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Geheimnisse

[Wettbewerbsbeitrag - HarryPotter-OneShot~Sammlung]
von

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Ruhelos


 

Ruhelos

Narzissa Malfoy × Blaise Zabini
 

Wie ein getriebenes Tier zog es sie von einem Raum in den nächsten.

»Nicht zu glauben, dass wir uns von einem der Freunde meines Sohnes vertreten lassen!« Abwesend und doch routiniert strich sie sich die verirrte Strähne ihres einst so blonden Haares aus der Stirn.

Das Grau hatte mit den Jahren an Intensität gewonnen, überlagerte nunmehr das helle Leuchten, für das sie einst so bekannt war.

»Eine erneute Anhörung, dass ich nicht lache!« Ihre Wut schien mit jedem Schritt, jedem Wort erneut entfacht.

Das Räuspern des jungen Mannes brachte sie jedoch nicht davon ab, inne zu halten.

Nicht sie.

Nicht Narzissa Malfoy!

Blaise Zabini verschränkte die langen Finger ineinander und lehnte sich in den hohen Ledersessel zurück.

Für ihn war der Fall glasklar:

Lucius Malfoy würde bestraft.

Die Frage war nur wie?

Dass er vor Jahren dem Schicksal einer Inhaftierung entging, war Glück.

Doch wann war den Malfoys jemals so etwas wie Glück hold?

Narzissa zog im Geiste ein Résumé:

Die Ehe mit Lucius Malfoy – überwiegend positiv, trotz kleiner Fehltritte

Die Geburt ihres Sohnes – positiv, trotz Schmerz und dem Wunsch, Lucius dasselbe anzutun

Der Aufstieg und Fall des Dunklen Lords – Enthaltung jeglicher Stimme

Die schiefen Blicke der Anderen – Ich habe mich nur angepasst und die Familienehre gesichert

Das Drama um Lucius, nach der Schlacht – Ich bin zu schön und zu jung, um die Frau eines Ex-Knackis zu sein

Die Hochzeit Dracos – Ein Reinblut musste her, wir hatten keine Wahl, außerdem war die andere Schwester bereits unter der Haube

Die Geburt des ersten und einzigen Enkelkindes – Mein Goldstück

Der Tod der Schwiegertochter - Ich gebe es ungern zu, doch ich habe sie gemocht

Lucius' erneute Anklage, wegen - – Ja, warum eigentlich?
 

Ihr Kopf schnellte zu Blaise Zabini herum.

Sobald dieser ihren stechenden Blick auf sich spürte, quittierte er ihre Anwandlung mit dem Heben einer Augenbraue.

Narzissa taxierte ihn. »Warum kann man uns nicht ein einziges Mal in Ruhe lassen?!«

Der keifende Ton ihrer Stimme hallte in seinen Ohren nach.

»Misses Malfoy.« Blaise erhob sich aus dem Sessel.

»Unterlass' dieses 'Misses Malfoy', du bist praktisch bei uns aufgewachsen. Wie dieser Potter-Junge!«, ereiferte sie sich von Neuem.

Dass ihr Anwalt nur mit den Augen rollte, ließ die Hexe zischend die Luft einziehen.

»Hüte dich, Blaise Zabini!« Doch ihre Drohung ging in einem Quietschen der großen Flügeltür unter, als jene, unter großer Anstrengung, geöffnet wurde.
 

Lucius sah furchtbar aus.

Mit den Jahren und den zunehmenden Belastungen, der sich die Malfoys ausgesetzt sahen, war ihr geliebter Ehemann nur noch ein graues, zerfallenes Abbild des Mannes, dessen Pläne groß und Taten weitreichend waren.

Ihr Ansehen hatte mit jedem Vergehen, jeder Schuldzuweisung, jedem Dilemma mehr und mehr an Glanz eingebüßt.

Die Malfoys waren nicht länger der Auslöser für Furcht und Schrecken.

Das Blatt hatte sich gewendet.

Gegen sie.

»Ich darf gehen?«, zaghaft, und mit brüchiger Stimme, wandte sich der Beschuldigte an den Henker und Kerkermeister.

Eine lächerliche Figur.

Narzissa wollte vor Scham im Boden versinken.

Der hünenhafte Mann machte eine knappe Handbewegung.

Sie begriff deren Bedeutung nicht, doch Blaise trat an ihre Seite und nickte die Geste verstehend ab.

»Was?« Ein leises Keuchen entrang sich ihrer Kehle.

»Er darf gehen«, beantwortete Blaise die, noch immer im Vorraum des Gerichtsaales umherschwirrende, Frage Lucius'.

