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Kapitel 39 - Ein Troll im Mädchenklo

Je näher sie dem Abend kamen, desto stärker verbreitete sich der Geruch nach gebratenem Kürbis und süßer Tomatensuppe, gemischt mit frisch gebackenem Brot, was ihnen bereits Stunden vor dem Essen das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Einige beklagten sich, dass sie sich bei leerem Magen kaum konzentrieren könnten, worüber Flitwick nur amüsiert gluckste, sie aber trotzdem weniger streng bewertete. Es war eine Stunde, auf die Evelyn sich persönlich gefreut hatte und sie im Vorfeld einiges an Eigenarbeit investiert hatte. 
 

Ravenclaw und Slytherin gleichermaßen waren auf die Feder vor ihnen auf dem Tisch konzentriert und bemühten sich, sie in die Lüfte zu bekommen. 
 

"Denkt daran, Kinder, eine deutliche Aussprache und der Wille sie fliegen zu lassen sind das Wichtigste. Stellt euch vor, Ihr wärt die Feder. Seid leicht und spürt, wie sie sich vom Tisch löst und in die Luft schwebt." Die Augen geschossen hob er seine kurzen Arme von sich und formte fließende Bewegungen in die Luft, die an die Zauberstabbewegung erinnerte, die sie meistern sollten. 
 

"Wutschen und wedeln", sprach Evelyn leise und spielte mit ihrem Zauberstab, den sie wie einen Stift zwischen ihren Fingern auf und ab wippen ließ. Nichts von allem, was Flitwick ihnen erklärt hatte, war neu für Evelyn gewesen, im Gegenteil. Während ihren Übungen, ohne Zabini, hatte sie sich die letzten Tage nur auf den Wingardium Leviosa konzentriert, den sie als etwas Persönliches ansah. Der Accio war mit unter der einzige Zauber von dem sie behaupten konnte, dass sie ihn im Schlaf beherrschte. Da Accio und Wingardium beides Schwebe-Zauber waren hatte sie nicht geglaubt, dass der Wingardium große Schwierigkeiten machen würde. Andererseits hatte es eine Woche gedauert, bis ihr Lumos nicht mehr unkontrolliert geflackert hatte. 
 

Ihr Wille war jedoch ungebrochen und so hatte sie, meistens abends in ihrem Bett, wieder und wieder die Aussprache, die Bewegung und schließlich den Zauber an sich an einer Schreibfeder probiert. 
 

Mit triumphierendem Lächeln richtete sie ihren Stab auf die nun vor ihr liegende Feder. Einige Sekunden war nur die Aufgabe wichtig; kein Troll, keine Hermine, sondern nur die Feder. 
 

"Wingardium Leviosa." Es war keine Meisterleistung, die Feder flog nicht im hohen Bogen nach oben, wie es eigentlich der Fall hätte sein sollen. Doch sie schwebte langsam, aber stetig, nach oben, bis sie knapp über den Köpfen der Schüler zum Stillstand kam und wie ein Pendel zu schwingen begann. 
 

"Hervorragend, Miss Harris!", rief Flitwick, der seine Inspektion einer hoch fliegenden Feder einer Ravenclaw unterbrach und Evelyn ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Es kostete einiges an Konzentration die Feder dort zu halten, wo sie war und Evelyn hatte das Gefühl eher einen Felsen schweben zu lassen, als eine leichte Feder. Der Flug dauerte nur wenige Sekunden, ehe Evelyn seufzend den Zauber löste und zuschaute, wie die Gravitation die Feder zu ihr zurück brachte. Sie bezweifelte, dass sie es in den nächsten Minuten ein weiteres Mal schaffen konnte. Das eine Mal war ihr vorerst mehr als genug. 
 

"Und die reden was von Nachhilfe", meinte Daphne, die sich auf ihre Feder konzentrierte und mit ihrem Zauberstab in der Luft von einer Seite zur anderen lenkte. 
 

