Zum Inhalt der Seite

Dunkle Legenden

Band 1
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Okklumentik für Fortgeschrittene

[JUSTIFY]Sie stand auf ihren Zehen ihres rechten Fußes, während sie das linke Bein nach hinten ausstreckte und die Arme anmutig kreisen ließ. Fließend senkte sie das Bein und machte eine Pirouette, ehe sie sich auf den linken Fuß stellte, um das rechte seitlich in die Höhe zu strecken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Im Anschluss stellte sie sich gerade hin und streckte eine Hand in die Höhe, während sie ihr linkes Bein hochzog, um es anzuwinkeln. Camilla wusste nicht mehr, wie lange sie kein Passé mehr gemacht hatte. Geschweige denn Ballett getanzt hatte![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es fühlte sich fantastisch an, sich wieder so unbeschwert zu bewegen. Sich so seltsam frei und leicht zu fühlen. Sich einfach nur dem Drang des Körpers zu ergeben, statt dem Zwang der Außenwelt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jedoch war etwas eigenartig. Ihre Füße schienen zunehmend zu brennen, während sie sich tänzelnd durch den Raum bewegte. Trotzdem machte sie weiter. Ignorierte den Schmerz. Schob es darauf, dass sie inzwischen aus der Übung war und sich vielleicht nicht ausreichend aufgewärmt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hatte sie sich überhaupt aufgewärmt? Wie war sie überhaupt in das Tanzstudio gekommen? Egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich nicht daran erinnern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als der Schmerz in ihren Füßen nahezu unerträglich wurde, senkten sich ihre eisblauen Augen doch herunter. Schockiert stellte sie fest, dass sie die ganze Zeit auf einem Haufen Scherben getanzt hatte. Überall war Blut! Ihr Blut... Ihre ganzen Sohlen schienen regelrecht zerfetzt von dem Glas zu sein. Direkt unter ihren Füßen war nämlich eine kleine Blutlache. Aus den Wunden sickerte immer noch Blut.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla spürte Panik in sich hochkriechen und vor allem, dass ihr jegliche Farbe entwich. Sie wollte schreien, doch es fühlte sich so an, als wären alle Muskeln, die dafür nötig wären, gelähmt. Sie schaffte es nicht mal zu weinen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Gerade, als sie innerlich richtig ausflippen wollte, stand das plötzlich Tom Riddle. Nicht in seiner schlangenähnlichen Gestalt, sondern viel mehr als Sechszehnjähriger. Zumindest schätzte sie ihn so ein... Er trug eine Uniform und sie vermutete, dass es die von Hogwarts war. Das Grün-Silber seiner Krawatte ließ auf das Haus Slytherin schließen, über das sie sich in letzter Zeit informiert hatte. Ebenso wie über Hogwarts selbst...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seit sie um ihre Herkunft wusste, wollte sie mehr wissen. Die Blondine wollte verstehen, wie aus einem eigentlich gutaussehenden, intelligenten und talentierten Jungen ein Monster hatte werden können. Doch die Geschichte der Schule bot ihr keine Antworten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mit nackten Füßen auf Scherben zu tanzen, erscheint mir nicht besonders klug.“, warf Tom mit kaltem Spott ein. „Wenn du verletzt werden willst, musst du es mir doch bloß sagen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Angewidert verzog sie das Gesicht, während sie ihn wütend ansah: „Dazu brauche ich deine Hilfe nicht, Tom, danke.“ Sie war überrascht, dass ihre Stimmbänder wieder ihren Befehlen gehorchten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Anders als sie, trug er zumindest Schuhe. Trotzdem schützten sie nicht vor so vielen scharfen Scherben. Es juckte Tom nicht, der einfach darüber wanderte und sie dabei nicht aus den blauen Augen ließ. Wie ein Raubtier, das immer engere Kreise um seine Beute zog.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hier konnte sie nicht mehr wirklich sagen, wie lange sie ihn hatte aus ihrem Verstand heraushalten können. Er war auf jeden Fall in den Winterferien nicht ein einziges Mal zu ihr durchgedrungen. Ihre Väter hatten sie reich beschenkt und sie nie aus den Augen gelassen. Beide hatten immer wieder beteuert, dass sie ihr die Wahrheit hatten sagen wollen und sie hatte ihnen versichert, dass sie es verstand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun wollten sie zumindest verhindern, dass ihr leiblicher Vater sie wahnsinnig machte und sie rechtzeitig aus ihrer Trance wecken. Doch das war nur in den Ferien möglich... In Ilvermorny war da keiner, der sie rechtzeitig wieder zurückholen konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihr Zeitgefühl war ganz konfus, doch Camilla war sich sicher, dass sie seit ein paar Wochen wieder in der Schule war. Das hier war sein erster Besuch seit Weihnachten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du kannst mich nicht ewig aus deinem Kopf heraushalten, Camilla.“, säuselte Tom amüsiert. „Auch nicht, indem du dich abzulenken versuchst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was bringt dir all das?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich bekomme dich zurück, Camilla. Ich bekomme eine zweite Chance.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Indem du mich in den Wahnsinn treibst?“, hakte sie nach. „Das erscheint mir nicht besonders weitsichtig... Und eine zweite Chance sollte man eigentlich besser nutzen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hättest du den Kontakt gesucht, wenn ich dich per Eulenpost darum gebeten hätte, mein Kind? Wärst du zu mir gekommen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla wollte etwas sagen, schloss jedoch sofort wieder den Mund. Presste ihre Lippen zu einer Linie zusammen, während sie wieder auf die blutigen Scherben starrte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Habe ich mir schon gedacht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„So wirst du mich aber niemals für dich gewinnen können.“, ermahnte sie ihn dennoch. „Ich unterstütze sowieso nicht, was du in England treibst. So wie Sarah...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Amüsiert zuckten seine Augenbrauen in die Höhe, während er sie inzwischen erreicht hatte: „Was glaubst du über sie zu wissen, Camilla? Du hast sie nicht gekannt. Sie wollte dich treffen, aber du hast den Wunsch einer Sterbenden ignoriert.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wieder presste sie ihre Lippen zusammen. Wie verletzend seine Wortwahl auch sein mochte, war sie dennoch zutreffend. Sie hatte Sarahs letzten Wunsch ignoriert. Dass sie nicht um ihren schlimmen Gesundheitszustand gewusst hatte, war nur ein schwacher Trost. Eine Ausrede...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Wahrheit war, dass sie nicht bereit gewesen war, sich ihrer leiblichen Familie zu stellen. Dass sie sie nicht hatte kennenlernen wollen. Aus Angst, dass sie ihr ihre ganzen Fragen vielleicht beantworten würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Inzwischen wusste sie zwar, dass ihre Mutter sie durchaus gewollt hatte, aber damals war sie von schlimmeren Szenarien ausgegangen. Das ungewollte, ungeliebte Kind zu sein, war keine Option gewesen. Lieber die Wunschtochter zweier Männer! Damals hatte es sich richtig angefühlt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sarah war alles andere als eine Heilige.“, hauchte Tom bittersüß. „Und das sage ich nicht nur, weil sie mir dich vorenthalten hat.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es gibt sowieso keine Heiligen. Worauf willst du also hinaus?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie hat mich einst um einen sehr... ungewöhnlichen Gefallen gebeten.“, hauchte er geheimnisvoll. Er wusste, dass sie es hören wollte, schwieg aber. Quälte sie mit ihrer Unwissenheit und Neugier, um stattdessen ihre Wange zu berühren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Erst durch seine kühlen Kuppen wurde ihr bewusst, dass sie den Schmerz in ihren Füßen nicht mehr spürte. Genaugenommen spürte sie diese gar nicht mehr! Als wären sie ganz plötzlich taub geworden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vorsichtig blickte sie herab, doch sie waren noch da. Das Blut jedoch wurde schon dunkler. Es trocknete allmählich, verschwand aber nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er redete nicht weiter, sondern streichelte sie seltsam liebevoll. Deshalb war sie es, die ihn nun in die Augen stierte: „Worum bat sie dich?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie wollte, dass ich jemanden für sie umbringe.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Weshalb sollte sie das wollen? Sie hätte es ja auch selbst tun können.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Theoretisch hätte sie das tun können, aber du weißt, dass es nicht so einfach ist.“, schnurrte der dunkle Lord verlockend. „Viele Menschen sind an moralische Vorstellungen gebunden. An ihren Glauben...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seine blauen Augen glitten auf ihr Dekolleté. Wie er richtig vermutete, baumelte zwischen ihren Brüsten ein silbernes Kreuz. Es hatte einst Sarah gehört... Es war das einzige Erbstück, das man ihr mit ihrer Adoption überlassen hatte. Ihre Mutter hatte gewollt, dass sie es bekam.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ironischerweise hatte es sie dazu verleitet, tatsächlich die Kirchen der No-Maj zu besuchen. Camilla glaubte an Gott. Sie betete, wenn sie zu Bett ging, besuchte Messen, wenn sie nicht in Ilvermorny war. Es war ihr so vorgekommen, als hätte ihre Mutter das für sie gewollt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch als eben diese sie treffen wollte, hatte sie einfach abgelehnt. Es war eine durchaus paradoxe Handlung, die so gar keinen Sinn ergab, wenn man darüber nachdachte. Es änderte aber nichts an ihrem Glauben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich sehe, dass du verstehst, was ich meine. Würde ich dich auffordern jemanden zu töten, würdest du es nicht tun wollen.“, sagte Tom wissentlich. „Dein Gott verbietet es dir. Deine Moral ebenfalls... Du würdest es nicht mal dann tun, wenn du es dir selbst wünscht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Gut, das mag stimmen. Aber wen sollte meine Mutter töten wollen? Abgesehen von dir.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er lächelte kühl bei ihrem letzten Satz, schien aber nicht verärgert zu sein. Stattdessen zuckte er gelangweilt mit den Schultern: „Jemand, der ihr sehr wehgetan hat.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mehr als du?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Viel mehr.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wen solltest du für sie umbringen?“, hinterfragte sie skeptisch.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihren Vater.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Absolut fassungslos starrte sie ihn an. Ihr stand der Mund offen. Log er? Sagte er die Wahrheit? Seine kalten Augen ließen keinen Blick auf seine Seele zu. Hier drin konnte sie nicht mal seinen Puls spüren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wieso sollte sie ihren eigenen Vater tot sehen wollen?, fragte sie sich ernsthaft. Was könnte er getan haben, damit sie ihren Partner bittet, ihn zu beseitigen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihr fielen ein paar Dinge ein, doch Camilla wusste nicht recht, ob irgendwas davon stimmen konnte. Da war Vergewaltigung... Misshandlungen. Es gab die Möglichkeit darauf, dass er jemanden umgebracht hatte, der Sarah wichtig gewesen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Selbst wenn er irgendwas in der Richtung getan hatte: Rechtfertigte das wirklich einen Auftragsmord? Es war doch letztendlich so, als hätte man es selbst getan. Trat sie vor Gottes Antlitz konnte sie nicht mehr davon sprechen, keine Sünden begannen zu haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Liebe deinen Nächsten..., erinnerte sich die Blondine selbst. Das traf auch auf Feinde zu. Doch hatte Sarah diesen Grundsatz selbst nicht beherzigen können?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie hätte dir die Kette auch erst mit ihrem Ableben vererben können.“, erinnerte Tom sie seltsam sanft. „Damit du weitgehend unbeeinflusst aufwachsen und später eine Entscheidung bezüglich des Glaubens treffen kannst. Stattdessen gab sie dir ihr wichtigstes Erbstück direkt mit auf dem Weg.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Weil ich ihr wichtig war.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das war sicherlich ein Grund. Aber das Symbol ihres Glaubens weggeben für Liebe? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass das alles war.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wieso sollte sie ihren Vater tot sehen wollen?“, fragte sie kalt. „Dass ich es will, kann jeder nachvollziehen, aber warum sie?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du triffst mich hart.“, lachte Tom, doch es war kein ehrliches Lachen. Mehr ein kalter Spott ohne Gefühle. „Hass kennt keine Grenzen, mein Kind.