Erleichterung erfasste sie, ehe Narzissa auf ihren Mann zueilte, um ihn zu stützen.

Dieser sank wie ein schwerer Stein, gepeinigt und geschunden, in die rettenden Arme seiner Gattin.

»Ich bringe dich hier weg, fort von hier«, wisperte sie. »Was haben sie dir nur Schreckliches angetan?!«

Behutsam strich sie ihm das lange, strähnige Haar aus dem verschmutzten Gesicht.

Gemeinsam mit ihrem Anwalt verließen sie das Ministerium.
 

Wohl niemandem war nach feiern zumute.

»Wo steckt Draco?«, verlangte Narzissa zu wissen.

Der Hauself, den die Familie seit dem Verlust Dobbys, ihr Eigen nannte, piepste eine knappe Antwort.

»Du weißt es nicht?!«, abermals hallte die Stimme der Hausherrin durch das Gemäuer.

Der Hauself trollte sich und ließ Dame allein zurück.

Ihre Schritte führten sie in den großen Garten.

Donnergrollen war bereits in weiter Ferne zu vernehmen.

Kalter Wind pfiff über die Länderei, sodass sie sich alsbald gezwungen sah, ins Haus zurückzukehren.

Narzissa schlang die Decke enger um ihren fröstelnden Leib.

Ihr Blick huschte zum zweiten Stock hinauf, wo sich die Schlafzimmer befanden.

Nach einem Bad und einer kleinen Stärkung hatte Narzissa darauf bestanden, dass Lucius zur Ruhe kam.

Es zerriss ihr das Herz, ihn leiden zu sehen.

Für Missetaten war also nicht einmal mehr ein Name zu gebrauchen, um Schlimmeres abzuwenden.

Das Ministerium hatte das erkannt, und seit der Führung Hermione Grangers, waren Schurken in England so rar wie nie.

Dass man Lucius nun für Dinge belangte, die, aller Wahrscheinlichkeit nach, bereits verjährt wären, lag ihr wie ein Stein im Magen.

Narzissa schüttelte den Kopf.

Das Grollen kam näher und würde in wenigen Augenblicken mit großem Getose über Wiltshire hereinbrechen.
 

Der Schauer überfiel sie schneller, als sie ahnen konnte.

Ein Aufschrei ihrerseits folgte und einzig der Donner schien ihr Antwort zu geben.

Schwer rang Narzissa nach Atem, ließ Kälte und Regen über sich ergehen.

Sie hatten es überstanden, wieder einmal, warum nur gelang es ihr dann nicht, befreit und erleichtert all das Böse hinter sich zu lassen?

Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, setzten sich ihre Beine in Bewegungen, trugen sie über das saftige Grün, vorbei an den zerfallenen Mauern, die das Grundstück beschrieben und von den benachbarten Ländereien abgrenzten.

Binnen weniger Sekunden war ihre Robe durchweicht.

Sie fror, doch glaubte sie, für ihre Taten nun endlich Buße zu tun.

Der Boden wurde weicher, Matsch tat sich an den teuren Stiefeln gütlich, bis auch diese bis auf den letzten Zentimeter benetzt waren.

Erschöpfung nagte an ihr, doch sie zwang sich weiter vor.

Der Weg war ungewiss, ebenso ihre Zukunft.

Eine Zukunft mit Lucius?

Ihr zuckten die Mundwinkel, jedoch nicht vor der beißenden Kälte.

An einer Treppe, ihr gänzlich unbekannt, hielt sie inne.

Die klammen Finger berührten das kalte, karge Gemäuer, das die Stufen säumte.

Kraftlos sank sie auf die Knie.

Doch statt von ihr abzulassen, schienen Wind und Wolken darauf aus, sich an ihrem Leiden ergötzen.

Eine Stimme, so weit, viel zu weit.

Ein Trugbild, das der eisige Novemberhauch mit sich brachte.

Ihr ermatteter Körper fand Halt bei jenen Steinen.

Die Augen brannten ihr, doch keine Träne wollte daraus hervorbrechen.

Zittrig rang sie nach Luft und bemerkte die Gestalt nicht, die sich ihr näherte.
 

Ein knisterndes Feuer, behagliche Wärme und Arme, die sich fest um sie schlangen, sie hielten.

Narzissa wusste nicht, wann man ihr je ein solches Gefühl hatte zuteilwerden lassen.

Überall diese wunderbare, wohlige Hitze auf ihrer Haut.

Ob sie sich der Welt der Träume ergeben hatte?

Oder war Gevattert Tod nun auch ihr zugeneigt?

Unter flatternden Lidern öffnete sie die Augen.

Der Versuch, sich zu orientieren, versagte sich ihr im ersten Moment.

