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Heart-shaped glasses

Alexy/Kentin
von
Koautor:  Ranmaru_Kurosaki

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Sleepover

Alexy, noch immer im siebten Himmel schwebend, war mit Kentin im Einkaufszentrum angekommen und stürzte sich voller Freude auf seinen Lieblings-Klamottenladen. Hier kaufte er ständig ein und wenn man ihm etwas mitbrachte, dann kam es ebenfalls von hier. Rosa wusste das und Armin auch, genau wie seine Eltern und nun zeigte er es Kentin.

„Die haben hier immer eine mega Auswahl an neuen Klamotten und es ist immer so schwer sich zu entscheiden“, sprudelte es aus Alexy heraus. Heute ging es ihm mehr als nur gut und die Leute schauten ihn dabei schon komisch an. Da er Blicke gewohnt war, ignorierte er diese und überforderte allein Kentin damit, der Alexy aber genauso kannte und froh war, dass es ihm wieder besser ging.
 

„Jetzt musst du mir erst recht helfen“, stellte Kentin fest. Sein Blick glitt über die Auswahl an Klamotten und Alexy schien nicht zu untertreiben. Nicht nur die Auswahl an Oberteilen war groß, auch die Hosen gab es in allen Farben und Formen.

„Kein Problem! Ich bin die beste Wahl für eine Modeberatung“, hob er sich selbst in den Himmel und schenkte Kentin dabei ein Lächeln. Diesmal musterte er ihn ein wenig genauer und sehr viel länger und er musste sich nicht schlecht dabei fühlen, da er einfach versuchte sich dessen Statur genau einzuprägen... natürlich kannte er diese schon zur genüge und am liebsten würde er Kentin auch ohne Klamotten sehen, aber das war leider nicht möglich.
 

„Also“, fing Alexy an und ging auf einen der Ständer zu, gefolgt von Kentin. Während dieser flüchtig über die ganzen Hosen sah und überlegte welche Farbe er nehmen sollte, zog Alexy schon eine Hose nach der anderen heraus und legte sie über seinen Arm.

„Die hier? Und die hier. Oh - und ich glaube, die würde dir auch super stehen. ... Die ist vielleicht ein bisschen zu weit.“ Alexy redete mit sich selbst, suchte dabei nicht nur Sachen heraus, die Kentin gefallen konnten, sondern auch die, die ihm an ihm gefielen. Vielleicht war sogar eine dabei, die extra eng saß und man ein bisschen mehr sehen konnte.

„Böser Alexy“, warnte er sich in Gedanken, konnte aber ein hämisches Kichern nicht unterdrücken.
 

„Ähm, Alexy? Ich glaube das reicht...“, merkte Kentin irgendwann an, der seinen Freund unter den ganzen Klamotten schon fast nicht mehr entdecken konnte. „Du wirst von den Hosen gefressen!“, stellte er fest und nahm ihm dabei ein paar ab.

„Ja, ich denke die solltest du erst einmal anprobieren.“ Alexy war in seinem Element und er schob Kentin dabei zu den Umkleidekabinen, drückte ihm die Hosen in die Hand und drehte sich einmal um die eigene Achse, damit sich der Junge in Ruhe umziehen konnte.
 

Vor der Kabine wippte Alexy hin und her, war schon sehr versucht den Vorhang einfach wegzureißen, unterließ es jedoch.

„Und, wie passen sie?“, fragte er.

„Ein paar passen gar nicht, weil sie zu groß sind und die hier...“, setzte Kentin an, der skeptisch an sich heruntersah und sich schließlich im Spiegel musterte.

„Hm?“

„Ich weiß nicht, sie ist....“

„Darf ich reingucken?“

„Klar.“
 

Kaum ausgesprochen steckte Alexy seinen Kopf in die Kabine und konnte ein Pfeifen nicht unterdrücken.

„Wow“, kommentierte er und leckte sich dabei sogar unbewusst über die Lippen.

„Wow? Die ist wahnsinnig eng.“

„Wahnsinnig sexy“, verbesserte er ihn. Genau das war seine Absicht gewesen. Das er Kentin aber wirklich darin sah, freute ihn natürlich. Normalerweise trug Kentin solche Sachen nicht, aber für besondere Anlässe wäre es gar nicht mal so schlecht. Sie betonte Kentins Hintern und...

Auf der Stelle lief Alexy rot an als sich Kentin zu ihm drehte und ihm einen fragenden Blick zu warf.

„Sexy? Die klemmt ja alles ab“, beschwerte er sich und öffnete die Hose direkt vor Alexys Augen, da sie vielleicht doch eine Nummer zu klein war.

„W-warte! Ich hol dir vielleicht ne Nummer größer“, stotterte der Blauhaarige und verschwand sofort wieder, bevor er mehr zu sehen bekam. Nicht, dass er abgeneigt war, aber es war einfach unangebracht!
 

„Hier, bitte“, meinte Alexy mit einer neuen Hose in der Hand. Diesmal steckte er nur seine Hand in die Umkleide und gab sie ihm.

„Irgendwie gefällt sie mir ja doch, vielleicht nehm ich einfach zwei mit. Eine ganz normale und die“, überlegte Kentin laut. „Oder was meinst du?“

„Ich finde nach wie vor, dass sie dir steht“, antwortete er. „Vor allem steh ich darauf...“, murmelte er noch.

„Was hast du gesagt?“

„Nichts, nichts. Ich mag sie nur!“

„Gut, dann eben so“, entschloss sich Kentin schließlich und kam mit seiner Auswahl aus der Kabine um sie Alexy zu zeigen. Dieser nickte entschieden und ging mit ihm zur Kasse. Es war schnell gezahlt und die kleine Shoppingtour ging schneller als wenn Alexy selbst nach etwas suchte, aber sie wollten heute schließlich noch nach Hause.
 

„Und jetzt kaufe ich dir deine Kekse! Sonst müssen wir das von heute noch einmal wiederholen“, bestand Alexy darauf und schlenderte ins zweite Stockwerk um zur Bäckerei zu kommen.

„Wäre das denn so schlimm?“

„Nein! Aber ich dachte, dass du dich vielleicht langweilst oder so“, gestand Alexy.

„Wenn ich mich langweilen würde, wäre ich gegangen und hätte nicht vorgeschlagen noch bei dir zu übernachten“, murrte Kentin und verpasste ihm einen leichten Stoß gegen den Arm. Er passte natürlich auf, dass er nicht seine Seite erwischte, die ihm weh tat.
 

In der Bäckerei trat Alexy vor und begutachtete die Auswahl an Gebäckstücken und den Keksen, die Kentin so gern mochte.

„Meintest du diese?“, wollte er wissen und deutete mit dem Finger auf die Kekse hinter einer Glasscheibe.

„Sind nicht mehr viele da“, gab Kentin von sich und verzog fast schon schmollend den Mund. Er mochte die Kekse wirklich gern, gab es aber nur sehr ungern zu.
 

„Keine Sorge“, lachte plötzlich eine freundliche, helle Stimme. Die Verkäuferin war vor den Beiden aufgetaucht. „Ich habe davon gerade noch welche im Ofen und kann euch so viele geben, wie ihr möchtet.“
 

„Oh?“ Alexys Augen weiteten sich und er nickte energisch. „Dann nehme ich etwa das dreifache von dem, was sie hier noch haben“, bestellte er.

„Aber gerne doch, nur einen Moment. Ihr könnt solange an dem Tisch Platz nehmen.“
 

„Ist das wirklich in Ordnung, wenn du so viele kaufst? Ich meine, die sind ziemlich teuer“, sorgte sich der Braunhaarige.

„Du hast unser Essen und Trinken vorhin bezahlt! Sei gefälligst höflich und nimm mal etwas an, wenn man es dir schenkt“, gab Alexy gespielt beleidigt von sich. „Außerdem... will ich sie ja auch mal probieren.“

„Ich wollte nur nicht, dass du dich wegen mir in Unkosten stürzt!“

„Ich hab sicher mehr Geld als du!“, murrte Alexy und streckte ihm die Zunge heraus.
 

„So, eure Kekse sind fertig, Kinder“, meldete sich die Verkäuferin wieder zu Wort, die die verpackten Kekse auf den Tresen stellte.

