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Samurai Rebel

von

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Aufruhr in der Handelsstadt

Kabuki bei Nacht war wahrlich ein wahrer Augenschmaus. Die vielen tausende Laternenlichter wurden zusammen mit dem leuchtenden Vollmond an der Oberfläche des Sees reflektiert. Auch wenn es bereits dunkel war herrschte noch reges treiben auf den überfüllten Straßen. Dies war auch kein Wunder. Immerhin galt Kabuki als einer der größten Städte des ganzen Reiches. Sie war ja auch die Hauptstadt dieser Präfektur und hatte zudem ein wunderschönes Schloss in welchem der Herr dieses Fürstentums hauste. Das Schloss welches direkt am Ufer des Sees lag war ein Beispiel der Architekturkunst des Edoreichs und wurde vor vielen Jahrzehnten erbaut zu ehren der mutigen Krieger. Irgendwann gab es einen Regierungssturz und das Land wurde in 7 Fürstentümer aufgeteilt. Eine Internationale Hauptstadt und Regierung gab es nicht. Jeder Fürst konnte mit seinen Ländereien machen was er wollte.

Vor dem Putsch vor 10 Jahren wurde das Land noch von der Kaiserfamilie im damaligen Edo regiert. Doch als sie vor 11 Jahren den Krieg gegen das Elfenreich erklärte wuchs der Unmut in der Bevölkerung. Gewonnene Schlachten wie bei Khipu hatten keinerlei Bedeutung mehr. Familien wurden zerrissen und viele Krieger starben. Solche die die Schlacht überlebten wurden von den Elfen als Sklaven gehalten. Eine größere Schande gab es wohl nicht für die sonst so ehrenvollen Krieger.
 

Es war nicht verwunderlich, dass sich eine Revolution im Land ausbreitete. Die Kaiserfamilie wurde gefangen genommen und öffentlich hingerichtet. Edo wurde in Haido unbenannt und das Land aufgeteilt. Die damals reichsten Familien des Landes wurden zu den Fürsten gekürt und seitdem wird einmal im Jahr am Stichtag der Revolution ein Kongress in der ehemaligen Hauptstadt abgehalten. Dies ist ein großes Event und die Fürsten werden als Helden gebührend empfangen. Absolut verächtlich wie Kazuki fand. Die Revolution geschah kurz vor jener Nacht und er konnte sich noch deutlich an Shiokos Missmut darüber erinnern. Auch wenn es im ersten Augenblick richtig klang das Land aufzuteilen. Die Armut jedoch blieb bis heute bestehen. Auch Kabuki blieb davon nicht verschont. Je mehr die Beiden durch die prunkvollen Straßen liefen, desto mehr Elend entdeckten sie in den Seitenstraßen. Der Anblick der bettelnden Kinder erinnerte ihn an seine eigene Kindheit in Rokaido. Ehe Shioko die Beiden aufnahm. Doch sie waren nicht hier um eine Heldentat zu vollführen. Die Probleme in diesem Land gingen sie nichts an. Sie waren keine strahlenden Ritter in schneeweißer Rüstung. Deswegen wand er seinen Blick von den Kindern ab und ging weiter. Er musste seinen Bruder gut im Auge behalten. Er hatte ein zu weiches Herz. Wenn er nicht acht gab würde er nur wieder Geld verschwenden. Erst die Sache mit den Banditen und dann noch die idiotische Aktion mit dem Händler. Das letzte Ersparte behielt er gut in seinem Kimono versteckt. Dennoch war er auch der Umgebung gegenüber nicht unachtsam. Seine Hand ruhte stets auf dem Schwertgriff, bereit es zu ziehen. Immerhin wusste er aus verschiedenen Quellen, dass diese Stadt in den Händen der Yakuza war. Zumindest einer Fraktion von dieser. Die schwarzen Drachen. Das Problem hierbei war jedoch, dass Kazuki nicht ausmachen konnte wer zu dieser gehörte und wer nicht. Die Leute trugen alle Kimonos. Normalerweise waren die Yakuza stark am ganzen Körper tätowiert. Doch durch die langen Ärmel konnte er nichts sehen. Er musste auf sein Bauchgefühl vertrauen oder noch besser: einfach keinen Ärger machen. Für ihn war das kein Problem. Für seinen Bruder jedoch umso mehr.
 

