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Shuichi Akai - Agent auf Abwegen

von

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Antworten

Wie erwartet war Gin noch wach, als die Sonne aufging. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zu bekommen und munterte sich mit dem Gedanken auf, dass es bei seinem Gefangenen auch nicht anders gewesen sein konnte.

Gin versuchte nicht weiter darauf einzugehen und konzentrierte sich eher auf den Entschluss, welchen er gestern gefasst hatte: Er wollte Akai noch ein paar Fragen stellen.

Also suchte der Silberhaarige, nachdem er sich angezogen hatte, das Zimmer des Agenten auf. Er wusste nicht, ob er über dessen Anblick darin schadenfroh sein oder eher Mitleid haben sollte.

Sein Erzfeind lag noch genau so auf dem Bett, wie er ihn gestern Abend positioniert hatte.

Als Gin sich auf das Bett setzte, glaubte er zuerst, dass Akai schlafen würde. Doch beim genauen Hinsehen erkannte er, dass es sich wohl eher um ein leichtes Dösen handelte.

"So hätte kein normaler Mensch schlafen können.", war Gin sich sicher. Kurz darauf bemerkte auch Akai seine Gesellschaft. Der Agent schien jedoch abwesend und gab vor sich nicht für Gin zu interessieren.

"Bei meinen Krankenhausaufenthalt hatten du und der Arzt kurz etwas von Amnesie erwähnt... Was meintet ihr damit?" Dieser stellte dennoch seine Frage und versuchte dabei so ernst wie möglich zu klingen.

Es erfolgte keine Reaktion von Akai. Trotz der Tatsache, dass er wach war, ließ er sein Auge geschlossen. Er spürte die zusätzlichen Schmerzen, die er hinzu der Müdigkeit noch bekommen hatte. Sein linker Arm fühlte sich nun halb taub an und Nackenschmerzen quälten ihn, die sich bis hinunter durch seinen Rücken verteilten. Bewegen war unmöglich.

"Antworte!", ertönte es befehlend von Gin, fast wütend, dass sein Feind ihn immer noch ignorierte.

"...tut weh..", murmelte dieser plötzlich leise. Gin verstand es kaum.

"Du nervst, weißt du das?!" Gereizt nahm Gin den Schlüssel für die Handschellen aus seiner Tasche und befreite Akai von den Dingern. Der geschwächte Körper sank einfach auf das Bett, ohne sich zu bewegen.

Gin war gezwungen ihn zusätzlich auch noch auf den Rücken zu drehen und die Arme seitlich von Akais Körper zu platzieren. Auf dessen Handinnenfläche hatten sich wegen der unsanften Behandlung von Gestern nun blaue Flecken gebildet, was der Silberhaarige ebenso bemerkte.

"Also, antworte mir.", startete er noch einen Versuch, sein Geduldsfaden war dabei fast gerissen.

Akai erwiderte nur mit einem Kopfschütteln. Gin hatte keinerlei Ahnung wie sehr die Schmerzen sein Opfer eigentlich quälten, es schien ihn ohnehin nicht zu kümmern. Gerade als Gin noch etwas sagen wollte, kam Akais Magenknurren ihm zuvor.

Kurz herrschte Stille, bis der Kaltherzige glaubte, Akai durchschaut zu haben.

"So so... du hast also vor mir solange nicht zu antworten, bis ich dir ordentliches Essen zubereite. Vergiss es!" Doch Gins Augen wurden groß, als der Agent erneut nur langsam den Kopf schüttelte. Um Akai zum Reden zu bringen, hatte er erst vor, diesen eine Faust in den Bauch zu verpassen, doch kurz davor stoppte seine Hand. Wie von allein. Warum er nicht einfach zugeschlagen hatte, konnte er sich selbst nicht erklären.

"Ich habe dir gestern gesagt, dass ich meine Mittel habe Antworten zu bekommen, also-"

"-sei doch still." Akai unterbrach Gin und öffnete sein Auge. Der müde Augenring darunter ließ den Silberhaarigen kurz sprachlos werden, also nutzte Akai die Gelegenheit um weiterzureden: "Folter mich doch weiter, dann werde ich dir bald überhaupt nicht mehr antworten können."

