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Broken Melody

Can't you hear my voice?
von

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Torment

Weiche Schwingen umhüllen mich sanft und doch falle ich. Das Gefühl wird stärker und stärker und ich kann nichts dagegen tun - je mehr ich versuche mich zu wehren, desto schneller falle ich und ich weiß, dass der Aufprall mich töten wird. Meine Flügel sind gebrochen, es ist mir unmöglich zu fliegen oder mich zu retten, weswegen mir nur noch eins verbleibt - schreien. Im nächsten Moment sehe ich in besorgte, hellbraune Augen und erschaudere leicht, bevor mir bewusst wird, dass das Realität ist. Ich bin in Sicherheit. „Good Morning, honey.“ Ein schwaches Lächeln legt sich auf meine Lippen, bevor ich die Augen wieder schließe und mich in seinen Armen vergrabe - es war nur ein Alptraum. Der gleiche Alptraum wie immer…Mittlerweile bin ich es gewohnt. Zumindest dachte ich das…“Wie fühlst du dich?“ Stumm zucke ich mit den Schultern bevor ich seufzen muss - beschissen. Aber das kann ich ihm nicht sagen. Denn den Blick in seinen Augen wenn er weiß dass es mir schlecht geht kann ich nicht ertragen. „Ich mach uns Kaffee, ja?“ Ein sanfter Kuss auf meine Stirn folgt und erneut nicke ich - ich verstehe immer noch nicht, wie ich diesen Mann an meiner Seite verdiene.
 

Nachdem er aufgestanden ist und das Schlafzimmer verlassen hat, wage ich es die Augen zu öffnen und ich muss lächeln - zumindest bis ich mich aufsetze und ein grauenvoller Schmerz durch meinen Rücken fährt, der mich aufkeuchen lässt. Als ob meine Flügel gebrochen wären…Mit einem traurigen Lächeln schaffe ich es aus dem Bett und strecke mich - die Schmerzen sind nur psychischer Natur, mir fehlt nichts und wenn ich meine Tabletten genommen habe, werde ich für den Rest des Tages nichts spüren. Wie immer. Während ich mich ins Bad begebe und unter die Dusche steige, schweifen meine Gedanken erneut ab - wieso bekomme ich diesen Traum nicht aus meinem Kopf? Das heiße Wasser hilft zumindest die Schmerzen etwas weg zu spülen und als ich umgezogen mit feuchten Haaren in die Küche schleiche, steht dort bereits eine große Tasse mit dampfendem Kaffee. „Danke.“, hauche ich leise, bevor ich die Arme um ihn lege und das Gesicht an seinem Rücken vergrabe. Er erstarrt für einige Sekunden, bevor er eine Hand auf meine Hand legt, unsere Finger miteinander verschränkt und sie dann anhebt um mir einen Kuss auf die weiche Haut zu drücken. „Alles für meinen Engel.“ Ich kann nur müde lächeln, während er weiter mit einer Hand unser Frühstück zubereitet - er ist perfekt. So viel mehr als ich verdiene und einer der wenigen Menschen der nach wie vor an meiner Seite ist.
 

Wenig später sitzen wir zusammen am Tisch - oder besser, er sitzt, mit mir auf seinem Schoß und ich habe mich so eng wie möglich an seine Brust gekuschelt, während ich an meinem Kaffee nippe. Die Lust heute zur Arbeit zu gehen, hält sich eindeutig in Grenzen, vor allem da ich weiß, dass er frei hat. Aber vielleicht habe ich ja Glück…“Kannst du mich zur Arbeit fahren?“ Er lacht, während er mir einen Löffel Reis vor die Nase hält, welchen ich widerwillig schlucke. Igitt, Essen. „Wenn du versprichst, dass du eine ganze Schüssel Reis mit Gemüse und etwas Fisch isst, dann ja.“ Ich verdrehe die Augen, bevor ich nicke und die leere Kaffeetasse auf den Tisch stelle. „Elender Erpresser.“ Erneut muss er lachen und ich verdrehe die Augen - natürlich hat er keine Wahl, immerhin wurde mir das auch vom Therapeuten nahe gelegt. Regelmäßig essen, gesund essen. Dass es nicht wieder zu einem Zusammenbruch kommen kann. Während ich zu essen beginne, muss ich seufzen, vielleicht wäre es doch schlau, heute zuhause zu bleiben? Ein Tag im Bett klingt gerade so wahnsinnig verlockend, aber noch bevor ich nach fragen kann, ob er mir sehr böse wäre, wenn ich meine Meinung ändern würde, ist die Schüssel bereits leer und ich nehme mir grummelnd noch zwei Stücke Fisch - wenigstens schenkt er mir Kaffee nach. Nach der zweiten Tasse Kaffee schlucke ich meine Tabletten mit einem Glas Wasser hinunter und verziehe leicht das Gesicht - ich hasse Medikamente, nach wie vor. Das wird sich wohl auch nicht ändern.
 

