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Das letzte Geheimnis

Für immer ihr Geheimnis Teil 4
von

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Hermine.
 

Wo bist du?
 

Wo bist du?
 

Ich hoffe, du warst nicht so dumm, in dein Elternhaus zurückzukehren. Sie werden dich suchen und dich finden, wenn du dort bist.
 

Ich hoffe, du warst nicht so dumm, zu Potter zu gehen. Sie werden angreifen.
 

Heute haben sich alle Todesser bei uns versammelt. Snape hat von eurem Plan erzählt. Wieso lebt Potter überhaupt noch bei seinen Muggelverwandten? Ist jemand bei ihm, der ihn bewacht? Und warum warten alle, bis er das Haus verlässt? Es wurde von irgendeinem Schutz gesprochen, der über seinem Haus liegt, aber ich verstehe das nicht. Wie kann eine Muggelfamilie ihn schützen?
 

Hermine, was auch immer du tust, geh nicht dahin. Snape weiß, wann ihr Potter da raus holen wollt. Ich weiß nicht, woher er es weiß. Ein anderer Todesser, Yaxley, hat aus dem Ministerium erfahren, dass ihr Potter am 30. holen wollt, aber Snape meinte, das stimmt nicht. Er hat gesagt, dass der Orden weiß, dass das Ministerium unterwandert wurde, deswegen haben sie absichtlich falsche Informationen gestreut. Ich habe keine Ahnung, wie Snape das wissen kann, wenn er nicht mehr Teil des Ordens ist. Er ist kein Teil mehr, oder? Nach dem, was er getan hat, kann er es nicht sein. Ihr wärt dümmer als gedacht, wenn ihr ihm weiterhin vertrauen würdet. Woher also weiß er so viel? Und wieso vertraut der Dunkle Lord ihm, ohne dass er seine Quelle offenbaren muss?
 

Ich wollte dir nicht schreiben, aber ich muss. Ich muss. Da war noch jemand hier heute. Eine Lehrerin aus Hogwarts. Ich glaube, du kennst sie. Professor Burbage. Sie hat Muggelkunde unterrichtet. Du hättest sehen sollen, wie sie Snape anfleht. Sie hat geweint und gebettelt. Sie dachte, Snape würde ihr helfen. Wie kann er so kalt sein? Sie waren jahrelang Kollegen und er hat zugesehen, wie sie umgebracht wurde, ohne mit der Wimper zu zucken. Da war nichts in seinem Gesicht, Hermine, gar nichts. Ich dachte, ich kenne ihn, aber das? Er hat einfach zugesehen, wie sie getötet wurde. Und dann … Nagini hat sie … gefressen. Sie lag auf dem Tisch, an dem wir sonst immer essen, und diese Schlange hat sich auf sie gestürzt.
 

Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Ich werde wahnsinnig hier. Warum müssen die Todesser-Treffen hier stattfinden?
 

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich habe mich heute gefragt, ob ich nach den Sommerferien wieder nach Hogwarts gehen kann. Lächerlich, oder? Menschen sterben, und ich mache mir Gedanken, ob ich zur Schule gehen kann. Aber vielleicht ist das genau das, was du versucht hast, mir zu erklären: Je chaotischer und wahnsinniger die Welt wird, umso wichtiger ist es, an jedem bisschen Normalität festzuhalten.
 

Aber ich kann nicht nach Hogwarts. Ich bin schuld an Dumbledores Tod. Sie würden mich nicht mehr reinlassen.
 

Aber was, wenn die Todesser das Ministerium vollständig in ihre Macht reißen können? Was, wenn nicht Zauberer wie ich, sondern alle, die auf eurer Seite stehen, plötzlich die Ausgestoßenen werden? Ich will mir das gar nicht vorstellen. Eine Welt, in der die Todesser die Autorität haben, über das Ministerium und die Schule zu verfügen? Und was wird dann aus dir? Willst du nach Hogwarts zurück?
 

Ich habe bisher nicht wirklich darüber nachgedacht. Irgendwie ging ich davon aus, dass wir uns nach dem Sommer wiedersehen. Aber das ist unmöglich, oder? Wir können nicht einfach weiter zur Schule gehen, als wäre nichts geschehen. Alles ist jetzt anders.
 

Werde ich dich überhaupt jemals wiedersehen?
 

Draco verharrte im Schreiben. Seine Augen starrten die letzte Zeile an. Sein Schlafzimmer wirkte plötzlich unwirklich, entrückt. Er konnte das Blut in seine Ohren rauschen hören, fühlte, wie sein ganzer Körper erstarrte. Panik wusch über ihn wie eine eiskalte, alles verschlingende Meereswoge.
 

Würde er Hermine jemals wiedersehen?
 

Er hatte die Zeilen geschrieben, ehe er wusste, was er da tat. Jetzt war es da. Schwarz auf Weiß. Die Angst, die ihn seit jenem Tag, an dem er Hermine das letzte Mal gesehen hatte, ständig begleitete. Die Angst, die er mit aller Macht in die letzte Ecke seines Verstandes geschoben hatte, weil er wusste, wenn er sie nicht ignorierte, würde sie ihn verschlingen.
 

