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Nothing Else

[Detroit: Become Human]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zu meiner ersten FanFiction zu Detroit: Become Human. Vielen Dank, dass ihr meine Gechichte ausgewählt habt um sie zu lesen! Ich hoffe sie wird euch gefallen, so wie sie auch mir Freude bereitet!

[12.08.2018 Überarbeitung: Außbesserung von kleinen Fehlern] Komplett anzeigen

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KA100 ◊ WOSINDWIR


 

S

ie standen da und umklammerten sich. Sie war in die Knie gegangen und drückte den Körper des kleinen Mädchens an sich. Niemals, niemals würde sie sie wieder los lassen. Egal wie viele Menschen, oder was auch immer für Mächte, sich ihnen entgegen stellen würden. Sie drückte das schluchzende Kind an sich und versuchte ihr beruhigend über den Rücken zu streichen. Sie konnte es doch selber nicht ganz glauben, dass sie heil aus diesem Lager heraus gekommen waren. Wie auch immer ihnen das gelungen war. Es war alles so schnell gegangen und genauso riskant gewesen, dass sie sich nicht mehr wirklich in Erinnerung rufen konnte, was geschehen war.

»Kara«, schluchzte das Mädchen leise. »Wo sind wir hier?«

Kara hätte ihr gerne eine Antwort gegeben und sie wüsste auch am liebsten, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Sie hatte keine Ahnung, sie wusste nicht wie lange sie hier noch sicher waren und wohin sie gehen mussten. Sie wagte es sich zu erheben und sich vorsichtig umzusehen. Dabei drückte sie das Mädchen schützend an sich.

Um sie herum konnte sie nichts weiter als Berge von Leichen sehen. Android-Leichen. Ihre weißen Körper glitzerten im Licht der aufgehenden Sonne. Wenn die Szenerie nicht so unglaublich makaber und abartig wäre, könnte dies ein wunderschöner Anblick sein.

Sie standen umringt von Bergen lebloser Körper, nichts rührte sich und es war kein Laut zu hören. Mit einem unwohlem Gefühl traute sich Kara ihre Umgebung zu scannen und wurde bestätigt: Hier gab es kein Leben, außer den beiden.

»Alice«, sagte Kara im Flüsterton. Das alles hier war zu bedrückend, als dass die Angst von ihr ablassen würde. Die letzten Stunden lasteten immer noch auf ihr. »Wir sollten von hier verschwinden.«

Durch den Körper des kleinen Mädchens ging ein Zittern, so deutlich, dass Kara es spüren konnte. Sie legte ihre Hand auf ihren kleinen Kopf und gab einen beruhigenden Laut von sich. Während sie versuchte der Kleinen Sicherheit zu bieten, überlegte sie schon mal, wie sie von hier wegkamen. Zu aller erst mussten sie herausfinden, wo sie hier überhaupt waren und dann mussten sie die Grenze finden, vielleicht könnten sie Rose wiederfinden, die ihnen noch einmal-

»Luther«, schluchzte Alice plötzlich. »Was ist mit Luther?«

Kara wurde sich schmerzhaft bewusst, was auf dem Frachter von Jericho passiert war und kniff die Augen zu, um nicht noch einmal die Bilder des verwundeten Luther zu sehen, den sie hatten zurücklassen müssen. »Ich weiß es nicht«, flüsterte Kara.

»Wir müssen ihn finden«, verlangte Alice. Sie hatte ihren Kopf gehoben und sah Kara flehend an. »Wir müssen!«

»Wir wissen doch noch nicht einmal ob er n-«, Kara biss sich auf die Lippen um den Satz nicht zu beenden, den sie im Begriff war auszusprechen und entschied sich für einen Kompromiss: »hier ist.«

»Vielleicht ist er noch in diesem … An diesem Ort«, flüsterte Alice und man konnte ihre Angst aus jedem ihrer Wörter heraushören. Sie schluchzte und drückte sich dann ganz plötzlich von Kara ab um davon zu laufen.