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hass entsteht nicht einfach so. Kinder lieben ihre Eltern ab ihrer Geburt, bis sie irgendwas tun, was ihre Gefühle für sie verändert.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kluges Kind.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was hat er getan?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Er zwang sie etwas zu tun, was ihrem Glauben zuwiderhandelte. Ließ ihr keine Wahl.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Musste sie etwa mit ihm-...?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein, kein Sex mit ihrem Daddy.“, verneinte er kopfschüttelnd. „Er zwang sie unser erstes Kind abzutreiben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihr entglitt jegliche Farbe, als sie das hörte. Sie hätte einen älteren Bruder oder eine ältere Schwester haben können? Sarah hatte es abtreiben müssen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wenn das wahr war, dann hatte sie wirklich ihren Glauben verraten müssen. Abtreibung galt als eine Sünde. Das wäre ihr sicherlich egal gewesen, wenn sie das Kind selbst nicht gewollt hätte. Also hatte sie es bekommen wollen...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wieso hat er sie gezwungen?“, hinterfragte Camilla bleiern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir waren sechszehn Jahre alt, als ich sie versehentlich schwängerte.“, sagte er leichthin. „Er wollte, dass sie sich nicht von einem Kind ablenken ließ. Das bedeutete, dass sie es nicht bekommen durfte.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was ist mit Adoption? Waisenhaus? Es gibt doch Möglichkeiten ungewollte Kinder anders unterzubringen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mal angenommen, süße Camilla, du hättest ein Kind geboren und es dann weggegeben... Würdest du aufhören an dein Kind zu denken? Würdest du dich nicht ständig fragen, ob du einen Fehler begannen hast?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie beide kannten die Antwort. Natürlich würde sie pausenlos an ihr Baby denken! Es würde sie ablenken und sie würde es irgendwann suchen gehen, um alles rückgängig zu machen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hast du... Hast du es getan...?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Oh ja. Er war mein erster Mord.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam schlossen sich ihre Augen. Ihr wurde ganz übel. Wenn es stimmte, dann hatte ihre eigene Mutter vielleicht die Abwärtsspirale von Tom Riddle provoziert. Sie hatte etwas in ihm gesehen und statt dabei zu helfen, es für immer zu unterbinden, hatte sie diese dunkle Seite für sich ausgenutzt. Ihn zu seinem ersten Mord angetrieben...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Versteh‘ mich bitte nicht falsch...“, säuselte er und löste sich von ihr. „Sie bereute es im Nachhinein. Mir aber war es egal... Er war nur irgendein Mann gewesen, der im Weg stand. Aber sie dachte, dass es vielleicht doch falsch war.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„War es auch. Jedes Leben ist kostbar.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Glaubst du das wirklich?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Selbstverständlich.“, antwortete Camilla irritiert und sah ihn wieder an. Allmählich spürte sie den Schmerz in ihren Füßen wieder.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dennoch denkst du oft darüber nach, Oliver Mason zu bestrafen. Ihn zu töten.“, ermahnte er sie honigsüß. Diese Information musste er in ihren Gedanken gefunden haben, als der Betrug frisch gewesen war. Inzwischen dachte sie kaum noch an ihn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Der Unterschied ist, dass ich es nicht tue.“, widersprach die Blondine skeptisch. „Jeder denkt mal darüber nach, jemanden zu verletzen oder ihn umzubringen. Wegen eines Streits oder weil man einfach frustriert ist... Aber die meisten tun es nicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Trotzdem habe ich inzwischen wirklich viele Anhänger, die das Gegenteil belegen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Touché...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ohne moralische Vorstellungen lebt es sich leichter, Camilla.“, flüsterte er ihr direkt ins Ohr. Seine kühlen Finger glitten ihre Oberarme entlang. „Du könntest so frei sein, wie wenn du tanzt. Freier als das... Du müsstest dich mir nur anschließen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Niemals!“, schrie sie wütend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wut packte auch ihn. Ihre Ablehnung missfiel ihm und allmählich verlor er die Geduld mit ihr.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seine Hände packten ihre Oberarme fest und ohne auch nur zu zögern, schubste er sie. Camilla geriet in Panik als sie sich auf das Scherbenmeer zustürzen sah. Dachte an die Schmerzen, welche sie verursachen würden, wenn sie in sie hineinfiel. Sie wollte schreien, doch wieder versagte ihr die Stimme.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Kurz bevor sie den Boden berührte, schrak sie stattdessen in ihrem Bett auf. Wie so oft schwitzte die Hexe stark und fühlte sich, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Ihr Kopf drehte sich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Schlimmer Albtraum?“, fragte plötzlich eine Männerstimme.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie war hier im Schlafsaal der Mädchen! Hier hatten Jungs keinen Zutritt. Sah man von heimlichen Besuchern ab, um die Nacht miteinander zu teilen... Doch dann waren die Zimmergenossinnen meistens auswärts unterwegs.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Also sah sie atemlos zur Seite und entdeckte einen jungen Mann. Er lächelte zärtlich. Sie schätzte ihn auf etwa Anfang Zwanzig, was ihn als Mitschüler ausschloss. Soweit sie wusste, hatten sie auch keinen neuen Lehrer oder Praktikanten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mehrmals blinzelte Camilla, um einen klareren Blick zu bekommen. Er sah nicht aus wie ein Lehrer oder einer, der es werden wollte. Irgendwie sah er cool aus in seinem schwarzen Mantel, unter dem er ein einfaches, dunkles T-Shirt trug. Dazu eine lässige, dunkle Jeans. Ganz anders als ein Lehrer es jemals wagen würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seine Haare waren braun und vor allem der Pony etwas länger. Nachlässig etwas zur Seite gestrichen, aber sie fielen ihm gewiss regelmäßig in die hellen, grauen Augen, die hervorstachen. Seines jungen Alters zum Trotz hatte er dennoch ein recht kantiges Gesicht, was ihn sehr maskulin machte. Außerdem vermutete sie durchaus trainierte Muskeln unter seinem Shirt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wer zur Hölle sind Sie?“, fragte sie atemlos. Camilla griff dennoch zu einem Glas, das neben ihm stand, um etwas Wasser zu trinken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seit sie diese Träume hatte, wachte sie fast jede Nacht vollkommen gehetzt auf. Das bedeutete auch, dass sie Durst hatte. Keine ihrer Zimmergenossinnen hatte direkt auf ihrem Nachttisch ein Glas oder eine Flasche stehen. Jedoch träumten die wohl auch eher nicht vom dunklen Lord.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Jude Davies.“, stellte er sich locker vor. „Ich bin ab heute dein neuer Lehrer für Okklumentik.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie sind der Auror, von dem Professor Ward gesprochen hat?“, fragte sie verwirrt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„So sieht es aus. Nicht das, was du erwartet hattest?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich dachte, dass Sie etwas... na ja... älter wären. Und zerrupfter... Vielleicht ein bisschen den irren Blick haben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Klingt irgendwie nach einer Beschreibung von Mad-Eye...“, seufzte er amüsiert. „Tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und was machen Sie in meinem Schlafzimmer?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bitte... Lass‘ uns per Du miteinander sprechen, okay? Ich werde viel Zeit in deinem Kopf verbringen... Bei so viel Intimität zu siezen, wird schnell eigenartig werden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ändert nicht wirklich meine Frage.“, schnaubte Camilla empört. „Warum sind-... bist du in meinem Zimmer? Der Saal ist nur Mädchen vorbehalten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich wollte dich unbeeinflusst kennenlernen und den Grad seiner Macht über dich feststellen. Deshalb kam der Unterricht nicht infrage. Auch keine traditionelle Vorstellung.“, erklärte Jude Davies nüchtern. „Deine Zimmergenossinnen fanden das anfangs auch nicht gerade gut. Aber ein Lächeln hat sie dann schnell überzeugt.“ Beinahe im selben Augenblick begann er breit zu lächeln, als wollte er seine Technik demonstrieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie beobachtete ihn dabei und zog die Augenbraue skeptisch in die Höhe: „Da ist ja der Wahnsinn, auf den ich gehofft hatte...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Autsch! Du bist wirklich kalt wie Eis.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du wirst es sicherlich überleben, Jude.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das weiß ich noch nicht, aber ich werde es natürlich versuchen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Warum schickt das Ministerium keinen... erfahrenen Auror, um meine Fähigkeiten weiterauszubauen?“, erkundigte sich Camilla unverblümt. Er konnte erst seit ein paar Jahren als Auror arbeiten und unmöglich viele Einsätze gehabt haben. Auf sie wirkte er sogar so geleckt, dass er vielleicht noch nie einen schwarzen Magier gefangen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Weil ich ein geborener Legilimentor bin.“, antwortete er ohne beleidigt zu sein. „Zurzeit der einzige, der dem Ministerium zur freien Verfügung steht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aber du bist nicht aus Amerika.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Überrascht sah er sie an, nickte dann aber: „Das ist korrekt. Ich bin aus England... Was hat mich verraten?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Der Akzent.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ah, daran muss ich dann wohl noch arbeiten. Danke sehr.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wofür?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Für die Kritik.“, sagte er feierlich. „Wenn ich mal im Einsatz verdeckt ermittle, darf ich nicht sofort als Engländer auffallen. Muss vielleicht sogar einheimisch wirken... Aber Übung macht den Meister.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Gewiss doch...“, lenkte die Blondine skeptisch ein. „Was heißt das, dass du ein geborener Legilimentor bist?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich kann jeder Zeit auf die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen von Menschen in meinem Umkreis eindringen. Je näher ich ihnen stehe desto einfacher wird es.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wenn du zum Beispiel mit einer der Personen direkt verwandt bist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Zum Beispiel, ja. Kluges Kind.“, lobte Jude sie lächelnd. „Natürlich können gute Okklumentoren mich entweder komplett raushalten oder mich zumindest hinauswerfen. Jedoch dringe ich beinahe unbemerkt in den Verstand meiner Gegenüber ein, weshalb das nicht immer leicht ist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ist er... Also... Ist mein...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vermutlich ist er das. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr miteinander verwandt seid.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein beunruhigender Gedanke, dass der dunkle Lord in jeden Geist eindringen konnte, der sich nicht zu schützen wusste. Und das vielleicht sogar vom Tag seiner Geburt an. Es hatte ihn gewiss ausgegrenzt... Soweit Camilla es in seinen Erinnerungen gesehen hatte, war er in einem Waisenhaus der No-Maj aufgewachsen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Natürlich hatten die Kinder dort schnell gemerkt, dass Tom nicht wie sie war. Er war ausgegrenzt worden. Nicht nur, weil er anders war, sondern auch weil er sich nicht hatte anpassen wollen. Tom hatte sich davon nicht beirren lassen und seine Fähigkeiten weiter eingesetzt. Jene bestraft, die gemein zu ihm waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wenn er zusätzlich noch ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen kannte, musste es ein Kinderspiel für ihn gewesen sein, Angst und Schrecken unter ihnen zu verbreiten. Und er hatte es genossen... Schon als Kind.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kannst du auch jetzt meine Gedanken lesen?“, fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jude Davies lächelte verlockend: „Natürlich. Ich lese sie, seit ich in dein Zimmer gekommen bin.