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Mutter werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr

von

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Isamu

„Oooouuuh! Ist der süß!“, rief Akane und schob die Decke etwas zur Seite. Ranma drehte die Wiege etwas zu sich und öffnete den Verschluss des Gurtes, um die Decke ganz von dem Kind zu ziehen. Er nahm den Jungen heraus und gab Akane das Bündel in die Arme. Sie hielt für einen Moment die Luft an, weil sie Angst hatte, etwas falsch zu machen und lachte das Kind dann strahlend an. Es gluckste leise, als Akane mit ihrem Zeigefinger über die geschwungene Nase strich. Soun Tendo, der das Kind noch nicht gesehen hatte, beugte sich nach vorn und sah sich den Jungen genau an. „Er wird eines Tages ein großer Kämpfer“, sagte er dann und bekam von Akane das Baby überreicht.

Als nächstes war Nabiki dran, die sehr zögerlich das Kind übernahm und deutlich überfordert war. Sie gab es schnell an Genma weiter, der neben ihr saß. Dieser umschloss mit seinen kräftigen Armen das kleine Wesen wie ein Schatz und lächelte den Jungen an. Das er einmal auf diesem sehr ungewöhnlichen Weg Großvater werden würde, daran hatte er nie einen Gedanken verschwendet.

Ranma indes packte die Umhängetasche aus, die er dabeihatte. Neben seiner Wechselsachen von gestern hatte man ihm im Krankenhaus noch so einiges mit gegeben. Nicht nur die Wiege war ein Teil davon, auch einen ganzen Satz Windeln, zwei Strampler, eine gehäkelte Mütze und ein paar Socken legte er auf den Tisch vor sich. Dann holte er drei Flaschen, zwei Schnuller, einen Pappkarton und eine kleine Kühltasche heraus und klappte dann die Tasche halb zusammen.

Akane nahm die beiden Strampler und quietschte entzückt. Die Flaschen und Schnuller nahm sie auch in Augenschein, über die Mütze war sie eifersüchtig und der Karton verwirrte sie sichtlich.

„Was ist da drin?“, fragte sie und griff danach. Ranma gab ihrer Hand einen kleinen Schubs und schob den Karton wieder auf die andere Seite des Tisches. „Das zeig ich dir später“, kommentierte er. Akane blinzelte verwundert, widmete sich der blauen kleinen Tasche und zog den Reißverschluss auf. Darin standen zwei weitere Flaschen, gefüllt mit Milch. Peinlich berührt zog sie den Verschluss wieder zu und stellte die Tasche neben sich auf den Boden. Ranma war ihr dankbar, dass sie den Inhalt nun nicht vor allen rausholte und erblickte seinen stolzen Vater. Nach ein paar Minuten wurde das Kind unruhig und Ranma übernahm ihn wieder. „Wie heißt er?“, fragte Genma. Ranma schwieg eine Weile. „Ich habe noch keinen Namen. Vielleicht finden wir einen...?“, dabei sah er zu Akane und lächelte sie an. Diese hielt sich gerührt die Hand vor den Mund und die andere auf ihr Herz.

Ein paar Stunden waren vergangen, das heftige und laute Wortwechsel zwischen Ranma und Akane hörte man bis in den ersten Stock. Genma sah seinen Freund Soun an. „Was wird das werden, wenn die beiden erst mal verheiratet sind... Der Junge tut mir jetzt schon leid“ „Dabei ist es noch nicht mal Akanes Kind, und die streiten sich so über den Namen.“, lachte Soun, schob dabei den Schrank auf die andere Seite des Zimmers. Dann ging er kurz raus, stieg auf eine Leiter, die im Flur stand und schob eine der Deckenplatten zur Seite. Er reicht Genma einen geflochtenen Korb und griff noch nach einem staubigen Sack. Die beiden stellten das Kinderbett unter das Fenster. „Es macht mich glücklich, dass ich dieses kleine Bett noch mal sehen kann.“, murmelte Tendo und richtete den Blumenhimmel zurecht. Genma indes werkelte am Fenster herum, klebte neue Dichtungen in die Schienen und brachte von innen ein Rollo an. Soun hatte Kasumi gefragt, ob es für sie in Ordnung sei, wenn ihr Zimmer als Kinderzimmer umfunktioniert wurde. Die junge Frau war mehr als begeistert, stimmte dieser Idee nur zu gern zu. Als Soun aber die Kartons in der Ecke sah, wurde er auf einmal sehr traurig, denn dies bedeutete, dass eine seiner Töchter nun ausziehen würde. Er jammerte und schluchzte, hielt sich dabei am Kinderbett fest „Kasumi~!“ Genma schlug ihm aufmuntert auf die Schulter, „Der eine geht, der andere Kommt! Das Haus wird also nie leerer!“, lachte er.

