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Suddenly

von

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Kapitel 5

Es waren bereits einige Tage vergangen als Aurelia den Krankenflügel verlassen durfte. Ihr ging es wieder gut und einen Rückschlag hatte sie bisher auch nicht erlitten. Soweit sie mitbekommen hatte, durfte Draco auch wieder in den Alltag zurück, er lief wohl noch nicht ganz selbstständig. Ein Krückstock half ihm dabei sich fortzubewegen. Ein lustiger Gedanke, wenn man den Anblick noch nicht kannte, wobei dieser sicherlich auch interessant anzusehen war.

Allerdings war jeder Anblick auf Draco Malfoy irgendwie anmutig. Dieses Phänomen hatte er von seinem Vater, zumindest etwas.
 

Gähnend saß Aurelia vor einigen Büchern gebeugt in der Bibliothek, versuchte ihre schweren Augen offen zu halten. Sie war direkt nach der letzten Unterrichtsstunde in die Bibliothek gegangen, damit sie einigen Stoff nachholen konnte. Den anderen hatte sie gesagt, dass sie noch etwas erledigen musste. Sie wollte etwas für sich sein und hätte sie erzählt dass sie in die Bibliothek gehen wollte, wäre ihr zumindest Hermine gefolgt. Schließlich waren Bücher ihre besten Freunde, neben den realen Menschen.
 

Ein weiterer Grund weshalb sie niemanden bei sich haben wollt war, dass das Frühlingsfest vor der Tür stand und alle eifrig bei den Vorbereitungen halfen. Sie selbst hatte bisher nichts dazu beisteuern können, da sie jeden Tag nach der Schule die Bibliothek aufgesucht hatte oder versuchte in ihrem Zimmer zu lernen, wenn die anderen Mädchen nicht da waren. Die Tage im Krankenflügel hatten sie doch mehr aus dem Unterrichtsstoff geworfen als sie zugeben wollte.
 

Die Ruhe tat gut und Aurelia kam sehr gut voran, wenn auch in einem sehr, sehr langsamen Tempo. Sie musste schon seit mindestens drei Stunden über den Büchern sitzen. Hätte sie sich nicht etwas zu trinken und zu naschen eingepackt, wäre sie schon längst auf dem Tisch eingeschlafen, ihr Hirn hielt sie nicht unbedingt wach, nicht nach den vielen Unterrichtsstunden davor.
 

„Die Bücher zu ersetzen wird ziemlich teuer.“, hörte sie plötzlich eine Stimme weiter weg von sich. Etwas träge richtete sich das blonde Mädchen etwas auf, da sie eine bequemere Position eingenommen hatte. Niemand außer ihr war in der Bibliothek, die ganzen Tage über. Die Vorbereitungen und die Vorfreude wegen dem Frühlingsfest waren den Schülern im Augenblick einfach wichtiger.

Skepsis machte sich in ihr breit, als sie den Hinterkopf des ihr bekannten Slytherins erblickte. Draco stand an einem Regal und studierte offensichtlich die Namen der einzelnen Bücher.
 

„Hast du vor die Bibliothek anzuzünden?“, wollte sie irritiert wissen, da sie weder mit der Bemerkung etwas anfangen konnte, noch mit der Tatsache dass Draco Malfoy die Bibliothek besuchte.

Tatsächlich war sein Bein wohl noch angeschlagen, da am Regal ein schwarzer Gehstock mit einem prachtvollen Diamanten in Form einer Schlange als Knauf am Regal lehnte, an welchem Draco gerade stand.
 

„Nein, aber du. Dass du den Rauch und die Funken aus deinem Kopf nicht bemerkst…“, antwortete e mit ausdruckslosem Gesicht, welches kurz darauf dann doch ein angedeutetes Grinsen nicht verstecken konnte, drehte sich dabei in die Richtung von Aurelia, welche an einem der langen Tische über einem Berg von Büchern saß.
 

