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The Journey that ties us together

von

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Rooftop

4 – Rooftop
 

Ihre erste Begegnung in einem der vielen, nur durch kleine Details unterschiedlich erscheinenden, Motel Räume war schlicht notwendig. Sam Winchester war unbedeutend, ein Schatten seines Bruders Dean Winchester. Er war nicht der aufrechte Mann, den die Engel brauchten, um den Kampf gegen die Apokalypse aufzunehmen. Schlimmer noch, Sam war besudelt; Dämonenblut, das mit jedem Herzschlag durch seine Adern glitt und seine Seele verformte, beschädigte und verdarb.

Das war es, was man Castiel in den vielen Jahren vor seinem Treffen mit den Winchester erzählt, was man ihm befohlen hatte. Castiel war ein Soldat. Loyal dem himmlischen Hort gegenüber hatte er nie an dessen Wort gezweifelt. Bis er tatsächlich vor Sam stand und dessen Seele und Glauben so intensiv spürte, als würde er direkt neben der Sonne stehen: Warm und Hell und so unglaublich loyal. So wie er selbst es war. Castiel war bemüht gewesen, die dunklen Flecken zu sehen, die auf der Seele lagen, sie einspannen wie die Fäden eines Spinnennetzes, enger und enger, bis keine andere Möglichkeit außer dem Ersticken mehr blieb.
 

Er hatte fest daran geglaubt, dass Böse zu fühlen, als er die Hand des Menschen berührte – eine Geste mit der er nicht vertraut war, die sich ihm vollkommen entzogen hatte und gleichzeitig war da das Empfinden gewesen, der Hoffnung und dem Erstaunen in Sams Augen zu begegnen – doch es war nichts dergleichen geschehen. Die Haut Sams war warm, die Fingerspitzen und die Innenseite der Hand bedeckt von den Spuren ihrer Aufgabe. Und sie war groß. So groß, das Castiel sie mit seinen beiden Händen gegriffen hatte.
 

Auch er hätte schon viel von ihm gehört, antwortete er auf Sams unbeholfene Art, Ehrfurcht auszudrücken. Sam Winchester, der Junge mit dem Dämonenblut, hatte er ihn genannt. Eine simple Wahrheit, ein Fakt, der unveränderlich war.
 

Dennoch hatten sich die Züge Sams in diesem Moment verschlossen und an ihre Stelle war etwas getreten, das Castiel zu einem späteren Zeitpunkt als Maske wiedererkannte. Sie begegnete ihm auch nun, noch verschlossener, als all die letzten Male, die er und Sam zusammengetroffen waren. Castiel ertappte sich dabei, der Ehrfurcht und Offenheit zu trauern, die Sams Züge bei ihrem ersten Treffen erhellten.
 

„Castiel. Was tust du hier?“
 

Sams Stimme war rau, zeugte davon, dass der andere Mann sie nicht viel benutzt hatte. Er erhob sich von seiner sitzenden Position am Rande eines Daches, während Castiel auf ihn zuschritt, die Stirn in Falten gelegt.
 

„Robert Singer gab mir diese Adresse. Ich konnte dich nicht auf deinem Telefon erreichen.“
 

Sam seufzte lautlos, wie als wäre es ihm nicht recht, dass Singer diese Information weitergegeben hatte und gleichzeitig war er zu höflich, als dass er Castiel dies direkt sagen würde. Er wandte sich dem Engel zu, mit dem Rücken zum Rand des Daches, so dass sein Gesicht in den Schatten lag.
 

„Wenn Dean dich geschickt hat“, sagte er dann, bevor Castiel ein Gespräch eröffnen konnte, „dann kannst du ihm sagen, dass ich clean bin. Ich halte mich von allem fern, was das Jagen betreffen könnte.“
 

Die Falten auf Castiels Stirn vertieften sich. „Deswegen bin ich nicht hier“, erwiderte er langsam, derweil er neben Sam zum Stehen kam und auf die öde Landschaft hinausblickte, die sich hinter dem Motel erstreckte. „Dean hat mich nicht geschickt. Ich bin gekommen, um dich zu sehen.“
 

Ein humorloses Lächeln zog an einem Mundwinkel Sams. Castiel fand, dass es zu bitter aussah und nicht zu dem Mann passte, dessen Seele so hell gestrahlt hatte, als er ihm das erste Mal begegnet war.