Während die beiden Großväter das Zimmer herrichteten, hatten sich die beiden Streithähne auf einen Namen geeinigt, den Akane nun voller Stolz in ihr Tuch einstickte. Schief und krumm stand nun das Kanji für Mut in einem Kranz aus gelben Blumen. „Isamu...“, flüsterte sie und entfernte den Stickrahmen, strich es ein bisschen glatt und gab es ihrem Verlobten. „Mein Geschenk für das Kind“, sagte sie lächelnd. Ranma nahm das Tuch in die Hand und bedankte sich dafür mit einem hastigen Küsschen auf ihre Wange “Danke“. Etwas perplex berührte sie mit ihren Fingerspitzen die Stelle, an der seine Lippen ihre Haut berührt hatten. Wärme durchflutete ihren Körper. „S-Schon gut...“, nuschelte sie. Dann fiel ihr ein das Kasumi ihr die ganzen Kisten mit ihrer alten Babykleidung bereitgestellt hatte. Leider waren die meisten Sachen davon für Mädchen, nur wenige Stücke ließen sich für den kleinen Mann zweckentfremden. Akane stand auf und lief schnell nach oben, um die Tüte zu holen, in der sie alles rausgesucht hatte, was ihrer Meinung nach ginge. Sie stellte die braune Papiertüte vor Ranma auf den Tisch. „Kasumi hat mir unsere Babykleidung von früher gegeben. Mama hat sie alle aufgehoben.“ Ranma griff mit seiner freien Hand hinein, zog dabei prompt eins der wenigen Teile heraus, die eindeutig für Mädchen gedacht waren.

„Äh...“ Er hatte einen Strampler in hellrosa, auf dem weiße Häschen aufgedruckt waren, in der Hand und glaubte nicht, dass er dem Kind das wirklich anziehen sollte. „Das kannste dir abschminken. Ich ziehe dem armen Jungen doch keine rosa Mädchenkleider an!“ Akanes Augenbraue zogen sich in der Mitte zusammen. „Musst du ja nicht. Aber hast du Geld, neue Sachen zu kaufen? Weißt du eigentlich, wie teuer der ganze Kram ist?“ Mit einer Handbewegung hatte sie ihm den Strampler aus der Hand gerissen, stopfte ihn wieder in die Tüte, um mit dieser davon zu stampfen.

„Nun warte doch mal!“, rief er ihr nach und stand auf. Akane stampfte die Treppen nach oben, um die Tasche in ihr Zimmer zu stellen. Als sie an Kasumis altem Zimmer vorbei kam, blieb sie stehen. Ranma, der mit großen Schritten die Treppe herauf kam, lief in sie hinein. Er folgte ihrem Blick, sah wie ihre Väter im Raum standen, Tendo werkelte an der Wicke herum, während sein Vater Gardinen aufhing und dabei beinahe von der Leiter gestürzt war, als Soun rückwärtsging und gegen den kleinen wackelnden Schemel trat.

Weder er noch seine Verlobte, konnten sich ein Schmunzeln verkneifen. Stumm gingen sie beide weiter, während er nach Akanes Hand, griff in der sie die Tüte hielt. „Bitte...“, sie blieben vor ihrer Zimmertür stehen. Sie sah erst auf seine Schwielen besetzte Hand, die sich so rau auf ihrer Haut anfühlte, dann in sein Gesicht. Schließlich ließ sie los. Ranma umschloss den Griff der Papiertüte fest und neigte den Kopf leicht nach vorn. „Danke.“ murmelte er dann.

