. "Tu da nicht!", schreit sie.

 

"Wenn du das tust, habe ich keinen Sinn mehr zum Leben! Ich brauche dich! Ich brauche nichts und niemanden als dich, Ellie! Gerade jetzt!", ich drehe mich um und erblicke die Person, die mich die ganze Zeit geliebt hat. Mich erfüllt Verzweiflung. Sie kommt näher, um mir wieder einmal tief aus ihren goldenen Augen ins Gesicht zu sehen.

 

"Und wenn ich es doch tue? Was, wenn das die einzige Möglichkeit ist, auch nur ein klein wenig Veränderung zu erfahren, huh?! Vielleicht bin ich für das Leben auf der Erde einfach nicht gemacht! Das ist doch sinnlos!", keife ich durch das Rascheln der feuchten Blätter und das Plätschern der Regentropfen.

 

Und dann schlägt sie mich. Ohrfeigt mich, dass es sich gewaschen hat. Es zieht.

 

"Das ist nicht der Ellie, den ich kenne. Wieso machst du nur so sehr einen auf schwach? Das bist nicht du!", ruft sie mir entgegen. "Was weißt du schon?! Woher willst ausgerechnet du wissen, wie ich bin, Chika-san? Niemand weiß das!", fauche ich und weiche viel weiter in Richtung Abgrund von Schuldachrand zurück.

 

"Gott vielleicht? Ich dachte, du wüsstest es besser!", meint sie und ihr Blick verrät mir, dass sie nicht scherzt.

 

"Für den bin ich doch eine Zumutung! Du weißt genauso gut wie ich, wie wenig das Christentum für Jungs die mit anderen Jungs rumknutschen, übrighaben! Also erzähl mir nichts!" heule ich und dieses brennende Gefühl in meinem Innern wird immer unerträglicher.

 

"Und wenn schon! Das ist noch lange kein Grund, um vorzeitig zu sterben! Überleg doch mal, wie viele Dinge es gibt, für die es sich zu leben lohnt! Und jetzt komm zurück auf den Boden der Tatsachen! Du bist talentiert und kannst alles! Ich brauche dich, um zu leben und nicht an den Schuldgefühlen zu sterben! Mum hat sich in der Nacht, in der Sayaka starb umgebracht und Dad ist verschwunden! Die einzige Person, die ich noch habe, bist du!", schreit sie.

 

Ich gefühlskalter Psychopath weiche dennoch zurück, mehr und mehr darauf gefasst, gleich am Boden zu zerschellen.

 

"Nein... Bitte nicht... Ellie!!!", es tut mir leid, ich kann nicht. Ich habe zu viel Schaden angerichtet und weiß, dass ich es auch in Zukunft nicht anders machen werde. So bin ich nun mal. Ich weiß doch schon, dass die Zukunft düster und grau ist.

 

"Kämpfe...", flüstert sie, als sie fast genau so nah ist und nach meiner Hand greift.

 

Ich steige auf die Erhebung und stehe nun über ihr. Ich lache. Ich lache, denn es ist so verdammt witzig. Es ist lächerlich witzig. Es ist ein trauriges Lachen.
 

"Chika-san", sage ich, immer noch mit einem Lachkrampf im Bauch.
 

"Ellie.", flüstert sie und sieht mich unentwegt an.
 

"Ich habe dir nie gesagt, was für einen hübschen Namen du eigentlich heißt. Die Kanji für Intellekt und Güte. Du bist vielleicht nicht die hellste Leuchte auf der Torte, aber lieb bist du allemal. Ich habe dir nie erzählt, wie sehr ich es schätze, mit dir über all diese Dinge zu sprechen. Über das Universum. Den Sinn des Lebens. Über den Menschen. Du bist die Einzige, der ich all diese Gedanken anvertrauen konnte. Du hast mich trotz allem nie schief angesehen. Ich konnte stolz, aufbrausend und anstrengend sein, wie ich wollte. Du hast nie aufgehört, an mich zu glauben und mir zuzuhören. Du sollst wissen, dass ich dir von Herzen dankbar bin, Chika-san."
 

"Ellie...", Chika-sans Stimme ist ganz schwach geworden. Sie ist wie gelähmt und sieht mich weiter an. Sogar wenn sie weint und im Regen steht, ist sie wunderschön. Ihre Kleidung ist aufgeweicht. Ich kann unter ihre Bluse alles sehen. Wieder zieht ein Grinsen meine Mundwinkel nach oben.
 