Wütend, aber seltsamerweise auch verunsichert, sah Gin seinem Gefangenen ins Auge. "Ich weiß wie-"

"-Hör doch endlich auf! Dieses Spielchen bringt weder dir, noch mir irgendetwas."

Gin versuchte Akai dafür eine Ohrfeige zu geben, doch seine Hand ballte sich nur auf seinem Schoß zur Faust.

"Was meinst du mit Spielchen?", fragte er stattdessen mit bedrohlicher Stimme, doch Akai ließ sich davon nicht beeindrucken. Er sah seinem Entführer weiterhin fest in die Augen und sagte: "Genau das."

Bevor Gin nachhaken konnte und sich dadurch nur noch lächerlicher machen würde, da er sich von seinem Gefangenem wissentlich an der Nase herumführen ließ, sprach der Agent weiter: "Du bist nicht du selbst."

"So ein Unsinn!", fuhr Gin ihn an, wurde aber sofort wieder ruhig, als Akai weiter sprach: "Wenn du noch immer der kaltblütige Mörder der Organisation wärst, hätten meine Kollegen drei statt zwei Leichen in dem Keller gefunden. Selbst wenn du mich nicht da gleich erledigt hättest, würdest du dir nie die Mühe machen, mich zu entführen. Du hättest mir einfach im Vorbeigehen eine Kugel durch den Kopf gejagt. Du bist nicht der, für den du dich noch ausgeben willst."

"Aber der unschuldige Junge bist du auch nicht mehr.", fügte Akai gedanklich hinzu. Der Agent hatte die ganze Nacht über Gins seltsames Verhalten nachgedacht. Seine merkwürdigen Reaktionen und die Aussetzer, die ihn an die Zeit erinnerten, bevor Gin seine Erinnerungen als Mörder ganz verloren hatte.
 

Gin war währenddessen wie erstarrt. So sehr er es auch leugnen wollte: Akai hatte Recht. Er benahm sich nicht wie ein kaltblütiger Mörder. Allein die Tatsache, wie ruhig Akai jetzt neben ihm lag, war Beweis genug.

"Aber was soll ich denn machen?", fragte er sich. Alles was Gin gelernt hatte und was er je getan hatte, war auf Morde, Folter und Bestechungen bezogen. In seinem jetzigen Zustand würde er Akai wirklich nicht zum reden bringen können. Das wurde ihm jetzt klar.

"Aber wie soll ich dann an die Antworten kommen, die ich von ihm brauche?" Gin ließ seinen Blick langsam über Akais Körper nach oben wandern. Wann er den Blick gesenkt hatte, konnte er nicht sagen. Erst als er bei Akais Gesicht angelangt war, wurde ihm bewusst, dass er den muskulösen Körper des Agenten soeben bewundert hatte. Zum Glück hatte Akai sein Auge vor Erschöpfung wieder geschlossen, wodurch ihm die leichte Röte auf Gins Wangen entging.

"Er sieht wirklich nicht gut aus...", gestand Gin sich ein.

"Vielleicht sollte ich wirklich erstmal was anständigeres zu essen besorgen...Ich kann mein eigenes Zeug auch schon nicht mehr sehen.", beschloss er schließlich und stand entschlossen auf.

Bevor er es sich noch anders überlegen konnte, verließ Gin das Zimmer. Ganz auf seinen Entschluss konzentriert, vergaß er nicht nur Akai an das Bett zu fesseln, sondern auch die Tür abzuschließen, als er sich auf den Weg zu einem kleinen Imbiss um die Ecke machte, von dem er schon öfter Ramen geholt hatte. Die würde der Agent hoffentlich annehmen.

Ohne sich dem Stimmungsumschwung bewusst zu sein, ging Gin gut gelaunt die Straße entlang. Am Imbiss erwartete ihn derselbe Verkäufer wie immer. Auch für den alten Mann war Gins Gesicht nicht unbekannt.

"Lange nicht gesehen. Das Gleiche wie immer?", begrüßte er seinen Kunden.

"Ja. Nur diesmal für zwei Personen.", meinte Gin, während er den passenden Geldbetrag aus seiner Tasche kramte und dann dem Verkäufer übergab.
 