„Kinder?“, kam es fast gleichzeitig von den Beiden. Verdutzt blickten sich die Beiden ins Gesicht und fingen an zu lachen, bevor Alexy bezahlte und die Kekse schließlich einsteckte.
 

„Also so jung sehe ich nun auch nicht aus“, jammerte Alexy. Sie befanden sich mittlerweile vor der Bäckerei, damit sie drin keiner hörte.

„Ich wohl?“

„Dabei bin ich...“, Alexy stockte einen Moment. Ihm fiel ein, dass er gar nicht wusste, wie alt Kentin eigentlich war. „Warte, wie alt bist du eigentlich?“

„Huh? 17“, antwortete Kentin überrascht. Über ihr Alter sprachen sie bisher tatsächlich noch nicht.

„Oh mist! Ich werde erst 17!“

„Dann bin ich ja älter als ihr“, stellte Kentin fest und schüttelte anschließend den Kopf. Dabei waren sie es, die ihn die ganze Zeit neckten. Gut, es waren sicher nur ein paar Monate Unterschied, wenn sie bald Geburtstag hatten, aber dennoch.

„Egal! Wie sagt man so schön? Sweet sixteen“, sagte Alexy von sich überzeugt und nickte dann Richtung Ausgang. „Lass uns gehen oder brauchst du noch etwas?“
 

Kentin brauchte nichts mehr, immerhin hatte er jetzt nicht nur eine neue Hose, sondern Alexy eine ganze Tüte voll mit seinen Lieblingskeksen. Er war ziemlich zufrieden und ziemlich glücklich und er freute sich auf die Kekse, vor allem sie gemeinsam mit Alexy zu essen, der sie wohl noch nicht kannte. Sie machten, bevor sie ganz zu Armin und Alexy nach Hause gingen, noch einen Zwischenstopp in einem Supermarkt, da Alexy noch etwas zu Trinken, Pizza und Chips einkaufen wollte.
 

Vermutlich würden sie das alles gar nicht essen können - zu zweit, an einem Abend - aber es war auch schön ein wenig Auswahl zu haben. Das zumindest hatte Alexy auf eine entsprechende Anmerkung Kentins gesagt.
 

Vielleicht hatte er ja Recht, Kentin hatte daheim nicht unbedingt viel Süßes zur Auswahl. Seine Mutter brachte ihm zwar regelmäßig die Kekse mit, aber sonst ernährte er sich eher gesünder. Vor allem da das meiste an Essen sein Vater bestimmte und seine Ernährung automatisch auf mehr Eiweiß umgestellt hatte. Das war gut für den Muskelaufbau und auch wenn Kentin jetzt eine Menge Muskeln aufgebaut hatte, musste er trotzdem noch so ein Zeug zu sich nehmen. Wenn er aber unterwegs war, so wie jetzt - oder eben jetzt auch mal bei jemand übernachten würde, achtete er kein bisschen darauf ob es gut war was er aß. Hauptsache es schmeckte ihm. Alexy schien immerhin ähnlich zu denken, auch wenn sich Kentin ziemlich sicher war, dass Alexy regelmäßig Sport machte.
 

Er hatte ihn natürlich in der Jungsumkleide schon öfter mal mit nackten Oberkörper gesehen und da hatte man durchaus erahnen können, dass er nicht unbedingt eine Couchpotato war, auf jeden Fall konnte er sich die Chips und die Kekse durchaus leisten.

Sie hatten den Weg zu ihrem Haus noch ein wenig Smalltalk gehalten und waren irgendwann auf die Party zu sprechen gekommen, die Alexy alleine plante. Armin interessierte es ja nicht. Kentin hatte noch nie so viele verschiedene Gruppenspiele gehört, war das in der Millitärschule ja auch ohnehin kein Thema gewesen, aber nun rauchte ihm der Kopf von Möglichkeiten die Freunde zusammen bei einer Party tun konnten.
 

Vermutlich würde sich niemand auf dieser Party langweilen, er eingeschlossen. Alexy konnte aber auch gut planen, vor allem wenn er jetzt immer noch daheim bleiben musste. Er hatte schon von Luftballontieren gesprochen, was Kentin dann doch langsam ein wenig zu übertrieben fand. Alexy hatte nur gelacht und ihm auf den Arm getätschelt.

Generell suchte der Blauhaarige immer öfter seine direkte Nähe und Kentin verwunderte es durchaus, dass es ihm selbst nicht wirklich unangenehm war. Vermutlich war Alexy einfach ein sehr körperlicher Mensch und brauchte diese Nähe, dachte sich vielleicht auch gar nichts dabei.

Im Haus angekommen hatte sich Alexy in sein Zimmer verzogen, weil er noch ein bisschen was aufräumen musste.
 

Kentin hatte im Wohnzimmer Platz genommen. Fast fühlte er sich ein wenig schlecht, dass er Alexy nun doch Umstände bereitete, allerdings war Alexy ja auch so glücklich über sein Übernachten, dass er sich vielleicht nicht wirklich schlecht fühlen musste. Etwas nachdenklich nippte er an der Cola, das Alexy ihm noch gebracht hatte. Sie hatten einen ganzen Abend und eine halbe Nacht vor sich, die sie noch mit Gesprächen oder ähnliches füllen mussten.

Bei jedem anderen hätte sich Kentin vermutlich ein wenig Sorgen gemacht, ob er überhaupt genug zu erzählen hatte, aber bei Alexy funktionierte es einfach, ohne Probleme. Er hatte wirklich das Zeug dazu sein bester Freund zu werden. Oder vielleicht noch Armin mit dem er tatsächlich auch immer mehr zu tun hatte.
 

Aus der Richtung von Alexys Zimmer hörte er laute Geräusche und Kentin fragte sich, ob Alexy sein Zimmer auseinander nahm oder aufräumte. Es klang eher nach ersterem und einen Moment war er versucht hinzugehen und mal nachzusehen. Er war schon ein wenig neugierig, was er nicht sehen sollte, konnte es sich vielleicht aber auch ein wenig denken. Immerhin wusste er was in einem typischen Jungenzimmer rumlag, außer Staub.
 

Schließlich hörte er aber die Tür aufgehen und stand auf, um zu Alexy zu treten, der sich gerade über die Stirn wischte und ein wenig fertig aussah.

„Ich hoffe der Schrank explodiert nicht, es waren noch so viele Klamotten da - weil… ich die Zeit daheim genutzt habe ein wenig Ordnung zu schaffen… also Sachen auszusortieren. Stör dich nicht an den blauen Säcken in der Ecke, sind nur alte Klamotten!“, erklärte Alexy und Ken zuckte mit den Schultern. Für ihn musste es nicht zu ordentlich sein, er war immerhin selbst ein Kerl und sein kleines Chaos war eben auch eher Normalzustand als Ausnahme.
 

„Ich warte nur darauf, dass wir endlich die Kekse essen… mir ist egal wo irgendwelche Säcke herumstehen.“, gab Kentin daher zurück und brachte Alexy zum lachen aber gleichzeitig zum tadelnd den Finger heben.

„Wofür hab ich mir die ganze Arbeit dann gemacht?“, wollte er leicht schmollend wissen.
 

„Damit das Gästebett, neben dein Bett passt?“, vermutete Kentin zwinkernd und bekam mit, wie Alexy leicht rosa auf den Wangen wurde.

„Neben… mir?“, fragte er nach, verbesserte sich dann schnell. „Du willst neben mir schlafen? Okay… ich muss nur das Bett verschieben, es steht an der einen Wand und …ja…“

Kentin lachte.

„Erst die Kekse, Alexy, bitte - ich geh sonst in die Küche und klau mir welche!“

Alexy packte ihn vorsichtshalber am Arm und hielt ihn zurück.

„Nein! Wehe dir!“, maulte er, immerhin wollte er sie mit ihm gemeinsam essen. „Dann setzten wir uns erst mal ins Wohnzimmer, okay?“

Was anderes hatte Kentin eigentlich gar nicht gedacht, weshalb er nickte, aber Alexy trotzdem in die Küche folgte, wo dieser die Tüte mit den Keksen und einen Teller nahm.
 