Er hatte ihn nur eine Sekunde aus den Augen gelassen und schon klebte dieser schon wieder an irgendeiner Frau. „Na meine Hübsche, ich bin neu hier. Vielleicht hast du schon von mir gehört...“ Dabei hatte er behutsam einen Arm um die bleiche Schönheit gelegt.

Die Frau schrie natürlich sofort. Noch eher Kazuki seinen Bruder zur Vernunft bringen konnte hatte dieser links und rechts eine sitzen und sich Ärger mit ihrem Ehemann eingehandelt. Einem ziemlich zierlich aussehenden Glatzkopf.
 

Kazuki hielt sich nur die Hand vor das Gesicht und grummelte ziemlich genervt. Sie waren immerhin nicht mal wirklich angekommen und schon hatte Kuzanagi wieder Ärger am Hals.

„Hey Fettsack! Lass deine schmierigen Pfoten von meiner Frau!“

Und es war geschehen. Der Super GAU. Kazuki blies verzweifelt etwas Luft aus seinem Mund und drehte sich weg. Er hielt sich bedeckt um nicht auch noch in die Sache hineingezogen zu werden.

Erneut konnte man Kuzanagis Blick entnehmen, dass er nicht für Späße bereit war. „Wie war das? Fettsack? ICH?!“ Er packte den Glatzkopf am Stoff seines Kimonos und hob diesen ohne Probleme in die Luft um ihm mit dem wütendem Funkeln in seinen Augen direkt in seine zu sehen. „ICH BIN NICHT FETT, DAS IST EROTISCHE NUTZFLÄCHE DU EIERKOPF!“ Brüllte er ihm entgegen und schleuderten diesen mit voller Kraft durch mehrere geschlossene Stände, bis er schließlich von einer massiven Wand gestoppt wurde. Wütend stieß Kuzanagi Dampf aus seiner Nase und kam langsam wieder zur Besinnung. Etwas zu früh wie er bald schon bemerkte. Denn sofort eilte eine ganze Truppe aus locker 10 Mann zu dem Glatzkopf um nach diesem zu sehen. „Alles in Ordnung bei dir?! Wer hat dir das angetan?!“ Meinte ein ziemlich bedrohlich aussehender Typ. Als der Glatzkopf mit zittriger Hand auf Kuzanagi deutete wanden sich alle 10 Mann gegen ihn. „Wie kannst du es wagen dich mit dem schwarzen Drachen anzulegen, nur weil unser Boss zur Zeit nicht in der Stadt ist?! Das kostet dich mindestens 2 Finger!“ Schrie dieser heraus.
 

Kazuki behielt seine Hand durchgehend auf seinem Schwert und schritt langsam aus der Menschenmenge zu seinem Bruder. „Du konntest es ja nicht lassen und hast dich mit der Yakuza angelegt.. weißt, dass wenn wir einen besiegen zwei nachkommen?“ Sie waren wie Bazillen. Die genaue Mitgliederzahl kannte er nicht doch er konnte sich gut vorstellen, dass mindestens 10 Prozent der Stadt dem schwarzen Drachen angehörten.