Während Gin circa eine viertel Stunde auf seine Bestellung gewartet hatte, bekam er plötzlich ein Gefühl, etwas vergessen zu haben.

"Bilde ich mir das nur ein...?" Er lief grübelnd den Weg zurück nach Hause. Erst als er wirklich gründlich zurückdachte, traf es ihn.

"Die Tür... verdammt!" Ihm war wieder eingefallen, dass er vergessen hatte abzuschließen und vor allem noch wichtiger: Akai die Handschellen wieder anzulegen. Das letzte Stück bis zu seinem Haus rannte Gin so schnell er konnte, dabei hatte er schon längst den Verdacht, dass sein Erzfeind diese Fluchtmöglichkeit genutzt hatte.
 

Akai hingegen hatte nur flüchtig bemerkt, dass Gin überhaupt das Haus verlassen hatte. Dennoch fragte er sich, wohin der Silberhaarige gegangen war. Er nutzte die Gelegenheit, um sich etwas zu entspannen und sich auszuruhen. Zwar wusste Akai, dass es bestimmt nicht Gins Absicht gewesen war, ihn einfach so dort liegen zu lassen und dann ohne abzuschließen zu gehen, doch er hatte auch nicht vor wegzulaufen.

Da riss auch schon jemand die Tür wieder auf. Gin stand keuchend im Türrahmen und war offensichtlich völlig außer Puste. Der Agent setzte sich auf.

"Du hast wohl was vergessen?", fragte er, obwohl er es längst wusste.

"D-Du... bist noch hier?" Gin starrte seinen Gefangenen mit großen Augen an, verwundert warum dieser überhaupt noch am selben Fleck wie vorhin war.

"Warum sollte ich nicht?", entgegnete Akai ruhig. Er hoffte zumindest, so ein wenig von Gins Vertrauen gewinnen zu können. Dieser schien trotzdem aufgebracht zu sein, doch seine Verwirrung im Gesicht passte nicht dazu.

"W-Weil ich vergessen habe abzuschließen und ich dachte, du-"

"-da denkst du offenbar falsch von mir.", unterbrach Akai Gin. "Was war denn der Grund dafür, dass du außer Haus musstest?", erkundigte er sich danach.

"Ich hab uns etwas zu essen gekauft..." Der Silberhaarige senkte den Kopf, als er das Wort uns aussprach. In diesem Moment klang es für ihn wie ein Fremdwort.

Akai konnte an dem angenehmen Geruch erkennen, dass Gin wohl wirklich gutes Essen gekauft hatte. Erleichtert, dass es dieses Mal keinen Spinat oder derartiges gab, erhob sich der Agent aus dem Bett.

"Danke.", während er an Gin vorbei ging, lächelte er ihn an. Das war das erste ernst gemeinte, freundliche Lächeln von Akai seit der Auseinandersetzung mit Rum.
 

Noch immer ganz verblüfft blieb Gin erst wo er war, doch als sich Akai der Tür näherte, ergriff er dessen Arm.

Akai zog durch den starken Griff die Luft ein, beschwerte sich aber nicht über die Schmerzen. Dennoch lockerte Gin seinen Griff etwas. Als Akai sich zu ihm umdrehte, sagte Gin fest: "Du bleibst hier."

Eine einfache Aussage, hinter der aber mehr als nur das lag. Gin hatte entschlossen und bestimmt geklungen und doch konnte Akai noch immer Unsicherheit in dem Gesicht seines Koibitos erkennen.

"Was hat das Alles nur mit uns gemacht...", fragte sich der Agent. Ihm war bewusst, dass sich nicht nur Gin verändert hatte. Auch er selbst war sich über Gefühle bewusst geworden, die besser verborgen geblieben wären.

"Ich werde nicht fliehen.", versprach er Gin. Der Griff um seinen Arm wurde für einen kurzen Moment wieder fester.

"Ich meine damit: Du wirst diesen Raum nicht verlassen!", formulierte Gin seine vorherigen Worte um.