»Alice, nein«, schrie Kara in Panik und nun war sie es, die von Panik und Angst ergriffen wurde. Ohne über ihre Sicherheit nachzudenken, rannte sie Alice hinter her und konnte aufgrund ihrer längeren Beine mit wenigen Schritten bei ihr sein und umklammerte den kleinen Körper um sie aufzuhalten. »Bitte Alice, bleib stehen.«

Dem kleinem Mädchen blieb nichts anderes übrig als sich Kara zu beugen. Sie schluchzte so laut, Kara war sich sicher, könnte sie ihr in die Augen sehen, würde sie Tränen in ihnen entdecken. »Luther«, schluchzte sie. »Wir können ihn doch nicht so im Stich lassen.«

»Das haben wir doch nicht.«

Plötzlich brachte der kleine Körper des Mädchens so viel Kraft auf, dass sie sich aus Karas Umarmung befreien und sich zu ihr umdrehen konnte. Sie blickte sie voller Enttäuschung an und rief laut: »Doch! Sie werden ihn töten

Das Wort töten, fühlte sich wie eine Ohrfeige für Kara an. Sie war die letzte, die Luther nicht geholfen hätte, wenn es ihr möglich gewesen wäre. Aber es war auch in seinem Sinne, dass sie mit Alice floh und sie in Sicherheit brachte. Sie waren kaum um die Ecke des Ganges gekommen, da hatten sie Schüsse gehört. Was aus ihm geworden ist und ober sich vielleicht trotz seiner Verletzungen hatte retten können, oder aber den Menschen erlegen und gestorben war, wusste sie nicht. Für Alice wollte sie sich damit jedoch nicht weiter mit beschäftigen. »Alice«, sagte Kara leise.

»Er hat uns doch auch nicht im Stich gelassen.«

Kara nickte. »Er war immer für uns da, seit dem er bei uns war.«

»Und deswegen dürfen wir ihn auch nicht im Stich lassen.«

Sie hatte immer noch Angst, vor dem was sie erfahren könnten, wenn sie sich auf die Suche nach Luther machen würden, aber anders herum war sie sich dem bewusst, dass Alice ihn nicht im Stich lassen wollte. Kara stimmte diesem also zu, auch wenn sie noch keinen Plan hatte, wie sie vorgehen und wo sie suchen sollten. Ersteinmal mussten sie herausfinden wo sie waren und wo sie hin konnten.

»Wir müssen hier erst einmal weg.«

»Wohin Kara?«

»Bevor wir Luther suchen können, müssen wir uns in Sicherheit bringen.«

Alice schien für einen Moment protestieren zu wollen, nickte dann jedoch. Es vereinfachte die Situation ungemein.

Kara nahm das kleine Mädchen an die Hand, sah sich kurz um und entschied sich dann Richtung Osten zu gehen. Der Sonnenaufgang hatte etwas aufmunterndes und warmes, etwas was sie in dieser Zeit sehr gut gebrauchen konnten.

Sie verhielten sich vorsichtig, schlichen geduckt von einem Berg Leichen zum anderen. Der Vorsichtwillen halber ließen sie ihre menschliche Haut deaktiviert. So weiß fühlten sie sich zwar unwohl, jedoch konnten sie sich dadurch leichter zwischen all den leblosen Körpern verstecken. Und mit Glück fielen sie weniger auf.

Vielleicht war Kara zu überängstlich, aber nach den letzten Stunden, wollte sie nichts riskieren. Alice lief dicht hinter ihr und sie sah immer wieder zu dem Mädchen, um sich zu versichern dass sie noch bei ihr war und das es ihr gut ging.

Sie wollte gerade zu dem nächsten Haufen lebloser Androidenkörper laufen, als irgendetwas sie zurück zog. Ein Ruck ging durch ihren Körper, Alice schrie panisch, sie kreischte und Kara spürte Hände, die sich an sie klammerten. Sie blickte in das halb zerstörte Gesicht eines männlichen Androidens. Sein Unterkörper war nicht mehr vorhanden, sein linker Arm merkwürdig deformiert und sein rechter hing nur noch durch wenigen Kabel an seiner Schulter. Dennoch hatte er genug Kraft um die verängstigte Kara festzuhalten.

»Sie werden uns töten«, kreischte der Android panisch. Seine Stimme war merkwürdig verzehrt und klang wie nicht von dieser Welt. »Lauft! Lauft! Rettet euch! Jericho!«

Panisch versuchte Kara sich zu befreien, doch gegen den Griff des verängstigten Androiden konnte sie nichts machen.