Ranma drehte sich von ihr weg und ging zu den beiden alten Herren, während sie in ihr Zimmer verschwand. Bei den zwei Möchtegern Handwerker sprach er vor allem Herrn Tendo seinen Dank aus, dass seine Tochter Kasumi so gutherzig, war ihm das Zimmer zu überlassen.
 

Heiligabend ging ohne nennenswerte Zwischenfälle vorüber. Als abends alle so langsam zu Bett gingen, saßen nur noch der junge Saotome und Akane im Wohnraum. Akane beobachtete das Kind und Ranma sah sich den kleinen Baum an. In seinem Kopf spielten zukünftige Gedanken auf einer Hüpfburg, was die Schmetterlinge in seinem Bauch zum Tanzen brachte. Als er Akanes Blick spürte, drehte er den Kopf zu ihr und sah in ihre dunklen Augen, die durch das Flackern der zwei Kerzen auf dem Tisch wie Zirkon funkelten. Ihr Blick war lange und tief, keiner wollte ihn unterbrechen, wenn nicht Isamus forderndes Schreien gewesen wäre, hätte Ranma sicher die Beherrschung verloren und ihr seine Lippen aufgepresst. Es waren schlimme Gedanken, an die er nicht denken wollte, aber immerzu musste. Ihre pfirsichweiche Haut mit seinen rauen Händen zu berühren, ihren Duft einzuatmen und sich in ihre Vollbusigkeit zu legen, ihr nicht mehr nur seine kleinen Frauenfinger in die Lustgrotte zu stecken, sondern... es waren zu viele Gedanken und er war dem Kind dankbar, dass er ihn nun davon los riss. Akane hob den Kopf und lachte, als der junge Kerl mit einer geballten Faust in die Luft boxte, um seinem Schreien noch mehr Nachdruck zu verleihen. Er brauchte nichts zu sagen, denn Akane war bereits aufgestanden und in der Küche verschwunden. Das leise Geklimper darin, verriet ihm, dass sie sich bereits um den späten Imbiss kümmerte. Es dauerte nicht lange, da kam sie mit einer Flasche Milch zurück, setzte sich neben ihn und reichte ihm die Flasche. Er nahm sie, stellte sie aber unerwartet auf den Tisch ab, um Akane den Jungen in die Arme zudrücken.

„Was hast du vor?“, fragte sie und nahm den Jungen. Etwas merkwürdig war das Gewicht schon. Hoffentlich würde sie sich noch daran gewöhnen. Dann gab er ihr die Flasche zurück, „Wenn du mal Kinder haben willst, dann fang an zu üben“, scherzte er. In Wirklichkeit wollte er seinen Gedanken nur ein reelles Bild verschaffen. Sie wusste nicht so recht, wie sie Kind und Flasche gleichzeitig händeln sollte, also packte er den Zipfel des Kissen, auf dem sie saß und drehte sie zu sich, um ihre Arme richtig zu platzieren. Merkwürdig fand Akane, dass er obwohl er eigentlich ein Mann war, genau wusste, was er zu machen hatte, obwohl er sich nie theoretisch darauf vorbereitet hatte. Sie sah ihn lächelnd an. „Ich weiß was du denkst. Ganz unvorbereitet war ich nicht. Wenn du in der Schule warst, habe ich mir deine Zeitungen durchgelesen.“, erklärte er und stützte dabei den Kopf am Arm auf dem Tisch ab. „Was war denn in dem Karton?“, fragte sie. „Eine Milchpumpe“ „Ah...“ machte sie und lächelte verlegen.
 