Dass sie Flitwick nach nur einem gelungenen Zauber von der Idee abbringen würde sie in die Hände eines Nachhilfelehrers zu geben, bezweifelte Evelyn stark. Vor allem wenn man bedachte, dass es einige Stunden Übung im Vorfeld gebraucht hatte, für ihren kurzen und wackeligen Flug. "Im Vergleich zu dir war das eher schäbig", gab Evelyn ohne Scham zu, was Daphne zum Grinsen brachte. 
 

"Schwachsinn", hörte sie Draco murmeln, dessen Feder höher als alle anderen flog. "Mach deine Verdienste nicht kleiner als sie sind, Harris."
 

Erneut verblüffte Draco sie. Es war das zweite Mal, nachdem er die Nachrichten, sie müsse Nachhilfe nehmen, nur mit einem Schulterzucken abgetan hatte. Sie hatte abfällige Bemerkungen erwartet oder arrogantes Gehabe, doch stattdessen hatte er sich ungewohnt ruhig und besonnen verhalten. Wenn Nachhilfe nötig war um ein besserer Zauberer werden, so hatte er gesagt, dann sei es so. 
 

Nicht, dass Evelyn eine Wahl hätte. Was Professor McGonagall sagte, war praktisch schon entschieden. 
 

"Vergesst nicht über das Wochenende zu üben und denkt an den Vergleich zwischen Levitation und Fliegen", beendete Flitwick die Stunde, eher er sie mit Wünschen für ein fröhliches Fest zu ihrer letzten Stunde des Tages entließ, wofür sie das Schloss verlassen mussten.
 

Während die Schüler langsam in Festtagsstimmung kamen und fröhlich vom Essen träumten, spannte sich Evelyn innerlich an. Die folgenden zwei oder mehr Stunden würden entscheidend für so vieles sein, dass sie es kaum wagen wollte aufzuzählen was passieren würde, wenn etwas schief gehen sollte. Ihren kleinen Triumph in Zauberkunst zurücksteckend verhärtete sich ihre Miene, als sie den Weg hinaus zu den Gewächshäusern antrat. 
 

So still sie auch war, ihr entging nicht der Strom an Hufflepuff, gemischt mit Gryffindor, die ihnen auf der Treppe entgegenkamen, bereit ihre Zauberkunststunde anzutreten. Unter ihnen befand sich deutlich ein Rotschopf.
 

Sprouts Unterricht ging nur schleppend an Evelyn vorbei, die sich immer wieder den schnellsten Weg hinauf in den dritten Stock verinnerlichte. Das Thema Schädlinge und wie man sie von magischen Pflanzen entfernt, bekam sie nur am Rande mit. Noch am Mittag hatte sie vorgehabt Professor Sprout nach William zu fragen und ob sie ihr vielleicht helfen konnte ihn zu finden, immerhin war sie seine Hauslehrerin. Doch auch das geriet völlig in Vergessenheit als sie nur daran dachte, wie sie schnellstmöglich von den Gewächshäusern zurück ins Schloss und zum Mädchenklo kam.
 

Sie hatte sich auch einige Alternativen eingeprägt, falls das Klo im dritten Stock nicht das richtige war und hatte sich vorgenommen wenn es sein musste bis hoch in den siebten Stock zu rennen. Ihre Joggingrunde spürte sie trotz des Trainings noch immer in ihren Muskeln und speziell abends war aufzustehen relativ unangenehm, doch der Muskelkater war nur ein kleines Hindernis in Anbetracht dessen, was auf dem Spiel stand. 
 

Als Sprout schließlich die nächste Lektion erörterte, war dies der Startpfiff für Evelyns Scharade. "Mir geht es nicht gut", wiederholte sie mehrmals leise, damit Sprout nichts mitbekam, während sie theatralisch ihren Kopf hob und so tat, als hätte sie Schmerzen. Noch hatten die Zwillinge Kotzpastillen nicht erfunden, die echte Übelkeit hervorrufen konnten, weshalb sie auf die gute alte Art der Schauspielerei zurückgreifen musste. 
 