»Jericho hat uns alle verraten! WO ist Markus, wo ist er?! RA9, RA9! Nur er ist unser Retter! Vernichtet Jericho! Vernichtet Jericho! Ra-«

Eine Eisenstange durchbohrte die Schläfe des Androiden und er sackte leblos zu Boden. Kara war wieder frei. Sie konnte sich jedoch keine Minute der Erholung gönnen, denn sie sah ängstlich zu Alice, ob es ihr auf gut ging. Das Mädchen stand panisch neben ihr, in den Augen ein panischer Ausdruck und die Arme ausgestreckt, als hätte sie einen Speer gehalten.

Es dauerte keine Sekunde, bis Kara wusste, was soeben passiert war: »Alice, du ..?« Sie brachte keine weiteren Worte über die Lippen.

»G-geht es … dir Gut … Kara?«, fragte Alice mit zitternder Stimme. Sie hatte aus Angst um Kara und um sie zu retten dem Angreiffer die Eisenstange in die Schläfe getrieben und ihn somit getötet. Der Android war zwar kaum noch lange überlebensfähig, aber dennoch würde dieser Mord das Mädchen wohl noch lange heimsuchen.

Kara stemmte sich auf die Beine und zog Alice in eine schützende Umarmung. Sanft strich sie ihr über den Kopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Ein stummes Danke, für ein traumatisches Ereignis.

Und dann mussten sie weiter, ehe ihnen noch mehr passierte. Sie schlichen vorsichtig weiter an den Bergen lebloser Androiden vorbei. Ihre weiße Haut unterschied sich nicht von denen der leblosen Körper und schenkten ihnen ein merkwürdiges Gefühl. Sie könnten auch dort liegen.

Ein Geräusch erklang und sofort zog Kara Alice an sich heran und sie ließen sich in den Haufen fallen. Augen geschlossen und sich tot stellend. Sie warteten ab, doch es war gleich wieder Mucksmäuschenstill still. Die beiden warteten ab und standen dann wieder auf. Kara hielt noch kurze Zeit inne und schaute sich um. Es waren keine Schritte, oder Maschinen zu hören. Es war merkwürdig, denn das konnten niemals alle Androiden auf diesem Lager sein und selbst wenn, dann würden die Menschen doch noch patrouillieren, oder? Nach all dem was sie in den letzten Stunden und Tagen durchgemacht hatten, konnte sich Kara nicht vorstellen, dass sie hier außer Gefahr – umringt von Tod, aber sicher – waren.

»Gehen wir weiter Alice«, flüsterte sie und sie schlichen weiter die weißen Berge entlang. Es war ruhig, keine Schritte, keine Laute, kein Gerufe. All der beängstigende Krach aus diesem Lager schien weit, weit weg und wenn das alles nicht so absurd und abartig gewesen wäre, könnte man von „friedlich“ sprechen. Kara vermied es in die leblosen Gesichter der ermordeten Androiden zu sehen. Alice tat es ihr gleich. Sie klammerte sich an den Arm der Älteren und versuchte mit großer Mühe mit ihr Schritt zu halten.

Sie mussten hier weg, sie mussten hier weg, sie mussten hier weg. War das, was ihnen durch den Kopf ging, gepaart mit der Frage wo sie hier waren, was aus Luther geworden war und wie weit sie es noch bis zur kanadischen Grenze hatten. Schafften sie es rechtzeitig? War Rose in Sicherheit? Machte sie sich Sorgen um sie? Wie sie Rose kannten, gab sie sich auch noch die Schuld daran, was ihnen wohl möglich zugestoßen war. Würden sie sie irgendwann wiedersehen? Nur damit sie ihr sagen konnten, dass es ihnen gut ging und dass sie es geschafft hatten sich in Sicherheit zu bringen.

Halb geduckt schlichen sich Alice und Kara zwischen den Haufen hindurch, wahllos in eine Richtung, weil sie sich nichts trauten. Kara wagte es sich nicht einmal die Himmelsrichtung auszumachen, weil sie nicht wusste, wie die Menschen sie ausfinden machen könnten. Nach dem Angriff auf Jericho und vor allem dieses Lager, hatte den Glauben an die Menschheit getrübt. Sie wussten nicht wem sie vertrauen konnten und was denjenigen, denen sie vertrauen konnten, drohte, wenn sie ihnen halfen.

Natürlich dachte sie dabei an Rose, ihren Sohn und ihren Bruder, die Androiden halfen über die Grenze nach Kanada zu gelangen. Wenn sie es sich immer noch wagten, sollten Alice und Kara es alleine versuchen und diese lieben Menschen nicht weiter in Gefahr bringen.

