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Die Eichhörnchen-Apokalypse

von

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14. Februar, gegen 14:00 Uhr

Wie alle großen Ereignisse, ob nun Katastrophen oder anderes, begann auch dieses hier ganz klein. Unbemerkt von der Welt geschah es an einem nasskalten Wintertag, dass aus einem Labor am Stadtrand von Berlin einige Tiere in die Freiheit entkamen.
 


 

* * *
 


 

Mit allem möglichen hätten sie gerechnet.
 

Niemanden hätte es gewundert, wenn der große Atombombenknall die Welt in Schutt und Asche gelegt hätte. Bei all den großen Präsidenten und kleinen Diktatoren, die es so gab, war es eigentlich ein Wunder, dass das noch nicht passiert war.
 

Auch eine Zombie- Apokalypse wäre denkbar gewesen. Sie als eingeschworene Nerds hätten ihre Videospiel- Erfahrung genutzt, um das ganze zu überleben.
 

Und auch der Meteorit aus dem All, der die Erde zerfetzt, wäre wahrscheinlicher gewesen.
 

Das jedoch, was dann tatsächlich passierte, traf alle vollkommen unvorbereitet.
 


 

* * *
 


 

14. Februar, gegen 14 Uhr
 


 

Steve und Rick saßen in ihren Räumlichkeiten im Büro und arbeiteten. Steve schnitt ein Video. Rick dagegen tüftelte schon am Konzept für das nächste: er suchte "dumme Kacke aus dem Internet".
 

Hin und wieder, wenn er auf etwas besonders dämliches stieß, gab er seine Rick- typischen Brummgeräusche von sich.
 

Steve schmunzelte. Seit wenigen Tagen war Rick nun nicht mehr nur sein bester Freund, sondern sein Freund. Sprache war schon etwas interessantes: wie doch das weglassen eines Wortes einer Formulierung eine ganz andere Bedeutung gab.
 

Steve war sehr glücklich, dass sie beide sich endlich getraut hatten, sich einzugestehen, dass sie sich in einander verliebt hatten.
 

Er senkte den Blick auf den Bildschirm und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.
 


 

Im Büro nebenan saßen zur selben Zeit Frodo, Flo, Robin und Olli am Konzept für die erste eigene Nerdscope- Folge.
 

Einen Raum weiter diskutierten Marti, Marie und Dominik darüber, wer als Gäste für den nächsten Bongo Boulevard in Frage käme. Und irgendwo lief noch David Hain herum.
 


 

Es war also ein ganz normaler Tag hier im Büro, und niemand von ihnen ahnte auch nur, was da auf kleinen Pfoten auf sie zu kam.
 


 

Steve arbeitete hochkonzentriert. Er schaute erst wieder auf, als Rick ihn anmotzte: "Steve, du blödes Arschloch, jetzt übertreibst du aber echt!"
 

Er sah seinen aufgebrachten Freund mit großen Augen an und fragte:
 

"Wieso? Was ist denn los?"
 

"Na das hier! Wie hast du das gemacht?"
 

Rick zeigte auf seinen Bildschirm.
 


 

Steve flitzte zu ihm hinüber und sah sich an, was seinen Freund so aufregte. Über den Bildschirm lief ein News Ticker. Und dort stand in dicker roter Schrift:
 

"Achtung, ein wichtiger Hinweis für die Bevölkerung von Berlin und Umgebung: es ist ein neuartiges Virus aufgetreten, die Krankenhäuser vermelden seit Tagen einen stetigen Anstieg der entsprechenden Patienten. Die Betroffenen zeichnen sich durch ungewöhnliches Verhalten aus. Sie sind nicht mehr in der Lage, irgendwelche logischen Handlungsabläufe zu vollbringen, sondern sind unentwegt und auch aggressiv auf der Suche nach allem, was Pink ist und glitzert.
 

Meiden Sie den körperlichen Kontakt mit betroffenen. Meiden Sie Parks und Grünanlagen. Meiden Sie die dort frei lebenden Tiere, vor allem Eichhörnchen. Denn es gibt erste Vermutungen, dass das Virus von einigen Exemplaren ausgeht, die an einem rosa Fell und einem pinken glitzernden Schweif zu erkennen sind und die sich äußerst schnell vermehren. Achtung, ein wichtiger..."
 

