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Wenn das Schicksal zum Verräter wird

von

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Ein Wolf im Schafspelz?

Die Aura der schwarzen Organisation war immer stärker, intensiver und deutlicher zu spüren, sodass es absolut keinen Zweifel mehr gab. Manamis schlimmste Befürchtungen schienen sich tatsächlich zu bewahrheiten. Als hätte sie es bereits gestern geahnt. Sie war völlig apathisch. Sie waren also wirklich hier. Sie waren hier und suchten nach ihr. Sie musste Takehito irgendwie warnen. Irgendwie musste sie ihm mitteilen in welch misslicher Lage sie sich gerade befanden. Und das am besten bevor irgendwer Verdacht schöpfte oder noch schlimmere Sachen passieren konnten.
 

Doch wie sollte sie das nur tun?
 

Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Hinzu kam, dass die beiden gerade von mindestens fünfzehn Schülern angestarrt wurden. Selbst wenn sie wollte, konnte sie keinen Ton heraus bringen. Es war ihr einfach nicht möglich irgendetwas zu sagen. Sie musste ziemlich dümmlich wirken, wie sie so vor der Klasse stand.
 

Derweil hallte es von einer der Sitzbänke: „Das sind also unsere neuen Mitschüler, Miss Saintemillion?"
 

Die junge Frau, welche die beiden unscheinbaren Teenager in den Klassenraum begleitet hatte, nickte.
 

„That's right!", fügte sie fröhlich hinzu.
 

Dann wandte sie sich den beiden zu und fuhr fort: „My name is Jodie Saintemillion. Ich begrüße euch im Namen der Klasse 1B recht herzlich an der Senshin High School. Ich bin the class teacher of this great class. I will teach you in English. I hope you'll have fun with us."
 

Während Jodie ziemlich euphorisch die beiden Teenager in der Klasse willkommen hieß, wandte Takehito sich Manami zu und flüsterte: „Hey, Yumi! Was ist denn nur los mit dir? Sag mal, hast du etwa vor unserer Klassenlehrerin Miss Saintemillion so viel Angst? Jetzt werd mal nicht paranoid. Ich habe dir doch versichert, dass mein Großvater jeden hier an der Schule gründlich durchleuchtet hat. Diese Frau ist völlig harmlos."
 

Das ängstliche Mädchen erwiderte nichts. Sie konnte nicht. Es war, als würde ihr ein dicker Kloß im Hals stecken, welcher jeden Ton im Keim erstickte. Panisch stand sie neben ihrem vermeintlichen Bruder und starrte einfach nur auf den Boden. Sie wagte es nicht sich im Raum umzusehen. Zu groß war ihre Angst, dass sich ihre Blicke und die Blicke der Person, von der diese angsteinflößende Aura ausging, trafen. Jede Faser ihres Körpers zitterte und ihr Gesicht war kreidebleich.
 

Und ohnehin hatte Jodie bereits erneut das Wort ergriffen: „I have an idea. Stellt euch doch euren Klassenkameraden kurz vor, damit sie wissen mit wem genau sie es zu tun habe."
 

Aufgrund von Jodies Tonlage wurde deutlich, dass das keine Bitte sondern eine Aufforderung war. Manami krallte ihre Hände fest in den Rock ihrer Schuluniform. Sie konnte die Aura der schwarzen Organisation nun mit jeder Faser ihres Körpers spüren. Ihr Herz pulsierte so stark, dass es sich anfühlte, als würde es ihr jede Sekunde aus der Brust springen. Alles um sie herum verstummte. Sie nahm nur noch diese Aura wahr. Zu etwas anderem war sie in der momentanen Situation einfach nicht fähig.
 

Takehito musterte sie noch immer besorgt.
 

Damit die beiden nicht unnötig auffielen, übernahm er schließlich die Antwort und versuchte sich aus dieser prekären Situation heraus zu reden: „Mein Name ist Junichiro Hirofumi und das hier ist meine Schwester Yumi Hirofumi. Wir freuen uns sehr euch kennen zu lernen und hoffen, dass ihr uns in eure Klassengemeinschaft aufnehmt. Wir sind neu hier in Kyoto und gestern erst angereist."
 