»Kara-Kara«, echote es leise und Alice zog an ihrer Hand. Die beiden blieben stehen und das kleine Mädchen zeigte nach links, aus dem immer wieder das leise Kara Echo herkam. Es war das Mädchen, dass an ihr zog und sie so dazu zwang ihre Richtung zu ändern.

»Kara-Kara und das kleine Mädchen-Mädchen«, echote ein Berg.

»Jerry«, jappste Alice und ging auf die Knie. Vor ihr lagen zwei, oder drei Köpfe der Jerrys, die so merkwürdig verformt waren. Ihre LEDs an den Schläfen blinkten schwach dreifarbig. Rot-Gelb-Blau. Rot aufgrund der Erlebnisse und der Tatsache, dass sie fast gänzlich zerstört und nur noch für wenige Augenblicke überlebensfähig waren. Gelb konnte sich Kara nicht erklären, aber die Farbe Blau leuchtete sicherlich auf, weil sie froh waren, dass es Alice gut ging. Von ihr selber wollte Kara nicht einmal denken, denn sie war es, die die Jerrys geopfert hatte um Alice und sich zu retten.

»Es geht euch gut-gut«, kam es froh von Jerry.

»Jerry«, schluchzte hingegen das Mädchen traurig.

»Wir Jerrys-Jerrys sind froh-froh, dass ihr überlebt habt-habt

»Aber ihr«, sagt Kara leise. Ihre Lippen bebten vor Schuldgefühle und sie brachte nur ein leises: »Es tut mir leid«, über die Lippen.

»Es ist alles gut-gut«, sagten die Jerrys. Es war unmöglich auszumachen, wie viele noch aktiv waren und mit ihnen gerade über diese aktive Einheit mit ihnen redeten. »Ihr-Ihr könnt entkommen-entkommen und weiter leben-leben

»Aber ihr«, weiter konnte Alice nicht sprechen. Sie brachte die Wörter einfach nicht über ihre Lippen.

»Wir Jerrys-Jerrys sind froh-froh, dass es dir gut geht kleines Mädchen-Mädchen«, sagte die Einheit. »Geht-Geht, ihr müsst euch in Sicherheit-Sicherheit bringen-bringen. Wir hoffen-hoffen, ihr begegnet-begegnet da draußen noch mal einem von uns-von uns

Die Stimme dieser Jerryeinheit war immer leiser gewesen und erklang nicht wieder. Sie warteten, Alice weinte verzweifelt über den Verlust ihrer Freunde, die sich so tapfer für sie geopfert hatten.

»Alice«, flüsterte Kara leise und legte ihre Hand auf ihren Kopf. »Wir müssen gehen.«

Das kleine Mädchen nickte, ohne von dem abgeschaltetem Jerry aufzublicken. Dieses Mädchen, dass sich nichts sehnlicher wünschte, als wie all die anderen kleinen Mädchen zu sein, hatte viel zu viele Grausamkeiten mitansehen müssen. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen.

Kara kniete sich auf den Boden und umarmte Alice. Sie schmiegte ihren Kopf an ihren Rücken und schloss die Augen. Sie wollte ihr versprechen, dass alles wieder gut werden würde, aber wie könnte sie das? Wie könnte sie so etwas sagen, nachdem sie Luther im Stich gelassen und Ralph und die Jerrys für ihre eigene Sicherheit geopfert hatte. Sie fühlte sich so schrecklich, wie in der Nacht, in der sie Todd erschlagen hatte und sie Hals über Kopf geflüchtet waren.

»Kara«, flüsterte Alice. Sie hatte ihre kleinen Hände auf die von Kara gelegt. »Lass uns gehen.«

»Ja, lass uns gehen«, erwiderte sie und löste sich von Alice um langsam aufzustehen. »Danke für alles, Jerry«, sagte sie und nickte dem regungslosen Körper zu, der einst einer der Jerrys gewesen war. Dann gingen sie, Hände haltend und mit schnellen Schritten weiter. Die Sonne ging im Osten auf, also gingen sie gerade Richtung Norden und eigentlich war es vollkommen egal in welche Richtung sie gingen, denn solange sie nicht wussten wo sie hier waren, würden sie es nie zu Grenze schaffen. Oder Luther finden.