Der Alltag mit dem Kind war bestimmt von Füttern, Schlafen und Windeln wechseln. Akane hatte sich eine Woche Urlaub nehmen können und so Zeit, sich mit dem Jungen und der neuen Situation auseinander zu setzen. Das gab Ranma Zeit, die verlorenen neun Monate wieder aufzuholen. Er trainierte jede Minute. Manchmal musste er eine Pause machen, sich widerwillig in eine Frau verwandeln. Anschließend verschwand er immer mit dem Kind in seinem Zimmer. Und in der Zeit, in der Akane sich um den Jungen kümmerte und ihn betrachtete, kam sie nicht von dem Gedanken los, den Vater sehr gut zu kennen. Das Kind hatte kaum Ähnlichkeiten mit Ranma. Gut, das rotblonde Haar und der Mund waren eindeutig von ihm, aber diese Nase. Sie kannte diese Nase sehr gut. Und das verunsicherte sie zunehmens. Sie hatte Ranma öfters darum gebeten, einen Test machen zu lassen, aber er wollte nicht. Er wollte nicht wissen, wer es war, denn er hatte Angst irgendjemanden Rechenschaft abzuverlangen. Aber Akane war fest entschlossen, diesen Test machen zu lassen. Ranma musste davon ja nichts wissen. Deswegen ließ sie sich über Post einen Test zukommen, in dem zwei Plastikröhrchen mit Wattestäbchen und eine lange Anleitung lagen, wie sie vorgehen sollte. Also ging sie los, als er sich mal selbst um das Kind kümmerte, kramte in einer Schublade herum und fand die kleine Bürste, in der kleine schwarze Haare hingen. Mehr hatte sie nicht und sie hoffte, dass diese paar Haare ausreichen würden. Mit dem anderen Röhrchen schlich sie in das Zimmer, wo der Junge leise schlummerte, nahm vom Kind eine Speichelprobe, beschriftete alles, packte es in den großen Umschlag und brachte es vor der Arbeit zur Post. Jetzt musste sie nur immer vor dem Boten zuhause sein, damit sie ihn abfangen konnte, so dass Ranma den Umschlag mit den Ergebnissen nicht sehen würde.

Als sie am gleichen Abend wieder nachhause kam, war Ranma schon dabei, den kleinen Kerl fertig zu machen, um ihn in die Wiege zu legen. Er stand im Bad an einem kleinen Tisch, den Genma von irgendwo her angebracht hatte, stöhnte und würgte, als er dem Bub die Windel wechselte. Akane, die gerade die Jacke an einen Haken hing, sah seinen Rücken und wie er vor Ekel mit langen Armen die zusammengeklappte Windel in einen Eimer warf.

Als ihr Verlobter mit Isamu aus dem Bad kam und ihn an seine Brust drückte, ging in Akane wieder mal das Herz auf und stellte sich vor wie es war, wenn er ihr Kind so in den Armen halten würde. Sie war glücklich, aber auch traurig zugleich. Glücklich, weil sie so sah, dass Ranma der Mann war, mit dem sie Kinder haben wollte. Traurig, weil dies nicht ihr Kind war und sie nicht wusste, wann sie sich beide trauten, diesen einen Schritt zu wagen und ihr Glück versuchten. Er und Akane waren in den letzten Monaten öfters sehr intim gewesen, aber irgendwie war es etwas anderes. Er war eine Frau, sie wusste was sie machen musste, damit es ihm gefiel. Wenn sie sich nun vorstellte, mit ihm als Mann intim zu sein, das war etwas ganz anderes, denn sie wusste rein gar nichts darüber, wie es bei einem Mann funktionierte. Da hatte Ranma nun wieder ein Vorteil, denn er wusste nun ganz genau was er zu tun hatte, damit ihr es gut ging. Sie wurde rot und sah zu Boden. Ranma hob eine Augenbraue als er an ihr vorbei die Treppe nach oben ging. Über seiner Schulter hing ihr besticktes Leinentuch, was sie mit Stolz überflutete.

Es dauerte nicht lange und der Saotome Junge kam die Treppe wieder herunter. Er hatte sich einen Jogginganzug angezogen und ließ sich neben Akane, die die Nachrichten sah, am Tisch nieder. Er saß ziemlich dicht neben ihr, so dass Akane seine Körperwärme spüren konnte. Sie hatte gemerkt dass er als Mann deutlich mehr Hitze abstrahlte, als in der Zeit wo er weiblich und ständig erregt war. Sie war sich unsicher, ob Ranma versuchte, ihr dadurch zu signalisieren, dass er bereit war. Sie blieb eisern und drehte sich nicht zu ihm um. Soun kam mit einem Tablett herein und stellte eine warme Miso Suppe - das war das Einzige was er kochen konnte - auf den Tisch. Er verteilte die Schalen und brachte das Tablett wieder in die Küche. Akane drehte sich nun um, rutschte dabei etwas von Ranma weg und bedankte sich bei ihrem Vater für das Essen.