Ihre Haare standen wohl zu Berge, da Draco mit dem Finger auf seinen Kopf zeigte und dann in Richtung der Blondine. Diese strich sich sofort die Haare zurecht, seufzte. „Das ist nicht lustig. Ich fühle mich, als wäre ich den ersten Tag auf der Schule. Und du? Versuchst du auch Stoff nachzuholen?“

Draco zuckte mit den Schultern, drehte ein Buch welches er aus dem Regal gezogen hatte in der Hand, hielt es dann leicht hoch, damit Aurelia das Cover erkennen konnte. „Der Feuersalamander“, zierte eine goldene Schrift das bereits abgenutzte, gelbe Buch. „Mir war langweilig. Die anderen sind beim Quidditch Training und die die es nicht sind, bereiten dieses witzlose Frühlingsfest vor und da ich beides mit dem Bein nicht schaffe…“, erklärte er schließlich, nahm seinen Gehstock und torkelte ans andere Ende vom Tisch an dem Aurelia saß, ließ sich auf einen Stuhl sinken und klappte das Buch an einer beliebigen Stelle auf.
 

„Verstehe.“, gab Aurelia knapp von sich, wandte sich wieder ihren Büchern zu. Das Draco als ein Wahlfach die Pflege magischer Geschöpfe hatte wusste sie, sie besuchte das Fach ebenfalls. Das sich dieser aber tatsächlich dafür interessierte hatte sie nicht geahnt. Er hätte schließlich genauso gut bei seiner Langeweile irgendwelche Comichefte durchblättern können. Vielleicht hatte er das aber auch schon und war durch damit.
 

Es verging einige Zeit in der sich beide einfach nur auf ihre jeweiligen Bücher konzentriert hatten, ehe Aurelia schließlich beschloss dass es endgültig genug war. Mehr nahm ihr Hirn nicht auf und was was es bereits aufgenommen hatte, war immer noch zu wenig. Aurelia schwang ihren Zauberstab, beförderte somit die überschüssigen Bücher wieder in die jeweiligen Regale, während sie die restlichen in ihre Schultasche zurück packte. Sie strich sich die Haare hinter die Ohren als sie fertig war, erhob sich dann von ihrem Platz. „Bis dann.“, war das einzige was sie an Draco zu sagen hatte.
 

Noch bevor sie einen Schritt machen konnte, kam jemand auf sie zugerannt. Es war ein Gryffindor, einer im selben Jahrgang wie sie, Dean Thomas, wenn sie nicht gerade den Namen vergessen hatte. Er schien ziemlich außer Atem, trug noch seine Quidditch Ausrüstung. „Hey Aurelia! Dachte ich mir doch dass ich dich hier finde! Anfang der Woche warst du auch schon hier als ich ein Buch zurückgebracht hab.“, plapperte er drauf los. Aurelia begrüßte ihren Klassenkameraden mit einem leichten Lächeln, wollte dann wissen ob sie ihm irgendwie helfen konnte oder ob etwas passiert war.

„Naja, ich komm gerade vom Training und muss gleich weiter um beim Aufbau vom Frühlingsfest zu helfen, vorher wollte ich aber noch zu dir. Ich wollte dich fragen ob du schon eine Begleitung zum Frühlingsfest hast?!

Aurelia blinzelte überrascht. Sie wusste nicht dass man für so eine Veranstaltung eine Begleitung brauchte. Sie hatte angenommen, dass sich einfach alle Schüler und Lehrer versammeln und feiern würden. Irgendwie empfand sie das gerade als etwas lästig, da sie sich nicht für eine Begleitung entscheiden wollte. „Nein hab ich nicht, ich wusste nicht…“, begann sie mit ihrer Antwort, wurde im Satz aber von Dean unterbrochen. „Möchtest du mit mir dort hin?“

Nach einer kurzen Pause zuckte Aurelia mit den Schultern, nickte kurz darauf. Sie mochte Dean, er war immer nett zu ihr und bisher wurde sie von niemandem gefragt außer von Fred und George, wobei sie die eher als Spaß angesehen hatte, eben aufgrund der Tatsache, dass sie diese Regelung davor noch nicht kannte.
 