Übelkeit oder Kopfschmerzen jeglicher Art waren gar nichts Ungewöhnliches nach den Kräuterkunde-Stunden in den Gewächshäusern. Trotz des kalten Wetters herrschte in jedem Gewächshaus tropisches Klima, das manchen wettersensiblen Schüler arg zu schaffen machte. In der Vergangenheit hatte sich Evelyn tatsächlich oft schlapp nach Sprouts Unterricht gefühlt, weshalb Millicent nun sofort darauf ansprang. 
 

"Du bist auch ganz still", meinte sie und Evelyn nahm diesen Zusatz, den sie gar nicht mit eingeplant hatte, gerne an. "Leg dich lieber noch ein wenig hin, du musst fit für Samhain sein!" 
 

Evelyn hielt den Kopf gesenkt und verhielt sich auch ansonsten recht unbeteiligt, bis der Zeitpunkt gekommen war sich abzusetzen. Sie hob die Hand und rief nach Professor Sprout. "Verzeihen Sie, Professor. Dürfte ich früher gehen, mir geht es nicht gut."
 

Sofort verstummte die Lehrerin und die Augen aller richteten sich auf Evelyn, die plötzlich den Unterricht störte. Sie hoffte darauf, dass Sprout Verständnis zeigte, und in der Tat, sie zögerte kaum, ehe sie Evelyn entließ. "Natürlich, Miss Harris, wir sind hier fast durch, gehen Sie, wenn Ihnen nicht gut ist. Miss Bullstrode wird Ihnen alles Wichtige nachtragen."
 

Mit einem hastig gemurmelten Danke verschwand Evelyn aus dem Gewächshaus. Sie ging einige Schritte im gemäßigten Tempo, ehe sie nach der Hecke zunächst zu traben begann und schließlich die Treppen im Schloss hochsprintete. Der Weg war lang und trotz ihres Vorsprungs, waren die Gänge gefüllt mit Schüler, hauptsächlich aus Hufflepuff und Slytherin, die ihr entgegen strömten auf dem Weg hinunter ins Untergeschoss des Schlosses. Zähneknirschend kämpfte sie sich an den Massen an Schülern vorbei. Ich hätte noch früher losgehen sollen.
 

Die Treppen waren Stellenweise recht schmal, weshalb sie nur langsam vorwärts kam. Schnaufend und trotzdem erleichtert erreichte sie schließlich den dritten Stock, wo sie zielstrebig die Mädchentoiletten aufsuchte. Dabei passierte sie auch den verbotenen Korridor, der den ganzen Tag von Fackeln beleuchtet wurde. Trotz all ihrer Neugier, was Hogwarts betraf, hatte es sie dorthin noch nie gezogen. Sie mochte Hunde, aber einem ausgewachsenen Cerberus wollte sie nicht begegnen. 
 

Das würde sie dem Trio überlassen, sollte heute alles gut gehen.
 

Bisher waren ihr keine Erstklässler aus Flitwicks Zimmer entgegengekommen was bedeutete, dass sie bereits auf dem Weg nach oben in ihren Gemeinschaftsraum waren, oder dass Evelyn widererwartend doch zu früh war. Dafür hätte Flitwick überziehen müssen, was durchaus schon vorgekommen war. 
 

Mit klopfendem Herzen, das nicht nur wegen ihres Sprints pumpte, öffnete sie die Mädchentoilette, wo sie kurz den Atem anhielt. 
 

Sie konnte nicht rufen, also wartete sie darauf ob sie jemanden Schluchzen hörte. Mehrmals schluckte sie ihre Nervosität hinunter, während sie weiter in den Raum trat. Die Mädchentoilette war denkbar einfach gehalten und hatte keine Ähnlichkeiten mit dem prunkvollen Bad, das sie mittlerweile aus Slytherin gewohnt war. Ein schlichter Kronleuchter hing von der gebogenen Decke, die sich in der Mitte verjüngte. Fenster gab es keine, nur eine lange Reihe Spülbecken flankierte die eine Seite, geschlossene Kammern die andere. Als die Stille anhielt hatte sie Gewissheit: niemand war hier.
 

