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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das ging hier tatsächlich schneller als erwartet. Ab hier ist der Punkt erreicht, wo ich mir nicht mehr ganz sicher bin, wie es genau weiter gehen wird bzw. wie ich meine Ideen genau umsetzen werde, also habt bitte Geduld mit mir. ^^°

Viel Spaß. :-) Komplett anzeigen

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Von Geistern und Verrätern

Rin wurde von den Schreien eines Babys geweckt. ‚Was zum Henker...?‘, fragte er sich noch im Halbschlaf und setzte sich langsam auf. ‚Warum schreit hier ein Baby?!‘ Sein Hirn ratterte vor sich hin, dann fielen ihm die Ereignisse der letzten Nacht ein. Agash hatte endlich ihr Kind bekommen und nun mit Amon einen weiteren Sohn. Er schaute zu den Betten seiner Geschwister, doch diese waren leer. Wie immer war er wohl der Langschläfer. Murrend quälte er sich unter seiner warmen Decke hervor und suchte seine Klamotten zusammen. Danach schnappte er sich Kurikara und ging in das Esszimmer. Dort saß bereits Ankou zusammen mit Agash, Shura und den Adepten am Tisch. Während die Exorzisten frühstückten, schaute sich die Geisterdämonin Karten an, Agash stillte Forcas. Die Kinder saßen auf dem Boden und spielten etwas. Vom Rest war nichts zu sehen. „Morgen. Wo sind denn alle?” grüßte Rin. Sie hoben den Kopf. „Morgen.”, kam das leise Gemurmel. Offensichtlich waren sie noch nicht wach. „Hey, Rin.” antwortete Ankou, wesentlich munterer. „Unterwegs oder irgendwo im Gebäude verstreut. Halphas ruht sich noch aus, genauso wie Azazel, aber er war zwischendurch schon wach und hat gegessen.”
 

„Und deine Rippen?”
 

„Tun noch etwas weh, aber morgen bin ich sicher wieder fit.” Sie faltete die Karte zusammen und stand auf. „Ich bin in meinem Zimmer, wenn mich jemand sucht.” Rin nickte und setzte sich mit an den Tisch. „Alles klar bei euch? Wo ist Yukio?”, fragte er, während er nach dem Brot griff. Shura zuckte mit den Schultern. „Ja, ist alles ok. Yukio ist am Schmollen, schätze ich. Wir haben ihn seit er aufgestanden ist, nicht mehr gesehen.” Der Nephilim nickte und wandte seine Aufmerksamkeit an die Verwesungsdämonin. „Glückwunsch zu deinem Kind übrigens.”, gratulierte er auf Gehennisch. „Dankeschön. Ich bin wirklich froh, dass alles so gut gelaufen ist.”, erwiderte sie.
 

„Warum verstehst du eigentlich, was sie sagen?”, fragte Bon plötzlich.
 

„Das ist Gehennisch. Ich habe es in den letzten Monaten gelernt.”
 

„Stimmt, du hattest erwähnt, dass dieser Paymon dich unterrichtet hat.”, nuschelte Shima mit halbvollen Mund.
 

„Hey, erst aufkauen und dann sprechen!”, wurde er von Mergi gerügt. Er sah sie überrumpelt an. „Was?”
 

„Sie sagt, dass du erst aufkauen und dann reden sollst.”, übersetzte Rin und musste sich ein Lachen verkneifen, als er Shimas Gesicht sah. „Mergi, nicht so vorlaut!”, sagte Agash streng. „'Tschuldige Mama...”
 

Die Tür öffnete sich erneut und Christina betrat den Raum. „Hi Rin!”, zwitscherte sie. „Schön, dass du alles gut überstanden hast.~”
 

„Hallo Christina.”, begrüßte er die Hexe. „Seit wann bist du denn hier?”
 

„Ich bin mit Akaya und Adrijana vor einer knappen Stunde gekommen nachdem mir Lord Samael eine Nachricht geschickt hat. Der Rest ist leider tot.”, seufzte sie und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie nicht so weit sind, aber sie haben nicht gehört. Schade, aber zu jammern bringt ja nichts.”
 

„Na, ihr Tod scheint dich ja zu treffen.”, kommentierte Shura. Die Hexe zuckte mit den Schultern. „Natürlich tut es mir leid, aber ich kannte sie nicht wirklich und irgendwo war es ihre Schuld. Sie waren nicht so weit, es wurde ihnen abgeraten mitzugehen und sie haben nicht gehört. Also eigentlich wie ihr.”
 

„Du kannst uns also auch nicht leiden.”
 

„Das habe ich nie gesagt. Ich bin nicht sonderlich gut auf Religionen zu sprechen, aber das heißt nicht, dass ich euch automatisch hasse. Bisher habt ihr mir keinen Grund gegeben. Wir haben erst ein Problem, wenn ihr meinen oder einen der anderen Hexenzirkel angreifen. Dann bringe ich euch natürlich um.”, erklärte die Aschblonde im Plauderton.
 

„...Schätze das ist fair.”
 

Lilu zupfte derweil an Izumos Rock. Die Adeptin sah sie überrascht an. „Können du und deine Freundin mit uns spielen? Bitte?”
 

Sie blinzelte verwirrt. „Wie bitte?”
 

„Sie fragt, ob du und Shiemi mit ihr spielen könnt.”, half Rin aus. Die beiden Mädchen sahen sich verwundert an. „Warum sollten Dämonenkinder mit Exorzisten spielen wollen?”
 

„Ich glaube Kindern ist das relativ egal.”
 

„Biiiiiiteeeee?”, bettelte Lilu mit großen Augen. Ihre Schwestern setzten nun ebenfalls einen Welpenblick auf. Izumo sah fragend zu Agash. Diese zuckte mit den Schultern. Scheinbar hatte sie nichts dagegen. „Was sagst du dazu, Moriyama?”
 

Shiemi rutschte nervös umher. „Uhm...Ich spiele gern mit Kindern...”
 

Izumo wandte sich an Lilu, welche sie erwartungsvoll ansah. „Ok...”, murmelte sie etwas zögerlich. Das Dämonenkind verstand dies offenbar, denn ihre Augen leuchteten auf und mit überraschender Stärke zog sie die Adeptin vom Stuhl. Mergi schnappte sich Shiemi. Zusammen setzten sie sich auf den Boden und begannen munter los zu plappern.
 

Agash stand auf. „Wenn es euch nicht stört, lasse ich euch kurz mit den Kindern allein. Ich bringe Forcas wieder ins Bett und muss nach Jestan sehen. Wenn sie nicht hören, greift ruhig etwas durch.”
 

Rin nickte und sie verließ das Zimmer.
 

„So...aber jetzt mal was anderes.”, fuhr Christina fort, während sie dabei war, sich eine weitere Voodoo-Puppen zu basteln. „Findet ihr auch, dass Lord Azazel irgendwie...komisch drauf ist?”
 

Bon zuckte mit den Schultern. „Wir kennen ihn kaum, also können wir es schlecht beurteilen.”
 

„Vorhin habe ich ihn etwas gefragt, aber er hat mich nur kurz angesehen, sich weggedreht und mich dann einfach stehen lassen. Total unhöflich!”, knurrte Izumo unerwarteterweise und sah vom spielen auf. Rin zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich ist er einfach noch müde. Er braucht am Morgen immer ewig, um wach zu werden.”
 

Sie schnaubte. „Mit den anderen Dämonenkönigen hat er aber geredet. Natürlich immer auf Gehennisch, man versteht also kein Wort! Ich begreife den Kerl nicht. Als ich mit ihm unterwegs war, ging eigentlich alles ganz gut und jetzt ignoriert er uns.” Rin biss sich auf die Lippe. „Na ja, er hat sich in den letzten Monaten schon immer mal komisch verhalten, also solltest du es vielleicht nicht so persönlich nehmen.” Mehr wagte er nicht zu sagen und es fragte auch keiner nach.
 