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich glaube dir nicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Als du aufgewacht bist, ist dir direkt aufgefallen, dass du mich hübsch findest. Danke übrigens dafür. Und dir fiel auf, dass ich Anfang Zwanzig bin. Gute Schätzung. Ich bin tatsächlich zweiundzwanzig Jahre alt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das... könntest du auch an meiner Körpersprache abgelesen haben...“, murmelte Camilla errötet. Es war schon peinlich, dass er all das wusste. Sie kam sich wie ein schwärmendes, dummes Kind vor, das einen Erwachsenen bat, es später mal zu ehelichen![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Stimmt... Aber ich weiß auch, dass du an deiner Mutter zu zweifeln beginnst.“, fuhr der Auror entspannt fort. „Er hat dir gesagt, dass sie den Tod ihres Vaters in Auftrag gegeben hat, weil er sie zur Abtreibung zwang. Du weißt nicht, ob es stimmt. Es bringt dich ins Wanken und lässt dich befürchten, dass auch du mal solch eine Entscheidung fällen könntest.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Eben hast du darüber nachgedacht, wie die Kindheit des dunklen Lords verlaufen ist. Anhand der Bilder, die du durch eure Verbindung auffängst, weißt du, dass er in einem Waisenhaus aufwuchs. Du hast seine soziopathischen Tendenzen erkannt und fragst dich, ob das auch in dir steckt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war unheimlich, wenn man in so wenigen Augenblicken derartig durchleuchtet wurde, aber sie hatte es auch darauf angelegt. Sie schwieg, ehe die Blondine ihn fragend ansah: „Bin ich ein Soziopath?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Eher nicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was macht dich so sicher?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du hast ein Gewissen. Soziopathen haben eher keines.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aber ich habe mir wirklich manchmal den Tod von manchen gewünscht...“, warf Camilla seufzend ein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du hast das doch eben erst dem dunklen Lord gesagt.“, sagte er kichernd. „Du unterscheidest dich von ihm, weil du zwar daran denkst, es aber nicht tust. Ein Soziopath tut es und bereut es nicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Obwohl es sie wohl beruhigen sollte, tat es das nicht. Sie zweifelte an sich und ihren Genen. Hatte Angst vor dem, was Tom ihr vielleicht vererbt haben konnte, wenn sie von dem Autismus absah. Der war zumindest nicht stark ausgeprägt. Aber waren da vielleicht andere Dinge, die er ihr wesentlich stärker mitgegeben hatte?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wieso spüre ich in den Träumen Schmerz, in denen er vorkommt?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Tust du das?“, hakte er überrascht nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja... Trotzdem wache ich nicht auf.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Irritiert stellte Camilla fest, dass der Auror aufsprang. Er griff nach ihrer Decke. Schamesröte peitschte in ihr hoch, als er sie einfach wegriss. Zu ihrer Erleichterung aber nicht obenrum, sondern nur um ihre Füße freizulegen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Entsetzt stellten sie beide fest, dass das Bettzeug vollgesogen war mit Blut, welches größtenteils bereits getrocknet war. Unheilvoll war es da und erinnerte sie an ihren Tanz auf den Scherben. Barfuß... Vollkommen in Trance und doch das Gefühl von Freiheit.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Behutsam nahm er ihren rechten Fuß entgegen und betrachtete besorgt ihre Sohle. Das wiederholte er auch mit dem linken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seinem Blick zu urteilen, waren dort überall Schnittwunden. Schnittwunden, die nur von Scherben herrühren konnten, wie in ihrem Traum.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist gar nicht gut...“, flüsterte Jude besorgt und zückte im Anschluss seinen Zauberstab. „Episkey.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Den Schmerz hatte sie bis eben kaum bemerkt, doch nun verschwand er völlig. Er war gewiss kein Heiler, dennoch glaubte sie, dass er seinen Job gut gemacht hatte. Unter den Krusten von altem Blut war es nur kaum zu erkennen, als sie einen Blick riskierte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hat er dich schon öfters verletzt?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Einmal.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dann ist er wirklich verdammt tief in dir drin.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ist es zu spät?“, hakte die Blondine besorgt nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein, nein... Es wird dich nur noch mehr Anstrengungen kosten als bisher angenommen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Solange ich ihn nur irgendwie aus meinem Kopf heraushalten kann, nehme ich alle Anstrengungen in Kauf.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jude Davies lächelte geheimnisvoll als er das hörte und sah sie wieder an: „Professor Ward hat recht... Du bist wirklich eine sehr motivierte und mutige Schülerin.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ähm... Danke...?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Gern geschehen.“, sagte der Auror entspannt. „Unser Training beginnt ab heute Nachmittag. Ich bitte dich in jeder deiner Freistunden zu mir zu kommen. Wir müssen sehr viel üben und das möglichst häufig.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„In Ordnung. Wo soll ich hinkommen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Heute in den Raum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“, erwiderte er. „Professor Ward wird uns aber noch einen Raum besorgen, den wir dauerhaft verwenden können. Unterricht soll uns nicht ausbremsen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Okay.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie war noch nie so erleichtert gewesen! Jude war vielleicht noch verdammt jung, aber er nahm ihre Ausbildung offensichtlich ernst. Genauso wie sie. Das würde sie sicherlich in der Okklumentik voranbringen und er konnte ihr noch viel über Legilimentik beibringen, um diese besser zu verstehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Innerlich dankte sie ihrem Hauslehrer, dass er sich so für einen neuen Lehrer in diesem Bereich eingesetzt hatte. Ohne ihn wäre sie nun verloren![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Eines muss ich trotzdem noch wissen.“, warf Camilla ernst ein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was denn?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hat er die Wahrheit gesagt? Hat er für meine Mutter ihren Vater getötet?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jude Davies schwieg eine Weile, nickte dann aber bleiern: „Ja, es stimmt. Bisher scheint er dich noch gar nicht belogen zu haben. Was nicht heißt, dass es nicht noch so sein wird.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Verstehe...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit dieser Information musste sie nun leben. Immerhin hatte sie danach gefragt. Trotzdem wünschte sich ein Teil von ihr, dass der Auror sie in diesem Bezug belogen hätte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Camy...“, warf Logan ein und griff sie sanft am Ärmel.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er wusste nichts von ihrer wahren Herkunft, aber von Jude hatte sie ihm berichtet. Er wusste also, dass sie sich gerade auf den Weg zu dessen Privatunterricht machen wollte. Sie sahen sich in letzter Zeit wirklich selten, weil sie so hart an ihrer Okklumentik arbeitete. Wenn sie nicht das tat, lernte die Blondine für die Prüfungen dieses Jahres.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Auch Logan Jenkins war viel am Büffeln. Zumeist zusammen mit den Zwillingen, die dieses Unterfangen tatsächlich nicht leicht gestalteten. Sie spielten lieber Streiche oder blödelten herum, was Logan um den Verstand brachte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was gibt’s denn?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich wollte dir noch was sagen...“, stammelte er seltsam verunsichert. So hatte sie ihn noch nie gesehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dann schieß‘ los. Ich bin ganz Ohr.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Na ja... Es ist so, dass... Ich... Also...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mehr als dieses Gestammel kam einfach nicht heraus. Seine Wangen liefen in einem sanften Rosé an, während er um die richtigen Worte rang. Das Gefuchtel mit seinen Armen machte es nicht unbedingt besser! Auch wenn er dabei gewiss ein paar Kalorien verbrannte...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Immer wieder setzte er einen Satz an, um ihn dann sofort wieder abzubrechen. Dennoch übte sich Camilla in Geduld. Kräuterkunde war vorzeitig beendet worden, weil sich alle weitgehend gut angestellt hatten. Sie hatte also einen zeitlichen Puffer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es ist so, dass ich... Ich... Nun Oliver meinte zwar, dass ich auf dich-... Aber... Nun ja...“, stammelte er vollkommen verzweifelt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Okay, okay...“, warf sie nach einer Weile dann doch ein. „Ich weiß, dass du schwul bist. Alles gut.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Logans Gesichtszüge entglitten ihm augenblicklich, während sein Mund ihm offenstand. Jedoch war er wohl nicht in der Verfassung, irgendwas dazu zu sagen. Der Schock ließ seine Augen geweitet starren, was ein bisschen unheimlich wirkte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verwirrt begann ihr Mitschüler an seinem Ärmel zu nesteln. Wohl unsicher, ob seine Sexualität vielleicht doch zu offensichtlich gewesen war. Immerhin war Homosexualität – vor allem bei Männern – ein Tabu-Thema. Es führte oft zu sinnloser Gewalt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Woher...?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Zwei Väter.“, erinnerte sie ihn gelassen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ach... Ach ja...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und ich bin nicht blind.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hast du das... schon irgendwem erzählt...?“, stotterte Logan etwas ängstlich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein, das geht wohl kaum jemanden etwas an. Oder soll ich es jemanden erzählen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Guter Gott! Nein!“, warf er kopfschüttelnd ein. „Seit wann weißt du es?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hatte es schon eine Weile geahnt. Aber als Mason meinte, dass du vielleicht in mich verschossen sein könntest, habe ich mehr darauf geachtet.“, erklärte Camilla nüchtern. „War mir ziemlich schnell sicher, dass er die Zeichen komplett falsch gedeutet hat. Verbringst echt viel Zeit mit den Zwillingen in letzter Zeit... Ergänzt inzwischen sogar ihre Sätze.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Röte peitschte in das Gesicht ihres besten Freundes, der etwas verlegen auf der Stelle trat. Er hatte sich wohl für weniger auffällig gehalten. An sich war er es ja auch nicht! Man musste schon sehr genau wissen, wonach man suchte, um es zu erkennen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Oliver hatte seine Anhänglichkeit als Zuneigung für sie gedeutet. In Wahrheit hatte er in der Nähe der Zwillinge sein wollen, die viel bei ihr rumhingen. Mit ihr verband er nur platonische Gefühle. So, wie sie für ihn nur rein freundschaftliche Empfindungen hegte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wenn du mir jetzt noch sagst, dass du weißt, auf welchen der beiden ich stehe, bin ich wirklich endgültig baff.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich kann da nur spekulieren...“, murmelte sie nachdenklich. „Noah?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Überrascht zuckten seine Augenbrauen in die Höhe, ehe er nickte: „Warum hast du direkt auf Noah getippt?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„War eine Fifty-Fifty-Chance... Aber weil ihr im gleichen Haus seid, verbringt ihr viel mehr Zeit zusammen. Da entwickelt man schnell Gefühle.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Beeindruckend.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du solltest mich mal beim Pokern sehen!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Lieber nicht...“, sagte er glucksend. „Da würde ich mein letztes Hemd verlieren.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla lächelte mysteriös, ehe sie sich umdrehte. Sie setzte sich wieder in Bewegung. Immerhin hatten sie das Thema nun abgeschlossen und auf sie wartete noch eine Privatstunde mit Jude Davies.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Logan schloss jedoch zu ihr auf: „Ich bringe dich noch hin.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Willst dich wohl etwas beruhigen, bevor du zu den Zwillingen gehst?