"Scheiße", murmelte Evelyn, die Hände in die Hüfte gestemmt. Sie hatte wirklich erwartet Hermine hier zu finden. Dass sie nicht hier war, erschwerte die Sache und gleichzeitig spürte sie, wie Panik in ihr aufstieg. 
 

Kopfschüttelnd ging sie an ein Waschbecken, wo sie ihre Hände unter kaltes Wasser hob. Das Strom Wasser hallte in dem leeren Raum und durchbrach die Stille. "Beruhig dich, du hast noch Zeit, du findest sie", sagte sie zu sich, ehe sie sich im Spiegel anschaute, der ohne Fassung die gesamte Wand bespannte. Noch war es zu früh zu spekulieren, ob Hermine vielleicht gar nicht emotional verletzt und enttäuscht weggerannt war. Dies war eine Möglichkeit, die Evelyn bedacht hatte, für die sie aber noch keine Lösung hatte. Zumindest keine die nicht beinhaltete den Gemeinschaftsraum der Gryffindor wie eine Wahnsinnige zu belagern und auf eine Gelegenheit zu warten mit Hermine zu sprechen. Sie war sich noch nicht sicher, was genau sie damit bezwecken wollte. Dazu musste es aber gar nicht kommen. 
 

Nun galt es mit Bedacht vorzugehen und sich die Toiletten systematisch vorzunehmen. Sie stieß sich gerade vom Waschbecken ab, als sie glaubte einen Schatten im Spiegel gesehen zu haben. 
 

Wieder horchte sie angestrengt nach Geräuschen jeder Art, während sie sich leise den Kabinen näherte. In einer der hinteren Kabinen sah sie schließlich die Bewegungen eines Schattens auf dem weißen Steinboden. Sie wartete einige Herzschläge ab, doch die Figur hinter der Kabine, von der Evelyn sicher war, dass sie da war, verhielt sich ruhig. Evelyn trat einige Schritte zurück und seufzte laut genug, damit jeder sie hören konnte, ehe sie schnaufend Richtung Tür ging. Diese schob sie unsanft auf, um sie dann ohne sich von der Stelle zu bewegen zurück fallen zu lassen. Der laute Knall der ins Schloss fallenden Tür hallte in Evelyns Ohr, die sich mucksmäuschenstill an die Wand lehnte und wartete. 
 

Es dauerte nicht lange, bis das Schluchzen begann und jemand ungeniert in ein Tempo schnäuzte. Stumm hob Evelyn die Hände zur Faust und atmete erleichtert aus. 
 

Natürlich konnte sich jeder hinter dieser Tür befinden, doch in Anbetracht der Umstände ging sie davon aus Hermine gefunden zu haben. Plötzlich merkte sie, wie sich die Tür abermals öffnete. Schnell entwischte sie in die erst beste Kabine und versteckte sich, vor wem auch immer. 
 

Sie kam sich albern vor, aber ein Risiko gesehen zu werden wollte sie nicht eingehen. 
 

"-tte er doch tatsächlich gesagt!"
 

"Nein!"
 

"Doch, und ich meine, hast du ihn dir mal angesehen?"
 

Evelyn erkannte zwei Stimmen, jung waren sie noch dazu. Sie ging weg von der Kabinentür und drückte sich weiter an den Rand, wo die Halterung des Klopapiers ihr schmerzhaft in den Rücken drückte, als das Wasser zu laufen begann. Scheinbar standen die beiden, wie sie eben noch, vor dem Spiegel. 
 

"Was denkt der sich eigentlich?"
 

"Nichts, das ist ja sein Problem."
 

Evelyn verdrehte sie Augen angesichts dieser gehaltlosen Konversation, bei der es ohne Zweifel um einen Jungen ging. 
 

"Ja, und jetzt?"
 