Im Wohnzimmer stellte er den Teller auf den Tisch und füllte ihn mit dem Gebäck, ehe er zum Fernseher lief und sich die DVDs im Regal darunter ansah.

„Wir haben… Romantik, Drama, Action oder Horror und irgendwelche Anime, die Armin hier hingestellt hat, weil sie nicht in seine Zimmersammlung passen! Was darf es sein?“
 

Alexy hoffte inständig, dass sich Kentin keinen Film mit all zu trauriger Story heraussuchte. Er war viel zu nah am Wasser gebaut und sehr emotional was solche Dinge anging und er wollte vor Kentin wirklich nicht heulen.
 

„Mal sehen“, überlegte Ken, trat zu Alexy und stellte sich ziemlich dicht neben diesem um sich die Filme anzusehen. Ohne Wissen, dass es Alexy dabei schon wieder viel zu warm wurde.

„Romantik ist nicht unbedingt meins“, teilte er mit und angelte sich einen Film, dessen Titel ihm nichts sagte. „Sieht nach Horror aus“, stellte er fest und las sich den Text auf der Rückseite durch.

„Oh je“, entkam es Alexy der skeptisch auf die Hülle blickte. „Ich hab den Film noch nie zu Ende geguckt, weil ich zu viel Angst hatte“, gestand er und wollte ihm die DVD wegnehmen, als sich Kentin versuchte größer zu machen und sie aus Alexys Reichweite brachte.

„Klingt doch gut. Dann hab ich mich entschieden“, gab er grinsend von sich.

„Pfft!“, machte Alexy und plusterte die Wangen dabei auf. „Das ist gemein, du willst doch nur, dass ich wimmernd unter der Decke sitze!“

„Wer weiß? Vielleicht?“, neckte Kentin ihn und ging samt DVD und Alexy zurück zum Sofa. Alexy hatte sich an ihn geklammert um an den Film zu kommen, doch selbst wenn der Andere ein wenig kleiner war, war er doch um einiges stärker.
 

Widerwillig legte Alexy die DVD in den Player und kam zurück zum Sofa.

„Willst du das Licht nicht ausmachen?“

„Nein!!“

„Aber dann ist es doch nicht gruselig genug.“

„Doch, der ist auch so gruselig genug. Außerdem“, fing Alexy an und schnappte sich noch eine Decke, die auf einem Sessel lag um sie um sich zu schlingen. Wären sie zusammen, könnte sich Alexy ganz ohne Probleme an Kentin kuscheln, aber auch hier war das wieder nicht möglich.

„Wenn du zu viel Angst hast, kannst du dich ja an meinem Arm festhalten“, meinte Kentin ein wenig scherzhaft und hielt ihm den Arm auch kurz hin um es ihm anzudeuten.

„Eh“, gab Alexy perplex von sich und sah von Kentin auf dessen Arm und wieder zurück in sein Gesicht. „Quatsch, so viel Angst hab ich dann doch nicht“, log er und verschränkte die Arme, aber nicht ohne die Decke vorher noch über seinen Kopf zu ziehen.
 

„Wie du meinst.“

Endlich griff Kentin nach den Keksen, die schon die ganze Zeit auf sie warteten. Er nahm auch einen für Alexy und hielt ihn diesen hin, da dieser fast gänzlich unter der Decke verschwunden war. Und wieder hatte Kentin Gedankengänge, die er sich bei einem fast erwachsenen Jungen kaum vorstellen konnte: Er war süß und am liebsten wollte er ihn wirklich in den Arm nehmen. Aber die Sache mit dem Kuscheln, anspringen und generell ständigen Umarmungen war eher Alexys Sache.

„Hier bitte“, bot Kentin ihm den Keks an, der mit einer sanften Berührung seitens Alexy entgegen genommen wurde.

„Danke“, murmelte er peinlich berührt von der Situation und fing an zaghaft an dem Keks zu knabbern.
 

„Sie schmecken einfach immer noch verdammt lecker“, nuschelte Kentin zwischen den Kekskrümmeln in seinem Mund. „Und? Wie findest du sie?“

Kentin blinzelte auf seinen Freund, der gerade dabei war nach dem nächsten Keks zu greifen und fing dabei an zu lachen.

„Und ich dachte Armin wäre derjenige von euch, der die Süßigkeiten einatmet!“

„Er isst auch sehr viel mehr als ich, aber ich habe selten so gute Kekse gegessen“, erklärte er seine Gier. „Das muss ich dann alles wieder runtertrainieren, sobald ich wieder Sport machen darf“, seufzte der Blauhaarige und griff dann endlich nach der Fernbedienung.
 

„Du machst also Sport?“, fragte Kentin neugierig nach.

„Was denkst du denn? So einen hübschen Körper bekommt man nicht vom rumsitzen! Das kann vielleicht Armin, aber bei mir würde man das sofort sehen“, gab er energisch von sich. „Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio. Außerdem... hab ich da immer wieder was zu gucken“, grinste er.

„Verstehe~ Ist da niemand dabei der dir zusagt?“
 

Alexy spürte einen Stich im Herzen als er diese Frage vernahm, zeigte jedoch keine Regung. Stattdessen grinste er nur über beide Ohren.
 

„Lass uns den Film ansehen“, wich er gekonnt aus und machte ihn auch endlich an.
 

Kentin wollte Alexy nicht verletzen, aber es interessierte ihn nun mal warum Armin ausgerechnet ihn mit seinem Bruder verkuppeln wollte. Alexy ging genug raus und laut seinen Angaben gefielen ihm auch gewisse Männer, nur kam Kentin einfach nicht darauf, dass Alexy sein Herz schon verschenkt hat.
 

„Wie kommt es eigentlich, dass Armin ausgerechnet mich als Opfer ausgewählt hat?“ Der Film hatte noch einen Vorspann und solange nichts passierte, konnten sie ruhig reden.

„Oppffa?“, hakte Alexy nach und sah zu dem Anderen, während er sich vor Angst schon einen ganzen Keks in den Mund schob und damit zu kämpfen hatte.

Kentin prustete lauthals los und schüttelte grinsend dm Kopf.

„Na warum er ... du und ich...“ Unangenehm war es trotzdem als Kentin genauer nachfragte. „Du meintest das würde er bei ... jedem Typ tun, aber ich hab das Gefühl, dass es ihm bei mir besonders viel Spaß macht.“
 

Alexy schluckte den Keksmatsch herunter und sah wieder zurück zum Fernseher. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen. Kentin war wirklich blind.

„Armin hat dich ziemlich gern, weißt du? Ich hab ihn selten so erlebt. Normalerweise haben wir immer alles zusammen gemacht, wenn es nicht gerade um seine Spiele ging. Aber seitdem wir dich kennen... machen wir eben immer öfters was mit dir zusammen, anstatt alleine. Vielleicht denkt er, dass du uns dann länger erhalten bleibst oder sowas“, beendete Alexy seinen Satz. „Aber was weiß ich denn was in seinem Kopf vorgeht? Meinen Ex zumindest mochte er nicht, deswegen war er nie mit hier“, fügte Alexy ein bisschen wütender hinzu bis das Bild aufblitze und der Film endlich losging.
 

„Alles gut...“, sagte Kentin. Seine Hand legte er kurz auf die Decke, dort wo er einen Arm erwartete und pattete ihn leicht. Dann rutschte er näher, behielt aber noch genug Abstand bei um ihn nicht zu berühren. Nun konnten sie sich auf den Film konzentrieren.
 

Bei Alexy war die Konzentration allerdings eher auf Kentin neben sich gerichtet, immerhin war er näher gekommen, er berührte ihn nicht, aber es reichte schon, dass er einfach neben ihm saß. Die Kekse wurden auch immer schneller leer, zumindest auf dem Teller - in der Tüte war durchaus noch Nachschub, weil sich Alexy irgendwie beschäftigen musste um nicht doch noch nach Kentins Arm zu greifen.
 

