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Troublemaker

Plötzlich Eltern
von
Koautor:  Chucks

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Was kann man schon sonst in einem Bastelladen finden?

Entnervt pustete Bobby sich eine Strähne der wirren Locken aus der Stirn, ehe sie sich ihre Haare zum hohen Pferdeschwanz zusammen band. Sie lehnte an der Motorhaube ihres Wagens und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Ganz im Ernst… ich versteh schon, dass man ab und an Lust auf neues Zeug hat. Ich war schon mal mit Butch im Baumarkt und habe zwei ausgesprochen grausame Stunden mit Grace in ’nem Outlet für Winterjacken verbracht, aber … echt jetzt, Rotschopf?“

Bobby sah auf den Laden für Schreibwaren vor ihnen und schüttelte zum wiederholten Mal den Kopf. Sicher, die Journalistin schrieb ihre Geschichte auf. Zwar hatte Bobby das Gefühl, dass es in ein paar Jahren niemanden mehr geben würde, der diese Notizen lesen würde. So oder so hatte Jillian unmissverständlich klar gemacht, dass sie neue Notizbücher brauchte. Niemand war so dumm und brachte sich wegen ein paar Notizzetteln in Lebensgefahr.
Außer vielleicht jemand, der nichts mehr zu verlieren hatte.

Vielleicht war es etwas dramatisch, dass die Mechanikerin sich so bezeichnete, aber sicher war nur, dass sie es definitiv nicht mit ansehen konnte, wie Jillian McCormick in ihren sicheren Tod rannte, nur weil sie in ihrem Starrkopf unbedingt auf irgendwelche Notizbücher bestand.

Mit einem resignieren Seufzen zog Bobby ihre Waffe aus dem Gürtel. „Okay, dann wollen wir mal… aber wenn du wieder nur eins nimmst, komm ich das nächste Mal nich' mit. Sicherlich nich'. So dumm bin ich nich’.“

Gut, vielleicht war sie schon einmal mit Jillian los gezogen. Was vermutlich damit zusammen hing, dass Bobby nachdem was passiert war dazu neigte ihren Kopf in wahnwitzigen Aktionen zu riskieren. Vielleicht auch, weil Jillian einen wirklich in Grund und Boden labern konnte, wenn sie etwas wollte. Gut, der Sex war auch ganz okay.Ein weiterer kurzer Blick zu der Frau neben sich. „Keine wahnwitzigen Aktionen. Wirklich nicht mehr. So was wie letztes Mal und ich schwör bei Gott, ich lass dich da. Hab vermutlich ohnehin weniger Kopfschmerzen, wenn du mich nicht mehr jeden Tag volllaberst.“
 

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Was zum Henker stellte Bobby sich denn jedes Mal an? Wenn sie nicht mitkommen wollte, sollte sie es lassen. Und das Jillian in der Lage war jemanden voll zu quatschen bis dieser nachgab war ohnehin eine Lüge Was konnte sie denn dafür wenn Bobbys Herz weich geworden war? Was der Rotschopf mehr als schön empfand, das war aber nicht etwas was man der einstigen Journalistin vorwerfen konnte.

In all den Jahren seit der Zerstörung Evergreens hatte sie den Drang nach wichtigen Protokollen einfach nicht ablegen können. Wie wenige Menschen es auf dieser Welt nur noch geben konnte, so hatte sie der Glaube daran niemals verlassen das die Menschheit sich eines Tages dennoch von alledem erholen konnte. Mal davon abgesehen das Jillians Füße ohnehin nur schwer still bleiben konnten. Dabei konnte auch sie ihre ganzen anderen nervigen Angewohnheiten nicht ablegen, weshalb sie sich auch nicht daran störte an kalten Wintertagen,- wobei von dem annähernden Weihnachtszauber schon längst nichts zu sehen war,- eine Tour zu machen um Ja- für ein paar Notizbücher zu besorgen. „Es ist nicht immer nur für mich, sondern auch für die Kids!“, entgegnete sie verständnislos, während sie von der Rückbank ihren Rucksack hervorholte. In ihrem neuen Zuhause gab es nicht viele Kinder, aber es wurde von den Eltern gut angekommen, das die Bildung nicht weniger wichtig geworden war nur weil keine Schulen mehr existierten. Zugegeben beim letzten Mal fand sie nur ein einziges Büchlein und jeder andere hätte sie da vermutlich schon stehen

gelassen. Aber mit dem Rest konnte sie einfach nichts mehr anfangen. Die Blätter waren eben etwas feucht und angeschimmelt. „Yes, Ma’am…“ gab sie gespielt schämend zurück. Sie wusste irgendwann würde Bobby sie wirklich nicht mehr begleiten, aber so schrecklich war die Aktion vom letzten Mal wirklich nicht. Behauptete zumindest Jillian.