„Ich werde auch nicht „Ja“ sagen, falls du dir deswegen Sorgen machst.“ Sam legte den Kopf schräg, etwas Überlegendes in den Zügen, das plötzlicher Kalkulation wich. Seine defensive Pose löste sich und nach einem Moment Furcht, der in seinen Augen aufblitzte, schien plötzlich eine Art Hoffnung zu erblühen. Castiel war von diesen schnellen Spiel am Emotionen gleichermaßen fasziniert, wie auch verwirrt. Er verstand nicht, trotz der Äonen, die er bereits unter den Menschen wandelte und sie beobachtete.
 

Es war eine frustrierende Erfahrung, stellte Castiel für sich fest. Und eine, die er nicht wiederholen wollte.
 

„Oder bist du hier, weil du eine andere Möglichkeit gefunden hast?“ Sam trat einen Schritt näher zu dem Engel, einen Schritt weg vom Dachrand, der so nahe an seinen Füßen gewesen war. „Kannst du mich so zerstören, dass Lucifer mich nicht zurückbringen kann? Es sollte ihn massiv schwächen, oder nicht? Seine jetzige Hülle, sie kann ihn nicht halten. Ich kann es sehen, wann immer er mich in meinen Träumen besuchen kommt.“
 

„Sam“, entgegnete Castiel sanft, „Ich will dich nicht zerstören. Eher im Gegenteil. Es würde mich mit Trauer erfüllen, dich solch einem Schicksal auszusetzen.“
 

„Warum?“ Sam schüttelte leicht den Kopf, dann lachte er, heiser und so gequält, wie es nur jemand konnte, der die Last der ganzen Welt auf den Schultern trug. „Ich habe Lucifer frei gelassen und wenn durch meinen Tod nur die geringste Möglichkeit auf Erfolg besteht, müssen wir diese Chance nutzen. Oder etwa nicht? Was ist ein Menschenleben gegen das von Milliarden, die geopfert werden, wenn die Apokalypse tatsächlich über uns hereinbricht?“
 

Castiel presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Das, was Sam da sagte, war wahr und auch nicht wahr. Ja, ultimativ war es Sam gewesen, der Lilith getötet und damit das letzte Siegel gebrochen hatte, um Satan zu befreien. Aber es war nicht seine alleinige Schuld. Castiel selbst trug ebenfalls Schuld daran, indem er die Tür für Sam geöffnet hatte, obwohl der Engel ganz genau gewusst hatte, dass die Gedanken des Menschen von dem Dämonenblut verwirrt gewesen waren und dass nichts Anderes als Rache durch die Adern Sams pulsiert war.
 

Dean und Singer waren ebenfalls nicht unschuldig. Der eine hatte das erste Siegel gebrochen und der andere hatte zu Dean gestanden. Gemeinsam hatten sie Sam isoliert und in die Arme Rubys getrieben, anstatt sie zu töten. Es war eine Verknüpfung von Ereignissen, eine Kette, wie sie hatte geschehen müssen – so zumindest hatte man es Castiel Jahrhunderte lang erzählt.

Doch nun war der Engel erwacht, hatte rebelliert und war gefallen. Er sah die Welt nun anders, klarer. Und er wusste, dass Sam Winchester in diese Welt gehörte, dass er sie retten konnte, wenn er nur wieder Mut fasste und sich nicht auf Moteldächern versteckte, mitten im Nirgendwo.
 

„Du bist nicht allein der, bei dem man die Schuld suchen sollte.“ Castiel trat nun seinerseits auf Sam zu und zum ersten Mal seit ihrer Begegnung im Lagerhaus, dort wo Castiel den Beiden die Sigille in die Rippen geschnitzt hatte, standen sie nahe genug beieinander, dass sie einander berühren konnten, wenn sie das wollten. Castiel machte den Anfang: Er hob seine Hand, legte sie federleicht auf eine von Sams steifen Schultern. „Auch ich selbst habe dazu beigetragen.“
 

Es war an der Zeit es Sam zu sagen, entschied Castiel. Mit an Schuld und Last zu tragen, unter der Sam zu ersticken schien. Er hatte es versprochen, als er seine Schwingen in dem Motel Zimmer geöffnet hatte, dass Dean und dessen störrischen Glauben enthalten hatte, dass es Sam gut ging. Die Wut und der Schmerz, an denen Dean festhielt, sie waren nicht das, was Sam nun brauchte.
 

Nein, Sam brauchte eine Hand, die sich ihm entgegenstreckte. Ein Zeichen, dass er nicht allein war.
 

