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VITANI

Die Geschichte der Schattenlöwin
von

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Vereinigung

Sie kamen in der Dämmerung. Magere Gestalten, die jegliche Hoffnung aufgegeben hatten. Begleitet von den Jägerinnen, allen voran Zira.
 

Vitani stand bei ihrem Vater; er würde die fremden Löwinnen offiziell im Rudel willkommen heißen.
 

Die Stimmung war trüb wie der Himmel über dem Königsfelsen. Niemand schien glücklich über die Umstände und Vitani fragte sich, ob sie nicht vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Die Löwinnen der verschiedenen Rudel knurrten sich gegenseitig an, warfen sich stechende Blicke zu.
 

In der Menge erkannte sie Safira und ihr Nackenfell sträubte sich kurz, als sich ihre Blicke kreuzten. Diese Löwin wollte Vitani ganz offensichtlich tot sehen. Doch auch wenn sie jetzt, was Vitani nicht hoffte, eine Höhle teilten, würde immer jemand ein Auge auf die große Löwin haben. Das hatte Scar ihr versprochen.
 

Die Gruppe war nun am Fuße des Felsens angekommen. Der König sprang hinab, Vitani dicht hinter ihm.
 

Einstimmiges Fauchen war zu hören,sobald die Löwinnen Vitanis Vater erblickten. Das Königsrudelantwortete mit einem tiefen Grollen, dass die Fremden sofortverstummen ließ.
 

„Lasst den König sprechen!", verlangte Zira mit gebieterisch erhobener Stimme. Sie wirkte nervös. Vitani konnte sich das nicht erklären – so kannte sie ihre Mutter gar nicht.
 

Nun hob Scar an, zu sprechen. „Ich stehe heute vor euch als ein König, den ihr hasst, den ihr verabscheut. Doch fragt euch einmal: Warum? Warum hasst und verabscheut ihr mich?"
 

Vitani lauschte den Worten ihres Vaters. Sie kannte sie – denn sie selbst hatte Scar geholfen, die richtigen Worte zu finden, damit seine Rede auch überzeugend wirkte.
 

„Können wir nicht in Harmonie zusammenleben? Können wir nicht unsere Vorurteile beiseite schieben...", hier warf er Zira und Safira einen Blick zu, „und die Streitigkeiten zwischen uns vergessen?" Stille senkte sich über die Löwinnen. „Wenn wir zusammenarbeiten, können wir so viel erreichen. Niemand muss mehr leiden. Niemand muss mehr zurückbleiben. Denn wir sind – eine – große Familie! Wir sind ein Rudel!"
 

Stille. Die Luft vibrierte. Vor Spannung oder vor Hitze vermochte Vitani nicht zu sagen.
 

Unten tauschten die Löwinnen tuschelnd ihre Meinungen aus, unter den strengen Blicken von Ziras Gefährtinnen. Man sah Safira mit einer Löwin streiten. Vitani erkannte sie – es war diejenige, die in der Höhle für sie eingestanden war. Ihr Blick war ernst, die Haltung stolz. In ihren Augen brannte kein dunkles Feuer, sie schien gelassen, ein Ruhepol inmitten der hitzigen Diskussion. Vitani mochte sie.
 

Die meisten Löwinnen schlossen sich ihr an, bis schließlich auch Safira knurrend nachgab.
 

„Sarabi", sprach der König, „haben deine Löwinnen eine Entscheidung getroffen?"
 

„Wir werden uns deinem Rudel anschließen", erwiderte die stolze Löwin und senkte den Kopf.
 

Vitani lächelte. Ihr Vater hatte es tatsächlich geschafft, die Rudel zu vereinen! Am liebsten hätte sie gejubelt, aber da niemand anderes das tat, hielt sie es (besonders weil sie ja eine Prinzessin war) für unangemessen.
 

Stattdessen gab sie sich mit einem freundlichen „Willkommen im Königsrudel!" zufrieden.
 

Nein, willkommen waren die Neuen nun wirklich nicht. Und das ließ die Mehrheit des Rudels sie auch deutlich wissen. Einzig Sari stand Vitani im aussichtslosen Kampf gegen die Diskriminierung bei. Mal gaben sie ein Stück von ihrer Beute ab, mal luden sie die Neuen zu den Sonnenfelsen ein. Doch Misstrauen war meist die Antwort.
 

Und Vitani konnte es ihnen nicht verübeln.
 

Zira würde bald ihre Jungen bekommen, auch ihre Schwester Jiraha war hochschwanger. Die beiden konnten die Höhle kaum noch verlassen, geschweige denn jagen gehen. Auch deshalb war es gut, dass sich neue Löwinnen dem Rudel angeschlossen hatten. Und, noch nicht einmal Zira konnte das bestreiten, sie waren exzellente Jäger.
 

Ihre Bäuche füllten sich, und nach einiger Zeit glänzte ihr Fell und die Rippen stachen nicht mehr so stark hervor.
 

Der Tag kam, der alles verändern sollte. Die ruhige Sari versuchte, ein Gespräch mit Naanda anzufangen. Und siehe da, wenig später breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der jungen Löwin aus.
 

Das Misstrauen blieb, doch das Eis war gebrochen. Langsam näherten sich die beiden Rudel an. Es schien, als wäre endlich Frieden eingekehrt...
 

*****
 

Doch tausende Pfotenstapfen entfernt kämpfte eine junge Löwin gegen einen Löwen mit roter Mähne. Blätter wirbelten auf, mächtiges Brüllen tönte durch den Dschungel, als die Löwin ihren Gegner auf den Boden pinnte, so wie sie es vor so langer Zeit schon getan hatte.
 

Der Löwe riss die Augen auf, als er sie erkannte.
 

„Nala?"



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