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Fühl‘ dich frei mich zu begleiten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Danke.“, erwiderte er erleichtert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es stand der etwa zweiundzwanzigjährige Tom Riddle alleine in dem chaotisch leer geräumten Schlafzimmer. Mit nichts in den Händen als ein eilig geschriebener Brief, der kurze Abschiedsworte bereithielt. Vollkommen gebrochen von dem Verrat und ergriffen von dem Gefühl von Einsamkeit. Von Zorn... Missverstanden von der eigenen Geliebten. Unwissend, dass sie ein Kind von ihm erwartete.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wie er so dastand, kam er ihr wie eine Statue vor. Die Statue eines gebrochenen Mannes. Der Stoff, aus dem Dramen gemacht waren! Musicals... Es fehlten nur noch Dorfbewohner, die ganz unverständlich zu singen und tanzen begannen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Diesen absolut lächerlichen Gedanken schüttelte Camilla ab, als sie näherkam. Sie ignorierte die Warnungen in ihrem Geist, die davon abrieten ihm zu nahe zu kommen. Trotz dieses Protestes kam sie näher, um einen Blick auf den fein säuberlichen Brief zu werfen. Die geschwungene Handschrift ihrer toten Mutter betrachtete sie, als wäre es das erste und letzte Mal. Prägte sich jeden Schnörkel ein. Den Druck, den sie mit ihrer Feder von Wort zu Wort variiert hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass sie während des Verfassens geweint haben musste. Getrocknete Tränen wellten das Pergament punktuell und nahmen ihm die Unversehrtheit.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du verlierst dich schon wieder.“, ermahnte sie eine strenge Männerstimme.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Schockiert riss sie sich aus ihrer Trance. Als sich Camilla umdrehte, stand dort Jude. Er zog die Augenbrauen in die Höhe, während er sie zwischen Ärger und Spott musterte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als sich die Blondine wieder zu ihrem Vater drehte, war er verschwunden. Ebenso wie der Abschiedsbrief ihrer Mutter. Da war nur das hastig leer geräumte Schlafzimmer, das mit der Zeit Staub ansetzen würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Warum gerade diese Erinnerung sie so in den Bann schlug, konnte sie nicht erklären. An sich hätte es die aus dem Wohnzimmer sein sollen. Dort konnte sie Sarah in der vollen Blüte ihres Lebens erblicken und sich an ihrem Lächeln erfreuen. Doch stattdessen zog es sie immer wieder zu dem Augenblick von Toms größten Schmerz.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Plötzlich verschwamm alles und als sie wieder ihre Lider öffnete, war sie nicht mehr in dem leeren Schlafzimmer, sondern in einem kleinen Büro. Dieser Raum war geputzt und nach den Wünschen von Jude Davies eingerichtet worden. Hier übten sie schon seit Wochen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Auror sah sie immer noch so an. Diese gemischten Gefühle... Schien darüber nachzudenken, ob er sie tadeln oder vielleicht doch trösten sollte. Camilla wusste nicht mal selbst, was sie in diesem Moment wirklich brauchte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was hast du wieder falsch gemacht?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hab‘ dich wieder reingelassen...“, brummte die Blondine sehr unzufrieden mit sich selbst.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hast du inzwischen gemerkt, warum ich so oft bei dir reinkomme, obwohl wir so intensiv üben?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein... Was mache ich denn falsch? Ich verstehe es nicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sobald du dich sicher fühlst, lässt du deinen Schild fallen.“, erklärte Jude ihr sachlich. „Nicht vollständig, aber stark genug, damit ein erfahrener Legilimentor es in deinen Kopf schafft. Du darfst nicht darauf warten, dass du das Eindringen bemerkst, sondern musst deine Abschirmung permanent vollständig oben behalten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist sehr anstrengend...“, warf die Schülerin verzweifelt ein. „Wie soll ich das denn bitte jemals schaffen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du kannst das. Du hast es schon mal geschafft.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wann?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„In den Winterferien, Camilla.“, erinnerte der Auror sie nüchtern. „Während du bei deinen Vätern warst, war er nicht ein einziges Mal in deinem Verstand.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aber sie haben ja auch dort auf mich aufgepasst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Camilla... Sie können dich nicht vor diesem Fremdzugriff schützen. Das warst du ganz alleine.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verblüfft starrte sie ihren Privatlehrer mit offenem Mund an. Sie hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass ihre Väter sie vor dem Zugriff geschützt hatten. Manchmal hatten sie sie immerhin geweckt, wenn sie sich irgendwie verkrampft hatte. Doch jetzt, wo sie darüber nachdachte, hatte Jude vollkommen recht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Okklumentik war eine instinktive und nicht übertragbare Fähigkeit von Zauberern und Hexen. Je mächtiger ihr Wille und ihre Konzentration waren desto effektiver wurde auch der Schutz. Der Schild konnte nicht geteilt werden. Entweder man lernte sich vor Fremdzugriffen zu schützen oder man musste sie in Kauf nehmen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du bist eine wirklich außergewöhnliche Okklumentorin, Camilla.“, sagte der Auror aufrichtig. „Besonders für dein Alter! Wir arbeiten seit Wochen zusammen und es fällt mir zunehmend schwerer, einen Zugang zu dir zu bekommen. Dabei stehen wir uns gegenüber... Nur manchmal verfällst du in eine Art Trance.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß nicht, woran das liegt...“, seufzte die Blondine verzweifelt. „Wie kann ich es schaffen, dass mir das nicht mehr passiert? So kann er in mich hinein... In diesen Momenten, wo ich alleine mit mir sein will.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir müssen einen Weg finden, wie du dich deinen Gedanken ganz ergeben kannst, ohne deine Schilde fallen zu lassen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja, aber wie?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir werden in den nächsten Wochen ein paar Techniken ausprobieren und schauen, welche bei dir funktioniert.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wieso haben wir das nicht schon eher gemacht?“, hakte Camilla skeptisch nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich musste ja selbst herausfinden, wo genau deine Lücken sind und schauen, welche du so schließen kannst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Also warst du ahnungslos bis heute.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Korrekt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Obwohl es eigentlich nicht witzig war, musste sie doch darüber lachen. Vor allem, weil er sein Versagen so nüchtern zugab.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Legilimentik und Okklumentik waren wirklich eigenartige Fähigkeiten. Mächtig, wenn man sie zu nutzen versuchte, aber schwammig, wenn es um die Ausführung ging. Gedanken, Erinnerungen und Gefühle von Menschen waren wahnsinnig verworren. Es konnte Wochen dauern, bis man sie durchblickte und an die Informationen kam, die erwünscht waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jude hatte ihr aber auch schon Gedanken eingepflanzt. Natürlich hatte er sie nach dem Unterricht wieder korrigiert, aber er wollte ihr zeigen, wie einfach sie durch Legilimentik manipuliert werden konnte. Sie sollte sehen, dass Tom in der Lage wäre, ihre Erinnerungen vollkommen zu verändern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nur deshalb hatte der Auror den Einsatz von einem Denkarium genehmigen lassen. Diese Schale stand auch hier in dem kleinen Büro und war durch diverse Zauber geschützt, damit keine Dritten darauf Zugriff erlangen konnten. In dieser Schale befanden sich die wertvollsten Erinnerungen von Camilla Blair und ihrer Familie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sollte der dunkle Lord auf die Idee kommen, diese zu verändern, würden sie es merken. Zusätzlich hatten sie die Möglichkeit, ihr die wahren Erinnerungen zu zeigen. So konnten sie die Veränderungen aufheben, bevor sie ihren Charakter negativ beeinflussten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Bisher hatten sie die gespeicherten Erinnerungen nicht wirklich gebraucht. Trotzdem sah sich Camilla diese regelmäßig an, um ganz sicher zu sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Können mehrere Legilimentoren gleichzeitig in den gleichen Verstand eindringen?“, hörte sich Camilla fragen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Theoretisch? Ich denke schon...“, murmelte Jude nachdenklich. „Aber ich denke, dass es die Person schnell zum Bersten bringen würde. Es ist schon immer sehr belastend, wenn ein Legilimentor in den Kopf eindringt... Wenn es gleich zwei oder drei sind, wird der Betroffene es wohl kaum aushalten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Also ist es möglich, dass Tom in meinem Kopf ist, während wir gerade am Üben sind?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das könnte gut sein, ja.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was passiert, wenn ihr in meinem Kopf aufeinandertrefft?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Er wird sicherlich versuchen, mich umzubringen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Geht das denn?“, hakte die Blondine nach. „Kannst du in meinem Kopf einfach so sterben?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Indirekt... Mein Bewusstsein ist ja sozusagen in dir und wenn er dort zerschmettert wird... Ich bin mir nicht sicher, was dann geschieht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla seufzte angestrengt: „Wir sollten das lieber nicht herausfinden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dem stimme ich zu.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie übten noch einige Stunden weiter, doch dann wurde es Zeit aufzuhören. Das Abendessen wartete. Außerdem musste Jude Davies den gesamten Unterrichtsplan nun umstellen. Er wusste, wo das Problem lag und nun mussten sie es irgendwie lösen, damit Tom Riddle aus ihrem Kopf rausblieb. Möglichst bevor er sich in den Unterricht einmischte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zwar hegte sie immer noch den Wunsch mehr über Tom zu erfahren und auch über ihre Mutter, doch das musste auch anders gehen. Diese ständige Angst vor Albträumen... Die Befürchtung, dass er vielleicht anfing, ihre Gedanken zu verändern. Sie vielleicht zu etwas trieb, was alles infrage stellen könnte... Camilla wollte es sich nicht ausmalen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da aber die Besuche des dunklen Lords weniger geworden waren, trug der Unterricht wohl dennoch Früchte. Nur würde er irgendwann ihre Schwachpunkte finden und dann wäre es egal, ob sie gerade in Trance war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Keuchend stand Camilla an einer Mauer gelehnt und versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, was eigentlich geschehen war. Ihr ganzer Arm blutete! Wenn sie sich diesen so anschaute, sah es ein bisschen so aus, als habe sie ihn in einen Fleischwolf gesteckt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie sah sich um und stellte fest, dass sie auf dem Gelände von Ilvermorny war. Es regnete recht stark, weshalb ihre Mitschüler wohl auch alle drinnen waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als ihr bewusst wurde, wie schlecht das Wetter war, blickte sie erneut an sich herab. Ihre blau-rote Uniform war vollständig durchnässt. Wobei ihr Schulleiter darauf bestehen würde, dass es nicht einfach nur ein Rotton, sondern die Farbe von Cranberrys war![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie atmete mehrmals tief durch. Ihr blau-roter Faltenrock mit Schottenmuster schien weitgehend unbefleckt zu sein, was sie von der schwarzen Weste über ihrer weißen Bluse nicht behaupten konnte. Jedoch sah man das Blut kaum durch den dunklen Ton durch. Anders sah es mit dem weißen Ärmel ihrer teilweise zerfetzten Bluse aus. Die waren vollkommen rot verfärbt![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die enge, braune Hose unter ihrem Rock dagegen wirkte wieder unbeschadet, ebenso wie ihre ordentlichen Lackschuhe. Nur fragte sie sich, wo ihr blauer Umhang war. Camilla konnte sich nicht vorstellen, dass sie bei diesem Wetter ohne ihn herausgegangen war. Die goldene Brosche in Form eines gordischen Knotens war ebenfalls nicht an ihrer Weste.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Was um alles in der Welt ist denn passiert?, fragte sich die Blondine atemlos.