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Yukio saß auf seinem Bett und überlegte fieberhaft wie er mit Rin reden konnte, ohne dass erneut ein Streit ausbrach oder er von einem Haufen wütender Dämonen massakriert wurde. Dummerweise war er noch wie vor vollkommen planlos, wo er überhaupt anfangen sollte. Obwohl sie nur ein halbes Jahr lang getrennt voneinander gewesen waren, hatte er das Gefühl eine ganz andere Person vor sich zu haben. Zwar hatte sich die Persönlichkeit seines Bruders nicht wirklich verändert, aber er wirkte dennoch anders. Es war schwer zu beschreiben. Besonders irritierte ihn, wie nahe er den Dämonen bereits zu stehen schien, obwohl er sie gerade mal ein paar Monate kannte. Und da sollte man glauben, dass keine Manipulation dahinter steckte. Seufzend fuhr er sich durch die Haare. Wenn er wieder mit diesen Behauptungen loslegte, würde Rin ihm nie zuhören, also würde er sich diesbezüglich zurückhalten müssen. Er hob den Kopf, als er angesprochen wurde. „Schmollst du immer noch?” Es war Ankou. Warum hatte er ihre Schritte nicht gehör? „Nein, tu ich nicht.”, erwiderte er bissig. Die Dämonin lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. „Lass mich raten: Du fragst dich, wie wir Rin manipuliert haben, damit er uns vertraut und wie du ihn davon überzeugen kannst, dass wir die Bösen sind.”
 

„Ich überlege, wie ich mich mit ihm aussprechen kann, wenn du es genau wissen willst.”, knurrte der Exorzist genervt. „Tja, dann viel Glück dabei. Bisher hast du diesbezüglich so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Und solange du nicht deinen Dämonenhass in den Griff bekommst, sehe ich weiterhin schwarz. Rin wird es merken, wenn du dich verstellst.”
 

„Ach, und was schlägst du sonst vor?”, fauchte Yukio. Ankou verdrehte die Augen. „Dafür, dass du angeblich so intelligent bist und so schnell deine Meister gemacht hast, bist du wirklich verdammt dumm. Es liegt doch auf der Hand, aber gut. Ich erkläre es so einfach wie möglich.” Sie sprach nun langsamer und deutlicher, als würde sie mit einem Kleinkind reden. „Hör auf immer auf Rin hinabzusehen und ihm Vorschriften zu machen. Behandle ihn nicht wie eine tickende Zeitbombe, lass ihn ausreden, schiebe ihm nicht die Schuld zu oder beleidige ihn, respektiere seine Entscheidungen und versuche nicht ihm deine Ansichten aufzuzwingen. Erst wenn du ihn als einen Ebenbürtigen siehst, wirst du ihn erreichen. Das ist übrigens einer der Gründe, warum er ganz gut mit uns klar kommt. Wir behandeln ihn nicht wie ein kleines ungezogenes Gör, obwohl ihm eine Kopfnuss hin und wieder vielleicht ganz gut tun würde. Oh, es würde auch sehr helfen, wenn du aufhörst ihn ständig mit Waffen zu bedrohen. Wird sicher wahre Wunder bewirken. Klar soweit oder soll ich es nochmal erklären, Yuki?~”
 

Sie grinste spöttisch. Yukio widerstand dem Drang auf sie zu schießen. Bisher hatte er ihr eher Gründe gegeben ihn zu hassen, also hatte er es wohl irgendwo verdient. „Gut, danke.”, presste er hervor. Er wollte an ihr vorbeigehen, doch sie streckte einen Arm zur Seite und blockierte ihn damit. Etwas überrascht sah er sie an. „Was noch?”
 

„Lass dir eins gesagt sein.”, sagte sie in einer seltsam monotonen Stimmlage, während ihre Augen gefährlich funkelten. „Stell dich uns besser nicht in den Weg. Es ist uns egal, wer dein Vater ist, du gehörst längst nicht mehr dazu. Wenn du versuchst Rin oder einem der anderen irgendwie zu schaden, gibt's Ärger. Lord Satan wollte, dass wir ihn beschützen und wir Dämonen erfüllen immer die Wünsche unseres Meisters. Ganz egal, was es kosten möge.” Yukio spürte wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Die Dämonin war wesentlich kleiner als er, aber äußert einschüchternd.„Deine Drohungen sind nicht nötig.”, antwortete er so gelassen wie möglich. Ankou lachte leise. „Drohungen? Ich wollte dich nur erinnern, dass Unfälle passieren können und der menschliche Körper ist ziemlich schwach und fragil. Er zerbricht gerne mal unreparierbar.”
 

Der jüngere Okumura Zwilling antwortete nicht, sondern ging einfach an ihr vorbei. Diesmal hielt sie ihn nicht auf, aber er spürte ihren bohrenden Blick den ganzen Flur entlang.
 

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Rin war gerade dabei seinen Teller wegzustellen, als sich erneut die Tür öffnete. Yukio kam herein. Sofort konnte man die unangenehme Stimmung zwischen ihnen spüren. „...Guten Morgen, Rin.”, sagte der Brillenträger. Der Nephilim war etwas überrascht. Normalerweise ging er immer sofort, wenn er merkte, dass er im selben Raum war. „Kann ich dich bitte kurz sprechen? Alleine?”
 

„Ähm...klar.”, antwortete er noch überraschter. Izumo wandte sich an die Kinder. Inzwischen hatte sie bemerkt, dass die drei zumindest Englisch konnten. „How about we go play in another room? I think I saw some paper and pens.”, sagte sie. Die drei nickten sofort, standen auf und liefen hinaus dicht gefolgt von Shura und den Adepten. Christina ließ sich dagegen Zeit. Als sie an ihm vorbei ging, bleib sie kurz stehen und stellte sich auf ihre Zehenspitzen. „Falls er wieder gemein zu dir ist, besorge mir einfach ein Haar oder einen Fingernagel von ihm. Ich bastle dir dann eine Voodoo-Puppe mit der du ihn etwas ärgern kannst.~”, flüsterte sie ihm ins Ohr und grinste frech. Rin würde natürlich nicht auf ihr Angebot zurückgreifen, aber lächelte ihr zu. „Danke Christina, aber ich glaube nicht, dass es nötig sein wird.” Sie zuckte mit den Schultern. „Ich fange trotzdem schon mal an.~”, verkündete sie ausgelassen.
 

Die Tür fiel ins Schloss und die Zwillinge waren alleine. Es herrschte kurz betretende Stille, dann ergriff Yukio das Wort. „Ich wollte mich entschuldigen. Es war nicht in Ordnung, wie ich mich verhalten habe. Ich mache mir Sorgen um dich, aber ich schätze meine Angst hat mich nicht klar denken lassen. Ich hätte nie eine Waffe auf dich richten oder dich anschreien sollen. Es tut mir leid.” Rin starrte den jüngeren überrumpelt an. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht hiermit. Yukio entschuldigte sich? Das gab es nicht lange nicht. Ansonsten hatte er ihm immer nur Vorwürfe an den Kopf geworfen und die Schuld nie auf sich genommen. Dennoch war er nicht ganz willens ihm so schnell zu vergeben. „Ok, ich unterbreche dich jetzt mal, falls du noch mehr sagen willst. Ich find's super, dass du dich entschuldigst und alles, aber das ist einfach nicht mehr genug. Du hast schon in der Vergangenheit angeblich einiges bereut, nur um mich dann später wieder anzugiften. Wenn du es diesmal wirklich ernst meinst, dann beweise es. Zeig mir, dass du mich wirklich akzeptierst, sei dem Rest nicht mehr so feindseelig gegenüber und höre auf ständig meine Meinung ändern zu wollen.”
 