Kuzanagi war zielsicher. Er blickte ziemlich entschlossen den 10 Mann entgegen. „Die besiegen wir Beide doch mit Leichtigkeit! Das sind ja nur 10.“ Dabei grinste er ziemlich breit über das ganze Gesicht verteilt und richtete seine Waffe in die Richtung der Gegner. „Kommt nur her. Ich, der große Kuzanagi, Bezwinger des Stier Jin, werde es mit jedem von euch aufnehmen!“ Stolz lachte er auf. Doch das verging ihm langsam als aus der Menschenmasse noch mindestens 20 weitere bewaffnete Yakuza traten. Langsam verschwand das Lachen wieder und die ersten Schweißperlen bildeten sich in seinem Gesicht. „Zu Feige für einen fairen Kampf? Na schön! Wir sind ja immerhin auch zu Zweit. 30 Gegner sind kein Problem! Dafür wurden wir immerhin trainiert!“

Das restliche Grinsen verschwand aus dem frechen Mundwerk, als man Rufe hörte und gleich nochmal 10 Mann angerannt kamen. Einer war dabei größer als der andere.
 

Mit zittriger Stimme sprach Kuzanagi weiter. „Also gut...40 Gegner! Eine echte Herausforderung. Ich bin von eurer Entschlossenheit schwer beeindruckt! Doch lasst euch gesagt sein, dies wird kein leichter Kampf! Wir Beide sind waschechte Samurai! Wir fürchten uns vor einem Kampf! Unsere Entschlossenheit und Würde ist unsere wahre Kraft! Wir rennen niemals Ehrenlos davon! Also macht euch bereit!“ Kazuki schüttelte nur mit seinem Kopf. Doch eins musste er Kuzanagi lassen. Er war seit damals deutlich mutiger geworden. Bei Yakuza ging Quantität vor Qualität. Diesen Kampf konnten sie gewinnen. Und genauso gaben sich die Beiden auch. Zielstrebig und ernst.

Doch dann trat ein weit über 2 Meter großes Muskelpaket aus der Menschenmasse hervor. „Du Wurm sollst Jin bezwungen haben? Interessant. Jin kam aus meinem Stamm. Ich kenne ihn von früher. Wenn du ihn wirklich besiegt haben sollst dann werde ich dich mit meiner ganzen Kraft bekämpfen!“ Der zunächst noch unbewaffnete Barbar griff nach der Mauer hinter sich und riss mit großer Anstrengung einen großen Brocken aus dieser welcher er angeberisch mit einer Faust nach 5 Sekunden schreiendem Quetschen zerbröselte. Jetzt verschwand sämtliche Farbe aus Kuzanagis Gesicht und er senkte seinen Kopf ehe er diesen mit einem leichtem Lachen wieder erhob. „Beeindruckend! Jetzt bin ich wohl dran!“ Er atmete tief durch und Schloss seine Augen. Kazuki war neugierig. Was hatte sein Bruder vor? Leicht schielte er deswegen zu diesem rüber während er sein Schwert langsam zog.
 

Als Kuzanagi genug Luft geholt hatte begann er plötzlich hysterisch nach vorne zu Deuten. „Hey Süße dein Kimono ist verrutscht!“ Während sich die ganze Truppe des schwarzen Drachen sofort umdrehte um einen Blick zu erhaschen packte Kuzanagi seinen Bruder am Kragen und nahm sofort die Beine in der Hand. In seinem Gesicht zeichnete sich die pure Angst wieder. „Taktischer Rückzug!“ prustete er heraus und rannte ohne Rücksicht durch die Menschenmasse. Noch ehe die empörte Yakuza sich ebenfalls durch die Masse gekämpft hatte waren die beiden Samurai aus ihrem Blickfeld verschwunden. Natürlich teilten sie sich auf um die Beiden zu suchen. Doch so schnell würden sie nicht gefunden werden. Sie hatten sich nämlich rasch in einem Handelsstand versteckt welcher irgendwelche altertümlichen Souvenirs verkaufte. „Ich habe diese Stadt echt vermisst...denen haben wir es aber gezeigt oder Kazuki?“ Meinte Kuzanagi mit einem Grinsen als ob nichts geschehen war. Kazuki saß dicht neben ihm und hatte seine Augen geschlossen. „Ein Samurai rennt nicht weg...Aber das war wohl die bessere Entscheidung. Wir wollen keinen Aufruhr machen. Wir sind nur wegen der Karte hier. Die Luft ist rein. Lass uns einfach den Kopf abgeben, das Geld kassieren und uns morgen früh eine Karte beschaffen.“ Kazukis Plan war schlicht und klar. Kuzanagi nickte verstanden ehe er sich mit seinem Bruder aus dem Stand schlich und die großen Straßen fortan mied. „Versprochen. Ich gehe der Yakuza fortan aus dem Weg! Samuraiehrenwort! Ich bin ja nicht lebensmüde..der Typ war ja fast so stark wie Jin...und den haben wir nur zusammen besiegen können, weil er nicht zusammen mit seinen Leuten auf uns los ist.“
 

