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Im Leben meiner Schwester

von

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Misstrauen

„Ran, bitte, wir müssen tauschen!“

„Noch nicht, Aoko. Gib mir noch ein paar Tage, ja? Es ist wirklich wichtig.“

„Aber ich kann das nicht länger aufrecht erhalten. Shinichi ahnt bereits was.“

„Halte ihn noch etwas hin. Bitte, ich kann jetzt noch nicht, aber bald.“

„Ran, ich...“

„Ich meld mich bei dir, versprochen“, antwortete Ran und legte auf.

Aoko starrte auf das dunkle Handydisplay und verzweifelte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Wie sollte sie Shinichi nur von seinem Verdacht abbringen? Sie überlegte. Shinichi hatte einen Messerscharfen Verstand. Nicht umsonst war er bekannt als derjenige, der jeden Fall zu lösen vermochte.

Sollte sie Shiho einweihen? Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Zum einen würde diese sie sofort auffliegen lassen, wenn sie es nicht sogar schon getan hatte, und zum anderen musste sie für Ran versuchen Shiho von Shinichi fern zu halten. Es war zum Verzweifeln. Zu allem Überfluss fehlten ihr ihre eigenen Freunde. Keiko, mit der sie über alles reden konnte und Kaito. Es fehlte ihr ihn nicht mehr mit dem Mopp zu jagen oder ständig mit ihm zu streiten.

„Mist“, entfuhr es ihr schniefend und im nächsten Moment umfasste sie ihre Knie und versteckte den Kopf, während sie leise in Rans Zimmer auf dem Bett saß und schluchzte.
 

***

***
 

Ran legte auf, schaltete ihr Handy auf lautlos und folgte den Stufen zum Dach hinauf. Er würde sicherlich von hier oben verschwinden. Sie musste es einfach wissen. Sie musste es wissen für sich und für Aoko. Alles sprach dafür. Plötzlich verharrte sie in der Bewegung. Und was dann? Würde sie es Aoko verraten? Was würde dann passieren? Sie hatte Abstand zu ihm, obwohl sie ihn ganz nett fand. Und sie würde sich sehr freuen wenn Aoko und er mal zueinander finden würden. Aber er belog ihre Schwester und das schon ziemlich lange. Er war der Feind ihres Vaters, er war ein Dieb und alles andere als recht schaffend. Was sollte sie also mit dem Wissen tun, wenn es denn wirklich so wäre?

„Sollten Sie nicht weiterwollen, so würde ich mich freuen wenn Sie mir den Weg frei machen.“

Aus den Gedanken geholt, drehte sie sich rasch um und starrte ihn mit großen Augen an. So nah stand er ihr. Ein attraktiver Mann, ganz in weiß mit einem weißen Zylinder auf dem Kopf. Sein Gesicht lag absolut in der Dunkelheit.

Ihr Herz jagte im Galopp und sie wusste nicht was sie tun sollte. Das er gestern Abend so spät kam, weil er noch einen Raubzug hatte, konnte sie sich zusammenreimen. Immerhin hatte ihr Vater ihr erzählt wann genau Kid zuschlug und sie wusste wann Kaito vor ihrer Haustüre erschien. Wenn er es also wirklich war, würde er ihr jetzt nichts tun... aber wenn sie sich irrte, dann wäre sie in Lebensgefahr. „Kaito Kid?“, hauchte sie ängstlich.

„Es freut mich Sie wieder zu sehen, Fräulein Nakamori.“

Wieder zu sehen? War Aoko ihm schon mal begegnet? Das hatte ihr ihre Schwester gar nicht erzählt.

Von unten im Treppenhaus hörte sie die Stimme ihres Vater tönen. „Er ist aufs Dach! Los! Ihm nach!“

„Ich würde ja gerne mit Ihnen weiter plaudern, aber wie Sie hören wird Ihr Vater bald hier erscheinen und ich habe leider noch etwas anderes vor.“

Sie wusste nicht wie Aoko ihm gegenüber aufgetreten ist, aber sie musste etwas tun. Wenn ihr Vater hier hoch kam und Kaito, wenn er es wirklich war, festnehmen würde, so würde Aoko nie wieder ein Wort mit ihm reden. Wenn Sie ihn fliehen lassen würde, so würde sie nie erfahren ob er es denn wirklich ist. Immerhin vermutete sie es, sie hatte keinerlei Beweise. Aber wenn sie die Bestätigung hatte und Aoko davon erfahren würde...