Yukio biss sich auf die Lippe und trat von einem Fuß auf den anderen. „Rin, ich bin kein Halbdämon wie du, sondern ein normaler Mensch und obendrein noch Exorzist. Es ist nicht einfach für mich, einfach Dämonen zu vertrauen.” Zwar verstand der Nephilim das Problem des jüngeren, aber er blieb hart und verschränkte die Arme. „Das ist ja alles verständlich, aber dem Rest gelingt es auch irgendwie, also wirst du doch wohl über deinen Schatten springen können. Ich verlange nicht, dass ihr alle beste Freunde werdet. Ich habe einfach genug davon, dass sich alle gegenseitig an die Kehle springen. Außerdem bist du immer noch mein kleiner Bruder, ich möchte mich nicht zwischen ihnen und dir entscheiden müssen.” Für einen Moment herrschte Stille, dann nickte Yukio langsam. „Ok. Ich beweise es dir und werde mein Bestes geben, um nicht mehr mit den Dämonen aneinander zu geraten. Ich möchte dich nicht nochmal verlieren.” Zwar war sich Rin nach wie vor nicht sicher, ob er es dies tatsächlich schaffen würde, aber es war für den Beginn besser als gar nichts. Er wollte sich umdrehen und mit Yukio das Zimmer verlassen, doch zuckte zusammen, als er die Tür öffnete. Eisige Kälte schien seinen Rücken hochzukriechen und seine Nackenhaare stellten sich auf. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte er eine Frau gesehen zu haben, eine Sirene, wenn er sich nicht täuschte. Das seltsamste war jedoch, dass ihr Gesicht blutüberströmt war. Bevor er genauer hinsehen konnte, war die Gestalt verschwunden. „Rin? Was ist?”
 

„...Nichts. Gar nichts. Gehen wir einfach.” Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, verließ er den Raum.
 

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Eine knappe Stunde kehrten die Dämonenkönige und Stellvertreter zurück. Rin erfuhr, dass Agash und die Kinder, die Hexen sowie Indra, Vaya und die Drachen mit nach Assiah kommen würden, während der Rest in Gehenna blieb und versuchte die Widerstandsgruppen zu mobilisieren. Die Hexen hatten bereits die Hexenzirkel in Gehenna auf ihre Seite gebracht, doch diese würden erst später dazu kommen. Fürs erste mussten sie zurück nach Assiah, hier konnten sie nichts mehr tun. Die Exorzisten würden nicht mehr lange in Gehenna bleiben können und Lilith suchte nun noch vehementer nach Rin und seinen Geschwistern. Momentan saßen sie in einer Art Gemeinschaftsraum und warteten auf Lucifer, Paymon, Azazel, Egyn und Agares. Die Kinder spielten zusammen in einer Ecke, Jestan krabbelte immer wieder zu den Drachen und wollte ihnen am Schwanz ziehen, was Agash und Iblis (welcher neben ihnen am Boden saß) jedoch zu verhindern wussten. Die Drachen beobachteten derweil mit großem Interesse Indras Begleiterin, eine violette Schlange. Rin hatte zuvor gar nicht gewusst, dass sie eine hatte. Izumo hatte vorhin aus heiterem Himmel los geschrien und war auf einen Tisch gesprungen. Die restlichen Adepten hatten es ihr beinahe nachgetan, als sie den Grund entdeckte hatten. Die Schlange war ungefähr einen halben Meter lang und relativ dünn, allerdings wussten sie nicht wie gefährlich sie war. Indra war kurz darauf reingekommen, hatte sich entschuldigt und sie einfach aufgehoben. Nun schlängelte sich das Tier um ihren Arm und Indra streichelte sie. Scheinbar hieß die Schlange Lamia. „Wann kommen sie denn endlich?”, stöhnte Amon. „Sie werden schon noch kommen, hab einfach mal etwas Geduld.”, antwortete Shax ohne von seinem Buch aufzusehen. „Sie haben uns aber hergerufen, da könnten sie ruhig mal pünktlich sein.”, schnaubte Izumo.
 

„Mich würde mal interessieren, was Egyn und Agares treiben. Ist nicht alles längst erledigt?”, seufzte Halphas.
 

„Ist diese Agares eigentlich in Egyn verschossen?”, fragte Shura plötzlich. Alle sahen sie überrascht an. „Na, was denn? So wie sie ihn immer anschaut...”
 

„...Ich weiß grad nicht, ob ich lachen oder heulen soll.”, murmelte Iblis.
 

„Hä?”
 

„Ja, ist sie. Aber Egyn bekommt es nicht mit. Das geht schon seit einigen Jahrhunderten so.”, fasste Beelzebub  zusammen. „Aber sagt bloß nichts.” Bevor die Exorzisten antworten konnten, kamen die fehlenden Dämonen bis auf den Geisterkönig hinzu. „Azazel hat sich nochmal hingelegt, wir können anfangen. So viel gibt's ja nicht zu bereden.”, seufzte der Lichtkönig. „Lilith könnten jeden Tag Assiah angreifen, also sollten wir möglichst schnell die Exorzisten warnen.” Er wandte sich an Shura. „Konntest du jemanden drüben erreichen?” Shura nickte. „Dafür, dass wir in einer anderen Welt sind, ist der Empfang echt gut. Na egal. Ich hab' dem Glatzkopf gesagt, dass wir Satan nicht finden konnten und Lilith wahrscheinlich bald mit ihren Angriffen los legt. Er war nicht grad begeistert, aber war wohl zu erwarten. Hoffen wir mal, dass der Vatikan sich endlich aufraffen kann uns zu helfen.” Alastor hustete, was verdächtig nach „Als ob!” klang, doch Lucifer ignorierte ihn. „Gut, dann wissen sie immerhin schon Bescheid. Die Hexenzirkel sind ebenfalls dabei, mehr können wir hier also nicht tun.”
 

„Dann solltet ihr so schnell wie möglich verschwinden. Laut den Sirenen sind ihre Truppen schon an der Grenze, also werden sie in ein paar Stunden in dieser Gegend landen.”, kommentierte Ankou. Das war wirklich nicht viel Zeit. „Dann sollten wir wohl sicher stellen, dass keiner merkt, dass wir hier waren.”, antwortete Egyn.
 

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Eineinhalb Stunden später hatten sie alles zusammengepackt und standen vor dem Außenposten. Rin hatte gerade die Gehennapforte geöffnet und betete, dass sie nicht in einer Raubtierhöhle oder dergleichen landen würden. Ankou umarmte Vaya, während sich Amon von seiner Frau und seinen Kindern verabschiedete. Ihnen war nicht wohl dabei, getrennt zu werden, aber in Gehenna war es momentan zu gefährlich. „Passt ja auf.”, grummelte Alastor. „Ich hab keine Lust, mich von Satan einäschern zu lassen, weil ihr zu dumm zum überleben wart.”
 

„Aw, du machst dir ja wirklich Sorgen.~”, stänkerte Samael. Der Feuerdämon ignorierte ihn einfach. Die Drachen schnupperten neugierig am Gehennator, doch wagten sich nicht näher heran. Sie hatten beschlossen, dass Iblis mit ihnen zuletzt gehen sollte. Lucifer ging zuerst, gefolgt von Samael und Azazel. Dann kamen Rin und die Exorzisten. Zur Erleichterung des Nephilims kamen sie in einem Wald raus und nirgends war etwas gefährliches zu sehen. So weit so gut. Schließlich waren alle da. Shura zog ihr Handy hervor. „Ich habe Empfang und Internet. Scheinbar sind wir wirklich in Japan gelandet. Gar nicht schlecht, Rin.”
 