Erleichtert seufzte Kuzanagi deswegen auf und hielt sich kurz darauf den knurrenden Magen. „Können wir wenigstens was Essen vorher? Der Proviant ist alle und ich möchte wieder was anderes außer Reis essen...Dangos wären jetzt genau das Richtige!“ Vorfreudig leckte er sich dabei das Maul und sah auf eine plakatierte Hauswand auf welche er neugierig zulief. Es waren etliche Steckbriefe an dieser Wand welche die Beiden eher aus Neugier durchgingen. Kazuki suchte Jins Steckbrief um diesen zusammen mit dem Kopf auszuhändigen. Als er fündig wurde riss er diesen ab und steckte ihn zusammengerollt in seinen Ärmel. Kuzanagi jedoch beharrte mit dem Blick auf einem der Steckbriefe welcher eine wunderschöne Frau mit gefährlichen Augen zeigte. Die Zeichnung war nicht besonders detailliert, doch der Name war durchaus interessant. Minako – Der Drache. Kopfgeld waren satte 850.000 Quetzal. Er machte jedoch nicht auf diesen Aufmerksam und drehte leicht geknickt seinen Kopf weg. Kazuki bemerkte dies beim rüberschielen natürlich und durchsuchte weiter die Steckbriefe. Er wollte immerhin wissen wer genau der Riese von vorhin war. Doch scheinbar besaß dieser kein Kopfgeld. Stattdessen stieß er auf ein weiteres vertrautes Gesicht welches er interessiert musterte. Es war ein Steckbrief mit einem Kopfgeld von 40.000 Quetzal. Es war kein Kopfgeld für einen Schwerverbrecher allerdings auch nicht das eines einfachen Ganoven. Viel Interessanter jedoch war zum einen die einzig farbige Zeichnung und der Name des Gesuchten. Kuzanagi Shikanami. Auch wenn die Zeichnung kaum Ähnlichkeiten mit dem jetzigen aufwies. Außer die verschiedenen Augenfarben welche allerdings falsch herum ausgemalt waren. Hinzu kam noch das markante Stirnband. Die Frisur jedoch war eine völlig andere. Eine dicke Haartolle sprang dabei deutlich hervor. Ebenso die aggressiven Augenbrauen und der finstere Blick.
 

Als Kazuki sich zu dem immer noch geknickten Kuzanagi wandte und ihm den Steckbrief vors Gesicht hielt reagierte dieser sehr langsam. Als ob er gerade aus einer tiefen Trance erwacht war. „Wie wo was? Gibts Essen?“ Meinte er total verwirrt und starrte dann direkt auf sein Steckbrief. „Hallo Hübscher.“ Meinte er dabei mit einem Klicken seiner Zunge und grinste Kazuki wie gewohnt an. Dieser schien jedoch nicht gerade begeistert darüber zu sein. „Du wirst Steckbrieflich gesucht? Du sagtest du warst nicht lange in Kabuki.“ Meinte er mit ruhigem Ton.

Kuzanagi legte fraglich seinen Kopf schief als ob er von nichts wüsste. „Ich war auch nur 2 Tage hier. Kann ich was dafür, dass die Leute hier so verklemmt sind? Ich hab halt ein paar Dummheiten gemacht und bin dann abgehauen.“ Er nahm das ganze ziemlich locker und streckte sich dann.