Während er sprach, beobachtete er seine Klassenkameraden ganz genau. Sobald sich jemand von ihnen auffällig benehmen würde, musste er schließlich umgehend reagieren. Und auch für Manamis Verhalten musste es schließlich einen Grund geben. Sein Großvater hatte zwar zuvor alle Klassenkameraden und Lehrer gründlich überprüft und konnte nichts Verdächtiges finden, aber Vertrauen war gut, Kontrolle allerdings besser. Er musste sich selbst davon überzeugen, dass er und seine Begleiterin vorerst in Sicherheit waren. Er wirkte dabei sehr ernst und angespannt.
 

„Where do you come from?", riss Jodies Stimme Takehito aus seinen Gedanken.
 

Dieser sah sie überrascht an. Mit ausgerechnet dieser Frage hatte er absolut nicht gerechnet. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Er musste unverzüglich etwas antworten, ansonsten würde er sofort Verdacht erregen.
 

Sichtlich nervös stotterte er: „Wir... ähm... wir... also... Wir kommen aus Nagoya. Die wunderschöne Hafenstadt in der Präfektur Aichi."
 

Geschafft.
 

Gott sei Dank war er gut darin sich blitzschnell irgendetwas aus den Fingern zu ziehen. Und Gott sei Dank war sein Allgemeinwissen fast grenzenlos. Und Jodie schien es laut ihrem Gesichtsausdruck auch zu glauben. Zumindest machte sie keineswegs den Eindruck, als würde sie an seinen Aussagen zweifeln.
 

Dann wandte er sich erneut Manami zu und zischte: „Du, Yumi, hör mal zu... Glaubst du nicht, dass es langsam an der Zeit wäre, dass du auch mal etwas sagst? Kannst du dir nicht auch einfach mal was überlegen und Miss Saintemillion antworten?"
 

Noch immer war sie starr vor Angst. Die Panik stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.
 

„Yumi?", flüsterte er besorgt.
 

So langsam schien ihm klar zu werden, dass ihr Zustand ernst war und es dafür durchaus einen Grund geben musste. Manami hingegen war völlig in ihren Gedanken versunken und bekam nichts um sich herum mit.
 

Panisch dachte sie: „Was ist das? Was zur Hölle ist das? Ich kann es ganz genau spüren. Jede Faser meines Körpers nimmt es wahr. Dieser beängstigende stechende Schmerz, der mich schier zu durchbohren scheint. Es ist genau wie damals, als wir Gin und Wodka zum aller ersten Mal im Disneyland begegnet sind und ich spürte, dass noch jemand anderes dort war... eine noch viel mächtigere Person. Ich bin mir ganz sicher. Sie sind hier. Sie sind bereits hier. Und sie suchen nach mir. Ich kann es ganz genau spüren. Eines ihrer Mitglieder befindet sich in dieser Klasse... mitten unter uns... ganz in meiner Nähe. Da besteht absolut kein Zweifel. Ist er meinetwegen hier? Verfolgt er mich etwa im Auftrag der Organisation? Oder ist das alles doch nur reiner Zufall? Aber was spielt das schon für eine Rolle... Wenn heraus kommen sollte, dass ich Sherry bin... die Person nach der die Organisation so fieberhaft sucht... dann werden alle Leute hier an dieser Schule kompromisslos ausgemerzt. Und ich bin an all dem Schuld. Dies geschieht alles nur meinetwegen. Sie sind in großer Gefahr... Die Lehrer, die Schüler... und Takehito natürlich auch. Bitte lieber Gott... Ich flehe dich an... Lass mich bitte nicht auffliegen..."
 

Sie betete, dass alles gut werden würde. Sie flehte Gott an, dass er sie beschützen würde. Es stand einfach viel zu viel auf dem Spiel. Sollte sie tatsächlich auffliegen, würde das mit großer Wahrscheinlichkeit in einer absoluten Katastrophe enden. Da war sich sie ganz sicher.
 

Und während sie völlig in Gedanken versunken war, musste sich Takehito auch schon der nächsten Frage von Jodie stellen: „What about your parents? What are they doing?"
 

