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Von La Sadie's zu Dir en Grey- Ein steiniger Weg

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Yeahh- I'm back :)
Die USA Tour steht den Jungs bevor, doch außer, dass sie gerade musikalisch miteinder harmonieren, scheint das zwischenmenschliche so gar nicht mehr zu funktionieren. An allen Ecken und Kanten brodelt es und schon bald wird irgendwas oder irgendjemand das Fass zum Überlaufen bringen. Komplett anzeigen

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Jeder trifft seine Vorbereitungen

„Kyyyyooooo, jetzt komm endlich. Hana wartet nicht ewig.“

Genervt rollte der Diru Sänger mit den Augen und schulterte sein Gepäck, um Akira zu folgen.

„Was machst du eigentlich für ein Stress“, grummelte er und warf seinem jüngeren Bruder einen vernichtenden Blick zu.

„Ich mein ja nur, weil auf den Straßen bestimmt das volle Chaos herrscht.“

Er und seine Geschwister hatten beschlossen, Weihnachten zusammen zu feiern und da ihr Vater ohnehin nicht viel von dieser Zeit im Jahr hielt und sich in die Arbeit stürzte, hielten die drei das für eine gute Möglichkeit, Zeit miteinander zu verbringen. Hana hatte eine kleine Villa in der Nähe von Mitoyo gebucht. Sie würden etwa viereinhalb Stunden dort hin fahren, zwischendurch mussten sie mit einer Fähre passieren und Maut zahlen, aber das war nicht unüblich in Japan. Hana saß hinter dem Steuer ihres Wagens und trommelte genervt mit den Fingern auf dem Lenkrad. Gemächlich schlurfte Kyo zum Kofferraum, um sein Gepäck zu verstauen und schaffte es doch noch vor seinem kleinen Bruder zur Beifahrertür.

„Ich bin der Ältere, also ab mit dir nach hinten.“

Akira streckte ihm die Zunge raus und zog eine Schmollschnute. Die Autofahrt verlief relativ gelassen. Hana sang den Text von irgendeinem Song im Radio mit und Akira reichte ihr dann eine CD, die Kyo blitzschnell abfing und seinem Bruder einen finsteren Blick nach hinten zuwarf.

„Nicht dein ernst!“

„Komm schon, wenn ich schon hinten sitzen muss, darf ich wenigstens über die Musik bestimmen!“, beschwerte sich der Jüngere.

„Sagt wer?“, fragte Kyo.

Ich, also mach die CD rein.“

„Echt Leute, ich hab jetzt keinen Bock mich singen zu hören. Ihr seid ja schlimmer als die Groupies“, murrte der Sänger und wog die CD in den Händen. Schließlich ließ er sich breit schlagen und legte die Scheibe ein. Dann lehnte er sich zurück, zog die Kapuze seines Hoodies über und schloss die Augen. Er musste schmunzeln, als seine Geschwister krampfhaft versuchten seine Parts, in denen er crawlte, mitzusingen. An der Mautstation hielten sie an und Kyo drehte die Musik leiser. Auf der Fähre tranken sie einen Kaffee und der Sänger suchte sich ein Plätzchen, wo er ungestört eine Zigarette rauchen konnte. Kalter Wind umhüllte ihn und er kuschelte sich enger in seinen Pulli. Außerdem stieg ihm der fischige Geruch des Meeres in die Nase, die er deshalb kurz rümpfte. Als sich an seinen Händen schon kleine Eiszapfen bilden wollten, suchte er wieder die warme Kajüte auf. Langsam traten sie den Weg zum Auto an und konnten schon eine viertel Stunde später wieder ans Festland fahren. Wieder wurde er mit der neuen Platte gequält. Naja nicht gequält, aber Kyo fand es seltsam, wenn er seine eigenen Songs im Auto anhörte.

Hana fuhr an Myoto vorbei, in eine sehr ländliche Gegend und bog dann in eine schmale Straße ein, um dort am Ende in der Einfahrt zu halten. Auch hier umfing sie der Geruch des Meeres, doch das störte den Sänger nicht weiter.