Nun, angeboten hatte er es ihm ja, falls es ihm zu gruselig wurde. Allerdings hatte er der Film noch nicht mal richtig angefangen und war deshalb auch nicht so besonders gruselig bisher. Natürlich baute sich gerade erst alles auf und Alexy versuchte nochmals auf den Film zu achten. Den Anfang hatte er ja schon mal gesehen und so war es nicht so schlimm, dass er ein wenig abwesend gewesen war. Allerdings war es schon eine kleine Weile her, so dass er einige Dinge schon vergessen hatte, so wie zum Beispiel die gruseligen Szenen, die auch schon gegen Anfang langsam begannen.
 

Als Kentin neben ihm leicht zusammenzuckte, zuckte deshalb auch Alexy schon beinahe panisch zusammen. Nicht weil er sich selbst erschreckt hatte, immerhin blickte er immer noch nicht auf den TV, sondern weil Kentin sich so plötzlich bewegt hatte. Vielleicht hatte Kentin ihm ja genau aus dem Grund angeboten, dass er seinen Arm nehmen könnte, weil er selbst auch ein wenig schreckhaft war.
 

Immerhin hatte er vor Castiel Angst. Alexy hatte das nicht nur einmal als Neckerei gegen ihn verwendet.

„Alles okay?“, fragte Kentin da plötzlich, vermutlich weil er aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, dass sich Alexy ein wenig hin und her bewegte. Tatsächlich war er nun doch näher gerutscht.

„Ja, klar… ist er… interessant, also findest du ihn interessant?“

Kentin nickte. „Er ist bisher nicht schlecht und bis auf den Jumpscare gerade doch recht okay…?“

„Warte es ab!“, meinte Alexy nur dazu, immerhin wurde es erst gegen Ende besonders schlimm, sonst hätte er ihn ja wohl fertig geschaut. Oder es zumindest einfach versucht.

Kentin sagte nichts mehr dazu und sie schauten weiter den Film, selbst Alexy traute sich nun doch richtig hinzusehen, auch wenn er unter seiner Decke kaum mehr zu erkennen war. Außerdem war er nochmal nährgerutscht und spürte jetzt Kentins Körperwärme, was ihn ein bisschen beruhigte. Immerhin sah er den Film nicht alleine, es war jemand neben ihm und derjenige konnte ihn sogar vor Dingen beschützen. Er sah gut aus und war gut gebaut und kräftig… Alexy merkte, dass er in Gedanken wieder abschweifte.
 

„Kentin?“, fragte er mitten in eine eher langweilige Szene kurz nach der Mitte des Film, er wusste, dass es gleich richtig schlimm werden würde und blinzelte daher nur noch mit einem Auge auf den Fernseher.

„Hm?“ Ken nahm seinen Blick dagegen nicht vom Bildschirm, beugte sich sogar etwas vor, vermutlich weil er es spannend fand.

„Ich glaub ich hab… doch Angst.“, gab er dann fast ein wenig schüchtern von sich und Kentin brachte es dazu doch kurz zu ihm zu sehen. Wie konnte man aber auch so süß sein, halb in der Decke eingemummelt und dann auch noch vergraben, die Decke über den Kopf hängend und die Augen halb geschlossen?

Wenn er ein Mädchen wäre, man könnte ihn einfach auffressen. Könnte man so natürlich auch… wenn man auf Kerle stand.
 

Kentin rutschte noch ein wenig näher und streckte ihm dann seinen Arm hin.

„Wie gesagt… kannst dich festhalten!“, schlug er vor und sah dann aber gleich wieder auf den Fernseher, immerhin wollte er nichts verpassen und eigentlich sah er sich Filme ja auch alleine an und konnte gar nicht irgendwie gestört werden.
 

Alexy hätte gerne nervös auf seiner Unterlippe gekaut, aber sie war ja immer noch verletzte und es daher nicht möglich. Also zupfte er nervös an der Decke herum. Er konnte doch nicht Kentins Arm greifen, er würde sterben… an Herzklopfen. Andererseits hatte er es ihm angeboten und er wäre ja schon dämlich diese Gelegenheit verstreichen zu lassen.
 

„Sag das bloß nicht Armin!“, maulte er schließlich und griff zaghaft nach Kentins Arm. Gerade noch rechtzeitig, das selbst Kentin gerade mal wieder zusammenzuckte, vor allem da Alexy doch auf den Bildschirm gesehen, sich erschreckt hatte und deshalb seinen Arm nun doch fest mit beiden Händen umklammerte. So sahen sie dann beide auf den Bildschirm und Alexy konnte nicht mal die Wärme genießen, weil er sich viel zu sehr fürchtete. Bis der Film schließlich vorbei war hatten sie sich noch näher zueinander bewegt und Alexy hatte beide Hände um Kens Arm geschlungen und seinen Kopf mittlerweile hinter seinem Arm verborgen, hatte praktisch schräg auf den Fernseher gesehen, an Kentins Arm gelehnt. Ein bisschen wie ein Klammeräffchen, fiel Kentin auf, als der Abspann lief und er seinen Blick auf Alexy richtete.
 

„War doch nicht so schlimm und echt gut!“, meinte er zu ihm und zog ihm dann die Decke vom Kopf, worunter ein verstrubbelter blauer Haarschopf zum Vorschein kam.

„Haha…“, machte Alexy ein wenig sarkastisch und löste sich so langsam von dem Braunhaarigen. Wenn auch durchaus ungern, denn Ken war warm und seine Armmuskeln waren auch nicht zu verachten.
 

„Gehst du nicht auch ins Fitnessstudio, Kentin, bei deinen Muskeln? Wir haben doch nur eins in der Stadt, müsste ich dich da nicht sehen?“
 

Kentin runzelte die Stirn ob dieses abrupten Themenwechsels - aber es war wohl eine berechtigte Frage.

„Mein Vater ist doch auch so ein Bodybuilder und er hat genug Dinge daheim, die man zum Training nutzen kann… ich muss also nicht ins Studio um mich fit zu halten, außerdem jogge ich so gut wie jeden Tag eine gewisse Strecke. Willst du mal mit?“
 

„Und wann machst du das?“, fragte Alexy interessiert nach.

„Ziemlich oft morgens vor der Schule. Seitdem Armin so gut wie nie pünktlich ist und du ihn sooft mit dir zerren musst, habe ich es mir angewöhnt erst gar nicht so früh in die Schule zu gehen“, erzählte er und zuckte mit den Schultern.

„Morgens...?“, stutzte Alexy und verzog dabei das Gesicht. Er stand zwar immer pünktlich auf, aber konnte sich nicht vorstellen gleich Sport zu treiben. Andererseits, es war mehr Zeit mit Kentin.

„Du musst nicht, war nur ein Vorschlag“, teilte er ihm gleich mit.

„Nein, ist okay! Dann kommt Armin vermutlich erst mittags zur Schule, aber ich bin ja nicht sein Kindermädchen“, beschloss Alexy einfach und nickte dabei heftig.

„Okay, dann machen wir das, sobald du dich wieder bewegen kannst ohne dabei“, setzte Kentin an und piekte ihm dabei leicht in die Seite und erntete dafür ein: „Aua!“

„Genau das“, amüsierte sich Kentin.
 

„Oi! Du bist gemein“, jammerte Alexy und verzog das Gesicht leicht. Dank seiner Lippe sah es noch komischer aus als sowieso schon. Sofort wollte er zur Gegenwehr ansetzen und ihm leicht gegen die Schulter schlagen, doch Kentin war einfach schneller und wich gekonnt aus. Normalerweise sollte er sich noch ein bisschen schonen, aber seitdem sich Alexy so schlecht bewegen konnte, gingen alle mit ihm um als wäre er aus Zucker oder Kentin ärgerte ihn damit.

„Nein, ich stelle nur Tatsachen fest“, wehrte sich Kentin. Kaum ausgesprochen begab sich Alexy komplett auf das Sofa, griff um Kentin herum und versuchte ihn zu kitzeln. Es tat zwar noch weh, aber nicht mehr so sehr, dass er nicht auch ein bisschen Spaß haben konnte.
 

„Das bekommst du zurück!“, gab der Blauhaarige gespielt wütend von sich und stürzte sich wirklich auf seinen Freund, der im Überraschungsmoment - samt Alexy - einfach zur Seite umkippte und somit halb auf dem Sofa lag.