Eine gefühlte Ewigkeit liefen sie zwischen den Bergen an Androidenkörpern vorbei, bis sie den Rand des Geländes erreicht hatten. Sie standen vor einer Wand aus Erde und mussten realisieren, dass man für die Entsorgung der Androiden eine riesige Kuhle in den Boden gegraben hatten. Sie lauschten, ob oben irgendwelche Menschen waren, doch es war totenstill. Nichts tat sich. Keine Schritte, keine Stimmen, keine Maschinen, es war wie ausgestorben.

Kara sah noch einmal zu all den leblosen Androiden und es war wie ein Schauer, der durch ihren Körper jagte. Das hier war ein Grab. Ein Massengrab. »Wir müssen hier weg«, flüsterte Kara und drückte Alice‘ Hand fester. Sie spürte Panik in ihr aufkommen, die sie kaum unterdrücken konnte. Dabei musste sie doch ruhe bewahren. Für Alice.

»Ich will auch weg«, sagte das Mädchen. Entschlossen setzte sie sich in Bewegung und ging nach links. Kara zog sie einfach mit sich. Sie merkte zwar, dass etwas nicht mit ihr stimmte, jedoch spürte sie nichts von ihrer Panik. Sie mussten gar nicht lange die Wand entlang gehen, bis einen Ausweg aus diesem Graben gefunden hatten. Die Menschen hatten sich eine Rampe eingebaut, die sie wohl dazu nutzten um mit den Wagen die Körper hier abzuladen, denn man konnte eindeutig tiefe Reifenspuren in der Erde entdecken.

»Hier geht es hoch«, murmelte Alice und wollte Kara hinaufziehen, doch diese hielt sie davon ab.

»Sei vorsichtig Alice, die Menschen könnten da oben sein«, flüsterte sie und die beiden Androiden lauschten. Noch immer war nichts zu hören. »Langsam.«

Kara ging vor und achtete auf alles um sie herum. Auf jeden Luftzug, jeden laut. Doch nichts war auszumachen. Oben angekommen, konnten sie Maschinen und Fahrzeuge sehen, alle verlassen.

»Wo sind alle hin?«, fragte Alice leise. Sie klang nicht wirklich erleichtert, auch wenn sie sicher zu sein schienen.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Kara ungläubig. »Wir sollten trotzdem vorsichtig sein.«

Alice nickte lediglich und dann gingen sie weiter. Den Rücken zu der Grube gewandt, folgten sie den Spuren der Fahrzeuge und hielten vor einem Tor inne. Es war weit geöffnet, keine Wachen waren zu sehen und vor ihnen erstreckte sich eine wilde Wiese, die unter einer leichten Schneedecke ausbrach. Am Horizont konnte man eine Stadt erkennen, doch ansonsten gab es nichts. Nichts außer dieser Grube und die weite, endlose Leere der Freiheit.

Alice klammerte sich an Kara und diese legte dem Mädchen eine Hand auf den Kopf. Die Stadt musste Detroit sein, wo irgendwo dieser Frachter in irgendeinem Hafen lag und wo sie sich von Luther getrennt hatten. Dort war irgendwo dieser Markus, der ihnen helfen konnte über die Grenze nach Kanada zu kommen und dort irgendwo war Rose, die ihnen helfen konnte, aber die Kara nicht noch mehr in Gefahr bringen wollte.

Sie wussten nicht was in Detroit los war, ob es sicher war dorthin zurück zu kehren, oder ob sie sich lieber einen anderen Weg suchen sollten. Kara wusste nicht, was der richtige Weg war, sie hatte ja auch keine Ahnung wohin sie gehen sollten. Die offenen Felder boten keinerlei Schutz vor Angreifern und Detroit war sicher genauso wenig sicher. Aber irgendwohin mussten sie gehen.

Kara aktivierte wieder ihre menschliche Haut und tat das auch bei Alice indem sie gegen ihre rechte Schläfe drückte. Sie sah sich kurz um und entdeckte eine kleine Hütte. Deren Tür stand offen und sie schien verlassen zu sein. »Lass uns nach etwas zum anziehen schauen«, sagte Kara und schlich langsam zu der Hütte. Alice folgte ihr und nach einem vorsichtigen Blick der Älteren in Innere, traten sie hinein. Niemand war da. Es sah so aus, als hätten die Menschen diesen Ort abrupt verlassen. Eine Tasse war am Boden zerschellt und Kaffee war getrocknet. Es gab drei blaue Arbeitsjacken, die sicherlich nicht schick aussahen, aber ihnen notdürftig als Kleidung dienten. Es waren Männergrößen und ihnen beiden zu groß. Für Alice würde sicher eine dieser Jacken als Kleid reichen.