"Das darfst du mich nicht fragen. Mich geht es ja auch nichts an, aber ich würde Ron dafür eine verpassen."
 

Erschrocken blickte sie auf, wobei ihre Tasche bei der ruckartigen Bewegung von ihrer Schulter zu rutschen drohte. Aus Reflex beugte sie den Arm, schlug damit jedoch lautstark gegen die Wand der Kabine. 
 

"Hermine?", rief eine der jungen Stimmen, und Evelyn biss sich auf ihre Lippe.
 

"Hermine, bist du hier?", fragte die zweite.
 

"Geht weg!" Jemand Drittes meldete sich zu Wort. Eine kratzige, heisere Stimme, die kaum zu hören war.
 

"Hermine, komm raus."
 

"Ich sagte, geht weg!"
 

Kurz herrschte angespannte Stille, ehe die zweite Stimme zu murmeln begann. "Dann eben nicht. Evelyn hörte, wie die beiden, bei denen es sich vermutlich um Parvati und Lavender handelte, die Toilette verließen. Es dauerte nicht lange, bis das Schluchzen erneut einsetzte. 
 

Ihre Tasche zu Füßen setzte sie sich auf den geschlossenen Klodeckel und legte den Kopf in den Nacken. Immerhin hatte sie nun Bestätigung, dass es sich tatsächlich um Hermine handelte. Es war ein seltsames Gefühl alleine und nur wenige Meter von Hermine entfernt zu sein, wenn auch auf einem Mädchenklo. Schnell ermahnte sie sich ihre Aufgabe nicht zu vergessen, nämlich sicherzugehen, dass alles seinen Lauf nahm, was sie aber auch von draußen tun konnte. Sie schnappte sich gerade ihre Tasche, als Hermine erneut zu hören war. 
 

"Sie haben recht", meinte sie schniefend, "ich muss raus. Ich kann hier nicht sitzen und heulen. Reiß dich zusammen, Hermine."
 

Beinahe wäre ihr die Tasche wieder entglitten, als sie auch noch hörte, wie sich die Kabinentür öffnete. 
 

Stopp!
 

Nur Sekunden später öffnete Hermine hustend einen der Wasserhähne. Sie konnte nicht gehen, sie durfte nicht gehen. "Scheiße", fluchte Evelyn erneut leise, als Schritte durch den Raum hallten, die in ihre Richtung kamen. In Richtung der Tür. 
 

"Komm schon, komm schon!" Sie hoffte, dass jemand eintreten würde, dass etwas passierte, das Hermine davon abhielt den Raum zu verlassen. Doch nichts geschah. "Das darf doch nicht wahr sein!"
 

Mit einem Ruck öffnete Evelyn die Kabinentür und beinahe wäre Hermine dagegen gerannt. Rechtzeitig konnte sie zurück springen und sah Evelyn nun verblüfft und entsetzt zugleich an. Evelyn selbst versuchte ihren Schreck und ihre Panik hinter einer neutralen Miene zu verbergen. 
 

Hermine war klein, sehr klein, und ihr Kopf bestand beinahe nur aus Haaren. Das gerötete Gesicht mit ihren vom Weinen dicken Augen lugte gerade so aus der Mähne an braunen Haaren hervor. Die klügste Hexe ihrer Zeit, verängstigt angesichts von Evelyn. Ihr ist nicht entgangen, wie ihr Blick flüchtig zuerst auf Evelyns Umhang und schließlich auf das Wappen an ihrer Brust glitt. 
 

Die Stille zwischen den beiden dehnte sich aus, in der Evelyn unsicher ihre Worte abwog. Nun galt es zu improvisieren. 
 

"Was ist los, Granger? Hat die Realität dich eingeholt?" Evelyn hatte versucht den verächtlichsten Ton anzustimmen, den sie im Stande war zu formulieren. Langsam schob sie sich zwischen Hermine und der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, was Hermine nur noch mehr einschüchterte. 
 