„A-A-Alexy“, lachte er plötzlich auf. Sonst wagte es keiner ihm so nah zu kommen, geschweige denn überhaupt ihn zu kitzeln. Alexy zumindest schien sich nicht davon beirren zu lassen, dass er nun auf ihm saß und kitzeln konnte. So musste er sich auch nicht ganz so sehr bewegen... außer...

„S-stop—- lass dass!!“ Kentin versuchte wirklich die Fassung zu behalten, doch Alexy gab einfach keine Ruhe und irgendwann musste er sich doch dagegen stützen, da er vor Lachen sonst gestorben wäre.

„Hehe~ Ich bin noch ganz gut beweglich, auch wenn ich zusammengeschlagen wurde!“ Inzwischen sah er es wenigstens mit Humor und nachdem Kentin versuchte ihn von sich zu drücken und seine Arme irgendwo an Alexys Hüfte und Oberkörper befanden, musste Alexy selbst lachen.

„Ich hab dich noch nie so gesehen, Kenilein“, ärgerte er ihn absichtlich mit einem Spitznamen.

„Sehr witzig!“, grummelte dieser. Endlich konnte er wieder durchatmen und hatte nur noch einen lachenden Alexy auf sich sitzen, den er versuchte mit seinen Händen auf Abstand zu behalten.
 

Wenn er nicht an die Schmerzen dachte, war es auch in Ordnung. Nur... Kentin hielt ihn aus Versehen so fest, dass ihm das Oberteil ein Stück nach oben rutschte.

„...“

Alexys Rücken kannte Kentin, genau wie seine Arme, aber bei der Untersuchung im Krankenhaus bekam er eben auch nicht alles zu sehen. Und schon gar nicht als er ihn gestern im Zimmer überraschte.

„Alexy“, sprach Kentin zögerlich. Ohne irgendwelche Hintergedanken sah er genauer auf dessen Bauch und schob sogar das Shirt noch ein bisschen nach oben. Alexy für seinen Teil starb gerade mehrere Tode bis ihm bewusst wurde, WAS Kentin da trieb.

„W-warte, nicht!“, sagte er nervös und griff nach Kentins Hand um sie zu stoppen... sie jedoch nicht von sich drückte.

„Bist du dir sicher, dass du mir alles erzählt hast?“, fragte er etwas genauer nach. Wenn die Typen nur ein oder zweimal zugetreten hätten, wäre an so einer Stelle doch nicht alles Blau, oder?!

„Doch, schon... ich denke...“

„Du denkst?“

Kentin wollte Alexy nicht weiter damit quälen und hatte auch nicht vor die Stimmung von eben zu zerstören, aber es drängte sich eben genau in seinen Blickwinkel.

„Lass das“, meinte Alexy dann schon etwas grober und hatte einen durchaus ungewohnten ernsten Gesichtsausdruck.
 

„Sorry. Warte- nein, vergiss, dass ich gefragt habe. Ich wollte nicht, dass es dir unangenehm ist“, entschuldigte sich Kentin sofort. Da Alexy noch auf ihm saß, konnte er wohl oder übel nur seinen Oberkörper aufrichten. Dadurch kam er Alexy nur sehr viel näher und dieser saß somit einfach nur auf seinen Schoß, während sich ihre Gesichter viel zu nah waren. Ken machte es nichts aus und er dachte auch, dass Alexy dadurch von ihm runtergehen würde, doch aus irgendeinen Grund schien er sich dadurch so zu erschrecken, dass er einfach nach hinten umkippte. Zum Glück war das Sofa groß genug.
 

„Ah!! Verdammt“, fluchte Alexy. Wenigstens verdrehte er sich dadurch nicht und landete mit dem Kopf nur auf einem Kissen am Rand des Sofas.

„Kleiner Tollpatsch“, kommentierte Kentin. Mit einem Ruck saß er wieder auf dem Sofa und half Alexy auf, der sich nun verlegen an der Wange kratzte und gekünstelt lachte.
 

„Nichts passiert.“, murmelte er hinter seine Hand hervor und sah Kentin an. Gerade noch waren sie sich verdammt nahe gewesen und jetzt fragte er sich, warum ihm der Braunhaarige auch generell immer wieder recht nahe kam. Es schien ihm wirklich nichts auszumachen und zwar wusste er ja nicht, dass Alexy auf ihn stand aber schon alleine wenn jemand schwul war, brachte es Jungs eigentlich auf Abstand.
 

Zum Glück war Kentin anders, denn bei seiner Kitzelattacke hatte er wirklich keine Hintergedanken gehabt sondern wollte sich nur irgendwie rächen, für seine Neckerei. Immerhin hatte er ihn mit seinem Verhalten durchaus als wehleidig abgestempelt. Alexy war vielleicht wirklich eine Dramaqueen, das musste er ja selbst zugeben, aber es tat eben doch mehr weh, als er es vielleicht so zeigte. Und nun hatte Kentin ja auch gerade den Grund gesehen, warum er schneller zusammenzuckte und Au von sich gab. Immerhin tat es tatsächlich überall immer noch weh, wenn man nur leicht dran kam. Beim Kitzeln hatte er es allerdings vergessen, oder besser - ignoriert.
 

Kentin sah Alexy nachdenklich an, der Blauhaarige war offensichtlich ein wenig mit Gedanken abgeschweift und das wo sie sich genau gegenüber saßen. Kens Blick wanderte automatisch wieder tiefer und zu Alexys Bauch, von dem er nun wusste, dass dort alles voller blauer Flecken war.

„Ich hab dir alles erzählt…“, meinte Alexy ein wenig beleidigt, immerhin sah er diesen Blick. „Mehr als den Anderen.“, fügte er noch hinzu. „Nur hatten sie… Springerstiefel an.“ Alexy erschauderte bei dem Gedanken an die Stahlkappen die bei noch mehr Tritten wohl mehr kaputt gemacht hätten in ihm.
 

Kentin hob eine Augenbraue.

„Hast du… sie angezeigt?“ Alexy zuckte mit den Schultern. Dadurch, dass er niemand von dem wirklichen Ausmaß erzählt hatte und auch nur mit Kentin im Krankenhaus gewesen war und die oberflächlichen Wunden behandelt worden waren, hatte ihn niemand daran erinnert das vielleicht zu tun.

„Alexy das musst du tun, sonst geht es vielleicht jemand wie dir oder es passiert noch schlimmeres!“, fuhr Kentin auf und sprang schon fast von der Couch, ehe er sich daran erinnerte, dass es schon Abend war und ein Weg zur Polizei vielleicht morgen dann angebrachter wäre.
 

„Ich weiß aber nicht mehr genau wie sie aussahen.“, gab Alexy zu bedenken, immerhin ging alles sehr schnell und schon hatten sie ihn gepackt, geschlagen und er lag auf dem Boden, er konnte sich wirklich nicht mehr groß an etwas erinnern. Er wusste ja nicht mal mehr wie er sich den doch etwas weiteren Weg in die Schule geschleppt hatte. Vermutlich war das Adrenalin in seinem Körper dabei sehr hilfreich gewesen.
 

„Das ist egal was du noch weißt und was passiert ist - vielleicht ist es ja auch eine bekannte Bande. Meistens sind solche… Rassisten doch bekannt. Für die ein oder andere Prügelei!“ Alexy blickte zur Seite und auf die Kekse, nahm sich einen und dann noch einen und steckte ihn Kentin einfach in den Mund.

„Sorry, lass uns über was anderes reden…“, bat er als Kentin sich halb an dem Keks verschluckt hatte, aber ihn gerade so gekaut bekam.
 

„Hmpf…“, brummelte er erst mal nur. Gut er konnte es verstehen, dass Alexy nicht daran denken wollte, er war auch sehr ernst, was im Grunde gar nicht Alexys Art war. „Okay.“, gab er daher von sich und Alexy nickte, stand auf und lief in die Küche.

„Ich steck die Pizza in den Ofen, hab Hunger!“, teilte er ihm noch mit bevor er ganz in der Küche verschwand. Kentin stand ebenfalls auf, nahm den leeren Teller und brachte ihn in die Küche. Alexy riss gerade die Verpackung der Pizzas auf.