„Die Luft ist total komisch.”, kommentierte Mergi und verzog das Gesicht. Den anderen erging es nicht anders. Indra wirkte sogar etwas angeekelt. Rin war überrascht. Was stimmte nicht mit der Luft? „In Assiah ist die Luft anders. Das liegt zum Beispiel daran, dass wir in Gehenna so gut wie keine Abgase haben. Die Luft ist dort viel sauberer.”, erklärte Egyn auf Gehennisch. Auch die Drachen schienen die Veränderungen zu bemerken. Sie sprangen umher, schnüffelten überall und liefen aufregt im Kreis. „Iblis, lass sie ja nicht losfliegen.”, warnte Lucifer.  „Können Menschen ohne Mashō Drachen überhaupt sehen?”, fragte Bon plötzlich. Die Dämonenkönige wechselten Blicke. „Na ja, Drachen fallen nicht in die Kategorie Dämon.”, sagte Iblis langsam. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung...”
 

„Ein Grund mehr vorsichtig zu sein.”, stellte Egyn fest. „Springen wir am besten gleich zur Unterkunft.” Die Adepten wurden sofort grün. „Bitte nicht schon wieder.”, presste Shima hervor. „Ach, hör auf zu jammern.”, grollte Astaroth. Glücklicherweise übergab sich niemand. Rin hatte außerdem beschlossen, so bald wie möglich Phasensprünge zu lernen. Dann müsste er sich nicht immer mitnehmen lassen und dieses seltsame Gefühl ertragen müssen.
 

Nachdem sich die Hexen verabschiedet hatten (Christina hatte Rin tatsächlich eine Yukio-Voodoo-Puppe zugesteckt), lieferten sie schnell Vaya, Indra, die Drachen und Agashs Familie in der Unterkunft ab, welche an einem Waldrand lag, dann ging es direkt weiter zu Angel. Iblis blieb ebenfalls bei ihnen. Zum einen weil jemand die Drachen im Zaum halten musste, zum anderen weil sonst Gefahr bestand, dass das Haus in die Luft flog. Keine der Frauen wusste auch nur ansatzweise wie man technische Geräte bediente und sicher war sicher. Astaroth und Azazel wollten ebenfalls bleiben, doch wurden mitgeschliffen. Der Nephilim fand dies etwas harsch, immerhin war der Geisterkönig noch immer nicht ganz auf der Höhe. Nicht mal fünf Minuten später trafen sie sich bereits mit Angel und einigen weiteren Exorzisten. Rin hatte keinen blassen Schimmer, wer die anderen waren. Wahrscheinlich hochrangige Mitglieder des Ordens und Zweigstellenleiter. Sie alle starrten die Dämonenkönige argwöhnisch an, doch diese ließen sich nicht davon beeindrucken. „Also nur um es zusammenzufassen.”, knurrte Angel. „Ihr konntet zwar in den Palast einbrechen, aber Satan war nicht dort. Stattdessen habt ihr irgendwelche anderen Dämonen befreit und einige von ihnen inklusive mehrerer Drachen mit nach Assiah gebracht. Das war nicht unsere Abmachung!” Die Dämonenkönige verdrehten die Augen. „Wir haben keinerlei Abmachungen getroffen.”, sagte Lucifer, bemüht ruhig zu bleiben. „Ja, wir sind ursprünglich gegangen, um Vater zu retten, aber er war nun mal nicht da. Liliths Palast zu finden ist ein Ding der Unmöglichkeit und auf gut Glück in die äußeren Gebiete zu gehen, würde nur ein Haufen Tote zur Folge haben. Also haben wir die Gelegenheit genutzt, um unsere Stellvertreter und Iblis' Drachen zu retten.”
 

„Und der Rest?”
 

„Wie gesagt ist eine die Schwester der rechten Hand Azazels, dann noch die Familie von Astaroths rechter Hand und eine...Bekannte unseres Vaters. Sie ist eine Seherin und hat eine Menge Kontakte in der Unterwelt Gehennas.”
 

„Was ist eine Seherin?”, fragte eine Exorzistin.
 

„Ein Dämon mit der Fähigkeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schauen.”
 

„Ich dachte, Samael wäre König der Zeit.”, hakte Angel nach. Mephisto schien genervt, doch antwortete. „Das ist wahr. Ich bin ebenfalls ein Seher, doch das bedeutet nicht, dass mein Gefolge davon ausgeschlossen ist. Die Fähigkeit ist meist genetisch bedingt. Vater ist ebenfalls ein Seher sowie manche Hexen und Hexer in meinen Diensten.”
 

„Trotzdem hat die ganze Aktion nichts gebracht außer Zeit zu verschwenden.”, grummelte einer der Exorzisten.
 

„Wir haben die Hexenzirkel auf unserer Seite und die anderen ziehen die Widerstandsgruppen zusammen, also hör auf zu flennen oder wir schicken dich mal rüber, dann kannst du es ja besser machen. Wenn sich hier jemand beschweren sollte, sind wir es.”, fauchte Astaroth sichtlich genervt. Der Exorzist schien etwas antworten zu wollen, doch überlegte es sich klugerweise anders.
 

„Hat sich der Vatikan nochmal gemeldet?”, wechselte Shura schnell das Thema. Angel schüttelte düster den Kopf. „Nein, sie schweigen beharrlich, haben mich meines Amtes enthoben und vorgeladen. Natürlich habe ich sie ignoriert. Inzwischen machen einige weitere Zweigstellen mit, aber viele sind noch unschlüssig oder stehen hinter den Grigori.”
 

„Tja, nach allem was wir wissen kann es gut sein, dass Lilith heute noch angreift. Wenn sie dann nicht zur Vernunft kommen, könnte es eng werden.”, gab Egyn zu bedenken. „Allerdings vermute ich, dass sie auf jeden Fall mit nach Assiah kommen wird, um den Angriff anzuführen. Mit etwas Glück schleift sie Vater mit. Sie wird niemanden sonst anvertrauen ihn zu bewachen.”
 

„Sicher, dass sie ihn nicht längst getötet hat? Er ist eine große Gefahr und wird wohl kaum zurück zu ihr gehen. Man kann niemanden zwingen einen zu lieben...”, überlegte eine weitere Exorzistin. „Ja, aber man kann sie einsperren und warten, dass das Stockholmsyndrom einsetzt.”, antwortete der Wasserkönig dumpf. „Und ja, sie wird ihn nicht umbringen. Vielleicht mentale Folter und versuchen seinen Willen zu brechen, aber nicht töten.”, seufzte Samael. „Weil das ja auch so viel besser ist.”, flüsterte Rin.  „Abgesehen davon würde Gehenna und damit auch Assiah sterben, wenn er stirbt. Falls er das überhaupt kann.”, erinnerte Egyn.
 