„Ohhh, wir schlafen ja alle in einem Zimmer, das ist ja fast wie früher“, freute sich Akira und klatschte vor Freude in die Hände. Kyo verstaute seine Sachen schon im Schrank und räumte die Küche mit den Lebensmitteln ein, die sie vor ein paar Tagen zusammen gekauft hatten. Die kleine Villa aus Holz war sehr ländlich eingerichtet. Vom Wohnbereich, der aus einer offenen Küche, Esstisch und Schaukelsessel bestand, ging eine Veranda nach draußen. Hana bestand darauf, ihre Jungs zu bekochen. Kyo öffnete sich ein Bier und nahm es mit raus, um den Ausblick zu genießen und eine zu rauchen.

„Wow es ist echt schön hier“, bemerkte sein Bruder, der ihm eher unauffällig gefolgt war. Der Sänger nickte und betätigte sein Feuerzeug. Den Rauch blies er Richtung Meer und lauschte dem Geschrei der Möwen. Von weiter weg vernahm man auch eine Schiffshupe.

„Weiß…er, dass wir die Tage zusammen verbringen?“, fragte Kyo dann und Akira schreckte aus seiner Träumerei auf.

„Ähm…meinst du Papa? Ja, wir haben es ihm gesagt. Er lässt dich grüßen.“

Der Ältere schaute seinen Bruder verächtlich an.

„Lüg mich nicht an Aki-chan…das würde er niemals tun. Ich bin doch schon lange nicht mehr sein Sohn.“

„Sorry, wollte nur nett sein…“

„Schon gut.“

Drinnen war es im Gegensatz zu draußen mollig warm und es duftete nach einer leckeren Suppe. Erst jetzt knurrte Kyos Magen und er verspürte einen großen Hunger. Zusammen deckten sie den Tisch und Hana stellte den Topf mit köstlich dampfenden Ramen in die Mitte.

„Das war sehr lecker Schwesterherz“, bemerkte Akira und rieb sich den vollen Bauch.

„Danke, das freut mich, wenn ich euch zwei satt bekommen habe.“

„Hat jemand Lust Schach zu spielen? Ich hab vorhin ein Spiel hier entdeckt“, schlug Kyo vor und stieß bei Hana auf helle Begeisterung.

„Voll gerne. Ich spül nur noch schnell ab, du kannst ja schon aufbauen.“

Akira half dem Mädchen. Die Geschwister hatten vor ihrem Trip einstimmig beschlossen, sich nichts zu schenken, sondern eher die wiedergewonnene Zeit miteinander zu genießen.

Kyos Gedanken schweiften immer Mal wieder zu Mana. Seit der letzten Begegnung hatten sie sich noch zwei weiter Male zum Kaffetrinken getroffen und nie war was passiert. Sie unterhielten sich und doch schien der Gitarrist ihn immer mit seinen Blicken auszuziehen. Kyo fühlte nichts als Lust für den anderen Mann. Keine Liebe oder Zuneigung, nur Lust und er wollte ihn haben, obwohl er sich hoch und heilig geschworen hatte, nach Juka keinen anderen Kerl mehr anzufassen. Doch Mana? Ahhh, schon allein bei dem Gedanken an ihn wurde dem Sänger ganz heiß und er entledigte sich seines Pullis. Hana kam endlich zum Schach spielen. Zum Glück.

„Na bereit zum Verlieren?“, ärgerte sie ihren älteren Bruder, doch dieser wippte nur mit den Augenbrauen.

„Du hast wohl ein bisschen zu viel Landluft geschnuppert.“

Hana kicherte und begann mit dem ersten Zug. Eine ganze Weile passierte nichts und die Figuren wanderten auf dem Schachbrett hin und her. Ab und zu wurde ein Bauer gecatcht, aber sonst blieb das Spiel recht ereignislos. Deshalb drifteten Kyos Gedanken wieder ab, natürlich eher ungewollt und diesen Schwachpunkt nutzte das Mädchen schamlos aus. Auch eine Revenge verlor der Sänger und ergab sich schließlich.

„Hast du heimlich geübt?“, fragte er etwas genervt nach, doch Hana störte sich daran nicht und zuckte nur belustigt mit den Schultern.