Akai sah ihm fest in die Augen. Jeder der Beiden versuchte die Gedanken des Anderen zu lesen. Akai versuchte Gins Stimmung und die momentane Situation zu verstehen. Obwohl er nach außen ruhig, gefasst und zielstrebig wirkte, war er innerlich zwischen seinem Verstand und seinen Gefühlen zerrissen. Sein Verstand riet ihm, Gins Unsicherheit auszunutzen, um zu fliehen. Würde er seinen Gefühlen nachgehen, würde sich Gin gleich in einer Umarmung wieder finden, in welcher er von Liebe und Verlangen überschüttet werden würde.
 

Gin hingegen war verzweifelt, unsicher, verwirrt und von den Geschehnissen und seinen Gefühlen überfordert. Verzweifelt versuchte er die Fassade des kaltblütigen Mörders aufrecht zu erhalten, was ihm jedoch immer weniger gelang. Seine Erinnerungslücken verunsicherten ihn und die Verwirrung, welche Akai mit seinen unerwarteten Reaktion auslöste, half dabei kein bisschen. Zu dem Ganzen kamen auch noch ungewohnte und neu, aber auch längst vergessene Gefühle wie Besorgnis, Schuld und sogar Angst. Die anderen Gefühle weigerte sich Gin zu benennen.
 

Nach wenigen Sekunden, welche ihnen wie eine kleine Ewigkeit vorkam, hatte sich Akai zu einem Kompromiss seiner zwei widersprüchlichen Seiten durchgerungen. Er senkte leicht den Blick und ging einen kleinen Schritt auf Gin zu.

Dann nahm er ihm den Beutel mit dem eingekauften Essen ab und fragte seinen Entführer noch immer mit einem leichten Lächeln auf den Lippen: "Dann essen wir also hier?"

Gin nickte, worauf sich sein Gegenüber wieder wegdrehte und mit der Tüte zurück zum Bett ging. Dabei ertappte der Silberhaarige sich, wie er seinem Erzfeind nur hinterher starrte und sich nicht von der Stelle rührte. Er kniff kurz die Augen zu.

Während Akai längst auf dem Bett platz genommen hatte, verfolgte dessen Blick Gin verwundert, wie er im Schrank wühlte. Eigentlich hatte Gin vor das nicht zu tun, doch er nahm einen Pullover und warf ihn Akai zu.

"Zieh den an, wenn du fertig bist.", kam es befehlend von Gin, als er sich neben seinen Gefangenen gesellte. Dabei würdigte er diesen keines Blickes.

"Warum das jetzt so plötzlich?", fragte Akai verwirrt, da er sich noch deutlich daran erinnerte, wie Gin gesagt hatte, er würde ihm keine Klamotten leihen.

"Ist doch egal, frag nicht!" Dieser ließ seinen Kopf gesenkt. Er hatte seine Aussage ebenso wenig vergessen, doch bevor er Akais Körper noch einmal bewundern würde, war es ihm so lieber. Fehlte nur noch, dass der Agent dies beim nächsten Mal bemerkt hätte.

"Hier.", machte sich Akai bemerkbar und hielt Gin eine Box mit Ramen hin, da er dessen Abwesenheit bemerkt hatte. Danach drückte er ihm noch die dazugehörige Plastegabel in die Hand. Beinahe hätte Gin sich dafür bedankt, schluckte das Wort aber wieder runter, bevor es ihm entweichen konnte.
 

Erst herrschte Stille, als die Beiden gemeinsam aßen. Doch Gin wollte erneut versuchen, Akai auf dem Vorfall im Krankenhaus anzusprechen.

"Wirst du mir jetzt Antworten geben?", fragte er, blieb dabei vorerst ruhig.

Akai sah ihn mit vollem Mund an. Er aß ziemlich schnell, was noch mehr verdeutlichte wie hungrig er wirklich gewesen war. Nachdem er den Bissen herunter geschluckt hatte, ging er auf die Frage ein: "Hab ich denn eine andere Wahl?

"Nein...", entgegnete Gin gedanklich, doch wollte es irgendwie nicht aussprechen. "Warum hatten du und der Arzt damals etwas von Amnesie erwähnt?", fragte er stattdessen.

„Weißt du, es gab Phasen, da konntest du dich nicht mehr dran erinnern, wer du eigentlich warst. Dein Gedächtnis hat sich sozusagen zurückentwickelt, zu der Zeit, als du noch ein Kind warst.“, sprach Akai nun mit gesenktem Kopf, während er in seinem Essen herumstocherte.