"Ich habe dir auch nie gesagt, wie verflucht hübsch du eigentlich bist. Niemandes Haare berühre ich lieber als deine. Nie habe ich geglaubt, dass ich Grün jemals so lieben könnte. Deine Augen haben schöneres Gold als tatsächliches. Deine Haut ist so unglaublich sanft. Durch die Dunkelheit dieser konnte ich zunächst nicht sehen, wie sehr die auf ihr wehgetan wurde. Diese Narben von Nägeln, Zähnen und Verzweiflung. Als ich dich das erste Mal an der Schule sah, war ich wirklich hin und weg, um ehrlich zu sein. Nicht nur wegen deines atemberaubenden Busens. Sondern insgesamt. Du bist wunderschön, Chika Failman-san."
 

"Ellie...", schluchzt sie und legt ihre Hand auf ihr Herz. Sie verkrampf ihre Hand um den Stoff.
 

"Und beide Faktoren haben sich tief in meinem Innern eingebrannt, weißt du? Ich war glücklich, dass ich jemandem damals helfen konnte, dadurch, einfach ich selbst gewesen zu sein. Ich war glücklich, der Person, die ich damals retten konnte, erneut zu begegnen. Glücklich. Das habe ich mir aber erst jetzt so richtig eingestanden. Ich hatte Angst, ich war stolz, ich war stur, ich... war ein strohblöder Vollidiot. Ich war so ein strohblöder Idiot. Das Gefühl, dass ich hatte, wenn du mich ansahst. Die Hitze in meinem Kopf, wenn du mich zufällig berührst. Die Ausgelassenheit, wenn wir miteinander reden. Das Kribbeln in meinem Bauch, wenn ich an dich denke. Das hat mir so eine Angst eingejagt. Ich kannte so was nicht. Es lag außerhalb meiner Kontrolle. Und wenn Dinge aufhören, in dieser zu liegen, dann... dann will ich sie nicht. Ich wollte nichts riskieren. Ich wollte nicht, dass es peinlich wird. Ich wollte nicht, dass es zwischen uns anders wurde, trotz dessen, dass ich mir Veränderung wünschte. Das war alles, was ich vor Veränderung auf Teufel komm raus beschützen wollte. Ich wollte nicht, dass du den Elvis siehst, der zu schwach ist, um dich wie den Mann in der Beziehung zu beschützen wie du es verdienst. Also... sagte ich nichts und spielte weiter den sturen Idiot. Aber... ich kann das nicht mehr. Ich kann dich nicht länger zappeln lassen. Es tut nur noch weh! Es zu unterdrücken und an meinen dämlichen Prinzipien festzuhalten... tut mir einfach nur noch im Herzen weh!", hauche ich und der Kloß in meinem Hals ist so groß, dass er sich nun auch in meiner Brust breitmacht.

 

Ich möchte schreien.

 

"Schließlich... liebe ich dich doch! Ich, Elvis Kyokei, der Idiot, der dich nicht so behandelt hat, wie er sollte, der sich selbst belogen hat, habe mich unsterblich in dich verliebt, Chika Failman! Es ist dämlich, klischeeerfüllt, unpassend und unreif, es in einer Situation wie der hier zu sagen, nachdem ich unsere beiden Leben gleichzeitig ruiniert habe, aber... das ändert nichts an meiner Liebe zu dir, Chika-san!"
 

"Ellie! Komm runter zu mir! Bitte steh zu deinen Worten und hör nicht auf, mich zu lieben! Lass uns gemeinsam von hier verschwinden! Wir können überallhin verschwinden, wenn du das möchtest! Ich folge dir bis ans Ende der Welt, wenn du nur zu mir zurück kommst, Ellie! Wenn du bei mir bleibst! Du bist alles, was ich will! Du kannst immer meine Haare anfassen. Du kannst mir immer in die Augen sehen. Du kannst immer meine Narben berühren und meine Haut streicheln. Du kannst sogar mit mir schlafen! Ich tue alles, was du willst, dass ich tue. Ich bin hier bei dir. Ich werde immer hier sein, wenn du das auch bist!", Chika-san schreit mich an wie ich sie angeschrien habe.

 

Jedes Wort bohrt sich in mein Herz. Und ich weiß, dass sich auch meine Worte in ihr Herz gebohrt haben. Herrschaft noch mal, sie ist verdammt noch mal der Wahnsinn. Und dass ich, trotz dass ich bei ihr sein will, mir verbiete, da runterzusteigen, macht mich selbst zur Ausgeburt des Wahnsinns.
 

"Tut mir leid. Tut mir leid, ehrlich. Ich kann das nicht. Ich kann nicht, hörst du? Ich... ich kann nicht. Chika-san, ich kann das einfach nicht. Ich bin zu schwach.", hauche ich und stoße mich rückwärts über die Kante.