Er konnte sich keine Welt ohne Hermine vorstellen. Wie sollte er jemals ohne ihre Wärme, ihre Güte, ihre Liebe bestehen?
 

Entschlossen nahm er den Brief und warf ihn in das Feuer, das in dem kleinen Kamin in seinem Zimmer brannte. Er musste aufhören, ständig an sie zu denken. Jedes Wort, das er geschrieben hatte, hätte sein Todesurteil sein können, wenn irgendjemand es gefunden hätte. Selbst wenn es nur seine eigenen Eltern gewesen wären. Konnte er ihnen noch vertrauen? Konnte er überhaupt irgendjemandem noch vertrauen?
 

Die kalte Panik, die ihn ergriffen hatte, verschwand nicht. Sie hielt ihn fest und leerte seinen Kopf von allen anderen Gedanken. Sein rasendes Herz, die Übelkeit, der Schweiß, der seinen ganzen Körper bedeckte. Alles schrie Panik.
 

oOoOoOo
 

Mit klopfendem Herzen folgte Draco den anderen Todessern auf der wilden Jagd. Er hätte nie gedacht, dass er sich einmal auf einem Besen so unwohl fühlen würde. Doch jetzt, je näher sie ihrem Ziel in der Muggelwelt kamen, umso schlechter fühlte er sich.
 

Gemeinsam mit etwa dreißig anderen Todessern war er unterwegs, um Harry Potter zu töten. Er hatte gehofft, gefleht, dass er nicht Teil der Mission sein würde, aber der Dunkle Lord hatte darauf bestanden, jeden, der fähig war, einen Besen zu steuern, zu schicken. Und so flog er hinter seinem Vater und seiner Tante, unsicher, ob sie am Ende nur Harry Potter und einige Auroren treffen würden, oder ob er eventuell Hermine wiedersehen würde.
 

Er hoffte, dass sie nicht da wäre. So sehr er sie auch wiedersehen wollte, er wollte nicht, dass sie dabei in Lebensgefahr geriet.
 

Entschlossen schüttelte er den Kopf. Es gab keinen Grund für Hermine, bei Harry Potter und seinen Muggelverwandten zu sein. Nur Auroren und ausgebildete Mitglieder des so genannten Ordens des Phönix‘ würden da sein. Hermine wartete sicher und wohl geborgen an dem Ort, wohin sie Potter bringen würden. Davon war er überzeugt.
 

„Da vorne sind sie!“
 

Die gerufenen Worte von Yaxley, der die Gruppe anführte, drangen wie durch einen Nebel an Dracos Ohr. Es wurde ernst. Sie würden hier und heute tatsächlich Harry Potter stellen. Fluchend lehnte sich Draco tiefer über seinen Besen und beschleunigte das Tempo.
 

Tatsächlich, keine hundert Meter vor ihnen sah er Harry Potter auf einem Thestral reiten, begleitet von einem Mann, den er schon mal im Ministerium gesehen hatte. Ein Schauer lief Draco über den Rücken. Obwohl er wusste, dass Thestrale nicht gefährlich waren, konnte er doch nicht anders, als sie als Vorboten des Todes zu sehen.
 

„Harry Potter ist rechts von uns!“, ertönte da der Schrei seiner Tante, die mit dem Arm in eine andere Richtung zeigte.
 

Verwirrt wendete Draco seinen Blick von Potter auf dem Thestral ab und folgte dem ausgestreckten Arm von Bellatrix. Tatsächlich, dort war Harry Potter auf einem Besen, begleitet von Alastor Moody. Hilfesuchend schaute er zu seinem Vater.
 

„Sie wollen uns verwirren!“ Yaxley hatte sich ein Stück zu ihnen zurückfallen lassen. „Malfoy, nimm deinen Sohn und verfolg den Potter auf dem Thestral.“
 

Draco gehorchte sofort und hörte nicht mehr zu, als Yaxley den anderen Todessern Befehle gab, in Gruppen die verschiedenen Potters zu verfolgen. Schwitzend trotz der Kälte schoss Draco durch die Nacht, begleitet von seinem Vater kurz hinter ihm. Die Thestrale flogen schnell, doch sie konnten aufholen.
 

„Das ist Shacklebolt!“, rief sein Vater ihm zu. „Nimm dich bloß in Acht, er ist ein mächtiger Zauberer.“
 

Draco schluckte. Dass sein Vater so etwas über einen anderen Zauberer, noch dazu einen, der kein Todesser war, sagte, war selten. Vorsichtig tastete er nach seinem Zauberstab, um sich für einen Angriff vorzubereiten. Er wollte Potter nicht fangen oder gar töten, aber genauso wenig wollte er durch die Hand eines Aurors sterben.
 