„Naja, das auch…aber wo warst du nur mit deinen Gedanken Niichan?“

Kyo winkte ab und ging eine letzte Zigarette für diesen Abend rauchen. Das Kratzen in seinem Hals war die letzten Tage wieder etwas schlimmer geworden und vielleicht sollte er die Finger ganz von Zigaretten lassen, denn das Rauchen unterstützte sein Problem vermutlich nur. Doch noch war alles gut oder? Es konnte auch nur eine harmlose Erkältung sein, die sich da anbahnte. Kyo redete sich das alles so lange ein, bis er es selbst fast glaubte.

Ohne sich etwas anmerken zu lassen, kehrte er wieder ins warme Wohnzimmer zurück und steuerte das Badezimmer an, um sich bettfertig zu machen. Der kleine Spiegel über dem Waschbecken zeigte ihm dennoch ein Mann, der dem Sänger immer fremder wurde. Jemand, mit dem es immer schwerer wurde zu leben. Er mochte, ja zelebrierte es nahezu Kyo auf der Bühne zu sein, doch außerhalb seiner Band war er trotzdem einfach nur Tooru Nishimura. Ein unbedeutender Mann, geprägt von lauter Selbstzweifeln, Schmerz und Hass. Jemand, der es niemals schaffen würde, sich selbst zu lieben.

 

„Kyo hat was?“, fauchte ihn der Leader an und Shinya duckte sich augenblicklich vor Scham, weil er seinen liebsten Freund verraten hatte. Und das einen Tag vor Weihnachten, doch er konnte nicht anders. Kaoru musste es erfahren, denn der Drummer kam nicht mehr gegen seinen Sänger an und es musste definitiv etwas passieren, bevor es endgültig zu spät war. Auch einen Tag vor dem Fest der Liebe hockte das Arbeitstierchen von Leader noch im Büro des Proberaumes und wertete die neuesten Texte aus, telefonierte mit dem Management und kam einfach nicht zur Ruhe.

„Er meinte es ist nicht schlimm und er bekommt es in den Griff. Ich wollte nur, dass du es weißt…wegen Hizu und so…irgendwie würde es uns ja alle betreffen…“

„Verflucht sei dieser starrköpfige Esel!“, fluchte Kaoru und schlug mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch.

„Ich denke, es ist nicht so schlimm wie bei Hizumi und Tooru treibt es nicht so weit…“

„Kannst du mir Mal verraten, warum er seine Kämpfe immer mit sich allein ausfechten muss? Warum lässt er sich nicht helfen Shin-chan? Gerade könnt ich echt vermöbeln! Wie kann er so rücksichtslos sein?“, fragte der Leader und in seinem Blick flammte die pure Verzweiflung.

„Kao, er ist nicht rücksichtslos…er will uns nur nicht noch mehr belasten. Schon immer macht er Dinge mit sich selbst aus, so ist er nun Mal…“

Der braunhaarige schüttelte verständnislos mit dem Kopf und vergrub diesen in den Händen.

„Ich finde schon. Was erhofft er sich dadurch? Ich habe keine Lust, dass wir irgendwann auf Tour sind und der Herr auf der Bühne zusammenbricht, nur weil er sich zu fein war zum Arzt zu gehen.“

„Hast du Angst es könnte unserem Image schaden oder wie soll ich das jetzt verstehen?“, fragte der Drummer jetzt etwas misstrauisch und die Gesichtszüge seines Leaders wurden ein bisschen weicher. Er seufzte tief.

„Ja und nein…das könnte ich verkraften. Den Fans und auch dem Management kann ich irgendwas erzählen…aber mir graut es davor unseren Sänger zu verlieren Shini.“

Der Blondschopf nickte nur gequält und sein schlechtes Gewissen schwand ein bisschen. Es war also doch gut, damit zu Kaoru zu gehen, denn nun endlich lenkte er ein bisschen ein.

„Ich weiß…soweit ich weiß, kommt er in einer Woche zurück…lass mich einen letzten Versuch unternehmen, mit ihm zu reden“, bat der Drummer und erhielt nur einen unsicheren Blick seitens des Leaders. Damit verabschiedete er sich und trat den Heimweg an, um seine Tasche zu packen, denn auch er wollte über die Feiertage zu seiner Familie fahren.

