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Die Leiden des jungen Pizzaboten

Manchmal hat man Pech und manchmal einfach kein Glück
von

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Zauselkopf? Kann man das essen?

Zugegeben, es beruhigte mich zu wissen, dass die nächste Lieferung an jemanden ging, der mir nicht unbekannt war. Dementsprechend fiel die Begrüßung herzlich aus, als ich vor der Tür des IT-Systemelektronikers stand:

„Tony! Heeey!“

„Zauselkopf!“ Wie gewöhnlich, wenn wir uns sahen, wuschelte mir Anthony Bennett einmal durch das wirre Haar und ich klopfte ihm auf die Schulter. Wir kannten uns noch nicht lange, aber kamen unheimlich gut miteinander aus. Vermutlich wären wir sogar längst befreundet, wenn wir beide nicht immer mit den eigenen Angelegenheiten voll beschäftigt wären.

„Sorry, bin etwas spät dran. Mission Love hat mich aufgehalten.“

„Will ich wissen, worum es ging? Das klingt unanständig.“ Wir brachen in Gelächter aus, doch mit einem Mal wurde Tonys Miene ungewohnt ernst: „Sag mal, was war das vor ein paar Tagen? Im Club? Man hätte meinen können, du bist 'ne fuchsteufelswilde Ehefrau, die ihren Mann in flagranti erwischt hat. So kenne ich dich gar nicht.“

Ich muss wohl genauso grenzdebil dreingeschaut haben, wie eine Kuh beim Scheißen, was Tony nicht entging, sodass er mir mit seinen nachfolgenden Worten auf die Sprünge half: „Vor zwei Tagen. Dein Tackle war nicht von schlechten Eltern!“ Noch immer stand ich auf dem Schlauch, was Anthony ein fast schon genervtes Seufzen entlockte: „Im Chicks on Dicks. Du hast mich ziemlich umgerannt!“

Erst da dämmerte es mir und ich klatschte meine flache Hand gegen die Stirn. „Das warst du?“

„So wie du drauf warst, wundert es mich nicht, dass du dich nicht erinnerst. Dabei dachte ich, das wäre was Besonderes zwischen uns!“ Das Bennett schon wieder zu Scherzen aufgelegt war, obwohl er mir gerade reingedrückt hatte, dass ich ihn ziemlich unsanft aus dem Weg gestoßen hatte, sprach nur für den ziemlich korrekten Kerl.

„Oh scheiße... Sorry, Kumpel. Auch für die Betitelung als Idiot.“ Verlegen kratzte ich mir den Hinterkopf, das war mir sichtlich unangenehm. Doch natürlich winkte der Jüngere ab:

„Schon vergessen. Aber was war denn los?“

Wohl oder übel war ich ihm wohl eine Erklärung zu schuldig, druckste trotzdem ein wenig herum, ehe es dann regelrecht aus mir herausbrach: „Ich habe mich mit Gracie gestritten.“

Nun war es Tony, der mich ungläubig anblickte. Ich holte schließlich weiter aus, erzählte ihm, dass ich mich vor den Kopf gestoßen gefühlt hatte, aber ließ auch nicht aus, dass mir ziemlich gemeine Sachen rausgerutscht sind. Mein Gegenüber schien eine Weile nachzudenken, dann hob er belehrend den Finger.

„Du hättest ihr sagen sollen, wie es dir geht. Wenn du deutlich gemacht hättest, dass du nicht alleine sein möchtest, hätte sie bestimmt Verständnis gehabt.“

„Ich weiß... Ich weiß doch! Ich kann jetzt auch nichts mehr dran ändern.“

„Du kannst dich aber entschuldigen.“

„Mhm...“ Gedankenverloren nickte ich. Wahrscheinlich lag sie gerade mit irgendeinem Typen im Bett. Oder auf dem Küchentisch. Oder vor dem Kamin. „Ich versuch's morgen mal.“

„Das ist die richtige Einstellung! Hör mal, wenn du nicht alleine sein willst... Ich hatte vor, auf eine dieser Weihnachtsparties zu gehen. Meine Eltern sind dieses Jahr vor Weihnachten in die Karibik geflüchtet und bei meiner Schwester war ich schon am frühen Abend... Mir ist nicht so nach Stille Nacht.“

Mist. Lust hatte ich schon, aber ein Blick auf mein Tablet verriet mir, dass ich mindestens noch eineinhalb Stunden unterwegs war. Dann musste ich noch aus den stinkenden Klamotten raus, Duschen und... Genau genommen, hatte ich dafür auch keine Kohle. „Coole Idee, aber leider hab' ich noch zu tun.“ Mit diesen Worten holte ich auch seine Pizza heraus und obwohl er so ein Computerfritze war, bezahlte er bar. „Schade. Sag Bescheid, wenn ihr mal wieder irgendwo 'nen Auftritt habt.“

„Mach' ich!“ Ich wollte gerade das Wechselgeld rausklauben. „Lass stecken. Frohe Weihnachten, Zauselkopf.“

„Danke. Dir auch, Tony. Man sieht sich.“



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