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Eine Geschichte aus der Kindheit

21. Türchen des Fanfiction-Adventskalender
von

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Eine Geschichte aus der Kindheit

Heilig Abend rückte langsam immer näher. Lavender hatte ihre Wohnung schon vor Wochen dekoriert. Überall glitzerte und glänzte es. Über dem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer fiel künstlicher Schnee und in den Christbaumkugeln waren kleine, leuchtende Feen gefangen. In der Küche waren Mistelzweige auf gehangen und Kerzen erleuchteten den Raum. Im Fenster hing ein riesiges Bild von einem Weihnachtsmann mit Schlitten.

Der Kamin brannte warm und hell, während draußen dicke, weiße Flocken vom Himmel fielen.

Lavender selbst saß vor dem Kamin im Wohnzimmer in eine warme Decke gehüllt, lutschte eine Zuckerstange, welche sie vom Baum genommen hatte und wartete auf Percy.

Wie so oft war Percy zu spät. Die Arbeit im Ministerium als persönlicher Sekretär des Zauberreiministers – Lavender hatte seinen Namen vergessen – dauerte immer länger als geplant. Und immer war sie die Leidtragende. Sie seufzte genervt. Eigentlich hatten sie in den Fuchsbau gewollt zu Molly, Arthur und den anderen Weasleys damit sie Weihnachten zusammen verbringen konnten. Nun war Percy schon eine halbe Stunde zu spät und sie auch. Sie hatte sich gefreut auf das Treffen mit Molly und Arthur und den anderen. Ron und Hermine waren auch zu Gast und soweit sie wusste auch Bill und Fleur.

Mit noch einem genervten, ungeduldigen Seufzer stand Lavender auf. Sie war schon längst schick angezogen und hergerichtet. Sie konnte auch ohne Percy bei seiner Familie auftauchen. Vielleicht war er auch schon da.

Mit einem Schwenk ihres Zauberstabes erloschen Kerzen, Lichter und der Kamin. Nur die Feen in ihren Kugeln gaben ein schwaches leuchtendes Licht ab.

Auf den Sims lege sie ihre Zuckerstange und griff nach dem Flohpulver. Eine Handvoll warf sie in den Kamin und sagte laut und deutlich: „Fuchsbau!“

Grüne Flammen züngelten im Kamin hoch als sie in ihn trat. Sofort setze das bekannte Kribbeln ein und sie spürte, wie sie sich schnell im Kreis drehte.

Kaum stolperte sie aus dem Kamin, da wurde sie auch schon von Molly in die Arme geschlossen.

„Lavender, Liebes, da bist du ja endlich! Wir dachten ihr kommt gar nicht mehr. Wo ist Percy?“, redete Molly so gleich drauf los. Lavender befreite sich sanft aus Mollys Armen und antwortete: „Hallo Molly. Ich freue mich dich zu sehen. Ich weiß nicht wo Percy ist. Wahrscheinlich noch im Minis… “.

Noch bevor sie fertig gesprochen war schüttelte Arthur ihre Hand und lautes Hallo sagen begann. Lavender umarmte Leute und schüttelte Hände. Langsam wurde es ruhiger und jeder suchte sich einen Platz.

Lavender saß zwischen Ginny – die sie sehr gern hatte – und Charlie – Percys älteren Bruder, den sie kaum kannte.

„Ich versteh es immer noch nicht“, sagte er, „wie Perce dich rumkriegen konnte“, eröffnete Charlie eher plump das Gespräch.

Lavender hatte gehofft, sie könne sich mit Ginny unterhalten, aber diese hatte den kleinen Teddy Lupin im Arm und unterhielt sich leise mit Harry – wahrscheinlich zum Thema Familienplanung?

Sie lachte künstlich auf Charlies Gesprächseinstieg und antwortete: „Ich weiß bis heute nicht wie das passieren konnte“.

„Schade, dass keiner dieses Geheimnis lüften kann.“

„Von dir sagt man ja, du seist mir den Drachen verheiratet und dass dir keine gut genug ist.“

„Du sagst es: Keine“, sagte Charlie mit einem schiefen Lächeln und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Lavender runzelte die Stirn. Implizierte er gerade damit, dass er schwul war?

„Du hast richtig gehört. Allerdings musste Lorin im Reservat bleiben. Einer muss sich ja um die Drachen kümmern.“

Doch bevor Lavender genauer nachforschen konnte, rief Molly zum Essen. Gerade als es spannend wurde und sie endlich die Möglichkeit gehabt hätte, den in Rumänien wohnenden Bruder ein wenig besser kennen zu lernen. Immerhin hatte Percy mal angedeutet, dass er gerne Charlie als Trauzeugen hätte. Nicht das Lavender heiraten wollten – aber den Grund für diese Wahl hätte sie schon gerne gewusst. Sie wusste ziemlich genau dass Percy zu keinem seiner Geschwister eine besonders enge Bindung hatte und über Charlie sprach er noch seltener als über die Übrigen.