„Ein paar Dummheiten sind keine 40.000 Quetzal wert. Was hast du getan?“

Kuzanagi zuckte nur mit seinen Schultern. „Keine Ahnung. Das ist schon ein Weilchen her. Hier und da mal umsonst gegessen und ein paar Geldsäcke ausgenommen.“

Kazuki nahm langsam seinen Arm runter und schloss seine Augen um seine Gedanken zu ordnen. „Selbst das ist keine 40.000 Quetzal wert. Taschendiebstahl und Zechprellerei. Das sind kleine Dinge.“ Kuzanagi seufzte nur und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Was soll ich dir denn gestehen, dass ich nicht weiß? Das ist 5 Jahre her. Ist das nicht egal? Mich erkennt doch sowieso keiner. Die haben sogar mein Gesicht total verdreht. Das ist höchstens mein böser Zwillingsbruder.“ Damit war die Sache für ihn erledigt und er ging schon einmal voraus um endlich etwas zu Essen. „Und jetzt kommt. Das Fleisch hier ist wirklich legendär. Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Lass uns wenigstens einmal etwas genießen. Du wirst sehen, das Fleisch stärkt einen!“

Kuzanagis Enthusiasmus wirkte ansteckend. Allerdings nicht auf Kazuki. Dieser nickte einfach nur stumm. Eine Wahl hatte er immerhin nicht.
 

Zumindest die Fresstempel hatten noch um diese Zeit geöffnet. Man konnte in der Ferne etliche Bars erkennen. Viele Leute auf den Straßen waren sichtlich angetrunken. Man konnte je näher man dem berühmten Lokal kam riechen, wie der zarte Fleischgeruch sich über die Luft ausbreitete.

Als die Beiden den Vorhang welcher als Tür fungierte überwanden fanden sie sich in einem überfülltem Restaurant wieder. Verächtlich schnalzte Kuzanagi dabei mit der Zunge. „Ohhh...das darf doch nicht wahr sein!“ Schlecht gelaunt gingen sie durch den Laden und sahen sich um ob es vielleicht noch einen freien Platz gab. Hier fand sich ein bunter Mix aus Leuten wieder. Sowohl Kaufmänner als auch einfache Fischer speisten an diesem Ort. Dem Betreiber der gerade eine Bestellung an einen Tisch brachte fielen die Beiden natürlich auf. „Ehrenwerte Samurai. Es ehrt mich, dass ihr meinen bescheidenen Laden aufsucht...leider sind wir gerade voll...wenn sie ein bisschen warten, können wir sie..-“ Als er Kuzanagi in die Augen blickte machte sich Panik in ihm breit. „Oh! Oh nein nicht du! V-Verzeihung! Ich werde sofort einen Tisch freiräumen! Haben sie nur etwas Geduld!“ Die Beiden wussten nicht was in den Kerl gekommen war, jedoch störte es sie nicht sonderlich. Kuzanagi zuckte nur mit den Schultern und Kazuki sah dem schlichten Betreiber beim abräumen zu. „Du warst also nur ein paar Tage hier...verstehe...“Irgendwie wollte er die ganze Geschichte nicht so weit glauben.Doch als sie sich auf ihren Platz knien konnten war das auch nicht weiter wichtig. Scheinbar wurde dafür eine ziemlich grimmig schauende Truppe rausgeworfen. Doch Kuzanagi war das egal. „Hey Meister! Ich will Fleisch für mich und meinen Bruder! Wir haben einen Mordshunger!“
 