„Anfangs war es nur kurz, doch später wurden sie immer länger...“, fügte er leise an.

Gin überlief ein Schauer und ließ die Plastegabel fallen. Ein Schamgefühl breitete sich in ihm aus.

„Und warum hast du mir das damals nicht gleich gesagt?!“ Er versuchte sein beschämendes Befinden mit Wut zu verdrängen.

„Das wollte ich-“

„-Nein, wolltest du nicht!“, unterbrach der Silberhaarige Akais zögerliche Antwort.

"Stimmt...wollte ich nicht.", gestand der Agent sich ein. Sicher war er sich selbst nicht mehr. Er erinnerte sich nur an das, was Merlot ihm fast jeden Tag klar gemacht hatte – dass Gin ihn so definitiv töten würde, wenn er sich an alles erinnern könnte.

„Ich erwarte immer noch eine ehrliche Antwort von dir.“, machte dieser ihm gerade erneut bewusst.

„Naja… weil ich es für besser hielt, du wüsstest es nicht.“ Akai wollte nicht ganz mit der Wahrheit rausrücken, was Gin auch bemerkte.

„Ich will es aber wissen!“, entgegnete er streng. Obwohl er Schlimmes vermutete, da die Sache schon peinlich genug für ihn schien, konnte er diese Gedächtnislücken nicht länger ertragen. Er hatte keine Lust auf Akais Geheimnistuerei, wo er doch der Einzige war, der ihm da helfen konnte.

Doch Akai schwieg weiterhin. Er brachte es einfach nicht über sich. Abgesehen davon, dass ihm der kleine Gin ans Herz gewachsen war und das bei weitem mehr als er sollte, fühlte sich Akai auch schuldig. Er hatte Gins Hilflosigkeit ausgenutzt und abgesehen von der verdienten Reaktion, die er von Gin erwartete, sobald dieser es wusste, schaffte er es einfach nicht die Worte über seine Lippen zu bekommen. Er starrte einfach auf die Ramen, setzte an noch etwas davon zu nehmen und ließ es doch bleiben. Wie dem Kleinen Gin war ihm der Appetit vergangen.

Gin war das Essen mittlerweile zwar auch egal geworden, er wollte aber auch keine erneute Sauerei beseitigen müssen, also stellte er seine Schale vorsichtig auf den Boden. Dabei behielt er Akai genau ihm Auge. Offensichtlich gab es da ein paar Dinge, die der Agent auf keinen Fall preisgeben wollte....doch Gin wäre wirklich nicht mehr er selbst, wenn er so einfach aufgeben würde.

Anstatt einfach auf dem Thema zu beharren, womit er bei dem Agenten irgendwie nicht voran kam, versuchte er die Stimmung erstmal wieder etwas zu entspannen. Gedanklich seufzte der Mörder.

"Warum genau mache ich das nochmal auf diese Weise?", fragte er sich. "Verdammt nochmal, ich weiß ja nicht mal was ich ihn stattdessen überhaupt fragen soll!"

Noch immer hatte Gin die Gestalt des Agenten nicht aus den Augen gelassen. Dieser aß nun langsam, aber mit deutlich gezügeltem Appetit weiter seine Ramen. Dabei drehte er sich aber ein wenig von seinem Koibito weg.

Dadurch fiel Gins Blick wieder auf Akais Rücken und während sein Blick unbewusst alle Konturen und jeden Muskel verfolgte, fielen Gin wieder die Kratzspuren ein, die er im Keller in jener Nacht gesehen hatte. Ohne groß darüber nachzudenken, fragte er den FBI Agenten: "Hast du mit Merlot geschlafen?"

Akai verschluckte sich an seinen Nudeln und spuckte sie hustend wieder in die Schale. Gin hingegen war von seiner eigenen Frage geschockt und wandte den Blick ab. Zurücknehmen wollte er die Frage aber auch nicht, das wäre peinlich gewesen und die Antwort interessierte ihn schon.

Als sich Akais Husten langsam beruhigte, sagte er mit rauer Stimme nur ein Wort: "Was?"