„Also sitzen wir jetzt einfach herum, warten, dass sie eingreift und hoffen, dass sie Satan mitnimmt?”, fragte Angel etwas ungläubig, woraufhin Amaimon zustimmend brummte. „Falls das nicht der Fall sein sollte, dann versuchen wir einen von Liliths Anhängern gefangen zu nehmen. Die meisten wissen wo ihr Palast ist.”, entschied Lucifer. Astaroth verdrehte die Augen. „Oh ja, es hat ja schon super damals mit Aym und Stihi geklappt. Sogar bei Vater und Alastor haben die nicht kapituliert.” Lucifer schüttelte den Kopf. „Mag sein, aber nicht all ihre Anhänger sind so fanatisch. Manche helfen ihr nur für persönliche Vorteile.” Während sie weiter diskutierten, ließ Rin seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es war nichts besonderes, ein normaler Konferenzraum. Doch dann kam erneut diese Kälte, welche er schon vorhin in Gehenna gespürt hatte. Auf der anderen Seite des Zimmers saß ein Mann in Exorzistenuniform auf einem Stuhl. Er war gerade eben eindeutig noch nicht dort gewesen. Rin keuchte leise auf, als ihm eine riesige blutende Wunde in der Magengegend auffiel. Er war zwar weder Heiler noch Arzt, aber sich ziemlich sicher, dass ein Mensch eine derartige Wunde nicht überleben würde. „Hey, Okumura! Alles klar?”, riss in Bons Stimme aus seinem Schock. Er zuckte zusammen und sah ihn an. Alle starrten ihn an. Hatten sie sein Keuchen gehört? „...Ja, alles in Ordnung. Ich war in Gedanken.”
 

Seine Geschwister wechselten Blicke. Offensichtlich glaubten sie ihm nicht. Dasselbe galt für Shura und die Adepten. Jedoch hatte der Nephilim keine wirkliche Lust allen zu erzählen, dass er plötzlich seltsame Gestalten sah. Er würde es nachher in Ruhe seinen Brüder erzählen, aber die Exorzisten mussten es ganz sicher nicht wissen. Unauffällig sah er zu dem Mann hinüber nur um festzustellen, dass er nicht mehr da war. Natürlich nicht. Er war heilfroh, als das Treffen endlich vorbei war. Er verabschiedete von Shura, Yukio und seinen Freunden und konnte endlich zurück zur Unterkunft. Kaum öffneten sie die Tür, da kamen ihnen auch schon die Drachen entgegen gestürmt, dicht gefolgt von Iblis. „Nein, runter! Weg von der Tür! Hinsetzen!” Glücklicherweise hörten die fünf diesmal auf ihn. „Na ein Glück kommt hier kein Postbote vorbei.”, murmelte Astaroth, während Azazel wieder nach oben ging, um sich hinzulegen. „Hallo Iblis. Ist alles gut gegangen? Wo sind die anderen?”, erkundigte sich Lucifer. Der Feuerkönig zuckte mit den Schultern. „Joar, hätte schlimmer sein können. Vaya war ganz hin und weg vom Kühlschrank und vom Fernseher. Ich hab den Kleinen irgendwelche Kinderfilme angemacht, was echt ein Fehler war. Jetzt singen sie in Dauerschleife irgendwelche Disney und My little Pony Lieder. Vaya schaut mit, aber singt immerhin nicht. Sie versteht ja glücklicherweise kein Englisch. Meinen Drachen scheint's auch zu gefallen. Agash kümmert sich um Forcas und Indra ist auf ihr Zimmer geflüchtet nachdem die ersten Lieder los gingen. Kann ihr da keinen Vorwurf machen.” Astaroth schnaubte. „Kann ich nur zu gut verstehen. Ich hatte manchmal schon Ohrwürmer wegen ihnen.”
 

„Wie kommt es überhaupt, dass sie Englisch können?”, fragte Rin verwundert. „Agash übt immer mit ihnen und solche Filme erleichtern es nochmal.”, erklärte der Verwesungskönig. „Aber egal jetzt. Was war vorhin wirklich los?”
 

„Setzen wir uns erst mal, dann kann Rin alles erzählen.”, schlug Egyn vor. Alle nickten und gingen ins Wohnzimmer, wo die Kinder und Vaya wie die Orgelpfeifen auf dem Sofa saßen und "Der Glöckner von Notre Dame" schauten.
 

„Rin...”, erklang ein klägliches Maunzen. Der Grund war schnell gefunden. Auf der Gardinenstange hockte Kuro, unter ihm saßen die Drachen und schauten zu ihm hinauf. Offenbar hatte Iblis ihn also bereits her geholt. „Ich glaube, sie wollen mich fressen. Sag Lord Iblis bitte, dass er sie wegnehmen soll!”, jammerte der Kater halb schluchzend. Der Nephilim musste ein Lachen unterdrücken. Er wusste bereits, dass die fünf nur neugierig waren und ihn deshalb belagerten. Allerdings war er ja nicht herzlos, also wandte er sich an Iblis. „Könntest du die fünf bitte dort bitte wegpfeifen?” Der Feuerkönig sah auf. „Ach komm, sie und der Flohsack sind doch grad dabei Freunde zu werden.”
 

„Iblis...”, mischte sich Lucifer warnend ein. Der Angesprochene seufzte. „Na gut.”
 

Endlich ließen die Drachen auf Befehl des Feuerdämonen von Kuro ab und gesellten sich zu Vaya und den Kindern, wo sie gespannt den Film mitschauten. Agash hatte Forcas auf dem Arm und behielt Jestan im Auge, welcher wieder auf dem Boden umher krabbelte. Sie sah auf, als alle saßen. „Gibt es etwas neues?” Lucifer schüttelte den Kopf und wandte sich an Rin. „Also was war das vorhin? Du sahst ziemlich verstört aus.” Der Nephilim rutschte unruhig auf seinem Platz umher. Jetzt oder nie. Er erzählte von der Sirene in Gehenna und dem Exorzisten, dass beide scheinbar verletzt waren und dann sofort verschwanden. Als er fertig war, sahen sich die Dämonen alarmiert an. Das konnte kein gutes Zeichen sein. „Was ist los?”, fragte er nervös. „Na ja...”, begann Iblis, doch wurde von Vaya unterbrochen, welche sich anscheinend vom Film los reißen konnte. „Du hast Geister gesehen.”, sagte sie gerade heraus. Er starrte sie an. „Du machst Witze.”
 

Sie schüttelte den Kopf. „Ich arbeite zwar nicht beim Totengericht, aber Geister erkenne ich überall. Entweder es waren Personen, die noch nicht weiter können oder sie sind aus Devachan entkommen. Immerhin wird die Grenze immer instabiler, also wäre es keine Überraschung.”
 

„Aber warum hat Azazel vorhin nicht auf diesen Mann reagiert? Und warum sollte ich plötzlich Tote sehen sollen?!”
 

„Azazel ist es gewohnt Tote zu sehen. Und diese verlorenen Seelen fühlen sich von ihm angezogen.”, sprang Lucifer ein. „Wahrscheinlich lässt es ihn inzwischen ziemlich kalt, sodass er kaum noch darauf achtet. Oder er hat es satt seltsame Blicke zu bekommen, weil er scheinbar mit der Luft redet. Warum du plötzlich Geister sehen kannst, ist eigentlich klar. Deine Kräfte nehmen zu und wie wir ja bereits festgestellt haben, hast du schon mal das Seher-Talent von Vater geerbt. Es würde mich nicht wundern, wenn du von uns allen Fähigkeiten besitzt.” Stimmt, da war was gewesen. Rin seufzte entnervt. „Ich will aber keine Toten sehen!” Die beiden bisher waren ja noch ganz ansehnlich gewesen, aber was wenn er mal jemanden sah, der ertrunken war oder dem der Schädel gespalten worden war? Nein, danke. Zu seiner Enttäuschung schüttelte Vaya den Kopf. „Das kann man leider nicht beeinflussen. Du wirst sie immer sehen und hören können.”
 