Der Betreiber verbeugte sich nur mehrmals panisch und eilte sofort in die Küche. In solchen Lokalitäten war es üblich, dass sie nur von einer Person geführt wurden. Selten half eventuell noch die Familie mit. Aber hier stand die Liebe zum Detail an oberster Stelle. Kazuki legte sein Katana neben sich und seine Hände auf seinen Schoss. „Also das Fleisch soll so gut sein? Was ist so besonders daran?“ Meinte er ruhig. Scheinbar schien Kuzanagi das Geheimnis zu kennen. Dieser hatte sich in den Schneidersitz begeben und sein eigenes Paar Essstäbchen vorfreudig aus seinem Yukata gezogen. „Es liegt an der besonderen Luft hier. Das Ring stammt nicht weit von hier. Scheinbar werden die Tiere regelrecht verwöhnt. Sie sterben meist, bevor sie es überhaupt bemerken könnten. Außerdem gibt es hier wohl eine Wiese die als Schutzgebiet dient und auf dem keiner Zutritt hat...natürlich hat mich das damals auch nicht davon abgehalten..“ Er räusperte sich ein paar mal und Kazuki blies ein lautes Seufzen aus. „Das erklärt wohl den Steckbrief...du hast scheinbar noch viel mehr auf dem Kerbholz. Der Chef scheint dich auch zu kennen..“ Kuzanagi wank nur mit seiner Hand ab. „Ach, das war nichts. Ich habe eventuell ein paar Mal seinen Laden versehentlich verwüstet..und mich eventuell...mhhh..damals mit ein paar falschen Leuten eingelassen..“ Den letzten Teil sprach er reumütig ziemlich leise. Doch noch eher Kazuki etwas erwidern konnte wurde ihnen auch schon ein gigantischer Teller voller Fleischstapel überreicht. „Oh genau wie ich es mag! Quantität statt Qualität!“ Dabei lachte er leicht. Dies war ziemlich untypisch wenn man sich so die anderen Gäste anschaute. Diese hatten wahre Kunstwerke auf ihren Tellern. Scheinbar hatte Kuzanagi dem armen Mann früh genug schon eingebläut, wie er sein Essen mochte.
 

Der Betreiber überreichte mit zittrigen Händen Kazuki die Stäbchen und lief mit gebeugter Haltung davon. Noch ehe Kazuki die Stäbchen überhaupt richtig in den Fingern hielt, hatte sich Kuzanagi schon auf den Teller gestürzt und in rasantem Tempo ein Stück nach dem anderen mit den Stäbchen aufgesammelt und sich in den Mund gestopft. „Wahnsinn!“ Meinte er dabei nur mit zufriedenem Gesichtsausdruck.

Skeptisch nahm sich Kazuki das Erste dünngeschnittene Stück und bemerkte zugleich die erste Überraschung. Es war schwierig danach zu greifen, die Stäbchen glitten wie Messer durch das Fleisch. Es war einfach unfassbar zart. Auch Kazuki war nun gespannt auf den unglaublichen und legendären Geschmack des Fleisches und führte bescheiden ein Stück in den Mund. Für einen kleinen Moment konnte man in Kazukis Gesicht absolutes Glück erkennen. Ehe er zu seinem üblichen Gesichtsausdruck zurückkehrte und sich mit geschlossenen Augen räusperte. „Nicht übel..es ist auf jeden Fall sein Geld wert.“Dies war ein Satz welchen man nicht oft aus Kazukis Mund hörte. Dennoch war er die Diskretion in Person und aß beherrscht und bescheiden weiter.

Kuzanagi hingegen schaufelte sich schmatzend und wild kauend Stück für Stück in den Mund.

„Noch ne Portion!“ schrie er durch das halbe Lokal. „Und Alkohol!“ Forderte er nach. In Kazukis Kopf begannen bereits die Rechenarbeiten. Wie eine moderne Registrierkasse kalkulierte er den Preis im Kopf aus. „Kuzanagi übertreib es nicht, so viel Geld haben wir gar nicht dabei..genau deswegen wollte ich erst zur Kopfgeldbehörde!“
 

Kuzanagi war die Ruhe selbst und lachte nur. „Ach lass mich nur machen. Ich kümmer mich darum. Vertrau mir!“ Man könnte meinen, für eine Sekunde eine Dämonische Aura gespürt zu haben. Jedoch war dies eher sinnbildlich gemeint. Immerhin war sein Bruder guten Herzens. Aber wie er wollte. Dann machte sich Kazuki auch keine Gedanken um das Geld. Vielleicht hatte Kuzanagi ein geheimes Erspartes oder er würde sich irgendwie fein rausreden. Nein. Kazuki wusste genau was er vorhatte. Ein schlechtes Gewissen brauchte er dabei nicht. Er hatte es ja oft genug gesagt. Sie waren keine Helden.