Mit einem breiten Grinsen klatschte sich der junge Gryffindor in die Hände und nickte. „Sehr schön, dann freu ich mich jetzt umso mehr darauf! Bis dann!“, mit diesen Worten war er so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. Zurück blieb eine immer noch verwirrte Aurelia. Und ein Draco im Hintergrund, der sich bisher nicht dazu geäußert hatte. Aurelia hatte ihn ganz vergessen und Dean ihn wohl gar nicht bemerkt. Er sah sie von Kopf bis Fuß an als das blonde Mädchen zu ihm rüber blickte. „Was?“, wollte sie mit gehobener Augenbraue wissen. Der Angesprochene zog die Schultern hoch. „Glückwunsch?“, es war mehr eine Frage als etwas anderes, sein Gesicht verriet aber auch nicht viel an Mimik. Nun zog auch Aurelia ihre Schultern hoch, ließ sie aber wieder sinken. „Also… bis dann.“, verabschiedete sie sich erneut, verschwand schließlich aus der Bibliothek.
 

Wenige Tage später war es so weit. Das Frühlingsfest stand vor der Tür. Alle waren noch aufgeregter als ohnehin schon. Wie so oft gab es reichlich Essen, die Dekoration war in vielerlei Pasteltönen gehalten und da sich die Temperaturen langsam wieder stabilisiert hatten, wurde ein teil des Festes vor Hogwarts aufgebaut, damit man auch an die frische Luft konnte.
 

„Aurelia war die letzten Tage fast schon blind durch die Schule gelaufen, konzentriert auf den Stoff den sie noch nachholen musste, weshalb ihr die Dekoration die vor dem Fest bereits die Schule schmückte kaum aufgefallen war. Der Unterricht an diesem Freitag war gänzlich ausgefallen, zu Gunsten aller Schüler.
 

Aufgeregt liefen die Schüler in ihren Zimmern von einem Ende zum anderen um sich für das Fest die schönsten Kleider und die elegantesten Anzüge anzuziehen. So auch fünf Zimmergenossinnen in einem der Gryffindor Schlafräume. Aurelia kam seufzend in einem weißen Bademantel und einem Handtuch auf den feuchten Haaren zu ihren Mitbewohnerinnen, welche gackernd durch das Zimmer hüpften. Sie selbst hatte keine Lust auf das Fest, denn sie war sichtlich nervös. Es war das erste Mal, dass sie von einem jungen auf solch eine Veranstaltung eingeladen war und damit wusste sie nicht wirklich umzugehen. Wollte Dean mit ihr tanzen? Händchen halten? Vielleicht wollte er sogar einen Kuss von ihr. Romantische Gefühle hatte sie nicht für ihn übrig. Sie mochte ihn, ja, nur war sie nicht verliebt in ihn und würde es wahrscheinlich in Zukunft auch nicht sein, sie wollte ihm aber in der Bibliothek nicht vor den Kopf stoßen. Schließlich hatte er sich extra zu ihr beeilt um sie zu fragen.
 

Schmunzelnd betrachtete sie die anderen dabei, wie sie ein Kleid nach dem anderen anprobierten, sie selbst rubbelte sich noch die Haare trocken, zog schließlich ihren Zauberstab hervor und zauberte sich die Haare trocken. Das Schauspiel verfolgte sie immer wieder, wenn es mal darum ging etwas schickeres als die Schuluniform anzuziehen. Wochen wurden verschwendet um das perfekte Outfit auszusuchen, am letzten Tag wurde jedoch alles wieder über den Haufen geworfen und Panik brach aus. Aurelia selbst hatte Kontakt zu ihrem Vater aufgenommen an dem Tag, an dem sie von Dean gefragt wurde mit ihm das Fest zu besuchen. Ihr Vater sollte ihr ein altes Kleid ihrer Mutter schicken. Ihre Mutter hatte immer die schönsten und passendsten Kleider für alle Veranstaltungen. Schon damals bewunderte sie Aurelia dafür. Da sie in etwa die selbe Statur wie ihre Mutter hatte, behielt sie auf Wunsch ihres Vaters einige der Kleider, auch wenn es ihr zu Anfang schwer gefallen war auch nur eines davon anziehen zu können.
 