„Bestimmt kann Azazel dir irgendwie helfen damit klar zu kommen.”, fügte Egyn aufmunternd hinzu. Rin nickte nur. An Tagen wie diesen wünschte er sich fast, dass er einfach das Stift des Alten übernommen hätte und fertig. Zwar hatte er mit Religion absolut nichts am Hut, aber wenigstens wäre es ein einfaches Leben ohne durchgeknallte Dämonengöttinnen, Geister und nervtötende Paladine geworden. Gut, Ex-Paladine. Sie redeten noch eine Weile darüber, wie wohl ihre Stellvertreter klar kamen und sie vielleicht Liliths Palast finden konnten, dann stand er auf und begann das Abendessen vorzubereiten. Einige seiner Geschwister boten an zu helfen, doch er lehnte ab. Er wollte lieber ein wenig alleine sein. Umso überraschter war er, als sich die Tür öffnete. „Du bist ja wirklich fleißig.”, kommentierte Indras Stimme. „Von den anderen kann keiner kochen und Vaya und Agash würden wahrscheinlich was in die Luft jagen.”, antwortete er ohne sich umzudrehen. Indra summte nur zustimmend. „Wie kommt es eigentlich, dass du kochen kannst?” Rin wurde sofort misstrauisch. „Warum interessiert dich das?”
 

Die Dämonin zuckte mit den Schultern. „Mir ist langweilig. Mit deinen Geschwistern kann ich kaum reden. Und was hast du schon zu verlieren?” Das stimmte wohl. Er zögerte kurz, dann begann er zu erzählen. „Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber ich wurde vom ehemaligen Paladin Shiro Fujimoto aufgezogen. Wir haben in einem Stift gelebt, zusammen mit vier weiteren Priestern. Keiner von uns konnte kochen, also haben wir quasi von Tiefkühlessen und Take out gelebt. Ich habe dann später versucht hin und wieder zu kochen und bin irgendwann richtig gut geworden, also hab es immer übernommen.”
 

„Und es hat sie nicht gestört, sich von einem Kind bekochen zu lassen?”
 

„Sie hatten jetzt nicht grad eine große Wahl.”
 

Sie lachte leise. „Wohl wahr. Es war sicher nicht einfach, das alles hinter sich zu lassen.” Der Nephilim sah sie überrascht an. Das hatte er nicht erwartet. „Nein, aber ich schätze, es musste sein.” Er zögerte kurz. „Tut mir leid für das, was mit Nasu passiert ist.”
 

Indra hielt inne. Sie hatte einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, denn er nicht deuten konnte. „...Danke, aber du solltest dich nicht entschuldigen. Es war immerhin nicht deine Schuld, sondern meine. Sie war meine einzige Freundin und ich habe es dennoch nicht geschafft ihr zu helfen.” Sie lachte kalt. „Letztendlich zeigt es nur, dass man alleine am besten dran ist. Es ist gut, dass sie weg ist. Dann kann ich mich wieder ganz auf mich konzentrieren.”
 

Rin schwieg. Es war mehr als offensichtlich, dass sie die letzten beiden Sätze nicht ernst gemeint hatte. Wahrscheinlich wusste sie nicht wirklich wie sie mit der Trauer umgehen sollte, also redete sie sich ein, dass es ihr egal war. Allerdings kannte er sie kaum, also beschloss er, es vorerst nicht anzusprechen. „Stimmt es, was Alastor gesagt hat? Hast du dich nur mit Vater eingelassen, weil du Liliths eins auswischen wolltest?” fragte er plötzlich. Er wusste nicht, wo dieser Gedanke herkam, aber er wollte es wissen. Indra zuckte zusammen und wich seinem Blick aus. Für einige Sekunden war es still, dann seufzte sie. „Ich gestehe, dass es ein Grund war. Lilith war meine beste Freundin, ich habe ihr vertraut und sie auch unterstützt nachdem Satan sie rausgeworfen. Sie war für mich wie eine Schwester bis sie mich sehr...verletzt hat. Ich habe mich dazu entschlossen es ihr heimzuzahlen und was wäre da besser als mit dem Mann, den sie liebt, anzubändeln? War es verwerflich? Auf jeden Fall, aber es war mir egal. Ich wollte, dass es weh tut. So gesehen war es mehr als voreilig, immerhin wusste ich von ihrer...obsessiver Natur. Ehrlich gesagt, bin ich nicht mehr sicher, was sich damals genau in mir abgespielt hat. Es ist ohnehin irrelevant. So oder so verlief es nicht wie geplant. Aus einer gemeinsamen Nacht wurden immer mehr und wir begannen normal Zeit miteinander zu verbringen. Ich hatte den Männern längst abgeschworen, also redete ich mir ein, dass es bedeutungslos war. Dann war ich plötzlich schwanger und ich...ich bin in Panik verfallen. Ja, Samael abzuschieben war sicher nicht die eleganteste Lösung, aber effektiv. Er hatte eine Familie, ich musste nicht den Zorn meiner ertragen, alle profitierten davon.” Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin wirklich vom Thema abgekommen. Um deine Frage nun zu beantworten: Ja, ursprünglich wollte ich Lilith eine Lektion erteilen. Im Nachhinein habe ich mich wohl wie ein bockiges Kind verhalten. Allerdings ist mir dein Vater nicht egal. Ich mag ihn sehr und will nicht, dass er nochmal unter dieser rothaarigen Furie leiden muss. Hasse mich wenn du willst, es spielt keine Rolle. Über uns allen schwebt ein Damoklesschwert, wir können uns Zankereien nicht leisten.”
 

Rin sagte nichts und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Gut, er fand es nicht gut, dass sie seinen Vater ausgenutzt hatte, um es Lilith heimzuzahlen, aber immerhin hatte sie die Wahrheit gesagt und sorgte sich wirklich um ihn. Außerdem hatte er nun den Eindruck, dass Lucifer recht hat. Indra war nicht so desinteressiert wie man im ersten Moment glaubte. Wahrscheinlich hing sie wirklich mehr an Samael als sie zugeben wollte. Wer weiß, vielleicht schafften es die beiden sich irgendwie auszusprechen, wenn alles vorbei war. „Danke. Dass du ehrlich warst, meine ich.”
 

Sie lächelte und zum ersten Mal seit er sie kannte, wirkte es aufrichtig. „Du bist wirklich zu gutmütig für diese Welt, oder? Du hast es nicht verdient in diese ganze Sache reingezogen zu werden.” Er blinzelte verwirrt. Wie bitte? Mehr sagte sie allerdings nicht. „Dann will ich mal nicht weiter stören.” Sie wandte sich um, doch bleib nochmal im Türrahmen stehen. „Eine Sache noch. Ich weiß, du hast keinen Grund mir zu glauben, aber...pass auf, wenn du in Azazels Nähe bist. Irgendetwas an ihm fühlt sich...falsch an.” Bevor der Nephilim etwas sagen konnte, war sie bereits verschwunden.
 

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Der Abend und der folgende Tag gingen recht schnell vorbei. Die drei Frauen bekamen neue Klamotten ebenso wie die Kinder. Indra war zunächst etwas verwirrt, weil sie noch nie eine Jeans getragen hatte, doch beschwerte sich immerhin nicht. Das Abendessen verlief recht ereignislos. Sie alle aßen ihre Portionen und unterhielten sich mit Rücksicht auf Vaya, Agash und den Kindern auf Gehennisch. Rin störte es nicht wirklich, denn er hatte inzwischen schon öfter mit seinen Geschwistern auf Gehennisch statt Japanisch geredet und so seine Fähigkeiten ausgebaut. Er hatte immer noch einiges zu lernen, aber wurde besser. Die Kinder berichteten stolz, dass sie ein paar neue englische Worte gelernt hatte, während sich Vaya freute, dass sie herausgefunden hatte wie man eine Fernbedienung und die Mikrowelle benutzte. Sie war schon manchmal niedlich. Indra und Azazel schwiegen zum großen Teil. Hin und wieder schienen sich die beiden giftige Blicke zuzuwerfen, aber keiner achtete darauf. Rin musste erneut an ihre Worte von gestern denken. „Eine Sache noch. Ich weiß, du hast keinen Grund mir zu glauben, aber...pass auf, wenn du in Azazels Nähe bist. Irgendetwas an ihm fühlt sich...falsch an.”
 