Und der Lauftext begann von vorn.
 


 

"Jetzt gib schon zu, du Penner, dass du dahinter steckst", brummte Rick.
 

Steve schüttelte den Kopf. Ihm war klar, warum Rick ihn verdächtigte, diese Meldung irgendwie manipuliert zu haben. Nach den dramatischen Erlebnissen im Zoo, vor allem im Bärenkäfig, wo Rick behauptet hatte, in der Dunkelheit etwas schnaufen gehört zu haben, obwohl die Bären gar nicht da gewesen, sondern schon seit Wochen in einem anderen Zoo untergebracht waren, hatte Steve ihn geneckt und behauptet, das, was er gehört hatte, wären Killer- Eichhörnchen gewesen. Und seitdem hatte er ihn immer wieder mal damit aufgezogen.
 

Hieran jedoch war Steve definitiv unschuldig.
 

"Nein, Rick, damit habe ich nichts zu tun."
 

Der Ernst in Steves Stimme, Steve, der sonst für jede Alberei zu haben war, überzeugte Rick, dass sein Freund die Wahrheit sagte.
 

"Du willst damit sagen, die Meldung ist echt?"
 

Rick sah jetzt doch erschrocken aus.
 

Steve zuckte mit den Schultern.
 

"Na ja, von mir ist das jedenfalls nicht."
 


 

Sie sahen sich skeptisch an.
 

"Rick, ich glaube, wir sollten das mal den anderen zeigen."
 

Rick nickte und stand auf. Als sie denn großen Konferenzraum durchquerten, sagte Steve: "Warte mal!" Und dann schaltete er den darin befindlichen Fernseher ein. Er brauchte nicht suchen. Direkt der erste Sender zeigte eine aufgeregte Reporterin, die von dem Virus sprach.
 

Nach kurzer Zeit kam ein hochrangiger Vertreter der Polizei vor die Kamera. Er gab zu verstehen, dass die Situation ernster sei, als bis zu diesem Moment noch angenommen. Er bat die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. Man solle, wenn möglich, in den Gebäuden bleiben, und wenn man nach draußen ginge, dann nicht alleine, und man solle etwas mit sich führen, mit dem man sich verteidigen könne.
 

Denn inzwischen ginge die Gefahr nicht mehr nur von den Eichhörnchen aus, die sich im übrigen nach wie vor rasend schnell vermehrten, sondern auch von immer größer werdenden Gruppen Infizierter, die auf der suche nach pinkem Glitzer durch die Straßen zögen.
 


 

Das war der Moment, wo Rick sich umdrehte, nacheinander die Türen der anderen Büros aufriss und brüllte:"Alle in den Konferenzraum, sofort!"
 


 

Erstaunt kamen alle und sahen Rick, der den zitternden Steve inzwischen in seinem Arm hielt, auf den Bildschirm starren. Also schauten auch sie dort hin.
 

In den nächsten Minuten herrschte Stille, nur unterbrochen von Äußerungen wie: "Was?!", "Verarschen die uns?" oder "Ist das echt?"
 


 

Dann redeten alle durcheinander.
 

"Scheiße, was machen wir denn denn jetzt?"
 

"Wie es aussieht, müssen wir erst mal hier bleiben ..."
 

"Haben wir eigentlich genug Lebensmittel hier?"
 


 

Marie war es, die schließlich Ruhe in das Ganze brachte.
 

„Leute, jetzt mal langsam. Wir rufen jetzt alle erst mal unsre Familien an, vergewissern uns, dass es allen gut geht und schärfen ihnen ein, zu Hause zu bleiben. Und dann setzen wir uns hier um den Konferenztisch und machen Bestandsaufnahme.“
 

Alle nickten, holten ihre Handys raus.
 

Es wurde getippt, gewartet, geredet. Erleichtert geseufzt.
 

Doch dann hörte man ein schluchzen.
 

Alle drehten sich um.
 

Es war Marti.
 

„Jako ... “, flüsterte er angstvoll den Namen seines Mannes.
 

„Jako und Felix sind draußen, im grünen, auf Drehortsuche ... und ich kann sie nicht erreichen ...“



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