Würde eine Freundschaft solch einen Vertrauensbruch überhaupt überstehen?

„Da Sie nicht zur Seite weichen, tut es mir jetzt schon unendlich leid Ihnen das hier zumuten zu müssen“, sprach er plötzlich, zog eine kleine Sprühdose hervor und nebelte Ran ein. Sie atmete einen beißenden Dampf ein. Im nächsten Moment spürte sie wie ihre Glieder schwach wurden und sie schlagartig müde wurde. Verschwommen nahm sie noch wahr, wie Kid direkt vor ihr stand, da fielen schon die Augen zu.
 

***

***
 

Aoko gab sich jede Menge Mühe, Shinichi gelassen gegenüber zu treten. „Guten Morgen, Shinichi!“

„Guten Morgen, Ran“, er betonte ihren Namen wieder so bewusst, dass ihr ein Schauer über den Rücken fuhr. „Ich weiß es ist etwas kurzfristig, aber ich muss unbedingt mit dir reden.“

Um Fassung bemüht, blickte sie ihn fragend an. „Ja klar. Um was geht es denn?“

„Um unsere Reise nach Amerika“, antwortete er. Sein Blick lag undurchdringlich auf ihr. Sie spürte seine Skepsis, sein Misstrauen ihr gegenüber in jeder Pore.

„Ja, klar, wann und wo sollen wir uns treffen?“

„Nach der Schule. Lass uns ins Aquarium gehen.“

Der Vorschlag gefiel ihr sehr. Mit Kaito konnte sie nie ins Aquarium gehen, weil dieser eine Fischphobie hatte. Er war auch der einzige Mensch auf der ganzen Welt den sie kannte der Angst vor Fischen hatte. Etwas erleichtert stimmte sie lächelnd zu und auch Shinichi lächelte sie plötzlich friedlich an.

Vor dem Schultor trafen sie auf Sonoko, die sofort Aoko um den Hals fiel. „Ich muss dir unbedingt was erzählen. Weißt du was passiert ist? Makoto hat mich zu einem Date eingeladen,“ säuselte sie, schnappte sich ihren Arm und zog sie von Shinichi weg.

„Wow, das freut mich für dich, Sonoko“, und Aoko freute es wirklich. Auch wenn Rans beste Freundin etwas eigen war und ein wenig hochnäsig und sehr verwöhnt, so hatte sie diese in ihr Herz geschlossen. „Was wirst du anziehen? Und wohin geht ihr überhaupt?“

Während sie mit Sonoko den Klassenraum aufsuchte, entging ihr nicht wie eindringlich Shinichis Blick auf ihr lag. Sie war froh wenn sie mit Ran endlich wieder tauschen konnte.
 

***

***
 

Der Wecker zwitscherte immer wieder ein „Guten Morgen, Schlafmütze“. An diesen Wecker, der aussah wie ein Huhn, würde sie sich nie gewöhnen. Niemals. Ihr Kopf brummte und langsam schlug sie die Augen auf. Was war nur passiert? Warum hatte sie Kopfschmerzen? Und dann fiel es ihr wieder ein. Kid und sie trafen sich im Treppenhaus des Museums. Und dann wurde ihr so komisch und Kid.... sie sah sich um. Es war das Zimmer ihrer Schwester. Wie war sie nur nach Hause gekommen?

Es klopfte an ihrer Zimmertüre. „Bist du wach, mein Engelchen?“

Paps.

„Ja“, krächzte Ran mit belegter Stimme und richtete sich langsam im Bett auf.

Ihr Vater öffnete die Zimmertüre und trat ein. „Es tut mir leid, aber ich muss nochmal ins Revier. Wir haben eine Nachbesprechung.“

„Nachbesprechung?“

„Kid konnte mit dem Edelstein entkommen. Als wir aufs Dach kamen sahen wir nur noch wie er mit seinem Gleiter davon schwebte.“

Ran überlegte. Wo war sie denn gewesen? Eigentlich hätte er sie im Treppenhaus sehen müssen. Und wie war sie heimgekommen?

„Er konnte entkommen?“

„Leider ja. Mein Chef ist nicht begeistert. Da unsere Erfolgsquote gegen Kid gleich null ist. Es gibt jetzt eine Sondersitzung.“ Er wollte schon gehen, dann drehte er sich nochmals um. „Wie war dein Abend?“

Ran schluckte. Sie wusste nicht was sie antworten sollte. „Einsam... Daher bin ich früh ins Bett.“

„Es tut mir leid. Ich werde mir mehr Zeit für dich nehmen.“ Als glaubte er an seine eigenen Worte, rang sich der Kommissar ein Lächeln ab und verließ dann das Zimmer.

Irgendwie glaubte Ran ihm nicht und zum ersten Mal verstand sie Aoko. Sie war oft allein zuhause und Paps immerzu mit dem Meisterdieb 1412 beschäftigt. Kein Wunder das sie Kaito Kid hasste. Aber was sollte sie nur machen, wenn sich ihr Verdacht bestätigte und Kaito der besagte Meisterdieb ist. Wie sollte sie sich Aoko gegenüber verhalten oder die Situation erklären?

Langsam stand Ran auf. So ganz fit war sie nicht, ihre Knie waren noch etwas weich. Was auch immer Kid mit ihr gemacht hatte, es hatte Nachwirkungen auf ihren Körper.

Sie zog sich an, ging in die Küche und frühstückte eine Kleinigkeit. Dann schnappte sie sich ihre Schultasche und zog die Schuhe an. In diesem Moment klingelte es.

Wut machte sich in ihr breit. Der konnte was erleben. Das Zeug, was auch immer er benutzte, war schädlich. Egal ob er Kid war oder nicht, sie würde ihrem Ärger nun lauthals Luft machen.

„Guten Morgen, Ahoko“, grölte er ihr fröhlich entgegen.

Sie zog ihre Augenbrauen finster zusammen. „Baka, was hast du eigentlich genommen?“

„Nichts, ich habe geschlafen und du?“

„Ich nicht. Unter Drogen gesetzt und weggebeamt trifft das was mir widerfahren ist wohl eher.“

Sie zog die Haustüre zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Schule.

„Was ist passiert?“

Scheinheiliger Idiot, dachte sie sich. „Ich habe gestern Kid getroffen. Und was auch immer er gemacht hat, das Zeug ist lebensgefährlich“, fing Ran schon an und beobachtete während ihrer Vorhaltung sein Verhalten. Er tat so als würde es ihn eher nicht interessieren, dennoch verriet er sich zwischendrin doch. Manchmal zuckte er kaum merklich zusammen. „Weiß dieser idiotische Dieb überhaupt was er für gefährliche Substanzen mit sich führt? Meine Knie waren heute morgen butterweich. Mein Kopf dröhnt und ich fühle mich wie ausgekotzt und von einem Laster überrollt.“ Sie holte kurz Luft und preschte weiter. „Einsperren soll mein Vater ihn und zwar schnell. Wer weiß ob das Zeug nicht irgendwelche schädlichen Folgen hat, krebserregend ist oder sonstige Chemikalien darin erhalten sind die gesundheitsschädlich sind.“ Dann holte sie zum finalen Schlag aus. „Außerdem hat mein Vater heute eine Sondersitzung in der sie die gesamte Arbeit gegen Kid infrage stellen.“

Kaito schluckte, setzte an um etwas zu sagen, schloss den Mund wieder. Überlegte neu und sprach schließlich. „Das klingt ja schrecklich. Bist du dir sicher, das du Kid begegnet bist? Das klingt ja alles nicht nach dem Meisterdieb, der immer darauf bedacht ist niemanden zu verletzen.“

Ran blitzte ihn an. „Baka, glaubst du etwa ich bin blöd und erkenne Kid nicht wenn er vor mir steht?“

Kaito fasste sich wieder und begann hämisch zu grinsen. „Vielleicht erklärt das auch deine Butterweichen Knie. Der Dieb hat es dir wohl angetan.“

„Du Idiot, das stimmt doch nicht.“ Diese Aussage ließ Ran nicht auf sich sitzen und sie jagte Kaito bis zur Schule.
 

Ganz außer Atem ließ sich Ran auf ihren Sitzplatz fallen. Aokos Leben war gar nicht so einfach und sie musste eine wahnsinnige Kondition haben. Erst der Marathon-Lauf zur Schule, dann die Jagd mit dem Mopp durch das Klassenzimmer, die ewige Streiterei und zu guter Letzt musste sie nun auch noch nachsitzen und wie sie erfuhr nicht zum ersten Mal. Nebenbei hat sie nichts und absolut gar nichts vom Unterricht mitbekommen und fragte sich wie Aoko es schaffte noch gute Noten heimzubringen. Wenn das so weiter ging, müsste sich Ran bald Nachhilfe organisieren. Es gab schon jetzt einiges im Unterricht für sie zum Nachholen.

Ein Blick zu Kaito und sie packte wieder die Wut. Er war nicht einmal außer Atem. Andererseits musste er als Kid eine Ausdauer an den Tag legen um die Polizei auszutricksen und fliehen zu können. Das schlimmste stand ihr aber nun noch bevor. Sie hatte gleich Sport.

Keiko trat an ihren Tisch heran. „Wir müssen los, kommst du?“

Alle anderen haben den Raum bereits verlassen. Mühsam stand Ran auf und fragte sich erneut wie Aoko solch einen Tag bloß überstand.

„Wir haben heute Sport mit den Jungs zusammen. Frau Ahiko ist krank.“

Auch das noch, dachte sich Ran und nickte Keiko zu. „Dann los, nicht das wir noch zu spät kommen und noch mehr Ärger bekommen.“

Wenig später standen sie in der Mädchenumkleide und zogen sich ihre Sportsachen an.

Akako schnalzte mit der Zunge während sie Ran aufmerksam musterte. „Hast du dir in den Ferien die Brüste machen lassen? Sonst warst du doch immer so flach wie ein Brett.“

Schnell bedeckte Ran ihre Oberweite und warf der eingebildeten Schönheit einen finsteren Blick zu. „Und wenn es so wäre ginge es dich nichts an.“

„Aoko hat sich die Brüste machen lassen“, kicherte sie nun übertrieben und verschwand aus der Umkleide. Die anderen Mädchen warfen Ran auch interessierte Blicke zu, ehe sie sich aus dem Staub machten. Keiko blieb bei ihr und legte ihr tröstend eine Hand auf den Rücken. „Mach dir nichts draus. Du kennst sie ja.“

„Ja“, stimmte Ran lapidar zu und zog sich das T-Shirt über. Es war wirklich nicht einfach alle an der Nase herumzuführen.

Als sie die Turnhalle betrat richteten sich alle Augen auf Ran. Scheinbar hatte Akako bereits von der Neuigkeit berichtet. Kam es ihr nur so vor oder starrten einige der Jungs auf ihre Oberweite? Unsicher suchte sie unter den Mitschülern Kaitos Blick. Dieser schien sie finster zu beobachten. Da hatte Akako was angeleiert. Aoko sollte auf jeden Fall vorbereitet sein, wenn sie zurück kam.

Keiko zog Ran mit sich auf die Bank und dann kam der Sportlehrer. „Wie ihr seht, haben wir heute gemeinsam Sport. Wir teilen uns jetzt in Gruppen auf und bauen einen Zirkelparcour auf, diesen trainieren wir heute.“ Schon teilte er die Gruppen ein und verteilte die Aufgaben. Wenig später stand alles bereit und kleinere Gruppen teilten sich über die Stationen auf. Akako, Ran und Keiko standen zusammen. Warum Akako von dem Sportlehrer ausgerechnet zu Ran in die Gruppe geteilt wurde, blieb der Zwillingsschwester von Aoko wohl ein Rätsel.

Ihnen gegenüber stand Kaito mit zwei Kumpels. Sie spürte seinen Blick und wünschte sich das dieser Tag endlich um wäre.



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