Auch wenn Jillian mittlerweile wusste sehr gut mit einer Waffe umzugehen, war es meistens Bobby die voranging und die Gegend absicherte,- eine typische Routine. So ging Jillian ihr auch dieses Mal hinterher und während Bobby nach dem Öffnen der Eingangstür den Bereich abcheckte, sah sie sich noch einmal draußen um, wobei auch sie ihre Waffe aus dem Gürtel nahm und diese in ihren Händen hielt. Die schreckliche Stille war für niemandem mehr etwas Neues. Mit neugierigen Augen schaute Jillian zwischen den Regalen, welche scheinbar kaum angerührt wurden. Natürlich, in der Apokalypse waren Stifte und Papier auch ein sehr wichtiges Gut. Dies kam ihr nur gelegen, das es auch nicht lange dauerte bis sie zu einem kleinen Gang kam in welcher sich viele Bücher verschiedener Größen und diverses Bastelpapier in vielen Farben zu finden war. Zudem war es wohl mal ein hübsches Geschäft gewesen, wie sie fand. Ein Lächeln huschte ihr über die Lippen als sie ihre Hand anhob und über das viele bunte Papier strich. Es kam ihr ein Gedanke,- eine Idee für diese sie Bobby vermutlich erneut am liebsten den Hals umdrehen würde. Doch dauerte es kaum den Bruchteil einer Sekunde und sie suchte sich aus den Stapeln ein paar Stücke heraus, während sie sich fragte ob es nicht dazu hier noch mehr passendes gab.

Gerade als sie dabei war, glaubte sie aus einem kleinen Gang in der Nähe des Kassenbereichs ein leises Poltern zu hören, weshalb sie mit geweiteten Augen aufschaute und sofort den Blick Bobbys suchte.
 

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Grummelnd hatte die Mechanikerin ihre Ärmel ein wenig über die fingerlosen Handschuhe gezogen und musterte den Eingang des Geschäftes.

Du weißt schon, dass diese Art von Handschuhen nicht unbedingt geeignet sind, wenn es dir um warme Finger geht?“

Wusch. Fuck, wo war das her gekommen? Darauf war sie definitiv nicht vorbereitet gewesen. Eigentlich hatte sie jegliche Erinnerung an die Mikrobiologin in ihrem Hinterkopf vergraben. Ihr Tod war Jahre her. Schlagartig schnürte sich ihre Brust zu und ihr Mund fühlte sich unangenehm trocken an. Fuck, gerade spürte sie diese Panik in ihrer Brust aufkochen, als wäre es erst gestern passiert. Sofort zwang sie sich tief durch zu atmen und schaffte es die aufkommende Panikattacke zur Seite zu schieben. Es ging wieder. Fuck, das passierte da drin besser nicht noch mal.

“Es ist nicht immer nur für mich, sondern auch für die Kids!“ Bobby schnaubte und unter ihrer Nase bildete sich eine kleine Rauchwolke. „Klar, ist noch ’n besserer Grund bei dem Wetter durch’n verdammten Schnee zu stiefeln… da sag noch mal einer ich wär’ der irre Redneck.“ Brummend hatte sie ihre Waffe gezogen. “Yes, Ma’am…“ „Werd’ bloß nich’ frech.“ Kurz deutete sie mit dem Laufe ihrer Waffe auf Jill um darauf auf die Tür zu deuten. Ein klares Zeichen sich in Bewegung zu setzen. Sie hatte eindeutig keine Lust an der Motorhaube ihres Wagens fest zu frieren.

Bobby sicherte die Umgebung. Sie würde die Reporterin sicherlich nicht einfach so in ihr Unglück rennen lassen - zumindest wenn das Unglück die Form von verfaulten, wandelnden Leichen hatte. „Ist soweit okay“, brummte sie Jill schließlich zu und ließ ihre Waffe dennoch erhoben. Während Jill sich an den Regalen bediente, sicherte die Mechanikerin weiter den Gang. In den letzten Jahren war es schlimmer auf den Straßen geworden. Die Gebiete, die nicht vollkommen im ländlichen Gebiet lagen waren entweder von den Toten verseucht oder schlicht und ergreifend besetzt. Und da Bobby in diesem relativ gut erhaltenen Laden noch keinen Toten gesehen hatte, malte sie sich bereits das Schlimmste aus. „Verdammt, du packst nich’ für ’ne Bastelstunde!“, murrte sie Jill mit gedämpfter Stimme zu, während diese sich ein wenig zu lange mit den bunten Papierbögen aufhielt. Das Leben für ein bisschen Tonkarton zu riskieren war noch dümmer als es für ein paar Notizbücher aufs Spiel zu setzen.

Endlich packte Jill ein. Sofort wurde Bobbys Blick ein bisschen hetzender. Sie hatten ihren Wagen vor der Tür stehen lassen. Es war deutlich, dass er nicht zu den üblichen Autowracks gehörte. Definitiv konnte sie heute auf Ärger verzichten. Mit gehobener Waffe folgte sie Jill durch die Gänge, bis sie schließlich ebenso das Poltern vernahm. Sofort war ihre Waffe wieder im Anschlag und sie deutete Jillian ausgesprochen bestimmt an hinter ihr zu bleiben.

Auch wenn sie sich langsam wirklich an das Adrenalin gewöhnt haben sollte - verdammt, das war jedes Mal wieder anstrengend. Aus Geschäften kam man im Notfall schlecht raus. Als Bobby vorsichtig um die Ecke bog, runzelte sie die Stirn. „Verletzte.. gebissen.. wir sollten gehen.“ In der hinteren Ecke des Ganges hatte sich eine Frau gegen das Regal gelehnt. Eine kleine Schachtel mit Klebeband war von ihr zu Boden gestoßen worden und hatte sich um sie herum ausgebreitet. Auf ihren Knien lag ein kleines Deckenbündel, was sich leicht bewegte.



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