In der Küche war es angenehm kühl. Der Tisch war schön gedeckt und es duftete köstlich nach Truthahnbraten und gerösteten Kartoffeln. Die Dekorationen hatten einen gewissen Charme – handgemacht und etwas abgenutzt. Sie passte gut in das wohlgehütete Chaos.

Sie wollte dabei helfen das Essen anzurichten, aber Molly protestierte: „Liebes, du bist hier zu Gast. Setz dich hin.“

Aus Erfahrung wusste Lavender, dass sie gegen Molly keine Chance hatte und setzte sich neben Hermine auf einen leeren Stuhl. Erst zu spät begriff, neben wem sie da saß. Seit dem sechsten Schuljahr kamen die beiden jungen Frauen nicht gut miteinander zurecht. Seit sie mit Percy zusammen war wurde es langsam besser. Trotzdem wollte sie das Weihnachtsessen nicht neben Hermine verbringen. Aber aufstehen und sich einen anderen Platz suchen, erschien ihr sehr unhöflich. Also Griff sie nach der Flasche Wein und füllte ihr Glas etwas zu voll. Hermine neben ihr tat es ihr nach.

Nach einer gefühlten Ewigkeit saßen alle am Tisch und Molly wünschte einen guten Appetit. Und wie es schmeckte! Über das gute Essen und den vielen Wein vergas Lavender ihre Abneigung gegen Hermine.

Die Stimmung war ausgelassen. Es wurde viel gelacht. Charlie und Bill erzählten abwechselnd Geschichten aus Rumänien und Ägypten. Ron und George teilten ihre Pläne für Weasleys zauberhafte Zauberscherze mit.

Nur Percy fehlte, wie Lavender mit Bedauern feststellte. Mittlerweile war der Abend schon weit fortgeschritten. Arthur kratzte den letzten Rest Weihnachtspudding aus der Schüssel bevor es für alle einen Schluck Feuerwhiskey gab um die Verdauung anzukurbeln.

Lavender fühlte sich einsam. Sie mochte die Familie aber ohne Percy war sie nur eine Fremde unter ihnen. Es war niemand da, an den sie sich lehnen konnte, niemand mit dem sie leise flüstern konnte. Bis auf Charlie hatte jeder einen Partner da. Das war so ungerecht! Und so typisch für Percy, dass keiner etwas dazu sagte. Vielleicht wollte auch keiner sie verletzen. Mittlerweile wünschte sie sich, sie wäre in ihrer Wohnung geblieben und würde an ihrer Zuckerstange lutschen. Aber nein – sie war so naiv gewesen und hatte gedacht ihr Freund würde sich nur ein wenig verspäten und nachkommen zum Weihnachtsessen.

Molly gähnte und verkündete dass sie müde war und ins Bett gehen würde. Der Rest der Gruppe ging wieder ins Wohnzimmer. Bill nahm den Feuerwhiskey mit. Auch Fleur verabschiedete sich und nahm den schlafenden Teddy mit. Sie würde einen kleinen Umweg in Kauf nehmen um ihn bei seiner Großmutter abzuliefern.

Diesmal suchte sich Lavender mit Absicht einen Platz neben Charlie. Er war ebenso wie sie alleine unter den Paaren. Sie hatten die Couch direkt am Kamin erwischt. Die Wärme half Lavender sich etwas weniger einsam zu fühlen. Außerdem war der seltsame Beginn von ihrem und Charlies Gespräch früher am Abend längst vergessen. Die beiden führten ein heiteres Gespräch über  Bill gesellte sich zu ihnen und stellte Feuerwhiskey auf den Tisch. Schnell hatte er Gläser besorgt und goss ihnen ein.

„Charlie – weißt du noch als wir uns nachts heimlich rausgeschlichen hatten?“ fragte Bill nach dem sie schon eine Zeit lang lachend beisammen gesessen hatten.

„Weil wir dachten wir dachten die Geräusche aus unserem Schuppen stammten von einem Drachen?“, setze Charlie die Geschichte fort.

„Genau deswegen. Es war richtig dunkel draußen und der Drache machte immer nur nachts Geräusche. Wir wollten uns ganz leise die Treppe runterschleichen.  Wir hatten unsere Zauberstäbe dabei, aber trauten uns nicht zu benutzen“, erzählte Bill die Geschichten weiter.