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam ließ sie ihre Hand in die Rocktasche sinken und anschließend in die Westentasche gleiten. Ihr Zauberstab war nicht da. Dafür hatte sie nun aber auch ihren Rock mit Blut verschmiert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla trat wieder in den Regen. Sie hob den Kopf in ihn und schloss die Augen. Sie spürte das kalte Prasseln jedes Tropfens auf ihrer unterkühlten Haut. Spürte den Wind in ihrem nassen Haar. Doch vor allem konnte sie jetzt den unfassbar brennenden Schmerz in ihrem Arm wahrnehmen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war kein Traum. Zwar konnte Tom sie gewisse Dinge spüren lassen und sie auch verletzen, aber nicht so viel auf einen Schlag. Jude hatte sich überlegt, dass sie so stets testen konnte, was Realität war oder eben Täuschung. Bisher hatte es auch wunderbar funktioniert, weshalb sie nicht infrage stellte, ob es auch dieses Mal so war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Übelkeit und Schwindel ergriffen schließlich ihren Körper. Das Adrenalin schien ihr Blut zu verlassen. Wenn sie nicht aufpasste, dann würde sie hier draußen einfach zusammenbrechen. Dann würde sie erfrieren...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Blondine schluckte alles herunter und setzte sich stattdessen in Bewegung. Der Regen erschwerte ihr die Sicht und machte die Fortbewegung zu einem trägen Kampf, doch irgendwie schaffte sie es voranzukommen. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Plötzlich rutschten ihr die Füße weg. Camilla stürzte nur nicht, weil sie sich an etwas festklammern konnte. Trotzdem rutschte sie schmerzhaft auf ihre Knie und befürchtete, dass sie diese gerade aufgeschlagen hatte. Bei ihrem Glück wäre die braune Hose ebenfalls beschädigt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Benommen blickte sie auf und wollte überprüfen, woran sie sich festgehalten hatte. Überrascht musste sie feststellen, dass es weder eine Statue noch eine Säule war, sondern ein Mensch. Ein Mädchen, um genau zu sein![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verschwommen erkannte Camilla blondes, kurzes Haar, welches nur am Pony länger und wilder erschien. Ein wirklich hübsches, puppenhaftes Gesicht mit vollen, küssenswerten Lippen. Vielleicht wirkte sie etwas blass, doch die blaugrauen Augen strahlten so viel Wärme aus, dass es beinahe egal zu sein schien.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nicht nur am längeren Umhang konnte Camilla erkennen, dass das Mädchen aus dem Haus Pukwudgie stammte, sondern vor allem an den Ärmeln ihres Umhangs. Dort prangte das Wappen ihres Hauses mit sanften Schnörkeln, zumindest angedeutet. Camillas eigener verschwundener Umhang war hinten kürzer und an den Ärmel befand sich die Wampuskatze. Ebenfalls mit verzierenden Schnörkeln.  [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Anders als in Hogwarts trugen alle Schüler blau-rote Krawatten unabhängig von ihren Häusern. Nur anhand des Umhangs konnte das Haus eindeutig bestimmt werden, weshalb viele Mitschüler sie auch nicht immer trugen. Sie wollten nicht auf ihr Haus beschränkt werden. Natürlich wussten irgendwann alle, wer in welches Haus gehörte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Blair?“, hörte sie das Mädchen sagen. Wobei hören viel gesagt war, denn es ähnelte viel mehr einem Rauschen. Fast als stünden sie inmitten eines Wasserfalls.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla blinzelte gegen den Regen und ihre Benommenheit an, aber sie schaffte es nicht wirklich. Ihr Kopf war schrecklich konfus! Gewiss lag das auch am Blutverlust.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich helfe dir.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie spürte eine kalte Wand an ihrem Rücken, dann zückte das Mädchen einen hellbraunen Zauberstab. Camilla konnte nicht verstehen, welche Sprüche sie benutzte, doch sie spürte, dass sie funktionierten. Die Wunden an ihrem Arm schlossen sich und verschwanden einfach, als hätten sie niemals existiert. Die Schmerzen nahmen ab.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch war ihr etwas schwindlig, doch sie spürte, dass auch das allmählich besser wurde. Ihre Sicht wurde von Sekunde zu Sekunde klarer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Was für ein Glück..., sinnierte die Langhaarige skeptisch. Zufällig ist jemand aus dem Haus der Heiler hier draußen, der offenbar auch noch gut ist.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dem Ganzen traute Camilla nicht. Jedoch wäre es sehr undankbar, wenn sie dem Mädchen direkt irgendwas vorwarf. Außerdem konnte es wirklich Zufall sein. Immerhin konnte sie sich nicht erinnern, was eigentlich geschehen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Geht es dir besser?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich denke... schon...“, murmelte Camilla etwas heiser.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du musst trotzdem zu Madam Coleman.“, sagte ihre Mitschülerin weiterhin besorgt. „Du scheinst viel Blut verloren zu haben. Außerdem könnte ich irgendwas falsch gemacht haben...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wer bist du?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verdutzt sah die Kurzhaarige sie an und wirkte ein bisschen gekränkt. Offenbar ging das Mädchen davon aus, dass sie ihren Namen kennen müsste. Doch egal, wie sehr sich Camilla auch anstrengte, sie konnte das hübsche Gesicht nicht zuordnen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Penelope Clambert. Ich bin im sechsten Jahr.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Auch ihr Name sagte ihr nichts. Sie war definitiv nicht Jahrgangsbeste, denn die Namen wurden groß ausgehangen. Daran würde sie sich erinnern. Selbst wenn sie in der Quidditch-Mannschaft ihres Hauses wäre, konnte sie schwer erwarten, dass Camilla das wusste. Immerhin war ja in aller Munde, dass sie eine Abneigung gegen diesen Sport hegte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir hatten vor etwa zwei Jahren was miteinander.“, erklärte Penelope plötzlich verdattert. Sie hatte wohl erkannt, dass sie sich zu erinnern versuchte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Peinlich berührt errötete Camilla: „Sorry... Ich habe ein echt schlechtes Gedächtnis, wenn es um Gesichter geht. Und Namen...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir hatten ein paar Mal Sex!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das trifft auf einige Schüler zu...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich... dachte nicht, dass die Gerüchte stimmen...“, murmelte die Pukwudgie-Schülerin sichtlich verletzt. „Ich dachte, dass die alle übertreiben, wenn es um deine Flatterhaftigkeit geht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Tut mir leid, aber es sind eher Untertreibungen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Zumindest erklärt das, weshalb du anschließend nicht mehr großartig mit mir gesprochen hast...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Auch das tut mir leid.“, sagte Camilla mitleidig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Auch wenn es ihr nicht wirklich leidtat, kam es ihr so vor, als müsste sie sich dennoch entschuldigen. Penelope hatte sich damals offenbar Hoffnungen gemacht, während Camilla sie einfach benutzt und vergessen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dennoch kam ihr ihr auftauchen immer noch sehr verdächtig vor. Das Wetter war furchtbar. Sie wusste zwar nicht genau, wie spät es eigentlich war, tippte aber durchaus auf laufenden Unterricht. Warum also war sie draußen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich bringe dich nun erstmal in den Krankenflügel.“, seufzte Penelope angestrengt und bot Camilla ihren Arm an. Sie ließ sich stützen, damit sie zusammen endlich in das Schloss gehen konnten. Weg vom Regen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wie die Wampus-Schülerin schon vermutet hatte, war laufender Unterricht. Auf den Gängen waren nur wenige Schüler unterwegs und die eilten meistens zum nächsten Fach. Auch keine Professoren streiften durch die Korridore, um nach dem Rechten zu sehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hier und da flogen einige Geister umher, die die Schüler sehr freundlich grüßten. Ebenso wie die bewegten Portraits an den Wänden. Selbstverständlich fragte jeder nach, was passiert sei und einige der Leute in den Bildern folgten ihnen sogar, um bessere Blicke auf Camilla Blair zu erhaschen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wieso warst du überhaupt draußen?“, hakte Camilla nach, als gerade nur ein paar Bilder sie neugierig beobachteten. Kein Gespenst war gerade da. Soweit sie es beurteilen konnte, auch keine anderen Mitschüler.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich bin Vertrauensschülerin.“, antwortete Penelope, als sei es die Antwort auf alle Fragen. „Es gibt Berichte über ein wildes, magisches Geschöpf, das zurzeit um Ilvermorny herumschleicht. Während des laufenden Unterrichts wechseln sich die Vertrauensschüler ab und patrouillieren draußen. Wäre ich nicht da gewesen, hätte dich ein anderer Vertrauensschüler gefunden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Verstehe...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nur hätte der vielleicht nicht so gute heilende Fähigkeiten gehabt und ich wäre nun mehr tot als lebendig., dachte sie verbittert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du bist nicht zufällig von einem magischen Geschöpf angegriffen worden?“, fragte Penelope hoffnungsvoll nach. Wenn die Kreatur gefunden wurde, konnten alle Vertrauensschüler wieder am Unterricht teilnehmen. Sie verpasste nun regelmäßig den Stoff und musste ihn sicherlich selbstständig nachholen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Tut mir leid...“, brummte Camilla unglücklich. „Ich kann mich zurzeit gar nicht daran erinnern, was passiert ist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Stehst wahrscheinlich unter Schock. Das kommt bestimmt wieder, wenn du erstmal wieder bei Kräften bist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Enttäuschung war der Vertrauensschülerin anzumerken, aber das nahm die Wampus-Schülerin ihr nicht übel. Sie wollte einfach nur wieder einen normalen Schulablauf und ihre Kameraden in Sicherheit wissen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es dauerte nicht mehr lange, dann erreichten sie den Krankenflügel. Madam Coleman kam ihnen direkt entgegen und nahm Penelope ihre jüngere Mitschülerin ab. Sie brachte sie direkt zu einem freien Bett und zwang sie, sich auch hinzulegen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Heute war es hier seltsam voll. Mädchen und Jungen besetzten zahlreiche Betten. Manche wirkten nur etwas angeschlagen, andere sahen ernsthaft krank oder verletzt aus.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Quidditch-Training, das eskalierte.“, meckerte Madam Coleman, während sie ihren Puls prüfte. „Was ist passiert?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich habe sie draußen gefunden, Madam Coleman.“, erklärte die Vertrauensschülerin sachlich. „Ihr ganzer Arm war zerfetzt und sie konnte kaum noch stehen. Ich habe sie zwar geheilt, weiß aber nicht, ob ich alles richtig gemacht habe...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Krankenschwester blieb ruhig, während sie die Ärmel von Camilla in die Höhe krempelte. Prüfend untersuchte sie beide Arme. Tastete sie ab. Suchte nach eventuellen Verletzungen. Sie wirkten jedoch sehr zufrieden, als sie die Ärmel wieder sinken ließ.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie scheinen alles korrekt ausgeführt zu haben, Miss Clambert.“, sagte die Frau lobend. „So wie ich es gewohnt bin. Wie viel Blut hat sie verloren?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Schwer zu sagen... Ich habe sie nicht sofort gefunden und weiß auch nicht, was passiert ist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„In Ordnung. Ich werde das Blut auf jeden Fall regenerieren lassen, damit Miss Blair wieder etwas Farbe gewinnt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Erscheint mir auch sinnvoll, Madam Coleman.“, stimmte Penelope freundlich zu. „Ich muss auch wieder los. Soll ich jemanden Bescheid sagen, Blair?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wäre nett, wenn du Cyrus Archer sagst, dass ich hier bin.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Klar, mache ich. Gute Besserung.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Danke sehr. Und danke für deine Hilfe.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Gerne.“, erwiderte die Kurzhaarige lächelnd, drehte sich um und ging dann.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Einige der anderen Patienten schauten neugierig herüber. Sie konnte hören, dass sie tuschelten, verstand aber nicht, was genau sie redeten. Vermutlich rätselten sie aber darüber, weshalb sie nun hier im Krankenflügel war. Sie sah ja nicht beim Quidditch zu, also war sie keines der Opfer von dem misslungenen Training.