Nach dem Essen hatte Ranma nach dem Baby gesehen, dann ging er an Akanes Zimmertür und klopfte an. Ein leises „Ja, bitte“, drang nach draußen und er betrat das Zimmer. Seine Freundin lag bereits im Bett und hatte sich nun aufgesetzt und sah ihn fragend an. Das war das erste Mal seit der Geburt, dass er wieder bei ihr im Zimmer war. Akanes Herz klopfte ihr bis zum Hals und ein roter Schimmer legte sich auf ihre Wangen, nicht wissend was nun kommen würde. Ranma ging zu ihr und setze sich auf die Bettkante.

„Danke.“, sagte er nach einem Moment. „Danke? Wofür?“, er wollte also nur reden. Was für ein Glück, sie war völlig unvorbereitet gewesen. „Dafür, dass du dich so um ihn kümmerst, obwohl es nicht dein Kind ist.“, er nahm eine ihrer Hände und drückte sie fest. „Ich habe dir im März letzten Jahres versprochen, dass ich da bin und da bleibe. Dazu gehört auch, sich zu kümmern.“ Sie rutschte herum und neben in. Ohne Vorwarnung legte er ihr seinen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Sie spürte die harten Muskeln unter dem Sweatshirt, das er trug und schluckte. Hier würde heute nichts passieren, das wusste sie genau. Sie beide brauchten diese Momente, sich daran zu gewöhnen, dass sie nun wieder Mann und Frau waren, dass sie nicht mehr im gleichen Bett schliefen. Dass sie nicht mehr... Akane lehnte ihren Kopf an seine Schulter, schloss die Augen und zog seinen Duft tief ein. Er roch nach Puder und Creme und ein bisschen nach Schweiß. Irgendwie empfand sie diese Mischung als unglaublich männlich. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, wünschte ihr eine Gute Nacht und verschwand aus ihrem Zimmer. Sie hörte eine andere Tür auf und zu gehen und in ihr breitete sich eine unbeschreibliche Leere aus.
 

Die nächsten Abende und Nächte verliefen genauso. Ranma gab ihr einen flüchtigen Kuss, ging in Kasumis altes Zimmer. Dann lagen beide die halbe Nacht wach, weil jeder der beiden die Nähe des anderen brauchte. Ranma aber auch, weil Isamu ständig Töne von sich gab und ab und zu Hunger bekam. Eines Nachts konnte Akane diese Einsamkeit in ihrem Zimmer nicht mehr aushalten. Sie schlich sich rüber in den anderen Raum, überprüfte, dass der kleine Mann in der Wiege schlief und versuchte so vorsichtig, wie ihr es möglich war, zu Ranma unter die Decke zu steigen.

Das Knarzen des Sprungrahmens ließ ihren Verlobten leise seufzen aber sonst passierte nicht. Einmal dankbar, dass er einen festen Schlaf hatte, war er erst einmal am Schlummern.

Sie rutschte an ihn und sah ihm einen Moment zu, ehe sie ihren Kopf auf seine Schulter legte und eine Hand auf seine Brust. Ranma murrte leise, öffnete die Augen kurz, hob den Kopf, um zur Wiege zu blicken. Erst dann bemerkte er, dass jemand neben ihm lag. Aber richtig wach wurde er nicht. Er drehte sich auf die Seite und legte einen Arm um Akane, zog sie an sich und schnaufte dann weiter. Ihr blieb kurz der Atem stehen, da sie ja nicht wusste, wie er reagieren würde. In seiner Umarmung drehte sie sich auf die andere Seite und schmiegte ihren Rücken an ihn. Ranma wurde wieder kurz wach und war sich nun erst seiner Situation bewusst, als Akanes nach Pfirsich riechende Nachtcreme in seine Nase stieg. Er wollte sie wegdrücken und fragen was sie hier mache, dann aber besann er sich und dankte stumm dafür, dass sie den Mut aufgebracht, hatte sich zu ihm zu legen.