Wieder eine Frage mit der er absolut nicht gerechnet hatte. Wieso war diese Lehrerin nur so neugierig? Er hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass jemand nach ihrer Herkunft oder nach ihren Eltern fragen könnte. Und nun hatte er den Salat. So langsam aber sicher gingen ihm nämlich die Ideen aus. Genervt wandte er sich seiner Begleiterin zu, die bisher noch kein einziges Wort gesprochen hatte und ihn scheinbar völlig auflaufen ließ.
 

„Yumi, hey, Yumi, du sag mal... Es wäre nett, wenn du dich auch mal an dem Gespräch beteiligen könntest. Hast du nicht noch eine Idee, was wir sagen könnten? Ich bin es echt Leid hier ganz allein den Kopf für uns beide hin zu halten. Du könntest ruhig auch mal etwas zu der ganzen Sache hier sagen.", zischte er leise, sodass niemand außer sie ihn hätte hören können.
 

Dabei haftete sein Blick auf ihrem Gesicht. Noch immer war offensichtlich, dass sie völlig in Panik versunken war. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre Augen völlig emotionslos, kalter Schweiß lag auf ihrer Stirn und ihr Körper zitterte. So langsam machte er sich ernsthafte Sorgen um sie. Für ihr Verhalten musste es einen Grund geben, soviel war ihm bereits klar. Doch wie sollte er ihr helfen oder Mut zusprechen, wenn sie seit dem Betreten des Klassenzimmers kein einziges Wort von sich gegeben hatte. Das passte überhaupt nicht zu ihr. Irgendetwas schien sie in Panik versetzt zu haben. Doch was nur? Was machte dem jungen Mädchen nur so viel Angst? Doch er wurde erneut von Jodie aus seinen Gedanken gerissen. Diese Frau schien wirklich ein Talent dafür zu haben.
 

„You don't have to talk about it. Es geht mich ja auch gar nichts an. Keep calm little princess. You don't have to be afraid. Es tut dir niemand etwas. All of your classmates are really nice. Glaub mir."
 

Noch immer reagierte Manami nicht. Wie angewurzelt stand sie an einer Stelle und krallte ihre Hände noch immer in den Rock ihrer Schuluniform. Sie sah Jodie nicht einmal an. Ihr Blick war stur auf den Boden gerichtet.
 

„Yumi ist...", begann Takehito erneut für sie zu antworten.
 

Schließlich musste er dafür sorgen, dass die beiden durch ihr Verhalten nicht unnötig Aufsehen erregten. Doch in diesem Moment packte Manami seine Hand und hielt sie ganz fest. Überrascht sah er zu ihr hinüber. Ihre Hand war eiskalt und kalter Schweiß machte sie ganz feucht. Er verstand ihre Geste sofort, ohne dass er sie ansah.
 

Er wandte sich wieder seiner Lehrerin zu und fuhr fort: „Sie müssen Yumi entschuldigen. Sie ist einfach nur sehr schüchtern und gerade Fremden gegenüber sehr verschlossen. Wir ergänzen uns als Zwillingsgeschwister einfach perfekt. Ich bin in solchen Situationen Yumis Mund. Verstehen Sie was ich meine? Sie muss einfach nur etwas auftauen."
 

Auch diese plumpe Ausrede schien Jodie dem Teenager abzukaufen. Was hatte sie auch für eine andere Wahl als ihm zu glauben. Zumindest schien es so als würde sie ihm glauben. Dennoch entging es seinem scharfsinnigen Blick nicht, dass Jodie durchaus verdächtig reagierte, als sie sah wie krampfhaft sich Manami an seine Hand fest klammerte. Am liebsten hätte sie seine wärmende Hand nie wieder los gelassen. Seine Hand zu halten gab ihr zumindest ein winzig kleines Gefühl von Sicherheit. Wäre er nicht bei ihr gewesen, hätte sie wohlmöglich schon panisch das Klassenzimmer verlassen. Doch so lange er an ihrer Seite war, fühlte sie sich sicher.
 