Hermine bat Aurelia ihr Kleid am Rücken zu verschließen. Es war dunkelblau, knielang und bedeckte ihre Schultern und die braunen Locken passten perfekt dazu. „Du siehst sehr schön aus.“, hauchte die Blondine sanft, zog den Reißverschluss des Kleides nach oben. „Danke. Ich hab das Gefühl als müsste ich mich übergeben.“, gestand Hermine, schnaubte hörbar aus.

Aurelia drehte ihre Freundin zu sich, schüttelte den Kopf. Sie hatte eine mit Perlen bedeckte Haarspange aus Hermines Hand genommen, strick dieser durch ihr Haar, ehe sie die Spange über dem rechten Ohr im Haar genau richtig platzierte. „Er hat dich gefragt. Wie ist in dem Moment doch erst mal egal, oder?“ Die Rede war von Ron. Das Verhältnis zwischen den beiden war immer noch leicht fragwürdig. Ronald hatte Hermine nicht wirklich romantisch darum gebeten sie zu begleiten. Gebeten hat er sie wohl auch nicht ganz. Sie waren alle draußen als Ginny dazu kam und Harry frei heraus fragte, ob er sie denn zur Feier begleiten wollte, dieser hatte zugesagt, worauf Ron „Dann muss ich wohl mit dir gehen Hermine.“ von sich gab. Die Empörung seitens Hermine war groß und bis zum heutigen Tag hatte sie kein Wort mehr mit ihm gewechselt und stets weggesehen wenn er in der Nähe war.
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ Aurelia aufschrecken. Sie hatte nicht mehr viel Zeit bis sie aufbrechen wollten und sie hatte sich bisher nur die Haare gemacht. Sie fielen ihr in leichten Wellen über die Schultern, lediglich einen lockeren Zopf inmitten der langen Haare hatte sie sich gemacht. Nun stand sie also vor ihrem offenen Kleiderschrank, hielt den Rockzipfel des Kleides, welches sie anziehen wollte. Hermine trat zu ihr, gefolgt von Parvati. „Zieh es an.“, flüsterten beide nach kurzer Stille. Parvati trug traditionell ein indisches Kleid, vermutlich in den selben Farben wie ihre Schwester. Aurelia nickte, holte es vom Hacken und schlüpfte rein.

Das Kleid reichte kurz über ihren Knien, war vom Deckstoff schwarz, der Rock wurde durch den Tüll aufgebauscht. Ein Ärmel verlief in schwarzer, durchsichtiger Spitze bis zur Hand, während der andere Ärmel bereits an der Schulter aufhörte, darüber wurde das Kleid durch viele aufgestickte, rote Blüten aufgelockert, welche sich bis zum Hals schlängelten, mit einer leichten Aussparung im Brustbereich. Passende schwarze Pumps mit leichtem Absatz machten das Outfit komplett.
 