 

Kyo hatte die Feiertage halbwegs gut überstanden, ohne sich weiter in seine düstere Gedankenwelt zu begeben. Trotzdem strengte ihn das Zusammensein mit seinen Geschwistern immer an, weil er das Gefühl hatte, er könnte nicht er selbst sein und musste seine dunkle Seite immer unterdrücken.

Erlleichtert und mit einem Seufzen stopfte er die dreckigen Klamotten in die Waschmaschine und schrieb Shinya, dass er wieder zu Hause sei. Als hätte der Drummer nur darauf gewartet, klingelte es auch schon wenig später an seiner Haustür. Kyo rollte genervt mit den Augen. Shini hatte zwar betont, dass er mit ihm reden wolle, nicht aber, dass er sofort zu ihm nach Hause kommen wollte. Jetzt war es ohnehin zu spät und der Sänger öffnete die Tür. Die Freunde umarmten sich kurz und Kyo setzte Tee auf. Ihm entging nicht, dass den größeren irgendetwas zu bedrücken oder zu beschäftgen schien. Auch das noch. Musste er jetzt etwa als Zuhörer irgendwelcher Liebesgeschichten seines Drummers herhalten? Das würde er kaum ertragen. Nervös kaute der Braunhaarige auf seiner Unterlippe und räusperte sich.

„Jetzt erzähl schon…das ist ja nicht zum Aushalten…“, motze der kleine Giftzwerg.

„Ich hab mit Kaoru geredet…wegen deiner Nachricht, die du auf meinem Handy hinterlassen hast…“, flüsterte er kaum hörbar und Kyos Herz setzte einen Moment aus. Shinya hatte was? Oder nein, er musste sich verhört haben. Sein bester Freund würde ihn doch niemals hintergehen. Oder doch? Langsam wanderte Kyos Blick zu seinem Drummer.

„Sag das noch Mal“, wisperte er mit bedrohlicher Stimme, dass es Shinya ganz mulmig zumute wurde.

„Tooru…ich kann sowas nicht für mich behalten…hast du das mittlerweile abklären lassen?“

„Verdammt Shinya, ich hab dir das im Vertrauen erzählt!“, keifte der Kleinere.

„Ja…ich weiß, doch beantworte meine Frage! Hast du dich darum gekümmert?“

„Nein, hab ich nicht, weil es nichts ist! Ich bin kein Schwächling, der irgendwann einfach zusammenbricht. Ich schaff das. Ende der Diskussion!“

„Du bist so stur…was kostet es dich, mal zum Arzt zu gehen Kyo? Ich kann dich auch begleiten“, bot sein Freund an, doch der Sänger schüttelte heftig den Kopf.

„Ich hatte jetzt genügend Zeit, um mich zu erholen, also hört auf aus ner Mücke nen Elefanten zu machen…ihr übertreibt echt.“

Shinya seufzte laut und stellte fest, dass es tatsächlich keinen Wert hatte, weiter mit seinem Freund zu reden.