Dann wurde ihm dieser Moment schrecklich peinlich und er konnte sich keinen Millimeter mehr bewegen. Auch Akane merkte, was in dem Mann vor sich ging, als sie an ihren Pobacken etwas spürte, was sie bis dahin noch nicht kannte. Ihr Gesicht lief auf einmal dunkelrot an. Sie tat so, als ob sie schlafen würde und davon nichts mitbekam. Was sollte sie denn nun machen? Sich umdrehen? Etwas sagen? Einfach ignorieren? Was würde er nun tun? Würde er den Moment nutzen und sie einfach nehmen, hier und jetzt? In ihr stieg die Erregung auf. Ihr Magen schlug Saltos, da sie absolut nicht wusste, was sie tun sollte. Dann wurde ihr Rücken kalt, und die Matratze bewegte sich. Ranma war aufgestanden und hatte stumm den Raum verlassen. Sie seufzte, war insgeheim froh darüber, dass er einfach gegangen war. Aber ihr tat es auch leid, so egoistisch gewesen zu sein und ihn mitten in der Nacht mit ihrer Nähe so zu überrumpeln. Sie konnte sich nur zu gut denken, was nun in dem Mann vor sich ging.

Ranma war ins Bad gegangen. Erst dachte er daran, um sich seiner Erregung zu entledigen sich einen runter zu holen. Doch das empfand er irgendwie unmoralisch. Dann aber kippte er einfach eine Schale kaltes Wasser über sich. Ein unerträglicher Schmerz zog sich augenblicklich durch seinen Unterleib. Schmerzvoll keuchend fasste er sich mit einer Hand an den Magen. Der Druck den er ausübte, ließ den Schmerz auf ein erträgliches Minimum sinken und er richtete sich wieder auf. Er hasste es ohnehin schon, als Frau rumzulaufen und jedes Mal wenn er sich verwandelte, tat ihm sein Unterleib schrecklich weh. Doktor Sato hatte nach der Geburt zu ihm gesagt, dass es normal sei. Er hatte das ziehen auch, wenn er ein Mann war, aber dann war es eher ein dumpfes Pochen, was er gut ignorieren konnte.

Seine Erregung war durch den Schmerz wie weggeblasen, was gut war. Er hatte sich die letzten Nächte auch nach ihrer Nähe gesehnt, aber da er wusste, dass sein Körper so reagieren würde und er nichts überstürzen wollte, kam er nie auf den Gedanken sich mit Akane ein Bett zu teilen. Aber außerdem war er auch zu feige, sich zu ihr zu legen.

Langsam stieg er die Stufen wieder rauf und betrat Kasumis Zimmer. Akane war noch immer da, er dachte, dass sie schlief, dabei war sie hellwach. Dann stieg er wieder zu ihr und zog die Decke über sie beide. Er schmiegte sich erneut an seine Verlobte. Sie seufzte leise. Ranma war gerade so weg gedöst als sich Isamu lautstark meldete. Er stöhnte und schlug sich den Arm auf die Augen als er sich auf den Rücken drehte. Er atmete noch einmal tief durch. Dann richtete er sich auf, streckte sich über seine Verlobte und knipste das kleine Nachtlicht ein. Er warf einen Blick auf das Kind und kletterte erneut über die Frau, um neben das Kinderbett zu gehen. Er nahm den kleinen Jungen heraus, und ließ sich auf einem Stuhl neben dem Bett nieder. Da er ja nun weiblich war, brauchte er nicht mehr in die Küche zu gehen, um sich eine Flasche Milch zu holen. Müde kramte er an seinem Hemd herum und gab dem jungen Mann schließlich, was dieser verlangte. „Kleiner Schreihals...“, murmelte er leise, lächelte dabei. Akane, die immer noch so tat, als ob sie schlief, öffnete ein Auge zu einem schmalen Schlitz und beobachtete ihren zukünftigen Mann. Da Ranma täglich abpumpte, musste er sich nicht ständig hin und her verwandeln. Akane hatte ihn gefragt, wieso er es vermied, als Ranko herumzulaufen, worauf er nur meinte, dass sie es irgendwann verstehen würde, hätte sie erst mal ein Kind bekommen. Das Schmatzen des Kindes war das Einzige, was den Raum füllte. Akane war glücklich, dass sie es sehen konnte, denn von Anfang an war Ranma es sehr unangenehm gewesen, wenn jemand zuguckte. Und dann wurde ihr klar, wieso der Mann die letzten Tage so müde und leicht unausgeglichen war. Alle paar Stunden nachts aus dem Schlaf gerissen zu werden und das Kind zu füttern... Irgendwann schlief sie dabei ein, in ihren Träumen war sie so glücklich wie noch nie.
 