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Madam Coleman war die Neugier der Mitschüler egal. Stattdessen sah sie Camilla tadelnd an: „Wieso sind Sie in letzter Zeit so oft hier, Miss Blair? Langsam mache ich mir wirklich Sorgen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Keine Ahnung, Madam Coleman.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sind Sie etwa von diesem wilden, magischen Geschöpf angegriffen worden?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kann mich nicht erinnern, was passiert ist.“, antwortete die Blondine seufzend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nun, ich hole dann mal den Trunk für die Erneuerung Ihres Blutes, Miss Blair.“, murmelte die Krankenschwester. „Bitte bleiben Sie liegen und ruhen Sie sich aus.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja, Mam.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Madam Coleman entfernte sich rasch von dem Bett. Sie hatte zahlreiche Tränke auf Lager in einem Medizinschrank, jedoch waren es so viele Phiolen, dass es stets etwas dauerte, bis der richtige Trunk gefunden war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla hatte mal einen Blick in den Schrank riskiert und festgestellt, dass einige der Fläschchen schon so alt waren, dass die Etiketten nicht mehr lesbar waren. Andere dagegen waren ganz neu. Von vielen der Tränke hatte sie zuvor noch nie etwas gehört gehabt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seufzend sank sie in das Kissen und schloss erschöpft ihre Augen. Sie konnte sich immer noch nicht an die Geschehnisse erinnern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zärtlich spürte sie einen Mund auf ihren Lippen. Blinzelnd öffnete Camilla ihre Lider und sah, dass Cyrus Archer über ihr lehnte. Seit sie sich in der Nacht geküsst hatten, gingen sie öfters miteinander aus. Ob sie bereits ein Pärchen waren, wusste sie tatsächlich nicht. Bisher hatten sie nicht darüber gesprochen. Aber sie küssten sich ständig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ist wahrscheinlich eine Beziehung..., dachte Camilla. Auf jeden Fall mehr Beziehung, als ich jemals mit Oliver hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Denn wenn Cyrus sie küsste, begann ihr Herz zu rasen. Bei ihm fühlte sie sich seltsam frei. Sie wusste nicht genau, woher das kam, doch es fühlte sich wirklich gut an. Er war neben ihren Lehrern auch der einzige, der um ihre Problematik wusste. Allen Bedenken zum Trotz hatte sie ihm sogar erzählt, dass Tom Riddle ihr Vater war und ihr ungewollter Besucher.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wie geht es dir?“, fragte er liebevoll, während er ihr durch das goldene Haar streichelte. Es war inzwischen weitgehend trocken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Besser.“, antwortete Camilla aufrichtig. „Weiß nur immer noch nicht, was eigentlich passiert ist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kommt vielleicht noch.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sind Logan, Aidan und Noah auch schon hier gewesen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich glaube nicht.“, erwiderte Cyrus nachdenklich. „Ich habe aber eine Mitschülerin gebeten, dass sie ihnen Bescheid sagt, dass du hier bist. Sie müssten noch Unterricht haben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist wirklich lieb von dir, danke.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vorsichtig setzte sich Camilla mit seiner Hilfe etwas auf. Es half ihr dabei, allmählich etwas wacher zu werden und dem Blut beim Zirkulieren zu helfen. Außerdem kam es ihr so vor, als würde sich ihr Kopf durch die aufrechte Lage etwas mehr aufklaren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cyrus war so zuvorkommend, dass er sogar das Glas vom Nachttisch nahm, damit sie einen Schluck trinken konnte. Dabei verlor er sein sanftes Lächeln nicht. Seine fürsorglichen Augen waren zwar besorgt, aber auch voller Wärme.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Penelope Clambert hatte mich gefunden.“, berichtete sie, nachdem sie genug getrunken hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß.“, erwiderte er gelassen, während er das Glas wieder abstellte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Meinst du, dass mich echt ein magisches Geschöpft angefallen hat?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bei deinem Glück zurzeit? Ja, ich denke durchaus, dass das möglich ist.“, sagte er kichernd. Sie war wohl wirklich irgendwie vom Pech verfolgt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leise seufzte sie, ehe sie ihn wieder ansah: „Es könnte auch Tom gewesen sein.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Stille trat ein. Selbst wenn sie jemand belauschen sollte, spielte es gar keine Rolle. Den Muggel-Namen ihres Vaters kannten nur wenige. Niemand würde wissen, von wem sie sprachen. Es würde sicherlich sogar Mitschüler mit diesem Namen geben oder einer ähnlichen Variation.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nachdenklich tippte der Sucher etwas gegen seinen eigenen Unterarm, während er nachdenklich an die Decke starrte. Er ging wohl die Möglichkeiten durch. Alles Mögliche konnte passiert sein! Es wäre sogar denkbar, dass ein Schüler sie überfallen hatte, um sich zu beweisen. Oder um sie loszuwerden...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kann sein, ja.“, stimmte Cyrus schließlich doch noch zu. „Aber erinnerst du dich nicht immer an alles, was er mit dir anstellt?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bisher schon...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du solltest auf jeden Fall Mister Davies dazu befragen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mach‘ ich. Vielleicht findet er Erinnerungen in meinem Kopf, auf die ich nicht zugreifen kann.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Darauf hoffe ich zumindest.“, seufzte er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vorsichtig zog er eine Tafel Schokolade aus seiner Westentasche und reichte sie Camilla. Es kam ihr langsam so vor, als würden alle nur Süßigkeiten mit sich herumschleppen, damit sie ihr diese geben konnten! Sie hatte nämlich noch nie gesehen, dass Cyrus Archer Süßigkeiten zu sich nahm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dankend nahm sie sich das Geschenk entgegen. Erst in diesem Augenblick merkte sie, dass sie tatsächlich Appetit hatte! Camilla wusste gar nicht, wie lange sie schon hier war und wie lange sie nichts mehr gegessen hatte. Es fühlte sich aber so an, als habe sie seit einigen Stunden nichts mehr zu sich genommen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Etwas ungeduldig entpackte sie die Schokolade und begann sie in kleine Stücke zu brechen. Sie bot ihm eines an, doch er lehnte freundlich ab. Deshalb widmete sie sich ungehemmt dem Mitbringsel, um zumindest etwas im Bauch zu haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nur einige Minuten später kamen ihre drei Freunde in den Krankenflügel. Sie begrüßten einige der anderen Besucher und Patienten, ehe sie das Bett von Camilla erreichten. Auch die Begrüßung zwischen ihren Kumpeln und ihrem vermutlichen Freund war herzlich. Es kam ihr beinahe so vor, als wären sie alle schon seit Jahren befreundet.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wenn du so weitermachst, musst du das Bett offiziell mieten, Cam.“, sagte Aiden kichernd.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Madam Coleman bezieht es inzwischen bestimmt schon nicht mehr.“, schloss sich Noah amüsiert an. „Ich glaube, sie wird da bald deinen Namen draufschreiben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Camy bekommt bestimmt bald ‘ne Rechnung von ihr.“, amüsierte sich Logan mit ihnen. Langsam gefiel ihr nicht mehr, dass er auf Noah stand und sich deshalb ihnen anzupassen versuchte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Madam Coleman überlegt bestimmt schon, ob sie ihr nicht lieber ein Gehalt bezahlen soll.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nun ist sie zumindest nicht mehr so einsam hier.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cyrus kicherte in sich hinein, ehe er abwinkte: „Langsam, langsam, Jungs. Nicht, dass Miss Blair noch ein Schleudertrauma erleidet.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das bekommt sie hin!“, lachte Noah. „Selbst im Bett noch!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Während die Zwillinge sich mit Cyrus unterhielten und zahlreiche Witze machten, setzte sich Logan Jenkins zu ihr ans Bett. Er lächelte immer mal, wenn er ein paar Worte aufschnappte, hielt aber lieber die Hand seiner besten Freundin. Ihm sah man seine Sorge nicht so sehr an wie dem Kapitän der Quidditch-Mannschaft.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Habe ich dir schon erzählt, dass ich womöglich einen Brieffreund gefunden habe?“, fragte Logan zärtlich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein, bisher nicht.“, erwiderte Camilla überrascht. „Ich wusste nicht mal, dass du nach einem suchst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hatte ich auch nicht gewusst, aber dann suchte ein Junge aus England nach einem Brieffreund für seinen Kumpel. Irgendwie fand ich das interessant...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aus England?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Japp, sie sind beide Schüler von Hogwarts.“, strahlte Logan eifrig. „Mit etwas Glück können die uns ein paar Informationen über Sarah besorgen. Sie ging da ja zur Schule. Vielleicht spricht man dort ja über sie.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja... Ja, das könnte sein.“, stimmte Camilla zu. Dennoch war ihr nicht ganz wohl bei dem Gedanken. Wenn Tom das erfuhr und sie irgendwie an Informationen kamen, die er nicht teilen wollte, dann würde er Logan vielleicht verletzen oder Schlimmeres...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aber erstmal gucken, ob es überhaupt klappt. Er muss ja erst seinen Freund fragen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Weshalb sucht er für seinen Freund?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Offenbar interessieren sie sich beide für ausländische Zauberer-Schulen, aber nicht für die gleichen.“, erklärte Logan ihr. „Er selbst steht wohl auf Beauxbatons und sein Freund interessiert sich mehr für Ilvermorny. In einer Unterhaltung haben sie wohl über Brieffreundschaft und Austauschprojekte gealbert und nun will er seinen Kumpel damit überraschen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist süß.“, gestand Camilla lächelnd. So enge Freundschaften waren eher selten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Finde ich nämlich auch.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und wie heißen deine neuen ausländischen Freunde? Machen sie Noah Konkurrenz?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er errötete etwas und sah verstohlen zu den Zwillingen, die sich immer noch ausgelassen mit Cyrus Archer amüsierten. Nicht jeder hielt es mit den beiden aus. Es bewies, dass Cyrus nicht grundlos der Kapitän der Wampus-Mannschaft war und wie er überhaupt zum Jahrgangsbesten geworden war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Gemächlich sah Logan wieder zu seiner besten Freundin: „Der Junge, der die Brieffreundschaft sucht heißt wohl Remus Lupin und der Kumpel, für den er das macht, heißt Sirius Black.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Black?“, wiederholte sie überrascht. „Ist das nicht eine der englischen reinblütigen Zauberer-Familien?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Jetzt, wo du es sagst... Meinst du, er ist wirklich ein Teil der Familie?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wirst du ja erfahren, falls er mit dir schreiben möchte.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Stand die Familie nicht total auf die dunklen Künste?“, überlegte Logan laut. „Ich meine, dass ich so etwas mal gelesen habe.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja, sind angeblich treue Gefolgsleute vom dunklen Lord. Aber ich denke, dass man das nicht so pauschalisieren kann.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du hast vermutlich recht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun ging ihm wohl nicht mehr aus dem Kopf, dass er sich vielleicht mit einem schwarzen Magier anfreunden wollte. Zumindest konnte sie die Gedanken hinter seinen Iriden tanzen sehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla war es egal, ob sein neuer Brieffreund ein Todesser oder dunkler Zauberer war, solange er nur nett zu Logan war. Wenn er dann noch an Informationen über ihre Mutter herankam, wäre es perfekt. Doch in der Hinsicht machte sie sich eher weniger Hoffnungen, weil das Ministerium ihre Existenz zu verschleiern versuchte. Ebenso wie Camillas Geburt...