Im Festsaal angekommen standen bereits die Jungs in den gewohnten Konstellationen. Die weiblichen Partner trafen nach und nach ein, so auch Aurelia und ihre Freundinnen. Harry blieb vor Hermine und Aurelia stehen, um diesen mitzuteilen, wie bezaubernd sie doch aussahen, ehe er seinen Arm Ginny zum einhacken anbot. Nach dieser Geste traute sich auch der Rest die Mädchen abzuholen. Lächelnd sah das blonde Mädchen Dean von weitem auf sie zulaufen. Sie wollte ihm entgegen kommen, da wurde sie unschön von der Seite angerempelt. Pansy machte sich den Weg frei. Noch bevor Aurelia etwas erwidern konnte war die Slytherin bereits vorne bei ihrem Partner welcher ihr die Hand hinhielt. Draco Malfoy. Er trug einen schwarzen Smoking mit Fliege, lediglich das Hemd darunter war weiß. Die Haare waren etwas gründlicher zurückgegelt und immer noch stützte er sich auf seinem Gehstock ab. Pansy nahm seine Hand und ignorierte Aurelia vollkommen.
 

Dean musste Aurelia zwei Mal ansprechen, ehe diese reagierte. „Entschuldige. Pansy Parkinson hat mich geschubst.“, erwiderte sie nur darauf, war leicht rot um die Nase geworfen, weil sie ihren Partner nicht mehr bemerkt hatte. „Schon okay. Ich sagte du siehst wunderschön aus.“, wiederholte er seine Worte die er bereits vor wenigen Sekunden gesagt hatte. Aurelia bedankte sich kleinlaut, hackte sich nun am Arm von Dean ein.
 

Sie bemerkte das Ron irgendwo an der Seite stand und immer mal wieder flüchtige Blicke zu Hermine warf. Offensichtlich war er zu schüchtern und gleichzeitig zu stolz wegen der kleinen Auseinandersetzung, dass er sie nicht von sich aus abholen wollte. „Entschuldige mich.“, mit diesen Worten löste sie sich von Dean, welcher ihr nur verwundert nachsehen konnte.

Aurelia lief zu Ron, zog diesen kurzerhand - noch bevor er etwas sagen konnte - am Ohr zu sich runter. „Ronald Weasley! Da drüben steht deine bezaubernde Begleiterin. Wenn du hier nicht den ganzen Abend alleine bleiben möchtest, würde ich schnell die Beine in die Hände nehmen und zu ihr gehen.“
„Schon gut, schon gut! Lass mein Ohr los, bitte!“, jammerte dieser auf die Ansage, rieb sich das rote Ohr als dieses wieder frei war. Er rückte den Kragen seines blauen Anzuges zurecht - wieder war es ein Anzug eines seiner Brüder, mit viel Rüschen und möglichst auffällig. Schließlich lief er auf Hermine zu. Von weitem Konnte Aurelia sehen wie sich ihre Freundin erobern ließ. Sie ließ Ron zappeln und es dauerte ausgesprochen lange, bis sie sich schließlich an einem Arm einhackte. Schmunzelnd ging Aurelia wieder zu ihrem Partner. „Entschuldige. Ich musste noch kurz etwas in Ordnung bringen.“
 

Das Fest nahm seinen Lauf. Es wurde gelacht, getanzt und gefeiert. Aurelia hatte sichtlich Spaß, wenn auch nicht immer mit ihrem Partner. Dean war nett und sie konnte sich mit ihm unterhalten, jedoch konnte sie ihm nicht das geben, wonach dieser vergeblich suchte. Sie hatte einfach kein großes Interesse an ihm, so sehr sie sich auch anstrengen mochte. Dennoch wollte sie ihm die Feier nicht verderben, also tanzte sie mit ihm, nur zu langsamer Musik wollte sie nicht, was bei so einem munteren Fest aber nicht vorkam. Kaum hatte sie den Gedanken, kam bereits ein romantisches Lied. Das blonde Mädchen schluckte schwer, als sie in die erwartungsvollen Augen Deans blicken musste. Sie lächelte schief. „Tut mir Leid ich muss kurz raus.“, war das einzige was sie von sich gab, ehe sie bereits schnellen Schrittes aus dem Gebäude lief. Dean wollte ihr folgen, doch dies wusste sie abzuweisen, also blieb er mit den anderen im Gebäude.
 