Der nächste Tag fing schon damit an, dass sie verschlafen hatte. Dadurch war sie viel zu spät auf ihrer Arbeit. Diese Zeit musste sie hinten wieder dran hängen, um dann eine Stunde später zuhause zu sein, als sonst immer. Als sie das Haus betrat, war ihr Vater gerade am telefonieren und lachte lautstark los, als ihm vermutlich ein Witz erzählt wurde. Dann las sie einen Zettel auf dem kleinen Tisch neben der Garderobe, auf dem die Ankunftszeit von Nabiki stand, die von ihrer Uni direkt zu ihnen nachhause fahren wollte. Man sollte sie dann am Bahnhof abholen. Wie die meisten Wocheneden hatte die junge Frau einen riesen Berg von Wäsche dabei, die gewaschen werden musste. Glücklicherweise übernahm Kasumi das mit größter Freude. Ranma würde vermutlich im Dojo sein, weswegen sie sich dorthin auf den Weg machte. Sie hörte seine Stimme schon von der Hintertür aus und auch wie Bretter und Steine zertrümmert wurden. Ihr kam ein Stück Brett entgegengeflogen, welches gerade so ihren Kopf verfehlte. Sie sah wie Genma die Augen verdrehte und rücklings gen Boden fiel. Ranma hatte so fest gegen das Brett getreten, dass er dabei auch seinen Vater erwischt hatte. Dieser lag nun ziemlich benommen auf dem Rücken. Ihr entging nicht, dass er sie keines Blickes würdigte. Sie wusste nicht, wieso. Hatte er sie einfach nicht gesehen oder hatte sie etwas angestellt, von dem sie nichts wusste? „Ranma, ich hab auf dem Weg hier her von Kasumi essen mitgebracht. Möchtest du etwas?“, fragte sie, doch sie bekam keine Antwort. Als er auch beim zweiten Mal nicht reagierte, ging sie auf ihn zu und drehte ihn mit Gewalt zu sich. „Was hab ich denn gemacht, dass du nicht mit mir reden willst?“ Er antwortete ihr, indem er ihr einen Umschlag unter die Nase hielt. Sie wurde kreidebleich und hatte das Gefühl, augenblicklich zu sterben.

„Ich hatte gesagt, ich will es nicht wissen.“ Seine Stimme war leise und monoton. „Bitte, versteh doch, dass ich dich nur beschützen wollte.“ „Wovor beschützen?“ „Na ich...“, ja wovor eigentlich? Vielleicht wollte sie es auch einfach für sich selbst wissen. „Wenn du so neugierig bist, dann mach es doch auf. Los!“, befahlt er und kreuzte die Arme vor der breiten Brust. Zögerlich öffnete sie den Umschlag und zog das Ergebnis heraus. Sie starrte darauf und presste es an ihre Brust.

Sie war glücklich aber auch traurig zugleich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SailorStarPerle
2018-12-19T19:55:39+00:00 19.12.2018 20:55
voll süss die beiden mit Kind :-)
finde es etwas schade das beide so schüchtern sind
aber Daumen hoch Akane macht den ersten schritt und geht kuscheln ;-)
aber das mit dem DNA Test das Ranma so ausflippt ,
Akane meint es nur gut ,
gott sein dank ist das nächste Kaptel schon da ;-)
also schnell weiter lesen :-)


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