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Statt daran ihre Gedanken zu verschleudern, beobachtete sie ihre Freunde. Sie alberten so heiter miteinander herum, dass es unmöglich erschien, dunklen Gedanken nachzuhängen. Was immer auch passiert war, sie konnte dem immer noch später nachgehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und du erinnerst dich wirklich an gar nichts mehr?“, fragte Jude Davies nachdenklich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es war, als wäre ich geschlafwandelt...“, murmelte Camilla angestrengt. „Ich bin einfach aufgewacht und war ganz woanders.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Natürlich kann ich versuchen die Erinnerung in deinem Kopf zu suchen, aber das wird bestimmt nicht einfach. Weder für mich noch für dich.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aber ich muss wissen, was geschehen ist.“, warf die Schülerin ein. „Ich denke, dass es Tom war, aber ich weiß es nicht sicher. Erst, wenn ich mich erinnere.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es kann sein, dass du dich nicht mal dann bewusst erinnern kannst, wenn ich die Erinnerung finde und sie dir schildere.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Egal. Wir müssen es zumindest versuchen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Skeptisch sah der Auror sie an: „Es könnte auch gewollt sein, dass du unbedingt die Wahrheit wissen willst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wie meinst du das?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vielleicht löst es etwas in dir aus, wenn ich herausfinde, was geschehen ist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vielleicht gehe ich morgen über die Straße und werde totgefahren.“, seufzte Camilla.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja, ja, habe schon verstanden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam setzte sich die Blondine auf den gepolsterten Stuhl und drückte ihren Rücken an die Lehne. Sie wusste nie, wie ihr Körper reagierte, wenn sie so tief in ihren Geist vordrangen. Wenn sie nicht lag oder vernünftig saß, konnte sie auf den Boden stürzen und sich ernsthaft verletzen. Das Schlimme war, dass sie es dann auch erst merkte, wenn sie wieder aus ihrer Trance zurückkehrte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jude fühlte sich sichtlich unwohl und ging eine Weile auf und ab, ehe er seinen eigenen Stuhl vor ihren schob. Ihm gefiel das Ganze nicht, aber so ging es ihr immerhin auch. Sie wussten beide nicht, was sie erwartete. Vielleicht fanden sie auch gar nichts heraus.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mehrmals atmete der junge Mann tief durch, ehe seine Augen sich in ihre bohrten. Wenn sie Blickkontakt hatten, konnte er leichter in ihren Verstand eindringen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ausnahmsweise darfst du deine Okklumentik nicht benutzen, Camilla.“, warnte er sie streng. „Du musst dich vollständig fallen lassen und mich hineinlassen. Versuch‘ dich an alles zu erinnern, woran du dich erinnern kannst. Egal, ob du sicher bist, dass es Wirklichkeit war oder eben nicht. Denk‘ an nichts anderes. Nicht an deine Freunde, nicht an deinen Vater... Nur an diesen Tag.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Okay.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Konzentriert stierte er in ihre Augen. Es war unheimlich, aber notwendig. Eine Weile saßen sie so da, als wären sie Statuen. Camilla war sich nicht sicher, ob sie unbewusst ihre Okklumentik noch einsetzte und es ihm so erschwerte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Plötzlich verschwand das kleine Büro um sie herum. Die Blondine sah sich um. Es war nicht das Außengelände, sondern der Flur, den die Erstklässler an ihrem ersten Tag nahmen. Verwirrt drehte sie sich um ihre eigene Achse.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da waren Oliver, Logan, Aiden und auch Noah als Elfjährige. Sie alle waren aufgeregt. Etwas abseits entdeckte sie auch Patrick als Kind, ebenso wie Cathrin. Als wussten sie, dass sie mal Feinde werden würden, waren sie weit weg von ihnen und ignorierten sie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Natürlich waren hier noch viel mehr Elfjährige, doch die meisten kannte sie nicht beim Namen. Einige von ihnen hatten Ilvermorny sogar verlassen müssen, weil sie die Prüfungen nicht bestanden oder schwere Regelbrüche begannen hatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihre eisblauen Augen entdeckten die vier hölzernen Statuen, welche die Auswahl der Häuser trafen. Die Wampuskatze, die Gehörnte Schlange, der Donnervogel und natürlich auch der Pukwudgie. Bereit zu signalisieren, welcher Schüler für ihr Haus würdig war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war eindeutig, wenn die Statue ihre Wahl getroffen hatte. Bei der Gehörnten Schlange leuchtete ein Kristall auf, wohingegen die Wampuskatze einen Schrei ausstieß. Der Donnervogel breitete seine Schwingen aus. Die Pukwudgie-Statue hingegen hob ihren Bogen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In der Regel war das Ergebnis eindeutig, doch es gab auch jene, die mehr Glück hatten und von mehreren Häusern erwählt wurden. Wenn mehrere Statuen den Einlass geboten, konnte der besagte Schüler sich aussuchen, welches der Häuser er oder sie für sich erwählen wollte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Camilla Rebecca Blair!“, rief eine vertraute Männerstimme. Ihr Ursprung war Professor Ward, der sich jedes Jahr um die Zuordnung der Erstklässler kümmerte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ohne sich wehren zu können, trat die Blondine voran. Alle Schüler starrten sie an, als wäre sie der dunkle Lord höchstselbst. Trotzdem ging sie auf die Statuen zu und blieb an der Stelle stehen, die der Mann ihr zeigte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als sie vor den Statuen stand und sich einfach nichts tat. Innerlich zweifelte sie schon daran, dass sie nach Ilvermorny gehörte. Glaubte, dass keines der Häuser sie wählte und sie ihre Koffer nehmen und direkt nach Hause musste.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann plötzlich brüllte Wampus auf, während das Juwel der Gehörnten Schlange leuchtete und der Donnervogel seine Flügel anhob. Ein Ereignis, das so selten und kostbar war! Ihr Mund wurde ganz trocken, während die Schüler hinter ihr aufgeregt zu tuscheln begannen. Gleich drei Häuser wollten sie in ihrer Mitte wissen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wählen Sie bitte Ihr Haus aus, Miss Blair.“, sagte Professor Ward um Fassung ringend. „Bis auf Pukwudgie können Sie jedes Haus erwählen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unsicher sah sich Camilla um, doch niemand sagte irgendwas. Es war absolut still und die Schüler starrten mit offenen Mündern zu. Gespannt, für welches Haus sich der Schandfleck der Zauberer-Gesellschaft entscheiden würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wampus.“, hörte sie sich schließlich sagen und trat auf die Katze zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Einige der Erstklässler klatschten, die ebenfalls Wampus zugeteilt worden waren, doch die meisten wirkten nicht glücklich mit ihrer Entscheidung. Zum ersten Mal in ihrem Leben war es ihr egal. Sie wollte in dieses Haus! Es fühlte sich irgendwie richtig an.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dabei hätte die Gehörnte Schlange viel besser gepasst.“, sagte plötzlich Toms Stimme. Er stand neben der Statue der mächtigen Schlange und betrachtete sie beinahe gelangweilt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als sich die Blondine umsah, waren all die anderen Erstklässler verschwunden. Auch ihr Lehrer war fort. Sie war auch keine Elfjährige mehr, sondern wieder in ihrer gewohnten Gestalt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ein seltenes Glück wurde dir zuteil...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Na und?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Als Erbe von Salazar Slytherin hätte es dich eigentlich zu der Gehörnten Schlange ziehen müssen.“, spottete er kühl. „Aber ich verstehe durchaus, dass du das Haus der Kämpfer vorgezogen hast. Dort boten sie dir auch eine viel passendere Ausbildung.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nun bin ich verwirrt.“, schnaubte Camilla genervt. „Bist du nun der Meinung, dass meine Wahl töricht war oder begrüßt du sie?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sowohl als auch.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie rollte mit den Augen und ging vor den Statuen auf und ab ohne in seine Nähe zu kommen. Ihre Erinnerung war korrekt, davon war sie überzeugt, doch irgendwas war dennoch eigenartig. Noch konnte Camilla jedoch nicht sagen, was genau sie eigentlich störte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es ist interessant zu sehen, wie dein Leben verlaufen ist und du es wahrgenommen hast, mein Kind.“, säuselte Tom in einem gelangweilten Tonfall. „So habe ich es zumindest nicht verpasst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Doch, hast du. Du guckst dir sozusagen nur Aufnahmen an und die haben nur eine Perspektive.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du willst mich wirklich unbedingt reizen, nicht wahr?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Blondine zuckte gelangweilt mit den Schultern: „Du könntest einfach mit all dem aufhören, dann bräuchte ich dich nicht reizen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Amüsiert sah Tom Riddle sie an, als habe sie einen ausgezeichneten Witz gemacht. Seine blauen Augen taxierten sie kalt, während sie sich in der Nähe der Wampus-Statue aufhielt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seine kühlen Finger glitten nahezu abwesend über die Statue der Gehörnten Schlange. Camilla verengte etwas die Augen. Ihr war so, als würde die Statue plötzlich Farbe annehmen. Als würden die Schuppen zu glänzen beginnen und darunter Muskeln tanzen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unsicher blickte sie zur Wampuskatze, die immer noch aus Holz zu sein schien. Das traf auch auf die anderen beiden Statuen zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wieder schaute sie zu der Gehörnten Schlange, die inzwischen zischte. Sie war gigantisch und erinnerte mehr an einen Drachen. Vor allem, weil sie wirklich Hörner besaß. Nur noch unheimlicher waren die riesigen Reißzähne! Ihre intelligenten Augen sahen perlenschwarz aus.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die erweckte Statue ließ sie nicht mehr aus den Augen. Beobachtete jeden Schritt der Schülerin, die instinktiv etwas zurückwich. Die Schlange folgte ihr. Panik kroch in Camilla hoch. Sie war die Beute dieser Bestie![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wollen wir doch mal sehen, wie viel von Salazar Slytherin tatsächlich in dir drinsteckt.“, sagte Tom leichthin und streichelte über die stabilen Schuppen seiner Kreatur. „Ich bin es wirklich leid, dass du so widerspenstig bist. Aber ich denke, dass wir das schon regeln können.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was... Was soll das...?“, keuchte sie panisch. Ihr graute es davor, was ihr Vater vorhatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Tom lächelte kühl, ehe er zischend zur Gehörnten Schlange sah: „Töte sie.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das ließ sich die Kreatur nicht zwei Mal sagen, die zielsicher auf sie zukroch. Ihr Maul öffnete sich, während ihre Zähne noch größer wurden. Sie fuhr sie heraus und Gift schien an ihnen herabzutropfen, wie Wasser von einem Felsen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Innerlich hoffte sie, dass diese Gehörnte Schlange nicht die Fähigkeiten einer echten besaß. Denen sagte man immerhin nach, dass sie das Wetter kontrollieren konnten. Aber nicht nur das... Auch Unsichtbarkeit, Hypnose und Gestaltenwandlung wurde ihnen nachgesagt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla war bisher keinem lebenden Exemplar begegnet und war sich nicht sicher, ob alles stimmte, was in den Büchern stand. Wenn auch nur die Hälfte wahr war, gab es für sie keine Überlebenschance. Nicht mal, wenn sie ihren Zauberstab hätte![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Plötzlich zuckte der gigantische Kopf nach vorne mit weit aufgerissenem Maul. Die Blondine sprang zur Seite und hörte, wie der Schädel auf den Boden krachte. Selbst wenn sie sie nicht gebissen hätte, wäre sie nun platt, wenn sie nur schlechtere Reflexe gehabt hätte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Tom gackerte wie irre über den Anblick. Er schien seine „Erziehungsmaßnahme“ sichtlich zu genießen und ebenso die Panik, die in ihr hochkroch.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Gehörnte Schlange drehte sich um und richtete sich bedrohlich auf, nur um erneut nach ihr zu schnappen. Camilla presste sich panisch an die nächste Wand und spürte den Luftzug der Bestie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wie soll ich das denn ohne Magie hinbekommen?, fragte sie sich atemlos.