„Manami hat bestimmt solche wahnsinnige Angst, weil sie glaubt es seien Leute aus der schwarzen Organisation hier in der Klasse. Anders kann ich mir ihr Verhalten nicht erklären. Ihre Angst scheint grenzenlos zu sein. Allerdings habe ich keinen blassen Schimmer wie Manami auf die absurde Idee kommt, dass einer von ihnen hier sein könnte. Und ich habe auch keinen leisesten Verdacht, wer hier irgendetwas mit diesen schwarzen Gestalten zu tun haben könnte...", schoss es ihm durch den Kopf, als er ihre kalten Fingerspitzen in seiner Handfläche spürte.
 

Was machte ihr nur solche Angst? Hatte sie tatsächlich einen Grund? Oder wurde sie nur langsam paranoid. Ihm fiel es schwer das einzuschätzen. Theoretisch war er sich ganz sicher, dass niemand von den Männern in schwarz unter seinen Klassenkameraden sein konnte. Schließlich hatte sein Großvater alle Personen an dieser Schule bis ins kleinste Detail durchleuchtet. Selbst die Putzfrau und den Hausmeister hatte er nicht ausgelassen. Über niemanden konnte etwas gefunden werden. Und in solchen Angelegenheiten, da war er sich absolut sicher, konnte er seinem Großvater vertrauen. Er war in solchen Sachen äußerst gründlich. Weshalb hatte dann aber Manami nur solche Angst?
 

Sie stand noch immer völlig neben sich. Von dem was Takehito erzählte, bekam sie nichts wirklich mit. Sie hörte zwar seine Worte, vernahm sie allerdings nur unbewusst. Noch immer versuchte sie heraus zu finden von wem ihrer Klassenkameraden diese angsteinflößende Aura ausging. Oder ging sie gar von ihrer Klassenlehrerin aus? Sie musste es unbedingt herausfinden. Sollte sich tatsächlich ein Organisationsmitglied unter ihren Klassenkameraden befinden, drohte Takehitos Plan bereits jetzt zu scheitern. Und dabei hatte sein Plan noch nicht einmal richtig begonnen. Und das würde vor allem eines bedeuten... dass die beiden Teenager dort keinesfalls sicher waren. Doch woher sollte die Organisation wissen, dass sich die beiden ausgerechnet an dieser Schule aufhalten würden? Das ergab alles überhaupt keinen Sinn. Oder waren sie vielleicht doch aus einem völlig anderem Grund dort? Vielleicht handelte sich das alles nur um einen dummen Zufall. Doch egal aus welchen Grund auch immer sie dort waren... Das spielte prinzipiell überhaupt keine Rolle. Sie und Takehito befanden sich definitiv in Gefahr. Das war jedenfalls Fakt. Spätestens wenn diese Typen herausfinden würden wer Yumi und Junichiro wirklich waren. Takehito konnte diese Lüge schließlich nicht ewig aufrecht halten. Das könnte selbst er nicht, auch wenn er immer denkt, dass er ziemlich gerissen sei. Früher oder später würde irgendjemand ihre wahren Identitäten herausfinden. Und selbst wenn derjenige kein Mitglied der schwarzen Organisation war, so würde diese brisante Information wohl schneller als gehofft bei ihnen landen.
 

Sie musste sich jetzt zusammen reißen. Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt die Nerven zu verlieren. Es gab jetzt etwas wichtigeres, das sie sich widmen musste.
 

Sie konzentrierte sich.
 

Sie musste herausfinden von wem die Aura der schwarzen Organisation ausging. Auch wenn es ihr unheimliche Angst machte. Am liebsten wäre sie sofort davon gelaufen und hätte sich in Sicherheit gebracht. Sich am liebsten irgendwo versteckt wo sie niemand finden würde. Allerdings hätte genau das erstrecht die Aufmerksamkeit aller auf sie gezogen. Das war also keine Option. Und eigentlich musste sie ja nur herausfinden von wem diese angsteinflößende Aura ausging. Mit diesem Wissen wären sie und Takehito zumindest schon mal einen Schritt weiter. Dann könnten sie sich einen Plan machen.



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