Er jedoch lächelt und drückt mir einen Kuss auf die Stirn und ich weiß genau dass ich wahnsinniges Glück habe, dass er bei mir ist. Ohne ihn würde mein Leben wohl anders aussehen. Vermutlich hinter Gittern auf einer geschlossenen Station im Krankenhaus. Während er mich zur Arbeit fährt, sehe ich nur aus dem Fenster - es ist beruhigend zu wissen, dass er zuhause sein wird, wenn ich zurück komme, dass ich nicht wieder eine leere Wohnung betrete, in der nichts auf mich wartet. Genau das war es, was mich so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, laut dem Therapeuten - das Fehlen einer Konstante. Einem Punkt, an dem ich mich festhalten konnte…“Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?“ Kurz zögere ich bei der Frage, aber schlussendlich nicke ich nur, schenke ihm ein schwaches Lächeln und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Als er das Auto zum Stehen bringt, sehe ich mich kurz um, dann ihn wieder an und schließe die Augen. „Danke, Yuuji.“ Dieses Mal küsse ich ihn richtig und er zieht mich für einen Moment eng an sich, bis wir uns aus Luftmangel heraus lösen müssen. „Soll ich dich noch mit hoch bringen?“ Lachend schüttelte ich nur den Kopf, während ich ihm sanft über die Wange streiche und ihm noch einen Kuss auf die Lippen drücke. „Dass Aria-san noch mal versuchen kann, mir meinen heißen Boyfriend auszuspannen? Niemals…“ Damit habe ich das Auto verlassen, schenke ihm noch ein sanftes Lächeln und mit einem „Bis später.“ betrete ich tief durchatmend das Gebäude.
 

Sobald ich das Büro im zweiten Stock erreicht habe, würde ich jedoch am Liebsten umkehren und schreiend davon rennen - alle Augen sind auf mich gerichtet und ich muss die Luft anhalten um nicht zu schreien. Wenigstens wenden die Meisten sich wieder ihrer Arbeit zu, nur meine Chefin schenkt mir ein spöttisches Lächeln, wofür ich ihr zu gerne eine reingehauen hätte. „Schön zu sehen, dass du entschieden hast, dich von deinem Lover zu trennen.“ Ich verdrehe die Augen, bevor ich mit den Schultern zucke - ich brauche diesen Job, also versuche ich alles hinunter zu schlucken was ich ihr sonst an den Kopf geworfen hätte. „Wir werden heute mit einem wichtigen Kunden zu Mittag essen, ich hoffe du bist stabil genug dafür, ansonsten kannst du dich von deinem Job verabschieden.“ Erneut muss ich schlucken, bevor ich nicke und dann langsam zu meinem Platz gehe - als ich mich auf den Stuhl vor meinem Computer fallen lasse, würde ich mich am Liebsten übergeben und ich suche in meiner Tasche nach meinem Glücksbringer um ihn vorsichtig zu drücken. Alles wird gut, ich werde den Tag überstehen, ich bin nicht allein. Seufzend mache ich mich schließlich an die Arbeit - E-mails beantworten kann ich sogar im Halbschlaf. Einige wichtige Telefonate später, ist es bereits Mittag und ich verschwinde auf die Toilette um meine Frisur zu richten und mich zu schminken. Sicher ist sicher - ich kenne meine Chefin schließlich und auch wenn ich sie wohl nie zufrieden stellen werde, weiß ich doch, dass es wichtig ist, dass ich es zumindest schaffe die Firma gut zu vertreten. Hübsch auszusehen, obwohl ich mir nicht viel aus Make-up mache. Und alle Unterlagen dabei zu haben, die wichtig sind.
 