 

Und jetzt falle ich unendlich tief. Ich höre sie schreien. Chika-san schreit sich die Seele aus dem Leib, presst unsäglich viel Luft aus ihrer Lunge, schreit sich das Herz aus der Brust, als gäbe es einen Preis zu gewinnen und einen Geist in der Hölle schmoren zu lassen. Auch ich könnte schreien. Ich könnte so viel schreien. Ich könnte schreien, weinen und vor Angst nach Hilfe, die nicht kommt, rufen. Doch ich tue nichts dergleichen. Mein Leben zieht an meinen Augen vorbei.
 

Elvis, nicht mal ein Jahr alt, schreit, weil er sich eingeschissen hat.

Er ist ein ganz normales Baby.
 

Ich falle.
 

Elvis, vielleicht zwei Jahre alt, hält sich am Bein seiner Mutter fest, weil der Hund so böse knurrt.

Er ist ein gewöhnliches Krabbelkind, dass schon ein wenig laufen kann.
 

Ich falle schneller.
 

Elvis, um die fünf Jahre alt, wie er der Geschichte Punchinellos lauscht und böse auf die anderen Puppen ist.

Wären sie bloß netter zu ihm gewesen. Hätten sie ihn doch bloß akzeptiert, völlig egal, wie hässlich und abgenutzt er war.
 

Ich falle am schnellsten.
 

Elvis, etwa neun Jahre alt, wie er mit Onii-chan heimlich The Fast and the Furious schaut, obwohl sie das beide nicht dürfen.

Er und sein Bruder waren Jungs, wie sie jeder kennt.
 

Ich falle schneller als mein Bruder immer die Treppen runter.
 

Elvis, fast vierzehn Jahre, wie er Onkel Jun besucht und gesagt bekommt, dass dieser an Hodenkrebs erkrankt ist.

Er ist überrascht über die spontane Erkrankung, spricht sein Beileid aus, während sein Bruder in der Ecke frustfrisst.
 

Ich falle so schnell, dass mein Körper anfängt, Feuer zu fangen.
 

Elvis, so was von vierzehn Jahre alt, wie er auf Onkel Juns Beerdigung den Lieblings-Bibelvers seines Onkels vorliest und als Einziger nicht weint, während alle anderen vor Flüssigkeitsverlust förmlich am Boden sind.
 

"Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar."
 

Währenddessen Elvis Onkel Juns Wunsch gewährt, Psalm 23 aufzusagen, singt seine Mutter derweil sein Lieblingslied. Sein Onkel meinte, wenn sie nicht Anwältin wäre, dann wäre sie Sängerin.

Dieses Lied in der letzten Folge von AngelBeats!.

Onkel Jun hat diesen Anime geliebt.

Mit Tränen, die ihr die Wange hinunterlaufen hüllt sie alle in die Klänge von Mein wertvollster Schatz* ein.

Sie kann nicht mehr weitersingen, denn sie bricht weinend in sich zusammen.
 

Ich falle so schnell, dass ich die Schallmauer durchbrochen habe.
 

Noch mehr Erinnerungen an meine Mutter blitzen vor meinen Augen auf. Von allen in der Familie, wenn es nicht gerade Onii-chan war oder mein Vater, der mir gegenüber eher reserviert war, war sie mir stets am nächsten. Mit Onii-chan alberte ich rum, mit meinem Vater unternahm ich nicht oft etwas, doch meine Mutter war stets für mich da. Auch wenn ich mich ihr fast niemals von selbst zuwandte. Ihr warmes Lächeln, das Strahlen ihrer Augen, die genauso aussehen wie die meinen und ihre warmen Hände auf meinem Kopf. Mir war in letzter Zeit nicht klar, wie geliebt ich eigentlich war. Selbst wenn sie mich wegen Onkel Juns Tod leicht vernachlässigt hat, sie hat mich nie vergessen, zumindest nicht absichtlich. Mein Leben war allseits behütet und selten gelang es irgendwem, mein Innerstes zu berühren. Ich bin so ein Idiot. Ich habe nie gewusst wie gut ich es habe.

 

"Alles vergeht. Ich habe nichts mehr.", höre ich mich flüstern.
 

Ich falle in Lichtgeschwindigkeit schnell, denn da ist nur noch die Dunkelheit.
 

Meine Gesichtshälfte landet auf dem harten Asphalt.

Schädelbruch.

Meine Arme sind vorne und die Ellenbogen tun weh.

Doppelter Armbruch.

Mein Bauch wird von der Treppenstufe aufgerissen und mein Rücken macht Geräusche, die er nicht machen sollte.