„Ich hab zwei zur Wahl Salami oder Schinken, ist das okay, dann können wir Hälfte, Hälfte machen?“

„Klar ist okay.“ Kentin stellte den Teller in die Spülmaschine die er sah und sich selbst dann neben Alexy.
 

„Dafür, dass wir vorhin noch darüber geredet haben, dass wir es nicht mögen, dass selbe wie Armin zu tun... essen wir jetzt trotzdem das Selbe“, stellte Kentin amüsiert fest.

„Stimmt, das ist mir gar nicht aufgefallen.“ Es kam wohl ganz automatisch als Zwilling, vor allem, wenn man kurz vorher noch drüber sprach.
 

Kentin verschränkte seine Arme und ließ seinen Blick wieder durch die Küche gleiten, während Alexy die Pizzen in den Ofen schob.
 

„Willst du danach noch einen Film sehen?“, fragte Alexy.

„Noch einen Horrorfilm?“, grinste der Braunhaarige und erntete sofort ein energisches Kopfschütteln.

„Vielleicht lieber etwas harmloseres! Irgendwas das wir neben dem Essen laufen lassen können“, überlegte er und legte den Kopf dabei schief. Kentin musterte ihn.

„Wie wäre es mit ein bisschen Action? Er darf auch romantische Szenen haben, sonst langweilst du dich noch“, schlug Kentin vor. Alexy versuchte ihn böse anzusehen, nur funktionierte das bei Alexy nie, da er - egal wie er drein sah - meist sehr niedlich wirkte.
 

Nachdem sie sich noch einen Film aussuchten, die Pizza fertig waren und sie sich mit dieser ins Wohnzimmer setzen, verging die Zeit wie im Flug. Beziehungsweise war der Film so fesselnd, dass ihn sogar Alexy spannend fand und ihn am Ende zum heulen brachte. Es musste wohl einer von Armins Filmen sein, die Alexy sonst mied.
 

Als sie auch damit fertig waren, entschlossen sie sich noch ein paar Runden zu spielen. Heute schaffte es sogar Alexy öfters zu gewinnen und bekam dafür immer wieder ein Fluchen seitens Kentin zu hören. Doch sogar das fand Alexy süß und er amüsierte sich darüber, wie sehr er sich doch in ein Spiel hineinsteigern konnte. Es war anders als wenn es Armin tat.
 

„Probieren wir den Storymode?“, fragte Alexy nach und blinzelte Kentin dabei lieb an. „Armin lässt ihn mich nie spielen und ich bin so schlecht, wenn man mir keine Tips gibt!“ Das wäre zwar nur für einen Spieler, aber Kentin war nicht abgeneigt und er konnte schließlich auch helfen, wenn er nur zusah.

„Du musst mich nicht um Erlaubnis fragen“, erwiderte er.
 

Kaum begannen sie zu spielen, verging die Zeit viel zu schnell. Kentin war noch eine ganze Weile voll dabei und wach, half Alexy und wollte unbedingt mehr von der Story wissen, nur irgendwann war selbst er zu müde einfach nur zuzusehen. Beziehungsweise hatte er sich irgendwann die Decke geschnappt und kippte sowieso schon halb auf Alexys Schulter, der ein bisschen größer als er selbst war.
 

„Huh?“, wunderte sich Alexy als er plötzlich etwas schweres auf seiner Schulter spürte. „Kentin?“ Zum ersten Mal drehte er bei dieser Nähe nicht sofort durch, sondern lächelte sanft. Der Braunhaarige war wirklich eingeschlafen und kuschelte sich nun ganz automatisch mehr an Alexy? Natürlich schlug sein Herz dabei schneller und er würde den Teufel tun jetzt aufzustehen. Das Spiel und den TV konnte er auch von seinem Platz aus ausschalten und gerade als er dies auch tat, piepte sein Handy.
 

# Man! Ist Kentin noch bei dir? Er antwortet auf keine Nachricht! Das WLAN hier ist ausgefallen und keiner bringt es wieder zum laufen. Es ist L-A-N-G-W-E-I-L-I-G #
 

Alexy zog eine Augenbraue nach oben. Wie sollte Kentin antworten, wenn er bei Alexy war und sie etwas zusammen taten? War es nicht Armin, der den beiden die Zweisamkeit aufdrängte?
 

# Oder seid ihr nun doch beschäftigt? ;D #
 

Eine zweite Nachricht folgte und innerlich schüttelte Alexy den Kopf.
 

# Komm jetzt bloß nicht heim! >_< Kentin ist an meiner Schulter eingeschlafen und ich will nicht, dass ihn irgendjemand weckt! /// #
 

# Oh? Mein Bruder macht Fortschritte. #
 

Sehr lustig. Bekommt ihr das mit eurem Zeug wieder hin? -
 

# Keine Ahnung. -_- Vermutlich wirft einer vorher die WLAN Box aus dem Fenster bis einer feststellt, dass es an etwas anderem liegt #
 

# Hab keine Ahnung wovon du redest, Bruderherz. #
 

# Egal. Wo soll ich pennen, wenn ich euch nicht stören soll? #
 

Das war eine berechtigte Frage. Bis eben ging Alexy noch davon aus, dass Armin die Nacht durchzocken würde und erst am nächsten Morgen hier auftauchen würde. Gut, irgendwann würde Kentin wohl wieder aufwachen und in Alexys Zimmer lief sowieso nichts, also...
 

# Wenn du nicht gleich kommst, ist es schon okay... Aber wenn Kentin weiterhin so süß schläft, dann fresse ich ihn noch auf! /// #
 

# Erspare mir die Details!!!!! D: #
 

Typisch Armin, dachte sich Alexy, konnte sich ein Schmunzeln aber nicht verkneifen.

Leise legte er sein Handy wieder zur Seite und sah auf den schlafenden Kentin herab. Er war wirklich... süß. Schlafend noch süßer als im wachen Zustand. Gott, wie sollte er das nur überleben? Er musste die ganze Nacht mit ihm verbringen. Kentin schlief seelenruhig und ließ sich auch überhaupt nicht anmerken als wäre es ihm unangenehm. Wie auch, wenn er fest schlief?
 

„Kentin...?“, murmelte Alexy leise. Als er keine Antwort bekam, hob er seine Hand und strich ihm sanft durch die wirren Haare. Sie waren durch den Abend ein bisschen sehr durcheinander geraten. Der Junge hatte einen verdammt guten Schlaf, wachte er auch davon nicht auf. Stattdessen rutschte er bei einer unbedachten Bewegung Alexys einfach auf dessen Schoß.
 

„!!!!“ Sofort sprangen alle Alarmglocken bei Alexy an. Er wollte nicht aufstehen und Kentin auch nicht wecken, aber das war schon… nun sehr nahe. Vor allem sehr nahe dran, an etwas ganz bestimmten.

„Uhm…“, machte er daher leise, überlegte nun doch wie er ihn ein wenig von sich schieben konnte, denn wenn Kentin in so einer Lage aufwachte… was sollte er denn jetzt bitte tun? Ken schlief immer noch, er hatte seine Hand sogar auf Alexys Knie und kuschelte sich an ihn wie an ein Kissen. Aber ein Kissen hatte keine Hormone, verdammt noch mal.
 

Alexy wurde heiß und kalt, während er sein Handy erneut piepsen hörte und er von oben darauf sah, schon wieder von Armin.
 

# Hast ihn endlich wach bekommen? Ich will heim «, die überlegen grade einen Tanz aufzuführen um den Gott des W-Lan zu besänftigen. !!! Einen Tanz! Wie die Indianer O_O #
 

Alexy konnte ein Lachen nicht unterdrücken, wobei sein Körper sich automatisch ein wenig bewegte und Kentin sich auf seinem Schoß in die andere Richtung drehte und dabei leise murmelte.

„Noch fünf Minuten…“

Zum Glück hatte er sich durch sein drehen auch ein wenig aus der Gefahrenzone wegbewegt und Alexy konnte durchatmen, ehe er sich das Handy schnappte.
 