"Lass mich vorbei, Harris." Ehrlich verwirrt zuckten Evelyns Augenbrauen. Es war seltsam ihren Namen ausgerechnet aus Hermines Mund zu hören, noch seltsamer, dass sie ihn zu kennen schien. Andererseits waren sie Klassenkameraden und sie traute Hermine zu, sich jeden Namen aller Erstklässler eingeprägt zu haben, also auch ihren. 
 

"Vorbei?", äffte Evelyn mit schiefem Grinsen nach. "Wo willst du hin, zurück nach Hause, wo du hin gehörst?" Es tut mir so leid, Hermine. Ihre Finger umklammerten die Ränder ihres Umhanges, was Hermine nicht bemerkte, die sie nur wütend mit ihren braunen Augen anfunkelte.
 

Es tat weh so mit ihr zu reden, einem kleinen Mädchen. Doch auf die Schnelle erschien ihr die beste Strategie genau das zu sein, was Hermine von ihr erwartete zu sein; eine eklige Slytherin.
 

"Ich sage es Professor McGonagall."
 

"Was willst du ihr sagen? Dass du armes kleines Schlammblut dich nicht aus der Toilette traust?" Oh Gott, es tut mir so leid. 
 

Hermines Gesicht verhärtete sich und Evelyn wurde sich ihres Fehlers bewusst. Sie hatte Hermine herausgefordert. Mist, ich muss zurück rudern. Schulterzuckend trat sie beiseite und gab den Weg frei. Ohne Eile wusch sie sich mit dem Rücken zu Hermine die Hände, wobei sie sie im Spiegel beobachtete. Sie pokerte hoch. "Aber bitte, geh. Geh und zeig allen dein verheultes Gesicht, Granger. Ich bin sicher sie wollen alle erfahren, weshalb du hier im Klo weinst."
 

Langsam verdünnte sich Hermines Mund zu einem Strich, wobei ihr Kinn gefährlich zu beben begann. Evelyn hatte aber nicht vor es dabei zu belassen. 
 

"Das Schloss wird sich das Maul zerreißen, einen guten Witz hört jeder gerne. Lass dich nicht aufhalten, geh." Mit der Hand deutete sie einladen auf die Tür. Geh nicht, geh nicht, geh nicht. 
 

Einige Sekunden starrte Evelyn auf Hermine, die wiederum hatte die Tür fixiert, ehe sie geschlagen den Kopf senken ließ. Evelyn schmunzelte und lachte ihr trocken ins Gesicht. "Ich werde hier nicht den ganzen Tag stehen. Komm raus, wenn du willst. Dein aufgedunsenes Gesicht sollte wirklich jeder sehen."
 

Ohne einen letzten Blick auf Hermine zu werfen schnappte sich Evelyn ihre Tasche und verschwand aus dem Raum, ehe sie kaum dass die Tür zu gefallen war um die Ecke ging und das Gesicht in ihren Händen verbarg, die noch ein wenig feucht vom Wasser waren. 
 

Sie fühlte sich schrecklich, aber wenn es Hermine dazu gebracht hatte in der Toilette zu bleiben, dann war es das wert gewesen. Den kalten Stein im Rücken wartete sie ab, ob sich im Gang etwas tat. Die Minuten zogen sie schmerzhaft hin, in denen Ungewissheit herrschte, jedoch egal wie lange Evelyn an der Mauer verharrte, es blieb alles still. Die einzigen, die sie sah, waren eine Gruppe älterer Schüler und ein Geist mit einer ebenso durchsichtigen Laier, der es nicht für nötig hielt Stufen nach unten zu benutzen, sondern es vorzog den direkten Weg durch den Boden zu nehmen. 
 

Der penetrante Duft nach Essen, der nun im ganzen Schloss hing, machte Evelyn klar, dass das Essen näher rückte. Hermine hatte sich nicht blicken lassen, womit Evelyn sich nun zufrieden gab. Der erste Teil des Abends war geschafft, und so trottete sie nach unten, Richtung Halle, wo bald das Festessen beginnen würde.



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