„Du fliegst links zu Potter, ich rechts zu Shacklebolt“, wies sein Vater ihn an. „Sobald dir irgendetwas auffällt, dass ihn als den echten Potter enttarnt, gib mir ein Zeichen und ich rufe die anderen!“
 

Er nickte nur und befolgte die Anweisung. Welche Wahl hatte er? Er betete, dass sie es nicht mit dem echten Harry Potter zu tun hatten. Er wollte nicht sehen, wie er starb. So sehr er Potter auch in Hogwarts gehasst hatte, er wollte nicht auch noch für seinen Tod verantwortlich sein.
 

Nach kurzer Zeit war es ihnen gelungen, die Thestrale einzuholen. Shacklebolt hatte immer wieder gekonnte Flüche auf sie gezaubert, aber Draco war allen ausgewichen. Den Zauberstab in der Hand und bereit, sich zu verteidigen, flog Draco auf Schulerhöhe an Harry Potter heran.
 

Potters Augen wurden groß. „Draco!“
 

Beinahe hätte er seinen Stab fallen lassen. Das war nicht Potters Stimme, das war ganz eindeutig Hermine. Sein Blick fiel auf den Zauberstab, den der Potter-Doppelgänger in der Hand hielt. Er hätte Hermines Zauberstab überall wiedererkannt. Fluchend steckte er seinen Stab weg und warf ihr einen ungläubigen Blick zu, eh er sich zurückfallen ließ.
 

„Das ist er nicht!“, rief er seinem Vater zu, der ebenfalls sofort die Verfolgung aufgab.
 

Schwer atmend kamen beide nebeneinander in der Luft zu stehen und schauten den davon fliegenden Thestralen nach. Niemand sonst war mehr zu sehen, nur die Lichter von London tief unter ihnen zeugten von Leben.
 

„Woher wusstest du es?“, verlangte sein Vater zu wissen.
 

Unsicher zuckte er mit den Schultern. „Er hat etwas gesagt. Ich weiß, wie Potter klingt. Das war er nicht. Und er hatte nicht seinen Stab in der Hand.“
 

Sein Vater schaute ihn scharf an. „Du weißt, wie Harry Potters Zauberstab aussieht?“
 

Wenn Draco ehrlich war, wusste er das nicht. Er wusste nur, wie Hermines aussah. Doch wieder zuckte er nur mit den Schultern. „Ich musste ihn oft genug zaubern sehen in Hogwarts. Das war definitiv nicht seiner.“
 

Der ältere Zauberer nickte. „Gut gemacht, Draco. Es wird uns sicherlich noch helfen, dass du Potter so gut kennst. Wenn du Vielsafttrank durchschauen kannst, ist das unserem Lord bestimmt einiges wert. Sag ihm das, wenn wir zurück sind.“
 

Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Das letzte, was er wollte, war, in irgendeiner Form hilfreich zu sein, einen echten von einem falschen Harry Potter zu unterscheiden. Wie konnte sein Vater nur so kalt darüber sprechen? Verstand er nicht, dass hier jemand, der nicht älter als er, sein Sohn, war, in Lebensgefahr war?
 

„Komm, wir fliegen nach Hause und warten auf den Bericht der anderen. Es waren mehr als genug von uns da, um den echten Harry Potter zu finden. Irgendjemand wird ihn erwischt haben.“ Mit diesen Worten wendete sein Vater seinen Besen und flog voraus.
 

Innerlich fluchend folgte Draco ihm. Er war Hermine so nahe gewesen. Er hätte sie beinahe angegriffen. Sein Vater hätte sie beinahe angegriffen. Er konnte nicht glauben, dass Harry Potter so selbstsüchtig war, dass er Hermine als Doppelgänger für seine Flucht nutzte. Und dass sie sich darauf eingelassen hatte. Wer auch immer diesen Plan ausgeheckt hatte, war wahnsinnig.
 

Und trotz allem konnte Draco nur Erleichterung spüren. Erleichterung, dass er die Gewissheit hatte, dass Hermine noch lebte. Dass sie zumindest für den Augenblick vor Todessern sicher war, weil niemand außer ihm und seinem Vater sie verfolgen würde. Erleichterung, sie gesehen zu haben.
 

Vielleicht war es ein gutes Zeichen. Vielleicht war dieser wahnsinnige Plan, der vollkommen unnötig Hermine in Gefahr gebracht hatte, so völlig irrsinnig, dass Harry Potter tatsächlich entkommen würde. Warum auch immer er noch bei seinen Muggelverwandten gewesen war. Warum auch immer Snape gewusst hatte, dass er heute transportiert werden würde. Diese Idee, mit mehreren Harry Potters aufzubrechen, war vielleicht doch gar nicht so dumm.
 

Denn sogar Yaxley und sein Vater, die beide in jeder Situation mit cleveren Strategien daherkamen, hatten für einen Moment irritiert und überfordert gewirkt.
 

Bei Merlin, er hoffte, dass Potter entkommen konnte. Die Zukunft der Zaubererwelt hing daran.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Arya-Gendry
2019-02-02T19:42:04+00:00 02.02.2019 20:42
Wenn Hermine nun wüsste was noch auf sie zukommen wird. Bin schon gespannt wie es weiter geht. Und was Draco in dieser Zeit noch alles erleben wird.
LG.


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