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Nicht gesucht, aber gefunden

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Sahara


 

๑⊱☆⊰๑
 

Tim manövrierte das Flugzeug geschickter als erwartet durch das gewaltige Gewitter, was schon schwierig genug war. Zu allem Überfluss machte das Flugzeug plötzlich Mucken, da der Tank fast leer war. Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut. Sie mussten schleunigst etwas unternehmen, sonst würden sie abstürzen. So trug Tim dem Kapitän auf hinauszuklettern und den Tank mit dem medizinischen Alkohol aufzufüllen, der sich für Notfälle an Bord befand. Es kam jedoch anders, als Tim gehofft hatte.

Widerwillig hatte sich der Kapitän den Fallschirm umgeschnallt, der ihm als Absicherung dienen sollte. Kaum hatte dieser die Tür geöffnet, schloss er sie direkt wieder und sah zu dem Reporter und seiner Tochter. „Was für ein schreckliches Wetter da draußen herrscht. Es ist kalt und… und es regnet.“ Natürlich versuchte er sich irgendwie zu drücken, doch darauf konnte Tim keine Rücksicht nehmen. Hier standen Leben auf dem Spiel. Er wandte sich zu Haddock um, blickte ihn mit stechenden Augen an und fauchte etwas unwirsch: „Und Sie wollen ein Haddock sein?!“ Christin blickte ihren Vater ebenfalls mit strengem Gesichtsausdruck an und deutete mit einem Fingerzeig stillschweigend Richtung Tür, um Tims Worte zu unterstreichen.

Mit Tims Worten und der Geste seiner Tochter fand der Kapitän glücklicherweise seinen Mut wieder, kletterte hinaus und brachte sich schließlich behände auf den Rumpf der Maschine, wo der Tank saß. „Beeilen Sie sich, Kapitän. Wir fliegen nur noch mit Dämpfen.“ Der Reporter sah sich schon zusammen mit den anderen ins Meer stürzen. Dennoch hing seine ganze Hoffnung an dem Kapitän, der nun auf dem Rumpf saß. Christin machte Tim jedoch kurz darauf auf die leere Alkoholflasche aufmerksam, die am Fußboden rum kullerte. Tims Augen weiteten sich entsetzt und ihm wurde ganz flau in der Magengegend. Wie sollten sie denn jetzt das Flugzeug in der Luft halten?

Was der Kapitän dann tat, überraschte nicht nur den Reporter, sondern auch Christin. Mit erstaunten Gesichtsausdrücken beobachteten sie Haddock bei seinem Vorgehen, während Christin leise murmelte: „Bitte, lass das helfen. Was immer er da auch tut.“ Haddock nutzte die Tatsache, dass er eine extreme Alkohol Fahne hatte und rülpste beherzt in den Tank hinein, was zur Folge hatte, dass die Dämpfe darin das Flugzeug noch ein wenig länger in der Luft hielten.

Zum Absturz kam es trotz all seiner Mühen. Denn plötzlich tat sich die Wüste Sahara vor ihnen auf, die sie durch die dicken Gewitterwolken zuvor nicht für voll genommen hatten. Tim versuchte das Flugzeug mit aller Kraft herumzureißen und nicht gegen eine der Dünen prallen zu lassen. Es half jedoch alles nicht; Die Maschine sank immer tiefer und als wäre das noch nicht genug, brach der Steuerhebel ab. Entgeistert tauschten Tim und Christin einen Blick miteinander, ehe der Boden immer näherkam und beide sich eng umschlangen. Struppi hatte dabei Schutz auf Christins Schoß gesucht und ließ sich von Tim enger zu ihnen heranziehen. Diese Umarmung diente einzig und allein dem Schutz füreinander, da sie so hoffentlich nicht zu sehr durch das Flugzeug geschüttelt wurden.

Das Wasserflugzeug landete unsanft in einer Düne und warf die Drei durch das Glasfenster des Cockpits. Ab da wurde Tim schwarz vor Augen, da er durch den harten Aufprall kurzfristig das Bewusstsein verlor.
 

๑⊱☆⊰๑
 

Erst nach einigen Minuten kam der junge Reporter wieder zu sich, woraufhin er sich mühsam aufsetzte und seinen benommenen Blick schweifen ließ. Alle waren wohl auf, was ihn sehr beruhigte. Struppi drückte sich glücklich an ihn und ließ sich kurz darauf liebevoll von Tim murkeln.