Bei den Proben beschloss Kaoru seinen Mund zu halten und Kyo nicht auf sein Stimmproblem anzusprechen, auch wenn er befürchtete, der Sänger könnte sich übernehmen. Denn genau so ähnlich war es bei Hizumi gelaufen, nur, dass er weniger den Kopf einen störrischen Esels besaß, im Gegensatz zu Kyo. Die Trennung von D’espairsRay hatte dem Leader schwer mitgenommen und ohnehin schien ihm das Universum zur Zeit nicht wohlgesonnen zu sein, denn auch mit Zero geriet er immer öfter aneinander, weil er ihm so gerne von seinen Problemen erzählen wollte, es aber aus Angst nicht tat, da sein Liebster noch immer unter der Trennung seiner Band litt und sein Zustand nicht unbedingt der stabilste war. Und dann sein eigener Chaoshaufen, den er irgendwie immer weniger unter Kontrolle bekam. Sein einzger Verbündeter schien momentan Shinya, doch auch der Drummer war so langsam mit seinem Latein am Ende. Bei Die und Toshiya schien auch irgendwas im Busch zu sein, denn die beiden fetzten sich in letzter Zeit auch mehr, als dass sie sich mochten. Was war nur aus ihnen geworden? Sollte ein Leader nicht dafür sorgen, dass seine Band sich verstand, miteinander harmonierte und eben zusammenhielt? Doch hier schien jeder seinen eigenen Weg zu gehen. Kaoru dachte sehnlichst an die Zeit zurück, in der sie alle mehr Freunde als Kollegen waren und es trotzem schafften, auf professioneller Ebene zu arbeiten. Die Jungs hatten ihn noch ernst genommen, doch das Gefühl geschätzt zu werden, hatte er schon lange nicht mehr. Traurig starrte Kaoru die Proberaumtür an und wartete darauf, dass sich diese öffnete, denn wie immer war er als erstes da. Wenigstens das änderte sich nie, denn wenn er aufgab, würde das vermutlich das Ende für Dir en Grey sein und was dann? Wahrscheinlich würde sich Kyo irgendwo verkriechen und die anderen würden schon was mit ihrem Leben anzufangen wissen. Der Leader schluckte den Kloß im Hals runter und schob die düsteren Gedanken beiseite. Er erhob sich schwermütig und schloss schon Mal seine Gitarre an.

Der Sänger betrat den Raum und warf seinem Leader sogleich giftige Blicke zu, so als wolle er sagen: Wehe du fängst mit dem Thema an!

Deshalb hielt er sich zurück und hob grüßend die Hand. Kyo ließ sich auf dem Sofa nieder, zündete sich eine Zigarette an und sortierte seine Texte. Wenig später trudelte der Sonnenschein der Band auf- Shinya. Er winkte Kaoru und grinste. Er hängte seine Daunenjacke ordentlich auf, schnappte sich ein Wasser aus der Küche und begrüßte Kyo vorsichtig. Dann kam auch er zu den Intrumenten und begleitete Kaoru. Mit einem Knall flog die Tür auf und Toshiya kam hereingestürmt. Der verletzte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ darauf schließen, dass er sich wieder Mal mit Daisuke gestritten hatte, der dem Bassisten wenige Sekunden später folgte. Sogleich öffnete er sich ein Bier und ließ sich genervt neben Kyo fallen. Dieses Schauspiel verfolgte Kaoru nun schon seit geraumer Zeit und wenn er ehrlich zu sich selbst war, würde es nicht nur seine Jungs zerstören, wenn es zu einer Trennung kam, nein. Am meisten würde es ihn selbst kaputt machen. Kaoru liebte sein Band, seine Jungs und seine Musik. Es zeriss ihm beinahe das Herz, wenn er auch nur daran dachte.

Selbstbewusst schritt er zu seinen Jungs.

„So, können wir dann? In einer Woche wollen wir auf Tour nach Amerika und das ist die vorletzte Probe, dann habt ihr noch vier Tage frei.“

Jeder der jungen Männer nahm seine Position ein und so arbeiteten sie die Setlist ab. Alles lief mehr als gut und der Leader schöpfte neue Hoffnung, denn alle schienen sich in der Musik zu verlieren, doch nicht jeder für sich. Jeder schien auf den anderen zu hören. Und da war es wieder, dieses unsichtbare Band, das sie miteinander verband.

Doch leider verschwand dieser Zauber nach der Probe schnell wieder und alle verdünisierten sich. Kaoru blieb allein zurück.

 

Gerade schien jeder sein Päckchen zu mit sich zu tragen, denn auch bei Toshiya und Die hing der Haussegen gewaltig schief. In den letzten Monaten gab es viele Interviews und Meetings, bei denen vorwiegend die beiden Gitarristen, der Basist sowie der Drummer präsent waren. Kyo mochte diesen Trubel nicht und das ließen die anderen durchgehen. Doch war Toshiya nicht entgangen, wie sich sein Liebster im Blitzlicht der Kameras, Fans und Moderatoren gesuhlt hatte. Wie selbstsicher und gewitzt er immer auf alle Fragen eine kokette Antwort parat hielt und somit alle Lacher auf seine Seite zog. Keine Frage der Bassist liebte diese Seite an Die, aber ihm gegenüber wurde er immer verschlossener und die Angst ihn langsam zu verlieren, wurde immer größer. Wenn er sich denn Mal traute seinen Gitarristen auf diese Probleme anzusprechen, tat er immer so, als sei nichts und betrank sich stattdessen.

