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Du mußt weitermachen, John!

von

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Sekunden, in denen ein Herz zerbricht

John saß bei Molly zu Hause auf dem Sofa.

Er war unruhig. Seine Hände lagen in seinem Schoss, während er sie nervös knetete.

Er überlegte hin und her, wie er beginnen sollte und war dankbar, dass er noch ein paar Minuten Zeit hatte, weil Molly in der Küche rumorte und Tee bereitete.

War es überhaupt eine gute Idee gewesen, hierherzukommen? Immerhin hatte Sherlocks Tod Molly auch sehr mitgenommen. Sie hatte ihn geliebt, ebenso wie John, nur mit dem Unterschied, dass sie es ihm gegenüber gestanden hatte. Den Mut dazu hatte John nie aufgebracht.

War es also zumutbar, dass er Molly, deren Herz ebenso wie das seine mit der Trauer zu kämpfen hatte, hinein zog und mit alledem belastete?
 

Er hatte sie seit Sherlocks Sprung vom Dach des Barts nicht mehr wirklich gesprochen. Kurze Begegnungen. Ein paar freundliche Worte. Aber keine wirkliche Unterhaltung.

Und dennoch hatte sie ihn, als er eben vor der Tür stand und darum bat, dass sie ihm zuhören möge, weil er etwas auf dem Herzen hätte, ohne einen Augenblick zu zögern hineingelassen, und nun machte sie ihm erst einmal eine beruhigende Tasse Tee.
 

„Also, John“, sagte sie, nachdem sie ihm eine Tasse Earl Grey ausgehändigt hatte.

„Was ist es, was dich bedrückt?“

John nahm einen Schluck, und dann begann er zu erzählen. Zu schildern, was er herausgefunden hatte.

Und schließlich äußerte er seinen Verdacht gegenüber Mrs. Hudson.
 

Molly riss die schönen, warmen Augen erschrocken auf.

„Mrs. Hudson? Wie ko ... ich meine, das kann doch nicht sein! Nicht Mrs. Hudson!“

Sie hustete und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.

„Ich weiß“, sagte John, „ich mag es auch kaum für möglich halten, Herr Gott, ich wünsche mir, dass es nicht wahr ist. Aber ... es gibt einfach vieles, was darauf hin deutet.“

Und noch einmal setzte er Molly Stück für Stück auseinander, welche Gedanken und Hinweise ihn zu diesem Schluss geführt hatten.
 

Schließlich schwiegen sie.

„Du denkst, dass Mrs. Hudson Moriarty ist? Sie soll damit letztendlich Schuld sein an seinem Tod? Glaubst du wirklich, dass sie uns alle so sehr getäuscht haben könnte? Dass du überhaupt so getäuscht werden könntest?“

John schluckte.

„Ich habe mich eigentlich nie für so naiv gehalten“, sagte er leise. „Aber ich glaube mehr und mehr, dass ich zu sehr dazu neige, das Gute im Menschen zu sehen ... ach ich weiß doch auch nicht.“

Tränen brannten in seinen Augen.

„Was soll ich jetzt tun, Molly? Ich meine, mir ist klar, dass ich Lestrade informieren muss, und er und seine Leute werden die Wahrheit herausfinden. Aber ... wie soll ich damit umgehen, dass sie, die Frau, die Sherlock und mir jahrelang wie eine Art Großmutter war, Schuld daran ist, dass Sherlock vom Dach des Barts in den Tod gesprungen ist?!“
 

„Was?!“

Das Wort aus Mollys Mund war regelrecht ein Aufschrei.

„Aber er ist nicht ...“ Sie schlug sich die Hand vor den Mund als hätte sie etwas ausgeplaudert.

„Was ist er nicht?“, fragte John.

Molly schwieg. John packte sie bei den Schultern und schüttelte sie.

„Molly! Was ist er nicht!“

„Ich ... er ...“ Molly stotterte und errötete.

„Molly, verdammt, raus mit der Sprache!“
 

Molly holte tief Luft.

„John, ich dachte du hättest das gewusst. Sherlock ist vom Dach des Barts nicht in den Tod gesprungen. Ich habe ihm geholfen. Es war ein Schauspiel.“
 

John zitterte am ganzen Leib. Wilde Hoffnung keimte in ihm auf.

„Heißt das er lebt noch?“, schrie er geradezu.

Molly senkte den Blick mit Tränen in den Augen.

„Nein“, hauchte sie. „Das alles war Scharade, um die Möglichkeit zu haben, Moriartys Netzwerk das Handwerk zu legen. Aber sie haben ihn wenige Wochen später in Serbien gefangen genommen und getötet. Es tut mir leid, John. Ich ... ich habe gedacht, du wärest in alles eingeweiht gewesen ...“
 

John konnte kaum noch atmen.

Das alles war zu viel. Die Teetasse fiel ihm aus den Händen und zerschepperte auf den Dielen. Der Boden drehte sich unter seinen Füssen und er sackte ohnmächtig zusammen.
 

Er kam zu sich, als Molly ihm mit einem nassen Waschlappen das Gesicht abwischte.

„John? John! Wach auf!“

Er öffnete die Augen.

„Oh Gott sein Dank, du bist wieder bei Besinnung. John, es tut mir alles so leid!“

Er stieß sie von sich, er konnte sie nicht ertragen, konnte jetzt niemanden ertragen.

„John ... geht es dir gut?“. fragte sie mit Sorge in der Stimme.
 

„Nein, verdammt! Es geht mir nicht gut! Es geht mir sogar ziemlich beschissen, Molly! Wie es aussieht, hat mich hier jeder belogen, du und Sherlock und ... hattet ihr vor mir irgendwann mal die Wahrheit zu sagen?!!“

„Er wollte zurückkommen, wenn alles erledigt ist“, sagte Molly leise.

„Scheiße!“, schrie John wütend. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde in Stücke brechen.

„Wer hat mich noch alles belogen? Mycroft? Lestrade? Die halbe Welt?“

„Nur ... Mycroft. Sonst hat niemand Bescheid gewusst.“

„Natürlich“, sagte John, vor Sarkasmus triefend. „Wer sonst.“
 

Er stand auf. Molly wollte ihn zurückhalten.

„Fass mich nicht an!“, schnauzte er, und dann stürmte er aus der Wohnung.

Konnte eigentlich irgendetwas noch schlimmer werden?

Und wohin sollte er jetzt?
 

Es blieb nur eins ... zurück in die Baker Street und sich erst einmal klar darüber werden, was er jetzt weiter tun sollte.



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