Vorsorglich habe ich sogar meine Schuhe getauscht bevor ich mit meiner Chefin das Gebäude verlasse - ich hasse Schuhe mit Absatz, außer es handelt sich um Plateauschuhe, aber diese passen nicht zu meinem Arbeitsoutfit, weswegen ich Pumps unter meinem Schreibtisch aufbewahre für Geschäftsessen. Ich darf immerhin weder mich, noch meine Chefin blamieren. Und nachdem sie klar gemacht hat, dass an diesem Mittagessen mein kompletter Job hängt…Mir wird schwindlig, je länger ich darüber nachdenke und die drückende Stille auf dem Weg zum Restaurant macht es nicht besser, dass ich kaum dass wir angekommen sind erstmal nach Luft schnappe wie ein Fisch auf dem Trockenen. Keine Panikattacke…Nicht jetzt. Das wäre wirklich der unpassendste Zeitpunkt überhaupt. „Reißen Sie sich zusammen, Sawamura-San. Mit ihrem Lover trauen Sie sich ja auch in die Öffentlichkeit!“ Meine Chefin schürzt die Lippen, während sie mich rügt - ob ihr bewusst ist, dass sie es dadurch nicht besser macht sondern vielmehr noch schlimmer? Aber sie hatte ja schon immer Spaß auf mir herum zu hacken. Vielleicht weil ich die jüngste Sekretärin bin, die sie je hatte - aber auch die beste Angestellte…Ich weiß es nicht. Glücklicherweise schaffe ich es nach knapp fünf Minuten meine Atmung wieder zu regulieren auch wenn ich mich wahnsinnig schwach auf den Beinen fühle und als wir das Restaurant betreten, bin ich einfach nur noch froh, dass wir früh genug da sind und verschwinde unter den skeptischen Blicken meiner Chefin auf die Toilette, während sie am Tisch die Unterlagen noch mal durchsieht.
 

Nach einem Telefonat mit Kamijo, welcher es schließlich geschafft hat, mich endgültig zu beruhigen, kehre ich an den Tisch zurück, mit einem erzwungenen Lächeln. Es ist nur noch dieses Essen, dann bin ich frei. Unsere Geschäftspartner erscheinen keine fünf Minuten später - und ich muss mich zwingen überhaupt den Mut aufzubringen etwas zu essen zu bestellen. Meine Chefin beobachtet mich amüsiert und ich würde ihr zu gerne den Hals umdrehen - es würde mich nicht mal wundern, wenn sie das Restaurant vorgeschlagen hätte nur um mich leiden zu sehen. Wenigstens lenkt mich das Gespräch über den Auftrag ab, ich erzähle unseren Partnern alle Details und welche Vorteile sich für sie ergeben würden und versuche nicht daran zu denken, was mich noch erwartet, aber irgendwann wird unser Essen serviert - und so gerne ich auch aufgesprungen und gegangen wäre, muss ich es ertragen und warten, da der Vertrag erst nach dem Essen unterzeichnet werden wird. Und wer weiß, wie lange das dauern könnte. Je länger wir jedoch sitzen, essen und Smalltalk halten, desto anstrengender wird es für mich, mich auf den Auftrag zu konzentrieren. Meine Gedanken beginnen sich zu drehen und abzudriften, wieso ich immer noch in diesem Job gefangen bin, wieso meine Chefin mich so behandelt, wieso ich mich so behandeln lasse und mir keine andere Arbeit suche. Wieso ich es nicht mal schaffe, ehrlich zu mir selbst zu sein oder dem Mann der mich liebt…
 

Mir dreht sich der Magen um und nur schwach höre ich einen unserer Geschäftspartner fragen, ob es mir gut geht, woraufhin ich nur nicken kann, während ich längst das Blut in meinen Ohren rauschen hören kann. „Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht, Sawamura-San?“ Ich nicke erneut, während ich mich zu einem Lächeln zwinge und nach meinem Getränke greife. Danach scheint alles an mir vorbei zu rauschen wie im Nebel und bevor ich wirklich weiß, was los ist, stehe ich vor dem Restaurant, meine Chefin funkelt mich wütend an und ich schreie ihr ein „Ich kündige!“ Ins Gesicht, bevor ich mich umdrehe und in Kamijos Arme flüchte, welcher gerade aus dem Auto gestiegen ist um mir die Tür aufzuhalten. Ich kann einfach nicht mehr und während er mich eng an sich drückt, beginnen die ersten Tränen zu fließen, woraufhin meine Chefin nur noch ein kühles „Das ist jetzt wirklich kein großer Verlust.“ Erwidert, bevor sie in die Limo steigt, welche sie zurück in die Firma bringen wird. Ihre Worte beginnen sich in meine Gedanken zu brennen und wiederholen sich, bis Kamijo mir die Ohren zuhält und mich küsst und zitternd klammere ich mich an ihn im Versuch nicht zusammen zu brechen. Es ist einfach alles zu viel. Vielleicht hätte ich den Traum als Zeichen sehen und darauf eingehen sollen, mich krank melden für heute, aber jetzt ist es zu spät - ich kann die Zeit nicht zurück drehen. Nur mich in den Armen des Mannes vergraben, der mich festhält, als wäre ich das Wichtigste in seinem Leben.
 