Ein Murren quoll zwischen ihren Lippen hervor, ehe Narzissa den Drang verspürte, sich zu bewegen.

Der, der sie hielt, ließ von ihr ab, so rasch, dass ihr ein Protest bereits auf der Zunge lag. »Lucius, was -?«

Ihr stockte der Atem.

Es war nicht Lucius, der sich mit ihr im Kaminzimmer des Malfoy Manor befand.

Sie schmälerte die Augen. »Du Rüpel! Was erlaubst du dir?!«

Ihre Worte, die wie Peitschenhiebe durch die Luft sausten, ließen ihn jedoch gänzlich unberührt.

Einzig eine dunkle Augenbraue schnellte zum nicht minder dunklen Haaransatz hinauf, ehe Blaise die Frau vor sich abschätzig musterte.

Narzissa schälte sich aus dem warmen Kokon und baute sich vor ihm auf.

Das Feuer im Kamin wärmte ihr die Kehrseite, doch war die jene Hitze plötzlich unerträglich und viel zu nah.

Eiligst wandte sie sich um, sah an sich hinab und ehe ein spitzer Schrei das Anwesen erschütterte.

»Du widerlicher -«, fauchte Narzissa erbost, klaubte die Decke auf und wickelte sich darin ein. »Scher' dich raus! Sofort!«

»Hey, langsam!«, gebot ihr Blaise mit erhobenen Händen, als die Hausherrin, Gift und Galle spuckend, auf ihn zuhielt.

Blaise tat gut daran, die Flucht zu ergreifen. »Jetzt, jetzt warte doch mal! Ich habe nichts getan!«

»Hinaus!«, befahl sie und scheuchte den jungen Mann auf den Flur, ehe sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
 

Wutentbrannt sah sie sich im Zimmer um.

Von ihrer Kleidung fehlte jedoch jegliche Spur.

Dies war kein Traum, es war ein Albtraum!

Ein Fauchen und Fluchen durchbrach die Stille, dann riss Narzissa die Tür auf.

Zu ihrer Verblüffung verharrte der enge Freund des Hauses, mit vor der Brust verschränkten Armen, vor der Tür.

»Wo -«, grollte sie erzürnt, »sind meine Sachen?!«

Lässig deutete er mit einem Fingerzeig in Richtung Erdgeschoss.

»Euer Hauself kümmert sich darum.« Jene Aussage unterstrich Blaise mit dem Heben und Senken der Schultern.

»Hast du mich nackt gesehen?«, verlangte Narzissa zu wissen.

Abermals wanderte seine Augenbraue gen Norden.

»Du hast mich nackt gesehen?!« Ihr schwoll die Stimme um zwei Oktaven. »Niemand, außer Lucius -«

Blaise machte eine beschwichtigende Geste. »Da ist nichts, was ich nicht schon oft genug gesehen hätte.«

»Ja, aber ich bin keines deiner Flittchen«, fuhr Narzissa ungehindert fort.

Nun war es an ihm, ihr mit Skepsis zu begegnen. »Wer von uns beiden sollte seine Zunge hüten?«

Narzissa schnappte nach Luft.

Das Wissen um seine Bekanntschaften konnte sie nur Draco verdanken.

Tief grollte in ihm ein Brummen heran.

»Beim nächsten Mal«, drohte er, »lass' ich dich einfach liegen.«

»Du wagst es -? In meinem Haus?!« Ihre Stimme schwoll von Neuem an, doch statt ein solches Exemplar mit den üblichen Methoden zum Schweigen zu bringen, machte Blaise auf den Hacken kehrt.

Sie öffnete die Lippen, doch nicht ein Laut kam daraus hervor.

»Grüß' Draco von mir, du verbitterte, alte Schachtel.« Lässig hatte er die Hand zum Abschied erhoben, sah sich jedoch nicht einmal mehr um.

Nicht einen Blick hatte er für sie übrig.
 

Dass sie durchnässt und erschöpft im Regen ausharrte, schrieb er unweigerlich ihrem umnachteten Geisteszustand zu.

Doch das Wissen um ihr Muttermal, das die Form eines Horklump aufwies, würde ihm sicherlich, eines Tages, noch einmal von Nutzen sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2019-07-10T09:56:58+00:00 10.07.2019 11:56
haha xD
Zwar hat mir Albus und Daphne besser gefallen, aber Blaise war echt mutig sie zu "umarmen"
interessante Kombi <3
Antwort von: irish_shamrock
10.07.2019 12:19
^^° ... Irgendwie musste ich die 2 ja zusammenbringen *hust*
Vielen, lieben Dank für deinen Kommentar ♥♥♥


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