Was meinte sie? Seine Geschwister hatten offensichtlich nichts gemerkt und er hatte bereits bewiesen, dass er es war. Wo war das Problem? Anscheinend schien auch Samael etwas zu bemerken, denn er warf seiner Mutter immer wieder seltsame Blicke zu. Wahrscheinlich fragt er sich ebenfalls, was sie gegen Azazel hatte. Nachdem sie den Tisch abgeräumt hatten, schickte Agash die Kinder zum Zähne putzen und dann ins Bett, auch wenn diese lautstark protestierten. Sie waren erst ruhig, als sie versprach ihnen eine Geschichte vorzulesen. Die Dämonenkönige hatten einige Nachrichten von ihren Stellvertretern bekommen und werteten sie gemeinsam aus, doch Rin war nicht wirklich in Stimmung sich zu beteiligen. Er könnte ohnehin nicht viel beitragen. Stattdessen setzte er sich ins Wohnzimmer und schaute Fernsehen. Indra trieb derweil der Geier weiß was. Leider fand er nichts interessantes und beschloss etwas nach draußen zu gehen. Der Bannkreis war mehrere Meter vom Haus entfernt, also konnte er sich zumindest etwas die Beine vertreten. Er ging zurück in die Küche, um Bescheid zu geben. Seine Geschwister waren zunächst nicht begeistert, doch nachdem er versprach innerhalb der Barriere zu bleiben, sie notfalls anzurufen und zurück ins Haus zu kommen, wenn etwas nicht stimmte, ließen sie ihn widerwillig gehen. Es war bereits dunkel, doch dies störte ihn nicht weiter. Er schlenderte ein wenig umher bevor er sich am Fuße einer großen Tanne setzte. Fast rechnete der Nephilim mit einem Angriff, doch nur das Rauschen des Windes war zu hören. Er war gerade dabei die Augen zu schließen, als ihn erneut diese Kälte überkam. Mit einem unruhigen Gefühl öffnete er die Augen und stand auf. Vor ihm stand eine Frau mit kurzen, schwarzen Haaren und weißer Haut. Ihre Augen waren kalt und leblos, das Make-up verschmiert, ihr weißes Tanktop und ihre kurze Hose waren zerrissen und verdreckt. Sie hatte mehrere blaue Flecken und Schnitte, allerdings konnte er keine tödlichen Wunden entdecken. Ihr Gesicht kam ihm seltsam bekannt vor, dann fiel ihm ein, dass er sie in den Nachrichten gesehen hatte. Sie war im letzten Jahr auf dem Nachhauseweg von einer Party verschwunden und wurde überall gesucht. Angestrengt überlegte er, was er tun sollte. Bisher war er noch nie angegriffen worden, wie sollte er sich also verhalten? Er erinnerte sich aus manchen Filmen, dass man nicht mit Geistern reden darf, da man sie sonst einlud. Andererseits war sie ohnehin bereits innerhalb der Barriere und dann war sie doch sicher nichts böses, oder? Er hätte vorhin wirklich Azazel dazu befragen sollen, aber der hatte sich ja erst zum Abendessen blicken lassen. „Vertraue ihr nicht.”, ertönte plötzlich eine Stimme. Er kannte sie nicht, jedoch war sie weiblich und hallte wieder. War es dieser Geist? Ihr Mund bewegte sich nicht, doch er war sich sicher, dass sie mit ihm sprach.
 

„Was?”, fragte er verwirrt.
 

„Du bist in Gefahr. Du darfst ihr nicht vertrauen. Lauf weg. Lauf weg!” Erschrocken stolperte er zurück und griff Kurikara. Wenn er sich recht erinnerte, konnten seine Flammen Geister vernichten. Das hatte zumindest Azazel erwähnt.
 

„Bitte, du musst gehen!”, flehte die Stimme nun verzweifelt. Bevor er jedoch zurück zum Haus rennen konnte, hörte er Schritte. Er warf einen weiteren Blick zu dem Geist, nur um festzustellen, dass sie weg war. „Rin, ist alles klar?”
 

Er entspannt sich. Es war Azazel. „Ja. Nein...also eigentlich ja. Ich wurde von einem Geist angesprochen.” Der Geisterkönig hob eine Augenbraue. „Erzähle mir alles.” Das tat er. Azazel hörte stirnrunzelnd zu, dann nickte er seufzend. „Ja, das ist nicht ungewöhnlich. Solche unruhigen Seelen wandeln oft umher ohne zu begreifen, dass sie schon tot sind. Sie durchleben dabei oft ihre letzten Stunden als sie noch am Leben waren. Wahrscheinlich ist sie im Wald auf jemanden getroffen und wollte diesen vor ihrer zukünftigen Mörderin warnen. Eine andere Möglichkeit ist, dass ihren Tod teilweise realisiert hat, glaubt ihre Mörderin wäre noch hier und dich deswegen vor ihr warnen wollte. Genau kann ich es erst sagen, wenn ich sie sehe.”
 

„Aber sie ist abgehauen.”
 

„Wer weiß. Sie wird ihre Gründe gehabt haben.” Sie setzten sich wieder hin und er bot dem Nephilim eine Flasche Schorle an, welche er entgegen nahm und einen großen Schluck trank. Es hatte einen seltsam süßlichen Geschmack, aber da er die Marke nicht kannte, dachte er nicht darüber nach. Er bot sie auch Azazel an, doch dieser schüttelte den Kopf. „Danke, ich habe meins bei.” Er zog eine Büchse Bier hervor, öffnete sie und nahm einen Hieb.
 

„Also, was sagen die anderen?”, erkundigte sich Rin. Der Geisterkönig zuckte mit den Schultern. „Es gibt nicht viel zu erzählen. Sie konnten ein paar Truppen rekrutieren und machen immer weiter. Wir haben nochmal ein paar Strategien besprochen, mehr gibt es nicht zu bereden. Ich dachte mir, dass ich mal nach dir sehe und hier bin ich.” Der Nephilim nickte und nahm einen weiteren Hieb aus der Flasche. „Was ist?”, fragte er, als Azazel ihn anstarrte. Dieser zuckte mit den Schultern. „War nur in Gedanken.”
 

„Ok...”, der Halbdämon beschloss das Thema zu wechseln. „Warum kannst du eigentlich Indra nicht leiden?”
 

„Bist du ihr mal begegnet? Man kann ihr nicht vertrauen. Sie ist abgehauen, während Aulak ihrer kleinen Freundin das Genick gebrochen hat. Auf sowas willst du dich verlassen? Abgesehen davon hat sie ihren eigenen Sohn abgeschoben.”
 

„Sie schien wirklich traurig wegen Nasus Tod zu sein und sie scheint auch zu bereuen, was sie mit Samael gemacht hat. Vielleicht ist sie wirklich nicht so schlecht.”, gab Rin zu bedenken. Azazel schnaubte. „Als ob. Wir hatten bisher schon riesen Glück gehabt. Die Aveira hätten euch in Liliths Palast ziemlich schnell besiegen können, wenn auch Avaritia und Luxuria da gewesen wären.”
 

Rin zuckte mit den Schultern. „Na ja, wir-” Er stockte. „Moment mal...woher weißt du das?!”
 

Azazel sah ihn überrascht an. „Was meinst du?”
 

„Dass Avaritia und Luxuria nicht dabei waren. Und dass Aulak Nasu das Genick gebrochen hat.”
 

Der Geisterkönig verdrehte die Augen. „Ihr habt es mir erzählt.”
 