# Du solltest dir andere Freunde suchen… und nein - er schläft immer noch #
 

# WECK IHN!! Nachher singen sie noch, ich mein sie haben etwas Alkohol getrunken und die Fritzbox liegt schon hier auf dem Boden. Gerade sucht jemand Kerzen, ich hab Angst, dass die gleich die Bude abfackeln und ich hab Odysseus Junior dabei! #
 

Damit meinte er dann wohl seinen Laptop. Aber er konnte doch nicht ernsthaft verlangen, dass er Kentin weckte, wo er sich doch gerade endlich ein wenig fühlen konnte, als wären sie vielleicht wirklich mehr als Freunde. Immerhin schien sich Kentin bei ihm so wohl zu fühlen, dass er seelenruhig einschlafen und dann auch weiter schlafen konnte. Langsam legte er seine Hand auf die braunen Haare und fuhr sanft durch die weichen Strähnen. Sie waren wirklich so weich wie gedacht und Alexy war im siebten Himmel. Oh Gott er war wirklich so verknallt…
 

Allerdings konnte ihm Armin wohl einfach nicht sein Glück gönnen, wenn es um seinen geliebten Laptop ging, denn in den Moment klingelte sein Handy los, dann hörte es auf und das Festnetztelefon fing an zu klingeln. Nachdem das viermal im Wechsel passiert war, bewegte sich Kentin auf seinem Schoß und schrak hoch.

„Was- Wie?“, murmelte er verschlafen, sich nicht so ganz bewusst wo er genau war und als er sah, wie nah er Alexy war und sich auch denken konnte wie viel näher er ihm gerade noch gewesen sein musste, wurde er wirklich rot.
 

„Armins Freunde haben kein W-Lan mehr und sie versuchen den Gott des W-Lan anzubeten, stellen Kerzen auf und tanzen, Armin will heim und ich hab gesagt er soll noch warten, du schläfst gerade, er wollte wohl nicht warten!“, erklärte Alexy den Klingelterror, der noch immer vorherrschte, weil er noch nicht geschrieben hatte. Jetzt nahm Alexy aber das Handy in die Hand und es pingte erneut.
 

# Ist er jetzt wach :3 ? #
 

# Ja, du Vollidiot #
 

# Super, bis gleich! #
 

Manchmal könnte er seinen Bruder erschießen.

„Gott, des W-Lan?“, murmelte Kentin ein wenig überfordert und rieb sich die Wange mit der er auf Alexys Knie gelegen hatte und auf der sich nun ein Stoffabdruck befand.

Alexy sah ihn an und musste ein Quietschen unterdrücken, konnte dieser Mistkerl eigentlich noch süßer werden?
 

„Wollen wir ins Zimmer… scheint als wärst du ziemlich müde…“, fragte Alexy schließlich und ging auf gar nichts mehr ein, was auch Kentin ganz recht war, war ihm das Ganze nämlich durchaus peinlich.
 

Sie schafften es auch tatsächlich noch ins Zimmer, bevor sie draußen die Tür aufgehen hörten und Armin wohl samt Odysseus Junior daheim war. Alexy wollte nicht raus, er hatte Angst er würde ihm an die Gurgel springen wollen. Kentin warf allerdings einen Blick zur Tür.

„Kannst ihn gerne begrüßen…“, brummte Alexy immer noch ein wenig sauer auf seinen Bruder, während er das Gästebett gerade aufklappte. Immerhin hatte er es bisher nur geholt gehabt und sonst das Zimmer aufgeräumt, wollte er nicht auch noch Zeit damit verschwenden es aufzubauen, außerdem hatte er ja nicht gewusst, ob Kentin vielleicht doch gehen wollte. Jetzt war es recht spät und damit kein Thema mehr, vor allem weil Kentin sich gerade seinen Rucksack schnappte.
 

„Ich geh mich umziehen und sag ihm dabei Hallo…“, schlug er vor und Alexy nickte, versuchte das Klappbett dabei aufzuklappen. Wie es nun mal bei Klappbetten so war, ging das nicht so einfach und er lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen, als es halb offen war. Kentin war schon fast aus der Tür draußen, als er das bemerkte und sich ein Grinsen verkneifend den Schritt zurück zu Alexy und dem Bett trat.

„Uhm scheint du musst mal wieder ins Fitnessstudio!“, neckte er ihn.

„Haha! Das ist nur weil das Ding so störrisch ist… zieh doch mal, anstatt dumme Kommentare abzulassen!“, fauchte er Kentin und das Klappbett an. Kentin schüttelte nur belustigt den Kopf und zog an dem einen Teil vom Bett, während Alexy auf der anderen Seite zog und sich dann auf die Matratze fallen lies, die noch darauf lag bis das Bett ein einrastendes Geräusch von sich gab.

Alexy lag auf dem Bauch und sah zu Kentin hoch.

„Jetzt kannst du gehen.“, teilte er ihm mit und rappelte sich dann auf um das Kissen und die Decke aus dem oberen Fach des Schrankes zu holen und sich dabei wieder halb zu entblößen, da sein Oberteil hochrutschte. Kentin sah kurz hin, ging dann aber doch recht schnell nach draußen und trat genau Armin in den Weg der wohl gerade ebenfalls aus dem Bad gekommen war.
 

„Na du Schlafmütze!“, begrüßte Armin Kentin und stemmte eine Hand in die Hüften. „Weil du im Schlaf wohl so süß warst, musste ich um Odysseus junior bangen!“

„Süß?“, gab Kentin wenig intelligent von sich und kratzte sich dann an der Wange. Hatte Alexy gesagt er wäre süß und wollte ihn deshalb nicht wecken? Er - süß - beim schlafen - auf Alexys Schoß. Nacheinander kam ihm das in den Sinn und plötzlich lief er komplett rot an. Armin lachte - nein er kicherte schon fast.

„Ich weiß was dir gerade durch den Kopf ging - hat es dir auf seinem Schoß gefallen?“ Armin beugte sich ein wenig vor und und drückte seinen Finger gegen Kentins Brust. „Aber wenn mehr passiert als schlafen, denk an die Verhütung, ich will noch kein Onkel werden!“

„Was - ich hab nicht - ich will doch nichts von deinem Bruder, außerdem ist er ein Kerl.“

Kerle konnten nicht schwanger werden. Das sollte doch sogar so jemand weltfremdes wie Armin wissen.

„Ich dachte ja nur, wenn du auf seinem Schoß einschläfst... das machen die Kerle im Manga nur auf dem Schoß ihrer Liebsten.“
 

„Armin! Lass Kentin in Ruhe!“, kam es da plötzlich von Alexy, der gehört hatte, dass die beiden im Flur länger redeten als nur ein kurzes Hallo. Er stand im Türrahmen und hatte die Hände in die Hüften gestützt und er sah seinen Bruder warnend an. Armin hob die Hände.

„Ganz ruhig Alexy, ich hab Kentin doch nur gesagt er soll auf Verhütung achten, da ist doch nichts dabei!“

„Du bist ein Idiot, geh mit Odysseus junior kuscheln und rede nicht so ein Quatsch!“

Armin lachte.

„Schon gut, gute Nacht ihr beiden, seid nicht zu laut!“

„Argh…“
 

Wenn Alexy etwas zum werfen gehabt hätte, er hätte es jetzt nach seinem Bruder geworfen, so regte er sich allerdings nur ein wenig auf und sah dann auf Kentin, der sich räusperte.

„Ich - Bad - umziehen.“, meinte er dann und deutete erst auf sich, dann auf das Bad. Und dann war er auch schon verschwunden. Schon fast geflüchtet und Alexy verfluchte Armin, nachher rannte ihm Kentin wirklich noch weg.
 

In dem Fall konnte Alexy froh sein, dass Kentin ihn wirklich mochte... genauso wie Armin. Anfangs verstand er sich zwar sehr viel besser mit Letzterem, aber irgendwann war ihm dann doch aufgefallen, dass er Alexy ein bisschen mehr mochte. Kentin wusste, dass Armin ihn gern neckte, auch wenn das was hier passierte schon sehr extrem war und ein bisschen zu weit ging. Nicht allein für Kentin, Alexy war das ebenfalls unangenehm.

Die Zwillinge machten Kentin nichts als Ärger.
 