"Was hat diese Frau ihm bitte erzählt? Offensichtlich hat sie ihr Spiel nicht nur mit meinen Kollegen getrieben! Wenn ich sie nochmal erwische....", fluchte Akai gedanklich. Da Gin auf seine kurze Frage auch noch nicht reagiert hatte, wischte sich Akai den Mund mit dem Handrücken ab und sah zu seinem Koibito. Dieser hatte sich jedoch etwas von ihm weggedreht und er konnte sein Gesicht nicht sehen.

"Was hat sie dir erzählt?", spezifizierte Akai seine Frage, jetzt wieder mit scheinbar gefasster Stimme.

"Also stimmt meine Vermutung....", dachte Gin und war überrascht von dem Stich in seinem Herzen. Den ignorierte er jedoch und beantwortete stattdessen Akais Frage: "Sie hat gar nichts gesagt."

Erleichtert entwich Akais Anspannung. Er stellte seine fast leere Schale genau wie Gin auf den Boden und ließ sich nach hinten aufs Bett sinken. Mit geschlossenem Auge sagte er schließlich: "Ich habe NICHT mit ihr geschlafen, allein die Vorstellung daran ist widerlich!"

Überrascht drehte sich Gin um und musste ein Keuchen unterdrücken, als er Akai so vor sich liegen sah. Wortlos tasteten Gins Augen den Körper seines Erzfeindes ab. Er war so in den Anblick versunken, dass er fast die nächsten Worte von Akai überhörte: "Wie kommst du denn darauf?"

Peinlich berührt lenkte Gin seinen Blick woanders hin. "Die Kratzspuren auf deinem Rücken waren mehr als deutlich. Merlot meinte, du hättest Einiges auf dich genommen um mich zu verbergen, also wirst du nicht viel Gelegenheit gehabt haben....es zu tun."

Ohne es zu merken, redete Gin einfach drauf los um seine Nervosität zu verbergen.

"Da sie so gut Bescheid zu wissen schien, war das doch die logische Schlussfolgerung. Immerhin wirst du nicht so unvorsichtig gewesen sein Jemand anderen einzuladen und ein Kind...." Gin brach ab.

"Dein Körper mag zwar erwachsen sein, aber innerlich bist du immer noch ein Kind..", hallte eine Stimme, Akais Stimme, in seinem Kopf wieder.

"Es stimmt. Ich habe niemanden eingeladen.", redete dieser nun wirklich neben ihm und richtete sich auf. Er teilte Gin bewusst nicht mehr mit. Der Silberhaarige erschauderte. Ihm wurde klar, dass sonst niemand weiter übrig blieb und er zugleich an Akais Aussage in seinem Kopf zurückdachte, kam er zu einer ungebetenen Erkenntnis. Bevor er fragen konnte, kam der Agent ihm zuvor.

"Es gab einen ersten Prototypen.", begann er leise. Seine Stimme klang etwas rau. Die Unsicherheit dahinter bereitete Gin noch mehr Sorgen, was Akai wohl als nächstes preisgeben würde. Wenn auch, wie es schien, er dies gerade ungern tat.

"Erster Prototyp...?", wiederholte Gin gedanklich, als plötzlich Merlots Stimme in seinem Kopf zu hören war..
 

„Du willst doch, dass man dir hilft, oder?!" Sie klang leicht aufgebracht.

Langsam nahm das Szenario in Gins Kopf Gestalt an.
 

Er befand sich weinend auf einem Sofa und wurde dort von Merlot festgehalten.

"Shuichi! Shuichi was ist mit dir?! Er schrie nach seinem Retter, welcher nur reglos an einer Stelle stand. Erst im letzten Moment legte sich dessen Hand auf Gins Schulter.

"Hab keine Angst. Ich bin bei dir." Akai hatte offenbar vor ihn zu beruhigen.

"Aber du sagtest wir können uns vielleicht nicht mehr wiedersehen!" Die Tränen häuften sich und er fühlte plötzlich, wie die Angst und Trauer in ihm immer stärker wurden.

"Ich bleibe und geh nicht weg, versprochen." .… "Ich werde nicht fliehen." .… "Bleibt er deshalb bei mir?!"

Die Erinnerungen verblassten und in Gins Kopf war wieder Platz für seine momentanen Gedanken. Alles schien so durcheinander.



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