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hilflosigkeit breitete sich in ihr aus, während sie sich von der Wand abstieß, um loszulaufen. Hinter sich hörte sie das Schlängeln der Kreatur. Trotz ihrer Größe und der Enge des Raumes schien sie keine Probleme mit ihrer Fortbewegung zu haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es zischte laut. Die Wampus-Schülerin warf sich instinktiv mit den Armen über den Kopf auf den Boden. Im nächsten Augenblick flog die Schlange über sie herüber und schlug mit etwas Abstand von ihr auf dem Boden auf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Willst du mir nicht lieber zukünftig gehorchen, Camilla?“, hauchte Tom honigsüß. „Ich könnte dich dann gerne von diesem Übel befreien.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Lieber sterbe ich, als dir blind zu gehorchen!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ein Wunsch, dem ich durchaus nachkommen kann.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Bestie erhob sich vor ihr. Camilla kroch rückwärts, während sie in ihren Gedanken ihre Optionen durchging. Keine davon war wirklich positiv. Am Ende lag sie immer in einem Sarg und ihre beiden Väter weinten mit Rosen an ihrem Grabstein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie rollte sich zur Seite, als das Biest sich wieder auf sie warf. Dieses Mal erwischte die Schlange allerdings ihren Arm und begann daran zu reißen. Schmerzen durchzuckten sie, während sie gequält aufschrie, sich aber nicht zu befreien schaffte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihre Hilflosigkeit führte dazu, dass die Schlange sie einfach vom Boden hochriss und auf die andere Seite schleuderte. Die Schwerkraft schien für die Kreatur nicht von Bedeutung zu sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Camilla richtete sich mit tränenden Augen auf. Verschwommen konnte sie eine Blutspur auf dem Boden erkennen, die von ihrem Arm herrührte und ihrem Freiflug.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wirklich erschreckend war es aber, als es plötzlich zu regnen begann. Als sie sich umsah, waren sie nicht mehr in der Auswahl-Halle, sondern auf dem offenen Gelände von Ilvermorny. Starker Regen prasselte herunter, doch sie spürte ihn kaum auf ihrer Haut. Der Schmerz war dafür umso präsenter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dachtest du, ich würde die Vorzüge der Gehörnten Schlange nicht nutzen?“, kicherte der dunkle Lord amüsiert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rasch sprang sie auf, schlitterte aber ein Stück über den matschigen Boden. Ihre zittrigen Finger griffen nach ihrem Umhang und als sie wieder das Zischen hörte, drehte sie sich um. Mit beiden Händen spannte sie den nassen Stoff soweit und so kräftig es ihr möglich war. Die Schlange biss hinein und verfing sich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Nässe war ein Vorteil, denn es machte den Stoff stabiler. Vor allem war er dadurch aber auch schwerer![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jedoch musste Camilla ihn loslassen, weil die Bestie sie sonst mit in die Höhe gerissen hätte. Die versuchte sich windend aus dem Stoff zu befreien, um sich ihrem Opfer weiter widmen zu können.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Tom beobachtete das Schauspiel mit seltsamer Faszination. Als bewunderte er die Kreativität seiner eigenen Tochter, wenn es um das Überleben ging. Er machte aber keine Anstalten ihr zu helfen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Matsch flog vom Boden auf, während Camilla hindurchrannte. Schwindel ergriff sie, während sie immer mehr Blut zu verlieren schien. Der Regen verdünnte es und verhinderte, dass es zu rinnen begann. Sehr schlecht für sie... So wurde die Blutung immer stärker, statt besser.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Leider befreite sich die Gehörnte Schlange von dem blauen Umhang. Durch den nassen Boden schlängelte sie ihr nach. Ihr Zischen klang seltsam wütend. Wahrscheinlich bildete die Blondine es sich nur ein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Endlich konnte sie den See sehen, der mit zu dem Gelände der Schule gehörte. Zwar lebten einige magische Geschöpfe darin, doch sie waren weitgehend ungefährlich. Deshalb badeten viele Schüler hier, wenn das Wetter und die Zeit es erlaubten. Jedoch übte man hier auch seine Zauber, die einen Bezug auf Wasser hatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Immer wieder versank sie im Moder des Bodens, was ihr Vorankommen massiv verlangsamte. Doch auch die Gehörnte Schlange schien Schwierigkeiten zu haben, sich angemessen zu bewegen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Trotzdem holte die Schlange sie wahnsinnig schnell ein und zischte wieder mit ihrem mächtigen Kopf voran. Camilla atmete mehrmals tief durch, dann sprang sie voran und landete kopfüber im tiefen Wasser. Es erschien ihr lächerlich, dass ihr bewusst wurde, dass sie tatsächlich noch nasser zu werden schien.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Trotz des Wassers konnte sie Tom Riddle lachen hören. Entweder bewunderte er weiterhin ihre Ideen oder er fand diese absolut bescheuert. Allmählich zweifelte sie auch an ihrer Fähigkeit in solchen Situationen gut zu reagieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihr ging die Luft allmählich aus, dann aber entdeckte sie die schwarzen, leuchtenden Augen über der Wasseroberfläche. Die Kreatur war zum nächsten Angriff bereit.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Gehörnte Schlange zuckte herab und tauchte mit dem Kopf unter. Nur wenige Augenblicke kam sie wieder herauf und hatte etwas Goldenes zwischen den Fangzähnen. Ihr Kopf ruckte hin und her, als würde sie ein Tier zu Tode schütteln wollen, dann aber merkte die Kreatur, dass sie gar kein Lebewesen erwischt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie spuckte es Tom vor die Füße. Amüsiert konnte er feststellen, dass es die Brosche der Schule war. Der goldene, gordische Knoten. Die Schlange hatte sich von dem Glanz ablenken und täuschen lassen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Auf einem anderen Ufer kam sie wieder hoch und hatte nun viel Distanz zwischen sich und ihren Angreifern gewonnen. Entsetzt stellte Camilla fest, dass sie plötzlich wieder direkt vor der Gehörnten Schlange stand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihr Vater war direkt daneben und lächelte süffisant: „Denkst du, dass ich es dir so leicht mache, mein Kind?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich hatte es zumindest gehofft...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Schlange fauchte gefährlich und zuckte wieder voran. Sie erwischte erneut ihren blutigen Arm und riss daran herum, als wäre es eine Spielzeugpuppe. Camilla schrie auf und versuchte sich wieder zu befreien, doch dieses Mal ließen die Fangzähne partout nicht nach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen... Das hier war ihre Erinnerung! Ihr Traum. Ob nun ein Tagtraum oder ein richtiger spielte keine Rolle. Er veränderte lediglich die Erinnerungen, auf die er Zugriff hatte, doch es blieb ihre Domäne. Er war der Eindringling! Er hatte hier keine Macht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit Feuereifer blickte die Blondine die erschaffene Bestie an und hörte, dass ihre Stimme ein seltsames Zischen annahm: „Hör‘ auf! Töte ihn!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zwar zögerte die Schlange im ersten Moment, ließ dann aber doch von ihr ab. Stattdessen drehte sie sich um, baute sich auf und warf sich dieses Mal auf den entsetzten Tom. Er hatte alle Mühen auszuweichen. Dann verschwand er aus ihrem Bewusstsein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Atemlos griff sie an ihren schmerzenden Arm. Plötzlich klatschte es hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich um und entdeckte Jude Davies.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Er hat diese Erinnerung gelöscht, weil du ihn hier besiegt hast.“, sagte er erfreut. „Vielleicht aus Scham, vielleicht wollte er auch, dass du dich nicht besinnst, dass du stärker sein könntest als er.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam sah sie an sich herab. Ihr Arm war wieder vollkommen geheilt und da war nirgendwo mehr Blut. Kein Schmerz. Auch der Regen hatte plötzlich aufgehört, als sei er niemals da gewesen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich habe... nur eine Erinnerung erneut durchlebt...?“, fragte Camilla atemlos. Es war ihr so echt vorgekommen! Als wäre sie gerade in diesem Albtraum gefangen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja, das waren die Informationen, die in deinem Unterbewusstsein abgespeichert waren.“, erklärte der Auror nüchtern. „Entschuldige... Ich hätte nicht gedacht, dass du das alles nochmals richtig durchleben würdest.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Schon okay. Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse. Irgendwie...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Erinnerst du dich denn an noch mehr? Zum Beispiel, wieso du draußen warst?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja... Ich hatte unter einem Pavillon gelernt.“, antwortete sie nachdenklich. „Ich bin wohl entweder eingenickt oder er drang einfach so in mich ein.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vermutlich bist du nur eingenickt. Inzwischen bist du eine Fortgeschrittene in Okklumentik.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du schaffst es doch auch in mich hinein.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja, aber ich sitze dabei direkt vor dir.“, erinnerte Jude sie sachte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Auf einmal verschwammen die Bilder um sie herum und als ihr Blick wieder klarer wurde, saßen sie wieder in dem kleinen Büro. Der Auror wirkte nachdenklich, obwohl sie immerhin ihr Ziel erreicht hatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Während er schwieg, konzentrierte sich die Blondine darauf, wieder ihre Abschirmung hochzufahren. Jede Sekunde ohne aktive Okklumentik barg für sie enorme Risiken. Durch die Gedächtnislücke war ihr das nur umso bewusster geworden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Darüber werde ich Bericht erstatten müssen.“, seufzte er plötzlich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dem Ministerium?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Also zumindest meinem Vorgesetzten. Wem er das dann erzählt, ist ihm überlassen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kriege ich dann Ärger?“, fragte sie unsicher.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein, warum solltest du? Sie werden wissen wollen, dass du ihn mit deiner Okklumentik fertiggemacht hast.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wirst du eine Eule schicken oder gehst du?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vorerst schicke ich eine Eule, damit wir noch ein paar Wochen zusammen üben können.“, antwortete der Auror lächelnd. „Aber sie werden mich bestimmt dadurch bald zurückbeordern. Du hast aber ohnehin bald deine Prüfungen. Ich wäre also sowieso zeitnah gegangen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aber du zeigst mir noch die anderen Techniken, oder?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Natürlich. Vorher werde ich nicht gehen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Super, danke.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kein Thema.“, erwiderte Jude liebevoll. „Ich muss mal das Schreiben aufsetzen. Du solltest dich dringend ausruhen... Morgen machen wir dann mit unserem Training weiter.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Einverstanden.“, sagte Camilla erleichtert. „Bis morgen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bis morgen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem letzten Blick zu Jude Davies verließ sie das Büro wieder. Sie war wirklich stolz auf sich selbst. Obwohl sie in unglaublicher Panik gewesen war, hatte sie ihren Vater aus ihrem Verstand hinausgeworfen. Hatte seine eigenen Waffen gegen ihn eingesetzt![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es erfüllte sie mit Hoffnung. Wenn sie es einmal geschafft hatte, konnte sie es wieder schaffen. Eventuell sogar schneller als das erste Mal.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihren Umhang und die Brosche fand sie in dem Pavillon, in dem sie gelernt hatte. Offenbar hatte sie die Sachen ausgezogen und nicht im Kampf verloren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die letzten Wochen mit dem Auror würde sie ausgiebig nutzen. Sobald er weg war, würde sie ihre Okklumentik nebenbei schulen, aber sich mehr auf das Büffeln für die Prüfungen konzentrieren. In den Sommerferien konnten dann immerhin ihre Väter ihr beim Training helfen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Lange war sie nicht mehr so hoffnungsvoll gewesen. Beinahe fröhlich![/JUSTIFY]



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück