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Zwei Seiten einer Medaille

von

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Immer wieder vibrierte mein Handy in der Hosentasche. Es waren kurze Nachrichten. Ab und an sogar ein Anruf, doch ich wagte es nicht es rauszuholen um nachzusehen. Mit gesenkten Blick und schweigend half ich meiner Mutter bei der Vorbereitung des Essens, bevor ich dann anfing den Tisch zu decken.
 

Meine Schwester saß auf der Couch und sah fern, während sie weiter eifrig in ihr Handy tippte. Ich hatte aufgehört diesen Umstand zu hinterfragen, sondern erneut suchte mein Blick den meiner Mutter. Sie sah mich immer nur kurz an. Ohne Gefühle und gleichgültig. Ich wusste nicht, was sie dachte. Lieber ich als sie?
 

Sofort schüttelte ich diese Gedanken ab. So etwas wollte ich nicht denken und so konzentrierte ich mich darauf meine Aufgabe gewissenhaft zu verrichten. Immer wieder zitterten meine Hände und ich versuchte sie unter Kontrolle zu bekommen, doch es wollte nicht funktionieren.
 

Zwar saß unser Vater bei Amber auf der Couch und sie unterhielten sich oberflächlich, doch ich spürte seinen prüfenden Blick, wodurch ich nur noch nervöser wurde. Keine Fehler. Ich durfte heute keine Fehler mehr machen.
 

Mein ganzer Körper schmerzte unter jeder Bewegung, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, sondern weiter meiner zugeteilten Arbeit nachzugehen. Ruhig deckte ich den Tisch zu Ende und im nächsten Moment saßen wir schon alle an ihm um ruhig zu essen.
 

„Scheinbar hast du wenigstens das heute richtig gemacht.“ Die Stimme meines Vaters war kühl und distanziert. Auch sein harter Blick traf mich, wodurch ich nur kurz dankend nickte und dann zögernd zum Essen begann. Ich verstand nicht, warum mich Amber so angrinste, bevor sie meinen Beispiel folgte und wir alle schweigend aßen. Dabei versuchte ich das Zittern meiner Hände so gut es ging zu verstecken. Mal klappte es besser. Mal schlechter. Manchmal war es so heftig, dass mein Essen zurück auf den Teller fiel, doch alle schwiegen.
 

Kaum waren wir fertig, räumte ich den Tisch ab und wollte nach oben gehen, doch mein Vater stoppte mich sofort wieder: „Wo gehst du hin?“ „Nach oben. Hausaufgaben machen und lernen.“ Es war zum Teil gelogen. Ich wollte Hausaufgaben machen, doch für das Zweite fehlte mir aktuell die Konzentration.
 

„Geht doch, Junge. So werden wir auch keine Probleme mehr miteinander haben.“ Er vertiefte sich wieder in die Zeitung in seinen Hände und ich war frei. Zumindest für diesen Moment und so eilte ich schon fast überhastet die Treppen hinauf. Es war mir egal, dass es wie eine Flucht wirkte. Schließlich war es auch so und ich hatte jetzt nicht die Kraft dies zu verstecken.
 

Vielleicht sollte ich mir die Verletzungen ansehen. Mein Blick schweifte zum Bad, doch ich schüttelte den Impuls ab und ging in mein Zimmer. Ich wollte es nicht sehen. Nicht erkennen, was da gerade passiert war. Solange ich es nicht mit eigenen Augen sah, würde es vielleicht auch nicht existieren.
 

Kaum rastete die Tür hinter mir ins Schloss ein konnte ich spüren wie ein gewaltiger Stein von meinem Herzen fiel und ich dann mit fahrigen Bewegungen mein Handy aus der Hosentasche fischte. Es waren mindestens wenn nicht mehr verpasste Anrufe von Luzifer drauf. Genauso wie eine Nachricht nach der anderen, wo er nach meinem Verbleib fragte. Am Anfang waren sie verwirrt, dann wurden sie schnell aggressiv und am Schluss schon fast ängstlich und besorgt.
 

Mein Blick wanderte auf den Stapel Bücher und kurz überlegte ich, ob ich ihm antworten sollte, doch ich wusste nicht, was ich ihm schreiben sollte. Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen und eine Lüge hatte ich gerade nicht parat. Schließlich schmerzte es mich doch selbst, dass ich zu dem Gig nicht auftauchen konnte. Aber... ich hatte keine andere Wahl.
 

Was würden sie wohl jetzt von mir denken? Waren sie alle sauer? Werden sie mich hassen? Wie sollte ich dann damit umgehen? Schließlich war dieses Spiel einer der wenigen Orte, wo meine Welt noch in Ordnung war. Ich konnte ihn noch nicht verlieren und so musste ich eine gute Ausrede finden. Etwas, was sie mir glauben würden. Außerdem wäre es wirklich gut, wenn ich mal wieder ein wenig mehr für die Schule tun würde.
 

Plötzlich waren dort wieder die Bedenken und so setzte ich mich an meinen Schreibtisch und begann die Bücher durchzublättern um meine Hausaufgaben zu machen. Ich wollte mich nur noch ablenken. Von Music Heroes, von meinen Vater, von meiner Schwester und irgendwie von meinem ganzen Leben. Klappte nur minder gut. Vor allem als mein Handy erneut vibrierte und den Anruf von Luzifer ankündigte.
 

Ich schluckte trocken und spürte, wie meine Stimme flüchtete. Sollte ich ran gehen? Was wollte ich ihm dann sagen? Gab es dafür überhaupt eine richtige Antwort? Vielleicht wollte er aber gar nicht wirklich einen Grund dafür erfahren. Schließlich vergaß er das gerne mal in seinem Zorn.
 

Nein, ich war es ihm irgendwie schuldig und so griff ich blitzschnell nach dem Telefon, um dann in letzter Sekunde abzuheben: „Ja?“
 

Überrascht wurde die Luft am anderen Ende eingesogen und ich konnte die pure Erleichterung in seiner Stimme hören: „Gabriel? Bist du das?“
 

„Ja, ich bin es. Was gibt es Luzifer?“
 

„Gott sei Dank geht es dir gut. Ich habe mir...“ Er brach ab und seine Laune schwang sofort um. „Wo warst du verdammt nochmal?! Wir hatten einen Auftritt! Du hast gestern gesagt, dass du es schaffen wirst! Wir brauchen keinen Drummer, der nur mit uns probt und dann nicht mit uns auf er Bühne steht! Wenn du nicht vorhast das Spiel vernünftig zu spielen, dann sag Bescheid und wir sehen uns nach einem Neuen um!“
 

„Es tut mir Leid, Luzifer. Ich wurde aufgehalten.“ Ich hoffte, dass er es so schluckte, doch ich hörte nur ein ablehnendes Schnalzen. „Von was? Hausarbeiten? Deiner ach so tollen Familie? Belügen kannst du jemand anderen!“
 

„Es ist keine Lüge, aber es ist alles so kompliziert. Ich wollte wirklich kommen. Aber es ging nicht. Den Grund kann ich dir leider nicht sagen.“ Ich hatte noch nie mit jemanden über die Sache mit meinem Vater gesprochen, weil ich Angst hatte, dass alleine die Aussprache das Ganze noch realer machen würde. So konnte ich mir ab und an zumindest einreden, dass noch alles in Ordnung war und es irgendwann besser werden würde, wenn ich nur ein guter Sohn werden würde.
 

„Ja, schon klar. Verscheißern kannst du dich alleine.“ Mit diesen Worten legte Luzifer einfach auf und ich lauschte einer Weile den Besetztton. Ich konnte es ihm wirklich nicht sagen. Was würde er dann von mir denken? Ich war doch eh schon so unfähig. Dann wäre ich doch komplett unten durch bei ihm.
 

Mit einem lauten Seufzen konzentrierte ich mich wieder auf meine Schularbeiten. Ich durfte jetzt nicht mehr auffallen. Heute musste ich wirklich wieder etwas für die Schule tun. Ich musste zeigen, dass ich mich gefangen hatte und diese Nacht eine große Ausnahme war. So war mein Plan und den wollte ich auch in die Tat umsetzen, wodurch ich den restlichen Tag über meinen Büchern verbrachte und alles mögliche lernte. Sogar Sachen, bei denen ich mir sicher war, dass sie niemals abgefragt werden würden. Ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen und meinem Vater keinen neuen Grund geben wütend zu werden.
 

Mein Zimmer verließ ich nur um auf Toilette zu gehen oder später fürs Abendessen. Ansonsten sah man mich nicht außerhalb und so versank meine Welt um mich herum wieder in der Nacht. Das Haus wurde still und ich konnte immer noch nicht aufhören. Auch wenn meine Augen schon schmerzhaft brannten. Ich wollte meinen Vater beweisen, dass ich immer noch der Musterschüler war, der ihm so viel bedeutete. Dieses Spiel hatte daran nichts geändert. Gar nichts.
 

Plötzlich vibrierte mein Handy und ich erkannte die Nachricht von Luzifer: „Na? Noch wach und am Lernen?“ Ich rang mich zu einem kurzen „Ja“ durch, aber hängte sofort ein „Aber nicht mehr lange.“ hinten dran, um ihm zu zeigen, dass ich wohl nicht mehr erreichbar sein würde für heute. Ich hatte auch wirklich keine Lust mehr mit ihm zu reden. Außerdem wollte ich nur noch dieses Kapitel durchgehen und danach ins Bett. Sonst würde es wieder zu spät werden.
 

Es kam nur ein „Gut“ zurück und gerade als ich ihm zurückschreiben wollte, hörte ich wie etwas Hartes gegen meine Fensterscheibe flog. Irritiert sah ich dorthin. Das habe ich mir bestimmt nur eingebildet, doch es folgte ein zweiter leiser Knall gefolgt von einem dritten und vierten. Immer häufiger prallte etwas gegen das Glas und mit einem leicht mulmigen Gefühl stand ich auf, um dann das Fenster zu öffnen.
 

Zu früh, denn im nächsten Moment knallte schon ein Stein gegen meine Wange und ich spürte erneut einen Schmerz in meinem Gesicht explodieren. Leise fluchte ich unter dieser Empfindung auf und sah dann etwas vorsichtig aus dem Fenster heraus. Dort unten stand ein rothaariger Junge, der ungefähr in meinem Alter sein musste und setzte gerade zum nächsten Wurf an.
 

„Stopp! Ich bin schon da!“ Ich konnte seine Bewegung gerade noch stoppen und so trat er ein wenig näher heran. Seine Gesichtszüge waren kalt und unnahbar, während er mich ruhig musterte. „Gabriel?“
 

Diese dunkle Stimme würde ich überall erkennen und dennoch konnte ich meinem Verstand gerade nicht trauen: „Luzifer?“ Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen und dann nickte er mit Nachdruck, bevor er mit den Händen in den Hosentaschen noch einmal ein wenig näher kam.
 

„Soll ich rauf kommen oder kommst du runter?“ Er hielt sich nicht mit einer Erklärung auf, sondern fiel wie immer mit der Tür ins Haus, wodurch ich kurz schmunzelte. Sein Anblick vertrieb die Negativität dieses Tages und irgendwie war ich mir gerade sicher, dass ich eh nur träumte.
 

„Kommt drauf an, was du vor hast. Meine Familie schläft schon. Du müsstest also leise sein und na ja, ich darf an sich nicht mehr raus.“
 

„Wie alt bist du? Zwölf?“ Er lachte auf und ich spürte, wie sich meine Wangen leicht erröteten und mir heiß und kalt zugleich wurde. „Nein. Fünfzehn. Aber...“
 

„Nichts aber. Komm jetzt runter. Ich brauche jemanden, der mir die Stadt zeigt.“ Er winkte mich nach unten und noch einmal spürte ich die Angst vor dem Zorn meines Vaters, aber wenn ich vorsichtig war, dann würde er mein Fehlen vielleicht gar nicht bemerken. So nickte ich ihm zu und begann mich aus dem Haus zu schleichen. Unten zog ich mir nur kurz Schuhe an, bevor ich aus der Tür schlüpfte und ich schon von Luzifer in Empfang genommen wurde.
 

„Warum bist du hier und woher wusstest du, wo ich wohne?“ Ich sah ihn irritiert an, als ich leise die Tür hinter mir ins Schloss zog und er lächelte mich nur verschwörerisch an. „Ich war in der Gegend. Dank Tayaka habe ich erfahren, dass du hier in der Nähe wohnst und ich dachte, dass ich mal vorbei schaue.“
 

Er trat mit mir aus unserem Garten und ging auf eine Straßenlaterne zu. Erst als er sich bückte, erkannte ich, dass dort ein großer Dobermann angebunden war. Luzifer nahm dessen Leine selbstsicher in die Hand und ging dann einfach weiter. Nur kurz sah er zu mir zurück und ich folgte ihm nach einigen Herzschlägen schon fast überhastet.
 

„Du hast einen Hund?“ Diese Frage war dämlich und ich biss mir kurz auf die Zunge dafür, doch Luzifer lachte nur kurz auf: „Blitzmerker. Also, was sollte man hier gesehen haben?“ Ich wusste, dass er nicht deswegen gekommen war. Schließlich war er heute Nachmittag doch noch bei sich Zuhause gewesen. Es ergab also keinen Sinn, dass er einfach so hier auftauchte.
 

„An sich fällt mir nichts ein. Aber der Park soll in der Nacht richtig schön sein. Wäre vielleicht auch etwas für deinen Hund. Wie heißt er?“ Ich mochte Katzen lieber, aber dennoch interessierte mich das Tier ein wenig und so ließ ich es kurz an meiner Hand schnuppern, bevor ich sanft über seinen Kopf streichelte.
 

„Demon. Park sagst du also. Na, dann zeig mir mal den Weg.“ Er überließ mir die Führung und ich ging mit ihm zusammen dorthin. Wir liefen über die leeren Wege. Der Kies knirschte unter unseren Schuhen und ich war froh, dass die Beleuchtung nicht allzu stark war, denn ich spürte, wie mein Auge leicht anschwoll.
 

„Warum bist du heute nicht erschienen?“ Luzifers Stimme war ruhig und ich schluckte trocken. „Meine Mutter brauchte Hilfe und sie ließ keinen Widerspruch zu.“ Es war nicht ganz gelogen. Schließlich war ja wirklich diese Hilfsaktion schuld an meinem Fehlen, aber selbst wenn es nicht gewesen wäre. Ich wäre nach der Aktion meines Vaters nicht online gegangen.

„Azrael hat den Auftritt auf morgen verschoben. Meinst du, dass du es da schaffen wirst oder braucht deine Mutter erneut Hilfe? Vielleicht ist es dieses Mal dann deine Schwester. Soll ja nicht langweilig werden.“ Er funkelte mich an, als wüsste er, dass es eine Lüge war, aber ich spürte deutlich, dass er etwas anderes dahinter vermutete.
 

„Ich werde es versuchen, aber kann nichts versprechen.“ Ich spielte kurz nervös mit meinen Fingern, doch Luzifer schnaubte nur, bevor er sich dann schließlich an einem Baum ins Gras sinken ließ. „Der Gig ist sehr spät. Das wirst du schaffen. Normalerweise dauert es dann nicht mehr lange und der Rest verschwindet um die Zeit dann immer. Es sollte also machbar sein.“
 

Demon legte sich neben ihn und er begann ihn zu streicheln, während ich wie verloren stehen blieb. Ein paar Herzschläge lang bis er mit einem mürrischen Knurren neben sich deutete. Nur widerwillig ließ ich mich dorthin sinken und fuhr mit meinen Fingern durch das Gras. Es fühlte sich so sanft und ein wenig kühl an.
 

„Dann sollte es hin hauen.“ Ich nickte kurz und spürte den Blick von Luzifer auf mir. Unsere Knie berührten sich kurz und ich zuckte zurück, doch ich brachte es fast sofort wieder in Ausgangsstellung und die Nähe war wieder da. Flüchtig. Unbedeutend. Aber doch so intensiv, dass ich gar nicht wusste, was das sollte und für einige Atemzüge nur in die Stille der Nacht lauschte.
 

„Du kannst immer zu mir kommen. Ich habe damals mit dir nicht nur Nummern getauscht, um dich an Gigs oder ähnliches zu erinnern, sondern damit du mit mir reden kannst, wenn du jemanden brauchst. Und hey, das ist eine totale Ausnahme, okay? Sowas mache ich normalerweise nicht!“ Ich nickte ihm zu und zupfte einen Grashalm aus, bevor ich mit ihm zu spielen begann.
 

Sein Angebot war verlockend, doch ich konnte darüber nicht sprechen und hielt meinen Körper ein wenig in Bewegung, dass mein Zittern nicht auffiel. Es durfte niemand erfahren. Keine einzige Seele, doch Luzifers Blick lag direkt und ruhig auf mir. Ich hatte das Gefühl, dass er bis tief in meine Seele sah und so hatte ich Angst ihm in die Augen zu sehen. Schließlich könnte es dann passieren, dass ich ihm dann die Tür zu meinem Innersten gänzlich öffnete.
 

Ich wusste nicht, wie lange wir einfach nur da saßen und in die Nacht lauschten. Diese simple Berührung unserer Körper genossen, Luzifer Demon streichelte und ich weiter Gras ausrupfte um dann damit zu spielen. Wir schwiegen, aber dennoch wirkte es nicht unangenehm. Unsere Hände lagen nur wenige Millimeter von einander entfernt, bevor auch sie sich leicht berührten. Er wich nicht zurück und so ließ ich auch meine dort liegen. Genoss das leichte Kribbeln, das diese Berührung in mir auslöste und endlich mal wieder jemanden neben mir zu haben, dem ich etwas bedeutete.
 

Leicht nahm ich den Duft von Luzifer war, der aber ein wenig von Demons Duftnote verfälscht wurde. Er gefiel mir und ließ ein angenehmes Kribbeln in mir entstehen. Ich wusste nicht, warum ich so auf Luzifer reagierte, doch im Moment genoss ich nur diesen Augenblick und lauschte seiner Atmung und der seines Hundes. Es wirkte nur perfekt. Mehr schien ich nicht zu brauchen und seit langem fühlte ich mich wieder einmal gänzlich gewollt.
 

„So, ich muss nun wieder los. Der letzte Zug fährt bald ab. Man sieht sich morgen also im Spiel. Gekniffen wird nicht.“ Er richtete sich auf und sah dann zu mir herunter. Ich tat es ihm gleich und im nächsten Moment standen wir uns gegenüber. Er war leicht größer als ich und so musste ich ein wenig nach oben sehen. Unsere Blicke trafen sich und im nächsten Moment beugte er sich kurz zu mir hinunter und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Diese Berührung kam so schnell, wie sie auch schon wieder verschwand.
 

Ich verstand es nicht und war verwirrt, doch bevor ich nach dem Grund fragen konnte, war er auch schon in der Nacht verschwunden. Mit dem großen Hund an seiner Seite. Ich selbst blieb zurück und verstand die Welt nicht mehr. Warum war er jetzt hier aufgetaucht? Was sollte der Kuss? War er nicht mit Xenia ein Paar? Wir waren doch nur Freunde, oder nicht?
 

Meine Finger tasteten kurz über meine Lippen, doch dann schüttelte ich den Kopf und begann ebenfalls zurück zu gehen. Jede Sekunde, die ich länger hier draußen verbrachte, stieg das Risiko erwischt zu werden und so eilte ich schon fast panisch nach Hause. Schob alle Bedenken und Verwirrungen in die hinterste Ecke meines Denkens. Irgendwann würde sich diese Rätsel schon lösen und ich schwor mir diesen Kuss solange zu verschweigen bis er ihn selber erwähnen würde. Er bedeutete sonst nur Probleme und vielleicht hatte ich mir das Alles doch nur eingebildet. Vielleicht war er auch nur ein Versehen, weil er den Abstand falsch eingeschätzt hatte.
 

Dieser Moment sollte in der Dunkelheit der Nacht verborgen bleiben und nur uns gehören. Nur uns alleine für alle Zeit und einzig bei dem Gedanken an Luzifer fuhr meine Zunge bedächtig über meine Lippen. Wollte ihn noch einmal schmecken, doch dort war nichts mehr.
 

Vielleicht war das Alles nur ein Traum gewesen. Ja, ein einziger Traum, denn auch wenn es sich wunderschön anfühlte. Es war falsch. Falsch in so vielen Richtungen und so war es vielleicht am Besten niemals geschehen. Genau. Es war nie geschehen. Vermeidet Ärger und Kummer. Luzifer gehörte zu Xenia. Wir waren nur Freunde. Einzig und alleine nur Freunde. Und dieser Kuss... er war ein Versehen. Ein einziges, riesiges Versehen. Mehr nicht. Mehr durfte es nicht sein. Niemals. Nie...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Onlyknow3
2018-11-01T19:08:55+00:00 01.11.2018 20:08
Aber das ist dann wohl der Grund für Luzifers reaktion auf das wiedersehen mit Gabriel.
Oder das er ihn im Park treffen will. Bin gespannt was da noch alles kommt.

LG
Onlyknow3


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