Wirbelsäulenbruch.

Meine Beine knallen hinten ebenfalls auf den Treppenstufen auf, ich kann sie nicht benutzen, um vor dem Schmerz davonzulaufen.

Doppelter Beinbruch.

Es schmerzt unfassbar und trotzdem gebe ich keinen Mucks von mir. Ich kann nicht. Ich kann gar nichts mehr sagen. Ich kann nicht einmal mehr richtig denken. Alles, was mir durch den Kopf schwirrt, ist so wirr und zusammenhangslos, als würde ich nicht nur mein Leben, sondern auch den Verstand verlieren.

Donald Trump sollte weniger Fake-Bräune benutzen.

Die Hauptstadt von Deutschland ist Berlin.

Der Ortsfaktor der Erde beträgt 9, 81.

Was passiert, wenn ich mich selbst esse? Ach ja... sich selbst essen...

Es ist nicht möglich, sich selbst vollständig einzuverleiben.

Spätestens, wenn man nur noch aus seinem Torso besteht, gibt es so gut wie nichts, was man noch abschneiden und essen könnte, ohne zu sterben.

Auch Schlangen ist es nicht möglich, sich komplett selbst zu fressen.

Doch wäre es theoretisch möglich, den eigenen Körper immer weiter hinunterzuschlucken, ohne dass der Rachenraum dabei kaputtgebissen würde, wo würde man landen, gäbe es kein Loch mehr, durch das man sich selbst ausscheiden könnte?

Man würde vermutlich so klein werden, bis man in dieser Welt nicht mehr ist.

Nicht einmal als Bakterium, denn nicht einmal die werden kontinuierlich kleiner.

Wenn man also verschwinden würde aus dieser Welt, wo würde man landen?

Tot wäre man in der unseren auf jeden Fall, da in dieser kein Herz mehr schlägt und kein Gehirn arbeitet.

Aber wo würde all das landen?

Es ist schließlich kein normaler Tod, den man da sterben würde.

Himmel und Hölle, die beiden Optionen erscheinen mir an der Stelle so... vage.

Jemand, der sich durch ein so utopisches Schlupfloch aus der Existenz schleicht, kann doch nicht so enden wie alle anderen.

Kann nicht dieselben Dinge sehen wie alle anderen.

Das ist unspektakulär.

Das ist geschmacklos.

Das ist... unfair.

Aber das ist egal. Ich habe mich nicht selbst gegessen. Es ist mir nicht vergönnt, ein anderes Universum zu sehen, in das ich wiedergeboren werde. Höre ich auf, das Leben unter meiner Haut zu spüren - oder irgendetwas anderes -, wird mein Körper sich so oder so auf seine eigene Art selbst verspeisen. Und die Insekten, Maden und Bakterien helfen ihm dabei. Meine Art dahinzuscheiden ist wie die jedes anderen Durchschnittsbürgers. Auf seine eigene Art unspektakulär, geschmacklos und... unfair.
 

Ich spüre ein warmes rotes Nass unter meinem Körper entweichen. Es vermehrt sich die Pfütze, sie wird größer und größer und der Schmerz ist dumpf. Es ist so heiß und kalt gleichzeitig, trotz des Regens der unaufhörlich auf meinen Kopf einschlägt. Ich nehme nichts mehr war. Ich vergehe. Und wenn ich die Schafe zähle, bis ich nicht mehr da bin, dann bin ich jetzt, wo es mir nicht mehr gelingt, das Wort Schaf überhaupt einer Wissensmenge zuzuordnen, bereits tot.

Schafe, Schafe, Schafe.

Ein Teil von mir bereut es ganz schrecklich. Ein Teil von mir weiß nicht, warum er überhaupt hier gewesen ist.

Schafe, Schafe, Schafe.

Um sich am Leben festzuhalten, dafür ist es schon lange viel zu spät.

Schafe, Schafe, Schafe.

Vielleicht bin ich ja dieses sogenannte Schaf... aber...

Was in Gottes Namen soll dieses verdammte Schaf eigentlich sein?

Was ist überhaupt ein Gott?

Was ist überhaupt ein Name?

Was ist "verdammt"?

 

Elvis Kyokei hat diese Welt endgültig verlassen.
 

Tut... 

 

mir...

 

leid... 

 

Chika...

 

-san


Nachwort zu diesem Kapitel:
Trivia (kann Spuren von Spoilern enthalten);
Ehemaliger Titel aus Version 1.0 - An jenem schicksalhaften Regentag Teil 9
Grund:
-

*Originaltitel: Ichiban no Takaramono Komplett anzeigen

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