Doch der Nephilim schüttelte mit den Kopf, stand langsam auf und machte einige Schritte zurück. Er war seltsam wacklig auf den Beinen, aber bemerkte es kaum. „Nein, das stimmt nicht. Wir haben gesagt, dass wir von den Aveira angegriffen wurden, aber wir haben nie gesagt, dass Avaritia und Luxuria gefehlt haben. Als Indra von Nasu erzählt hat, warst du bewusstlos. Wir haben dir später nur gesagt, dass Aulak sie umgebracht hat, aber nicht wie!”
 

Stille herrschte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er zuckte zusammen, als Azazel antwortete. „...Ach, wirklich? Mein Fehler.” Seine Stimme klang erschreckend emotionslos. Dann begann er plötzlich leise zu lachen. Es wurde schnell lauter und er stand auf. „Du bist cleverer als ich dachte, du halbblütige Ratte.”
 

Bevor Rin die Chance hatte sein Schwert zu ziehen oder wegzulaufen, wurde er mit übermenschlicher Stärke gegen den Stamm der Tanne geworfen. Er ächzte laut, als die Luft aus ihm gepresst wurde und sein Rücken bedrohlich knackte. „Scheinbar habe ich dich tatsächlich unterschätzt. Solchen Idioten wie Iblis, Astaroth oder Amaimon wäre es wahrscheinlich nicht aufgefallen.”, kommentierte der Schwarzhaarige fast schon gelangweilt. Rin sah ihn mit entgeistert an. „Was zur Hölle soll das?!”, fauchte er verwirrt. Jetzt verstand er ganz nichts mehr. Was war hier los?! Azazel verdrehte die Augen. „Du bemerkst meinen Ausrutscher, aber bist zu dumm zum denken. Kommst du nicht langsam mal drauf? Ich bin der Verräter. Ich war es, der die Barrieren manipuliert hat. Die ganze Zeit über habe ich Lilith gedient, ohne dass es irgendjemand mitbekommen hat. Offensichtlich sind Luci und Sammy bei weitem nicht so clever wie sie denken.”
 

„Verarsch mit nicht!”, presste Rin hervor. Das musste einfach ein schlechter Witz sein. Azazel war der Verräter?! Das konnte nicht wahr sein! Ein Schauer überkam ihn, als er das manische Grinsen des älteren Dämonen sah. „Aw, du verstehst es nicht? Na ja, du warst schon immer langsam.” Der Nephilim wollte aufstehen, doch der Schwarzhaarige trat ihm hart in die Rippen, sodass er erneut zusammensackte. Dann griff er ihn ohne Vorwarnung an den Haaren und zog ihn hoch. „Ehrlich gesagt warte ich schon verdammt lange auf diesen Moment. Wenn du wüsstest, wie oft ich dir den Hals umdrehen wollte...und unseren Brüdern ging es wohl nicht anders.”
 

Angst wich der Wut. „Was-?!” Er unterdrückte ein Fluchen, als Azazel noch fester zog. „Ach, komm. Jetzt erzähl mir nicht, dass du erwartest hast, dass wir dich einfach so akzeptieren. Du hättest nie geboren werden sollen. Vater hatte so viele Frauen und versprochen, dass er keine weitere nehmen würde, aber dann kam deine bescheuerte Mutter vorbei, hat ihm schöne Augen gemacht und Tada, wir hatten dich am Hals. Die Exorzisten hatten nur einen Job, nämlich sie auf dem verdammten Scheiterhaufen zu verbrennen und haben's vergeigt. Und als ob die Beleidigung nicht ausreichen würde, bekommt auch noch eine Promenadenmischung wie du die Flammen. Der Thron wäre wahrscheinlich an Lucifer, Samael, Iblis oder mich gegangen, aber nein. Du musstest ja unbedingt alles ruinieren, obwohl du nicht mal ein vollwertiger Dämon bist, sondern irgendein Unfall! Hätte Fujimoto seinen beschissenen Job richtig erledigt, hätten wir ein Problem weniger, aber natürlich nicht! Dieser dämliche Trottel musste ja unbedingt seine weiche Seite entdecken. Als ob Dämonen und Menschen wirklich zusammen leben könnten. Wir stehen weit über ihnen, Sterbliche sind einfach nur Dreck. Andererseits sollte man wohl nicht zu viel von den Menschen erwarten.”
 

Im Gehirn des Halbdämonen ratterte es. Azazels Worte taten weh, aber irgendwas stimmte hier nicht. Er hatte das Gefühl, dass mehr dahinter steckte. „Warum würdest du das tun?”, presste er hervor. „Warum solltest du für Lilith arbeiten?” Der ältere schnaubte. „Vaters Zeit ist abgelaufen. Er ist längst nich mehr dazu in der Lage zu herrschen und ich habe genug davon immer in den Hintergrund gedrängt zu werden. Jetzt kommt meine Gelegenheit und die werde ich nicht verstreichen lassen. Gehenna würde wenn es weiter so läuft nur zugrunde gehen und wenn die anderen nicht eingreifen, dann ich eben!”
 

Rin biss sich auf die Lippe und sein Blick wanderte zu Kurikara. Irgendwie musste er da doch ran kommen können. Dummerweise hatte Azazel einen sehr festen Griff, also versuchte er seine anderen Geschwister oder eine der Dämoninnen telepathisch zu erreichen. Erfolglos. Er wollte seine Flammen zu beschwören, doch auch dies gelang ihm nicht. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Die Umgebung begann immer mehr zu verschwimmen, sein Körper fühlte sich taub und schwach an. „W-Was hast...du...getan?”, brachte er mit großer Mühe hervor. Erneut lachte Azazel. „Nur was in deine Flasche gemischt. Dachte, das wäre die einfachste Methode.” Endlich ließ er seine Haare los und der jüngere fiel zu Boden. Dieser musste alles geben, um bei Bewusstsein zu bleiben. Azazel hob sein Schwert auf. „Weißt du....ich habe mich schon immer gefragt, was passiert, wenn das hier zerbricht. Dein Dämonenherz ist darin eingeschlossen, also wird es wohl entweder freigesetzt oder du stirbst direkt. Andererseits würde mich Lilith häuten, wenn du hier drauf gehst, also probiere ich es wohl lieber ein anderes Mal aus.”
 

Rin konnte nicht mehr antworten. Was auch immer ihm untergejubelt worden war, machte ihm sehr zu schaffen. Der Geisterkönig seufzte. „Das dauert mir zu lange.” Ohne zu zögern, trat er dem jüngeren ins Gesicht, sodass dieser nun endgültig das Bewusstsein verlor.


Nachwort zu diesem Kapitel:
„How about we go play in another room? I think I saw some paper and pens.” (Englisch) = „Wie wäre es, wenn wir in einem anderen Raum spielen gehen. Ich glaube ich habe Stifte und Papier gesehen.”

*Schaut vorsichtig aus dem Kissen-Bunker hervor und hält Rin als lebenden Schutzschild hoch* Ähm...Don't shoot the author? Ja, Cliffhanger vom feinsten und gefühlt 100 weitere Fragen. Sie werden beantwortet werden, habt etwas Geduld. Vielleicht habe ich sogar einiges zu offensichtlich gemacht, wer weiß. Bis zum nächsten Mal! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-03-28T00:08:33+00:00 28.03.2019 01:08
Ahhhhhh das ist dich sei fucking ernst lieferst den armen Rin mit Hilfe von Azazel an Lilith aus. Wenn ich dich er wische oh man ich bin gespannt wie eine Bogensehne und warte ungeduldig auf das nächste Kapitel
Antwort von:  Himikko
28.03.2019 18:31
Hey, don’t shoot the author. XD
Ich hoffe dass ich möglichst schnell was hinbekomme :)


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