Und so schlugen die Beiden sich den Bauch voll. Der eine wie ein schwarzes Loch und der andere mit Klasse und Eleganz. Ab und an nippte Kazuki am Bier während es sich Kuzanagi nur so reinkippte. Die Teller stapelten sich und schon bald lag Kuzanagi mit dicken Bauch auf dem Rücken und sah zufrieden an die Decke. „Erstmal verdauen...“ rülpste er und rieb sich zufrieden die Wampe. Es dauerte nicht lange, da war der Betreiber an ihrem Tisch. „Bis jetzt m-macht das 100.000 Quetzal...h-offe es hat geschmeckt.“ Meinte er zittrig während sich Kuzanagi langsam aufrichtete. „Ja...das Geld...mhh...einen Moment bitte...unser Sponsor kommt gleich. Er bezahlt...“ Langsam erhob sich Kuzanagi, nahm sein Schwert und wank Kazuki zu sich ehe auch dieser sich erhob und sich mit einer Verbeugung für das Essen bedankte. Als sie hörten wie jemand den Laden betrat sprach Kuzanagi weiter. „Ah, da ist er ja...“ Freundschaftlich ging er auf den Kerl zu. Kazuki erkannte natürlich sofort das Gesicht des riesigen Glatzkopfes wieder. „Wird auch langsam Zeit! Bezahl doch den guten Herren..“ Meinte er und legte langsam eine Hand um die breite Schulter. Sein Blick wirkte jedoch ziemlich schnell entgeistert als der Glatzkopf ihm ins Gesicht sah. Das war der Yakuza von vorhin! „Eh...mir fällt gerade ein...ich hab noch Geld in meinem Gepäck vor dem Lokal...Kazuki hilfst du mir?“ Langsam schritt er rückwärts mit seinem Bruder aus dem Laden, ehe er erneut die Beine in die Hand nahm und davon rannte.
 

Der Eierkopf brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren wer ihm durch die Lappen gegangen war. „Augenblick mal!“ Meinte dieser und wollte gerade hinter her stürmen als er vom zierlichen Betreiber aufgehalten wurde. „A-Also das macht dann 113.500 Quetzal..“ sichtlich eingeschüchtert wimmerte er auf als er wie ein halbes Hemd vom Yakuza hoch gehoben wurde und gegen die Wand gedrückt wurde. „Der schwarze Drache hat ungern Schulden...belassen wir das doch dabei.“ Meinte er drohend ehe er den Mann sinken lies und hinausschritt. Doch die Beiden Samurai waren schon wieder entkommen. Sie hatten sich zwischen ein paar geschminkten Kurtisanen versteckt welche wie Ware vor einem Bordell knieten.
 

Die Luft war jedoch relativ schnell rein. Scheinbar hatte man sie gar nicht erst verfolgt. Das war kein gutes Zeichen. Erleichtert atmete Kazuki auf. „Kuzanagi wir suchen uns jetzt eine Bleibe und morgen holen wir eine Karte und verschwinden!“ In strengen Ton blickte er zu seinem Bruder welcher sich an eine verlegene Kurtisane schmiegte. „Hey Schätzchen, du hattest sicher noch keinen Mann wie mich...“ Die Kurtisane blieb jedoch professionell und gelassen. „5.000 Quetzal..“ hauchte sie Kuzanagi entgegen. Dieser griff nur nach seinem Bruder. „Ich hab uns doch die Zeche erspart, da kannst du doch deinem Bruder was gutes tun oder?“ Kazukis Hände ballten sich zu einer Faust. „Das kannst du vergessen! Komm mit!“ Er packte Kuzanagi am Ohr und zog diesen aus dem Bordell. Zwar jammerte Kuzanagi schmerzlich, doch das war ihm egal. Sein Kurs war klar. Der nächste Gasthof war sicher nicht weit von hier. Die Behörde und der Markt öffneten nicht vor Sonnenaufgang. Also mussten sie sich bis dahin irgendwo ausruhen.
 