Lavender nippte an ihrem Feuerwhiskey und lauschte der Geschichte. Fred und George hatten genug Unsinn angestellt. Das hatte sie in ihrer Schulzeit oft erlebt. Aber diese beiden? Ron hatte sie oft glorifiziert als sie zusammen waren. Percy redete wenig über seine Familie. Er war oft sehr unnahbar und steif. Aber sie wusste genau wie warmherzig und umsorgend er war. Und tief drin hatte er einen rebellischen Kern. Schließlich hatte sie ihn auf einem Konzert der „Three Banshees“ getroffen – einer Punk-Rock-Band – und unter seinem Bett lag aktuell „Der Herr der Ringe“ zum Lesen.

Doch bevor Lavender weiter darüber nachdenken konnte, nahm Charlie nach einer kurzen Pause die Geschichte wieder auf: „Doch als wir uns in Sicherheit wähnten weil wir an Mums und Dads Schlafzimmer vorbeigekommen waren, knarrte die Treppe. Weißt du, Lavender, unsere Eltern wollten in der Mitte des Hauses schlafen, damit sie alles mitbekamen. Und der Fuchsbau war schon damals alt und windschief. Die Stäbe benutzten wir nicht, weil Mum immer gerochen hatten, wenn wir in den Ferien zauberten. Wie auch immer, auf Höhe von Percys Zimmer knarzte eine Stufe. Percy hatte einen leichten Schlaf und wachte sofort auf. Wir erstarrten als er die Tür öffnete und verschlafen vor uns stand.“

Lavender kicherte bei der Vorstellung.

„Wie alt wart ihr damals?“

„Ich war etwa 11 oder 12. Auf jeden Fall waren es meine ersten Weihnachtsferien seit ich in Hogwarts angefangen hatte. Percy muss etwa 5 oder 6 gewesen sein. Bill war dreizehn oder vielleicht schon vierzehn“, antwortete Charlie ihr.

Lavender quietschte leise und war entzückt. Wie klein sie damals gewesen waren als sie auf Drachenjagd gegangen waren. Sie kannte noch nicht einmal das Ende der Geschichte, aber es konnte nur niedlich sein.

„Ich erzählte Percy von dem Drachen im Schuppen und dass er sich keine Sorgen machen musste. Wir würden uns schon darum kümmern. Aber er sei zu klein um mitzukommen. Gut fand er das natürlich nicht. Auch wenn der Drache ihm Angst machte, wollte er unbedingt mit. Aber er war einsichtig, weil er nicht mitten in der Nacht streiten wollte. Als wir das Haus verließen, machte ich ein wenig Licht. Zum Schuppen war es nicht mehr weit. Auf Zehenspitzen schlichen wir zu einem Fenster und lugten hindurch“, fuhr Bill fort.

„Was war im Schuppen?“, unterbrach Lavender ihn und blickte zwischen den beiden lachenden Brüder hin und her. Es war schon fies, dass die beiden die Geschichte schon kannten und sie unwissend zwischen ihnen saß.

„Es war Dad, der an irgendeinem Muggelgerät arbeitete“, klärte Charlie sie auf. Lavender lachte laut mit.

„Ernsthaft? Das war des Rätsels Lösung? Und was war mit Perce?“, wollte Lavender wissen. Wenn der kleine Percy nur halb so neugierig war, wie der Percy, den sie kannte, konnte er nicht damit leben, dass er nichts von dem Drachen wusste.

Bills grinsen wurde etwas gemein als er sagte: „Ich hab ihm am nächsten Tag erzählt, dass Nachts in unserem Schuppen ein riesiger, feuerspeiender, kinderfressender Drache wohnt.“

„Oh – wie fies von dir“, rief Lavender. „Der arme Percy!“

„Und ich war derjenige, der die nächsten 2 Wochen mit in Percys Bett schlafen musste, weil er Alpträume hatte“, erinnerte Charlie sich.

„Wie lieb von dir“, sagte Lavender schlicht. Eine wirklich süße, liebevolle Geste. Lavender verstand jetzt auf jeden Fall besser, warum Charlie sein Trauzeuge werden soll. Anscheinend hatten die beiden eine viel engere Bindung als sie Gedacht hatte. Und vielleicht war Charlie immer noch so beschützend. Anscheinend waren die beiden sich ähnlicher als man auf den ersten Blick ahnte.