„Soll ich uns noch was kochen?“, fragte er Die vorsichtig.

„Nö, hab keinen Hunger…aber mach dir ruhig was…ich ess später oder so“, antwortete dieser vom Sofa aus und das ploppende Geräusch, wenn man eine Flasche öffnete drang an sein Ohr. Automatisch zog sich sein Herz zusammen und wütend gruben sich seine Fingernägel in die Handflächen. Warum nur tat er das dauernd? War er nicht mehr gut genug? Toshiya vergrub seinen Kopf in den Händen und unterdrückte die Tränen nur mit Mühe. Da umfingen ihn auf einmal zwei Arme von hinten.

„Alles okay mein Süßer?“, fragte Die liebevoll und Toshiya umwehte seine Bierfanhe, doch er sagte nichts, sondern genoss seine Nähe. Schmiegte sich an seine Brust und versuchte die Tränen wegzublinzeln.

„Wem willst du hier eigentlich was vorspielen? Glaubst du echt, ich bin blind Die?“

Die Miene des Älteren wurde ernster.

„Mich schaffen die letzten Monate sehr und es wird auch wieder besser, versprochen…nur gerade lenkt mich das ein bisschen ab.“

„Aha…und was ist mit der Tatsache, dass du kaum was isst? Du bist dauernd betrunken und essen tust du kaum noch was…ich mach mir Sorgen.“

Plötzlich löste Daisuke die Umarmung und funkelte seinen Freund schon fast wütend an.

„Ja und? Ich esse, wann ich Lust hab und in so ner stressigen Zeit hab ich eben nicht so viel Hunger, klar? Was geht dich das überhaupt an!“, fuhr der Gitarrist jetzt völlig aus der Haut und dieser Ausbruch der Gefühle erschreckte den Bassisten jedes Mal aufs Neue.

„Verflucht ich mach mir Sorgen! Ist das zuviel? Darf ich mir denn keine Sorgen um die Menschen, die ich liebe machen? Die…du kannst mit mir reden…über alles.“

Doch die letzten Worte schien der Ältere kaum noch zu hören, denn er schnappte sich seine Jacke, schlüpfte in seine Schuhe und knallte die Tür hinter sich. Toshiya wusste, was das bedeutete. Die verkroch sich in irgendeiner Bar, betrank sich und würde irgendwann sternhagelvoll zu ihm zurückkommen.

„Scheiße!“, fluchte der Bassist und trat mit dem Fuß gegen das Sofa. So konnte das unmöglich weitergehen. Toshiya fühlte, dass seinen Liebsten irgendwas bedrückte, doch wollte er ihm nicht sagen, was es war. Warum auch immer. Doch ihm blieb nur das warten. Also versuchte er sich mit zocken abzulenken. Zombies killen, das war jetzt die perfekte Ablenkung, während er auf seinen Trunkenbold wartete.

Kyos Wecker klingelte viel zu früh und mit einem Grummeln drehte er sich zu dem nervtötenden Gerät, um es auszuschalten. Ein Arm legte sich um ihn und zog ihn enger zu sich. Dann spürte er den anderen Körper. Die Nacktheit und die Erregung. Wohlig seufzte er in das schwarze Satinkissen, als sich zwei Finger zwischen seinen Pobacken schoben und dort ihr vertrautes Territorium erkundeten. Seine eigenen Hände suchten nach seiner Erregung und begannen diese zu massieren. Jemand küsste seinen Nacken und diese zarten vollen Lippen liebkosten auch seinen Hals. Die langen Haaren seines Liebsten kitzelten seine Brust und das Rot schimmerte im Licht der Sonne, das sich nur bedingt durch einen Schlitz im Vorhang kämpfte. Kyo genoss es so geweckt zu werden und drehte sich um. Er wurde mit einem liebevollen Lächeln belohnt, was Kamis Lippen umspielte. Und sofort schossen ihm die Tränen in die Augen.