Der Jäger kippte den Kopf schräg, spiegelte so unbewusst Castiels Geste. „Was meinst du?“ Seine Stimme war ein Flüstern, wie fortgeblasen war die Festigkeit, die ihr noch Sekunden zuvor innegewohnt hatte. „Wie kannst du dazu beigetragen haben?“
 

„Ich habe die Tür des Panikraums geöffnet.“
 

Sams Lippen öffneten sich in einem lautlosen „Oh.“. Die Augen des Jägers huschten über Castiels Gesicht schienen nach einer Lüge, oder einem Hinterhalt zu suchen. Castiel wusste, dass sie nichts dergleichen finden würden, auch wenn er zugeben musste, mit dieser Art Intensität betrachtet zu werden, ließ in ihm ein Gefühl aufkeimen, das ihn dazu drängte einen Schritt zurück zu machen. Dennoch wich Castiel nicht, er wusste, dass dies ein entscheidender Moment war.
 

„Ich habe es mir beinahe gedacht“, murmelte Sam schließlich, schüttelte abermals leicht den Kopf dabei. „Nicht in dem Moment natürlich, aber jetzt, als ich Zeit hatte, alles zu reflektieren. Trotzdem, es ändert nichts Castiel. Ich hätte einen Weg gefunden, mit dir oder auch ohne dich. Das Ergebnis wäre am Ende immer das Gleiche.“
 

Nun war es an Castiel, den Kopf zu schütteln.
 

„Sam Winchester. Du musst nicht mehr Schuld auf deine Schultern laden, als notwendig. Du bist nicht allein. Lass mich dir helfen.“
 

Der große Mann bebte unter den Worten, die Schultern nach vorne gezogen und der Kopf dazwischen gesunken. „Glaubst du nicht, dass es nicht besser wäre, mich einfach zu Staub zu zermalmen?“
 

Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen, nicht mehr ganz so bitter wie zuvor und Castiel wertete dies als eine positive Wendung ihres Gesprächs. Er drückte die Schulter unter seinen Fingern etwas fester, unendlich vorsichtig, nicht zu viel Druck auszuüben und den Knochen zu zerbrechen.
 

„Nein“, antwortete er ehrlich. „Ich glaube, dass dich diese Welt braucht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yamimaru
2019-01-07T15:17:35+00:00 07.01.2019 16:17
Es ist sehr interessant für mich zu lesen, wie Castiel und Sam sich kennengelernt haben und was der Engel über ihre erste Begegnung auch jetzt noch denkt. Besonders, dass ihm immer beigebracht wurde, Sam müsste seines Demonenbluts wegen gezeichnet und unrein sein, was Castiel ja allem Anschein nach überhaupt nicht gespürt hatte und auch nicht nachvollziehen kann. Ich schätze mal, dass dieser Umstand später auch noch eine Rolle spielen wird, zumindest macht es für mich gerade so den Eindruck,,
Generell finde ich es hier schön zu lesen, dass Castiel eine beinahe liebevolle Art an den Tag legt, wenn er über Sam in seinen Gedanken redet bzw. als er ihm auch auf dem Motel-Dach gegenübersteht.

Sams Schmerz kommt auch in diesem Kapitel wieder sehr deutlich rüber und als er fragt, ob Castiel ihn nicht vernichten könnte, damit Luzifer sich nicht in seinen Körper einnisten kann, hatte ich unendliches Mitleid mit ihm. Der arme Kerl hat so vieles durchgemacht (nicht das ich es Dan absprechen will, dass er auch wortwörtlich durch die Hölle gegangen ist) und hat es in meinen Augen einfach nicht verdient, die ganze Schuld zugeschoben zu bekommen.

Gottseidank denkt Castiel da genauso und reicht ihm die Hand bzw. gibt zu, dass auch er Schuld an der ganzen Misäre hat. Auch wenn Sam das bereits klargeworden ist, denke ich doch, dass es ihm hilft, das so direkt gesagt zu bekommen. und auch Castiels Gegenwart und Nähe scheint ihm einen Funken seiner Hoffnung zurückzugeben.
zumindest macht der letzte Absatz für mich ganz den Eindruck.
Ich würde es ihm wirklich wünschen, besonders, wenn er in Castiels Augen unentbehrlich ist, sobald sie gegen die drohende Apokalypse ankämpfen müssen.

Ich bin gespannt, wie es hier weitergehen wird. ^^

Lg
yamimaru


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