Aurelia stützte ihre Hände draußen angekommen auf den Knien ab. Verwundert über sich selbst versuchte sie ihre Atmung wieder zu normalisieren. Sie hatte keine Angst vor Nähe, das war es nicht. Sie wollte Dean lediglich keine Hoffnungen machen und ihm womöglich sogar das Herz brechen müssen. „Das war knapp…“, flüsterte sie in den ruhigen Sternenhimmel. Niemand war außer ihr da, natürlich nicht. Alle anderen tanzten vermutlich genau in dieser Sekunde eng umschlungen. Bei solchen Feierlichkeiten machten sogar die Lehrer Ausnahmen. Solche Nähe war zwischen den einzelnen Schülern in der Schule sonst nicht gerne gesehen.
 

Tief atmete das junge Mädchen ein, lächelte in den wunderschönen Sternenhimmel, strich sich mit einer Hand durch das Haar. Sie war einige Schritte gelaufen, wunderte sich dennoch, als sie die Schule nur noch in kleinerer Form erblickte, da sie wohl weiter gelaufen war als sie angenommen hatte. Aurelia machte kehrt um wieder zur Schule zu laufen. Es war wohl genug Zeit vergangen und es würde bestimmt wieder muntere Musik laufen, da musste sie niesen. „Das auch noch…“, murmelte sie unbeholfen, rieb sich ihren nackten Oberarm. Da sie so schnell gelaufen war, war ihr bis eben nicht aufgefallen, dass draußen die Luft immer noch kalt war.
 

„Lernst du denn gar nichts?“, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme. Von weitem erblickte sie ihn auch schon. Da stand er in seinem perfekt geschnittenen Smoking, mit einer Hand auf den Gehstock gelehnt. Draco Malfoy. Was tat er denn hier?

Aurelia blieb einen Augenblick mit gerunzelter Stirn stehen, ehe sie weiter auf ihn zulief, er aber blieb stehen. Einige Meter vor ihm blieb sie schließlich stehen. „Verfolgst du mich?“, wollte sie direkt wissen. Es gab sonst keinen Grund dass er hier war. Einen Spaziergang wollte er sicher nicht machen, dafür hinderte ihn sein Bein daran.
 

„Du bist selten dämlich.“, gab er augenrollend von sich, überbrückte nun selbst die wenigen Meter die ihn von der Gryffindor entfernten. Noch bevor diese etwas erwidern konnte hatte sich Draco seinen Smoking ausgezogen und Aurelia über die Schultern geworfen. „Das ist das Selbe als würde ich einen Tag nach dem Bruch wieder auf den Besen steigen und Quidditch spielen. Ich dachte du bist vernünftiger.“ Und nun verstand Aurelia. Er spielte darauf an, dass sie erst kurze Zeit wieder aus dem Krankenflügel raus war und nun mitten im kalten Abend leicht bekleidet draußen spazieren ging. Doch wieso interessierte ihn das? War er extra deshalb hergekommen?
 

Aurelia zog sich den Smoking etwas weiter über die Schultern. Er war schön warm, da Draco ihn eben noch selbst getragen hatte, ehe sie diesen fragend ansah. „Oh bitte guck mich nicht so an.“, schnaubte er genervt, löste seine Fliege und schob sie sich in die Hosentasche. „Das hält doch keiner aus sowas. Schnulzige Musik und jede Frau schmeißt sich dir sofort an den Hals.“ Das war mehr oder minder die Erklärung weshalb er nicht mit Pansy tanzte sondern draußen war. Der selbe Grund, der Aurelia hierher geführt hatte. „Warum du nicht mit deinem Freund tanzt wundert mich aber.“, fügte er hinzu, musterte das zierliche Mädchen langsam von Kopf bis Fuß.