„Du…du bist nicht echt…“, wisperte er mit erstickter Stimme, doch Kami strich ihm zaghaft über die Wange.

„Vielleicht nicht, aber trotzdem bin ich immer bei dir Süßer…“

Kyo schüttelte energisch mit dem Kopf und schon verblasste das Bild seines Liebsten. Mit den Händen versuchte er es noch krampfhaft einzufangen, doch ohne Erfolg.

Als er dann tatsächlich erwachte, war Kami verschwunden und Kälte umfing ihn. Auf seinen Wangen spürte er die salzigen Tränen. Einen solchen Traum hatte er schon lange nicht mehr gehabt und es traf ihn jedes Mal auf’s Neue. Am liebsten würde er sich dieses widerlich pochende Ding in seiner Brust heraus reißen, wenn er es doch nur nicht zum Leben bräuchte.

Tatsächlich hatte er es gescgafft vor seinem Wecker aufzuwachen und an Schlafen war jetzt ohnehin nicht mehr zu denken. Also beschloss er aufzustehen. Seine Reisetasche stand schon fertig gepackt im Flur. Er schlüpfte in seinen Jogginganzug, weil er gestern Abend schon geduscht hatte und kochte sich einen Kaffee. Während er darauf wartete, dass seine Tassee voll lief, zündete er sich eine Zigarette an und schon jetzt graute ihm vor dem langen Flug nach Amerika. Knapp 18 Stunden würden sie in der Luft sein und Kyo hatte sich Schlaftabletten mitgenommen, sodass er wenigstens ein bisschen Ruhe bekam.

Zum gefühlt hunderstens Mal checkte Kyo, ob er auch alles eingepackt hatte und bestellte sich schließlich ein Taxi zum Proberaum, von wo aus ihr Shuttle zum Flughafen nach Tokio fuhr.

Mehr oder weniger gut gelaunt kam er dort an und traf auf seine müden Bandkollegen. Die Jungs begrüßten sich und stiegen in den Kleinbus. Kyos Aufregung stieg ein wenig, als sie den Flughafen erreichten und sich zum Check in begaben. So lange war er zuvor noch nie geflogen. Der einzige, der sich wirklich halbwegs gestylt hatte, war Shinya. Etwas belustigt schüttelte der Sänger den Kopf.

„Wen willst du denn aufreißen Shini? Die Stewardessen?“

Etwas pickiert muserte der Drummer seinen Freund.

„Ich lege halt Wert auf gutes Aussehen und ich kann eben nicht im Jogginganzug herumlaufen. Tut mir leid“, versuchte er sich zu rechtfertigen.

„Schon gut…ich zieh dich nur auf…mach, was du willst…“

Die Warterei am Gate verging auch recht schnell und schon befanden sich die Jungs über den Wolken. Kyo dämmerte zum Glück auch schnell weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yamo-chan
2020-02-03T23:46:13+00:00 04.02.2020 00:46
Genau, Shinya reißt Stewardessen auf. Ist klar 😂😂😂
Dieser wunderschöne Engel! Ich habe mich immer noch nicht wieder davon erholt.

Waaah Dai soll gefälligst essen 😢
Und Kyo zum Arzt gehen ...
Die Vorstellung, dass diese Stimme kaputt geht 🙈🙈🙈
Antwort von:  MarryDeLioncourt
05.02.2020 20:13
Haha, wer weiß? Vielleicht will er den netten Flugbegleiterinnen ja ein wenig imponieren XD. Oh, wunderschöner Engel trifft es sehr gut, da muss ich wieder an Samstag denken <3 <3 <3. Ich bin auch noch voll im DIR EN GREY- Himmel *schmacht*.

Ja sorry für das Drama. Im nächsten Kapitel gehts ganz viel um Dai und um Kyo...wird echt Zeit, dass die beiden Chaoten Mal zur Vernunft kommen ^^.


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