Irgendwann bin ich ruhig genug, dass wir nach hause fahren können, auch wenn ich ins Leere starre die Fahrt über und eher aus dem Auto stolpere, aber bevor ich auf den Boden sinken kann, finde ich mich in Kamijos Armen wieder, welcher mich stumm nach oben trägt und ich vergrabe das Gesicht an seiner Brust, während ich leise aufschluchzen muss. „Es tut mir leid.“ Es ist meine Schuld, dass so viel Chaos entstanden ist und ich kann immer noch nicht ganz verstehen, wieso ich meinen Beruf gekündigt habe, aber irgendetwas tief in mir sagt mir dass es besser so ist und ich wage nicht das in Frage zu stellen. Es wird seinen Grund haben, auch wenn ich mich nicht erinnern kann. Eigentlich warte ich gerade auch nur darauf, dass er mir sagt wie dumm ich bin, dass ich meine Chefin anrufen und mich entschuldigen, um meine Stelle kämpfen soll, aber nichts davon passiert, stattdessen streicht er mir nur sanft über den Kopf und setzt sich mit mir aufs Sofa, nachdem er unsere Schuhe ausgezogen hat und ich vergrabe mich nur noch mehr in seinen Armen, während er mir eine Decke um die Schultern legt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt. „Es gibt keinen Grund dich zu entschuldigen, Liebling. Es ist doch alles gut…“ Für einige Sekunden starre ich ihn nur ungläubig an, bevor ich lachen muss - was jedoch schnell in einem Kuss erstickt wird und je verlangender dieser wird, desto mehr verfliegt das Gefühl, mich über den Boden zu rollen und dabei hysterisch zu lachen. Zum Glück.
 

Widerstandslos lasse ich mich Stück für Stück zurück drängen, bis ich komplett auf dem Sofa liege und die Finger richtig in seinen Haaren vergraben kann. Vielleicht ist das nicht die beste Methode um eine Panikattacke zu verhindern, aber definitiv eine die mir besser gefällt als mit Tabletten ruhig gestellt zu werden. Erst als wir uns aus Luftmangel heraus wieder voneinander lösen, ziehe ich einen Schmollmund - atmen wird doch eindeutig überbewertet. „Gemein.“ Hauche ich nur sanft gegen seine Lippen, was Kamijo leise lachen lässt. „Willst du wirklich den Rest des Tages auf dem Sofa verbringen?“ Manchmal ist der Mann zu blond als dass gut für ihn wäre und ich muss seufzen, bevor ich ihn wieder eng an mich ziehe um ihm in den Hals beißen zu können. „Ja…Ich hab nichts Besseres vor.“ Damit habe ich erneut zugebissen und lausche zufrieden seinem Stöhnen - außerdem ist unser letzter Sex sowieso schon ein paar Wochen her, also was will er sich denn überhaupt beschweren? Nur weil ich emotional und psychisch gesehen nicht stabil bin, heißt das nicht, dass ich nicht weiß was ich will und während ich ihn erneut verlangend küsse, vergrabe ich meine Fingernägel in seinen Schultern - sollte er immer noch der Meinung sein dass es besser wäre, aufzuhören, wird er mit einem zerkratzten Rücken leben müssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  EndlessRain
2018-10-05T19:03:22+00:00 05.10.2018 21:03
Hach, Kamijo ist so süß Q~Q

Aber alter, bei so einer Chefin hätte ich auch gekündigt <.<
Sowas muss man sich ja nicht geben ey x.x

Bin gespannt wie es weiter geht >.<


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