„So meine liebe Lavender“, fing Bill an und sah ein wenig verschlagen aus mit seinem schiefen Grinsen, „da wir dir nun eine gut gehütete Geschichte aus Percys Kindheit erzählt haben, könntest du uns doch mal erzählen, wie ihr euch richtig kennen gelernt habt.“

„Das ist nicht dein ernst!“, rief Lavender empört. Percy hütete diese Geschichte wie seinen Augapfel. Seine Familie wusste nichts von seinen musikalischen Vorlieben und schon gar nicht davon, dass er und Lavender viel Zeit auf diversen Konzerten verbrachten.

„Gleiches gegen Gleiches“, stieg auch Charlie mit ein und schlug sich auf die Seite seines Bruders.

Lavender nahm einen großen Schluck des Feuerwhiskeys um sich eine Pause zu erschleichen. Der Schluck war allerdings so groß, dass sie sich verschluckte. Hustend versuchte sie Luft zu bekommen und Tränen stiegen ihr in die Augen. Charlie klopfte ihr auf den Rücken.

Endlich beruhigte Lavender sich wieder und konnte frei atmen. Sie holte tief Luft und wollte etwas sagen, doch Bill kam ihr zuvor: „Glaub bloß nicht, dass du uns so davon kommst, liebe Lavender!“

„Ich glaube“, sagte Lavender, „das Perce selbst entscheiden sollte, ob er euch diese Geschichte erzählt. Aber ich bin für eure sehr dankbar.“

In diesem Moment loderten die Flammen im Kamin smaragdgrün auf. Erst in diesem Moment bemerkte Lavender, dass er spät geworden war und sie die letzten im Wohnzimmer waren.

Einen Augenblick später trat Percy aus dem Kamin. Seine Kleidung war trotz der Flohpulverreise noch ein wenig feucht.

Lavender sprang auf und fiel ihm fast in die Arme. Er drückte sie fest an sich. Sie atmete tief sein Geruch ein und genoss es, dass er endlich bei ihr war. Es war nur ein Abend gewesen, ein vergnüglicher. Aber vermisst hatte sie ihn trotzdem.

„Es tut mir Leid“, sagte er, „ich dachte nicht, dass ich so lange brauchen würde um Karten für The roaring Dragons für dich zu bekommen.“

„Solange diese nicht in Schuppen leben, ist doch alles super“, entgegnete Lavender. Bill und Charlie lachten über Percy verwundertes Gesicht, welcher sich auf ihren Kommentar keinen Reim machen konnte.

„Bitte?“, fragte er und blickte irritiert von Lavender zu seinen Brüdern.

„Ach Nichts“, sagte sie und tauschte ein verschwörerisches Grinsen mit Bill und Charlie. Dann küsste sie Percy. Vielleicht würde sie ihm irgendwann erzählen, dass sie Kindheitsgeschichten über ihn gehört hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Delacroix_
2018-12-21T18:00:53+00:00 21.12.2018 19:00
Das ist ja mal ein spannendes Pairing, das ich bislang so gar nicht auf dem Schirm hatte. 
Und eine sehr niedliche Drachengeschichte. Ich kann mir gut vorstellen, wie Bill und Charlie auf Entdeckungsreise gehen und Percy dann am Ende mit den Erzählungen erschrecken. Armer Junge, aber in so einem lebhaften Haushalt bleibt das sicherlich nicht aus.

Ansonsten fand ich die Charakterisierung von Lavender ganz angenehm. Sie kommt ja leider meist nicht so gut weg, wegen dieser Beziehungskiste mit Ron, die zuweilen ein wenig ähm ... sagen wir kitschig anmutete. Entsprechend ist es schön, mal was Positives über sie zu lesen, das zeigt, dass sie genauso ihre positive Seiten hat, wie alle anderen Charas auch.
Antwort von:  Finvara
27.12.2018 10:01
Vielen Dank Fuer deinen Kommentar! Ich freue mich sehr.

Lavender und Percy traten irgendwann mal in irgendeiner Ff von mir im Hintergrund auf. Seitdem liebe ich sie zusammen. Und der Liebe muss auch Mal gefroehnt werden.
Obwohl ich nicht glaube, dass die beiden fuer immer zusammen bleiben.

Ich kann mir vorstellen Percy musste das ein oder andere sowas mitmachen wie den Drachen im Schuppen. Aber er hatte ja Charlie, der sich anschließend immer um ihn gekümmert hat. Ich bin mir sicher, die beiden haben eine engere Bindung, als man vermuten würde.

Und nach der unangenehmen Beziehungskiste nimmt sie sich den naschst en Weasley vor :D
Lavender hat sicherlich mehr Staerken als die Buecher zeigen. Aber ein wenig zu dramatisch wird sie wohl immer bleiben.


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