Was ihm allerdings nach mehrmaligen Umschauen auffiel, war, dass ihre Gefangenen fort waren. Tim mutmaßte das diese sich irgendwie befreit hatten und vor dem Absturz aus dem Flugzeug gesprungen sein mussten. Anders konnte er sich ihr verschwinden nicht erklären, denn von der Absturzstelle führten keine Fußspuren fort.

Nach einer kurzen Verschnaufpause hatten sich die Drei zusammen mit Struppi auf den Weg durch die Wüste gemacht und hofften darauf Bagghar bald zu erreichen.
 

๑⊱☆⊰๑
 

„Das Land des Durstes… ich bin im Land des Durstes.“, drang es vom Kapitän immer wieder an Tims Ohren, während er ihn freundlicherweise gestützt hielt und sich mit ihm durch die schier endlosen Dünen der Sahara schleppte.

Es war unerträglich heiß, die Sonne knallte unerbittlich auf sie herab und die Worte des Kapitäns machten all das nicht besser, denn auch Tim plagte ein schrecklicher Durst. Seinen Pullover um die Hüfte gebunden und mit einem weißen Tuch seinen Kopf vor der Sonne geschützt, wanderte er schon gefühlte Wochen durch die Wüste. Obwohl sie erst ein paar Stunden unterwegs waren. Zu allem Überfluss war der Kapitän die ganze Zeit nur am Jammern und obendrein musste er diesen nicht nur stützen, sondern auch sein Jackett und seinen Pullover tragen. Manchmal, so wie jetzt, verfluchte Tim sein viel zu gutes Herz.

Haddocks Tochter hingegen trug ihre Pumps in der einen Hand und fächerte sich mit der anderen Hand etwas Luft zu, während sie ihrem Vater hin und wieder einen giftigen Blick zuwarf. Die rötliche Schleife, die sie üblicherweise als Gürtel um ihre Taille trug, hatte sie als schützende Kopfbedeckung verwendet, wobei ihr dennoch einige Strähnen ins Gesicht fielen und ihr langes Haar, ab den Schultern, der Saharasonne ausgesetzt war.

Für einen kurzen Moment beobachtete Tim wie sie sich neben Struppi, welcher einen riesigen Knochen im Maul trug, herschleppte. Doch schon im nächsten Moment war es wieder der Kapitän, der Tims ganze Aufmerksamkeit abverlangte. Haddock begann erneut vor Durst zu stöhnen und immer wieder zu sagen, dass er sich im Land des Durstes befand. Entnervt rollte Tim mit den Augen und sah ihn streng an. „Können Sie jetzt mal aufhören?“

Unerwartet ließ der Kapitän sich auf die Knie fallen, hielt sich noch halb an Tim fest und riss ihn dabei fast mit in den Sand.

„Ich sitz auf dem Trockenem. Ich sitz auf dem Trockenem. Sie wissen nicht, wie sich das anfühlt…“, wimmerte der Kapitän kindlich in die heiße Nachmittagsluft hinein und sah den Reporter dabei mit unglücklichem Blick an. Christin und Struppi waren daraufhin nähergekommen, wie Tim aus dem Augenwinkel festgestellt hatte. Wohlmöglich hatte sie vor zu helfen, sollte Hilfe von Nöten sein. „Stehen Sie auf Kapitän, wir müssen weiter. Ein Fuß vor dem anderen und wenn es sein muss, dann stützten Sie sich noch mehr auf mich.“, gab Tim bemüht beherrscht von sich, während er Haddock wieder auf die Beine half und mit diesem wieder einige Schritte vorwärts ging.

Das Jammern des Kapitäns hörte jedoch nicht auf, sondern fühlte sich an, als würde es sogar noch schlimmer werden. „Ein Mensch überlebt nur eine gewisse Zeit ohne Nahrung und Wasser.“ Ihrem Vater einen bitterbösen Blick über die Schulter zuwerfend, blieb Christin für den Augenblick stehen und ranzte Haddock an: „Papa, das reicht jetzt! Wir haben alle Durst und Hunger. Tu also nicht so, als wärst du allein mit deinem Elend.“

Auf diese Worte hin sah der Reporter zu Haddocks Tochter und beobachtete wie sie sich schnaubend abwandte und den Kopf schüttelnd ihren Weg fortsetzte. Recht hatte sie mit dem, was sie sagte. Tim hatte mindestens genauso Durst, sein Magen knurrte und die Hitze zerrte an seinem bereits sehr dünnen Nervenkostüm. Allerdings war er bemüht es sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Nicht nur aus dem Grund, dass er dann perfekt hätte mit Haddock zusammen im Chor jammern können, sondern vielmehr, weil die Zeit drängte. Für solches Geheule hatte er schlichtweg einfach keine Zeit. „Sie hat Recht, Kapitän. Es gibt außerdem schlimmere Dinge, als ab und zu mal nüchtern zu sein.“, pflichtete der Reporter Haddocks Tochter bei, ehe sie sich weitere Meter durch die Sahara bewegten.