„Er ist nicht mein Freund.“, widersprach sie. „Und du hast keine Lust eng umschlungen mit Pansy der Romantik zu verfallen?“, kicherte Aurelia. Draco sah seine Gegenüber eine Weile schweigend an, wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob sie wirklich keine Lust hatte mit diesem Thomas zu tanzen, wurde aber wieder aus seinen Gedanken gerissen: „Du kannst bestimmt einfach nur nicht tanzen. Dass du bei den schnellen Liedern nicht getanzt hast versteh ich ja, aber bei sowas langsamen kannst auch du mit deinem Bein mitmachen.“ Aurelia grinste.
 

Draco rang nach Worten um sich zu rechtfertigen, jedoch verließ kein vernünftiges seine Lippen.

„Hatte ich also recht dass du nicht tanzen kannst.“, bestätigte die Blondine sich selbst, drehte sich einmal kichernd um sich selbst. Es war eine kleine Genugtuung Malfoy bloß zu stellen, wenn es auch nur wegen einer Kleinigkeit war. Kaum stand sie wieder auf beiden Füßen vor ihm, hörte sie eine leise Melodie - ähnlich wie die im Haus - gefolgt von einem stumpfen Laut. Dracos Gehstock war zu Boden gefallen, denn dieser hatte nun eine Hand des blonden Mädchens in seine eigene genommen, die andere bettete er oberhalb ihrer Hüfte und zog sie näher an sich ran.
 

Der Smoking fiel zu Boden, denn er hatte keinen Halt mehr auf den zierlichen Schultern. „Ich kann sehr wohl tanzen.“, stellte er knapp und erstaunlich ruhig fest, blickte erst kurz über Aurelias Kopf hinweg, ehe er ihren Blick traf. Da die Gryffindor Schülerin nichts von sich gab, begann Draco sich mit ihr zur leisen Melodie zu bewegen. Zögerlich folgte Aurelia, immer noch unsicher darüber was gerade geschah. Tanzte sie gerade mit Draco? Tanzte sie gerade mit Draco Malfoy? Tanzte sie gerade mit Draco Malfoy unter den Sternen vor der Schule zu herbeigezauberter Musik? Wäre sie nicht gerade selbst mit dabei, würde sie kein Wort davon glauben. Sie wusste ja das Draco alles unter Beweis stellen musste was er konnte wenn es jemand abstritt, aber das war selbst für ihre Vorstellungskraft zu viel.
 

Ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust. Sie führte es darauf zurück, dass ihr die Situation Unbehagen bereitete, denn sie tanzte wortlos mit. Sie konnte aber nicht leugnen dass es ihr gefiel. Mit Dean wollte sie so nie tanzen und nun tanzte sie ohne Aufforderung mit Draco genau so. „Okay…“, flüsterte sie leise, verkrampfte sich nicht mehr all zu sehr und ließ sich führen. Er war ein guter Tänzer, denn sie selbst hatte keine Ahnung wie man Walzer, Standart oder irgend einen anderen Tanz tanzte, doch sie fühlte sich sicher unter seiner Führung.
 

„Also läuft da nichts zwischen dir und… wie heißt er? Thomas? Dean Thomas?“, fragte Draco leise, holte Aurelia somit wieder in die Gegenwart. Sie sah zu ihm hoch, konnte seinen Blick jedoch nicht fangen, da Draco starr über sie hinweg blickte. „Nein. Eifersüchtig?“, gluckste sie amüsiert. Der blonde Slytherin zischte auf und löste sich schließlich von ihr, ließ auch die Musik verstummen. „Genau. Das ist es.“, gab er nur genervt zurück, bückte sich runter und Aurelia dachte, dass er den Smoking wieder anziehen wollte, doch er warf ihn ihr wieder über die Schultern und ging einfach wieder auf das Gebäude zu, so schnell er eben konnte. Sie selbst blieb noch zurück, zog den Smoking wieder etwas über die Schultern und blickte hoch zu den Sternen.
 

„Werd mal einer aus dir schlau, Draco Malfoy.“



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