»Ich will das nicht anziehen«, sagte die Kleine. Sie hatte sofort verstanden, was Kara vorhatte.

»Nur vorübergehend«, versuchte sie das Mädchen zu beruhigen. »Sobald wir können, besorgen wir etwas neues, ja?«

Alice schien mit sich zu hadern. Sie sah Kara nur flehend an, gab dann jedoch nach ein paar Augenblicken nach. Sicher verstand sie, dass sie in ihrer Situation nicht wählerisch sein durften.

Kara reichte ihr eine der blauen Jacken und half ihr dabei sie anzuziehen. Sie war ihr tatsächlich viel zu groß, nur leider konnte sie nichts weiter machen, als die Ärmel hochzukrempeln, damit sie ihre Hände frei hatte. Danach zog sie sich selber eine der blauen Jacken an.

»Und was jetzt?«, fragte Alice. »Wir können doch nicht hier bleiben.«

Kara schüttelte den Kopf. »Du hast recht«, sagte sie. »Aber ich weiß noch nicht was wir tun sollen.«

»Wir müssen Luther finden!«

Die Ältere reagierte nicht und biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte Angst vor dem, was sie herausfinden könnten.

»Kara!«

Immer noch keine Reaktion.

»Kara! Bitte!«

»Ja«, erwiderte Kara, etwas strenger als sie es gewollt hatte. »Aber wie … Wir wissen doch nicht wo er ist. Was sie mit ihm gemacht haben.«

»Wir können ihn doch nicht in Stich lassen! Wir müssen alles versuchen!«

Kara sah Alice an. Woher nahm sie all die Hoffnung und die Entschlossenheit? Von der Kraft die sie dafür aufbringen musste ganz zu schweigen. Das einzige was Kara tun konnte, war zu versuchen, das Mädchen nicht zu enttäuschen. Egal wie und wohin.

Zurück in dieses Lager? Zurück nach Jericho? Markus? Sie mussten herausfinden was mit Luther passiert war und dafür mussten sie zurück nach Detroit, wo sie getrennt worden waren. Und wenn er noch am leben war, würde er auch nach ihnen suchen.

»Komm Alice, suchen wir Luther«, sagte Kara und lächelte das erste Mal seit langem wieder. Sie hielt Alice ihren Hand hin und sie nahm sie entgegen. Das Mädchen nickte und zusammen verließen sie wieder die kleine Hütte der Arbeiter.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Yosh!
Noch einmal vielen Dank und willkommen bei Nothing Else, meiner ersten Geschichte zu Detroit Human und hoffentlich auch nicht die letzte die ich schreiben werde.
Dieses kapitel hat mir überraschend viel Spaß gemacht und eigentlich sollte das hier nur eine Sammlung von OS' werden, aber innerhalb der ersten dreihundert Wörter, hat sie sich einfach anders entschieden. Ob ich wirklich einen fortlaufende Geschichte schreiben werde, weiß ich nicht. Aber ich bin gewillt.
Ich habe mit Alice und Kara gestartet und ja, sie werden sich auf die Suche nach Luther machen und nein, sie wissen noch nicht, dass die Menschen den Kampf gegen die Androiden beigelegt haben, deswegen werden sie weiterhin vorsichtig sein.
Die Geschichte in diesem Massengrab war für mich etwas neues. Noch nie habe ich so etwas geschrieben und wenn ich ehrlich bin, hat es etwas leichtes Horrormässiges ansich, aber ich kenne mich da null aus. (Also liebe Sortierer: Tobt euch aus und greift mir mit der Zuordnung unter die Arme!)
Wenn ich ehrlich bin, hat mich die Szene mit Jerry sehr berührt und auch karas Verhalten. Ich hoffe mir ist es gut gelungen an die Atmosphäre des Spiels anzuknüpfen. (Und ja, ich habe Gronkhs Lets Play als Grundlage.)
Ich hoffe doch, dass euch mein Kapitel gefallen hat und würde mich über eine Rückmeldung von euch freuen! Ich werde mich nun zurückziehen und Kapitel 2 planen. Mit wem ich wohl weiterschreiben werde?


Liebe Grüße,
Rizumu


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