Plötzlich riss sich der Kapitän los, ging mit großen Schritten auf eine Düne zu und rief immer wieder, dass dort Wasser sei und sie gerettet wären. „Papa! Stopp! Da ist keine Oase!“ Die Rufe von Christin ignorierend lief der Kapitän zielstrebig weiter. „Warten Sie, Kapitän! Das ist nur eine Fatamorgana!“ Doch auch diese Aussage stoppte ihn nicht. Selbst die Tatsache, dass Struppi an seinen Hosenträgern zerrte, hielt ihn nicht auf. Schon im nächsten Augenblick fiel der Kapitän Kopf über die Düne hinunter und landete am Ende von dieser auf allen Vieren. Sofort machten sich Tim, Struppi und Christin auf dem Weg zu ihm und gesellten sich zu ihm.

Etwas vorgebeugt stand Christin ganz besorgt bei ihrem Vater, während Tim sich zu ihm gekniet hatte. „Ihr Verstand spielt Ihnen Tricks. Das macht die Hitze.“ Er wollte dem Kapitän begreiflich machen, dass die Hitze schuld daran war, dass er sich die Oase eingebildet hatte. Doch nun gab der Kapitän ganz merkwürdige Worte von sich, die Tim die Stirn furchen ließen. „Ich muss zurück in die Heimat… ich muss zurück aufs Meer.“

Auf diese Worte hin tauschten Tim und Christin einen verwirrten Blick miteinander, ehe sich der Kapitän langsam erhob und in die Richtung seiner Tochter deutete. „Haben Sie je etwas Schöneres und Anmutigeres gesehen?“, begann Haddock ganz entzückt von sich zu geben, woraufhin Tim ihm und seinen Bewegungen mit zweifelndem Blick folgte. Er begriff überhaupt nicht, was dieser gerade von ihm wollte. Geschweige denn was plötzlich in den Kapitän gefahren war. Als sein Blick dem Fingerzeig des Kapitäns folgte erblickte er Christin und die Frage vom Kapitän hallte in seinem Kopf wider. In diesem Augenblick musste Tim sich eingestehen, dass er wahrhaftig noch nie etwas Schöneres und Anmutigeres gesehen hatte.

„Sie dreht sich in den Wind…“, fuhr Haddock fort und wie aufs Stichwort zog ein Lufthauch über sie hinweg, wobei sich die Kleidung und das Haar von seiner Tochter zärtlich im Wind wogen. Tim verstand noch immer nicht, wovon der Kapitän sprach und doch war es gerade dessen Tochter, die seine volle Aufmerksamkeit genoss. Dabei wurde dem Reporter klar, wie bildschön und elegant Christin war. „… unter vollen Segeln.“, beendete Haddock seinen Satz und erntete damit wieder Tims Aufmerksamkeit, denn ihm dämmerte langsam, worum es bei seinen Worten ging.

Christin hingegen blickte rätselnd, man könnte meinen sie suchte das auf was ihr Vater gedeutet hatte, hinter sich, ehe sie ihren Vater wieder verwirrt und besorgt ansah. Haddock stand nun zu voller Größe aufgerichtet und mit etwas Abstand vor seiner Tochter. „Ein drei Master. Doppeldecks. Fünfzig Kanonen.“ In diesem Moment verstanden Tim und Christin endlich, wovon der Kapitän sprach.

Augenblicklich richtete sich der Reporter ebenfalls wieder zur vollen Größe auf, trat näher an Haddock heran und fragte vorsichtig, ob es die Einhorn war. Im nächsten Moment strahlte der Kapitän ihn an, nickte fast unmerklich und meinte ganz angetan zu ihm: „Ist sie nicht bildhübsch?“ Zustimmend nickte Tim ihm zu und antwortete lächelnd: „Ja. Ja, das ist sie…“ Für einen Bruchteil von Sekunden glitten bei seiner Antwort seine blauen Augen hinüber zu Christin, wobei er neuerlich feststellte, dass sie wirklich wunderschön war. Er rief sich allerdings einige Herzschläge später zur Ordnung und sah den Kapitän hoffnungsvoll an. „Erzählen Sie, was können Sie noch sehen?“

Natürlich kam Haddock seiner Bitte mit Begeisterung nach und erzählte Tim, Christin und sogar Struppi wie der Kurs der Einhorn war, was sie an Spezialitäten ferner Länder geladen hatte und dass deren Crew sich nach der Heimat sehnte. Er erzählte jedoch auch, dass ein Unwetter aufgezogen war und ein anderes, kleineres Schiff die Einhorn zum Kampf herausforderte. Es hatte nicht nur eine Piratenflagge gehisst, sondern auch den roten Wimpel. Ein Zeichen für jeden Seemann, dass ein Kampf auf Leben und Tod folgte.