Als sie langsam davon gingen hörten sie plötzlich wie ein ziemlich hässlicher Typ die Kurtisane anfauchte. „Du bist zu nichts zu gebrauchen! Wie kann es sein, dass du mir trotz deines hübschen Gesichts nichts einbringst?! Dein Vater gab mich dir als Ausgleich für seine Spielschulden! Mir reicht es! Du wirst morgen dem Daimyo erbracht als Geschenk!“ Die Kurtisane lies dies über sich ergehen. Auch wenn Kuzanagi in ihrem Gesicht für eine Sekunde eine Träne erblicken konnte bevor diese die Ecke abbogen. „Kazuki, hast du das gehört? Wegen uns bekam sie jetzt Ärger!“

Kazuki blieb vor einem Gasthaus stehen und überprüfte sein restliches Geld. „Und wenn schon. Die Spielschulden sind nicht unser Problem. Das ganze Leben ist ein Risiko. Also halt dich raus.“ Meinte er streng, ehe er die Lokalität betrat und direkt auf den Wirt zuging.

„Eine Nacht für Zwei.“ Dabei klatschte er ziemlich müde einige Münzen auf den Tresen und schritt ohne auf die Antwort zu warten die Treppe hinauf. Er war müde vom ganzen davonlaufen. Kuzanagi nahm den Schlüssel entgegen und folgte seinem Bruder direkt. Scheinbar hatte auch der Hauswirt Kuzanagi wieder erkannt. Yasei Tanuki hatte er vor Schreck zu Kuzanagi geflüstert. Scheinbar war dies wohl der Spitzname den er sich hier verdient hatte. Kazuki ging darauf nicht weiter ein. Seine Augen waren schwer und seine Glieder schmerzten.
 

Er machte keine Anstalten sich groß vorzubereiten und ließ sich einfach nur auf dem Bett nieder. Kuzanagi schloss die Tür und tat es ihm gleich. Scheinbar hatte Kazuki keine gute Laune. Aber wann hatte er die schon? „Gute Nacht.“ Murmelte Kuzanagi und schloss seine Augen. Natürlich erhielt er keine Antwort. Wie immer eben. Und ehe er sich versah verschwand er im Land der Träume.

Die ganze Nacht über zerrte und rollte Kuzanagi über das Bett. Er hatte einen Albtraum und schlief dabei ziemlich unruhig. Es war allerdings kein Normaler. Er hatte erneut die Bilder jener Nacht vor Augen. Er war komplett hilflos und schwach. Als der erste Blitz fiel wusste er schon, dass etwas geschah. Nach dem Zweiten lag Shioko tot am Boden und der Kerl war verschwunden. Doch noch ehe er sie erreichte wurde er von lautem Donnern geweckt. Sofort setzte er sich mit Schnappatmungen auf und hielt sich den Kopf. Erneut klopfte es an der Tür. Doch Kuzanagi blendete es einfach aus. Er blickte zu seinem schlafenden Bruder. Zumindest er schien eine friedliche Nacht gehabt zu haben.

Langsam erhob sich Kuzanagi und schlenderte gähnend zur Tür. „Komme..“ brummte er immer noch müde und öffnete diese. Doch ehe er sie überhaupt geöffnet hatte schlug plötzlich eine dicke Faust durch das Holz und riss die Tür einfach aus ihrem Rahmen. Von dem Lärm wurde Kazuki hellwach. Er sprang auf und hatte sofort sein Schwert gezogen um den Besucher zu empfangen.

Doch als Kuzanagi seinen Blick wieder hob sah er in das Gesicht des tätowierten Glatzkopfes vom schwarzen Drachen welcher siegessicher grinste und den Raum betrat.



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