„Oh man“, seufzte Kentin als er endlich ein bisschen alleine war. Nicht, weil er nicht gern mit ihnen zusammen war, sondern nur um die Sache von eben zu verdauen. Armin dachte doch nicht echt, dass er und Alexy...? Im Gegensatz zu anderen Kerlen fand er es nicht abstoßend, aber es war eben nichts für ihn. Und selbst wenn... so schnell würde er auch nicht mit jemanden ins Bett steigen. Nur weil er auf seinem... Schoß schlief? Sofort lief Kentin wieder rot an und schüttelte heftig den Kopf.
 

Noch während sich Kentin selbst in Frage stellte und anfing sich langsam umzuziehen, wäre Alexy am liebsten in Armins Zimmer gestürmt um ihn seinen geliebten PC vom Netz zu nehmen. Mit dem letzten bisschen Liebe zu seinem Bruder hielt er sich gerade noch so zurück und zog sich ebenfalls schon einmal um. Wenigstens war er diesmal schneller und Kentin erwischte ihn nicht wieder halb nackt.

„Oh mist“, zischte er und sah an sich herunter. „Verdammt, Mama... mein Lieblings-Schlafzeug ist eingegangen“, redete er mit sich selbst. Die Hose passte zwar noch, aber das Oberteil konnte er jetzt Bauchfrei tragen.
 

Verzweifelt sah Alexy auf seinen Schrank. Wenn er jetzt anfangen würde nach anderen Sachen zu suchen, fiel ihm nur alles entgegen und das wusste er gerade noch zu verhindern. Neben seinen Klamotten gab es das eine oder andere - was nicht nur ein einfaches Heftchen war - was Kentin auf keinen Fall zu Gesicht bekommen sollte.
 

„Vielleicht fällt es ihm nicht auf und ich-“, fing Alexy an zu reden, gerade als die Tür aufging. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf, in sein Bett und zog sich sofort die Decke bis zum Hals.
 

„Ganz ruhig, Armin ist drüben in seinem Zimmer“, erklärte Kentin, war er ein wenig verstört über dessen Reaktion.

„Erschreck mich doch nicht so! Ich dachte gar nicht, dass das Armin ist...“

„Ach ja?“, grinste Kentin. Sein Rucksack landete in einer Ecke des Zimmers, das Licht wurde gelöscht und Kentin krabbelte ins Gästebett, welches genau neben Alexys stand. Sie waren sogar gleich groß und standen nah genug beieinander um es als Doppelbett zu nutzen.
 

Der Mond erhellte das Zimmer noch ein wenig, sodass sie nicht komplett im dunkeln saßen.

„Die Sache mit Armin“, fing Kentin plötzlich an. Inzwischen lag er bequem im Bett und hatte sich zu dem Anderen gedreht um ihn ansehen zu können.

„Was?! Ähm...“, gab er erschrocken von sich und würde sich vor Scham am liebsten unter dem Bett verstecken und nicht nur unter seiner Decke. „Denk bitte nicht, dass ich das... also...“

„Wir sollten ihm die Sache einfach heimzahlen!“ Kentin ließ Alexy nicht einmal ausreden und so ein Vorschlag kam von ihm auch so gut wie nie, aber wer sagte denn, dass Armin der einzige war, der hier Spaß haben durfte?

„Eh?“ Man merkte eindeutig, dass Alexy mit allem gerechnet hatte, nur nicht mit dem.
 

„Bist du denn gar nicht sauer? Oder willst doch nach Hause?“

„Warum sollte ich? Es gibt wirklich schlimmeres, Alexy.“

„Naja, du bist ein Kerl und mein Bruder versucht alles um uns... ins... naja, Bett zu bekommen. Jeder andere wäre schon weggelaufen.“

„Mach dir nicht so viele Gedanken. Ich wusste von Anfang an Bescheid und wenn es mich stören würde, wäre ich erst gar nicht hergekommen.“
 

Kentin versuchte Alexy zu beruhigen. Noch immer tappte er im Dunkeln was dessen wahre Gefühle anging, auch wenn es langsam doch durchkam... nur glaubte er einfach nicht daran, dass es so war. Nicht allein weil er ein Kerl war, sondern... warum sollte man so jemanden wie ihn mögen?
 

„Du bist wirklich lieb...“, schluchzte Alexy.

„Jetzt wein bloß nicht! ... Alexy? ... Hey, Alexy“, gab Kentin überfordert von sich als er ihn noch ein paar Mal schluchzen hörte und er dann verstummte.

„Ich weine doch gar nicht! Ich bin nur verdammt froh, dass wir befreundet sind“, erwiderte Alexy wieder etwas selbstsicherer.
 

Kentin lächelte dank diesen Worten. Das war auch da erste Mal, dass jemand so etwas zu ihm sagte. Dennoch überraschte es ihn durchaus, dass Alexy so emotional reagierte, aber vermutlich war eben doch mehr hinter der Fassade aus Heiterkeit und Sonnenschein. Es war eben wohl doch nicht so einfach ein bisschen anders zu sein, in dem Fall eben auf Männer zu stehen. Irgendwie war das auch klar, bekam er ja durchaus viel homophobes Verhalten mit, wenn er mal unterwegs war und auch von seinem Vater, im TV und auch im Internet, es wurde zwar immer groß von Toleranz gesprochen, aber sobald es jemand im näheren Umfeld betraf wurde es eben doch wieder zum Thema. Immerhin standen sehr viele hinter Alexy und er eben auch.
 

„Das hat noch nie jemand zu mir gesagt, Alexy... Danke.“, sagte er nach einer Weile, in der Stille geherrscht hatte in die Dunkelheit.

„Ich werde es dir gerne immer wieder sagen!“, murmelte Alexy schon durchaus ein wenig am wegdämmern.

Kentin lachte leise.

„Musst du nicht - dann würde es ja zur Gewohnheit werden und nichts mehr Besonderes sein.“

Alexy drehte sich auf die Seite zu Kentin hin, was dieser nur im Dämmerlicht wahrnehmen konnte.

„Manchmal kannst du echt romantische Dinge sagen, du solltest aufpassen sonst will vielleicht nicht nur Armin dich in mein Bett kriegen!“ Er sagte es ein wenig scherzhaft, allerdings drehte sich auch Kentin auf die Seite, würde so Alexy genau ansehen, wenn es nicht so dunkel wäre.

„Stehst du auf mich... Alexy?“, fragte er vorsichtig was ihm so langsam doch mal im Kopf war und erntete erst mal Stille.
 

„Ein bisschen...“, gab Alexy dann zumindest zu und krallte sich unbewusst in seine Bettdecke. „Ist das... schlimm?“

Kentin schüttelte den Kopf, was Alexy an dem Rascheln des Kissens auch hörte.

„Nein. Wenn es nur ein bisschen ist, du weißt ja...“

Alexy versuchte nicht zu seufzen und vor allem auch nicht traurig zu klingen sondern neutral, übermäßige Fröhlichkeit wäre nämlich auch nicht angebracht.

„Ja! Und ich hab doch meine anderen vielen Jungs... auf die stehe ich auch ein bisschen...“, gab er dann von sich, was nun Kentin innerlich seufzen lies. Irgendwie hörte er immer noch nicht gern von anderen Kerlen.

„Gute Nacht, Alexy.“

„Gute Nacht, Kentin. Ich hoffe du kannst auf dem Klappbett gut schlafen.“

„Hm...“, murmelte Kentin noch, war er schon halb eingeschlafen. Als Alexy sicher war, dass er tief und fest schlief drehte er sich wieder auf den Rücken.

„Aber auf dich stehe ich ein bisschen mehr...“, murmelte er in die Nacht, Kentin hörte es nicht, er schlief ruhig weiter und auch sonst niemand hörte dieses Geständnis, aber es machte es Alexy leichter einzuschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2018-07-07T16:16:50+00:00 07.07.2018 18:16
Deine Story gefällt mir, weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.
Wünsche mir das Alexy seinen Kentin bekommt.
Vielleicht das dieser sich vor Alexy stellt weil die Typen verfolgt wird die ihn verprügelt haben.


LG
Onlyknow3
Antwort von:  Ai_Mikaze
10.07.2018 21:06
Kommt alles, kommt alles :)
Wir haben schon eine Menge geschrieben und es wird noch sehr viel passieren xD


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