Er beschrieb voller Elan den Kampf zwischen Ritter Franz von Hadoque und der Piratencrew, doch schlagartig schien er aus seiner Illusion zu erwachen, als er auf den Piratenkapitän zu sprechen kam. Dieser betrat in seiner Illusion gerade das Schiff und machte die Situation richtig spannend. „Es… es ist weg…“, gab Haddock ganz verwundert von sich und sah sich dabei suchend um, als hätte er etwas verloren.

„Wie meinen Sie das; Es ist weg? Was ist danach passiert?“, wollte Tim ein wenig verständnislos von dem Kapitän wissen. Er wusste nicht was plötzlich geschehen war, denn der Kapitän wirkte alles andere als wüsste er überhaupt noch, was er gerade erzählt hatte. Sakharine plante etwas Furchtbares und dafür würde er über Leichen gehen. Tim wusste, dass dies alles andere als sensibel war. Doch er würde den Kapitän dazu zwingen müssen sich zu erinnern, sonst wäre alles umsonst gewesen.

„Beim Jupiter, ich habe einen Bart. Seit wann habe ich denn einen Bart?!“, stellte Haddock vollkommen entsetzt fest und rieb sich dabei über seinen zerzausten Vollbart. Ohne darauf einzugehen, trat Tim an seine Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Kapitän. Irgendetwas ist auf der Einhorn passiert. Das ist der Schlüssel, der uns alles eröffnet. Bitte, Sie müssen versuchen sich zu erinnern.“ Der Kapitän jedoch wandte sich mit verwundertem Blick von Tim ab, als hätte er nichts gehört und begann erneut vor Durst zu jammern.

„Papa! Jetzt reiß dich mal zusammen, Hagel und Granaten!“, fauchte Christin mit den Händen in die Seiten gestemmt ihren Vater an und blickte dabei tadelnd zu ihm. Voller Entsetzen wandte sich Haddock seiner Tochter zu und gab schockiert von sich: „Christin? Um Himmels Willen, seit wann bist du so groß? Du gingst mir gestern doch noch nicht mal bis zur Hüfte.“

Völlig aus der Fassung geworfen war es nun Christin, die ihren Vater schockiert ansah. Die Szenerie hätte Tim beinahe ein Schmunzeln abgerungen, wäre es nicht so bitterernst gewesen. Schließlich wandte sich der Kapitän ganz verzweifelt von Tim und Christin ab, hob die Arme zum Himmel und ging einige Schritte. „Was passiert nur mit mir?“ Zum Glück waren die Beiden und auch Struppi zu ihm geeilt, denn schon im nächsten Moment verlor er das Gleichgewicht und sackte in sich zusammen. Tim fing ihn gerade noch auf, doch auch er ging dabei zu Boden. Mit dem Kapitän in seinem Arm, dessen Tochter und Struppi neben sich sah er besorgt auf diesen nieder.

„Wer hätte das gedacht und das innerhalb eines Tages in der Sahara.“. Tim sah den Kapitän etwas erschöpft an. „Herzlichen Glückwunsch, Kapitän. Sie sind vollkommen nüchtern.“ Auf diese Worte hin sah dieser den Reporter aus dem Augenwinkel an, ehe er diese kurz darauf schloss.

Seine Tochter hingegen atmete tief durch, klopfte ihm die Schulter und sagte liebevoll zu ihrem Vater: „Keine Sorge, Papa. Das ist alles nichts, was wir nicht überstehen könnten.“ Bewunderung stieg in Tim auf, als er ihre Worte vernahm. Sie hatte einen starken Kämpfergeist und diesen strahlte sie auch mit jeder Faser ihres Körpers aus. Allerdings war sie mittlerweile genauso schwach wie Tim, Haddock und Struppi. Er konnte daher nicht sagen, ob dies ihr unermüdlicher Optimismus oder nur der Versuch eines Schönredens war.
 

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